Magazin - FunWithMusic
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Plattenkritiken III Oldie-Markt 2/07 27<br />
Prymary<br />
Tragedy Of Innocence<br />
Progrock PR 350/H’art<br />
Virtuosität ist gerade in der<br />
Welt des progressiven<br />
Rock eine überschätzte<br />
Eigenschaft, bringt sie<br />
doch für das Ganze nur<br />
dann etwas, wenn sie in<br />
das richtige Gesamtbild<br />
eingefügt wird. Das Sextett<br />
aus Südkalifornien hat das<br />
durchaus bedacht. Das ist<br />
ganz sicher keine leichte<br />
Kost, aber in den besten<br />
Momenten passen die<br />
atemberaubenden Läufe<br />
von Gitarrist Sean Entrikin<br />
in die Kompositionen und<br />
ergänzen die oft schrägen<br />
Melodien zu einem<br />
stimmigen Ganzen und das<br />
ergibt guten Rock.<br />
Doi<br />
Sing The Boy Electric<br />
Quartermain QMRCD 014<br />
/ Broken Silence<br />
Wer den Titel schnell liest,<br />
könnte statt Boy wohl<br />
Body lesen und das lag<br />
sicher in der Absicht der<br />
Dänen, auch wenn sie<br />
Welten vom klassischen<br />
Album von Weather<br />
Report entfernt sind, das<br />
den modifizierten Namen<br />
trug. Aber die Elektronik<br />
spielt hier wie dort die<br />
tragende Rolle. Wo Joe<br />
Zawinul&Co. aber die<br />
Brücke zwischen Jazz und<br />
Rock schlagen wollten,<br />
gehen die Skandinavier<br />
zwar zurück in die 70er,<br />
dort aber zum progressiven<br />
Rock. Dank einiger guter<br />
Lieder klappte das.<br />
Manning<br />
Anser’s Tree<br />
Progrock PRR 270/H’art<br />
Anspruch lässt sich<br />
durchaus mit Unterhaltung<br />
verbinden, schließlich<br />
haben die besten Gruppen<br />
des progressiven Rock das<br />
bewiesen. Aber genau da<br />
liegt natürlich die Crux des<br />
ganzen Stils: Oft klappen<br />
eben die hochfliegenden<br />
Pläne der Musiker nicht.<br />
Dafür ist das Solo-Album<br />
des Engländers ein gutes<br />
Beispiel. Er setzt damit das<br />
Leben einer Figur, die er<br />
auf seiner ersten Solo-CD<br />
1999 geschaffen hat, fort,<br />
vergaß aber dabei, dass<br />
man neben einer Story<br />
auch gute Songs braucht.<br />
So ist das Durchschnitt.<br />
Lucas, White & Edsey<br />
LWE<br />
Progrock PRR 180/H’art<br />
Wenn es ein Instrument<br />
gibt, das man als Synonym<br />
für den klassischen<br />
Artrock nehmen kann,<br />
dann ist es der Synthesizer<br />
und der steht dank Frank<br />
Lucas im Mittelpunkt des<br />
Klangs des Trios, zumal<br />
Lucas gerne zugibt, vor<br />
allem von Jordan Rudess<br />
von Dream Theater<br />
beeinflusst worden zu sein.<br />
Dennoch gibt es hier<br />
keinen progressive Metal,<br />
sondern verwandt sind die<br />
Drei aus Chicago vor allem<br />
mit den Artrock-Trios vom<br />
Schlage Emerson, Lake &<br />
Palmer. Bombast gibt es,<br />
aber auch Substanz.<br />
Rocket Scientists<br />
Revolution Road (2 CD)<br />
Progrock TTMD-1050 /<br />
H’ar t<br />
Erik Norlander ist dank<br />
seiner Frau Lana Lane eine<br />
große Nummer in der<br />
Szene des progressiven<br />
Rock von heute. Da kann<br />
man auch die Band wieder<br />
aufleben lassen, die in den<br />
90er Jahren nicht so ganz<br />
den großen Erfolg feierte.<br />
Der Doppelpack beweist,<br />
dass er und sein Partner,<br />
Gitarrist Mark McCrite<br />
nicht nur von dem zehren,<br />
was die Idole von einst<br />
vorgelegt haben, obwohl<br />
sie die gerne zitieren. Da<br />
steckt einiges an eigenen<br />
Ideen drin und von den<br />
Instrumenten her ist das eh<br />
eine runde Sache.<br />
Cosmo<br />
Alien<br />
Frontiers FR CD 312 /<br />
Soulfood<br />
Stammbäume sind im<br />
Rock genauso wichtig wie<br />
woanders und so macht es<br />
schon etwas her, wenn<br />
Fran Cosmo eine Zeit bei<br />
Boston vorweisen kann.<br />
Genau in die Richtung geht<br />
auch die Musik seiner<br />
Band, für die sein Bruder<br />
Antonio die Songs<br />
geliefert hat. Zwar<br />
erreichen die beiden mit<br />
ihren Partnern nicht ganz<br />
die Klasse eines Tom<br />
Scholz, aber einige Male<br />
blitzt hier das auf, was<br />
Scholz&Co. zu einer der<br />
ganz großen Gruppen im<br />
Melodic Rock-Bereich<br />
gemacht hat.<br />
Henning Pauly<br />
Babysteps<br />
Progrock PRR 142/H’art<br />
Die Keyboarder sind bei<br />
Artrock-Bands oft genug<br />
die Chefs im Ring, aber<br />
der in Los Angeles lebende<br />
Deutsche hat begriffen,<br />
dass ein Egotrip nicht zu<br />
guter Musik führt. So<br />
sorgte er bei seinem<br />
Konzept-Album über die<br />
Erholung eines Sportlers<br />
von einer schweren<br />
Verletzung für eine Musik,<br />
die vor allem in die härtere<br />
Ecke des Stils geht – da er<br />
sowohl die Gitarre wie die<br />
Tasten bediente, kein<br />
Problem. Zudem lud er<br />
sich gute Sänger ein und<br />
mit den guten Songs wurde<br />
das eine starke Platte.<br />
Richie Kotzen<br />
Into The Black<br />
Frontiers FR CD 315 /<br />
Soulfood<br />
Gesuchte Sessionmusiker<br />
wie der in Los Angeles<br />
lebende Gitarrist, Sänger<br />
und Songschreiber müssen<br />
vor allem eines sein:<br />
Vielseitig. Da fällt es eher<br />
schwer, einen eigenen Stil<br />
zu entwickeln und so legte<br />
er auch schon Hardrock-<br />
wie Blues-CDs vor.<br />
Diesmal darf es wieder der<br />
härtere Rock sein, aber im<br />
Gegensatz zu früher<br />
besann er sich nicht nur<br />
auf sein Können auf der<br />
Gitarre, sondern lieferte als<br />
Komponist ebenfalls gute<br />
Ware ab, weswegen diese<br />
Platte einer seiner besten<br />
Solo-Werke wurde.<br />
Retroheads<br />
Introspective<br />
Unicorn Digital UNCR-<br />
5033/H’art<br />
Norwegen war bislang vor<br />
allem durch seine Bands<br />
zwischen Country und<br />
Rock bekannt, doch dieses<br />
Septett geht einen ganz<br />
anderen Weg. Es fand<br />
seine Vorbilder im<br />
progressiven Rock der<br />
70er und 80er Jahre. Doch<br />
von denen hat man sich auf<br />
dem zweiten Album hörbar<br />
freigeschwommen. Diese<br />
CD ist vor allem geprägt<br />
durch die guten Songs und<br />
den richtig guten<br />
Gitarristen Sven<br />
Asmussen, der etlichen<br />
Stücken einen zusätzlichen<br />
Kick gegeben hat. Das<br />
sollte man sich anhören!<br />
Claude Diamond<br />
Highway Of Life<br />
Rounder / in akustik 063<br />
1038<br />
Getretener Quark wird<br />
breit, nicht stark. Das mag<br />
hart klingen, aber bedeutet<br />
vor allem, dass viel Musik<br />
nicht notwendigerweise<br />
gute Musik bedeutet. Der<br />
Mann schlägt in dieselbe<br />
Kerbe wie Guy Clark und<br />
das bedeutet einen folkigen<br />
Country, der von seinem<br />
markanten Gesang lebt.<br />
Allerdings erreicht er nur<br />
selten die Klasse seines<br />
Vorbilds, gab auf der<br />
anderen Seite mehr Rock<br />
und Country dazu. Das ist<br />
teilweise durchaus gut,<br />
aber 21 Songs in knapp 76<br />
Minuten sind einfach sehr<br />
viel – zu viel.