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Clonidin und Dexmedetomidin - Dr. Dietmar Weixler

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eträgt 94%, die Elimination erfolgt hepatisch als Glukuronid (108). Aus diesen Daten folgt,<br />

dass <strong>Dexmedetomidin</strong> für eine intravenöse Titration gut steuerbar ist.<br />

Klinisch sind die Patienten am Respirator sehr ruhig, scheinen zu schlafen, sind aber leicht<br />

erweckbar <strong>und</strong> sehr kooperativ (108,118). Die kognitiven Leistungen sind vom Pharmakon<br />

unbeeinträchtigt. Das Ausmaß an Amnesie, das mit <strong>Dexmedetomidin</strong> erreicht wird, bleibt<br />

unklar (118). Die wesentlichen unerwünschten Wirkungen sind Hypotension, Hypertension,<br />

Übelkeit <strong>und</strong> Bradykardie (112). Die Therapie mit <strong>Dexmedetomidin</strong> beginnt mit einer loading<br />

dose von 6µg/kg/h. Wenn diese über 20 Minuten verabreicht wird, sind unerwünschte<br />

Kreislaufreaktionen selten (118). <strong>Dexmedetomidin</strong> ist nicht mit Toleranz assoziert,<br />

beeinträchtigt die Funktion der Leukozyten nicht <strong>und</strong> hat nur eine minimale Supression der<br />

adrenalen Steroidgenese zur Folge.<br />

Indikationen/Intensivmedizin: Sedierung kritisch Kranker, Respiratorentwöhnung,<br />

Entzugstherapie nach längerer Verabreichung von Bezodiazepinen <strong>und</strong> Opioiden auf<br />

Intensivstationen, Detoxifikation von Opioidabhängigen in Narkose, Alkohol- <strong>und</strong><br />

Medikamentenentzug, Agitation bei nichtinvasiver Beatmung (CPAP, BIPAP,ASB über<br />

dichtsitzende Gesichtsmaske). Dosierung: loading-dose 6µg/kg/h für 20 Minuten, dann 0,2-<br />

0,7µg/kg/h nach Ramsey-score (73,122,124).<br />

Conscious Sedation: Wachkraniotomie (1 Fallbericht, 119), das Fehlen einer<br />

Atemdepression beim cortical mapping scheint ein wesentlicher Vorteil des <strong>Dexmedetomidin</strong><br />

zu sein. Eine weitere sinnvolle Indikation könnte die Sedierung von rekonstruktiven<br />

Gefäßoperationen in Regionalanästhesie sein (Carotis-TEA, femoropoplitealer Bypass etc.),<br />

da hier ein Kollektiv mit kardialen Risikofaktoren von einer Sympathikolyse <strong>und</strong> dem Schutz<br />

vor Myokardischämie profitieren könnte (120).<br />

Mögliche sinnvolle Indikationen für α2-Agonisten in der Zukunft:<br />

Endoskopie: für schmerzhafte oder langwierige endoskopische Verfahren (ERCP, operative<br />

Colonoskopie etc.) wäre eine Prämedikation mit <strong>Clonidin</strong> oder eine Sedoanalgesie mit<br />

<strong>Dexmedetomidin</strong> möglicherweise aus mehreren Gründen sinnvoll: a) analgetische Wirkung<br />

b) Reduktion der gastrintestinalen Motilität <strong>und</strong> Sekretion c) Sedierung bei erhaltener<br />

Kooperation d) kardiale Stressreduktion (bei Endoskopien kommt es mit, aber auch ohne<br />

Sedierung zu Abfall der Sauerstoffsättigung, zu Blutdruckspitzen <strong>und</strong> tachykarden Phasen)<br />

e) Reduktion von Übelkeit <strong>und</strong> Brechreiz (stört Komfort <strong>und</strong> Untersuchung) f) keine<br />

Atemdepression wie bei den anderen Sedativa g) Anxiolyse<br />

Ophthalmologische Operationen in Lokalanästhesie: die meist hochbetagten Patienten<br />

haben häufig ein hohes kardiopulmonales Risikoprofil <strong>und</strong> disponieren zu paradoxen<br />

Reaktionen <strong>und</strong> zu Atemwegskomplikationen durch Sedativa. <strong>Dexmedetomidin</strong> reduziert den<br />

Augeninnendruck. Limitierend könnte die Existenz des okulovagalen Reflexes sein.<br />

Gefäßchirurgie in Regionalanästhesie: es findet sich ein Kollektiv mit hohem kardialen<br />

Risiko <strong>und</strong> (langzeitige) Operationen mit schlechtem Patientenkomfort. Bei Carotis-TEA<br />

wäre die neurologische Funktion durch <strong>Dexmedetomidin</strong> unbeeinträchtigt. Der reduzierte<br />

arterielle Mitteldruck könnte geringere operativen Blutverlusten zeitigen. Die selbe<br />

Argumentation wäre auf orthopädische Operationen in Regionalanästhesie anwendbar.<br />

Limitierend für eine kontinuieliche Sedierung mit <strong>Dexmedetomidin</strong> könnte die Dauer der<br />

Operationen sein, für kurze Eingriffe ist möglicherweise eine einmalige intramuskuläre<br />

Injektion eher angemessen: Bronchoskopie. Unbeeinträchtigte Atemfunktion,<br />

Bronchodilatation, Analgesie <strong>und</strong> Anxiolyse sprechen für α2-Agonisten.<br />

Literatur beim Verfasser

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