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Friedrich Kümmel Josef König. Versuch einer Würdigung seines ...

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Die Ursprungsphänomene gehören somit weder der einen noch der anderen Seite an, sie entstehen<br />

vielmehr erst in deren konstitutiver Verschränkung. Die hier geltende ontologische<br />

Differenz und Diskontinuität macht es prinzipiell unmöglich, das so Gefaßte wie ein immanent<br />

Gegebenes aufzufassen, wissenschaftlich zu untersuchen und im Sinne philosophischer<br />

Analyse kategorial zu bestimmen. Nur die atomar verdichtete Prägung des dichterischen Wortes<br />

hat die Kraft, gleichsam einen Funken aus der Seinsmaterie herauszuschlagen und als ein<br />

rein Bedeutendes überspringen zu lassen - ein je aktualer Gehalt, der, auch wo er zum Ereignis<br />

wird, sich grundsätzlich nicht in die immanenten Vermittlungszusammenhänge einbeziehen<br />

und ihren begrifflichen und gegenständlichen Formen angleichen läßt. Gleichwohl bleibt<br />

das qualitativ Verschiedene unterschwellig verbunden und nimmt darin im modifizierenden<br />

Sinne die Färbung der je anderen Seite an.<br />

<strong>König</strong>s ganzes Bemühen konzentriert sich darauf, den darin liegenden Unterschied und Zusammenhang<br />

zum klaren Bewußtsein zu bringen. Er grenzt mit den Mitteln formaler Analyse<br />

verschiedene Sprachmodi ab, wobei jedoch das verschieden qualifizierte Reden immer noch<br />

im gleichen Sprachfeld liegt und der Unterschied sich weder syntaktisch noch semantisch<br />

identifizieren läßt. Weil auch eine gegenständliche oder transzendentale Bestimmung die<br />

fragliche Differenz nicht trifft, läßt sich ein solches qualitativ verschiedenes Sprechenkönnen<br />

in philosophischer Analyse grundsätzlich nur formal unterscheiden.<br />

Das auf ein eâ lšgein. ein Gut-sprechen-können-wollen zielende spezifische [180/181] Können<br />

der Philosophie rückt somit eine außerordentliche, jeden gegenständlich bzw. kategorial<br />

und semantisch bestimmten Rahmen sprengende Möglichkeit des Sprechens in den Blick. In<br />

dessen eigentümlichem Beziehungsmodus sind die erkenntnistheoretischen Alternativen<br />

schon im ersten Ansatz überwunden, ohne daß die ihren einseitigen Reduktionen entsprechende<br />

Möglichkeit, das in ganz verschiedenem Sinne Gemeinte sprachlich und gegenständlich<br />

wiederum einzunivellieren, dadurch in Abrede gestellt wäre. Weder die hypostasierende<br />

Trennung noch eine reduzierende Gleichsetzung oder Vermittlung verschlägt, wo ein qualitativ<br />

Verschiedenes im Sein und in den darauf bezogenen Modi des Denkens und Sprechens gefaßt<br />

bzw. gewahrt werden soll. Die an keinem bestimmten Inhalt zweifelsfrei festzumachenden,<br />

jedoch formal abgrenzbaren Modalitäten bilden „Ein Zusammen“ (BdI 4) und bleiben<br />

doch heterogen und begrifflich unvermittelbar.<br />

Im Sinne eines Verständnisses von Dualität, das die Alternativität von Monismus und Dualismus<br />

bestreitet und mit guten Gründen weder die einen noch die andere Konsequenz ziehen<br />

möchte, wird ein derartiger Beziehungsmodus auf die Formel gebracht: Nicht Zwei, nicht Eines!<br />

<strong>König</strong> drückt denselben Tatbestand am Beispiel der ästhetischen Wirkung und ihrer Beschreibung<br />

so aus: „Eine ästhetische Wirkung ist also nicht einfach dasselbe Ding wie ihre<br />

essentielle dichterische Beschreibung; aber ebensowenig gilt, daß sie und ihre Beschreibung<br />

zwei verschiedene Dinge wären, wie dies für eine nichtästhetische Wirkung und deren Beschreibung<br />

zutrifft.“ (NäW 280; gesp. v. Verf.) Seine eigene Formel für derartig verschränkte<br />

Sachverhalte lautet „nicht durch ..., nicht ohne ...“ oder in anderer, das „Nichts“ dieser „Ursprungseinheit<br />

der Verschränkung“ (BdI 414) betonenden Wendung: „nichts als das, was ...<br />

möglich macht“. In den ontologischen Kontext zurückgespiegelt heißt dies: „Nun ist aber jede<br />

Sphäre zwar eine sich affirmierende, aber eine sich durch Negation affirmierende, oder: jede<br />

ist unbedingt und zugleich von der anderen Sphäre, genauer, von dem absoluten Moment der<br />

Gegensphäre, bedingt. Und eben dieses Bedingen oder Konstituieren oder Scheinen des unbedingten<br />

Moments der einen Sphäre in dem eben deshalb bedingten Moment der anderen<br />

Sphäre ist die Erfüllung des offen bleibenden „wenn“. Das die Sphären zu ihrer Wirklichkeit<br />

Emportreibende ist also letzhin ihr Ineinanderverschränktsein selbst.“ (BdI 414)<br />

Die <strong>König</strong>s Untersuchungen über Sein und Denken leitende Unterscheidung von modifizierenden<br />

und determinierenden Prädikaten betrifft eine formale Differenz im Prädikatsein als

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