OBR Dipl.-Ing. H. Muczska
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Der Einsatz mit Gefährlichen Stoffen im Wandel der Zeit –<br />
ein Vierteljahrhundert im Rückblick<br />
oder<br />
Feuerwehr-Schadstoffeinsatz – quo vadis?<br />
Die Zeiten ändern sich ......<br />
Nicht nur im täglichen Leben.<br />
Sachgebiet 4.6 „Schadstoffe“ des ÖBFV<br />
<strong>Dipl</strong>.-<strong>Ing</strong>. Hans Mucska, <strong>OBR</strong><br />
Unser tägliches Leben ist geprägt von „schneller – weiter – höher“; Erreichbarkeit<br />
rund um die Uhr via Handy und Internet ist nicht nur „kaum mehr wegzudenken“ – das<br />
ist obligatorisch.<br />
Kurze Reaktionszeiten und vor allem die richtige Reaktion zum richtigen Zeitpunkt<br />
sind wichtiger denn je.<br />
Die Ansprüche werden größer ......<br />
Nicht nur im täglichen Leben.<br />
Die fachliche Kompetenz beim Einsatz ist gefragter, die Ansprüche an das Wissen<br />
sind höher denn je.<br />
Hinzu kommt die kritischere Haltung der Bevölkerung den Einsatzkräften<br />
gegenüber; Unzulänglichkeiten, „Schnitzer“ oder Fehler werden nicht mehr als<br />
solche hingenommen, sie werden fallweise von den Medien künstlich aufgeblasen,<br />
und es drohen Klagen gegen und Verurteilungen der Einsatzleiter.<br />
Welche Veränderungen haben sich die letzten Jahrzehnte tatsächlich abgespielt, und<br />
welche zukünftigen Szenarien sind denkbar und möglich?<br />
1. BESTANDSAUFNAHME<br />
1.1. GEFAHRGUT-TRANSPORT<br />
Der Schwertransport auf allen Verkehrsträgern zu Lande und Wasser hat sich in den<br />
vergangenen Jahren dramatisch entwickelt.<br />
Zuerst das Positive:<br />
Das Zusammenwachsen der europäischen Staaten hat zu einer deutlichen Abnahme<br />
von „rollenden Bomben“ auf der Straße und Schiene geführt.<br />
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Der technische Standard von Fahrzeugen ist deutlich besser geworden, und hinzu<br />
kommt, dass verstärkte Kontrollen auf den Straßen und harte Strafen für technische<br />
Mängel zu einem Umdenken der Verantwortlichen geführt hat.<br />
Das Negative:<br />
Die Vielfalt an transportierten Waren – naturgemäß auch von Gefährlichen Gütern –<br />
ist deutlich gestiegen.<br />
Ebenso stieg und steigt der Wunsch der Versender/Empfänger/Transporteure, die<br />
Ladungsmenge pro Straßentransporteinheit anzuheben.<br />
Die Transportvorschriften sind komplizierter geworden, ebenso die Variationen der<br />
Kennzeichnung von Transporteinheiten und Versandstücken.<br />
1.2. STRAHLENSCHUTZ<br />
Die Entwicklung der Strahlenschutzausrüstung und –ausbildung hat sich (zumindest in<br />
Österreich) nach der Katastrophe von Tschernobyl stark verändert.<br />
Bis 1986 schlief der Strahlenschutz in Österreich – nicht zuletzt mangels handfester<br />
Gefahrenszenarien, unser einziges Kernkraftwerk war bereits vor seiner Eröffnung ein<br />
Museum – einen Dornröschenschlaf.<br />
Danach verlief die gerätetechnische Aufrüstung von Dosisleistungsmessgeräten (vom<br />
EMB 3 bzw. EMD 2D zum Automess 6150 AD2), Dosiswarnern (zum DIXI und ADOS) sowie<br />
anderen Messgeräten rasant.<br />
1.3. BIO-EINSÄTZE<br />
In den 80ern gab es (ab und zu) Probleme, wenn aufgrund von Seuchenteppichen der<br />
Ausbruch von Maul- und Klauenseuche den Einsatz von Rettung und Feuerwehr behinderte.<br />
Die Vorschriften für Labors, Kliniken u. dgl. waren eher spartanisch, von L, S, P oder RG<br />
(jeweils 1-4) war nicht die Rede.<br />
Die boomende Bio-Technologie einerseits, aber auch die weltweite Vernetzung (Ferien- und<br />
Geschäftsreisen) andererseits haben dazu geführt, dass der Umgang mit hochinfektiösen<br />
Erregern mittlerweile auch zum Repertoire von Feuerwehren gehören muss.<br />
1.4. DEKO<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Einsatzkräfte bei der Ausübung ihrer Tätigkeit mit<br />
Gefährlichen Stoffen kontaminieren, ist während der letzten Jahrzehnte kontinuierlich<br />
gestiegen.<br />
Ebenso höher ist die Gefahr, mit Stoffen oder Mikroorganismen in Berührung zu kommen,<br />
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deren „korrekte Behandlung“ besonders für den Betroffenen, aber auch für seine<br />
Ausrüstung von hoher Bedeutung ist.<br />
Schließlich hat – wenn man den Medien Glauben schenkt – die Gefahr von ABC-<br />
Terroranschlägen deutlich zugenommen, sodass vor allem im Rahmen von<br />
Großveranstaltungen immer mit einem solchen Ereignis zu rechnen ist.<br />
Massenanfall von Verletzten, Massen-Deko etc. stehen im Raum ......<br />
1.5. KFZ-TECHNOLOGIEN<br />
Der Umweltgedanke ist – auch auf Umwegen – bei den Feuerwehren eingezogen. Nämlich<br />
dadurch, dass wir es plötzlich auch mit alternativen Antrieben zu tun haben.<br />
Die Energie – früher praktisch bei allen Fahrzeugen Benzin oder Diesel – wird nun auch in<br />
Form von Gasen (Erdgas / 200bar und Wasserstoff / bis 700bar) mitgeführt, oder es<br />
kommen Energiespeicher in Form von „Hochspannungsakkumulatoren“ (~500V) zum Einsatz.<br />
Jede Art von unerwünschter Energiezufuhr (wie Unfall oder Brand) kann zu einer<br />
gefahrbringenden Auswirkung auf die Energiespeicher führen und deren mechanische<br />
Festigkeit unheilvoll verändern.<br />
1.6. ANALYTIK<br />
Die Analytik von Schadstoffen beschränkte sich in der Vergangenheit auf die Bestimmung<br />
von pH-Wert (Testpapier) / Öl in Wasser (Teststreifen) / evtl. auch noch Gase in der Luft<br />
(Prüfröhrchen oder Ex-/Ox-Meter).<br />
Diese einfachen Tests haben sich in den letzten Jahren um einiges erweitert.<br />
IMS (Ionen-Mobilitäts-Spektrometer), PID (Photo-Ionisationsdetektor), EC<br />
(elektrochemische Zellen) sind mittlerweile fast schon unteres Niveau, RFA (Röntgen-<br />
Fluoreszenz-Analysator), darüber hinaus sind GC-MS (Gaschromatograph mit<br />
Massenspektrometer) und Prüfsets für Mikroorganismen bei manchen (Stützpunkt-)<br />
Feuerwehren fix integriert.<br />
1.7. REAKTIONEN AUF NEUE ENTWICKLUNGEN –<br />
AUSRÜSTUNG, AUSSTATTUNG, AUSBILDUNG<br />
Die technischen und technologischen Entwicklungen haben sich auch auf die Ausrüstung<br />
und Ausstattung von Einsatzkräften nachhaltig ausgewirkt.<br />
Nur positiv?<br />
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Am Beispiel „KFZ-Entfernung“:<br />
Früher<br />
Heute<br />
Hebegerät Transportmittel<br />
Hebebaum<br />
(Hebelwirkung)<br />
hydraulischer<br />
Fahrzeugheber<br />
Schaufeln (unter die<br />
Räder), wegschleifen<br />
4 Stk. Transportroller<br />
Erforderliche<br />
Kenntnisse<br />
Wenig (Hebelgesetz) Gering<br />
Bedienung des<br />
Wagenhebers<br />
technischer Aufwand /<br />
Kosten<br />
Mittel<br />
Wie stark haben sich diese Entwicklungen auch in Hinblick auf die notwendige geistige<br />
Aufrüstung der Einsatzkräfte ausgewirkt?<br />
2. WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?<br />
2.1. GEFAHRGUT-TRANSPORT<br />
Wohin entwickeln sich die Dimensionen bei Transport Gefährlicher Güter?<br />
Steigt die Menge je Transporteinheit?<br />
38t -> 40t -> 44t -> ??t – das technisch Machbare ist in Europa noch lange nicht erreicht,<br />
wie der Blick auf andere Kontinente zeigt.<br />
Verändert sich die von den Stoffen ausgehende Gefahr?<br />
2.2. STRAHLENSCHUTZ<br />
Die Interventionsverordnung in Ö (BGBl. II 145/2007) stellt die Verantwortlichen vor<br />
allem innerhalb der Berufsfeuerwehren vor das Problem, ob und – wenn ja - wie viele<br />
Mitarbeiter als Interventionspersonal gelten (müssen).<br />
Die Novelle 2010 des Maß- und Eichgesetzes sieht derzeit vor, dass auch Dosis- und DL-<br />
Mess- und –warngeräte der Feuerwehren geeicht werden müssen.<br />
Dies hätte zur Folge, dass von allen Strahlenschutzstützpunkten sämtliche derartige<br />
Geräte regelmäßig (jährlich?!?!) gegen nette Kostenbeiträge eingezogen würden ......<br />
2.3. BIO-EINSÄTZE<br />
Die oben genannte Entwicklung wird sich wahrscheinlich auch in der Zukunft nicht positiv<br />
verändern.<br />
Die haben Vogel- und Schweinegrippe in den vergangenen Jahren gezeigt.<br />
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2.4. DEKO<br />
So rasch, wie sich die gefährlichen Eigenschaften verschiedenster Chemikalien und/oder<br />
Mikroorganismen entwickeln, müssen sich auch die Einsatzorganisationen auf die<br />
gestiegenen Anforderungen anpassen.<br />
Wie sehr lässt sich allerdings die geistige und mentale Stärke unserer Leute steigern?<br />
„Du musst jetzt noch zwei Stunden im CSA bleiben, schneller wirkt das Deko-Mittel leider<br />
nicht! ......<br />
2.5. KFZ-TECHNOLOGIEN<br />
Notfallkarte – Bericht „news.orf.at“ bzw. „oeamtc.at“<br />
Helfer wollen alle Infos auf einem Blatt<br />
"Diese Infos gehören ins Auto. Das muss Standard werden."<br />
"Leider hat jede Medaille auch eine Schattenseite", hat ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang am Dienstag<br />
ein seit Jahren wachsendes Problem der Einsatzkräfte auf den Punkt gebracht: Dass Autos immer<br />
sicherer werden, verwandelt sich nach einem Unfall oft in einen Nachteil.<br />
"Crashsichere Autos sind für die Retter der Feuerwehr schwerer zu knacken", so Lang auf einer<br />
gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Österreichischen Bundesfeuerwehrverband (ÖBFV). Dazu<br />
kommt noch die moderne Fahrzeugtechnik, von der zusätzliche Gefahren ausgehen können.<br />
Ein falscher Schnitt genügt<br />
Früher habe ein "fast beliebiger Schnitt mit der Bergeschere das Opfer befreit". Wenn heute ein<br />
"Schnitt falsch angesetzt wird und beispielweise der Gasgenerator eines Kopfairbags beschädigt wird,<br />
kann das fatale Folgen haben", nannte Lang als Beispiel.<br />
Dazu kommen noch seit Jahrzehnten immer massiver gebaute Karosserien, ein Gewirr von Elektronik im<br />
Fahrzeug und das Bemühen der Hersteller, all das auf immer weniger Raum unterzubringen - von neuen<br />
Fahrzeugtechniken wie Gas- oder Hybridmotoren ganz zu schweigen.<br />
Unbrauchbare "Leitfäden" der Hersteller<br />
Die modernen, ausgefeilten Designs bedeuten zudem, dass sich Fahrzeugkomponenten an immer<br />
unvorhersehbareren Stellen finden. Bei einer Bergung sei heute "exaktes Wissen über den jeweiligen<br />
Karosserie- und Elektronikaufbau des Fahrzeugmodells nötig", so der ÖAMTC.<br />
Zwar geben die Hersteller für jedes Fahrzeug "Rettungsleitfäden" heraus, meist jedoch in Form<br />
komplexer Handbücher. Für einen Noteinsatz sind sie damit nicht zu gebrauchen. Die Helfer fordern<br />
daher einheitliche Notfallkarten für jedes Fahrzeug.<br />
Alle Infos an einem Platz<br />
ÖAMTC und Feuerwehr schlagen vor, dass alle Hersteller die nötigen "Rettungsinformationen für jedes<br />
Pkw-Modell einheitlich auf einem DIN-A4-Blatt zusammenfassen und ab sofort in allen Neufahrzeugen<br />
im Bereich der Fahrersonnenblende einlegen".<br />
"Das muss Standard werden"<br />
"Diese Infos gehören ins Auto. Das muss Standard werden", so Lang. Auf der Karte vermerkt werden<br />
sollten etwa Angaben zu Lage und Anzahl der Batterien, der Airbags und der Sensorik, von<br />
Gasgeneratoren, Gurtstraffern und Daten zum Aufbau der Karosserie.<br />
Hinter der Fahrersonnenblende sollen die Informationen aufbewahrt werden, weil die Helfer durch das<br />
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Einschlagen der Windschutzscheibe - so diese nicht ohnehin schon geborsten ist - noch am leichtesten<br />
ins Fahrzeuginnere kommen.<br />
Statistik belegt Handlungsbedarf<br />
Die Notwendigkeit einer solchen Neuerung untermauerte der ÖAMTC durch Daten aus der<br />
Unfallanalyse: Sind bei einem Verkehrsunfall innere Organe verletzt, steigt das Sterblichkeitsrisiko<br />
ohne Behandlung im Dreiminutentakt um ein Prozent.<br />
"Die Einsätze nach Verkehrsunfällen steigen kontinuierlich", unterstrich ÖBFV-Präsident Josef Buchta<br />
außerdem - "nämlich von 2005 auf 2008 um 37 Prozent. Alleine von 2007 auf 2008 sind die<br />
Verkehrseinsätze um 17 Prozent gestiegen."<br />
Ist das Horrorszenario „.... es tut uns leid, wir können Sie nicht gleich aus dem Fahrzeug<br />
retten, wir müssen erst die Notfallkarte genau studieren ....“ Zukunftsmusik?<br />
2.6. ANALYTIK<br />
Welche Hilfsmittel könnten in der Zukunft den Schadstoffeinsatz erleichtern? Die<br />
„eierlegende Wollmilchsau“ ist nach wie vor nicht er- bzw. gefunden, die Bedienung von<br />
Analysegeräten – im Besonderen aber die Auswertung von Analyseergebnissen – bleibt<br />
immer mehr echten Spezialisten vorbehalten.<br />
Sollen / können die Einsatzkräfte mit ihren Arbeiten so lange warten, bis der<br />
Landeschemiker oder TUIS vor Ort sind und die Ergebnisse kundtun?<br />
2.7. REAKTIONEN AUF NEUE ENTWICKLUNGEN –<br />
AUSRÜSTUNG, AUSSTATTUNG, AUSBILDUNG<br />
Müssen unsere Einsatzfahrzeuge noch größer/schneller/ besser ausgerüstet sein,<br />
damit wir den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind?<br />
Muss Einsatzbekleidung noch stärker hitzeresistent sein, dazu auch noch Druckwellen<br />
aushalten und mechanischen Ansprüchen (Schnitte, umherfliegende Trümmer) noch<br />
besser genügen?<br />
Brauchen wir „Datenbanken onboard“?<br />
Sind Datenanbindungen über Digitalfunk / Internet an der Einsatzstelle erforderlich?<br />
Muss die Ausbildung unserer Mitarbeiter noch länger, noch differenzierter werden?<br />
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3. WIE GEHT’S WEITER?<br />
3.1. PRÄSENZ BEI/IN DEN EINSCHLÄGIGEN<br />
NATIONALEN GREMIEN.<br />
ÖBFV / DFV / vfdb<br />
Ministerien<br />
3.2. PRÄSENZ BEI/IN DEN EINSCHLÄGIGEN<br />
INTERNATIONALEN GREMIEN.<br />
CTIF<br />
Brüssel / Straßburg<br />
Genf (CEFIC)<br />
3.3. TEILNAHME AN / STIMMRECHT IN NORMENAUSSCHÜSSEN<br />
3.4. ......<br />
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