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Download - Frühkindliche Bildung in der Schweiz

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92 <strong>Bildung</strong>sbericht Nordwestschweiz 2012 | Volksschule<br />

IV Volksschule<br />

Tabelle IV.1: Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong> führung von Schulleitungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Volksschule<br />

(Daten: AVK SO, 2007b; BKS AG,<br />

2005a; BKS BL, 2002; Lischer,<br />

2009; Reck Schöni, 2011; SAR<br />

401.115, 2011; SGS 640, 2006;<br />

SG 410.100, 2011, §§ 78b).<br />

Bei bestimmten Themen drängt sich anstelle e<strong>in</strong>er stufenbezogenen Darstellung e<strong>in</strong>e<br />

Betrachtung <strong>der</strong> gesamten Volksschule ( Glossar) auf. Solche Themen werden losgelöst<br />

von <strong>der</strong> stufenbezogenen Kapitelstruktur des <strong>Bildung</strong>sberichts thematisiert. Es handelt<br />

sich dabei primär um die vierkantonalen Entwicklungen <strong>in</strong> den Bereichen Führung <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelschulen, Strukturharmonisierung und Son<strong>der</strong>pädagogik. Da Entwicklungen dargestellt<br />

werden, s<strong>in</strong>d die zeitlichen Bezüge flexibler als <strong>in</strong> den vorangegangenen Kapiteln.<br />

Zusätzlich werden unter <strong>der</strong> Analyseperspektive <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen von Unterricht<br />

die Merkmale <strong>der</strong> Lehrpersonen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, Primarschule und Sekundarstufe I geme<strong>in</strong>sam<br />

dargestellt. Die Daten dazu stammen mehrheitlich aus dem Schuljahr 2009/10.<br />

1 Schulführung und -aufsicht<br />

Im Folgenden werden die Organisationsstrukturen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Schulen fokussiert. Die<br />

Analyse erfolgt vor dem generellen H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Verschiebung von Kompetenzen von<br />

kantonalen zu kommunalen Entscheidungsträgern und damit auf die Ebene <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelschulen<br />

während <strong>der</strong> letzten zwanzig Jahre unter dem Stichwort «Schulautonomie». Dies<br />

betrifft auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelschulen erstens die <strong>in</strong> diesem Zeitraum neu entstandenen<br />

o<strong>der</strong> neu def<strong>in</strong>ierten, operativen Schulführungsorgane und zweitens die Gremien <strong>der</strong><br />

Steuerung mit dem Auftrag <strong>der</strong> Schulaufsicht. Mit <strong>der</strong> Neuorganisation von Schulführung<br />

und Schulaufsicht verän<strong>der</strong>ten sich zudem die (Instrumente <strong>der</strong>) Qualitätssicherung und<br />

Qualitätsentwicklung sowie das Verhältnis zwischen Schule und Elternschaft.<br />

1.1 Schulleitungen<br />

Seit 2002 s<strong>in</strong>d im <strong>Bildung</strong>sraum Nordwestschweiz geleitete Schulen entstanden. Die Projekte<br />

verliefen zwar teilweise zeitlich parallel, trotzdem weist je<strong>der</strong> <strong>der</strong> vier Kantone<br />

se<strong>in</strong>e eigene Entwicklung auf. Geme<strong>in</strong>sam ist diesen Reformprojekten, dass <strong>in</strong> allen vier<br />

Kantonen die Ebene <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelschulen gestärkt wurde.<br />

Gesetzliche Verankerung<br />

(politischer Entscheid)<br />

AG BL BS SO<br />

2002 2002 2008 2005<br />

Flächendeckende E<strong>in</strong>führung 2007 2004 2011 2010<br />

In BL und BS haben sich die Schulleitungen aus bereits bestehenden, jedoch sehr unterschiedlich<br />

ausgestalteten lokalen «Schulhausvorsteher»-Funktionen heraus entwickelt. In<br />

BL war die E<strong>in</strong>richtung von Schulleitungen Teil <strong>der</strong> Vorlage zur neuen <strong>Bildung</strong>sgesetzgebung,<br />

die 2002 verabschiedet wurde und 2003 <strong>in</strong> Kraft trat. Die seit 1979 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volksschule<br />

bestehenden Rektorate o<strong>der</strong> Schulhausvorstände mit planerischer, organisatorischer<br />

und adm<strong>in</strong>istrativer Verantwortung (R<strong>in</strong>dlisbacher, Herren & Quesel, 2008, S. 6) wurden<br />

dabei zu Schulleitungen ausgebaut, die ihre Schulen <strong>in</strong> pädagogischer, organisatorischer,<br />

adm<strong>in</strong>istrativer und personeller H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> eigener Kompetenz führen sollen (RR BL,<br />

2001, S. 90). Neben den operativ tätigen Schulleitungen gewährleisten strategisch tätige<br />

Schulräte den E<strong>in</strong>bezug aller Akteure (u.a. Öffentlichkeit und Eltern) (RR BL, 2001, S. 101).<br />

In BS wurde 2005 das geleitete Schulhaus im Schulleitbild mit e<strong>in</strong>em hohen Mass an operativem<br />

Gestaltungsspielraum als zentrale Organisationse<strong>in</strong>heit def<strong>in</strong>iert (ED BS, 2005a,<br />

S. 29). Das Ziel <strong>der</strong> entsprechenden Vorlage war e<strong>in</strong>e Stärkung <strong>der</strong> Handelnden und <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>schaft im Schulhaus (RR BS, 2007, S. 4 – 5). Dazu wurden die bestehenden Formen<br />

lokaler Standortleitungen, die bereits seit 1994 nicht mehr nur adm<strong>in</strong>istrative Aufgaben<br />

wahrgenommen hatten, ausgebaut und zu teilautonomen Schulleitungen weiterentwickelt<br />

(R<strong>in</strong>dlisbacher et al., 2008, S. 6). Neben den Schulleitungen wurden 2008 auf Kantonsebene<br />

e<strong>in</strong>e Volksschulleitung geschaffen und auf Schulebene Schulräte e<strong>in</strong>gesetzt, die primär<br />

vermittelnde Funktionen zwischen den Schulen und <strong>der</strong> Öffentlichkeit wahrnehmen (RR<br />

BS, 2007, S. 13).<br />

In AG und SO s<strong>in</strong>d lokale Schulleitungen neben den bestehenden, demokratisch gewählten,<br />

lokalen Laiengremien entstanden. Bereits im «Leitbild Schule Aargau» wurde 1996 die<br />

Führung <strong>der</strong> Schule vor Ort <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne verstanden, wobei die neu e<strong>in</strong>zusetzenden<br />

Schulleitungen auch – wie <strong>in</strong> BL und BS – die damals bestehenden, adm<strong>in</strong>istrativ tätigen<br />

Rektorate ablösen sollten (RR AG, 2001a, S. 3). In e<strong>in</strong>em Pilotprojekt wurden 1998 bis<br />

2001 an fünf Projektschulen erste Erfahrungen gesammelt. Dabei sollten die lokalen Führungsaufgaben<br />

zwischen <strong>der</strong> neu strategisch ausgerichteten Schulpflege und <strong>der</strong> neuen,<br />

operativ tätigen Schulleitung aufgeteilt werden (RR AG, 2001b, S. 8 – 14). Nach positiven<br />

Erfahrungen im Pilotprojekt wurden die Vorlage zur E<strong>in</strong>richtung von Schulleitungen<br />

und die Grundsätze <strong>der</strong> Aufgabenteilung zwischen Schulleitung und Schulpflege (BKS<br />

AG, 2005a; BKS AG, 2005b) 2002 verabschiedet und traten 2005 <strong>in</strong> Kraft (SAR 411.200,<br />

2005). In SO wurde zwischen 1995 und 1997 ebenfalls e<strong>in</strong> Pilotprojekt <strong>in</strong> zwölf Schulen<br />

durchgeführt (Rieger, 2000, S. 105). Die For<strong>der</strong>ung nach geleiteten Schulen wurde 2002<br />

durch e<strong>in</strong>e Initiative auf politischer Ebene erneut artikuliert. Der direkte Gegenvorschlag<br />

dazu, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em auf dem Pilotprojekt beruhte, wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volksabstimmung<br />

2005 angenommen und die entsprechenden normativen Grundlagen traten 2006 <strong>in</strong> Kraft<br />

(BGS 413.111, 2006, § 78). Die mit operativen Kompetenzen ausgestatteten Schulleitungen<br />

haben e<strong>in</strong>en Grossteil <strong>der</strong> Aufgaben des nebenamtlichen Inspektorats und <strong>der</strong> lokalen<br />

Schulkommissionen, die bis 2006 mit <strong>der</strong> lokalen Leitung beauftragt waren, übernommen<br />

(BGS 413.111, 2005, §§ 71 – 72). Als kommunale Aufsichtsbehörde mit strategischen<br />

Kompetenzen wurden neu die kommunalen Exekutivbehörden def<strong>in</strong>iert. Die Schulkommissionen<br />

ersche<strong>in</strong>en seit 2006 nicht mehr im Volksschulgesetz. Die Exekutivbehörden<br />

können für die Aufsichtsfunktion e<strong>in</strong>e Schulkommission <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Fachkommission<br />

e<strong>in</strong>setzen (RR SO, 2005, S. 3; BGS 413.111, 2006, § 70), können die strategische Führung<br />

und Aufsicht aber auch an<strong>der</strong>s organisieren.<br />

Pädagogik Leitbild, Schulprogramm,<br />

Kommunikation, Anlässe<br />

Qualität Qualitätsentwicklung, -management,<br />

<strong>in</strong>terne Evaluation<br />

AG BL BS SO<br />

x x x x<br />

x x x x<br />

F<strong>in</strong>anzen Budget, Mittelallokation x x x x<br />

Organisation Führung, Adm<strong>in</strong>istration, Klassen,<br />

Stundenpläne<br />

x x x x<br />

Personal För<strong>der</strong>ung, Entwicklung, Betreuung x x x x<br />

Auswahl, Anstellung teilweise<br />

teilweise<br />

<strong>Bildung</strong>sbericht Nordwestschweiz 2012 | Volksschule 93<br />

x x<br />

Die Schulleitungen haben <strong>in</strong> allen vier Kantonen des <strong>Bildung</strong>sraums Nordwestschweiz <strong>in</strong><br />

den Bereichen Pädagogik, Qualität, F<strong>in</strong>anzen und Organisation sehr ähnliche Aufgaben-<br />

und Kompetenzprofile. Die entscheidenden Unterschiede liegen <strong>in</strong> den Bereichen <strong>der</strong><br />

Personalauswahl, -anstellung und -entlassung, die <strong>in</strong> AG und <strong>in</strong> BL nur bei befristeten<br />

Anstellungen im Kompetenzbereich <strong>der</strong> Schulleitungen liegen.<br />

Tabelle IV.2: Kompetenzen <strong>der</strong><br />

Schulleitungen <strong>der</strong> Volksschule<br />

(Kategorien: VSLCH, 2005; Daten:<br />

AVK SO, 2007b; ED BS, 2005b;<br />

RR AG, 2001b; RR BL, 2001; RR BS,<br />

2007).

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