16.10.2013 Aufrufe

Friedrich Kümmel Josef König. Versuch einer Würdigung seines ...

Friedrich Kümmel Josef König. Versuch einer Würdigung seines ...

Friedrich Kümmel Josef König. Versuch einer Würdigung seines ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14<br />

weder der objektiv-geistige Gehalt dem Denken unterworfen noch dieses in eine unselbständige<br />

Rolle gedrängt worden ist. Das Paradigma der Subjekt-Subjekt- [184/185] Beziehung:<br />

„Dinge dieser Art sehen uns von sich aus an ...“ (SuD 5), hat in diesem unvordenklichen Zusammenkommenkönnen<br />

seinen Lebensnerv und Wurzelgrund. Damit ist das ‘absolute’ Moment<br />

verbunden, daß jede derartige Beziehung in ihrem Zustandekommen und in ihrer qualitativen<br />

Bestimmtheit „nichts als sie selbst“ ist und keinem herrschenden Allgemeinen unterworfen<br />

werden kann.<br />

Was über den Unterschied modifizierender und determinierender Redeweisen gesagt ist, kann<br />

zum Schlüssel eines vertieften Sprachverständnisses werden. Wäre die Sprache lediglich eine<br />

zeichenhafte Abbildung von Gegenständen, so müßte die Bedeutung eines Wortes sich entweder<br />

aus <strong>einer</strong> Ähnlichkeit mit dem Gegenstand ableiten oder auf eine konventionelle Festlegung<br />

zurückführen lassen (vgl. Platons Kratylos). Beides bleibt gleich unbefriedigend. Anders<br />

jedoch ist es, wenn sich die Bedeutung nicht lediglich als eine mehr oder weniger äußerliche<br />

Eigenschaft von Sprachzeichen, sondern als ursprüngliches Sich-zur-Sprache-bringen<br />

verstehen läßt. In diesem Falle geht der bedeutete Sachverhalt in die Bedeutung des Ausdrucks<br />

auf eine Weise ein, von der man mit <strong>König</strong> sagen könnte, daß das „Wovon“ der<br />

Sprachbedeutung dieser „in echter Weise einwohnt“ und in ihr „ursprünglich vermittelt und<br />

offenbart wird“. Weder eignet die so verstandene Bedeutung dem Gegenstand, noch muß der<br />

Mensch sie selbst erfinden und einem willkürlichen Bedeutungsträger aufladen. Sie liegt nun<br />

vielmehr in <strong>einer</strong> wechselseitigen inneren Erschlossenheit, die sich von k<strong>einer</strong> Seite herleiten<br />

läßt und vielmehr in „mittlerer Eigentlichkeit“ ein Licht auf beide wirft. Ein solcher Vorgang<br />

des aus innerer Mitte nach zwei Seiten hin bedeutungsverleihenden Sprechens kann nicht<br />

mehr willkürlich sein, es muß darin vielmehr ein modifizierender Eindruck im Aussprechen<br />

selbst zur Welt gebracht werden. Die modifizierende Rede hängt notwendig am modifizierenden<br />

Eindruck und umgekehrt, und nur wenn beides zusammenkommt ist eine Bedeutungsdimension<br />

der Sprache erschlossen, die sich nicht auf objektive Eigenschaften oder subjektive<br />

Benennungen zurückführen läßt.<br />

Eine konventionalisierte Sprache muß den Zeichen wie ihren Gegenständen notwendig ein<br />

normierendes Allgemeines als verbindendes Zwischenglied unterlegen und lebt insofern nicht<br />

aus „mittlerer Eigentlichkeit“, sondern von „mittleren Allgemeinheiten“, um so zu sagen.<br />

Demgegenüber muß die von <strong>König</strong> angesprochene Ebene qualifizierten Redens den Rückgang<br />

auf ein derartiges Allgemeines geradezu ausschließen, um in ihr Eigenes kommen zu<br />

können. So wie der modifizierende Eindruck nichts als das ist, was über ihn treffend gesagt<br />

wird, so ist auch die modifizierende Rede nichts als sie selbst und bleibt in ihrer unverwechselbaren<br />

Charakteristik eine geistige Individualität. Abzuheben davon sind nicht nur die äußerlichen<br />

Benennungen, sondern [185/186] auch alle mit ihren Gegenständen verbundenen<br />

abstrakten Vergleichsbegriffe. Eine derartig reduzierte Sprache stellt in <strong>König</strong>s Augen lediglich<br />

ein verkürztes Handlungsschema dar, das im Gegensatz von vorgestellter bzw. gedachter<br />

Allgemeinheit und seiender Einzelheit befangen bleibt und in dieser Zweiteilung seine eigentliche<br />

Erkenntnisfunktion verliert.<br />

Es ist jedoch wichtig zu betonen, daß die menschliche Sprache stets beide Seiten an sich hat<br />

und ihre ursprüngliche Bedeutungsdimension mit der einnivellierten, materiell und zeichenhaft<br />

repräsentierten Gegegenheit verknüpfen muß, ohne darauf reduzierbar zu sein. Der von<br />

<strong>König</strong> geltend gemachte formale Unterschied in den Weisen des Sprechens und Denkens wird<br />

in der Nivellierung der Sprachbedeutung auf eine bloße Zeichenfunktion verdeckt, aber nicht<br />

aufgehoben. Nur die doppelt qualifizierte Sprache vermittelt ineins Erkenntnis und Wirklichkeit,<br />

beides als qualitativ Bestimmtes und nicht lediglich als faktisch Vorhandenes und/oder<br />

normativ Geltendes.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!