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Friedrich Kümmel Josef König. Versuch einer Würdigung seines ...

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scher Erkenntnis. Die Überbrückung dieser Kluft führte zum <strong>Versuch</strong>, die Leistung der logischen<br />

Funktionen in Verbindung mit dem rationalen Verhalten aus dem Lebenszusammenhang<br />

zu begreifen, in den sie genetisch und praktisch eingelassen sind. Ein solcher Zusammenhang<br />

besteht in der Tat, doch stellt er sich für <strong>König</strong> anders dar. Wenn es schon nicht<br />

möglich ist, zwei Logiken auf derselben Ebene anzusiedeln, erscheint es ihm auch nicht sinnvoll,<br />

den Unterschied im Verhältnis von nichtreflexiven und selbstreflektierenden Einstellungen<br />

oder von geschlossenen und offenen Feldern und Aussageformen zu suchen und mittels<br />

verschiedener Logiken abzustufen, weil die so unterschiedenen Strukturelemente theoretisch<br />

wie praktisch sogleich wieder interferieren müssen. Was nicht trennscharf gemacht werden<br />

kann, läßt sich auch nicht angemessen verbinden und ins Verhältnis zueinander setzen. Immer<br />

noch gängige Stereotype wie Deduktion bzw. identische Substitution versus Explikation bzw.<br />

Kontextmodifikation, geschlossenes versus offenes Denken und strategisch-operatives versus<br />

kommunikatives Handeln usw. weisen zwar auf wichtige kategoriale Differenzen hin, sie<br />

können diese aber weder theoretisch noch praktisch in einen erkenntnistheoretischen Klartext<br />

bringen und auch die ‘logischen Schnitte’ nicht beseitigen, deretwegen sie doch gebildet worden<br />

sind.<br />

8. Der Zwischenstatus des Begrifflich-Theoretischeni<br />

Wenn, wie bei Misch und <strong>König</strong>, das Theoretische an das Metaphysische angeschlossen und<br />

auf der anderen Seite dem im praktischen Lebensverhalten verwurzelten rationalen Denken<br />

der philosophische und wissenschaftli [192/193] che Charakter abgesprochen wird, ergibt sich<br />

für eine Theoriebildung, die hier die Brücke schlagen soll, ein schwieriges Problem, denn sie<br />

kann sich auf k<strong>einer</strong> Seite verorten und für ihren allgemeinen Geltungsanspruch weder im<br />

Metaphysischen noch im Praktischen einen hinreichenden Grund finden. Das rein Geistige<br />

bzw. rein Bedeutende, wie der Dichter es in modifizierender Rede faßt, ist in s<strong>einer</strong> singulären<br />

Prägung und qualitativen Verdichtung dafür zu hoch angesetzt und das ebensowenig verallgem<strong>einer</strong>ungsfähige<br />

Praktische zu niedrig. Das Theoretische hängt so zwischen beiden<br />

Wirklichkeitsebenen gleichsam in der Luft und kann weder hier noch da einen Grund s<strong>einer</strong><br />

Möglichkeit finden, auch wenn es als ein ebensosehr natürliches wie geistiges Phänomen an<br />

beide angeschlossen ist.<br />

Dies ist der Punkt, an dem <strong>König</strong>s formale Analyse wie an keinem anderen ihre philosophische<br />

Kraft bewähren muß. Was das Theoretische betrifft, ist es mit der Alternative zwischen<br />

dem rein Geistigen und dem bloß Praktischen ebensowenig wie mit zwangsläufig mißlingenden<br />

<strong>Versuch</strong>en ihrer Vermittlung getan. Nur wenn die hier gegebenen Unterschiede von der<br />

Wurzel her und bis zum Ende durchdacht werden, kann hinsichtlich der Art <strong>einer</strong> möglichen<br />

Verbindung, wie das Theoretische sie fordert, eine zureichende Antwort gefunden werden.<br />

Um den Anspruch des Begrifflich-Theoretischen zur Geltung zu bringen, aber auch um seine<br />

unübersteigbare Grenze zu markieren, führt <strong>König</strong> den Nachweis, daß praktische bzw. empirische<br />

Begriffe und eigentlich theoretische Begriffe der Ursache, des Dings etc. der Art nach<br />

„total andere Begriffe“ (DiE 366) sind und sich formal unterscheiden lassen. Am Beispiel der<br />

Redeweisen von „Dingen“ kann dies einleitend verdeutlicht werden. Redet man z. B. von<br />

Bäumen als Bäumen, Pflanzen oder Dingen, so hat dies einen formal anderen Sinn als Aussagen,<br />

die über Dinge als Dinge möglich sind. Im einen Fall ist von bestimmten, empirisch feststellbaren<br />

Eigenschaften oder lokalisierbaren Vorkommnissen die Rede, während ein Ding als<br />

Ding so gar nicht gegeben ist und auch nicht als ‘Was’ erfragt bzw. als ‘Etwas’ bestimmt<br />

werden kann. Semantisch gleich klingende Aussagen wie „ein Ding trägt ein anderes Ding“<br />

(wie z. B. der Baum Früchte) und „Dinge tragen Eigenschaften“ haben diesen Unterschied im<br />

Begriffscharakter unerachtet des gleichen Satzbaus an sich. Äußerlich deckungsgleiche Formulierungen<br />

meinen hier etwas gänzlich Verschiedenes, was in seinem Unterschied nur for-

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