Artikel als PDF-Datei - Franz Hörmann
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Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Ein innovativer Versuch zu einer unorthodoxen Krisenerklärung<br />
Prof. Dr. Herbert R. Haeseler und Prof. Dr. <strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong> *)<br />
Inhalt<br />
1. Einleitung und Zielsetzung<br />
2. Der Geldbetrug<br />
2.1. Geld <strong>als</strong> „universelles Tauschmittel“?<br />
2.2. Ungedecktes, wertloses Geld <strong>als</strong> Betrugsinstrument<br />
3. Der Zinsbetrug<br />
3.1. Zinsen sind in endlichen Geldmengen niem<strong>als</strong> enthalten<br />
3.2. Zinsen wachsen exponentiell und vernichten die Realwirtschaft<br />
4. Der Eigenkapitalbetrug<br />
4.1. Die Entstehung der Residualgröße Eigenkapital<br />
4.2. Bilanzwerte sind undefinierte Rechengrößen!<br />
4.3. Die Aktivierung führt zur „Geldverdoppelung“<br />
4.4. Saldogrößen bieten keine Sicherheit!<br />
5. Der Rechtsformbetrug<br />
5.1. Römisches Sachenrecht <strong>als</strong> Grundlage des heutigen Gesellschaftsrechts!<br />
5.2. Verträge <strong>als</strong> „Eigentümer“?<br />
5.3. Der Trick amerikanischer Robber Barons des 19. Jahrhunderts<br />
6. Der Preisblasenbetrug<br />
7. Ein verlockendes alternatives Konzept<br />
8. Fazit und Ausblick<br />
Abstract<br />
Die meisten Grundlagen der heutigen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (sog. „normativer“<br />
Wissenschaften) sind seit Jahrhunderten bis Jahrtausenden unhinterfragte Dogmen.<br />
Unternehmen <strong>als</strong> „Gesamtsache“ entstammen terminologisch dem römischen Sachenrecht,<br />
die Zinswirtschaft geht sogar auf das zweite vorchristliche Jahrtausend (die<br />
*) ao. Univ. Prof. Dr. Herbert R. Haeseler, StB, Wirtschaftsuniversität Wien und Universität<br />
Graz, ao. Univ.-Prof. Dr. <strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong>, Wirtschaftsuniversität Wien und Universität<br />
Linz.<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 449
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
Zeit des sumerischen Reiches) zurück! Eigentum und Erbrecht sind, wenn man sie auf organische<br />
Leistungsgeflechte wie Unternehmen bezieht, keine sinnvollen Steuerungsmodelle,<br />
sondern Relikte aus der Feudalzeit und die doppelte Buchhaltung wurde von oberitalienischen<br />
Kaufleuten angewandt, wobei beliebige („Vermögens“-)Gegenstände ganz<br />
einfach (rechnerisch!) mit gesetzlichen Zahlungsmitteln gleichgesetzt wurden. Weder<br />
Wissenschaft noch Demokratie haben es jedoch in all dieser Zeit ernsthaft gewagt, diese<br />
„Grundlagen“ in Frage zu stellen. Auch in den staatssozialistischen Ländern wird wertloses<br />
„Zettelgeld“ verwendet, werden Zinsen gezahlt und es wird doppelt gebucht. Aus<br />
diesen Gründen bestand und besteht zwischen diesen (vermeintlich verschiedenartigen<br />
zwei) Systemen auch aus wissenschaftlicher Sicht kein relevanter Unterschied – der Zusammenbruch<br />
des Kommunismus hatte die gleichen Gründe wie der Zusammenbruch<br />
der „freien Marktwirtschaft“ (früher Kapitalismus genannt): aus wissenschaftlicher Sicht<br />
absurde Modelle, deren praktische Anwendung erfahrungsgemäß in identischen Intervallen<br />
zwangsläufig zum Zusammenbruch führte. Die meisten dieser „Modelle“ wurden<br />
ursprünglich sogar <strong>als</strong> Betrug erdacht und umgesetzt. Durch Umbenennung und Indoktrination<br />
der gesellschaftlichen Eliten wurde dieses „System“ jedoch mit einer Aura der Rationalität<br />
und Wissenschaftlichkeit umgeben. Wissenschaft – ernsthaft und im Sinne des<br />
Gemeinwohls betrieben – kann aber nicht nur die Ursachen der Systemzusammenbrüche<br />
exakt verorten, sondern auch eine bessere, nachhaltige und gerechte Wirtschaftsordnung<br />
entwerfen sowie die dazu erforderlichen Transformationsschritte definieren!<br />
„Speaking the Truth in times of universal deceit is a revolutionary act“<br />
George Orwell<br />
1.<br />
Einleitung und Zielsetzung<br />
Ungedeckte Wertsymbole (Banknoten und Münzen) <strong>als</strong> gesetzlich normiertes „Geldvermögen“,<br />
Forderungen auf in der endlichen Geldmenge nie vorhandene Zinsen <strong>als</strong> „Wachstum“,<br />
Doppik <strong>als</strong> Geldverdoppelungsmechanik, Dokumente <strong>als</strong> „Eigentümer“ sowie Pyramidenspiele<br />
<strong>als</strong> „Preisblasen“ – wer das System der sog. freien Marktwirtschaft hinterfragt,<br />
muss darüber erstaunt sein, dass sich Hungersnöte und andere Mangelerscheinungen bisher<br />
weitestgehend auf die Dritte Welt beschränkten.<br />
Vertraut man der Wirtschaftspresse und den Medien, so ist es der globalen Elite bravourös<br />
gelungen, „die Krise“ zu stoppen und den Zusammenbruch des Wirtschaftssystems<br />
zu verhindern. Die größte europäische Volkswirtschaft (diejenige Deutschlands) befindet<br />
sich angeblich sogar schon wieder auf Wachstumskurs, sodass ganz Europa vermutlich<br />
demnächst wieder in den Genuss eines nachhaltigen Konjunkturaufschwungs gelangen<br />
sollte. Soweit <strong>als</strong>o die politische „Propaganda“.<br />
Nach dieser Ideologie können <strong>als</strong>o offensichtlich eine zu hohe Verschuldung mittels einer<br />
noch höheren Verschuldung saniert und Nachfrageeinbrüche konsequent durch „Sparpolitik“<br />
saniert werden.<br />
450 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Die „Finanzmärkte“ zu regulieren, scheint hingegen hochgradig und schrecklich kompliziert,<br />
die Bereitstellung von Steuergeld in Höhe des doppelten Staatshaushalts (in Deutschland)<br />
für insolvente Banken unter mehrfachem Bruch des Staatsgrundgesetzes hingegen<br />
„alternativlos“. Konsequent benötigen nunmehr exakt die gleichen Banken aberm<strong>als</strong> finanzielle<br />
Mittel in mehrstelliger Milliardenhöhe.<br />
Vielleicht sind die Probleme ja viel einfacher lösbar <strong>als</strong> Politik und Lobbyisten glauben?<br />
Könnte es sein, dass sie dafür einfach nur die f<strong>als</strong>chen Begriffsnamen verwenden, Formulierungen<br />
nämlich, die ursprünglich zur Verschleierung von Betrugsmodellen eingeführt,<br />
später durch der Gehirnwäsche ähnliche Methoden der jeweils nächsten Generation<br />
indoktriniert wurden, aus theoretischer wie praktischer Perspektive aber einfach keinen<br />
Sinn ergeben?<br />
In der Zeit „nach der Krise“ wird Ökonomie jedenfalls völlig anders funktionieren und<br />
verstanden werden oder aber <strong>als</strong> Wissenschaft komplett entsorgt worden sein. Um diese<br />
„Post-Krisen-Ökonomie“ heute schon vorzubereiten, sollte daher zunächst die aktuelle<br />
Terminologie hinterfragt und auf ihre Tauglichkeit überprüft werden.<br />
Wenn im nachfolgenden Text laufend der Begriff „Betrug“ verwendet wird, meinen die<br />
Autoren damit nicht einen konkreten, strafrechtlichen Tatbestand, sondern eher den „unschuldigen<br />
Betrug“, der auch John Kenneth Galbraith in seinem Werk „Die Ökonomie des<br />
unschuldigen Betrugs – Vom Realitätsverlust der heutigen Wirtschaft“ vorschwebte. Eine<br />
„Geschäftsphilosophie“, die vor Jahrhunderten <strong>als</strong> Betrug erdacht und entwickelt wurde, an<br />
die sich aber, u.a. auch durch Umbenennung und Indoktrination, der Großteil der Gesellschaft<br />
einfach gewöhnt hat, lässt sich daher jederzeit weiterhin (sogar gesetzeskonform!)<br />
praktizieren. Es muss jedoch warnend darauf hingewiesen werden, dass die Mehrheit der<br />
Bevölkerung den von uns hier in diesem, historischen Sinne gebrauchten, Begriff in naher<br />
Zukunft durchaus auch <strong>als</strong> strafrechtlich relevant interpretieren könnte!<br />
2.<br />
Der Geldbetrug<br />
2.1. Geld <strong>als</strong> „universelles Tauschmittel“?<br />
Bei der Idee von Geld <strong>als</strong> „universellem Tauschmittel“ handelt es sich um eine grobe Vereinfachung,<br />
da dies schon rein logisch unmöglich ist und sie sollte daher umgehend aus<br />
den Lehrbüchern eliminiert werden! Ein „universelles Tauschmittel“ bedeutet, dass je ein<br />
Stück einer beliebigen Sache gegen je ein anderes Stück einer beliebig anderen Sache getauscht<br />
werden kann (<strong>als</strong>o ein gefangener Fisch gegen einen Speer, ein Speer gegen ein<br />
Schwein, ein Schwein gegen ein Haus). Wenn hingegen eine Stückanzahl einer Sache A<br />
gegen eine andere Stückanzahl einer Sache B „getauscht“ wird, so handelt es sich, streng<br />
genommen bereits um einen PREIS, somit um einen KAUF! Genau die Preisbildung sollte<br />
aber aus der Ökonomik immer ausgeblendet werden, denn diese erfolgt in der Praxis nur<br />
zu häufig in Form von Kartellen, Absprachen oder Monopolen, <strong>als</strong>o <strong>als</strong> Übervorteilung<br />
oder Erpressung. Zu diesem Zweck wurde die absurde Idee der quasi-naturgesetzlichen<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 451
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
Preisbildung nach dem „Gesetz von Angebot und Nachfrage“ erfunden und <strong>als</strong> „Wissenschaft“<br />
etikettiert. Preise fallen danach aufgrund komplexer, für normale (nicht akademisch<br />
verbildete) Menschen nicht nachvollziehbarer, Naturgesetze vom Himmel und sind daher<br />
auch sakrosankt, dürfen nicht hinterfragt, sondern müssen (von der „ungebildeten Masse“)<br />
einfach hingenommen werden. Kunden, Mitarbeiter und Politiker müssen diese „Gesetze“<br />
einfach akzeptieren, so wie das Naturgesetz der Schwerkraft! Wer diese Doktrin mitenwickelte<br />
und verbreitete, wurde mitunter sogar mit einem Nobelpreis belohnt.<br />
Preise entstehen, zunächst <strong>als</strong> Preisvorstellung, in den Gedanken von Käufern und Verkäufern<br />
zunächst in völlig unterschiedlicher Höhe und müssen danach erst abgestimmt<br />
(verhandelt) werden. In den meisten praktischen Fällen sorgen jedoch ungleiche Macht-<br />
und Informationsverhältnisse dafür, dass eine Partei ihre Preisvorstellung gegen die Interessen<br />
der anderen Partei erfolgreich durchsetzen kann. Diese permanente Manipulation<br />
der „Marktpreise“ wurde durch das geradezu absurde „Gesetz von Angebot und Nachfrage“<br />
Jahrzehnte hindurch erfolgreich verschleiert. Preise werden offiziell daher nicht<br />
vom mächtigsten Marktteilnehmer erpresserisch durchgesetzt, sondern der (anonyme!)<br />
„Markt“ erzeugt die Preise, denn Anonymität und Abstraktion sind die besten Waffen gegen<br />
Straffähigkeit! Sollten nationale oder überregionale Instanzen diese Manipulationen<br />
hingegen tatsächlich jem<strong>als</strong> aufdecken oder hinterfragen, so sorgt das nächste Erpressungsinstrument<br />
(„Gefahr für Arbeitsplätze“!) erfolgreich dafür, die Thematik aberm<strong>als</strong>, höchst<br />
nachhaltig zu tabuisieren, da Arbeitsplatzverluste für die meisten gewählten Volksvertreter<br />
gleichbedeutend mit ihrem Mandatsverlust sind und die Bezieher leistungsloser „Eigentumsprämien“<br />
sich solcherart der störrischen Kritiker ganz einfach entledigen konnten.<br />
Eigentümer können ihr Eigentum (insb. auch Unternehmen) z.B. verpachten und sich<br />
diese Blockierung in Form eines Miet- oder Pachtzinses entgelten lassen.<br />
2.2. Ungedecktes, wertloses Geld <strong>als</strong> Betrugsinstrument<br />
Bis 1971 wurde angeblich Geld (konkret der US-$) mit Gold „gedeckt“ (35 US-$ pro<br />
Unze Gold galt lange Zeit <strong>als</strong> fixe Relation). Merkwürdigerweise fand aber dennoch ein<br />
tägliches Goldpreisfixing in London statt, bei dem der Goldpreis wiederum in US-$ (nach<br />
„Angebot und Nachfrage“, <strong>als</strong>o leicht manipulierbar) festgesetzt wurde. Dadurch entstand<br />
ein klarer und zugleich fataler jeder Logik widersprechender Zirkelschluss: Gold deckt<br />
den Dollar, wird zugleich aber wiederum in Dollar bepreist!<br />
Da die Golddeckung für die USA auf Dauer nicht durchhaltbar war, wurde der Goldstandard<br />
1971 abgeschafft, und Währungen werden seit dam<strong>als</strong> mittels sog. Wertpapiere „gedeckt“<br />
(insb. Staatsanleihen, <strong>als</strong>o Schuldscheine!), welche aber sämtliche wiederum an<br />
den Wertpapiermärkten bepreist werden, sodass nach wie vor ein logischer Zirkelschluss<br />
existiert und die Währungen somit nach wie vor ungedeckt sind und bleiben.<br />
Währungen können nicht durch etwas gedeckt werden, das wiederum in Geld bepreist<br />
wird! Solange die Politik dies versucht, handelt es sich um ungedecktes und<br />
damit wirtschaftlich völlig wertloses Geld!<br />
452 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Aus diesem Grund handelt es sich bei den heute in Umlauf befindlichen Währungen auch<br />
nicht um wertgedecktes Geld, sondern, wie Heinsohn und Steiger bereits 1996 feststellten<br />
und publizierten, um Schuldscheine. (1) Jede Form der heute möglichen Geldschöpfung<br />
erfolgt stets nur <strong>als</strong> Vermehrung einer Schuld, in Erwartung einer Rückzahlung des geschaffenen<br />
Geldes inklusive einer Zinszahlung, für welche der entsprechende Geldbetrag<br />
jedoch in der Geldmenge aus logischen Gründen niem<strong>als</strong> vorhanden sein kann.<br />
Genau dies ist auch der Grund für die Plausibilität eines Zinsverbotes, und nicht religiöser<br />
Fundamentalismus – reine Logik!<br />
Die (überwiegend privaten) Geschäftsbanken erzeugen somit bei jeder Kreditvergabe<br />
neues Geld (einfach durch Eingabe einer Zahl in ein Computer-Terminal), welches zuvor<br />
noch nicht existierte! Sie lassen sich dieses „Geld“ vom Kreditnehmer später (vermehrt<br />
um Zinsen) „zurückzahlen“, sollte er dies nicht leisten können, halten sie sich oftm<strong>als</strong> an<br />
„dinglichen Sicherheiten“ schadlos. Weshalb jedoch für Geld, das in der Kreditvergabe<br />
überhaupt erst entsteht, Rückzahlung gefordert und Sicherheiten gestellt werden<br />
sollten, wurde weder von Justiz noch von Politik jem<strong>als</strong> hinterfragt!<br />
Es ist daher leicht zu verstehen, dass die absurden, exponentiellen Zinsforderungen (welche<br />
skandalöserweise nach wie vor gesetzlich gedeckt sind) systematisch die stets nur linear<br />
wachsende Realwirtschaft zerstören. Rückzahlungs- und Zinsforderungen für von<br />
Privatbanken im Gewinninteresse erzeugtes, ungedecktes, aus Luft („out of thin air“)<br />
erschaffenes Geld müssen daher umgehend gesetzlich verboten werden!<br />
Geld stellt heute wohl das weltweit gefährlichste Dogma dar, schlimmer noch <strong>als</strong> jede fundamentalistische<br />
Religion. Menschliche Werte sind ihrer Natur nach immer mehrdimensional.<br />
Es existiert leider keine objektiv nachvollziehbare Transformationsregel um<br />
mehrdimensionale Gewichtungen eindeutig und „objektiv“ auf einer eindimensionalen<br />
Skala abzubilden. Daher sind Bewertungen, rein mathematisch betrachtet, immer<br />
subjektiv (von der bisherigen Erfahrung geprägt), sowie vom Informationsstand<br />
und vom Zeitpunkt abhängig. Daher enthält jede Zahl, die das Ergebnis einer Bewertung<br />
ist, nur für den Bewerter selbst sinnvolle Informationen, da er ja das Zustandekommen<br />
dieses „Werts“ selbst noch nachvollziehen kann.<br />
Dies ist auch der Grund, weshalb, entgegen den primitiven Vorurteilen der sog. Financial<br />
Community, Bilanzzahlen eben NICHT sinnvoll verglichen werden können. Vergleichbar<br />
sind nämlich immer nur die Zahlen selbst (<strong>als</strong> Punkte auf der Zahlenachse, die<br />
näher oder weiter entfernt vom Nullpunkt liegen). Die eigentlichen „Werte“, i.S.v. empfängerrelevanten<br />
Informationen, können nur von dem decodiert werden, der die exakt<br />
gleichen Erfahrungen, Informationen und Methoden zur Verfügung hat wie der ursprüngliche<br />
Bewerter!<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 453
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
3.<br />
Der Zinsbetrug<br />
3.1. Zinsen sind in endlichen Geldmengen niem<strong>als</strong> enthalten<br />
Eine Bank, die zehn Einwohnern einer Insel je 10 Goldmünzen leiht, nach einem Jahr jedoch<br />
diesen „Kredit“ mit 10% Zinsen (und damit in Summe 110 Goldmünzen!) zurückverlangt,<br />
ist entweder eine betrügerische Institution oder hat selbst den Überblick über<br />
ihre eigene Geldschöpfung verloren. Nach exakt diesem Prinzip funktionieren jedoch<br />
heute die Währungssysteme wie z.B. der US-Dollar oder der Euro. Geld entsteht <strong>als</strong> verzinste<br />
Schuld, die Rückzahlung dieser Schulden hingegen stellt eine Geldvernichtung dar.<br />
Da es im bestehenden System grundsätzlich unmöglich ist, Geld in anderer Weise <strong>als</strong> eben<br />
in Form einer Schuld zu „schöpfen“, muss sich das Geldsystem (<strong>als</strong> Pyramidensystem) mit<br />
mathematischer Sicherheit in absehbaren Zeiträumen immer wieder selbst vernichten.<br />
Die Entstehung des Zinses reicht bis ins 2. vorchristliche Jahrtausend zurück. Dam<strong>als</strong> betrug<br />
der übliche Zinssatz 1/60 pro Monat, somit 12/60 = 20% pro Jahr. Da Zinsforderungen<br />
ursächlich auf den Naturalzins zurückgehen (d.h. die neugeborenen Jungtiere in Zeiten,<br />
<strong>als</strong> Rinder oder Schafe noch <strong>als</strong> Währungseinheiten dienten, wurden zusammen mit den<br />
erwachsenen Tieren, quasi dem „Kapit<strong>als</strong>tamm“, zurückerstattet), konnte sich (in Analogie)<br />
auch das finanzielle Kapital dam<strong>als</strong> erst dann vermehren (d.h. selbst wieder zinstragend<br />
werden), wenn es „erwachsen war“ (d.h., wenn es sich verdoppelt hatte, <strong>als</strong>o nach<br />
5 Jahren). Dadurch wurde einerseits die Zinseszinsproblematik entschärft, andererseits<br />
ist damit aber auch klar erkennbar, dass durch die f<strong>als</strong>che Analogie zwischen Lebewesen<br />
(Schafe oder Rinder) <strong>als</strong> Zahlungsmittel oder toter Materie (Goldmünzen) das heute übliche<br />
Zinssystem überhaupt erst entstanden ist!<br />
3.2. Zinsen wachsen exponentiell und vernichten die Realwirtschaft<br />
Dieses, nunmehr bereits über 4 Jahrtausende alte, auf einer unzulässigen Analogie beruhende<br />
versteckte Enteignungssystem (welches noch dazu mit selbst wieder wertlosem<br />
Schuldgeld betrieben wird, wodurch u.U. sogar bei jedem Kredit- und Kaufgeschäft der<br />
Tatbestand der laesio enormis erfüllt wird) ist <strong>als</strong>o nach wie vor gesetzlich gedeckt!<br />
Eine nach diesen Prinzipien betriebene Finanzwirtschaft kannibalisiert somit zwangsläufig<br />
in periodischen Intervallen die Realwirtschaft, wie dies gerade auch jetzt wieder deutlich<br />
beobachtet werden kann. Dies sind die langfristigen Folgen des Zinseszinssystems, im angloamerikanischen<br />
Sprachraum auch <strong>als</strong> „Eighth Wonder of the World“ gepriesen. (2)<br />
Peter Thelluson, ein Schweizer Kaufmann, der sich um 1750 in London niederließ, gründete<br />
eine Stiftung, in welcher sich sein Kapital (in Höhe von 600.000 Pfund) zu 7 1/2%<br />
über 100 Jahre verzinsen sollte. Dies hätte ein Endvermögen in Höhe von 19 Millionen<br />
Pfund ergeben. Die britische Regierung berechnete, dass selbst zu einem Zinssatz von<br />
bloß 4% das ursprüngliche Kapital nach einem Jahrhundert zu einem Betrag, der höher<br />
<strong>als</strong> die Staatsschuld wäre, anwachsen würde. Aus diesem Grund wurde im Jahre 1800 mit<br />
dem Thelluson‘s Act die zeitliche Dauer solcher Stiftungen mit 21 Jahren begrenzt. Die<br />
454 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Rechtsstreitigkeiten in dieser Sache zogen sich jedoch über 62 Jahre hin (1797–1859),<br />
sodass letztlich kaum mehr <strong>als</strong> das eingesetzte Anfangskapital in der Stiftung erhalten<br />
blieb. (3) (4)<br />
4.<br />
Der Eigenkapitalbetrug<br />
Vor allem im Zusammenhang mit Basel III wird dem sog. Eigenkapital wieder besondere<br />
Aufmerksamkeit gewidmet (siehe etwa Zeit (2010) oder N24 (2010)). Angeblich benötigten<br />
Unternehmen (v.a. auch Banken) dieses <strong>als</strong> „Sicherheitspolster“. Wer aber ernsthaft<br />
den Standpunkt vertritt, Eigenkapital könne auch nur irgendeine sinnvolle Funktion<br />
erfüllen, muss sich vorhalten lassen, die Grundlagen der doppelten Buchhaltung<br />
nicht verstanden zu haben!<br />
4.1. Die Entstehung der Residualgröße Eigenkapital<br />
Das bilanziell ausgewiesene Eigenkapital, welches bei Kapitalgesellschaften im Wesentlichen<br />
aus dem Nominalkapital, Rücklagen und Bilanzgewinn besteht (wobei ein etwaiger<br />
Bilanzverlust die Summe aus Nominalkapital und Rücklagen entsprechend schmälert),<br />
ist nichts anderes <strong>als</strong> eine rein rechnerische Residualgröße, eine Saldogröße, die<br />
sich ergibt, indem von den bilanziellen Aktiva die Summe der Fremdkapitalposten abgezogen<br />
wird. Selbst nichtprofessionelle Bilanzleser (Bilanzdeuter) können erkennen, dass<br />
der angesprochene Saldo mittels Änderungen bei der Bewertung der einen oder anderen<br />
Aktivposition relativ leicht manipuliert werden kann. Aus Raumknappheitsgründen wird<br />
hier nicht auf den Streit hinsichtlich aktivischer Bewertungen zwischen IFRS (Zeitwertpostulat)<br />
und den Bilanzierungsnormen des UGB eingegangen.<br />
Es ist erstaunlich, zugleich aber auch bezeichnend, dass in der sog. freien Marktwirtschaft,<br />
dem politischen System, welches früher Kapitalismus genannt wurde, genau dies, die Entstehung<br />
und Bedeutung von Kapital, systematisch verdrängt wurde. Um diese Zusammenhänge<br />
leicht verständlich zu machen, wird im Folgenden versucht, Entstehung und<br />
Funktion des Eigenkapit<strong>als</strong> anhand eines einfachen Beispiels zu erklären.<br />
Ein Unternehmen wird zunächst bloß mit 1 Mio Euro Bargeld (= Eigenkapital) gegründet.<br />
Durch die doppelte Buchung Kassa/Bank an Eigenkapital entsteht die Bilanz (mit<br />
einer „Länge“ von 1 Mio Euro). Danach wird ein bebautes Grundstück gekauft, gegen<br />
Barzahlung in Höhe von 700.000,- Euro. Es erfolgt ein sog. Aktivtausch, der dazu erforderliche<br />
Buchungssatz lautet:<br />
Grund/Gebäude an Kassa/Bank 700.000,- Euro.<br />
Man beachte in diesem Zusammenhang, dass die gesetzlichen Zahlungsmittel natürlich<br />
ihren Eigentümer gewechselt haben, d.h. die 700.000,- Euro befinden sich nicht mehr im<br />
Eigentum des Unternehmens. Dennoch wird auf der Aktivseite der Bilanz des Käufers<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 455
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
ein in Geld bemessener „Wert“ in dieser Höhe (<strong>als</strong> „Grund bzw. Gebäude“ bezeichnet)<br />
ausgewiesen (vorgespiegelt?)!<br />
Wenn die Aktivseite der Vermögensbilanz gleichsam <strong>als</strong> ein „Kräftespeicher“ interpretiert<br />
wird, drängt sich die Frage auf, welcher Kausalbezug zwischen den (statischen) Bilanzwerten<br />
und den (dynamischen) zukünftigen Cash Flows überhaupt bestehen sollte.<br />
Ein Aktivum, welches nicht in der Lage ist in Zukunft Cash Flows zu „generieren“, ist<br />
streng genommen nicht werthaltig!<br />
4.2. Bilanzwerte sind undefinierte Rechengrößen!<br />
Welche exakte Bedeutung (iS einer Maßgröße) „Bilanzwerte“ jedoch haben, ist der weltweiten<br />
einschlägigen Fachliteratur nicht zu entnehmen. Tatsächlich werden hier ja Geldbeträge<br />
(oder „Geldwerte“ oder eben undefinierte Werte) gleichsam aus Luft erzeugt!<br />
Wenn Zahlungsmittel nicht mehr im Eigentum des Unternehmens sind, so müssten sie<br />
(falls es sich wirklich um ein „finanzielles Rechnungswesen“ handeln würde!) jedenfalls<br />
sofort ausgebucht, somit das Eigenkapital um diesen Betrag vermindert werden. Durch<br />
„bilanzielle Kräftespeicher“, wie diese spätmittelalterliche Geldflussverschleierung mitunter<br />
euphemistisch genannt wird, werden „Anschaffungskosten über die Nutzungsdauer<br />
verteilt“ – eine Nutzungsdauer, die ex ante niemand kennen kann und die daher regelmäßig<br />
lediglich geschätzt wird! Periodisierungen, welche eines der wichtigsten Kennzeichen<br />
jeglicher doppikgestützter Bilanzierung darstellen, sind eben mehr oder weniger willkürliche<br />
Verteilungsmanöver und entsprechend angreifbar.<br />
4.3. Die Aktivierung führt zur „Geldverdoppelung“<br />
Hätte die Finanzbuchhaltung tatsächlich mit Geldflüssen zu tun, so würde jedenfalls nach<br />
dem Kauf von Vermögensgegenständen das „Geld“ aus den Büchern verschwunden und<br />
nicht mehr durch „Geldwerte“ substituiert sein. Durch diesen Vorgang bewirkt man nämlich<br />
die Verdoppelung des Geldvermögens, denn nun stehen plötzlich nicht mehr bloß<br />
die 700.000,- Euro Bargeld in den Büchern, sondern 700.000,- Euro Bargeld in den Büchern<br />
des Verkäufers und 700.000,- Euro „Vermögenswerte (Grund und Gebäude)“ in<br />
den Büchern des Käufers. Nur durch diesen hochgradig fragwürdigen Verdoppelungstrick<br />
bleibt das Eigenkapital überhaupt (fälschlicherweise!) erhalten, und verlangt weiterhin<br />
nach „Belohnung“ durch „Gewinn“!<br />
Es ist einsichtig, dass der zuvor angesprochene Verdoppelungstrick ad absurdum geführt<br />
werden kann und in der Praxis auch geführt wird. An die Stelle einer bloßen Verdoppelung<br />
kann nämlich, wie die Erfahrung lehrt, eine Vervielfachung treten. Eine doppikgestützte<br />
Bilanzierung kann aufgrund vielfacher Transaktionen eine Multiplikation von<br />
in Geld ausgedrückten Vermögenswerten bewirken bzw. beinhalten.<br />
456 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Aber selbst die gerade erörterte Vervielfachung bedeutet noch nicht das Ende der Demaskierung<br />
des Aussagegehalts von doppikgestützten Jahresabschlüssen. Im Falle mehrstufiger<br />
Konzerne (Unternehmensgruppen) müssen für jedes Konzernelement Einzelabschlüsse<br />
erstellt werden. Eine Verpflichtung zur Erstellung von Konzernabschlüssen besteht nur<br />
dann, wenn die Voraussetzungen und Betragsgrenzen vorliegen bzw. übertroffen werden.<br />
Nur wenn konsolidierte Kalküle, <strong>als</strong>o Konzernabschlüsse, erstellt werden, können Vervielfachungen<br />
von Vervielfachungen vermieden werden. Erwähnt sei noch, dass es in der<br />
Praxis mittelständische Unternehmensgruppen gibt, die nicht unter die Konsolidierungspflicht<br />
fallen, aber freiwillig Konzernabschlüsse erstellen (lassen), weil sie zur Erlangung<br />
von Krediten von den Kreditinsituten zumeist hierzu veranlasst werden.<br />
Im Zusammenhang mit den zuvor niedergeschriebenen Darlegungen sei noch an besonders<br />
mutige Konzernschöpfer erinnert, die vielstufige Unternehmensgruppen aufbauten,<br />
ohne zu einer Konzernrechnungslegung verpflichtet gewesen zu sein. Manche dieser Konzerngründer<br />
versuchten, innerhalb kurzer Zeit den Reichtum mittels fragwürdiger Konzernpyramiden<br />
zu „maximieren“, indem sie eine extreme Leverage-Politik betrieben. In<br />
diesem Zusammenhang sei etwa auf die Aktivitäten des schwedischen Zündholzproduktionsunternehmers<br />
Ivar Kreuger verwiesen, wobei auch in diesem Fall schlussendlich der<br />
negative Leverage-Effekt (Leverage-Bumerang-Effekt) den Zusammenbruch eines Konzernreiches<br />
zeitigte. Die Vervielfachung von Vermögen im Rahmen doppikgestützter Bilanzierung<br />
bedeutet eine krasse Schmälerung der Aussagekraft traditioneller Bilanzen. Die-<br />
se Vervielfachung greift bei Banken bzw. in den Jahresabschlüssen von Kreditinsituten in<br />
noch wesentlich gesteigertem Maße Platz, da Banken erwiesenermaßen über ein besonders<br />
großes Maß an Geldschöpfungsfähigkeit verfügen. Gegenseitiges Einlegen von Finanzmitteln<br />
und ein entsprechend ausgiebiges Ausleihen dieser Gelder kann im Extremfall zu<br />
einem pyramidenspielartigen Aufblähen von sog. Eigenkapital missbraucht werden. Vor<br />
diesem Hintergrund wird erkennbar, dass bilanzielle Eigenkapitalien nicht nur Residualgrößen<br />
sind, sondern u.U. zu „Luftschlössern“ degenerieren können.<br />
In der traditionellen Theorie und Praxis der Bilanzierung zählen zwei Faktoren zu den zentralen<br />
Themen bzw. Problemen, einmal die Frage der Aktivierung (genauer: Aktivierungsfähigkeit<br />
bzw. Aktivierungspflicht) und andererseits die Frage der anfänglichen und späteren<br />
Bewertung von Vermögensgegenständen (immaterielles Vermögen eingeschlossen). Weltweit<br />
existieren zur Bewertung von Vermögensgegenständen, die nicht Bargeld sind, lediglich<br />
drei unterschiedliche Methoden. Da sich das Unternehmensgeschehen am Zeitstrahl<br />
ereignet, richtet sich der Blick des Bewerters in die Vergangenheit (historische Anschaffungskosten),<br />
auf den Bewertungsstichtag (Marktwerte, sog. Fair Values) und schließlich<br />
die Barwerte zukünftiger Einzahlungsströme (Discounted Cash Flow-Methode, DCF).<br />
Im Falle der Bewertung mit historischen Anschaffungskosten wurde der Geldbetrag jedoch<br />
bereits ausgegeben, wird aber immer noch in den Büchern dargestellt – man könnte<br />
diese Vorgangsweise <strong>als</strong> Betrug bezeichnen! Im Falle der Bewertung mit Marktpreisen<br />
hingegen handelt es sich um Geld, das anderen Personen gehört, welche es jedoch für vergleichbare<br />
Gegenstände ausgeben würden – auch dies könnte man <strong>als</strong> Betrug bezeichnen,<br />
zumal dann, wenn diese „Marktpreise“ durch Manipulation (z.B. Schenkung des er-<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 457
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
forderlichen Geldbetrags an den „potentiellen Käufer“!) „nachgewiesen“ werden! Die<br />
zukünftigen Einzahlungsströme hingegen sind ex ante überhaupt nicht nachweisbar. Darüber<br />
hinaus sind aber exakt diese Cash Flows bereits bilanziell zur Bewertung z.B. des<br />
Umlaufvermögens „gebunden“, sodass die Diskontierung zukünftiger Netto Cash Flows<br />
faktisch eine doppelte Berücksichtigung dieser Zahlungsströme in der Bilanz darstellt<br />
(Bewertung des Umlaufvermögens z.B. via retrograden Vergleichswerts einerseits, Bewertung<br />
von Anlagevermögen durch Abzinsung eben derselben Netto Cash Flows andererseits)<br />
– auch dies muss glasklar <strong>als</strong> Betrug bezeichnet werden!<br />
Banken vergeben Kredite angeblich dann, wenn die kreditsuchenden Unternehmen über<br />
„ausreichendes Eigenkapital“ verfügen. Was bedeutet dies z.B. bei der Bewertung mit historischen<br />
Anschaffungskosten? Wenn der Unternehmer ein Grundstück aufgrund mangelnder<br />
Informationen zu einem überhöhten (z.B. dem doppelten) Preis erworben hat, so<br />
besitzt er konsequent ein doppelt so hohes Eigenkapital – doppelt so hohe Sicherheit für<br />
den Kreditgeber, weil zu viel Geld bezahlt wurde, das überdies nicht mehr im Eigentum<br />
des Unternehmens steht? Im Falle der Bewertung zu „Marktpreisen“ muss lediglich ein<br />
Grundstücksverkauf in „ähnlicher Lage“ IRGENDWIE zustande gekommen sein bzw.<br />
„nachgewiesen“ werden. Selbstverständlich kann dem Käufer der Betrag dafür auch vorher<br />
geschenkt, günstig geliehen (d.h. von einer Bank „aus Luft“ erzeugt) oder in anderer<br />
Form bereitgestellt worden sein. Oftm<strong>als</strong> ermöglichen genau jene Banken solche De<strong>als</strong>,<br />
die danach wieder exakt diese Grundstücke <strong>als</strong> „Sicherheiten“ akzeptieren – es geht<br />
schließlich auch für Bankmanager nur darum, Umsätze nachzuweisen und daran gekoppelte<br />
Boni einzustreichen!<br />
4.4. Saldogrößen bieten keine Sicherheit!<br />
Eigenkapital stellt <strong>als</strong>o jenen Betrag dar, welcher (je nach der auf der Aktivseite angewandten<br />
Bewertungsmethode) nicht mehr dem Unternehmen zur Verfügung steht,<br />
zurzeit einem anderen Marktteilnehmer zur Verfügung steht oder in Zukunft vielleicht<br />
dem Unternehmen zur Verfügung stehen wird. Dieser nicht vorhandene Geldbetrag<br />
dient sodann den Banken <strong>als</strong> „Sicherheit“ zur Schöpfung von Geld „aus Luft“ (out of<br />
thin air) bei gleichzeitiger „Rückzahlungsverpflichtung“ und „Verzinsung“. Sollten Zinsen<br />
und Tilgung ausbleiben, können die Banken sich am „Eigenkapital“ des Unternehmens<br />
(<strong>als</strong>o dem dort nicht vorhandenen Geld) schadlos halten!<br />
Der auf Hausverstand gegründete Volksmund, der ja behauptet, es bekämen nur jene Bankkredite,<br />
die sie überhaupt nicht nötig hätten, hat diese Problematik somit längst durchschaut!<br />
Formal haben Unternehmer, deren Unternehmen hohes Eigenkapital ausweisen,<br />
keine Bankkredite nötig – nur (leider, leider!) handelt es sich bei den Zahlen auf dem Stück<br />
Papier (Bilanz) eben NICHT um gesetzliche Zahlungsmittel! Mit diesen Zahlen kann man<br />
eben auch keine Preise bezahlen! Daher benötigen die Unternehmer die Privatbanken <strong>als</strong><br />
Gelderfinder sogar ganz dringend. Sie erfinden für die Unternehmenseigentümer Geld, das<br />
sie dann <strong>als</strong> „Gewinne“ ausschütten können, einfach aus Luft, vorausgesetzt der „Saldo<br />
stimmt“. Dieser Saldo hat jedoch keinerlei nachvollziehbaren Bezug zu den zukünftigen<br />
458 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Zahlungsströmen, die das Unternehmen „erwirtschaften“ wird (d.h. von Kunden oder Lieferanten<br />
erpresst bzw. durch Kündigung von Mitarbeitern zurückbehält)!<br />
Dieses absurde Ritual beschäftigt seit Jahrzehnten (wenn nicht Jahrhunderten!) unzählige<br />
hoch angesehene Berufsstände, Gesetzgebungs-Lobbyisten sowie reiche Erben und Spekulanten.<br />
Geld in Dingen zu vermuten, welche weder Geld (im Sinne gesetzlicher Zahlungsmittel)<br />
sind noch auch solches enthalten, sollte endlich <strong>als</strong> Geisteskrankheit erkannt<br />
werden und nicht <strong>als</strong> Berufsbild!<br />
Auch der Umstand, dass Mitarbeiter über Aufwandskonten („Lohn“ bzw. „Gehalt“) entschädigt<br />
werden, wohingegen den Eigentümern die gesamte Residualgröße („Gewinn“)<br />
und zwar nach Entschädigung für ihre seinerzeitigen Investitionsausgaben („Gewinn nach<br />
Abschreibungen“) zusteht, ist aus heutiger Sicht überhaupt nicht nachzuvollziehen. Allein<br />
schon die Buchungstechnik (Verbuchung von Abschreibungen <strong>als</strong> Aufwand) sorgt dafür,<br />
dass der Unternehmer seine Investitionsausgaben immer zuerst am Markt (über die den<br />
Abschreibungen entsprechenden Umsatzerlöse) verdient, bevor noch Löhne und Gehälter<br />
bezahlt werden: Abschreibungen entstehen <strong>als</strong> quasi-naturgesetzliche, mathematische<br />
Formel, die sich jeder Verhandlung entzieht. Jederzeit verhandelbar (und <strong>als</strong> Druckmittel<br />
einsetzbar) sind hingegen die Bezüge der Mitarbeiter (Löhne und Gehälter). Weshalb<br />
wurde denn noch nie die Forderung nach dem Entfall der Abschreibungen eines Jahres<br />
gestellt, damit mehr Löhne und Gehälter ausbezahlt werden könnten? Auf diese Art und<br />
Weise würden Unternehmer erstm<strong>als</strong> nachvollziehbar eine Art von Investitionsrisiko tragen!<br />
Darüber hinaus sollten die Bezüge der Mitarbeiter ebenfalls von einer Residualgröße<br />
abgeleitet werden, ebenso wie der Gewinn des Unternehmers. Die Abschreibungen wie<br />
auch die sonstigen Aufwendungen (v.a. auch Zinsen, aber auch Tilgungen von Fremdkapital)<br />
sollten ebenfalls <strong>als</strong> Gewinnanteil des Unternehmers behandelt werden, und damit<br />
in Krisenzeiten zur (Verteilungs-)Disposition stehen.<br />
5.<br />
Der Rechtsformbetrug<br />
5.1. Römisches Sachenrecht <strong>als</strong> Grundlage des heutigen Gesellschaftsrechts!<br />
Unternehmen gelten nach herrschendem Recht <strong>als</strong> „Gesamtsache“. Die Klassifikation<br />
eines organischen Geflechts von Prozessen und Beziehungen, in welchem Wissen geteilt<br />
und Fähigkeiten entwickelt und eingesetzt werden <strong>als</strong> tote Materie (Sache), entstammt<br />
dem altrömischen Sachenrecht. Dam<strong>als</strong> waren auch die Sklaven noch „Sachen“ und nur<br />
auf diese konsequente Art und Weise ließe sich dieses „Rechtssystem“ auch heute noch<br />
praktisch umsetzen.<br />
5.2. Verträge <strong>als</strong> „Eigentümer“?<br />
Tatsächlich handelt es sich bei den sog. juristischen Personen um nichts anderes <strong>als</strong> Verträge<br />
zwischen natürlichen Personen. Diesen Verträgen wird aber in unserer Rechtsord-<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 459
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
nung zugestanden, die Rolle eines Eigentümers auszuüben! Dies ist ungefähr so plausibel<br />
wie die Behauptung mein 100 Euro-Schein wäre der Eigentümer sämtlicher 100 Euro-<br />
Scheine, die sich in Wien und Umgebung im Umlauf befinden!<br />
Wie kam es zu dieser (absurden) rechtlichen Konstruktion? Juristische Personen besitzen<br />
gegenüber natürlichen Personen den wesentlichen Vorteil der konzeptionellen Unsterblichkeit.<br />
Zinstragende Kapitalanlagen erzeugen erst nach 80 bis 100 Jahren aus relativ geringen<br />
Beträgen erhebliche Vermögen. Wenn aber die Anteilscheine an einer juristischen<br />
Person, die selbst wieder im „Eigentum“ verzinsten Vermögens ist, mittels Erbschaft in<br />
der Familie weitergereicht werden können, so ist damit sichergestellt, dass auch in alle<br />
Zukunft reiche Erben vom Nichtstun werden leben können. Die mittelalterliche Troika<br />
aus juristischer Person, Zinseszinssystem und Erbrecht hält daher die westlichen<br />
Gesellschaften seit Jahrhunderten in ihrem Bann und verhindert, dass das Joch des Geldadels<br />
jem<strong>als</strong> abgeschüttelt wurde.<br />
5.3. Der Trick amerikanischer Robber Barons des 19. Jahrhunderts<br />
Die juristische Person war im Amerika des 19. Jahrhunderts eine relativ schwache Rechtskonstruktion.<br />
Sie durfte nur zu einem konkreten Zweck gegründet werden (Bau einer<br />
Brücke, Betrieb eines Hafens, Bau bzw. Betrieb von Eisenbahnen), durfte nicht Eigentümerin<br />
einer anderen juristischen Person sein, durfte nur maximal 50.000,- Dollar Geldvermögen<br />
besitzen und ihre Satzung wurde alle vier bis fünf Jahre neu mit den Lokalpolitikern<br />
verhandelt. Umweltvergiftung, Massenentlassungen, Serienfehler etc. führten<br />
dam<strong>als</strong> dazu, dass die Lokalpolitiker der juristischen Person die Satzung entzogen – sie<br />
<strong>als</strong>o einfach auflösten!<br />
Mittels Bestechung von Politikern wurde es jedoch in einem amerikanischen Bundesstaat<br />
ermöglicht, Holdings zu gründen. Danach drohten alle Eigentümer der juristischen Personen<br />
damit, deren Sitz in diesen Bundesstaat zu verlegen, was für die restlichen Bundesstaaten<br />
mit Steuereinbußen und Arbeitsplatzverlusten verbunden gewesen wäre. Durch<br />
diese Erpressung („Sachzwänge“) wurden die Politiker auch der anderen Bundesstaaten<br />
gefügig gemacht, Holdingkonstruktionen (und danach dem kompletten Abbau der Beschränkung<br />
der Willkür der Unternehmenseigner) zuzustimmen. Nach dem großen Erfolg<br />
dieser zunächst auf die USA beschränkten Bestechungs- und Erpressungsaktionen<br />
wurde diese Methode auch international eingesetzt, bekannt unter der euphemistischen<br />
Bezeichnung der „Globalisierung“. Die schockierenden Details dieser historischen Entwicklung<br />
können in dem hervorragenden Werk „Gangs of America“ von Ted Nace studiert<br />
werden (Nace Ted (2003)).<br />
Aus wissenschaftstheoretischer Sicht muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass „normative<br />
Wissenschaften“ eben eine bereits denklogische Unmöglichkeit darstellen! Wissenschaft<br />
ist entweder frei und entwicklungsfähig, vom Willen der gesellschaftlichen Mehrheit<br />
jederzeit beliebig gestaltbar, oder es handelt sich eben nicht um Wissenschaft, sondern<br />
um eine gesellschaftliche Täuschung durch Missbrauch dieser Bezeichnung! In der Wissenschaft<br />
existiert kein „Richtig“ und „F<strong>als</strong>ch“, sondern es geht stets um konkrete Methoden,<br />
die für einen bestimmten, offengelegten Zweck mehr oder weniger gut geeignet sind.<br />
460 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Es geht mithin nicht um ein fragwürdiges Urteil zwischen Weiß und Schwarz, sondern um<br />
die Bestimmung von Tauglichkeit und die Einschätzung von Konsequenzen.<br />
Über den Eignungsgrad urteilen sinnvollerweise stets nur die Betroffenen (StaatsbürgerInnen,<br />
KonsumentInnen, Anwender von Produkten bzw. Technologien). Starre, un-<br />
überprüfbare Behauptungen, die in die Ausbildung Eingang finden und dort unhinterfragt<br />
unter Prüfungsdruck rezipiert werden müssen, führen hingegen dazu, dass durch diese<br />
Form der Gehirnwäsche jede Kreativität verlorengeht und die wahren Probleme von<br />
genau den zuständigen Personen (= indoktrinierten Akademikern) überhaupt nicht mehr<br />
erkannt werden.<br />
6.<br />
Der Preisblasenbetrug<br />
Angeblich befinden sich viele Volkswirtschaften heute im Zustand der „Bubble Economy“.<br />
Darunter versteht man eine Volkswirtschaft, die zunächst von steigenden Preisen „profitiert“,<br />
da die Wirtschaft wächst und damit auch Beschäftigung und Konsum, <strong>als</strong>o der allgemeine<br />
Wohlstand, ansteigen. Mit dem „Platzen der Preisblase“ tritt jedoch die umgekehrte<br />
Entwicklung ein, Arbeitskräfte werden „freigesetzt“, der Konsum bricht ein, damit<br />
sinken die Gewinne der Unternehmen, es wird weniger investiert und die Spirale beginnt<br />
sich in die Gegenrichtung zu drehen.<br />
In diesem Modell wird zunächst wohlwissend verschwiegen, wer genau vom Preisaufschwung<br />
profitiert: sind es die Eigentümer oder die Mitarbeiter, welche den größeren Anteil<br />
dieses „Wohlstands“ in Form gesetzlicher Zahlungsmittel nach Hause tragen? Wenn<br />
die „freie Marktwirtschaft“ angeblich <strong>als</strong> Leistungsgesellschaft konstruiert ist, wieso<br />
wachsen dann leistungslose (Gewinn- und Zins-)Einkommen immer wesentlich stärker<br />
<strong>als</strong> Einkommen, die tatsächlich erarbeitet werden? Wieso existiert in einer angeblichen<br />
Leistungsgesellschaft denn überhaupt die Möglichkeit eines leistungslosen Einkommens?<br />
Die Absicherung von Alten und Kranken kann hier kein Argument sein, denn in funktionierenden<br />
Gemeinschaften werden bzw. wurden diese Dienstleistungen einfach gegenleistungslos<br />
(<strong>als</strong> Teil der Infrastruktur) erbracht!<br />
Dieses Phänomen (reihenweise Käufe und Verkäufe ein und derselben Sache, bis der<br />
letzte Käufer in der Kette plötzlich mit (Total-)Verlust konfrontiert ist, da sich kein Kaufinteressent<br />
mehr findet) wurde jedoch noch vor einigen Jahren ganz anders genannt:<br />
Pyramidenspiel!<br />
Es ist bezeichnend, dass auch in diesem Fall durch die Änderung der Benennung ein ursprüngliches<br />
Betrugsschema (völlig analog zur Vorgangsweise beim „Mindestreservesys-<br />
tem“ sowie der „juristischen Person“!) im Laufe der Jahre nicht nur <strong>als</strong> allgemein akzeptabel<br />
dargestellt wurde, sondern geradezu zum Kern eines neuen Wissenschaftsfeldes<br />
hochstilisiert werden soll. Diese Aufgabe erledig(t)en offensichtlich ganz hervorragend<br />
korrupte US-amerikanische Pseudowissenschaftler, welche für diese Täuschung der<br />
Öffentlichkeit sicherlich auch noch mit dem Nobelpreis belohnt wurden (bzw. würden).<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 461
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
Volkswirtschaften profitieren niem<strong>als</strong> von steigenden Preisen! Diese Aussage ist sträflicher<br />
Unsinn. Von steigenden Preisen profitieren immer nur die Verkäufer, während die Käufer<br />
sich der Unsicherheit aussetzen, für die nächste Runde des Pyramidenspiels u.U. keinen<br />
weiteren Käufer, der bereit ist wiederum einen höheren Preis zu bezahlen, zu finden und<br />
somit Verluste zu erleiden. Da heute im „globalen Casino“ sämtliche Rohstoffe und Güter<br />
sowie selbst erfundene (Gesamt-)Sachen wie Unternehmensanteile (Aktien) nicht mehr<br />
ausreichen, den Eigentümern des aus Luft geschöpften „Geldvermögens“ weitere Pyramidenspiele<br />
zur Geldvermehrung zu ermöglichen, erfanden die internationalen Großbanken<br />
laufend neue „Wertpapiere“ (z.B. sog. Derivate), deren wichtigstes Ziel es war, einfach<br />
die Kette von Pyramidenspielen niem<strong>als</strong> abreißen zu lassen. Selbst absurdeste Konstruktionen<br />
(„CO 2 -Zertifikate“) wurden nur zu diesem Zweck erschaffen, wenngleich (v.a. mit<br />
den „CO 2 -Zertifikaten“) auch noch andere Spiele (etwa massiver Umsatzsteuerbetrug!)<br />
gespielt werden konnten (siehe dazu etwa Reuters (2010) bzw. Spiegel (2010)).<br />
Was wollen, vor diesem Hintergrund betrachtet, die gewählten Politiker ihrem Wahlvolk<br />
nun eigentlich mitteilen, wenn sie behaupten, die „Kontrolle der Finanzmärkte“ wäre kaum<br />
möglich, da viel zu kompliziert? Diese Feststellung kommt in einer funktionierenden<br />
Demokratie einer Bankrotterklärung gleich!<br />
Bei geschlossener, endlicher Geldmenge muss, schon aus rein logischen Gründen, jeder<br />
„Markt“, der laufend steigende Preise produziert, früher oder später <strong>als</strong> Pyramidenspiel<br />
(im Crash) enden! Ein weiteres Indiz für die Richtigkeit der vorstehenden Ausführungen<br />
ist die Tatsache, dass die US-amerikanische Notenbank seit einigen Jahren nicht gewillt<br />
ist, die jeweilige Geldmenge zu publizieren. Wer sich weigert, Transparenz walten zu lassen,<br />
macht sich bekanntlich verdächtig. Diese einfachen Wahrheiten dürfen in den westlichen<br />
Gesellschaften nicht verbreitet bzw. erkannt werden. Zu ihrer Verschleierung tragen<br />
sehr kräftig folgende Institutionen bzw. Personengruppen bei:<br />
• Politiker und Gesetzgebungs-Lobbyisten<br />
• Börsevorstände und Banker<br />
• Vorstände börsenotierter Unternehmen<br />
• Bank- und Börsenaufsicht<br />
• Ratingagenturen und Wirtschaftsprüfer<br />
• Journalisten<br />
• Anlageberater bzw. mitunter sogar Anlegerschützer<br />
Die Verschleierungstaktik läuft in diesen Fällen stets nach dem gleichen Schema ab. Dabei<br />
wird zunächst ein „Sündenbock“ ausgewählt (die ENRON-Vorstände im Falle des<br />
„Bilanzbetrugs“, Bernard Madoff im Falle des Pyramidenspiels <strong>als</strong> Anlageform oder<br />
wie 2010 in Deutschland der massive, organisierte Kapitalmarktbetrug durch u.a. die<br />
Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, SdK, der VEM Aktienbank etc.). In allen diesen<br />
Fällen ist die Staatsanwaltschaft (seit Jahrzehnten kaputtgespart und systematisch f<strong>als</strong>ch<br />
ausgebildet!) weder in der Lage, zu erkennen, dass es sich hier nicht um Einzelfälle, sondern<br />
ein flächendeckendes Phänomen handelt, noch könnte sie, falls ihr diese Erkennt-<br />
462 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
nis tatsächlich möglich wäre, schon aus Kapazitätsgründen diesen Vergehen tatsächlich<br />
chancenreich nachgehen. So entsteht in der Öffentlichkeit zwangsweise (und dies ist ja<br />
politisch genau gewünscht!) der Eindruck, es handle sich hierbei bloß um Einzelfälle und<br />
die Bevölkerung zieht daraus den Umkehrschluss, alle Jahresabschlüsse bzw. Anlagen<br />
auf Kapitalmärkten, die sich noch nicht im Fadenkreuz der Justiz befinden, wären seriös<br />
oder auch nur mathematisch/logisch denkmöglich!<br />
Die Ökonomien werden nur noch durch Informationsflüsse gesteuert und für diese gelten<br />
grundsätzlich andere Gesetze, <strong>als</strong> für Goldstücke oder Schuldscheine. „In this world<br />
the movement of information alone is often enough to determine events. Market busts,<br />
investment booms, and the value of the dollar are no longer determined by fundament<strong>als</strong><br />
but by how we feel about them. How else can it work? In a world where the flow of information<br />
is already enormous and growing daily, how else do we sort out what is relevant<br />
from what is irrelevant except by feeling?“ (5)<br />
7. Ein verlockendes alternatives Konzept<br />
Die Alternative zum gerade kollabierenden westlichen Wirtschafts- und Geldsystem ist<br />
sehr einfach. Sie setzt jedoch (wie jedes andere Gemeinschaftssystem auch) zunächst einen<br />
gesamtgesellschaftlichen Grundkonsens voraus und muss zusätzlich auch von einem<br />
länderübergreifenden Change-Management getragen werden, damit die Versorgung der<br />
Menschen mit Gütern und Dienstleistungen auch in der Umstellungsphase nicht gefährdet<br />
wird. Am Ende dieser Veränderung wird die Menschheit es gelernt haben, einfach<br />
OHNE GELD zu leben. Aus „Wirtschaft“ wird einfache „Versorgung“, aus „Unternehmen“<br />
werden „Versorgungsnetze“, aus „Arbeitszeit“ und „Freizeit“ wird einfach „sinnvoll<br />
und selbstbestimmt gestaltete Lebenszeit“.<br />
Güter und Dienstleistungen werden dann nicht mehr (in Abhängigkeit von ihrer „Knappheit“)<br />
mit einer zählbaren Größe verknüpft („Preis“) mit der Konsequenz, dass eben nicht<br />
alle Bedürfnisse gedeckt und eben nicht die insgesamt von der Gesellschaft am dringendsten<br />
gewünschten Produkte erzeugt werden, sondern nur „die Reichen“ möglichst<br />
viel Spaß haben können, egal mit wie viel Mangel und Tod im gleichen oder anderen Ländern<br />
dies „erkauft“ wird.<br />
Die gesellschaftliche Selbstversorgung zerfällt einfach in zwei Bereiche: Produktion und<br />
Verteilung. Die Produktion muss immer <strong>als</strong> geschlossene Einheit betrachtet werden (d.h.<br />
eine durchgängige Prozesskette vom ersten Rohstoff bis zum letzten Endprodukt). Die<br />
für die Produktion relevanten Kriterien sind v.a. Nachhaltigkeit, ausreichende Kapazität,<br />
Vermeidung sinnloser und schädlicher menschlicher Tätigkeiten sowie laufende Innovation<br />
der Prozesse.<br />
Sollte (v.a. in der Umstellungsphase) Geld in bestimmter Form überhaupt noch benötigt<br />
werden, so sollte es sich sinnvollerweise um personalisiertes (keinesfalls anonymes!) Geld<br />
mit eingeschränkter Funktionalität (<strong>als</strong>o persönliche Gutscheine) handeln, die vollelek-<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 463
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
tronisch (in geschlossenen Rechnungskreisen) weitergereicht werden. Dadurch bleiben<br />
sämtliche Transaktionen jederzeit transparent nachvollziehbar bzw., bei Bedarf, wie z.B.<br />
im Betrugsfall, auch beliebig lange änderbar. Doch die zentrale Aufgabe der Betrugsvermeidung<br />
fällt jedenfalls dem Bildungssystem zu. In einer mittels wertlosem Informationsgeld<br />
(oder komplett ohne Geld) gesteuerten Gesellschaft muss Bildung völlig anders<br />
interpretiert werden, wenn die Gesellschaft in der Lage sein soll, sich selbst zu erhalten,<br />
<strong>als</strong> in einer mittelalterlichen Sklavenwirtschaft mit angeblich werthaltigem Warengeld und<br />
einer erpresserischen Knappheitsideologie.<br />
Bei der Informations- bzw. Wissensgesellschaft übernimmt die (im günstigsten Falle weltweite!)<br />
Kooperation die Rolle der Konkurrenz. Versorgungsnetze, die schon heute ganz<br />
einfach mittels Internet realisiert werden können, ändern permanent ihre Struktur, erweitern<br />
oder verschlanken sich, ohne dass noch die Vermehrung persönlichen Eigentums (in<br />
Verbindung mit aufwändigen Rechtsprozessen oder gar Gesetzgebungs-Lobbyismus) die-<br />
se Abläufe behindert bzw. blockiert. Eigentum besteht in diesen Gesellschaften stets nur<br />
an den Endprodukten der Versorgungsprozesse. Rohstoffe und Zwischenprodukte können<br />
lediglich von jenen Personen „im Eigentum erworben“ werden, die tatsächlich in der Prozesskette<br />
eine verarbeitungsrelevante Rolle spielen! Wer hier nicht durch tätige Mitarbeit<br />
zum Gelingen des Endprodukts beiträgt, der kann schon rechtlich bzw. organisatorisch<br />
überhaupt kein Eigentum an Rohstoffen und Zwischenfabrikaten erwerben. Spekulation<br />
zur individuellen Bereicherung (ein „Problem“, an dem scheindemokratische Politiker regelmäßig<br />
gescheitert sind!) wird damit ganz einfach abgeschafft! „Eigentum“ innerhalb<br />
der Prozesskette ist stets funktional, d.h. nur auf den Zweck der Herstellung eines möglichst<br />
hochwertigen (im Sinne von nützlichen) Ergebnisses gerichtet.<br />
Sollten die Menschen (v.a. in der Umstellungsphase) noch Zahlen, die bloß sich selbst<br />
zählen (Geld), benötigen, so können spezielle elektronische Verteilungskreise diese Aufgabe<br />
hevorragend erfüllen. Hierbei gilt zunächst die Regel, dass alle Güter bzw. Dienstleistungen,<br />
die in ausreichender Menge für alle Menschen zur Verfügung stehen, auch<br />
tatsächlich allen Menschen (ohne konkrete Gegenleistung!) zukommen müssen. Dort wo<br />
tatsächlich Knappheit herrscht, muss so schnell wie möglich nach Wegen gesucht werden,<br />
diese zu überwinden, sodass letztlich wieder die gewünschte Funktion für alle Menschen<br />
bereitgestellt werden kann. Dies kann durch Materi<strong>als</strong>ubstitution, geänderte Fertigungsprozesse,<br />
Weglassen von Nebensächlichem oder einfach durch Verzicht erfolgen, worüber<br />
die Gesellschaft selbst basisdemokratisch (in den elektronischen Netzen) bestimmt.<br />
Persönliches Glück wird in diesen postkapitalistischen Gesellschaften <strong>als</strong> die Möglichkeit<br />
zur grenzenlosen Selbstentfaltung zwecks Steigerung des Gemeinnutzens (= Vorteil<br />
der gesamten Gesellschaft) erfahren. Tätigkeiten werden deshalb ausgeübt, weil sie genau<br />
dazu beitragen: sie machen Spaß, sind sinnvoll bzw. helfen bei der persönlichen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklung. Tätigkeiten, welche diese Kriterien nicht erfüllen, die <strong>als</strong>o<br />
unangenehm, ungesund und/oder gefährlich sind, aber einfach dennoch notwendig sind,<br />
werden zunächst mit Spezialgutscheinen (für das, was früher „Luxusgüter“ genannt wurde)<br />
belohnt, später aber durch Maschinen (Roboter) erledigt. In diesem Zusammenhang ist es<br />
aber auch sehr wichtig zu erkennen, dass auch die Klassifikation einer „unangenehmen<br />
464 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
aber notwendigen Tätigkeit“ kein unumstößliches, naturwissenschaftliches Faktum darstellt,<br />
sondern eine sozial bzw. psychologisch bedingte Wertung. Das von Politik und Medien<br />
so gerne <strong>als</strong> „Problem“ zitierte Feld der Altenpflege kann etwa, die richtige geistige<br />
Einstellung bei Gepflegten wie Pflegenden vorausgesetzt, zu einer unvergleichlich wertvollen<br />
Begegnung zwischen Menschen verschiedener Generationen umgestaltet werden,<br />
in der die Gepflegten lernen ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu bewahren bzw.<br />
auch noch im Alter auszubauen und die Pflegenden von der Lebenserfahrung sowie ihren<br />
persönlichen Sichtweisen der Gepflegten profitieren bzw. sich auf ähnliche Phasen im eigenen<br />
oder dem Leben ihrer Familienmitglieder vorbereiten können.<br />
Die begriffliche Dichotomie „Arbeit vs. Freizeit“ hat in Wissensgesellschaften endgültig<br />
ausgedient. Es existiert nur noch die sinnvoll gestaltete Lebenszeit, wobei sogar Muße<br />
und Entspannung einen sehr hohen Stellenwert einnehmen, da nur in diesen Phasen wahre<br />
Kreativität und damit das klassische Problemlösungspotential erzeugt werden können. Die<br />
Menschen formulieren ihre wahren Bedürfnisse (Lebensmittel, Wohnraum, Kleidung, Unterhaltung<br />
etc.) und nicht mehr den Wunsch nach einem (natürlich immer höheren und damit<br />
laufend steigenden!) „Einkommen“. Welcher Topmanager, der z.B. einige Millionen<br />
Euro im Jahr „verdient“, könnte denn ernsthaft an Stelle dieser simplen Zahl sofort jene<br />
Güter und Dienstleistungen nennen, die er damit tatsächlich erwerben will und dies dann<br />
etwa vor einem Arbeitslosen oder Pensionisten inhaltlich rechtfertigen? Genau diese inhaltliche<br />
Diskussion hat die westliche Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten ängstlich<br />
vermieden und gerade heute wird sie international nicht mehr länger vermeidbar sein!<br />
Die hier kurz angedeutete postkapitalistische Gesellschaft wurde bereits unzählige Male<br />
in der Literatur beschrieben. Ein Beispiel, das hier stellvertretend für viele andere, nachhaltige,<br />
resourcenbasierte Wirtschaftssysteme genannt wird, ist participatory economics<br />
(Parecon): „Die Institutionen und Organisationen der Parecon orientieren sich an den folgenden<br />
Prinzipien:<br />
• Gemeineigentum statt Privateigentum<br />
• ArbeiterInnen- und VerbraucherInnenräte und ausgewogene Tätigkeitsbündel statt<br />
Hierarchien am Arbeitsplatz<br />
• Entlohnung nach Einsatz statt nach Eigentum, Machtposition oder Leistung<br />
• Partizipatorische Planung statt Marktwirtschaft oder Zentralplanung<br />
• Partizipatorische Selbstbestimmung statt Klassenherrschaft“ (6)<br />
„Die Wirtschaft wird durch und für Arbeiter und Verbraucher betrieben. Während die Arbeiter<br />
das Sozialprodukt schaffen, wird es von den Verbrauchern genossen. In diesen beiden<br />
Rollen sieht sich das Volk. Die Verbindung wird über die Allokation hergestellt.“ (7)<br />
Erst durch dieses selbstbestimmte System der informationsgestützten Selbststeuerung<br />
wird es die Gesellschaft lernen, verantwortlich (iS von ökologisch vertretbar, sowohl gegenüber<br />
der Umwelt <strong>als</strong> auch gegenüber den nachfolgenden Generationen) und nachhaltig<br />
zu wirtschaften. Erst dann wird die Zeit der endlosen Manipulation wissenschaftlich<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 465
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
nicht nachweisbarer „Werte“ und endloser, der Logik widersprechender Zirkelschlüsse<br />
(self fulfilling prophecies) vorüber sein.<br />
„Gerade weil ‚die Gesellschaft‘ eine Interpretaion ist, weil in ihr nur <strong>als</strong> ‚Gesetz‘ gilt, was<br />
<strong>als</strong> Gesetz geglaubt und gewußt wird, hebt jede Erkenntnis des Gesetzes das Gesetz auf.<br />
Wenn alle Firmen wissen, daß ein bestimmtes Produktionsverfahren zu einer Kostenersparnis<br />
führt und dieses Verfahren anwenden, dann verschwindet der relative Effekt der<br />
Kostenersparnis, weil sich die Produktion aller verbilligt und der Preis entsprechend sinken<br />
wird. Es gilt auch der umgekehrte Effekt: Wenn alle Börsianer glauben, daß die Aktienkurse<br />
steigen und kaufen, dann steigt die Nachfrage und die Kurse steigen; oder wenn<br />
der Sachverständigenrat eine höhere Arbeitslosigkeit vorhersagt <strong>als</strong> in der Prognoseperiode<br />
(und tatsächlich auf ihn gehört wird), dann erwarten die Firmen eine ungünstigere<br />
Wirtschaftsentwicklung und entlassen Beschäftigte.“ (8)<br />
8. Fazit und Ausblick<br />
Das westliche Wirtschafts- und Geldsystem (sog. freie Marktwirtschaft) fußt mit seinen<br />
zentralen Grundlagen auf wissenschaftlich unhinterfragten und mehrere Jahrhunderte bis<br />
Jahrtausende alten Modellvorstellungen, von denen etliche ursprünglich sogar <strong>als</strong> Betrugsmethode<br />
erfunden worden waren. Die mathematischen Probleme (exponentielles Zinswachstum<br />
finanzieller Forderungen bei linearem Wachstum der Realwirtschaft) sorgen nun<br />
aberm<strong>als</strong> für den Zusammenbruch sämtlicher zur Verschleierung ebenso wie zum Zeitgewinn<br />
von den „finanziellen Eliten“ installierten Pyramidenspiele. Um die Versorgung der<br />
Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen nicht zu gefährden, ist es unumgänglich und<br />
äußerst dringlich, die Wirtschaftsprozesse neu zu organisieren (von Unternehmen zu Versorgungsnetzen)<br />
und in diesem Zusammenhang auch den Begriff des Eigentums exakter<br />
und gemeinschaftsnützlicher zu definieren. Die auf die Menschheit zukommende nächste<br />
Entwicklungsstufe der Wissensgesellschaft erfordert dazu auch eine andere Grundeinstellung<br />
jedes einzelnen Individuums, wenn empathische Selbststeuerung die pseudomathematische<br />
Fremdsteuerung ablösen soll. Nur so wird eine ökologisch nachhaltige Koexistenz<br />
auch mit allen anderen Spezies möglich – in einer „Care and Share“-Society!<br />
466 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Literaturverzeichnis<br />
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Albert, M. (2003): Parecon – Leben nach dem Kapitalismus, Frankfurt a.M.<br />
Black, W.K.: “The Best Way to Rob a Bank is to Own One”, University of Texas Press,<br />
2005.<br />
Brodbeck, K.-H. (2000): Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie, Darmstadt.<br />
Brodbeck, K.-H. (2009): Die Herrschaft des Geldes – Geschichte und Systematik,<br />
Darmstadt.<br />
Clarke, F./Dean, G. (2007): Indecent Disclosure – Gilding the Corporate Lily,<br />
Cambridge.<br />
Fisher, I. (2007): „100%Geld“, Kiel (Nachdruck der deutschen Übersetzung des englischen<br />
Origin<strong>als</strong> aus 1935).<br />
Galbraith, J.K. (2005): „Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs – Vom Realitätsverlust<br />
der heutigen Wirtschaft“, München.<br />
Haeseler, H.R./<strong>Hörmann</strong>, F. (Hrsg.) (2009): „Rechnungslegung und Unternehmensführung<br />
in turbulenten Zeiten – Festschrift zum 70. Geburtstag von Gerhard Seicht“, Wien.<br />
Heinsohn, G./Steiger, O. (2002): „Eigentumstheorie des Wirtschaftens versus Wirtschaftstheorie<br />
ohne Eigentum“, Marburg.<br />
Heinsohn, G./Steiger, O. (2004): „Eigentum, Zins und Geld – Ungelöste Rätsel der Wirtschaftswissenschaft“,<br />
3. Auflage, Marburg.<br />
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468 Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis
Fundamente und Bausteine einer Neuen Krisenökonomik<br />
Anmerkungen<br />
(1) „Die neben der Besitzseite bestehende Eigentumsseite des Vermögens nun ist es, die allein<br />
das Wirtschaften konstitutieren kann. Das geschieht durch Gläubiger-Schuldner-Kontrakte<br />
in Form von Kreditkontrakten.“ Heinsohn/Steiger (2006), S. 91.<br />
(2) Die einzig sinnvolle Erklärung des Zinses <strong>als</strong> Eigentumsprämie erläutern Heinsohn und<br />
Steiger wie folgt: „Metatheoretisch betrachtet unterläuft den herrschenden Wirtschaftslehren<br />
folgendes: Sie wissen nicht, was Eigentum ist, sondern halten bereits Besitz für<br />
Eigentum. Entsprechend verwenden sie die beiden Begriffe Eigentum und Besitz unterschiedslos<br />
für die eine Sache Besitz, woraufhin das Eigentum selbst theoretisch unausgelotet<br />
bleibt. Dieses Vorgehen rächt sich bei der Erklärung des Zinses, der nun <strong>als</strong> Derivat<br />
der entscheidenden Größe für das Wirtschaften, der Eigentumsprämie, nicht einmal<br />
in Erwägung gezogen werden kann.“ Heinsohn/Steiger (2004), S. 219.<br />
(3) Ein bloßes Zinsverbot würde jedoch wohl nichts an den grundsätzlichen Problemen des Individualtausches<br />
ändern. „Während die christlichen Kirchen an vielen Geboten und Verboten<br />
festhielten, obwohl diese immer wieder mißachtet worden waren, haben sie das<br />
ursprüngliche Zinsverbot längst aufgehoben. Das Verbot allein konnte die damit zusammenhängenden<br />
Mißstände in keiner Weise unterbinden, weil es immer wieder unterlaufen<br />
wurde. Und vielleicht waren die Interessen der Kirchen an der Vermehrung ihres eigenen<br />
Geldvermögens schließlich so groß, daß sie das Zinsverbot aufhoben. Wenn erst<br />
einmal das Interesse an der bloßen Geldvermehrung die Menschen ergriffen hat und stärker<br />
wirkt <strong>als</strong> gesetzliche oder moralische Verbote, reicht das Zinsverbot allein auch gar<br />
nicht aus. Es würde nur zu Stockungen des Geldkreislaufs und zu Wirtschaftskrisen führen.“<br />
Senf (2004), S. 121.<br />
(4) „Das hat einfach keiner so zu Ende gedacht, dass wenn ganz viele daran verdienen, das<br />
Geld auch irgendwo herkommen muss.“ Laura Neumann (Risikomanagerin) in Honegger/Neckel/Magnin<br />
(2010), S. 54.<br />
(5) Kurtzman (1993), S. 119.<br />
(6) Albert (2003), S. 86.<br />
(7) Albert (2003), S. 92.<br />
Seicht, Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2011, LexisNexis 469
Herbert R. Haeseler/<strong>Franz</strong> <strong>Hörmann</strong><br />
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