Migrantinnen in Göttingen - Integration gestalten! - Frauenbüro ...
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Vorwort<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />
Sie erhalten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das aktuelle Schwerpunktthema<br />
des Gött<strong>in</strong>ger <strong>Frauenbüro</strong>s: <strong>Integration</strong> von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong>.<br />
Seit Anfang 2008 sammelten wir Ideen, erarbeiteten e<strong>in</strong><br />
Konzept, beantragten Landesmittel, sprachen mit<br />
Expert<strong>in</strong>nen, Akteur<strong>in</strong>nen und möglichen Zielgruppen,<br />
<strong>in</strong>formierten politische Gremien und Arbeitsgruppen.<br />
Ende 2008 dokumentieren wir e<strong>in</strong>en Teil dieses<br />
Prozesses – die Veranstaltungen, die im Rahmen des<br />
Landesprogramms stattfanden.<br />
Ich danke allen, die zum Gel<strong>in</strong>gen der e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e<br />
beitrugen: den Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen und Referent<strong>in</strong>nen,<br />
den Gesprächsteilnehmer<strong>in</strong>nen und Moderator<strong>in</strong>nen,<br />
den Besucher<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<strong>in</strong>nen, den Aussteller<strong>in</strong>nen<br />
und Kooperationspartner<strong>in</strong>nen.<br />
Und nicht zuletzt der Vorbereitungsgruppe, die e<strong>in</strong> halbes<br />
Jahr lang <strong>in</strong>tensiv den Informationstag »Frauen im<br />
grenzenlosen Dialog« plante und durchführte. Dazu gehörten<br />
Leonija Wegener, Iris Karakus, Türkan Zorlu und<br />
St<strong>in</strong>e He<strong>in</strong>tze. Herzlichen Dank für euren E<strong>in</strong>satz!<br />
Die Arbeit zu diesem Thema hat mich und me<strong>in</strong> Büro<br />
um Kontakte, Erfahrungen und Kenntnisse reicher<br />
gemacht. Davon kann die vorliegende Dokumentation<br />
etwas weitergeben. Viel Spaß beim Blättern, Lesen und<br />
Neugierig werden!<br />
Christ<strong>in</strong>e Müller<br />
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gött<strong>in</strong>gen<br />
1
2<br />
Inhalt<br />
E<strong>in</strong>leitung 3<br />
Interkulturelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe des Präventionsrates 4 – 7<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g »<strong>in</strong>terkulturelle Begegnung« <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der und Jugendarbeit 7<br />
Werkstattgespräch »<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen« 8 – 11<br />
»Frauen im grenzenlosen Dialog« – Veranstaltung für Frauen 11 – 19<br />
Fazit 20
E<strong>in</strong>leitung<br />
<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen – <strong>Integration</strong> <strong>gestalten</strong>!<br />
Unter diesem Motto organisierte das <strong>Frauenbüro</strong> der Stadt Gött<strong>in</strong>gen im Rahmen<br />
des Niedersächsischen Programms »<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Niedersachsen – <strong>Integration</strong><br />
ge stalten« 2008 verschiedene Angebote.<br />
In unterschiedlich akzentuierten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs schärften die Mitglieder der AG »Hilfen<br />
für gewaltbetroffene Mädchen und Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund« ebenso<br />
wie Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter <strong>in</strong> der offenen K<strong>in</strong>der und Jugendarbeit ihren<br />
»<strong>in</strong>terkulturellen Blick«.<br />
In e<strong>in</strong>em Werkstattgespräch erörterten Ratspolitiker<strong>in</strong>nen und frauen oder migrationspolitisch<br />
aktive Frauen die Situation von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> vor Ort und formulie rten<br />
Verbesserungsvorschläge. Zentrales Anliegen war es, den »Dialog im Alltag« zu<br />
verbessern. Die Vernetzung untere<strong>in</strong>ander war e<strong>in</strong> schöner Nebeneffekt.<br />
Unter dem Motto »Frauen im grenzenlosen Dialog« tauschten sich rund 200 Frauen<br />
e<strong>in</strong>en Tag lang zu Themen wie »Ausbildung und Arbeit«, »Erziehung und Schule«,<br />
»Wege aus der Gewalt« etc. aus und nutzten das Angebot von 30 Infoständen.<br />
Alle Veranstaltungen zeigten e<strong>in</strong>e große Motivation von Frauen mit und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, sich kreativ und mite<strong>in</strong>ander für <strong>Integration</strong> zu engagieren.<br />
Das <strong>Frauenbüro</strong> konnte hier mehrere Fäden verknüpfen: das Programm des Niedersächsischen<br />
M<strong>in</strong>isteriums für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit, das geme<strong>in</strong>sam<br />
mit der Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung, Frauenbeauftragte und<br />
Gleichstellungsbeauftragte von den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten vor<br />
Ort umgesetzt wird, trifft <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen auch auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrationspolitische<br />
Resonanz.<br />
So fanden gleichstellungspolitische Anregungen E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong>s kommunale <strong>Integration</strong>skonzept<br />
und werden <strong>in</strong> unterschiedlichen Gremien weiter diskutiert. Zu gleich<br />
übernehmen die durchgeführten Veranstaltungen auch Vorreiter<strong>in</strong>nenfunktion<br />
wenn es z. B. um <strong>in</strong>terkulturelle Sensibilisierung oder Vernetzung geht.<br />
3
4<br />
Interkulturelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für e<strong>in</strong>e Arbeits-<br />
gruppe des Präventionsrates<br />
Das zweitägige Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g am 05. und 06. Mai 2008 durch Gabriele Wiemeyer und Gül<br />
Yoksulabakan wurde ausgerichtet für die Arbeitsgruppe »Hilfen für gewaltbetroffene<br />
Frauen und Mädchen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund«. In dieser AG des Gött<strong>in</strong>ger<br />
Präventionsrates arbeiten seit gut zwei Jahren Mitarbeiter<strong>in</strong>nen aus Polizei, Staatsanwaltschaft,<br />
Ausländerbehörde, Präventionsrat, <strong>Frauenbüro</strong>, Jugend amt, Sozialdienst,<br />
<strong>Integration</strong>srat, Migrationszentrum, Frauenhaus, FrauenNotruf, Therapeutischer<br />
Frauenberatung, Opferhilfebüro, Jugendtreff GroneSüd zusammen mit dem<br />
Ziel, geme<strong>in</strong>sam Lösungen für gewaltbetroffene <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> zu entwickeln.<br />
Schwerpunkt Selbsterkenntnis<br />
Interkulturelle Kompetenz ist heute e<strong>in</strong>e Schlüsselqualifikation und be<strong>in</strong>haltet die<br />
Fähigkeit, sich <strong>in</strong> kulturellen Überschneidungssituationen angemessen orientieren<br />
und verhalten zu können.<br />
Sie setzt sich zusammen aus<br />
• Sachkompetenzen:<br />
Sprachkenntnisse, länder bzw. kulturspezifisches und strategisches Wissen<br />
• Selbstkompetenzen:<br />
kulturelle Selbstreflexion, Selbstregulierung im <strong>in</strong>terkulturellen Kontext,<br />
Ambiguitätstoleranz<br />
• Sozialkompetenzen:<br />
Empathiefähigkeit, <strong>in</strong>terkulturelle Kommunikations, Konflikt, Kooperations<br />
und Teamfähigkeit und führt zur<br />
• Handlungskompe tenz, d. h. zur bewussten Gestal tung der Fremdbegegnung<br />
Die MethodikDidaktik des <strong>in</strong>terkultu rellen Lernens umfasst Konzepte aus unterschiedlichen<br />
pädago gischen Bereichen, die »Kultur« zum Gegenstand von Lernprozes<br />
sen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geplanten und strukturierten Lernsituation machen. Voraussetzungen<br />
für gel<strong>in</strong>gendes <strong>in</strong>terkulturelles Lernen auf Seiten der Teilnehmer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d vor<br />
allem: Neugierde und die Bereitschaft, sich e<strong>in</strong>zulassen sowie direkte Begegnung<br />
(»face to face« Kontakt).<br />
Ziel des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs war es, für die Besonderheiten der <strong>in</strong>terkulturellen Kommunikation<br />
zu sensibilisieren und Orientierungshilfen für »kritische Situationen« zu<br />
geben. Der Schwerpunkt lag auf erfahrungs und handlungsorientierten Lernformen,<br />
da <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz weniger Fremdkenntnis, sondern eher e<strong>in</strong> hohes Maß<br />
an Eigenkenntnis voraussetzt. Interkulturelles Lernen heißt so, »das Eigene« im<br />
Spiegel »des Fremden« zu erkennen und umgekehrt.
Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen hatten durch verschiedene Übungen und Rollenspiele <strong>in</strong> den<br />
Lernbereichen »Wahrnehmung«, »Werte« »Verhalten« die Möglichkeit, ihre eigene<br />
»kulturelle Landkarte« zu erkennen und zu erleben, wie sie ihre <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Begegnungen bestimmt. Insbesondere die sehr kurzweiligen Wahrnehmungsübungen<br />
verhalfen zu bemerkenswerten und nachdenklich stimmenden AhaErlebnissen<br />
über Schubladen und bl<strong>in</strong>de Flecken und über eigene Grenzen. Interessant war<br />
dabei auch zu erkennen, wie wichtig für alle das »Schubladendenken« zur schnellen<br />
Orientierung und Verständigung ist und wie notwendig, die eigenen Grenzen zu<br />
kennen und auf sie zu achten.<br />
Die erfahrungsorientierten Übungen wurden von Gabriele Wiemeyer durch Theorie<br />
zum Thema »Interkulturelle Kommunikation« unterfüttert.<br />
Beispiel: Monika hört den Eiswagen<br />
»Monika hört den Eiswagen. Sie er<strong>in</strong>nert sich an ihr Geburtstagsgeld und läuft<br />
<strong>in</strong>s Haus.«<br />
Dieser kurze Text wurde vorgetragen und die Frage gestellt: Wer ist Mo nika?<br />
Was wissen wir über sie?<br />
Die Antworten g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Richtung »e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Mädchen«, »nicht älter als zwölf<br />
Jahre« und »sie möchte sich von dem Geld, das sie geschenkt be kommen hat,<br />
e<strong>in</strong> Eis kaufen.«<br />
Aber wer hat das gesagt? Woher »wissen« wir das?<br />
Die meisten fügen während des Zuhörens dieses »Wissen« dem Fragment h<strong>in</strong>zu.<br />
Dies ist nichts Un gewöhnliches. Ständig ziehen wir durch E<strong>in</strong>satz unseres <strong>in</strong>dividuellen<br />
Vorrats an Weltwissen e<strong>in</strong>e Reihe von Schlüssen.<br />
Die Veränderung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Substantivs <strong>in</strong> denselben Sätzen würde zum E<strong>in</strong>setzen<br />
völlig ande ren Wissensmaterials und zu völlig anderen Schlüssen führen<br />
(bspw. Ersatz des Wortes »Eiswagen« durch »Bus« oder »Geburtstags geld« durch<br />
»Gewehr«).<br />
Selbst um die simpelsten Äußerun gen zu verstehen, wenden wir e<strong>in</strong>e ungeheure<br />
Menge an Wissen auf. Der E<strong>in</strong>satz von »Stereotypen«, »Bildern <strong>in</strong> unseren Köpfen«<br />
und »VorUrteilen« hilft als Vere<strong>in</strong>fa chungsstrategie, die Komplexität der Rea li tät<br />
reduzieren. Insofern s<strong>in</strong>d Vorurteile durchaus nützlich.<br />
Was aber, wenn das »Wissen« unterschiedlich ist? Was, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
kulturellen Kontext e<strong>in</strong> »Eiswagen« oder auch das Schenken von Geburts tagsgeld<br />
unbekannt ist?<br />
5
6<br />
Gender und Migration<br />
Zum Thema »Gender und Migration« vermittelte Gül Yoksulabakan den Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
den entsprechenden H<strong>in</strong>tergrund.<br />
Schwerpunkte waren die verschiedenen Formen der Migration, der E<strong>in</strong>fluss der Migration<br />
auf die Familienstrukturen (e<strong>in</strong>schließlich der ElternK<strong>in</strong>dBeziehungen),<br />
die Chancengleichheit für Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Ausbildung und<br />
Beruf sowie die Rolle der Religion am Beispiel des Islam und die Gesundheits bzw.<br />
Krankheitskonzepte von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong>.<br />
Im Gegensatz zur gesellschaftlich vorherrschenden undifferenzierten negativen<br />
Wahrnehmung wird Migration als kritisches Ereignis gesehen mit weit reichenden<br />
negativen und positiven Auswirkungen auf alle Familienmitglieder.<br />
Die Familie ist e<strong>in</strong> äußerst flexibles Gebilde, ihre Struktur passt sich an die unterschiedlichen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen der Migration an.<br />
So hat offenbar die Form der Migration erhebliche Folgen für die Familienstruktur:<br />
Z. B. entwickeln geme<strong>in</strong>sam emigrierte Familien das höchste Ausmaß an geme<strong>in</strong>samer<br />
Entscheidung und Kooperation <strong>in</strong> der Aufgabenerfüllung und K<strong>in</strong>dererziehung,<br />
d. h. e<strong>in</strong> hohes Maß an Gleichberechtigung.<br />
Familien, <strong>in</strong> denen zunächst nur der Mann emigrierte und Frau und K<strong>in</strong>der später<br />
nachzogen, zeigen dagegen die größte Rollentrennung.<br />
Weiterh<strong>in</strong> führt das Fehlen bekannter Netzwerke und Unterstützungsformen dazu,<br />
dass sich die Orientierung auf die Familie zunächst verstärkt.<br />
Wenn K<strong>in</strong>der durch bessere Sprachkenntnisse die Rolle der privilegierten Vermittler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> der Familie übernehmen, führt das zu Überforderung für die K<strong>in</strong>der und<br />
veränderter Machtstruktur <strong>in</strong>nerhalb der Familie.<br />
Frauen s<strong>in</strong>d durch Forschung und Politik erst sehr spät als wesentlicher Teil der<br />
Migrationsprozesse bzw. als Motor migrationsbed<strong>in</strong>gter <strong>Integration</strong>sprozesse wahrgenommen<br />
worden.<br />
<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> wurden eher als fremd, defizitär und hilflos beschrieben, ihre Situation<br />
wurde nicht differenziert untersucht nach Nationalität, sozioökonomischer<br />
Lage, Wertehaltungen und E<strong>in</strong>stellungen und Migrationsgeneration.<br />
So ist beispielsweise kaum bekannt, dass 1972 die Erwerbsquote ausländischer<br />
Frauen (1. Generation) bei 72 % lag.<br />
In der Diskussion betonten die Teilnehmer<strong>in</strong>nen, wie wichtig es für die konkrete<br />
Arbeit sei, weg zu kommen von der Wahrnehmung der Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
als defizitär. Es gehe eher darum, ihre Kompetenzen und Ressourcen<br />
zu erkennen und die Frauen als Motor von <strong>Integration</strong> zu erleben. Positive Vorbilder<br />
dafür können z. B. die meist berufstätigen Frauen der ersten Generation der<br />
Migration se<strong>in</strong>.
Die Rückmeldungen zum Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g waren durchweg positiv. Insbesondere die Art<br />
der Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen und der hohe Selbsterfahrungsanteil mit Rollenspielen und Wahrnehmungsübungen<br />
wurden gelobt. Alle Teilnehmer<strong>in</strong>nen hätten sich sehr e<strong>in</strong>gelassen<br />
und gruppendynamisch habe das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g viel gebracht. Als besonders<br />
be reich ernd wurde die Beteiligung von Frauen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
sowohl unter den Teilnehmer<strong>in</strong>nen als auch bei den Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen, erlebt. Gabriele<br />
Wiemeyer und Gül Yoksulabakan mit ihrem großen und gleichzeitig unterschiedlichen<br />
Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund ermöglichten den Teilnehmer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e besonders<br />
<strong>in</strong>tensive Fortbildung.<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g »<strong>in</strong>terkulturelle Begegnung«<br />
<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
Schwerpunkt Lösungen für die Praxis<br />
Das zweite <strong>in</strong>terkulturelle Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g des <strong>Frauenbüro</strong>s wurde ausgerichtet für Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter aus K<strong>in</strong>der und Jugende<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen.<br />
Hier standen die eigene Praxis, die Erfahrungen <strong>in</strong> der Arbeit mit Mädchen und<br />
Jungen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im Vordergrund.<br />
Das e<strong>in</strong>tägige Sem<strong>in</strong>ar wurde durch Yildriz Demirer und Irmhild Schrader den Wünschen<br />
der Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmern entsprechend sehr praxisorientiert<br />
gestaltet. Auch hier wurde die Möglichkeit gegeben, durch verschiedene kurzweilige<br />
Wahrnehmungsübungen den eigenen Handlungsstrategien und kulturellen<br />
H<strong>in</strong>tergründen auf die Spur zu kommen.<br />
Im zweiten Teil der Fortbildung wurden anhand von Praxisbeispielen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen<br />
typische »auf den Nägeln brennende« Fälle bearbeitet und <strong>in</strong> der Gesamtgruppe<br />
Lösungsmöglichkeiten entwickelt. Yildriz Demirer mit ihren vielseitigen<br />
<strong>in</strong>terkulturellen Erfahrungen und ihrer lösungsorientierten Art bot hilfreiche<br />
Supervision. So unterstützt konnte die Gruppe zu konkreten Ergebnissen <strong>in</strong> ihrer<br />
Fallbesprechung kommen.<br />
Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer der Fortbildung gaben positive Rückmeldungen<br />
und lobten <strong>in</strong>sbesondere die Fallbesprechungen. Auch <strong>in</strong> diesem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
wurde der <strong>in</strong>terkulturelle H<strong>in</strong>tergrund der Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen als sehr bereichernd erlebt.<br />
Kritisch angemerkt wurde allerd<strong>in</strong>gs, dass e<strong>in</strong> Fortbildungstag nicht auseiche.<br />
7
8<br />
Werkstattgespräch »<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen«<br />
Zum Thema »<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen« fand am 16. Mai 2008 im Nachbarschaftszentrum<br />
Grone e<strong>in</strong> Gespräch zwischen Frauen (mit und ohne Migrationh<strong>in</strong>tergrund)<br />
aus Politik und Stadtverwaltung, <strong>Integration</strong>srat, Frauenprojekten und Nachbarschaftszentrum<br />
Grone statt – moderiert durch Monika Wolff.<br />
Schwerpunkt Vernetzung<br />
Im ersten Teil der halbtägigen Veranstaltung g<strong>in</strong>g es schwerpunktmäßig darum,<br />
sich besser kennen zu lernen und zum Thema »<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen« zu<br />
vernetzen.<br />
Zahlen und Fakten<br />
Die Power Po<strong>in</strong>t Präsentation von Birgit Sacher, Geschäftsführer<strong>in</strong> des <strong>Integration</strong>srates<br />
lieferte anschließend e<strong>in</strong>e gute Diskussionsgrundlage zur Situation<br />
der <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen. Im Folgenden sollen die wichtigsten Ergebnisse<br />
wieder gegeben werden.<br />
Der Anteil der Frauen an der ausländischen Bevölkerung <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen lag 2007<br />
bei 50,9 %.<br />
Ausländische Bevölkerung nach Geschlecht 1997, 2006, 2007<br />
Jahr<br />
1997<br />
2006<br />
2007<br />
Ausländische<br />
Bevölk. <strong>in</strong>sg.<br />
14.054<br />
12.652<br />
12.336<br />
Darunter weiblich Weiblicher Anteil<br />
<strong>in</strong> %<br />
6.612<br />
6.364<br />
6.275<br />
47.0<br />
50.0<br />
50.9<br />
Quelle: GÖSIS. Stadt Gött<strong>in</strong>gen: Ausländische Bevölkerung nach Geschlecht 1997 bis 2006 (IS027.30 / 2006)
Viele Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund tauchen <strong>in</strong> amtlichen Statistiken allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht auf, z. B. weil sie e<strong>in</strong>en deutschen Pass haben. Bundesweit ist der Anteil<br />
von Ausländer<strong>in</strong>nen und Deutschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ohne Differenzierung<br />
nach Geschlecht etwa gleich hoch. Für Gött<strong>in</strong>gen können wir von <strong>in</strong>sgesamt ca.<br />
10.000 Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ausgehen.<br />
Dabei ist es sehr wichtig genau h<strong>in</strong> zu schauen, denn Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
unterscheiden sich je nach Zuwanderungsgrund, aufenthaltsrechtlichem<br />
Status, ethnischer Zugehörigkeit, kulturellem H<strong>in</strong>tergrund, sozialem Status,<br />
Bildungsniveau, Migrationsgeneration und h<strong>in</strong>sichtlich ihrer <strong>in</strong>dividuellen Lebensentwürfe.<br />
Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können se<strong>in</strong><br />
• Arbeitsmigrant<strong>in</strong>nen<br />
• Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />
• Student<strong>in</strong>nen<br />
• Wissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />
• Ehefrauen<br />
• Schüler<strong>in</strong>nen / Auszubildende, Au pair etc.<br />
• »Illegale« (häufig <strong>in</strong> privaten Haushalten)<br />
• Angehörige der ersten Generation der Arbeitsmigrant<strong>in</strong>nen, Flüchtl<strong>in</strong>ge ...<br />
• deren Töchter, Enkel<strong>in</strong>nen und Urenkel<strong>in</strong>nen<br />
Das bedeutet auch, dass all diese unterschiedlichen Frauen mit unterschiedlichen<br />
Problemen zu kämpfen haben, verschiedene Ressourcen mitbr<strong>in</strong>gen und <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Bereichen Unterstützung brauchen.<br />
Zur beruflichen und sozialen Situation und zur Bildung von Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen gibt es ke<strong>in</strong>e Zahlen differenziert nach Geschlecht, allenfalls<br />
bundesweite Erhebungen:<br />
• 28,6 % der Ausländer<strong>in</strong>nen und Ausländer <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d arbeitslos<br />
(Arbeitslosenquote <strong>in</strong>sges. 11,5 %)<br />
• Die Armutsrisikoquote bei ausländischen Frauen beträgt 34,9 %<br />
(bei deutschen Frauen 12,2 %) im Bundesdurchschnitt<br />
• 51,4 % der Empfänger von Sozialleistungen bei der ausl. Bevölkerung s<strong>in</strong>d<br />
Frauen (46,9 % deutsche Frauen)<br />
• In der Stadtverwaltung haben nur 1,4 % der Beschäftigten e<strong>in</strong>e ausländische<br />
Staatsangehörigkeit (Frauen und Männer)<br />
• 25 % der ausl. Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler erreichen ke<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />
• In den Berufsschulen beträgt der Anteil ausländischer Schüler<strong>in</strong>nen lediglich<br />
2,1 % (außer Berufsvorbereitungsjahr: 14,2 % ausländische Schüler / <strong>in</strong>nen<br />
• Weiterbildungsmaßnahmen zur beruflichen Bildung werden von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />
seltener genutzt als von deutschen Frauen<br />
• <strong>Integration</strong>skurse werden stärker von Frauen als von Männern genutzt (58 %)<br />
9
10<br />
In Gött<strong>in</strong>gen gibt es folgende Beratungsangebote für<br />
<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> und Migranten<br />
• Migrationserstberatung<br />
• Sozialberatung<br />
• Frauen, Gewalt und Gesundheitsberatung<br />
<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> und Migranten nehmen überwiegend die spezifisch für sie e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Angebote <strong>in</strong> Anspruch (vor allem die Migrationserstberatung). Es geht<br />
für sie (etwas anders als bei deutschen Klient<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> der Beratung um die basalen<br />
Lebensgrundlagen – wie die F<strong>in</strong>anzierung des Lebensunterhalts, den Aufenthaltsstatus,<br />
die Arbeit, die Wohnung und die Sprache.<br />
Hilfsangebote für gewaltbetroffene Mädchen und Frauen mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen<br />
Gewaltbetroffene <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong>, die die Beratungs und Unterstützungsangebote<br />
<strong>in</strong> Anspruch nehmen, haben mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen, die u. a.<br />
mit ihrem Aufenthaltsstatus zusammenhängen. Bei e<strong>in</strong>er Ehebestandszeit von unter<br />
zwei Jahren erhalten sie ke<strong>in</strong> eigenständiges Aufenthaltsrecht. Die Härtefallklausel<br />
des §31.2 AufenthG wird <strong>in</strong> der Regel zu eng ausgelegt und die Inanspruchnahme<br />
von Sozialleistungen (z. B. bei e<strong>in</strong>em Aufenthalt im Frauenhaus) führt u. U. zu<br />
e<strong>in</strong>em Erlöschen der Aufenthaltserlaubnis. Das gilt auch bei Zwangsverheiratung im<br />
Ausland bei mehr als 6 Monaten Abwesenheit <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Gleichzeitig nehmen viele betroffene <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> die bestehenden Hilfsangebote<br />
<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen wahr. Der Anteil der <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> unter den Mädchen und Frauen,<br />
die sich vom FrauenNotruf bei häuslicher und / oder sexueller Gewalt beraten lassen,<br />
liegt bei 30 %. Im Frauenhaus haben sogar mehr als 50 % der schutzsuchen den<br />
Frauen e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Was brauchen <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen?<br />
In der anschließenden lebhaften Diskussion über die Situation der Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen wurden viele Beispiele aus der Praxis <strong>in</strong>terkultureller<br />
Arbeit gebracht. Dar<strong>in</strong> wurde deutlich, welche Bedeutung <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz<br />
für die Arbeit <strong>in</strong> Beratungsstellen, Stadtverwaltung, K<strong>in</strong>dergärten, Schulen,<br />
Gesundheitswesen usw. hat. Es herrschte Betroffenheit über die besonderen Probleme<br />
gewaltbetroffener Mädchen und Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund bei gleichzeitiger<br />
überproportional hoher Inanspruchnahme des Frauenhauses. Der Austausch<br />
mündete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e umfangreiche Ideensammlung mit folgenden Schwerpunkten:<br />
• Mehr Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Verwaltung und<br />
Beratungsstellen e<strong>in</strong>setzen<br />
• Dialog im Alltag stärken<br />
• Interkulturelle Kompetenz <strong>in</strong> Beratungsstellen, Stadtverwaltung usw.<br />
erhöhen
• Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>terkulturellen Frauentreffs<br />
• Anlaufstelle rund um den Beruf für <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />
• Anlaufstelle für gewaltbetroffene <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />
• Zugangswege für Frauen zu bestehenden Beratungse<strong>in</strong>richtungen verbessern<br />
• Stärkung der Frauen aufgrund ihrer Erziehungsrolle<br />
Diese Themen konnten z. T. über die Arbeitsgruppe »Arbeit und Soziales« <strong>in</strong> das<br />
<strong>Integration</strong>skonzept der Stadt Gött<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>gebracht werden.<br />
Um diese Ideen weiter konkretisieren zu können, wurde am Ende des Nachmittags<br />
e<strong>in</strong>e Fortsetzung des Werkstattgesprächs beschlossen. E<strong>in</strong>e Woche später wurde der<br />
FrauenInfoTag für Frauen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund umrissen. Mit den<br />
Stichworten »Dialog im Alltag«, »niedrigschwellig«, »kle<strong>in</strong>e Gesprächs<strong>in</strong>seln« wurde<br />
e<strong>in</strong> Veranstaltungskonzept entwickelt, das Frauen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
den Austausch über wichtige Themen der <strong>Integration</strong> ermöglichen soll.<br />
Geplant wurden zwei Gesprächsrunden zu folgenden Themen:<br />
• <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Ausbildung und Arbeit<br />
• Erfahrungen <strong>in</strong> Schule und Erziehung<br />
E<strong>in</strong>e Planungsgruppe bildete sich und setzte die Arbeit fort.<br />
»Frauen im grenzenlosen Dialog« –<br />
Veranstaltung für Frauen<br />
Wie erhofft wurde der Frauen<strong>in</strong>fotag »Frauen im grenzenlosen Dialog« im Nachbarschaftszentrum<br />
Grone und <strong>in</strong> der Jonageme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> besonderer Höhepunkt der<br />
Veranstaltungsreihe des <strong>Frauenbüro</strong>s zum Thema »<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen –<br />
<strong>Integration</strong> <strong>gestalten</strong>«.<br />
Besucher<strong>in</strong>nen, Expert<strong>in</strong>nen und Aussteller<strong>in</strong>nen nutzten die ganztägige Veranstaltung<br />
um mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>s Gespräch zu kommen. Rund zweihundert Frauen <strong>in</strong>formierten<br />
sich im Nachbarschaftszentrum Grone zu Themen rund um Familie und<br />
Erziehung sowie Wege aus der Gewalt und im Haus der Jonageme<strong>in</strong>de rund um<br />
Ausbildung und Erwerbsarbeit sowie Angebote von Frauenprojekten, Beratungse<strong>in</strong>richtungen<br />
und Migrantenselbstorganisationen. Besonders gute Resonanz fanden<br />
die Gesprächsrunden und »dass <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> zu Wort kamen« – das ergab e<strong>in</strong>e<br />
Kurzumfrage.<br />
11
12<br />
»Frauen im grenzenlosen Dialog«<br />
Veranstaltung für Frauen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
11.00 Uhr Eröffnung<br />
am Samstag, den 22.11.2008<br />
von 11.00 bis 18.00 Uhr<br />
11.30 Uhr »<strong>Integration</strong> von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />
am Beispiel Grone«<br />
12.30 Uhr »Ausbildung und Arbeit für Frauen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund«<br />
13.00 Uhr Rundgang <strong>in</strong> türkischer, russischer<br />
und arabischer Sprache<br />
14.30 Uhr »Erfahrungen <strong>in</strong> Schule und<br />
Erziehung«<br />
15.30 Uhr »Wege aus der Gewalt«<br />
16.30 Uhr »Politik von und für <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />
<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen«<br />
K<strong>in</strong>derbetreuung wird angeboten.<br />
Veranstalter<strong>in</strong>: <strong>Frauenbüro</strong> der Stadt Gött<strong>in</strong>gen<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit: Nachbarschaftszentrum Grone · Jonageme<strong>in</strong>de<br />
<strong>Integration</strong>srat Gött<strong>in</strong>gen · Büro für <strong>Integration</strong> der Stadt Gött<strong>in</strong>gen<br />
Gefördert durch das Land Niedersachsen <strong>in</strong> Kooperation mit der Vernetzungsstelle für<br />
Gleichberechtigung, Frauenbeauftragte und Gleichstellungsbeauftragte.<br />
»SINIRSIZ DİYALOGDA KADINLAR«<br />
Göçmen ve yerli kadınlar iç<strong>in</strong> etk<strong>in</strong>lik<br />
22.11.2008, cumartesi<br />
saat 11.00 ile 18.00 arası<br />
11.00 Açılış<br />
11.30 »Grone örneğ<strong>in</strong>de göçmenler<strong>in</strong><br />
entegrasyonu«<br />
12.30 »Göçmen Kadınlar iç<strong>in</strong> meslek eğitimi<br />
ve iş«<br />
13.00 Türkçe, Rusça ve Arapça diller<strong>in</strong>de<br />
standların tanıtımı<br />
14.30 »Okulda ve eğitimde ed<strong>in</strong>ilen<br />
tecrübeler«<br />
15.30 »Şiddetten kurtulmanın yolları«<br />
16.30 »Gött<strong>in</strong>gende göçmenlerden ve<br />
göçmenler iç<strong>in</strong> siyaset«<br />
Çocukların bakımı iç<strong>in</strong> bakıcı tedarik edilmiştir.<br />
Düzenleyen: Gött<strong>in</strong>gen Belediyesi Kadın Bürosu<br />
Katkıda Bulunanlar: Nachbarschaftszentrum Grone · Jonacemaati · Gött<strong>in</strong>gen<br />
Belediyesi Entegrasyon Meclisi · Gött<strong>in</strong>gen Belediyesi Entegrasyon Bürosu<br />
Destekleyen: Eşitlik Koord<strong>in</strong>e Bürosu, Kadın ve Emansipasyon Görevliler<strong>in</strong><strong>in</strong> yardımları ile<br />
Aşağı Saksonya Eyalet Meclisi
»ЖЕНЩИНЫ В ДИАЛОГЕ, НЕ ЗНАЮЩЕМ ГРАНИЦ«<br />
Мероприятие для женщин с иностранным происхождением и без него<br />
11:00 Открытие<br />
в субботу, 22.11. 2008<br />
с 11:00 до 18:00 Uhr<br />
11:30 »Интеграция мигрантов и мигранток<br />
на примере микрорайона Grone«<br />
12:30 »Обучение и работа для женщин с<br />
иностранным происхождением«<br />
13:00 Обзор на турецком, русском и<br />
арабском языках<br />
14:30 »Опыт работы в школах и в<br />
воспитании детей«<br />
15:30 »Уход от насилия«<br />
16:30 »Позиция различных партий по<br />
вопросам миграционной политики в<br />
городе Gött<strong>in</strong>gen«<br />
Предлагается присмотр за детьми<br />
Организаторы: бюро по делам женщин города Gött<strong>in</strong>gen<br />
В сотрудничестве с Nachbarschaftszentrum Grone, Jonageme<strong>in</strong>de, советом<br />
по вопросам интеграции города Gött<strong>in</strong>gen, бюро по вопросам интеграции<br />
города Gött<strong>in</strong>gen<br />
При содействии администрации земли Niedersachsen в кооперации с объединением за<br />
равноправие, с уполномоченными по делам женщин и по вопросам равноправия<br />
13
14<br />
Wenn Du schnell gehen willst – geh’ alle<strong>in</strong>.<br />
Wenn du weit gehen willst – geh’ geme<strong>in</strong>sam!<br />
Die Ortsbürgermeister<strong>in</strong> von Grone Birgit Sterr wies <strong>in</strong> ihrer Eröffnungsrede darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass Frauen der entscheidende Motor der <strong>Integration</strong> seien, das zeige sich<br />
auch <strong>in</strong> Grone immer wieder deutlich. In Deutschland sei der im Grundgesetz verankerte<br />
Gleichstellungsanspruch der Frauen relativ jung, für die Umsetzung hätten<br />
Frauen hart kämpfen müssen. Umso erfreulicher, dass das <strong>Frauenbüro</strong> e<strong>in</strong>e so<br />
große <strong>in</strong>tegrationspolitische Veranstaltung von und für Frauen hier <strong>in</strong> Grone<br />
<strong>in</strong>itiiert habe.<br />
Sie sei stolz auf Grone mit se<strong>in</strong>em lebendigen Nachbarschaftszentrum und dem<br />
neu e<strong>in</strong>gerichteten ElternK<strong>in</strong>dZentrum St. Petri, sagte Dr. Dagmar Schlapeit-Beck,<br />
Sozialdezernent<strong>in</strong> der Stadt Gött<strong>in</strong>gen. Für andere Stadtteile sei Grone Vorrei ter<strong>in</strong><br />
und positives Beispiel für <strong>Integration</strong>, die es gelte, weiter zu exportieren. Aktuelle<br />
Schwerpunkte der Stadt <strong>in</strong> Sachen <strong>Integration</strong> seien das kommunale <strong>Integration</strong>skonzept<br />
und der Masterplan gegen K<strong>in</strong>derarmut. Dr. Schlapeit-Beck war sich<br />
sicher, dass der FrauenInfotag dazu beitragen könne, die <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen<br />
voran zu br<strong>in</strong>gen und Frauen <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht zu stärken.<br />
Entscheidende Wegbegleiter<strong>in</strong> sei das Land Niedersachsen mit dem Programm »<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />
<strong>in</strong> Niedersachsen – <strong>Integration</strong> <strong>gestalten</strong>«. Sie freue sich, dass das<br />
Gött<strong>in</strong>ger Engagement <strong>in</strong> Hannover gesehen werde und Ute von Wrangell, die Leiter<strong>in</strong><br />
der Vernetzungsstelle, den grenzenlosen Dialog mit eröffne.<br />
Ute von Wrangell lobte das Engagement des <strong>Frauenbüro</strong>s <strong>in</strong> Sachen <strong>Integration</strong> und<br />
das tolle Programm des Frauen<strong>in</strong>fotages. Es würde sich besonders gut e<strong>in</strong>fügen<br />
<strong>in</strong> das niedersachsenweite Programm für <strong>Integration</strong> von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> und sie sei<br />
gerne Geldgeber<strong>in</strong> für solch e<strong>in</strong>e beispielhafte Initiative.<br />
Die Gleichstellungsbeauftragte Christ<strong>in</strong>e Müller freute sich über die dynamische<br />
Ent wicklung <strong>in</strong> der Planung des grenzenlosen Dialogs. Die sehr engagierte Planungsgruppe<br />
hat es geschafft, diese große Frauenveranstaltung mit Infoständen<br />
von 30 Organisationen und 5 Gesprächsrunden auf die Be<strong>in</strong>e zu stellen und so viele<br />
Organisationen und <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> aktiv e<strong>in</strong>zubeziehen.
<strong>Integration</strong> von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> am Beispiel Grone<br />
Die Gesprächsrunde mit Renate Kornhardt, Büro für <strong>Integration</strong>, Stadt Gött<strong>in</strong>gen;<br />
Anne Cordes, Nachbarschaftszentrums Grone; Inger Piontkowitz und Nadia Chafil,<br />
Frauenfrühstück moderiert durch Sybille Bertram, vermittelte e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>druck<br />
der vielfältigen <strong>Integration</strong>sangebote des Nachbarschaftszentrums.<br />
»E<strong>in</strong>fallstor« für <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> ist das 1x wöchentlich stattf<strong>in</strong>dende Frauenfrühstück,<br />
dass Frauen jeden Alters und jeder Kultur die Möglichkeit gibt, andere<br />
Frauen kennen zu lernen, Deutsch zu sprechen, Spaß mite<strong>in</strong>ander zu haben und<br />
gleichzeitig Informationen zu bekommen, z. B. zu Themen wie Erziehungsberatung,<br />
Weiterbildung, andere Angebote des Nachbarschaftszentrums u. ä. mehr. Aus dem<br />
Frauenfrühstück heraus ist das Projekt Elternverantwortung entstanden mit dem<br />
Ziel, die Frauen zu befähigen ihren K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>en besseren Start <strong>in</strong> Deutschland zu<br />
geben, als sie selbst ihn gehabt haben und den beruflichen Werdegang der K<strong>in</strong>der<br />
aktiv mit zu <strong>gestalten</strong>. Längerfristig könnte sich der Erfolg dieses Projektes dar<strong>in</strong><br />
zeigen, dass die Frauen als Mütter gestärkt werden und sich die Familienstrukturen<br />
verändern.<br />
Durch e<strong>in</strong>en Rückblick auf die Entwicklung vom kle<strong>in</strong>en Stadtteilbüro 1997 bis zum<br />
Nachbarschaftszentrum 2008 mit eigenem Haus und 36 Angeboten und Projekten<br />
wurden die Möglichkeiten deutlich, die stadtteilbezogene <strong>Integration</strong> bietet.<br />
Das alles sei allerd<strong>in</strong>gs nur möglich mit e<strong>in</strong>em harten Kern an engagierten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeitern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Dabei dient das<br />
Haus durchaus als »Durchlauferhitzer«: Ziel ist die Stärkung der Menschen. Wenn<br />
das geklappt hat und vielleicht auch Arbeit gefunden wurde, ist oft nicht mehr die<br />
Zeit für das Nachbarschaftszentrum da. Das ist dann e<strong>in</strong> Zeichen dafür, dass die<br />
<strong>Integration</strong> gelungen ist.<br />
15
16<br />
Ausbildung und Arbeit für Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Im Mittelpunkt dieser Gesprächsrunde standen drei Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
die über ihre gelungene berufliche <strong>Integration</strong> berichteten. Moderiert<br />
durch Bärbel Okatz gaben die Tupperwareberater<strong>in</strong> Nadia Shahmoradi, die Friseur<strong>in</strong><br />
Yildiz Can und die Verwaltungsfachangestellte Khedidja Naddour e<strong>in</strong>en lebendigen<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> ihre Berufsbiographie. Deutlich wurde, dass für alle drei Frauen e<strong>in</strong> entscheidender<br />
Faktor für ihren Berufserfolg die Unterstützung durch die Familie war<br />
und ist. Das gilt sowohl auf der moralischen Ebene als auch ganz praktisch. E<strong>in</strong>e<br />
VollzeitBerufsausbildung oder VollzeitBerufstätigkeit als Mutter mit e<strong>in</strong>em oder<br />
mehreren K<strong>in</strong>dern lässt sich nur mit viel Hilfe durch andere Menschen bewältigen.<br />
Yildiz Can sagte: »Ohne me<strong>in</strong>en Mann und me<strong>in</strong>e Schwiegermutter hätte ich me<strong>in</strong>e<br />
Ausbildung mit 26 Jahren und kle<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d nicht geschafft.« Gleichzeitig gehört<br />
dazu auch e<strong>in</strong>e gesunde Portion an Pragmatismus und Selbstbewusstse<strong>in</strong>. Jeder<br />
Mensch, jede Frau habe e<strong>in</strong>e besondere Begabung, e<strong>in</strong>e gute Idee und die gelte es<br />
<strong>in</strong> die Tat umzusetzen, schilderte Nadia Shahmoradi.<br />
E<strong>in</strong>e besondere Bedeutung für späteren beruflichen Erfolg hat außerdem die Unterstützung<br />
der schulischen Bildung durch die Eltern. Khedidja Naddour erzählte sehr<br />
anschaulich davon, dass ihr Vater <strong>in</strong>sbesondere se<strong>in</strong>e Töchter <strong>in</strong> ihren Schulleistungen<br />
immer unterstützt und dafür gesorgt habe, dass sie alle e<strong>in</strong>e gute Berufsausbildung<br />
machen. Und für Bildung sei es nie zu spät, fügte sie h<strong>in</strong>zu und wies<br />
auf ihre Mutter h<strong>in</strong>, die, nachdem ihre K<strong>in</strong>der groß waren, erfolgreich Alphabetisierungs<br />
und Sprachkurse gemacht hat und heute stolz auf ihre Kenntnisse ist.<br />
Britta Krumenacker (Brockensammlung) und Clarissa Pech (VHS) wiesen an dieser<br />
Stelle auf ihre Projekte für <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> h<strong>in</strong>. Die Projekte der Brockensammlung<br />
und der VHS setzen nämlich genau dort an, wo <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> besondere Unterstützung<br />
brauchen und versuchen gleichzeitig ihre besonderen Stärken zu fördern.<br />
Beispielsweise können <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> bei der Brockensammlung e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />
nachholen und werden sowohl <strong>in</strong> der deutschen Sprache als auch <strong>in</strong> ihrer<br />
Zweisprachigkeit gefördert. Und die VHS bietet <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> mit K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e<br />
Ausbildung <strong>in</strong> Teilzeit an und gleichzeitig e<strong>in</strong>e Vorbereitung auf diese Ausbildung,<br />
die sie u. a. dabei unterstützt, e<strong>in</strong>en Beruf zu f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> dem sie ihre Ressourcen<br />
e<strong>in</strong>setzen können.<br />
In der anschließenden lebhaften Diskussion wurde von vielen Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
betont, wie wichtig Kontakte zu anderen Menschen seien, um Deutsch zu lernen<br />
(z. B. durch das Frauenfrühstück). Und auf der anderen Seite müsse die Muttersprache<br />
als Grundlage gefördert werden.
Erfahrungen <strong>in</strong> Schule und Erziehung<br />
Nazan Karadogan (Dipl.Sozialpädagog<strong>in</strong>, frühe Sprachförderung im K<strong>in</strong>dergarten),<br />
Shahrzad Seyedi (Kulturdolmetscher<strong>in</strong> und Hebamme), Angelika Ungerer (Realschullehrer<strong>in</strong>)<br />
dikutierten <strong>in</strong> dieser Gesprächsrunde über ihre Erfahrungen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergarten<br />
und Schule mit K<strong>in</strong>der und Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund – moderiert<br />
durch Ulla Koch.<br />
Sehr deutlich wurde, welche Rolle die sprachliche Verständigung und die wechselseitige<br />
Kultursensibilität als Grundlage für die <strong>Integration</strong> der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />
spielt. Das fängt im K<strong>in</strong>dergarten an. Deshalb brauchen K<strong>in</strong>der ohne<br />
Deutschkenntnisse spezielle Unterstützung durch Sprachprogramme, die spielerisch<br />
Deutschkenntnisse vermitteln. In der Familie dagegen sollte die Muttersprache<br />
gesprochen werden. In der Schule ist besonders die Kommunikation mit den Eltern<br />
wichtig. Diese kann erleichtert werden durch E<strong>in</strong>satz von Dolmetscher<strong>in</strong>nen. Gute<br />
Erfahrungen gibt es auch beispielsweise damit, dass Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
die E<strong>in</strong>ladungen zum Elternabend <strong>in</strong> ihrer Muttersprache schreiben, die Eltern fühlen<br />
sich dadurch stärker angesprochen und aufgefordert zu kommen. Gleichzeitig<br />
muss berücksichtigt werden, dass vielen Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Informationen<br />
über schulische Strukturen und Hilfsangebote fehlen. Viele Eltern trauen<br />
sich auch nicht, auf Elternabenden etwas zu sagen oder zu fragen. Hier ist der<br />
E<strong>in</strong>satz von Elternlots<strong>in</strong>nen und Kulturdolmetscher<strong>in</strong>nen sehr s<strong>in</strong>nvoll und erfolgreich.<br />
Auf Seiten der Eltern werden Ängste abgebaut und auf Seiten der Lehrkräfte<br />
entsteht Verständnis für das Elternhaus der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Leider fehlt<br />
bisher das Budget für diese Vermittlung, so dass die Kulturdolmetscher<strong>in</strong>nen und<br />
Eltern lots<strong>in</strong>nen ehrenamtlich arbeiten müssen.<br />
17
18<br />
Wege aus der Gewalt<br />
In diesem Erzählcafe des Frauenhauses Gött<strong>in</strong>gen erzählten drei ehemalige FrauenhausBewohner<strong>in</strong>nen<br />
sehr e<strong>in</strong>drucksvoll und berührend von ihrem persönlichen<br />
Ausweg aus der gewaltgeprägten Beziehung – moderiert durch Susanne Hoffmann<br />
und St<strong>in</strong>e He<strong>in</strong>tze.<br />
Jede Frau hat e<strong>in</strong>e andere Geschichte, e<strong>in</strong>en anderen kulturellen H<strong>in</strong>tergrund und<br />
jeder Weg aus der Gewalt ist anders, ebenso das Ausmaß der erlittenen Gewalt und<br />
der Zugang zum Frauenhaus. E<strong>in</strong>e der Frauen hatte im Bus e<strong>in</strong> Plakat des Frauenhauses<br />
gesehen und die Telefonnummer im Handy gespeichert, lange bevor sie sich<br />
entschloss zu gehen. E<strong>in</strong>e andere fand über das Opferhilfebüro <strong>in</strong>s Frauenhaus.<br />
Und die dritte wurde durch die Polizei gebracht.<br />
Im Frauenhaus selbst war die vielfältige Unterstützung durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
sehr wichtig ebenso wie der Austausch mit den anderen FrauenhausBewohner<strong>in</strong>nen,<br />
die ähnliche Probleme hatten. »Die Gespräche haben mir geholfen, mich stärker<br />
zu fühlen«, erzählte e<strong>in</strong>e der drei Frauen. E<strong>in</strong>e andere sagte, dass sie gelernt<br />
habe, eigene Entscheidungen zu treffen, selbstständig zu leben.<br />
Alle drei Frauen haben heute e<strong>in</strong>e eigene Wohnung (mit oder ohne K<strong>in</strong>der) und<br />
Arbeit oder machen gerade e<strong>in</strong>e Ausbildung. Auch heute noch halten sie Kontakt<br />
zum Frauenhaus, z. B. durch die Theatergruppe und zu anderen ehemaligen Bewohner<strong>in</strong>nen,<br />
e<strong>in</strong> neues soziales Netz ist entstanden.<br />
Fazit e<strong>in</strong>er der drei Erzähler<strong>in</strong>nen: »Ke<strong>in</strong>e Frau sollte sich dafür schämen, geschlagen<br />
zu werden!« Wenn darüber öffentlich gesprochen wird, ist es leichter für Betroffene,<br />
e<strong>in</strong>en Ausweg zu f<strong>in</strong>den.
Politik von und für <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />
Die letzte Gesprächsrunde des Tages mit Petra Fuge (Die L<strong>in</strong>ke), Inse Janssen-Oldigs<br />
(SPD), Dr. Dagmar Sakowsky (Bündnis 90 / Die Grünen), Kar<strong>in</strong> Schultz (CDU), Tül<strong>in</strong><br />
Karadan (<strong>Integration</strong>srat) und Türkan Zorlu (<strong>Integration</strong>srat) griff viele Themen der<br />
vorhergehenden Gespräche noch e<strong>in</strong>mal mal auf. Die Moderator<strong>in</strong> Sybille Bertram<br />
fragte gezielt nach den Umsetzungsmöglichkeiten des <strong>Integration</strong>skonzeptes. Von<br />
verschiedenen Seiten wurde als vordr<strong>in</strong>glich die E<strong>in</strong>stellung von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> der Stadtverwaltung und im sozialen Bereich gefordert, z. B.<br />
durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er entsprechenden Quote. Dagegen gab es E<strong>in</strong>wände –<br />
es müsse erst ermittelt werden, wie hoch der tatsächliche Anteil der Personen mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Stadtverwaltung sei. In Bezug auf die Notwendigkeit<br />
gezielter Sprachförderung <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergärten nicht nur für K<strong>in</strong>der, sondern auch<br />
für Mütter waren sich alle e<strong>in</strong>ig. Auch das Problem der fehlenden Anerkennung<br />
im Ausland erworbener Berufs und Studienabschlüsse wurde angesprochen. Weiterh<strong>in</strong><br />
wurde e<strong>in</strong> eigenständiges Bleiberecht für gewaltbetroffene <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> gefordert<br />
und die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung der so wichtigen Arbeit des Frauenhauses<br />
und des FrauenNotrufes.<br />
In der Diskussion wurde der »grenzenlose Dialog« der Frauen positiv gewürdigt und<br />
als Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er weiteren Zusammenarbeit und Vernetzung benannt, der auch auf<br />
andere Stadtteile übertragen werden sollte.<br />
19
20<br />
Fazit<br />
»<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen – <strong>Integration</strong> <strong>gestalten</strong>« – die beschriebenen Aktivitäten<br />
werden weiter ihre Wirkung zeigen:<br />
Die positive Resonanz der beiden <strong>in</strong>terkulturellen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und des Werkstattgesprächs<br />
zeigten die Richtung auf, <strong>in</strong> die <strong>in</strong>tegrations und gleichstellungspolitisch<br />
weitergearbeitet werden soll.<br />
So konnte e<strong>in</strong> Teil der Themen und Forderungen des Werkstattgesprächs <strong>in</strong> das<br />
<strong>Integration</strong>skonzept der Stadt Gött<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den.<br />
Die Arbeitsgruppe »Hilfen für gewaltbetroffene Mädchen und Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund«<br />
hat die Zusammenarbeit <strong>in</strong>tensiviert. Neben der Arbeit an konkreten<br />
Fallbeispielen wurde e<strong>in</strong> Positionspapier erarbeitet, mit dem die Diskussion<br />
über die Probleme gewaltbetroffener <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> auf kommunaler Ebene sowie<br />
Landes und Bundesebene begonnen wurde.<br />
Die zahlreichen Gött<strong>in</strong>ger Beratungsstellen, Migrantenorganisationen und Frauenprojekte,<br />
die im Rahmen von »Frauen im grenzenlosen Dialog« über ihre Angebote<br />
<strong>in</strong>formierten bekamen nicht nur für ratsuchende Frauen »e<strong>in</strong> Gesicht«, sondern<br />
auch untere<strong>in</strong>ander. So fand e<strong>in</strong> reger Austausch <strong>in</strong>nerhalb der Gött<strong>in</strong>ger Infrastruktur<br />
statt. Aktuelle Informationen wurden weitergegeben, Kooperationen vorbereitet.<br />
Deutlich wurde auch, dass mögliche Klient<strong>in</strong>nen, ratsuchende Frauen <strong>in</strong> diesem<br />
Rahmen nur begrenzt angesprochen werden können.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs zeigten die Frauen, die ihre Erfahrungen <strong>in</strong> den Gesprächrunden vorstellten<br />
auch wie viel Ressourcen und Stärken vorhanden s<strong>in</strong>d und dass es manchmal<br />
nur »kle<strong>in</strong>er« Hilfestellung bedarf. <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> wurden so sichtbar und konnten<br />
ihre Erfahrungen an die Multiplikator<strong>in</strong>nen weitergeben.<br />
Insgesamt erfreulich war die große Bereitschaft, an den verschiedenen Veranstaltungen<br />
aktiv mitzuwirken. <strong>Integration</strong> und Gleichstellung s<strong>in</strong>d damit zusammengebracht<br />
und werden auch künftig <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen als geme<strong>in</strong>samer Leitfaden weiter<br />
verfolgt werden.
Impressum<br />
Text: St<strong>in</strong>e He<strong>in</strong>tze<br />
Fotos: <strong>Frauenbüro</strong> und Birgit Misera-Irmer<br />
Redaktion: Christ<strong>in</strong>e Müller<br />
Herausgeber<strong>in</strong>: <strong>Frauenbüro</strong> der Stadt Gött<strong>in</strong>gen<br />
www.frauenbuero.goett<strong>in</strong>gen.de<br />
Gestaltung: Satzwerk<br />
Aufl age: 300<br />
Gött<strong>in</strong>gen im Dezember 2008<br />
Gefördert mit Mitteln des Niedersächsischen M<strong>in</strong>isteriums<br />
für Familie, Frauen, Soziales und Gesundheit<br />
In Kooperation mit der Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung,<br />
Frauenbeauftragte und Gleichstellungsbeauftragte