Magazin 2009 - Frankfurter Presseclub
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Wer macht denn so was?<br />
Evonik Industries, Frankfurt<br />
Der Neuling ist ein echter Brocken: In seinem Stammbaum<br />
befindet sich unter dem Namen RAG – einst wichtigster<br />
deutscher Energieträger der Industrialisierung – die Steinkohle.<br />
Doch auch Degussa, das traditionsreiche deutsche<br />
Chemieunternehmen, hat den „Neuen“ mitgeprägt. In der<br />
Liste der korporativen Mitglieder des FPC ist seit 2007 nun<br />
unter „D“ Degussa gelöscht und unter „E“ Evonik Industries<br />
aufgeführt.<br />
Nachdem die Hauptverwaltung der Degussa schon 2001<br />
nach Düsseldorf umgezogen war, hat der Essener Kohle -<br />
konzern RAG das Chemieunternehmen vor wenigen Jahren<br />
vollständig geschluckt – gleichwohl blieb<br />
zunächst der Name Degussa erhalten.<br />
Schnell aber wurde klar, dass für einen<br />
dauerhaften Weiterbetrieb des deutschen<br />
Steinkohlenbergbaus keine tragfähige<br />
politische Mehrheit mehr zu finden war.<br />
Doch Kenner des Themas wussten, dass<br />
selbst bei einem radikalen Ausstieg aus<br />
der heimischen Steinkohlenförderung<br />
auch in Zukunft noch enorme Folgekosten<br />
anfallen würden.<br />
In der RAG-Zentrale wurde deshalb ein<br />
visionärer Plan geschmiedet: Um die Milli-<br />
Heute arbeiten dort 950 Mitarbeiter,<br />
arden, die die Abwicklung des Bergbaus<br />
die meisten davon bei der Unternehmens -<br />
und Landschaftssanierungen noch kosten<br />
tochter Evonik Services GmbH. Ganz ist<br />
werden, zu stemmen, wurde der Konzern Markus Langer,<br />
der Name Degussa allerdings nicht ver-<br />
gespalten – in die klassische Kohlesparte Leiter des Konzernmarketings<br />
schwunden. „Um das Markenkapital“, wie<br />
einerseits und einen Mischkonzern mit<br />
Langer es nennt, „von der alten auf die<br />
den Bereichen Chemie, Energie und Immobilien anderer- neue Marke zu transferieren“, darf auf Briefpapier oder Visiseits.<br />
Dieser soll eines Tages an die Börse gebracht werden, tenkarten noch bis 2010 „Evonik Degussa GmbH“ stehen.<br />
so dass der Erlös die „Ewigkeitskosten“ des Kohlebergbaus Dann wird das Degussa-Kapitel in Frankfurt endgültig ge-<br />
finanzieren kann. Um der Börse den Deal schmackhaft zu schlossen, zumal Evonik im gleichen Jahr den Standort nach<br />
machen, braucht es allerdings mehr als gute Geschäftszah- Hanau-Wolfgang verlegen wird. Der Konzern kommuniziert<br />
len. „Das Vertrauen in die Marke ist enorm wichtig“, sagt diesen Schritt nicht als Ende einer Geschichte, sondern als<br />
Markus Langer, Leiter des Konzernmarketings.<br />
Fortschreibung und Bekenntnis zum Rhein-Main-Gebiet.<br />
Wie aber bringt man einen Mischkonzern, der Spezialche- Und auch wer in Hanau sitzt, kann Mitglied im <strong>Frankfurter</strong><br />
mikalien herstellt, Strom erzeugt und Wohnungen vermietet,<br />
auf einen gemeinsamen Imagenenner? Ein Neustart war<br />
PresseClub sein.<br />
40 FPC-<strong>Magazin</strong> <strong>2009</strong><br />
nötig. Im Herbst 2007 war es so weit. Drei Töchter der RAG<br />
– die Degussa, der Stromkonzern Steag und der Wohnungsanbieter<br />
RAG Immobilien – wurden auf den Namen Evonik<br />
Industries getauft. Die Botschaft: drei Sparten in einem kreativen<br />
Industriekonzern.<br />
Noch nie hat ein deutsches Unternehmen eine neue Marke<br />
so spektakulär eingeführt wie Evonik. Der Clou bestand darin,<br />
den Namen bis zum Tag X geheim zu halten. „Dadurch<br />
konnten wir“, so Langer, der die Kampagne steuerte, „in<br />
einer Teaserphase mit überraschenden Bildern und der in<br />
Anzeigen gestellten Frage: ‚Wer macht denn so was?’ Neugier<br />
wecken“. Am Stichtag wurde dann<br />
das Geheimnis gelüftet. In TV und Print,<br />
Radio, Inter- und Intranet war zu erfahren:<br />
Evonik ist geboren. An diesem Tag<br />
erschienen neue Imagebroschüren und<br />
Mitarbeiterzeitschriften, stiegen Heißluftballons<br />
im Evonik-Look auf, trugen die<br />
Spieler von Borussia Dortmund einen<br />
neuen Schriftzug auf den Trikots, und in<br />
der <strong>Frankfurter</strong> Weißfrauenstraße, der<br />
einstigen Hauptzentrale von Degussa,<br />
wurde das alte Logo entfernt.