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ausdrücken (BMFSFJ, 6. Familienbericht 2000, S. 109).<br />

Die in den Untersuchungen zum Familienbericht zu Tage tretende starke Familiensolidarität<br />

wurzelt nicht nur in den Traditionen, sie ist auch in der Minderheitensituation<br />

begründet.<br />

Für gesellschaftlich wenig angesehene und benachteiligte Gruppen gewinnt die Familie<br />

eine besondere Bedeutung als sozialer und psychischer Stützpunkt.<br />

Für diese Hypothese spricht auch der höhere Grad wechselseitiger Empathie im<br />

Vergleich zu den im Herkunftsland Türkei untersuchten Familien (Nauck 2000, S. 388).<br />

Durch die Schrumpfung der verwandtschaftlichen und nachbarschaftlichen Netzwerke in<br />

der Migrationssitation wächst die wechselseitige Angewiesenheit der Mitglieder der<br />

Kernfamilie. Es verdichten und intimisieren sich die familiären Interaktionen und die<br />

Beziehungen orientieren sich auch wegen der Abnahme der sozialen Kontrolle weniger<br />

an rigiden Rollenstrukturen.<br />

Interessant ist auch die Feststellung des Familienberichtes, dass die verwandtschaftlichen<br />

Netzwerke der Migranten eher gewisterlich affiliert sind als patrilinear, da die Großeltern<br />

meist im Heimatland geblieben sind, wodurch die auf die Alten fixierte Konkurrenz unter<br />

der eingewanderten Geschwistern, Cousinen und Cousins abgemildert wird.<br />

Die Geschwistersolidarität scheint sich auch auf die nachwachsenden Generationen zu<br />

übertragen. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen nennen Geschwister als enge<br />

Bezugspersonen – auch wenn diese schon ausgezogen sind (BMFSFJ, 6. Familienbericht<br />

2000, S. 114).<br />

Zusammenfassend lassen sich die Unterstützungspotenziale der Migrantenfamilien<br />

folgendermaßen differenzieren.<br />

Die Familienmitglieder unterstützten sich materiell in einem hohen Maße wechselseitig:<br />

- Die Eltern finanzieren die weiterführende Ausbildung maßgeblich – FH-Studenten<br />

mit Migrationshintergrund finanzieren ihr Studium zu 48 % durch elterliche<br />

Zuwendungen (Deutsche nur zu 26 %). 54% leben im Haushalt der Eltern (Deutsche<br />

33%) (Gaitanides/Kirchlechner 1996, S. 72).<br />

- Viele Eltern kaufen ihren Kindern in der Studien- bzw. Familiengründungsphase<br />

Wohnungen .<br />

- Sie stellen ihre Ersparnisse für Versuche der Kinder sich selbstständig zu machen zur<br />

Verfügung.<br />

- Die Kinder sind bereit, ihre Eltern mit hohen Summen im Alter – resp. in Notsituationen<br />

– zu unterstützen (Nauck 2000, S. 368f)<br />

Die verwandtschaftlichen Netzwerke stellen ein “Soziales Kapital” Kapital dar -<br />

durch die Vermittlung von Wohn-, Ausbildungs-, Arbeitsgelegenheiten (u.U.<br />

bundesweit und transnational).<br />

Kinder sind wichtige Integrationshelfer. Sie vermitteln sprachliches und Orientierungs-Wissen<br />

an die sprachunkundigere Elterngeneration. Sie übersetzen bei Ärzten<br />

und Behörden.<br />

Die protektive Zuwendung der Familienmitglieder und die Verläßlichkeit der<br />

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