Magazin - FunWithMusic
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Neue Bücher zur Rockmusik Oldie-Markt 2/07 23<br />
Musik zum Lesen<br />
Ein Fotobuch, eine Biografie und<br />
eine Diskografie sind diesmal neu<br />
am Start.<br />
Die 60er Jahre besitzen für viele Menschen<br />
von heute eine große Faszination. Aus der<br />
Sicht von heute schienen sie auf der einen<br />
Seite unschuldig und naiv, auf der anderen<br />
Seite aber voller Chancen zu sein. Für die<br />
Kultur und da speziell die Rockmusik mag<br />
das zutreffen – für die Gesellschaft bestimmt<br />
nicht. Die europaweiten Demonstrationen<br />
der Studenten kamen 1968 ja nicht aus dem<br />
Grund zustande, weil die Beteiligten mehr<br />
Geld haben wollten, sondern, weil sie sehr<br />
genau spürten, dass die Gesellschaften nicht<br />
im Lot waren. Damit setzten die Revoluzzer<br />
mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung<br />
nur den Impetus um, der die meisten<br />
Musiker dazu gebracht hatte, nicht einer<br />
bürgerlichen Karriere zu folgen, sondern ihr<br />
Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und<br />
Musik zu ihrem Beruf zu machen. Für die<br />
einen endete das im Niemandsland oder<br />
wegen der Drogen auf dem Friedhof, für die<br />
anderen in Ruhm und Reichtum. Zu den<br />
letzteren gehören die Rolling Stones, die bis<br />
heute touren und fleißig weiter an ihrer<br />
Legende stricken. In The Beginning<br />
(Edition Olms Zürich, ISBN: 978-3-383005-<br />
37-5, 49,90€) führt den Leser zurück in die<br />
Zeit, als die Rolling Stones von einer Idee<br />
des Brian Jones zur größten Rock’n’Roll-<br />
Band der Welt wurden – mit allem, was<br />
dazu gehört. Das Buch endet mit dem Tod<br />
des längst bedeutungslos gewordenen Brian<br />
Jones und das ist absolut richtig so. Denn<br />
sein Tod und die kurz darauf folgenden von<br />
Janis Joplin und Jimi Hendrix beendeten die<br />
goldenen 60er Jahre und machten den Weg<br />
frei für das Jahrzehnt, in dem die Rockmusik<br />
vor allem als riesige Geld-Druckmaschine<br />
fungierte. Die Fotos von Bent Rej haben die<br />
Zeit auf eine Art und Weise eingefangen, die<br />
unnachahmlich ist. Plötzlich stehen die über<br />
60-jährigen als junge Männer vor uns, die<br />
zunächst einmal Spass haben wollten und<br />
dann merkten, dass sie damit auch reich<br />
werden können. Der spartanische Text ist<br />
genau richtig, denn die Fotos sind es, die das<br />
Buch einzigartig machen und der Preis ist<br />
für einen prachtvoll aufgemachten Wälzer<br />
mit 320 Seiten ein Geschenk. Jeder, der sich<br />
für die 60er Jahre interessiert, sollte hier<br />
zuschlagen. Denn hier gibt es Zeitgeist pur.<br />
Wie auch die Rolling Stones waren Led<br />
Zeppelin ein Produkt der 60er Jahre. Nicht<br />
nur, weil sie eigentlich aus den Yardbirds<br />
hervorgingen, sondern weil ihre Inspiration<br />
genau aus den Quellen gespeist wurde, aus<br />
der sich die Kollegen ebenfalls bedient<br />
hatten: Dem Blues und dem Rock’n’Roll<br />
(siehe die im Heft 1/07 besprochene CD über<br />
die imaginäre Musikbox der Band). Und vom<br />
Erfolg her waren sie Partner ihrer Londoner<br />
Kollegen, obwohl sie sie zeitweise sogar<br />
übertrumpften. Wie keine andere Gruppe<br />
wurden Robert Plant, Jimmy Page, John Paul<br />
Jones und John Bonham zu einem Synonym<br />
für das, was am Rock der 70er Jahre gut und<br />
was an ihm schlecht gewesen ist. Da war auf<br />
der einen Seite natürlich die fantastische<br />
Musik, aber auf der anderen standen die<br />
Exzesse, die die späteren Jahre begleiteten und<br />
die neutrale Beobachter an römische Orgien<br />
erinnerten. Solche waren Ralph Hulett und<br />
Jerry Prochnicky gewiss nicht, sondern Fans,<br />
aber das war bei der Abfassung von Whole<br />
Lotta Led-Unsere Reise mit Led Zeppelin<br />
(Iron Pages, IP. Verlag, Haydnstr. 2, 12203<br />
Berlin, ISBN: 978-3-931624-34-7, 20,75€ inkl.<br />
Porto) nicht besonders störend. Denn als Fans<br />
besitzen die beiden viele Informationen, an die<br />
andere Autoren nicht herangekommen wären<br />
und das gibt dem Ganzen eine Atmosphäre, die<br />
ihm sehr zugute kommt, verbunden mit den<br />
persönlichen Anmerkungen des Duos. Kritik<br />
bleibt da eher außen vor, okay. Wer sich für<br />
Led Zeppelin interessiert, sollte zuschlagen.<br />
Zurück zu den Rolling Stones, die zu dem<br />
großen Dreigestirn der Plattensammler zählen<br />
– neben den Beatles und Elvis. Deswegen ist<br />
ein Buch wie Rolling Stones Worlwide I<br />
(Maus Of Music Buchverlag, Bellealliancestr.<br />
39, 20259 Hamburg, ISBN: 978-3-9809137-3-<br />
7, 38 €) für jeden Sammler eine unentbehrliche<br />
Hilfe bei der Jagd auf die raren Originale der<br />
Band. Denn Christoph Maus listet alle<br />
Singles und EPs von 1963-1971 mit ihren<br />
originalen Covern und – viel wichtiger – auch<br />
den Labeln ab, auf denen sie auf den Markt<br />
kamen. Dank der Einleitungen, die auf jedes<br />
Land eingehen, ist das ein wahres<br />
Kompendium für alle Sammler. Toll!