Magazin - FunWithMusic
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Plattenkritiken V Oldie-Markt 2/07 29<br />
Streif<br />
Nordic Winter<br />
Ozella/in akustik 019 015<br />
Es ist bestimmt nicht<br />
schlecht, wenn man einem<br />
berühmten Vorbild folgt,<br />
und das gilt auch für Label.<br />
Dagobert Böhm richtet<br />
seine Firma offensichtlich<br />
nach dem Vorbild von<br />
Windham Hill aus und das<br />
geht bis zum Design der<br />
Cover. Da ist es dann gut,<br />
wenn die Musik auf den<br />
Platten auch noch in das<br />
Bild passt und das tut sie<br />
beim 4. Opus des Quartetts<br />
aus Norwegen. Sie basiert<br />
auf Volksmusik, wurde<br />
aber von der Formation so<br />
arrangiert, dass da<br />
vielfältige Einflüsse<br />
auftauchen.<br />
Sam Roberts<br />
Chemical City<br />
Universal 06024 9857294<br />
Unglücklicherweise kann<br />
man von einem schönen<br />
Cover nicht auf eine<br />
ebensolche Musik<br />
schließen. Der kanadischer<br />
Singer/Songwriter hat mit<br />
der Single The Gate zwar<br />
zuhause einen Nr.-1-Hit<br />
gefeiert, aber so recht lässt<br />
sich das nicht<br />
nachvollziehen. Sicher:<br />
Das ist ein melodischer<br />
Klang, der sanften Rock<br />
mit einem guten Sänger<br />
verbindet, aber genau das<br />
ist auch das Problem des<br />
Ganzen: Die Musik geht zu<br />
oft am Ohr vorbei, die<br />
samtweichen Töne haben<br />
zuwenig Widerhaken.<br />
Dan Bern<br />
Breathe<br />
Cooking Vinyl/Indigo<br />
Bob Dylan hat gewaltige<br />
Schatten über die<br />
Popmusik geworfen und<br />
sein Landsmann tritt seit<br />
einigen Jahren in seine<br />
Fußstapfen, weil seine<br />
Stimme sehr stark an das<br />
Idol erinnert. Das war<br />
zuerst knapp am Plagiat<br />
vorbei, doch mittlerweile<br />
hat sich Bern frei gemacht.<br />
Das ist guter, rockiger<br />
Singer/Songwriter-Sound<br />
mit einer eigenen Note, die<br />
zwar Reminiszenzen an<br />
Bob den Großen wachruft,<br />
aber gute eigene Lieder<br />
besitzt. Dazu ließ er auch<br />
den Rock nicht außer acht.<br />
Das ist seine beste CD.<br />
The Electric Family<br />
Royal Hunt<br />
Trobal Stomp TS 505 /<br />
Cargo<br />
Ausdauer kann auch bei<br />
der Rockmusik ein echter<br />
Wert sein. Das beweist die<br />
Gruppe um Tom Redeker<br />
seit Jahren, weil sie von<br />
mal zu mal besser wird.<br />
Am Anfang war das eher<br />
unbeholfener Rock aus der<br />
Richtung Kraut, jetzt hat<br />
sich die Formation nicht<br />
nur personell gefestigt,<br />
sondern vor allem das<br />
Songmaterial besitzt einen<br />
eigenen Klang, der diesmal<br />
deutlich dunkler wirkt als<br />
zuvor. Das bekommt ihm<br />
aber sehr gut, nicht nur,<br />
weil die Stimme von<br />
Redeker da passt, sondern<br />
auch der Rest klappt.<br />
Ahmed El-Salamouny<br />
Sketches Of Rio<br />
Acoustic Music / Rough<br />
Trade 319.1377.2<br />
Wahre Weltmusik ist es,<br />
wenn ein deutschägyptischer<br />
Gitarrist Musik<br />
aus Brasilien spielt. Das ist<br />
im Falle des Mannes kein<br />
Zufall, sondern er zieht<br />
schon länger mit seinem<br />
Brazilian Guitar-Projekt<br />
durch die Lande und<br />
deswegen ist die Musik<br />
wie aus einem Guss. Vor<br />
allem die Besetzung mit<br />
zwei Gitarristen und einem<br />
Percussionisten ist für den<br />
Sound wie geschaffen und<br />
dementsprechend hört sich<br />
das wie Musik an, die am<br />
Strand von Rio de Janeiro<br />
entstand. Die Wärme, der<br />
Rhythmus – alles da.<br />
Golden Smog<br />
Another Fine Day<br />
Lost Highway/Universal<br />
06024 98890431<br />
Wären die Zeiten der<br />
Supergroups nicht schon<br />
länger vorbei – diese Band<br />
könnte man so bezeichnen,<br />
fanden sich hier doch die<br />
Reste solcher bestens<br />
beleumundeter Truppen<br />
wie der Jayhawks, Wilco<br />
und Soul Asylum<br />
zusammen. Mit der<br />
Lockerheit, die Hobby-<br />
Bands oft besitzen, spielen<br />
sie sich durch einen Mix<br />
aus Rock, Pop und einem<br />
Schuss Country. Bei der<br />
entspannten Atmosphäre<br />
ging ihnen aber ab und zu<br />
die richtige Spannung<br />
flöten und deswegen klingt<br />
es manchmal schlapp.<br />
Firebug<br />
On The Move<br />
Grover/SPV 127432<br />
Der Erfolg eines Stils zeigt<br />
sich auch dadurch, dass er<br />
global gespielt wird. Diese<br />
Band kommt aus Brasilien<br />
und das wird dann weniger<br />
exotisch wenn man weiß,<br />
dass Reggae-Spezialist<br />
Victor Rice von Houston<br />
nach Sao Paulo übersiedelt<br />
ist. Er hatte die Hände an<br />
den Reglern und prompt<br />
klingt der Ska und der<br />
Reggae der Südamerikaner<br />
nach dem, was Rice schon<br />
mit anderen Gruppen<br />
vorexerziert hat und was<br />
man am besten mit dem<br />
Ausdruck zeitlos benennen<br />
kann. Das swingt und reißt<br />
mit – ganz locker.<br />
Poppa Chubby<br />
Electric Chubbyland (3<br />
CD)<br />
Dixie Frog 8615-3/Fenn<br />
Als Bluesrockgitarrist<br />
nicht von Jimi Hendrix<br />
beeinflusst zu werden, ist<br />
beinahe unmöglich. So<br />
ging es auch dem New<br />
Yorker Schwergewicht und<br />
er setzte seinem Idol dieses<br />
Denkmal. Auf den zwei<br />
Live-CDs stellte er seine<br />
Versionen der Klassiker in<br />
einem Club in seiner<br />
Heimat vor, auf dem<br />
Studioteil packte er die<br />
Titel drauf, die auf dem<br />
Konzertmitschnitt keinen<br />
Platz mehr fanden. Das<br />
Resultat ist mitreißender<br />
Rock in Fassungen, die die<br />
alten Stücke stimmig<br />
modernisieren.<br />
The Caroloregians<br />
Organic Cool Beat From<br />
The Groovy Mines<br />
Grover/SPV 127422<br />
Die Belgier sind auf der<br />
Suche nach einem Namen<br />
ihrer Band auf eine ganz<br />
neue Methode verfallen:<br />
Sie entlehnten ihn dem<br />
lateinischen Namen ihrer<br />
Heimat Charleroi. Ins Ohr<br />
geht der sicher nicht so<br />
schnell, ganz anders als die<br />
Musik. Denn die von dem<br />
Reggae-Stil der 60er Jahre<br />
beeinflussten Instrumentals<br />
swingen stets exquisit,<br />
angetrieben von der<br />
dominierenden Hammond-<br />
Orgel, die wie bei den<br />
Originalen das Tempo und<br />
die Melodien vorgibt. Das<br />
ist bester alter Wein in<br />
neuen Schläuchen.<br />
Kamelot<br />
One Cold Winter’s Night<br />
(2 CD)<br />
SPV 085-99902<br />
Als Band mit einem<br />
gewissen Namen schneidet<br />
man heutzutage nicht<br />
einfach ein Konzert mit,<br />
um eine Liveplatte auf den<br />
Markt bringen, sondern das<br />
Ganze wird auch auf Film<br />
gebannt, für die DVD. So<br />
gingen auch die Metaller<br />
bei ihrer Show in Oslo vor.<br />
Zusammen mit einigen<br />
Gästen wie beispielsweise<br />
Gitarrist Sascha Paeth<br />
spielten sie sich durch ihre<br />
besten Stücke und das bot<br />
sowohl kräftigen Metal als<br />
auch Bombast als auch<br />
gute Songs. Das ist eine<br />
richtig gute Livescheibe<br />
einer starken Metal-Band.