16.10.2013 Aufrufe

Artikel als PDF-Datei - Franz Hörmann

Artikel als PDF-Datei - Franz Hörmann

Artikel als PDF-Datei - Franz Hörmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Ein innovativer Versuch zu einer unorthodoxen Krisenerklärung<br />

Prof. Dr. Herbert R. Haeseler und Prof. Dr. <strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong> *)<br />

Inhalt<br />

1. Einleitung und Zielsetzung<br />

2. Der Geldbetrug<br />

2.1. Geld <strong>als</strong> „universelles Tauschmittel“?<br />

2.2. Ungedecktes, wertloses Geld <strong>als</strong> Betrugsinstrument<br />

3. Der Zinsbetrug<br />

3.1. Zinsen sind in endlichen Geldmengen niem<strong>als</strong> enthalten<br />

3.2. Zinsen wachsen exponentiell und vernichten die Realwirtschaft<br />

4. Der Eigenkapitalbetrug<br />

4.1. Die Entstehung der Residualgröße Eigenkapital<br />

4.2. Bilanzwerte sind undefinierte Rechengrößen!<br />

4.3. Die Aktivierung führt zur „Geldverdoppelung“<br />

4.4. Saldogrößen bieten keine Sicherheit!<br />

5. Der Rechtsformbetrug<br />

5.1. Römisches Sachenrecht <strong>als</strong> Grundlage des heutigen Gesellschaftsrechts!<br />

5.2. Verträge <strong>als</strong> „Eigentümer“?<br />

5.3. Der Trick amerikanischer Robber Barons des 19. Jahrhunderts<br />

6. Der Preisblasenbetrug<br />

7. Ein verlockendes alternatives Konzept<br />

8. Fazit und Ausblick<br />

Abstract<br />

Die meisten Grundlagen der heutigen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (sog. „normativer“<br />

Wissenschaften) sind seit Jahrhunderten bis Jahrtausenden unhinterfragte Dogmen.<br />

Unternehmen <strong>als</strong> „Gesamtsache“ entstammen terminologisch dem römischen Sachenrecht,<br />

die Zinswirtschaft geht sogar auf das zweite vorchristliche Jahrtausend (die<br />

*) ao. Univ. Prof. Dr. Herbert R. Haeseler, StB, Wirtschaftsuniversität Wien und Universität<br />

Graz, ao. Univ.-Prof. Dr. <strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong>, Wirtschaftsuniversität Wien und Universität<br />

Linz.<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 449


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

Zeit des sumerischen Reiches) zurück! Eigentum und Erbrecht sind, wenn man sie auf organische<br />

Leistungsgeflechte wie Unternehmen bezieht, keine sinnvollen Steuerungsmodelle,<br />

sondern Relikte aus der Feudalzeit und die doppelte Buchhaltung wurde von oberitalienischen<br />

Kaufleuten angewandt, wobei beliebige („Vermögens“-)Gegenstände ganz<br />

einfach (rechnerisch!) mit gesetzlichen Zahlungsmitteln gleichgesetzt wurden. Weder<br />

Wissenschaft noch Demokratie haben es jedoch in all dieser Zeit ernsthaft gewagt, diese<br />

„Grundlagen“ in Frage zu stellen. Auch in den staatssozialistischen Ländern wird wertloses<br />

„Zettelgeld“ verwendet, werden Zinsen gezahlt und es wird doppelt gebucht. Aus<br />

diesen Gründen bestand und besteht zwischen diesen (vermeintlich verschiedenartigen<br />

zwei) Systemen auch aus wissenschaftlicher Sicht kein relevanter Unterschied – der Zusammenbruch<br />

des Kommunismus hatte die gleichen Gründe wie der Zusammenbruch<br />

der „freien Marktwirtschaft“ (früher Kapitalismus genannt): aus wissenschaftlicher Sicht<br />

absurde Modelle, deren praktische Anwendung erfahrungsgemäß in identischen Intervallen<br />

zwangsläufig zum Zusammenbruch führte. Die meisten dieser „Modelle“ wurden<br />

ursprünglich sogar <strong>als</strong> Betrug erdacht und umgesetzt. Durch Umbenennung und Indoktrination<br />

der gesellschaftlichen Eliten wurde dieses „System“ jedoch mit einer Aura der Rationalität<br />

und Wissenschaftlichkeit umgeben. Wissenschaft – ernsthaft und im Sinne des<br />

Gemeinwohls betrieben – kann aber nicht nur die Ursachen der Systemzusammenbrüche<br />

exakt verorten, sondern auch eine bessere, nachhaltige und gerechte Wirtschaftsordnung<br />

entwerfen sowie die dazu erforderlichen Transformationsschritte definieren!<br />

„Speaking the Truth in times of universal deceit is a revolutionary act“<br />

George Orwell<br />

1.<br />

Einleitung und Zielsetzung<br />

Ungedeckte Wertsymbole (Banknoten und Münzen) <strong>als</strong> gesetzlich normiertes „Geldvermögen“,<br />

Forderungen auf in der endlichen Geldmenge nie vorhandene Zinsen <strong>als</strong> „Wachstum“,<br />

Doppik <strong>als</strong> Geldverdoppelungsmechanik, Dokumente <strong>als</strong> „Eigentümer“ sowie Pyramidenspiele<br />

<strong>als</strong> „Preisblasen“ – wer das System der sog. freien Marktwirtschaft hinterfragt,<br />

muss darüber erstaunt sein, dass sich Hungersnöte und andere Mangelerscheinungen bisher<br />

weitestgehend auf die Dritte Welt beschränkten.<br />

Vertraut man der Wirtschaftspresse und den Medien, so ist es der globalen Elite bravourös<br />

gelungen, „die Krise“ zu stoppen und den Zusammenbruch des Wirtschaftssystems<br />

zu verhindern. Die größte europäische Volkswirtschaft (diejenige Deutschlands) befindet<br />

sich angeblich sogar schon wieder auf Wachstumskurs, sodass ganz Europa vermutlich<br />

demnächst wieder in den Genuss eines nachhaltigen Konjunkturaufschwungs gelangen<br />

sollte. Soweit <strong>als</strong>o die politische „Propaganda“.<br />

Nach dieser Ideologie können <strong>als</strong>o offensichtlich eine zu hohe Verschuldung mittels einer<br />

noch höheren Verschuldung saniert und Nachfrageeinbrüche konsequent durch „Sparpolitik“<br />

saniert werden.<br />

450 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Die „Finanzmärkte“ zu regulieren, scheint hingegen hochgradig und schrecklich kompliziert,<br />

die Bereitstellung von Steuergeld in Höhe des doppelten Staatshaushalts (in Deutschland)<br />

für insolvente Banken unter mehrfachem Bruch des Staatsgrundgesetzes hingegen<br />

„alternativlos“. Konsequent benötigen nunmehr exakt die gleichen Banken aberm<strong>als</strong> finanzielle<br />

Mittel in mehrstelliger Milliardenhöhe.<br />

Vielleicht sind die Probleme ja viel einfacher lösbar <strong>als</strong> Politik und Lobbyisten glauben?<br />

Könnte es sein, dass sie dafür einfach nur die f<strong>als</strong>chen Begriffsnamen verwenden, Formulierungen<br />

nämlich, die ursprünglich zur Verschleierung von Betrugsmodellen eingeführt,<br />

später durch der Gehirnwäsche ähnliche Methoden der jeweils nächsten Generation<br />

indoktriniert wurden, aus theoretischer wie praktischer Perspektive aber einfach keinen<br />

Sinn ergeben?<br />

In der Zeit „nach der Krise“ wird Ökonomie jedenfalls völlig anders funktionieren und<br />

verstanden werden oder aber <strong>als</strong> Wissenschaft komplett entsorgt worden sein. Um diese<br />

„Post-Krisen-Ökonomie“ heute schon vorzubereiten, sollte daher zunächst die aktuelle<br />

Terminologie hinterfragt und auf ihre Tauglichkeit überprüft werden.<br />

Wenn im nachfolgenden Text laufend der Begriff „Betrug“ verwendet wird, meinen die<br />

Autoren damit nicht einen konkreten, strafrechtlichen Tatbestand, sondern eher den „unschuldigen<br />

Betrug“, der auch John Kenneth Galbraith in seinem Werk „Die Ökonomie des<br />

unschuldigen Betrugs – Vom Realitätsverlust der heutigen Wirtschaft“ vorschwebte. Eine<br />

„Geschäftsphilosophie“, die vor Jahrhunderten <strong>als</strong> Betrug erdacht und entwickelt wurde, an<br />

die sich aber, u.a. auch durch Umbenennung und Indoktrination, der Großteil der Gesellschaft<br />

einfach gewöhnt hat, lässt sich daher jederzeit weiterhin (sogar gesetzeskonform!)<br />

praktizieren. Es muss jedoch warnend darauf hingewiesen werden, dass die Mehrheit der<br />

Bevölkerung den von uns hier in diesem, historischen Sinne gebrauchten, Begriff in naher<br />

Zukunft durchaus auch <strong>als</strong> strafrechtlich relevant interpretieren könnte!<br />

2.<br />

Der Geldbetrug<br />

2.1. Geld <strong>als</strong> „universelles Tauschmittel“?<br />

Bei der Idee von Geld <strong>als</strong> „universellem Tauschmittel“ handelt es sich um eine grobe Vereinfachung,<br />

da dies schon rein logisch unmöglich ist und sie sollte daher umgehend aus<br />

den Lehrbüchern eliminiert werden! Ein „universelles Tauschmittel“ bedeutet, dass je ein<br />

Stück einer beliebigen Sache gegen je ein anderes Stück einer beliebig anderen Sache getauscht<br />

werden kann (<strong>als</strong>o ein gefangener Fisch gegen einen Speer, ein Speer gegen ein<br />

Schwein, ein Schwein gegen ein Haus). Wenn hingegen eine Stückanzahl einer Sache A<br />

gegen eine andere Stückanzahl einer Sache B „getauscht“ wird, so handelt es sich, streng<br />

genommen bereits um einen PREIS, somit um einen KAUF! Genau die Preisbildung sollte<br />

aber aus der Ökonomik immer ausgeblendet werden, denn diese erfolgt in der Praxis nur<br />

zu häufig in Form von Kartellen, Absprachen oder Monopolen, <strong>als</strong>o <strong>als</strong> Übervorteilung<br />

oder Erpressung. Zu diesem Zweck wurde die absurde Idee der quasi-naturgesetzlichen<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 451


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

Preisbildung nach dem „Gesetz von Angebot und Nachfrage“ erfunden und <strong>als</strong> „Wissenschaft“<br />

etikettiert. Preise fallen danach aufgrund komplexer, für normale (nicht akademisch<br />

verbildete) Menschen nicht nachvollziehbarer, Naturgesetze vom Himmel und sind daher<br />

auch sakrosankt, dürfen nicht hinterfragt, sondern müssen (von der „ungebildeten Masse“)<br />

einfach hingenommen werden. Kunden, Mitarbeiter und Politiker müssen diese „Gesetze“<br />

einfach akzeptieren, so wie das Naturgesetz der Schwerkraft! Wer diese Doktrin mitenwickelte<br />

und verbreitete, wurde mitunter sogar mit einem Nobelpreis belohnt.<br />

Preise entstehen, zunächst <strong>als</strong> Preisvorstellung, in den Gedanken von Käufern und Verkäufern<br />

zunächst in völlig unterschiedlicher Höhe und müssen danach erst abgestimmt<br />

(verhandelt) werden. In den meisten praktischen Fällen sorgen jedoch ungleiche Macht-<br />

und Informationsverhältnisse dafür, dass eine Partei ihre Preisvorstellung gegen die Interessen<br />

der anderen Partei erfolgreich durchsetzen kann. Diese permanente Manipulation<br />

der „Marktpreise“ wurde durch das geradezu absurde „Gesetz von Angebot und Nachfrage“<br />

Jahrzehnte hindurch erfolgreich verschleiert. Preise werden offiziell daher nicht<br />

vom mächtigsten Marktteilnehmer erpresserisch durchgesetzt, sondern der (anonyme!)<br />

„Markt“ erzeugt die Preise, denn Anonymität und Abstraktion sind die besten Waffen gegen<br />

Straffähigkeit! Sollten nationale oder überregionale Instanzen diese Manipulationen<br />

hingegen tatsächlich jem<strong>als</strong> aufdecken oder hinterfragen, so sorgt das nächste Erpressungsinstrument<br />

(„Gefahr für Arbeitsplätze“!) erfolgreich dafür, die Thematik aberm<strong>als</strong>, höchst<br />

nachhaltig zu tabuisieren, da Arbeitsplatzverluste für die meisten gewählten Volksvertreter<br />

gleichbedeutend mit ihrem Mandatsverlust sind und die Bezieher leistungsloser „Eigentumsprämien“<br />

sich solcherart der störrischen Kritiker ganz einfach entledigen konnten.<br />

Eigentümer können ihr Eigentum (insb. auch Unternehmen) z.B. verpachten und sich<br />

diese Blockierung in Form eines Miet- oder Pachtzinses entgelten lassen.<br />

2.2. Ungedecktes, wertloses Geld <strong>als</strong> Betrugsinstrument<br />

Bis 1971 wurde angeblich Geld (konkret der US-$) mit Gold „gedeckt“ (35 US-$ pro<br />

Unze Gold galt lange Zeit <strong>als</strong> fixe Relation). Merkwürdigerweise fand aber dennoch ein<br />

tägliches Goldpreisfixing in London statt, bei dem der Goldpreis wiederum in US-$ (nach<br />

„Angebot und Nachfrage“, <strong>als</strong>o leicht manipulierbar) festgesetzt wurde. Dadurch entstand<br />

ein klarer und zugleich fataler jeder Logik widersprechender Zirkelschluss: Gold deckt<br />

den Dollar, wird zugleich aber wiederum in Dollar bepreist!<br />

Da die Golddeckung für die USA auf Dauer nicht durchhaltbar war, wurde der Goldstandard<br />

1971 abgeschafft, und Währungen werden seit dam<strong>als</strong> mittels sog. Wertpapiere „gedeckt“<br />

(insb. Staatsanleihen, <strong>als</strong>o Schuldscheine!), welche aber sämtliche wiederum an<br />

den Wertpapiermärkten bepreist werden, sodass nach wie vor ein logischer Zirkelschluss<br />

existiert und die Währungen somit nach wie vor ungedeckt sind und bleiben.<br />

Währungen können nicht durch etwas gedeckt werden, das wiederum in Geld bepreist<br />

wird! Solange die Politik dies versucht, handelt es sich um ungedecktes und<br />

damit wirtschaftlich völlig wertloses Geld!<br />

452 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Aus diesem Grund handelt es sich bei den heute in Umlauf befindlichen Währungen auch<br />

nicht um wertgedecktes Geld, sondern, wie Heinsohn und Steiger bereits 1996 feststellten<br />

und publizierten, um Schuldscheine. (1) Jede Form der heute möglichen Geldschöpfung<br />

erfolgt stets nur <strong>als</strong> Vermehrung einer Schuld, in Erwartung einer Rückzahlung des geschaffenen<br />

Geldes inklusive einer Zinszahlung, für welche der entsprechende Geldbetrag<br />

jedoch in der Geldmenge aus logischen Gründen niem<strong>als</strong> vorhanden sein kann.<br />

Genau dies ist auch der Grund für die Plausibilität eines Zinsverbotes, und nicht religiöser<br />

Fundamentalismus – reine Logik!<br />

Die (überwiegend privaten) Geschäftsbanken erzeugen somit bei jeder Kreditvergabe<br />

neues Geld (einfach durch Eingabe einer Zahl in ein Computer-Terminal), welches zuvor<br />

noch nicht existierte! Sie lassen sich dieses „Geld“ vom Kreditnehmer später (vermehrt<br />

um Zinsen) „zurückzahlen“, sollte er dies nicht leisten können, halten sie sich oftm<strong>als</strong> an<br />

„dinglichen Sicherheiten“ schadlos. Weshalb jedoch für Geld, das in der Kreditvergabe<br />

überhaupt erst entsteht, Rückzahlung gefordert und Sicherheiten gestellt werden<br />

sollten, wurde weder von Justiz noch von Politik jem<strong>als</strong> hinterfragt!<br />

Es ist daher leicht zu verstehen, dass die absurden, exponentiellen Zinsforderungen (welche<br />

skandalöserweise nach wie vor gesetzlich gedeckt sind) systematisch die stets nur linear<br />

wachsende Realwirtschaft zerstören. Rückzahlungs- und Zinsforderungen für von<br />

Privatbanken im Gewinninteresse erzeugtes, ungedecktes, aus Luft („out of thin air“)<br />

erschaffenes Geld müssen daher umgehend gesetzlich verboten werden!<br />

Geld stellt heute wohl das weltweit gefährlichste Dogma dar, schlimmer noch <strong>als</strong> jede fundamentalistische<br />

Religion. Menschliche Werte sind ihrer Natur nach immer mehrdimensional.<br />

Es existiert leider keine objektiv nachvollziehbare Transformationsregel um<br />

mehrdimensionale Gewichtungen eindeutig und „objektiv“ auf einer eindimensionalen<br />

Skala abzubilden. Daher sind Bewertungen, rein mathematisch betrachtet, immer<br />

subjektiv (von der bisherigen Erfahrung geprägt), sowie vom Informationsstand<br />

und vom Zeitpunkt abhängig. Daher enthält jede Zahl, die das Ergebnis einer Bewertung<br />

ist, nur für den Bewerter selbst sinnvolle Informationen, da er ja das Zustandekommen<br />

dieses „Werts“ selbst noch nachvollziehen kann.<br />

Dies ist auch der Grund, weshalb, entgegen den primitiven Vorurteilen der sog. Financial<br />

Community, Bilanzzahlen eben NICHT sinnvoll verglichen werden können. Vergleichbar<br />

sind nämlich immer nur die Zahlen selbst (<strong>als</strong> Punkte auf der Zahlenachse, die<br />

näher oder weiter entfernt vom Nullpunkt liegen). Die eigentlichen „Werte“, i.S.v. empfängerrelevanten<br />

Informationen, können nur von dem decodiert werden, der die exakt<br />

gleichen Erfahrungen, Informationen und Methoden zur Verfügung hat wie der ursprüngliche<br />

Bewerter!<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 453


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

3.<br />

Der Zinsbetrug<br />

3.1. Zinsen sind in endlichen Geldmengen niem<strong>als</strong> enthalten<br />

Eine Bank, die zehn Einwohnern einer Insel je 10 Goldmünzen leiht, nach einem Jahr jedoch<br />

diesen „Kredit“ mit 10% Zinsen (und damit in Summe 110 Goldmünzen!) zurückverlangt,<br />

ist entweder eine betrügerische Institution oder hat selbst den Überblick über<br />

ihre eigene Geldschöpfung verloren. Nach exakt diesem Prinzip funktionieren jedoch<br />

heute die Währungssysteme wie z.B. der US-Dollar oder der Euro. Geld entsteht <strong>als</strong> verzinste<br />

Schuld, die Rückzahlung dieser Schulden hingegen stellt eine Geldvernichtung dar.<br />

Da es im bestehenden System grundsätzlich unmöglich ist, Geld in anderer Weise <strong>als</strong> eben<br />

in Form einer Schuld zu „schöpfen“, muss sich das Geldsystem (<strong>als</strong> Pyramidensystem) mit<br />

mathematischer Sicherheit in absehbaren Zeiträumen immer wieder selbst vernichten.<br />

Die Entstehung des Zinses reicht bis ins 2. vorchristliche Jahrtausend zurück. Dam<strong>als</strong> betrug<br />

der übliche Zinssatz 1/60 pro Monat, somit 12/60 = 20% pro Jahr. Da Zinsforderungen<br />

ursächlich auf den Naturalzins zurückgehen (d.h. die neugeborenen Jungtiere in Zeiten,<br />

<strong>als</strong> Rinder oder Schafe noch <strong>als</strong> Währungseinheiten dienten, wurden zusammen mit den<br />

erwachsenen Tieren, quasi dem „Kapit<strong>als</strong>tamm“, zurückerstattet), konnte sich (in Analogie)<br />

auch das finanzielle Kapital dam<strong>als</strong> erst dann vermehren (d.h. selbst wieder zinstragend<br />

werden), wenn es „erwachsen war“ (d.h., wenn es sich verdoppelt hatte, <strong>als</strong>o nach<br />

5 Jahren). Dadurch wurde einerseits die Zinseszinsproblematik entschärft, andererseits<br />

ist damit aber auch klar erkennbar, dass durch die f<strong>als</strong>che Analogie zwischen Lebewesen<br />

(Schafe oder Rinder) <strong>als</strong> Zahlungsmittel oder toter Materie (Goldmünzen) das heute übliche<br />

Zinssystem überhaupt erst entstanden ist!<br />

3.2. Zinsen wachsen exponentiell und vernichten die Realwirtschaft<br />

Dieses, nunmehr bereits über 4 Jahrtausende alte, auf einer unzulässigen Analogie beruhende<br />

versteckte Enteignungssystem (welches noch dazu mit selbst wieder wertlosem<br />

Schuldgeld betrieben wird, wodurch u.U. sogar bei jedem Kredit- und Kaufgeschäft der<br />

Tatbestand der laesio enormis erfüllt wird) ist <strong>als</strong>o nach wie vor gesetzlich gedeckt!<br />

Eine nach diesen Prinzipien betriebene Finanzwirtschaft kannibalisiert somit zwangsläufig<br />

in periodischen Intervallen die Realwirtschaft, wie dies gerade auch jetzt wieder deutlich<br />

beobachtet werden kann. Dies sind die langfristigen Folgen des Zinseszinssystems, im angloamerikanischen<br />

Sprachraum auch <strong>als</strong> „Eighth Wonder of the World“ gepriesen. (2)<br />

Peter Thelluson, ein Schweizer Kaufmann, der sich um 1750 in London niederließ, gründete<br />

eine Stiftung, in welcher sich sein Kapital (in Höhe von 600.000 Pfund) zu 7 1/2%<br />

über 100 Jahre verzinsen sollte. Dies hätte ein Endvermögen in Höhe von 19 Millionen<br />

Pfund ergeben. Die britische Regierung berechnete, dass selbst zu einem Zinssatz von<br />

bloß 4% das ursprüngliche Kapital nach einem Jahrhundert zu einem Betrag, der höher<br />

<strong>als</strong> die Staatsschuld wäre, anwachsen würde. Aus diesem Grund wurde im Jahre 1800 mit<br />

dem Thelluson‘s Act die zeitliche Dauer solcher Stiftungen mit 21 Jahren begrenzt. Die<br />

454 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Rechtsstreitigkeiten in dieser Sache zogen sich jedoch über 62 Jahre hin (1797–1859),<br />

sodass letztlich kaum mehr <strong>als</strong> das eingesetzte Anfangskapital in der Stiftung erhalten<br />

blieb. (3) (4)<br />

4.<br />

Der Eigenkapitalbetrug<br />

Vor allem im Zusammenhang mit Basel III wird dem sog. Eigenkapital wieder besondere<br />

Aufmerksamkeit gewidmet (siehe etwa Zeit (2010) oder N24 (2010)). Angeblich benötigten<br />

Unternehmen (v.a. auch Banken) dieses <strong>als</strong> „Sicherheitspolster“. Wer aber ernsthaft<br />

den Standpunkt vertritt, Eigenkapital könne auch nur irgendeine sinnvolle Funktion<br />

erfüllen, muss sich vorhalten lassen, die Grundlagen der doppelten Buchhaltung<br />

nicht verstanden zu haben!<br />

4.1. Die Entstehung der Residualgröße Eigenkapital<br />

Das bilanziell ausgewiesene Eigenkapital, welches bei Kapitalgesellschaften im Wesentlichen<br />

aus dem Nominalkapital, Rücklagen und Bilanzgewinn besteht (wobei ein etwaiger<br />

Bilanzverlust die Summe aus Nominalkapital und Rücklagen entsprechend schmälert),<br />

ist nichts anderes <strong>als</strong> eine rein rechnerische Residualgröße, eine Saldogröße, die<br />

sich ergibt, indem von den bilanziellen Aktiva die Summe der Fremdkapitalposten abgezogen<br />

wird. Selbst nichtprofessionelle Bilanzleser (Bilanzdeuter) können erkennen, dass<br />

der angesprochene Saldo mittels Änderungen bei der Bewertung der einen oder anderen<br />

Aktivposition relativ leicht manipuliert werden kann. Aus Raumknappheitsgründen wird<br />

hier nicht auf den Streit hinsichtlich aktivischer Bewertungen zwischen IFRS (Zeitwertpostulat)<br />

und den Bilanzierungsnormen des UGB eingegangen.<br />

Es ist erstaunlich, zugleich aber auch bezeichnend, dass in der sog. freien Marktwirtschaft,<br />

dem politischen System, welches früher Kapitalismus genannt wurde, genau dies, die Entstehung<br />

und Bedeutung von Kapital, systematisch verdrängt wurde. Um diese Zusammenhänge<br />

leicht verständlich zu machen, wird im Folgenden versucht, Entstehung und<br />

Funktion des Eigenkapit<strong>als</strong> anhand eines einfachen Beispiels zu erklären.<br />

Ein Unternehmen wird zunächst bloß mit 1 Mio Euro Bargeld (= Eigenkapital) gegründet.<br />

Durch die doppelte Buchung Kassa/Bank an Eigenkapital entsteht die Bilanz (mit<br />

einer „Länge“ von 1 Mio Euro). Danach wird ein bebautes Grundstück gekauft, gegen<br />

Barzahlung in Höhe von 700.000,- Euro. Es erfolgt ein sog. Aktivtausch, der dazu erforderliche<br />

Buchungssatz lautet:<br />

Grund/Gebäude an Kassa/Bank 700.000,- Euro.<br />

Man beachte in diesem Zusammenhang, dass die gesetzlichen Zahlungsmittel natürlich<br />

ihren Eigentümer gewechselt haben, d.h. die 700.000,- Euro befinden sich nicht mehr im<br />

Eigentum des Unternehmens. Dennoch wird auf der Aktivseite der Bilanz des Käufers<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 455


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

ein in Geld bemessener „Wert“ in dieser Höhe (<strong>als</strong> „Grund bzw. Gebäude“ bezeichnet)<br />

ausgewiesen (vorgespiegelt?)!<br />

Wenn die Aktivseite der Vermögensbilanz gleichsam <strong>als</strong> ein „Kräftespeicher“ interpretiert<br />

wird, drängt sich die Frage auf, welcher Kausalbezug zwischen den (statischen) Bilanzwerten<br />

und den (dynamischen) zukünftigen Cash Flows überhaupt bestehen sollte.<br />

Ein Aktivum, welches nicht in der Lage ist in Zukunft Cash Flows zu „generieren“, ist<br />

streng genommen nicht werthaltig!<br />

4.2. Bilanzwerte sind undefinierte Rechengrößen!<br />

Welche exakte Bedeutung (iS einer Maßgröße) „Bilanzwerte“ jedoch haben, ist der weltweiten<br />

einschlägigen Fachliteratur nicht zu entnehmen. Tatsächlich werden hier ja Geldbeträge<br />

(oder „Geldwerte“ oder eben undefinierte Werte) gleichsam aus Luft erzeugt!<br />

Wenn Zahlungsmittel nicht mehr im Eigentum des Unternehmens sind, so müssten sie<br />

(falls es sich wirklich um ein „finanzielles Rechnungswesen“ handeln würde!) jedenfalls<br />

sofort ausgebucht, somit das Eigenkapital um diesen Betrag vermindert werden. Durch<br />

„bilanzielle Kräftespeicher“, wie diese spätmittelalterliche Geldflussverschleierung mitunter<br />

euphemistisch genannt wird, werden „Anschaffungskosten über die Nutzungsdauer<br />

verteilt“ – eine Nutzungsdauer, die ex ante niemand kennen kann und die daher regelmäßig<br />

lediglich geschätzt wird! Periodisierungen, welche eines der wichtigsten Kennzeichen<br />

jeglicher doppikgestützter Bilanzierung darstellen, sind eben mehr oder weniger willkürliche<br />

Verteilungsmanöver und entsprechend angreifbar.<br />

4.3. Die Aktivierung führt zur „Geldverdoppelung“<br />

Hätte die Finanzbuchhaltung tatsächlich mit Geldflüssen zu tun, so würde jedenfalls nach<br />

dem Kauf von Vermögensgegenständen das „Geld“ aus den Büchern verschwunden und<br />

nicht mehr durch „Geldwerte“ substituiert sein. Durch diesen Vorgang bewirkt man nämlich<br />

die Verdoppelung des Geldvermögens, denn nun stehen plötzlich nicht mehr bloß<br />

die 700.000,- Euro Bargeld in den Büchern, sondern 700.000,- Euro Bargeld in den Büchern<br />

des Verkäufers und 700.000,- Euro „Vermögenswerte (Grund und Gebäude)“ in<br />

den Büchern des Käufers. Nur durch diesen hochgradig fragwürdigen Verdoppelungstrick<br />

bleibt das Eigenkapital überhaupt (fälschlicherweise!) erhalten, und verlangt weiterhin<br />

nach „Belohnung“ durch „Gewinn“!<br />

Es ist einsichtig, dass der zuvor angesprochene Verdoppelungstrick ad absurdum geführt<br />

werden kann und in der Praxis auch geführt wird. An die Stelle einer bloßen Verdoppelung<br />

kann nämlich, wie die Erfahrung lehrt, eine Vervielfachung treten. Eine doppikgestützte<br />

Bilanzierung kann aufgrund vielfacher Transaktionen eine Multiplikation von<br />

in Geld ausgedrückten Vermögenswerten bewirken bzw. beinhalten.<br />

456 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Aber selbst die gerade erörterte Vervielfachung bedeutet noch nicht das Ende der Demaskierung<br />

des Aussagegehalts von doppikgestützten Jahresabschlüssen. Im Falle mehrstufiger<br />

Konzerne (Unternehmensgruppen) müssen für jedes Konzernelement Einzelabschlüsse<br />

erstellt werden. Eine Verpflichtung zur Erstellung von Konzernabschlüssen besteht nur<br />

dann, wenn die Voraussetzungen und Betragsgrenzen vorliegen bzw. übertroffen werden.<br />

Nur wenn konsolidierte Kalküle, <strong>als</strong>o Konzernabschlüsse, erstellt werden, können Vervielfachungen<br />

von Vervielfachungen vermieden werden. Erwähnt sei noch, dass es in der<br />

Praxis mittelständische Unternehmensgruppen gibt, die nicht unter die Konsolidierungspflicht<br />

fallen, aber freiwillig Konzernabschlüsse erstellen (lassen), weil sie zur Erlangung<br />

von Krediten von den Kreditinsituten zumeist hierzu veranlasst werden.<br />

Im Zusammenhang mit den zuvor niedergeschriebenen Darlegungen sei noch an besonders<br />

mutige Konzernschöpfer erinnert, die vielstufige Unternehmensgruppen aufbauten,<br />

ohne zu einer Konzernrechnungslegung verpflichtet gewesen zu sein. Manche dieser Konzerngründer<br />

versuchten, innerhalb kurzer Zeit den Reichtum mittels fragwürdiger Konzernpyramiden<br />

zu „maximieren“, indem sie eine extreme Leverage-Politik betrieben. In<br />

diesem Zusammenhang sei etwa auf die Aktivitäten des schwedischen Zündholzproduktionsunternehmers<br />

Ivar Kreuger verwiesen, wobei auch in diesem Fall schlussendlich der<br />

negative Leverage-Effekt (Leverage-Bumerang-Effekt) den Zusammenbruch eines Konzernreiches<br />

zeitigte. Die Vervielfachung von Vermögen im Rahmen doppikgestützter Bilanzierung<br />

bedeutet eine krasse Schmälerung der Aussagekraft traditioneller Bilanzen. Die-<br />

se Vervielfachung greift bei Banken bzw. in den Jahresabschlüssen von Kreditinsituten in<br />

noch wesentlich gesteigertem Maße Platz, da Banken erwiesenermaßen über ein besonders<br />

großes Maß an Geldschöpfungsfähigkeit verfügen. Gegenseitiges Einlegen von Finanzmitteln<br />

und ein entsprechend ausgiebiges Ausleihen dieser Gelder kann im Extremfall zu<br />

einem pyramidenspielartigen Aufblähen von sog. Eigenkapital missbraucht werden. Vor<br />

diesem Hintergrund wird erkennbar, dass bilanzielle Eigenkapitalien nicht nur Residualgrößen<br />

sind, sondern u.U. zu „Luftschlössern“ degenerieren können.<br />

In der traditionellen Theorie und Praxis der Bilanzierung zählen zwei Faktoren zu den zentralen<br />

Themen bzw. Problemen, einmal die Frage der Aktivierung (genauer: Aktivierungsfähigkeit<br />

bzw. Aktivierungspflicht) und andererseits die Frage der anfänglichen und späteren<br />

Bewertung von Vermögensgegenständen (immaterielles Vermögen eingeschlossen). Weltweit<br />

existieren zur Bewertung von Vermögensgegenständen, die nicht Bargeld sind, lediglich<br />

drei unterschiedliche Methoden. Da sich das Unternehmensgeschehen am Zeitstrahl<br />

ereignet, richtet sich der Blick des Bewerters in die Vergangenheit (historische Anschaffungskosten),<br />

auf den Bewertungsstichtag (Marktwerte, sog. Fair Values) und schließlich<br />

die Barwerte zukünftiger Einzahlungsströme (Discounted Cash Flow-Methode, DCF).<br />

Im Falle der Bewertung mit historischen Anschaffungskosten wurde der Geldbetrag jedoch<br />

bereits ausgegeben, wird aber immer noch in den Büchern dargestellt – man könnte<br />

diese Vorgangsweise <strong>als</strong> Betrug bezeichnen! Im Falle der Bewertung mit Marktpreisen<br />

hingegen handelt es sich um Geld, das anderen Personen gehört, welche es jedoch für vergleichbare<br />

Gegenstände ausgeben würden – auch dies könnte man <strong>als</strong> Betrug bezeichnen,<br />

zumal dann, wenn diese „Marktpreise“ durch Manipulation (z.B. Schenkung des er-<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 457


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

forderlichen Geldbetrags an den „potentiellen Käufer“!) „nachgewiesen“ werden! Die<br />

zukünftigen Einzahlungsströme hingegen sind ex ante überhaupt nicht nachweisbar. Darüber<br />

hinaus sind aber exakt diese Cash Flows bereits bilanziell zur Bewertung z.B. des<br />

Umlaufvermögens „gebunden“, sodass die Diskontierung zukünftiger Netto Cash Flows<br />

faktisch eine doppelte Berücksichtigung dieser Zahlungsströme in der Bilanz darstellt<br />

(Bewertung des Umlaufvermögens z.B. via retrograden Vergleichswerts einerseits, Bewertung<br />

von Anlagevermögen durch Abzinsung eben derselben Netto Cash Flows andererseits)<br />

– auch dies muss glasklar <strong>als</strong> Betrug bezeichnet werden!<br />

Banken vergeben Kredite angeblich dann, wenn die kreditsuchenden Unternehmen über<br />

„ausreichendes Eigenkapital“ verfügen. Was bedeutet dies z.B. bei der Bewertung mit historischen<br />

Anschaffungskosten? Wenn der Unternehmer ein Grundstück aufgrund mangelnder<br />

Informationen zu einem überhöhten (z.B. dem doppelten) Preis erworben hat, so<br />

besitzt er konsequent ein doppelt so hohes Eigenkapital – doppelt so hohe Sicherheit für<br />

den Kreditgeber, weil zu viel Geld bezahlt wurde, das überdies nicht mehr im Eigentum<br />

des Unternehmens steht? Im Falle der Bewertung zu „Marktpreisen“ muss lediglich ein<br />

Grundstücksverkauf in „ähnlicher Lage“ IRGENDWIE zustande gekommen sein bzw.<br />

„nachgewiesen“ werden. Selbstverständlich kann dem Käufer der Betrag dafür auch vorher<br />

geschenkt, günstig geliehen (d.h. von einer Bank „aus Luft“ erzeugt) oder in anderer<br />

Form bereitgestellt worden sein. Oftm<strong>als</strong> ermöglichen genau jene Banken solche De<strong>als</strong>,<br />

die danach wieder exakt diese Grundstücke <strong>als</strong> „Sicherheiten“ akzeptieren – es geht<br />

schließlich auch für Bankmanager nur darum, Umsätze nachzuweisen und daran gekoppelte<br />

Boni einzustreichen!<br />

4.4. Saldogrößen bieten keine Sicherheit!<br />

Eigenkapital stellt <strong>als</strong>o jenen Betrag dar, welcher (je nach der auf der Aktivseite angewandten<br />

Bewertungsmethode) nicht mehr dem Unternehmen zur Verfügung steht,<br />

zurzeit einem anderen Marktteilnehmer zur Verfügung steht oder in Zukunft vielleicht<br />

dem Unternehmen zur Verfügung stehen wird. Dieser nicht vorhandene Geldbetrag<br />

dient sodann den Banken <strong>als</strong> „Sicherheit“ zur Schöpfung von Geld „aus Luft“ (out of<br />

thin air) bei gleichzeitiger „Rückzahlungsverpflichtung“ und „Verzinsung“. Sollten Zinsen<br />

und Tilgung ausbleiben, können die Banken sich am „Eigenkapital“ des Unternehmens<br />

(<strong>als</strong>o dem dort nicht vorhandenen Geld) schadlos halten!<br />

Der auf Hausverstand gegründete Volksmund, der ja behauptet, es bekämen nur jene Bankkredite,<br />

die sie überhaupt nicht nötig hätten, hat diese Problematik somit längst durchschaut!<br />

Formal haben Unternehmer, deren Unternehmen hohes Eigenkapital ausweisen,<br />

keine Bankkredite nötig – nur (leider, leider!) handelt es sich bei den Zahlen auf dem Stück<br />

Papier (Bilanz) eben NICHT um gesetzliche Zahlungsmittel! Mit diesen Zahlen kann man<br />

eben auch keine Preise bezahlen! Daher benötigen die Unternehmer die Privatbanken <strong>als</strong><br />

Gelderfinder sogar ganz dringend. Sie erfinden für die Unternehmenseigentümer Geld, das<br />

sie dann <strong>als</strong> „Gewinne“ ausschütten können, einfach aus Luft, vorausgesetzt der „Saldo<br />

stimmt“. Dieser Saldo hat jedoch keinerlei nachvollziehbaren Bezug zu den zukünftigen<br />

458 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Zahlungsströmen, die das Unternehmen „erwirtschaften“ wird (d.h. von Kunden oder Lieferanten<br />

erpresst bzw. durch Kündigung von Mitarbeitern zurückbehält)!<br />

Dieses absurde Ritual beschäftigt seit Jahrzehnten (wenn nicht Jahrhunderten!) unzählige<br />

hoch angesehene Berufsstände, Gesetzgebungs-Lobbyisten sowie reiche Erben und Spekulanten.<br />

Geld in Dingen zu vermuten, welche weder Geld (im Sinne gesetzlicher Zahlungsmittel)<br />

sind noch auch solches enthalten, sollte endlich <strong>als</strong> Geisteskrankheit erkannt<br />

werden und nicht <strong>als</strong> Berufsbild!<br />

Auch der Umstand, dass Mitarbeiter über Aufwandskonten („Lohn“ bzw. „Gehalt“) entschädigt<br />

werden, wohingegen den Eigentümern die gesamte Residualgröße („Gewinn“)<br />

und zwar nach Entschädigung für ihre seinerzeitigen Investitionsausgaben („Gewinn nach<br />

Abschreibungen“) zusteht, ist aus heutiger Sicht überhaupt nicht nachzuvollziehen. Allein<br />

schon die Buchungstechnik (Verbuchung von Abschreibungen <strong>als</strong> Aufwand) sorgt dafür,<br />

dass der Unternehmer seine Investitionsausgaben immer zuerst am Markt (über die den<br />

Abschreibungen entsprechenden Umsatzerlöse) verdient, bevor noch Löhne und Gehälter<br />

bezahlt werden: Abschreibungen entstehen <strong>als</strong> quasi-naturgesetzliche, mathematische<br />

Formel, die sich jeder Verhandlung entzieht. Jederzeit verhandelbar (und <strong>als</strong> Druckmittel<br />

einsetzbar) sind hingegen die Bezüge der Mitarbeiter (Löhne und Gehälter). Weshalb<br />

wurde denn noch nie die Forderung nach dem Entfall der Abschreibungen eines Jahres<br />

gestellt, damit mehr Löhne und Gehälter ausbezahlt werden könnten? Auf diese Art und<br />

Weise würden Unternehmer erstm<strong>als</strong> nachvollziehbar eine Art von Investitionsrisiko tragen!<br />

Darüber hinaus sollten die Bezüge der Mitarbeiter ebenfalls von einer Residualgröße<br />

abgeleitet werden, ebenso wie der Gewinn des Unternehmers. Die Abschreibungen wie<br />

auch die sonstigen Aufwendungen (v.a. auch Zinsen, aber auch Tilgungen von Fremdkapital)<br />

sollten ebenfalls <strong>als</strong> Gewinnanteil des Unternehmers behandelt werden, und damit<br />

in Krisenzeiten zur (Verteilungs-)Disposition stehen.<br />

5.<br />

Der Rechtsformbetrug<br />

5.1. Römisches Sachenrecht <strong>als</strong> Grundlage des heutigen Gesellschaftsrechts!<br />

Unternehmen gelten nach herrschendem Recht <strong>als</strong> „Gesamtsache“. Die Klassifikation<br />

eines organischen Geflechts von Prozessen und Beziehungen, in welchem Wissen geteilt<br />

und Fähigkeiten entwickelt und eingesetzt werden <strong>als</strong> tote Materie (Sache), entstammt<br />

dem altrömischen Sachenrecht. Dam<strong>als</strong> waren auch die Sklaven noch „Sachen“ und nur<br />

auf diese konsequente Art und Weise ließe sich dieses „Rechtssystem“ auch heute noch<br />

praktisch umsetzen.<br />

5.2. Verträge <strong>als</strong> „Eigentümer“?<br />

Tatsächlich handelt es sich bei den sog. juristischen Personen um nichts anderes <strong>als</strong> Verträge<br />

zwischen natürlichen Personen. Diesen Verträgen wird aber in unserer Rechtsord-<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 459


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

nung zugestanden, die Rolle eines Eigentümers auszuüben! Dies ist ungefähr so plausibel<br />

wie die Behauptung mein 100 Euro-Schein wäre der Eigentümer sämtlicher 100 Euro-<br />

Scheine, die sich in Wien und Umgebung im Umlauf befinden!<br />

Wie kam es zu dieser (absurden) rechtlichen Konstruktion? Juristische Personen besitzen<br />

gegenüber natürlichen Personen den wesentlichen Vorteil der konzeptionellen Unsterblichkeit.<br />

Zinstragende Kapitalanlagen erzeugen erst nach 80 bis 100 Jahren aus relativ geringen<br />

Beträgen erhebliche Vermögen. Wenn aber die Anteilscheine an einer juristischen<br />

Person, die selbst wieder im „Eigentum“ verzinsten Vermögens ist, mittels Erbschaft in<br />

der Familie weitergereicht werden können, so ist damit sichergestellt, dass auch in alle<br />

Zukunft reiche Erben vom Nichtstun werden leben können. Die mittelalterliche Troika<br />

aus juristischer Person, Zinseszinssystem und Erbrecht hält daher die westlichen<br />

Gesellschaften seit Jahrhunderten in ihrem Bann und verhindert, dass das Joch des Geldadels<br />

jem<strong>als</strong> abgeschüttelt wurde.<br />

5.3. Der Trick amerikanischer Robber Barons des 19. Jahrhunderts<br />

Die juristische Person war im Amerika des 19. Jahrhunderts eine relativ schwache Rechtskonstruktion.<br />

Sie durfte nur zu einem konkreten Zweck gegründet werden (Bau einer<br />

Brücke, Betrieb eines Hafens, Bau bzw. Betrieb von Eisenbahnen), durfte nicht Eigentümerin<br />

einer anderen juristischen Person sein, durfte nur maximal 50.000,- Dollar Geldvermögen<br />

besitzen und ihre Satzung wurde alle vier bis fünf Jahre neu mit den Lokalpolitikern<br />

verhandelt. Umweltvergiftung, Massenentlassungen, Serienfehler etc. führten<br />

dam<strong>als</strong> dazu, dass die Lokalpolitiker der juristischen Person die Satzung entzogen – sie<br />

<strong>als</strong>o einfach auflösten!<br />

Mittels Bestechung von Politikern wurde es jedoch in einem amerikanischen Bundesstaat<br />

ermöglicht, Holdings zu gründen. Danach drohten alle Eigentümer der juristischen Personen<br />

damit, deren Sitz in diesen Bundesstaat zu verlegen, was für die restlichen Bundesstaaten<br />

mit Steuereinbußen und Arbeitsplatzverlusten verbunden gewesen wäre. Durch<br />

diese Erpressung („Sachzwänge“) wurden die Politiker auch der anderen Bundesstaaten<br />

gefügig gemacht, Holdingkonstruktionen (und danach dem kompletten Abbau der Beschränkung<br />

der Willkür der Unternehmenseigner) zuzustimmen. Nach dem großen Erfolg<br />

dieser zunächst auf die USA beschränkten Bestechungs- und Erpressungsaktionen<br />

wurde diese Methode auch international eingesetzt, bekannt unter der euphemistischen<br />

Bezeichnung der „Globalisierung“. Die schockierenden Details dieser historischen Entwicklung<br />

können in dem hervorragenden Werk „Gangs of America“ von Ted Nace studiert<br />

werden (Nace Ted (2003)).<br />

Aus wissenschaftstheoretischer Sicht muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass „normative<br />

Wissenschaften“ eben eine bereits denklogische Unmöglichkeit darstellen! Wissenschaft<br />

ist entweder frei und entwicklungsfähig, vom Willen der gesellschaftlichen Mehrheit<br />

jederzeit beliebig gestaltbar, oder es handelt sich eben nicht um Wissenschaft, sondern<br />

um eine gesellschaftliche Täuschung durch Missbrauch dieser Bezeichnung! In der Wissenschaft<br />

existiert kein „Richtig“ und „F<strong>als</strong>ch“, sondern es geht stets um konkrete Methoden,<br />

die für einen bestimmten, offengelegten Zweck mehr oder weniger gut geeignet sind.<br />

460 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Es geht mithin nicht um ein fragwürdiges Urteil zwischen Weiß und Schwarz, sondern um<br />

die Bestimmung von Tauglichkeit und die Einschätzung von Konsequenzen.<br />

Über den Eignungsgrad urteilen sinnvollerweise stets nur die Betroffenen (StaatsbürgerInnen,<br />

KonsumentInnen, Anwender von Produkten bzw. Technologien). Starre, un-<br />

überprüfbare Behauptungen, die in die Ausbildung Eingang finden und dort unhinterfragt<br />

unter Prüfungsdruck rezipiert werden müssen, führen hingegen dazu, dass durch diese<br />

Form der Gehirnwäsche jede Kreativität verlorengeht und die wahren Probleme von<br />

genau den zuständigen Personen (= indoktrinierten Akademikern) überhaupt nicht mehr<br />

erkannt werden.<br />

6.<br />

Der Preisblasenbetrug<br />

Angeblich befinden sich viele Volkswirtschaften heute im Zustand der „Bubble Economy“.<br />

Darunter versteht man eine Volkswirtschaft, die zunächst von steigenden Preisen „profitiert“,<br />

da die Wirtschaft wächst und damit auch Beschäftigung und Konsum, <strong>als</strong>o der allgemeine<br />

Wohlstand, ansteigen. Mit dem „Platzen der Preisblase“ tritt jedoch die umgekehrte<br />

Entwicklung ein, Arbeitskräfte werden „freigesetzt“, der Konsum bricht ein, damit<br />

sinken die Gewinne der Unternehmen, es wird weniger investiert und die Spirale beginnt<br />

sich in die Gegenrichtung zu drehen.<br />

In diesem Modell wird zunächst wohlwissend verschwiegen, wer genau vom Preisaufschwung<br />

profitiert: sind es die Eigentümer oder die Mitarbeiter, welche den größeren Anteil<br />

dieses „Wohlstands“ in Form gesetzlicher Zahlungsmittel nach Hause tragen? Wenn<br />

die „freie Marktwirtschaft“ angeblich <strong>als</strong> Leistungsgesellschaft konstruiert ist, wieso<br />

wachsen dann leistungslose (Gewinn- und Zins-)Einkommen immer wesentlich stärker<br />

<strong>als</strong> Einkommen, die tatsächlich erarbeitet werden? Wieso existiert in einer angeblichen<br />

Leistungsgesellschaft denn überhaupt die Möglichkeit eines leistungslosen Einkommens?<br />

Die Absicherung von Alten und Kranken kann hier kein Argument sein, denn in funktionierenden<br />

Gemeinschaften werden bzw. wurden diese Dienstleistungen einfach gegenleistungslos<br />

(<strong>als</strong> Teil der Infrastruktur) erbracht!<br />

Dieses Phänomen (reihenweise Käufe und Verkäufe ein und derselben Sache, bis der<br />

letzte Käufer in der Kette plötzlich mit (Total-)Verlust konfrontiert ist, da sich kein Kaufinteressent<br />

mehr findet) wurde jedoch noch vor einigen Jahren ganz anders genannt:<br />

Pyramidenspiel!<br />

Es ist bezeichnend, dass auch in diesem Fall durch die Änderung der Benennung ein ursprüngliches<br />

Betrugsschema (völlig analog zur Vorgangsweise beim „Mindestreservesys-<br />

tem“ sowie der „juristischen Person“!) im Laufe der Jahre nicht nur <strong>als</strong> allgemein akzeptabel<br />

dargestellt wurde, sondern geradezu zum Kern eines neuen Wissenschaftsfeldes<br />

hochstilisiert werden soll. Diese Aufgabe erledig(t)en offensichtlich ganz hervorragend<br />

korrupte US-amerikanische Pseudowissenschaftler, welche für diese Täuschung der<br />

Öffentlichkeit sicherlich auch noch mit dem Nobelpreis belohnt wurden (bzw. würden).<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 461


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

Volkswirtschaften profitieren niem<strong>als</strong> von steigenden Preisen! Diese Aussage ist sträflicher<br />

Unsinn. Von steigenden Preisen profitieren immer nur die Verkäufer, während die Käufer<br />

sich der Unsicherheit aussetzen, für die nächste Runde des Pyramidenspiels u.U. keinen<br />

weiteren Käufer, der bereit ist wiederum einen höheren Preis zu bezahlen, zu finden und<br />

somit Verluste zu erleiden. Da heute im „globalen Casino“ sämtliche Rohstoffe und Güter<br />

sowie selbst erfundene (Gesamt-)Sachen wie Unternehmensanteile (Aktien) nicht mehr<br />

ausreichen, den Eigentümern des aus Luft geschöpften „Geldvermögens“ weitere Pyramidenspiele<br />

zur Geldvermehrung zu ermöglichen, erfanden die internationalen Großbanken<br />

laufend neue „Wertpapiere“ (z.B. sog. Derivate), deren wichtigstes Ziel es war, einfach<br />

die Kette von Pyramidenspielen niem<strong>als</strong> abreißen zu lassen. Selbst absurdeste Konstruktionen<br />

(„CO 2 -Zertifikate“) wurden nur zu diesem Zweck erschaffen, wenngleich (v.a. mit<br />

den „CO 2 -Zertifikaten“) auch noch andere Spiele (etwa massiver Umsatzsteuerbetrug!)<br />

gespielt werden konnten (siehe dazu etwa Reuters (2010) bzw. Spiegel (2010)).<br />

Was wollen, vor diesem Hintergrund betrachtet, die gewählten Politiker ihrem Wahlvolk<br />

nun eigentlich mitteilen, wenn sie behaupten, die „Kontrolle der Finanzmärkte“ wäre kaum<br />

möglich, da viel zu kompliziert? Diese Feststellung kommt in einer funktionierenden<br />

Demokratie einer Bankrotterklärung gleich!<br />

Bei geschlossener, endlicher Geldmenge muss, schon aus rein logischen Gründen, jeder<br />

„Markt“, der laufend steigende Preise produziert, früher oder später <strong>als</strong> Pyramidenspiel<br />

(im Crash) enden! Ein weiteres Indiz für die Richtigkeit der vorstehenden Ausführungen<br />

ist die Tatsache, dass die US-amerikanische Notenbank seit einigen Jahren nicht gewillt<br />

ist, die jeweilige Geldmenge zu publizieren. Wer sich weigert, Transparenz walten zu lassen,<br />

macht sich bekanntlich verdächtig. Diese einfachen Wahrheiten dürfen in den westlichen<br />

Gesellschaften nicht verbreitet bzw. erkannt werden. Zu ihrer Verschleierung tragen<br />

sehr kräftig folgende Institutionen bzw. Personengruppen bei:<br />

• Politiker und Gesetzgebungs-Lobbyisten<br />

• Börsevorstände und Banker<br />

• Vorstände börsenotierter Unternehmen<br />

• Bank- und Börsenaufsicht<br />

• Ratingagenturen und Wirtschaftsprüfer<br />

• Journalisten<br />

• Anlageberater bzw. mitunter sogar Anlegerschützer<br />

Die Verschleierungstaktik läuft in diesen Fällen stets nach dem gleichen Schema ab. Dabei<br />

wird zunächst ein „Sündenbock“ ausgewählt (die ENRON-Vorstände im Falle des<br />

„Bilanzbetrugs“, Bernard Madoff im Falle des Pyramidenspiels <strong>als</strong> Anlageform oder<br />

wie 2010 in Deutschland der massive, organisierte Kapitalmarktbetrug durch u.a. die<br />

Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, SdK, der VEM Aktienbank etc.). In allen diesen<br />

Fällen ist die Staatsanwaltschaft (seit Jahrzehnten kaputtgespart und systematisch f<strong>als</strong>ch<br />

ausgebildet!) weder in der Lage, zu erkennen, dass es sich hier nicht um Einzelfälle, sondern<br />

ein flächendeckendes Phänomen handelt, noch könnte sie, falls ihr diese Erkennt-<br />

462 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

nis tatsächlich möglich wäre, schon aus Kapazitätsgründen diesen Vergehen tatsächlich<br />

chancenreich nachgehen. So entsteht in der Öffentlichkeit zwangsweise (und dies ist ja<br />

politisch genau gewünscht!) der Eindruck, es handle sich hierbei bloß um Einzelfälle und<br />

die Bevölkerung zieht daraus den Umkehrschluss, alle Jahresabschlüsse bzw. Anlagen<br />

auf Kapitalmärkten, die sich noch nicht im Fadenkreuz der Justiz befinden, wären seriös<br />

oder auch nur mathematisch/logisch denkmöglich!<br />

Die Ökonomien werden nur noch durch Informationsflüsse gesteuert und für diese gelten<br />

grundsätzlich andere Gesetze, <strong>als</strong> für Goldstücke oder Schuldscheine. „In this world<br />

the movement of information alone is often enough to determine events. Market busts,<br />

investment booms, and the value of the dollar are no longer determined by fundament<strong>als</strong><br />

but by how we feel about them. How else can it work? In a world where the flow of information<br />

is already enormous and growing daily, how else do we sort out what is relevant<br />

from what is irrelevant except by feeling?“ (5)<br />

7. Ein verlockendes alternatives Konzept<br />

Die Alternative zum gerade kollabierenden westlichen Wirtschafts- und Geldsystem ist<br />

sehr einfach. Sie setzt jedoch (wie jedes andere Gemeinschaftssystem auch) zunächst einen<br />

gesamtgesellschaftlichen Grundkonsens voraus und muss zusätzlich auch von einem<br />

länderübergreifenden Change-Management getragen werden, damit die Versorgung der<br />

Menschen mit Gütern und Dienstleistungen auch in der Umstellungsphase nicht gefährdet<br />

wird. Am Ende dieser Veränderung wird die Menschheit es gelernt haben, einfach<br />

OHNE GELD zu leben. Aus „Wirtschaft“ wird einfache „Versorgung“, aus „Unternehmen“<br />

werden „Versorgungsnetze“, aus „Arbeitszeit“ und „Freizeit“ wird einfach „sinnvoll<br />

und selbstbestimmt gestaltete Lebenszeit“.<br />

Güter und Dienstleistungen werden dann nicht mehr (in Abhängigkeit von ihrer „Knappheit“)<br />

mit einer zählbaren Größe verknüpft („Preis“) mit der Konsequenz, dass eben nicht<br />

alle Bedürfnisse gedeckt und eben nicht die insgesamt von der Gesellschaft am dringendsten<br />

gewünschten Produkte erzeugt werden, sondern nur „die Reichen“ möglichst<br />

viel Spaß haben können, egal mit wie viel Mangel und Tod im gleichen oder anderen Ländern<br />

dies „erkauft“ wird.<br />

Die gesellschaftliche Selbstversorgung zerfällt einfach in zwei Bereiche: Produktion und<br />

Verteilung. Die Produktion muss immer <strong>als</strong> geschlossene Einheit betrachtet werden (d.h.<br />

eine durchgängige Prozesskette vom ersten Rohstoff bis zum letzten Endprodukt). Die<br />

für die Produktion relevanten Kriterien sind v.a. Nachhaltigkeit, ausreichende Kapazität,<br />

Vermeidung sinnloser und schädlicher menschlicher Tätigkeiten sowie laufende Innovation<br />

der Prozesse.<br />

Sollte (v.a. in der Umstellungsphase) Geld in bestimmter Form überhaupt noch benötigt<br />

werden, so sollte es sich sinnvollerweise um personalisiertes (keinesfalls anonymes!) Geld<br />

mit eingeschränkter Funktionalität (<strong>als</strong>o persönliche Gutscheine) handeln, die vollelek-<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 463


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

tronisch (in geschlossenen Rechnungskreisen) weitergereicht werden. Dadurch bleiben<br />

sämtliche Transaktionen jederzeit transparent nachvollziehbar bzw., bei Bedarf, wie z.B.<br />

im Betrugsfall, auch beliebig lange änderbar. Doch die zentrale Aufgabe der Betrugsvermeidung<br />

fällt jedenfalls dem Bildungssystem zu. In einer mittels wertlosem Informationsgeld<br />

(oder komplett ohne Geld) gesteuerten Gesellschaft muss Bildung völlig anders<br />

interpretiert werden, wenn die Gesellschaft in der Lage sein soll, sich selbst zu erhalten,<br />

<strong>als</strong> in einer mittelalterlichen Sklavenwirtschaft mit angeblich werthaltigem Warengeld und<br />

einer erpresserischen Knappheitsideologie.<br />

Bei der Informations- bzw. Wissensgesellschaft übernimmt die (im günstigsten Falle weltweite!)<br />

Kooperation die Rolle der Konkurrenz. Versorgungsnetze, die schon heute ganz<br />

einfach mittels Internet realisiert werden können, ändern permanent ihre Struktur, erweitern<br />

oder verschlanken sich, ohne dass noch die Vermehrung persönlichen Eigentums (in<br />

Verbindung mit aufwändigen Rechtsprozessen oder gar Gesetzgebungs-Lobbyismus) die-<br />

se Abläufe behindert bzw. blockiert. Eigentum besteht in diesen Gesellschaften stets nur<br />

an den Endprodukten der Versorgungsprozesse. Rohstoffe und Zwischenprodukte können<br />

lediglich von jenen Personen „im Eigentum erworben“ werden, die tatsächlich in der Prozesskette<br />

eine verarbeitungsrelevante Rolle spielen! Wer hier nicht durch tätige Mitarbeit<br />

zum Gelingen des Endprodukts beiträgt, der kann schon rechtlich bzw. organisatorisch<br />

überhaupt kein Eigentum an Rohstoffen und Zwischenfabrikaten erwerben. Spekulation<br />

zur individuellen Bereicherung (ein „Problem“, an dem scheindemokratische Politiker regelmäßig<br />

gescheitert sind!) wird damit ganz einfach abgeschafft! „Eigentum“ innerhalb<br />

der Prozesskette ist stets funktional, d.h. nur auf den Zweck der Herstellung eines möglichst<br />

hochwertigen (im Sinne von nützlichen) Ergebnisses gerichtet.<br />

Sollten die Menschen (v.a. in der Umstellungsphase) noch Zahlen, die bloß sich selbst<br />

zählen (Geld), benötigen, so können spezielle elektronische Verteilungskreise diese Aufgabe<br />

hevorragend erfüllen. Hierbei gilt zunächst die Regel, dass alle Güter bzw. Dienstleistungen,<br />

die in ausreichender Menge für alle Menschen zur Verfügung stehen, auch<br />

tatsächlich allen Menschen (ohne konkrete Gegenleistung!) zukommen müssen. Dort wo<br />

tatsächlich Knappheit herrscht, muss so schnell wie möglich nach Wegen gesucht werden,<br />

diese zu überwinden, sodass letztlich wieder die gewünschte Funktion für alle Menschen<br />

bereitgestellt werden kann. Dies kann durch Materi<strong>als</strong>ubstitution, geänderte Fertigungsprozesse,<br />

Weglassen von Nebensächlichem oder einfach durch Verzicht erfolgen, worüber<br />

die Gesellschaft selbst basisdemokratisch (in den elektronischen Netzen) bestimmt.<br />

Persönliches Glück wird in diesen postkapitalistischen Gesellschaften <strong>als</strong> die Möglichkeit<br />

zur grenzenlosen Selbstentfaltung zwecks Steigerung des Gemeinnutzens (= Vorteil<br />

der gesamten Gesellschaft) erfahren. Tätigkeiten werden deshalb ausgeübt, weil sie genau<br />

dazu beitragen: sie machen Spaß, sind sinnvoll bzw. helfen bei der persönlichen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklung. Tätigkeiten, welche diese Kriterien nicht erfüllen, die <strong>als</strong>o<br />

unangenehm, ungesund und/oder gefährlich sind, aber einfach dennoch notwendig sind,<br />

werden zunächst mit Spezialgutscheinen (für das, was früher „Luxusgüter“ genannt wurde)<br />

belohnt, später aber durch Maschinen (Roboter) erledigt. In diesem Zusammenhang ist es<br />

aber auch sehr wichtig zu erkennen, dass auch die Klassifikation einer „unangenehmen<br />

464 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

aber notwendigen Tätigkeit“ kein unumstößliches, naturwissenschaftliches Faktum darstellt,<br />

sondern eine sozial bzw. psychologisch bedingte Wertung. Das von Politik und Medien<br />

so gerne <strong>als</strong> „Problem“ zitierte Feld der Altenpflege kann etwa, die richtige geistige<br />

Einstellung bei Gepflegten wie Pflegenden vorausgesetzt, zu einer unvergleichlich wertvollen<br />

Begegnung zwischen Menschen verschiedener Generationen umgestaltet werden,<br />

in der die Gepflegten lernen ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu bewahren bzw.<br />

auch noch im Alter auszubauen und die Pflegenden von der Lebenserfahrung sowie ihren<br />

persönlichen Sichtweisen der Gepflegten profitieren bzw. sich auf ähnliche Phasen im eigenen<br />

oder dem Leben ihrer Familienmitglieder vorbereiten können.<br />

Die begriffliche Dichotomie „Arbeit vs. Freizeit“ hat in Wissensgesellschaften endgültig<br />

ausgedient. Es existiert nur noch die sinnvoll gestaltete Lebenszeit, wobei sogar Muße<br />

und Entspannung einen sehr hohen Stellenwert einnehmen, da nur in diesen Phasen wahre<br />

Kreativität und damit das klassische Problemlösungspotential erzeugt werden können. Die<br />

Menschen formulieren ihre wahren Bedürfnisse (Lebensmittel, Wohnraum, Kleidung, Unterhaltung<br />

etc.) und nicht mehr den Wunsch nach einem (natürlich immer höheren und damit<br />

laufend steigenden!) „Einkommen“. Welcher Topmanager, der z.B. einige Millionen<br />

Euro im Jahr „verdient“, könnte denn ernsthaft an Stelle dieser simplen Zahl sofort jene<br />

Güter und Dienstleistungen nennen, die er damit tatsächlich erwerben will und dies dann<br />

etwa vor einem Arbeitslosen oder Pensionisten inhaltlich rechtfertigen? Genau diese inhaltliche<br />

Diskussion hat die westliche Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten ängstlich<br />

vermieden und gerade heute wird sie international nicht mehr länger vermeidbar sein!<br />

Die hier kurz angedeutete postkapitalistische Gesellschaft wurde bereits unzählige Male<br />

in der Literatur beschrieben. Ein Beispiel, das hier stellvertretend für viele andere, nachhaltige,<br />

resourcenbasierte Wirtschaftssysteme genannt wird, ist participatory economics<br />

(Parecon): „Die Institutionen und Organisationen der Parecon orientieren sich an den folgenden<br />

Prinzipien:<br />

• Gemeineigentum statt Privateigentum<br />

• ArbeiterInnen- und VerbraucherInnenräte und ausgewogene Tätigkeitsbündel statt<br />

Hierarchien am Arbeitsplatz<br />

• Entlohnung nach Einsatz statt nach Eigentum, Machtposition oder Leistung<br />

• Partizipatorische Planung statt Marktwirtschaft oder Zentralplanung<br />

• Partizipatorische Selbstbestimmung statt Klassenherrschaft“ (6)<br />

„Die Wirtschaft wird durch und für Arbeiter und Verbraucher betrieben. Während die Arbeiter<br />

das Sozialprodukt schaffen, wird es von den Verbrauchern genossen. In diesen beiden<br />

Rollen sieht sich das Volk. Die Verbindung wird über die Allokation hergestellt.“ (7)<br />

Erst durch dieses selbstbestimmte System der informationsgestützten Selbststeuerung<br />

wird es die Gesellschaft lernen, verantwortlich (iS von ökologisch vertretbar, sowohl gegenüber<br />

der Umwelt <strong>als</strong> auch gegenüber den nachfolgenden Generationen) und nachhaltig<br />

zu wirtschaften. Erst dann wird die Zeit der endlosen Manipulation wissenschaftlich<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 465


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

nicht nachweisbarer „Werte“ und endloser, der Logik widersprechender Zirkelschlüsse<br />

(self fulfilling prophecies) vorüber sein.<br />

„Gerade weil ‚die Gesellschaft‘ eine Interpretaion ist, weil in ihr nur <strong>als</strong> ‚Gesetz‘ gilt, was<br />

<strong>als</strong> Gesetz geglaubt und gewußt wird, hebt jede Erkenntnis des Gesetzes das Gesetz auf.<br />

Wenn alle Firmen wissen, daß ein bestimmtes Produktionsverfahren zu einer Kostenersparnis<br />

führt und dieses Verfahren anwenden, dann verschwindet der relative Effekt der<br />

Kostenersparnis, weil sich die Produktion aller verbilligt und der Preis entsprechend sinken<br />

wird. Es gilt auch der umgekehrte Effekt: Wenn alle Börsianer glauben, daß die Aktienkurse<br />

steigen und kaufen, dann steigt die Nachfrage und die Kurse steigen; oder wenn<br />

der Sachverständigenrat eine höhere Arbeitslosigkeit vorhersagt <strong>als</strong> in der Prognoseperiode<br />

(und tatsächlich auf ihn gehört wird), dann erwarten die Firmen eine ungünstigere<br />

Wirtschaftsentwicklung und entlassen Beschäftigte.“ (8)<br />

8. Fazit und Ausblick<br />

Das westliche Wirtschafts- und Geldsystem (sog. freie Marktwirtschaft) fußt mit seinen<br />

zentralen Grundlagen auf wissenschaftlich unhinterfragten und mehrere Jahrhunderte bis<br />

Jahrtausende alten Modellvorstellungen, von denen etliche ursprünglich sogar <strong>als</strong> Betrugsmethode<br />

erfunden worden waren. Die mathematischen Probleme (exponentielles Zinswachstum<br />

finanzieller Forderungen bei linearem Wachstum der Realwirtschaft) sorgen nun<br />

aberm<strong>als</strong> für den Zusammenbruch sämtlicher zur Verschleierung ebenso wie zum Zeitgewinn<br />

von den „finanziellen Eliten“ installierten Pyramidenspiele. Um die Versorgung der<br />

Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen nicht zu gefährden, ist es unumgänglich und<br />

äußerst dringlich, die Wirtschaftsprozesse neu zu organisieren (von Unternehmen zu Versorgungsnetzen)<br />

und in diesem Zusammenhang auch den Begriff des Eigentums exakter<br />

und gemeinschaftsnützlicher zu definieren. Die auf die Menschheit zukommende nächste<br />

Entwicklungsstufe der Wissensgesellschaft erfordert dazu auch eine andere Grundeinstellung<br />

jedes einzelnen Individuums, wenn empathische Selbststeuerung die pseudomathematische<br />

Fremdsteuerung ablösen soll. Nur so wird eine ökologisch nachhaltige Koexistenz<br />

auch mit allen anderen Spezies möglich – in einer „Care and Share“-Society!<br />

466 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Literaturverzeichnis<br />

Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Albert, M. (2003): Parecon – Leben nach dem Kapitalismus, Frankfurt a.M.<br />

Black, W.K.: “The Best Way to Rob a Bank is to Own One”, University of Texas Press,<br />

2005.<br />

Brodbeck, K.-H. (2000): Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie, Darmstadt.<br />

Brodbeck, K.-H. (2009): Die Herrschaft des Geldes – Geschichte und Systematik,<br />

Darmstadt.<br />

Clarke, F./Dean, G. (2007): Indecent Disclosure – Gilding the Corporate Lily,<br />

Cambridge.<br />

Fisher, I. (2007): „100%Geld“, Kiel (Nachdruck der deutschen Übersetzung des englischen<br />

Origin<strong>als</strong> aus 1935).<br />

Galbraith, J.K. (2005): „Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs – Vom Realitätsverlust<br />

der heutigen Wirtschaft“, München.<br />

Haeseler, H.R./<strong>Hörmann</strong>, F. (Hrsg.) (2009): „Rechnungslegung und Unternehmensführung<br />

in turbulenten Zeiten – Festschrift zum 70. Geburtstag von Gerhard Seicht“, Wien.<br />

Heinsohn, G./Steiger, O. (2002): „Eigentumstheorie des Wirtschaftens versus Wirtschaftstheorie<br />

ohne Eigentum“, Marburg.<br />

Heinsohn, G./Steiger, O. (2004): „Eigentum, Zins und Geld – Ungelöste Rätsel der Wirtschaftswissenschaft“,<br />

3. Auflage, Marburg.<br />

Heinsohn, G./Steiger, O. (2006): „Eigentumsökonomik“, Marburg.<br />

Hodgson Brown, E. (2010): The Web of Debt – The Shocking Truth About Our Money<br />

System And How We Can Break Free, 4 th Edition, Baton Rouge.<br />

Honegger, C./Neckel, S./Magnin, Ch. (2010): Strukturierte Verantwortungslosigkeit – Berichte<br />

aus der Bankenwelt, Berlin.<br />

<strong>Hörmann</strong>, F./Haeseler, H.R. (Hrsg.) (2009): „Die Finanzkrise <strong>als</strong> Chance“, Wien.<br />

<strong>Hörmann</strong>, F. (2009): „Die Krise der Bewertungstheorien – Plädoyer für einen Paradigmenwechsel“,<br />

in: „Rechnungslegung und Unternehmensführung in turbulenten Zeiten<br />

– Festschrift zum 70. Geburtstag von Gerhard Seicht“, hrsg. von H. R. Haeseler<br />

und F. <strong>Hörmann</strong>, Wien, S. 49–71.<br />

Huber, J./Robertson, J. (2008): „Geldschöpfung in öffentlicher Hand – Weg zu einer gerechten<br />

Geldordnung im Informationszeitalter”, Kiel.<br />

Kurtzman, J. (1993): “The Death of Money – How the Electronic Economy has Destabilized<br />

the World’s Markets and Created Financial Chaos”, Boston.<br />

Lowenstein, R. (2000): When Genius Failed – The Rise and Fall of Long-Term Capital<br />

Management, New York.<br />

Mandelbrot, B.B. (1997): Fract<strong>als</strong> and Scaling in Finance, New York.<br />

Mandelbrot, B.B./Hudson, R.L. (2007): Fraktale und Finanzen – Märkte zwischen Risiko,<br />

Rendite und Ruin, München/Zürich.<br />

Miller, R.M./Smith, V.L. (2002): ”Paving Wall Street – Experimental Economics and the<br />

Quest for the Perfect Market”, Wiley Verlag.<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 467


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

Nace, T. (2003): Gangs of America – The Rise of Corporate Power and the Disabling of<br />

Democracy, Oxford.<br />

Peemöller, V.H./Hofmann St. (2005): Bilanzskandale – Delikte und Gegenmaßnahmen,<br />

Berlin.<br />

Senf, B. (2004): Der Nebel um das Geld, 7. Auflage, Lütjenburg.<br />

Shiller, R.J. (2005): „Irrational Exuberance”, 2nd Edition, Princeton/Oxford.<br />

Sikka, P. (2009): „Financial Financial Crisis and the Silence of the Auditors” in Accounting, OrganOrganizations and Society, Issues 6–7, August-October, pp. 868–873.<br />

Sunder, S. (2003): „Politisch-ökonomische Betrachtungen zum Zusammenbruch der Rechnungslegung<br />

in den USA”, in Die Wirtschaftsprüfung, Jg. 56, Nr. 4, S. 141–150.<br />

Taleb, N.N. (2005): „Narren des Zufalls: Die verborgene Rolle des Glücks an den Finanzmärkten<br />

und im Rest des Lebens”, 2. Auflage, Wiley.<br />

Zack, G.M. (2009): „Fair Fair Value Accounting Fraud – New Global Risks Detection Tech- Tech-<br />

niques”, New Jersey.<br />

Zarlenga, St. (1999): Der Mythos vom Geld – die Geschichte der Macht, Zürich.<br />

Internetquellen<br />

Initiative für ein staatliches Geldsystem (28.09.2010):<br />

http://www.monetative.org/ (28.09.2010)<br />

Brown Ellen Hodgson (28.09.2010):<br />

http://www.webofdebt.com/articles/dollar-deception.php<br />

Reuters (2010) (28.09.2010):<br />

http://de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE63R0HN20100428<br />

Spiegel (2010) (28.09.2010):<br />

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,665391,00.html<br />

Zeit (2010) (28.09.2010):<br />

http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-09/basel-eigenkapital-konjunktur<br />

N24 (2010) (28.09.2010):<br />

http://www.n24.de/news/newsitem_6322970.html<br />

Handelsblatt (2010) (28.09.2010):<br />

http://www.handelsblatt.com/politik/wissenswert/basel-iii-auflagen-daseigenkapital-maerchen;2660316<br />

468 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis


Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />

Anmerkungen<br />

(1) „Die neben der Besitzseite bestehende Eigentumsseite des Vermögens nun ist es, die allein<br />

das Wirtschaften konstitutieren kann. Das geschieht durch Gläubiger-Schuldner-Kontrakte<br />

in Form von Kreditkontrakten.“ Heinsohn/Steiger (2006), S. 91.<br />

(2) Die einzig sinnvolle Erklärung des Zinses <strong>als</strong> Eigentumsprämie erläutern Heinsohn und<br />

Steiger wie folgt: „Metatheoretisch betrachtet unterläuft den herrschenden Wirtschaftslehren<br />

folgendes: Sie wissen nicht, was Eigentum ist, sondern halten bereits Besitz für<br />

Eigentum. Entsprechend verwenden sie die beiden Begriffe Eigentum und Besitz unterschiedslos<br />

für die eine Sache Besitz, woraufhin das Eigentum selbst theoretisch unausgelotet<br />

bleibt. Dieses Vorgehen rächt sich bei der Erklärung des Zinses, der nun <strong>als</strong> Derivat<br />

der entscheidenden Größe für das Wirtschaften, der Eigentumsprämie, nicht einmal<br />

in Erwägung gezogen werden kann.“ Heinsohn/Steiger (2004), S. 219.<br />

(3) Ein bloßes Zinsverbot würde jedoch wohl nichts an den grundsätzlichen Problemen des Individualtausches<br />

ändern. „Während die christlichen Kirchen an vielen Geboten und Verboten<br />

festhielten, obwohl diese immer wieder mißachtet worden waren, haben sie das<br />

ursprüngliche Zinsverbot längst aufgehoben. Das Verbot allein konnte die damit zusammenhängenden<br />

Mißstände in keiner Weise unterbinden, weil es immer wieder unterlaufen<br />

wurde. Und vielleicht waren die Interessen der Kirchen an der Vermehrung ihres eigenen<br />

Geldvermögens schließlich so groß, daß sie das Zinsverbot aufhoben. Wenn erst<br />

einmal das Interesse an der bloßen Geldvermehrung die Menschen ergriffen hat und stärker<br />

wirkt <strong>als</strong> gesetzliche oder moralische Verbote, reicht das Zinsverbot allein auch gar<br />

nicht aus. Es würde nur zu Stockungen des Geldkreislaufs und zu Wirtschaftskrisen führen.“<br />

Senf (2004), S. 121.<br />

(4) „Das hat einfach keiner so zu Ende gedacht, dass wenn ganz viele daran verdienen, das<br />

Geld auch irgendwo herkommen muss.“ Laura Neumann (Risikomanagerin) in Honegger/Neckel/Magnin<br />

(2010), S. 54.<br />

(5) Kurtzman (1993), S. 119.<br />

(6) Albert (2003), S. 86.<br />

(7) Albert (2003), S. 92.<br />

Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 469


Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />

470 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!