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FONDATION BEYELER

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Medienmitteilung<br />

Edgar Degas<br />

30. September 2012 bis 27. Januar 2013<br />

<strong>FONDATION</strong> <strong>BEYELER</strong><br />

Die Fondation Beyeler zeigt erstmals seit zwanzig Jahren in der Schweiz und in<br />

Süddeutschland eine Ausstellung von Edgar Degas (1834-1917), einem der berühmtesten<br />

französischen Maler des späten 19. Jahrhunderts. Es ist die erste Ausstellung überhaupt, die<br />

ausschliesslich Edgar Degas’ reichem und komplexem Spätwerk (um 1886 bis 1912)<br />

gewidmet ist, dem Höhepunkt seines über sechzigjährigen höchst produktiven Schaffens.<br />

Dieses ist die künstlerische Vollendung eines kühnen Wegbereiters der Moderne, die er<br />

zusammen mit jüngeren Freunden und Kollegen wie Paul Gauguin, Pablo Picasso und<br />

Henri Matisse geprägt hat. Obwohl sich die Kunst Edgar Degas’ grosser Beliebtheit erfreut,<br />

beschränken sich Degas-Ausstellungen zumeist auf seine impressionistische<br />

Schaffensphase (um 1870 bis 1885) oder auf Einzelaspekte seines Werks.<br />

Zwei Degas-Pastelle aus der Sammlung der Fondation Beyeler bilden den Ausgangspunkt<br />

für die Ausstellungskonzeption: Le petit déjeuner après le bain (Le bain), um 1895 bis 1898,<br />

sowie Trois danseuses (jupes bleues, corsages rouges), um 1903, sind Meisterwerke, die<br />

die Radikalität und Modernität von Degas’ Spätwerk unmittelbar erahnen lassen.<br />

In der grossen, über 150 Werke umfassenden Ausstellung sind alle wichtigen Motive und<br />

Serien zu sehen, die charakteristisch für Degas‘ Spätwerk sind: Berühmte Darstellungen von<br />

Tänzerinnen und weibliche Akte, Jockeys und Rennpferde, Landschaften und Porträts.<br />

Einbezogen werden alle Techniken, in denen Degas gearbeitet hat: Malerei, Pastell,<br />

Zeichnung, Druckgrafik, Skulptur und Fotografie. Degas befasste sich wie kein anderer<br />

Künstler seiner Zeit mit einer Vielzahl künstlerischer Medien. Im Spätwerk weicht die feine,<br />

delikate Malerei der impressionistischen Zeit einer einzigartigen Experimentierfreude und<br />

obsessiven Schaffenslust.<br />

Die Ausstellung wurde von Gastkurator Martin Schwander konzipiert und in Zusammenarbeit<br />

mit Michiko Kono, Associate Curator der Fondation Beyeler, umgesetzt. Martin Schwander<br />

zeichnete bereits für die 2008/09 gezeigte Ausstellung «Venedig. Von Canaletto und Turner<br />

bis Monet» verantwortlich.<br />

Trotz der Fragilität und Lichtempfindlichkeit der meisten Arbeiten aus Degas’ Spätzeit kommt<br />

eine bedeutende Anzahl an herausragenden Leihgaben unter anderem aus dem<br />

Kunstmuseum Basel, dem Museum of Fine Arts in Boston, The National Gallery in London,<br />

den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, The Metropolitan Museum of Art<br />

in New York, The Museum of Modern Art in New York, Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur<br />

og design in Oslo, dem Musée d’Orsay in Paris, The National Museum of Western Art in<br />

Tokio, dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington, dem Kunsthaus Zürich<br />

und der Tate sowie aus namhaften europäischen, amerikanischen und asiatischen<br />

Privatsammlungen.<br />

Zur Ausstellung publiziert die Fondation Beyeler einen Katalog in deutscher und englischer<br />

Sprache. Die Ausgabe für den Buchhandel erscheint im Hatje Cantz Verlag in Ostfildern. Der<br />

Katalog enthält ein Vorwort von Sam Keller und Martin Schwander, ein Gespräch mit dem


Künstler Jeff Wall, Essays von Carol Armstrong, Jonas Beyer, Richard Kendall und Martin<br />

Schwander sowie eine Biografie von Mareike Wolf-Scheel, umfasst 268 Seiten und 232<br />

Abbildungen. Im Museum ist er für 68 sFr. erhältlich (ISBN 978-3-906053-02-8, deutsch;<br />

ISBN 978-3-906053-03-5, englisch).<br />

Begleitend zur Ausstellung findet ein umfassendes Rahmenprogramm mit Tanz- und<br />

Musikveranstaltungen sowie Gesprächen, einer Lesung und einem Vortrag mit Sasha Waltz<br />

& Guests, Varvara Nepomnyashchaya, Caroline Durand-Ruel und Wolfram Berger statt.<br />

Pressebilder sind erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Andrea Tedeschi, Head of Public Relations<br />

Telefon + 41 (0)61 645 97 21, presse@fondationbeyeler.ch, www.fondationbeyeler.ch<br />

Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen<br />

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr


Medienmitteilung<br />

Edgar Degas<br />

30. September 2012 bis 27. Januar 2013<br />

<strong>FONDATION</strong> <strong>BEYELER</strong><br />

Die Fondation Beyeler zeigt seit zwanzig Jahren die erste Ausstellung von Edgar Degas<br />

(1834–1917) in der Schweiz und im süddeutschen Raum. Zugleich wird damit erstmals<br />

überhaupt diesem bedeutenden französischen Maler des späten 19. Jahrhunderts eine<br />

Ausstellung zuteil, die in umfassender Weise ausschliesslich seinem reichen und komplexen<br />

Spätwerk gewidmet ist, dem Höhepunkt eines über sechzig Jahre währenden künstlerischen<br />

Wirkens. In Degas’ von etwa 1886 bis 1912 entstandenem späten Œuvre gelangt das<br />

Schaffen eines kühnen Wegbereiters der Moderne zur meisterlichen Vollendung.<br />

Obwohl sich die Kunst Edgar Degas’ grosser Beliebtheit erfreut, beschränken sich<br />

Ausstellungen dieses Künstlers zumeist auf seine impressionistische Schaffensphase von<br />

Anfang der 1870er- bis Mitte der 1880er-Jahre oder auf Einzelaspekte seines Werkes.<br />

Demgegenüber sind nun in der Fondation Beyeler in Gestalt von über 150 repräsentativen<br />

Werken alle Themen und Serien versammelt, die für das Verständnis von Degas’ Spätwerk<br />

bedeutsam sind: Tänzerinnen und weibliche Akte, Jockeys und Rennpferde sowie<br />

Landschaften und Porträts.<br />

Die Ausstellung setzt zu einem Zeitpunkt ein, als sich in Degas’ Schaffen grundlegende<br />

stilistische und inhaltliche Veränderungen abzeichneten. So liess der Künstler in der zweiten<br />

Hälfte der 1880er-Jahre die detailreiche und delikate Feinmalerei hinter sich, die sein<br />

Markenzeichen zur Zeit des Impressionismus gewesen war. Damit einher ging ein Verzicht<br />

auf die »pittoresken« und genrehaften Themen des Pariser Grossstadtlebens. Auch löste<br />

sich Degas in dieser Zeit von seinen impressionistischen Weggefährten. Mit zunehmendem<br />

Alter hatte er ausserdem begonnen Wachsplastiken zu modellieren, dreidimensionale, teils<br />

fragmentarische Bewegungs- und Haltungsstudien von menschlichen Figuren und Pferden,<br />

die erst nach dem Tod des Künstlers in seinem Atelier gefunden wurden. 74 von ihnen<br />

wurden daraufhin in Bronze gegossen.<br />

1886 fand die achte und letzte Impressionisten-Ausstellung statt. In den folgenden drei<br />

Jahrzehnten distanzierte sich Degas zunehmend vom Kunstbetrieb und zog sich von der<br />

kunstinteressierten Öffentlichkeit zurück. Er war einer der wenigen Künstler, die es sich<br />

leisten konnten: In seinem Atelier erwarben Pariser Händler kontinuierlich Werke für<br />

europäische und amerikanische Privatsammler. Bis zu seinem Tod im Jahre 1917 sollte nur<br />

noch eine kleine Zahl vom Künstler autorisierter Einzelausstellungen stattfinden. Dieser<br />

schrittweise Rückzug aus dem öffentlichen Leben prägt bis heute das verbreitete Bild von<br />

Degas als einem schwierigen Einzelgänger. Der eigensinnige Junggeselle lebte seit den<br />

1890er-Jahren in einer Art »inneren Emigration« allein für und durch sein künstlerisches<br />

Schaffen. Entstanden ist dabei eines der aufregendsten und obsessivsten Spätwerke der<br />

europäischen Kunstgeschichte.<br />

Zu den stilistischen Merkmalen des Spätwerks gehören diskontinuierliche Räume,<br />

asymmetrische Kompositionen, die sich desintegrieren, ungewöhnliche Blickwinkel und<br />

unkonventionelle Posen der dargestellten Figuren, die auf der vordersten Bildebene agieren.


Eine intime räumliche Nähe des (männlichen) Betrachters zu den weiblichen Figuren wird<br />

durch eine irritierende, die Konturen verwischende Unschärfe der Darstellung wieder<br />

aufgehoben. Die verführerische Leuchtkraft der Farben, die den Bildraum mit einem<br />

irisierenden Licht erfüllt, versetzt das Bildgeschehen in einen Zustand der räumlichen und<br />

zeitlichen Unbestimmtheit. Degas hat seine von ihm auch als »Farborgien« bezeichneten<br />

Bilder in einem entrückten, traumartigen Zustand geschaffen, in dem sich Gegenwart und<br />

Vergangenheit, Gesehenes und Erinnertes unauflösbar durchdrangen.<br />

Durch unablässiges Variieren und Kombinieren einiger weniger Motive hat Degas<br />

umfangreiche Serien angelegt, denen ein neuer, zukunftsweisender Werkbegriff zugrunde<br />

liegt. So sind die einzelnen Bilder nicht nur als sich selbst genügende (Meister-)Werke zu<br />

verstehen, sie verweisen immer auch auf die konzeptuellen Grundlagen, die das »serielle«<br />

Work in Progress ermöglicht haben. Aus diesem Grunde werden in die Ausstellung der<br />

Fondation Beyeler nicht nur alle Themen, sondern auch alle Techniken mit einbezogen, in<br />

denen Degas gearbeitet hat: Ölmalerei, Pastell, Zeichnung, Monotypie, Lithografie,<br />

Fotografie und Bildhauerei. Wie kein anderer Künstler seiner Zeit experimentierte Degas mit<br />

einer Vielzahl künstlerischer Ausdrucksformen. Die Pastellfarben wischte, schraffierte, tupfte<br />

er, häufig mit dem blossen Finger. Er überarbeitete sie mit Wasserdampf und Pinseln oder<br />

Stofffetzen, kombinierte sie mit Gouache, Tempera oder Druckverfahren wie der Monotypie.<br />

Die Pastelltechnik, die in sich schon malerische, zeichnerische und auch taktile Qualitäten<br />

auf einzigartige Weise vereint, bildete das ideale Scharnier für eine Werkbewegung, in der<br />

sich die einzelnen künstlerischen Hervorbringungen gegenseitig bedingten und befruchteten.<br />

Die Fondation Beyeler präsentiert Degas’ spätes Schaffen in einer Abfolge von Räumen, die<br />

von gattungs- und themenbestimmten Schwerpunkten geprägt sind. Auf Tänzerinnen und<br />

Porträts folgen Frauen bei der Toilette, dann Landschaften und Interieurs und am Ende der<br />

Ausstellung stehen Pferde und Reiter.<br />

Den Auftakt bilden Balletttänzerinnen. Auffälligerweise wird in Degas’ späten Ballerinenbildern<br />

der eigentliche Tanz auf der Bühne fast nie gezeigt und der Glamour der Tanzdarstellungen<br />

der Siebzigerjahre ist verschwunden. Die ausgestellten Werke haben<br />

stehende, sitzende, wartende Tänzerinnen zum Gegenstand, junge Frauen, die sich<br />

ausruhen, ihr Kostüm richten oder ihre Tanzschritte üben. Unablässig studierte Degas die<br />

Posen, Bewegungen und Kleidungen der Balletteusen. Er wiederholte, variierte und<br />

kombinierte Figurenkonstellationen, die Anlass zu kühnen kompositionellen und farblichen<br />

Experimenten gaben. Aus den vielen Ölgemälden, Pastellen und Zeichnungen, die zu<br />

diesem Thema entstanden sind, seien drei Beispiele herausgehoben: die um 1889 zu<br />

datierende Danseuse sur la scène aus dem Musée des Beaux-Arts de Lyon, die aus dem<br />

Von der Heydt-Museum Wuppertal stammenden Danseuses au foyer von 1895/96 sowie die<br />

um 1898 gemalten Danseuses aus der Fondation de l’Hermitage in Lausanne.<br />

Der folgende Saal ist Degas’ Porträts gewidmet. Modell sassen dem Künstler ausschliesslich<br />

teils langjährige Freunde und Bekannte; seine engen Beziehungen etwa zu Henri Rouart,<br />

Ludovic Halévy oder Paul Valpinçon reichten bis in die Schulzeit zurück. In dem Raum finden<br />

sich berührende Porträts wie das von Henri Rouart et son fils Alexis von 1895–98 aus der<br />

Neuen Pinakothek in München oder die Richard und Mary L. Gray und dem Gray Collection<br />

Trust gehörende Esquisse pour un portrait (M. et M me Louis Rouart) von 1904. Gerne<br />

verbrachte Degas auch Ferientage auf den Landgütern seiner Freunde. Im herrschaftlichen<br />

Haus der Familie Valpinçon in der Normandie ist sowohl die Darstellung eines Salle de<br />

billard von 1892 aus der Staatsgalerie Stuttgart als auch das etwa zeitgleich zu datierende<br />

Intérieur entstanden, das heute einer Privatsammlung gehört. Mitte der Neunzigerjahre<br />

entdeckte Degas das Potenzial der Fotografie für seine künstlerischen Zwecke. In kurzer Zeit<br />

schuf er eine Folge raffiniert inszenierter Porträts illustrer Freunde wie dasjenige von Pierre<br />

Auguste Renoir et Stéphane Mallarmé, das die Bibliothèque littéraire Jacques Doucet in<br />

Paris verliehen hat, in welchem die beiden ins Dämmerlicht getauchten Protagonisten wie in<br />

eine andere Sphäre entrückt scheinen.


Eine weitere Sektion der Ausstellung zeigt Darstellungen von Frauen bei der Toilette. Es<br />

handelt sich dabei um eines der am konsequentesten verfolgten Bildthemen in Degas’<br />

Spätwerk. Besonders feine Beispiele aus den Achtzigerjahren liefern zwei Pastelle: Femme<br />

au tub aus der Tate, entstanden um 1883, oder Devant le miroir aus der Hamburger<br />

Kunsthalle, gemalt um 1889. Die meisten späten Darstellungen von sich waschenden,<br />

abtrocknenden oder kämmenden Frauen stehen in deutlichem Widerspruch zur Bildtradition<br />

der idealisierenden Darstellung nackter Frauen in der europäischen Kunstgeschichte. Bei<br />

dieser Thematik kommt ebenso Degas’ Lust am Farbexperiment, offenkundig etwa im<br />

Ölgemälde Femme au bain von 1893–98 aus der Sammlung der Art Gallery of Ontario in<br />

Toronto, wie seine Neigung zur Darstellung ungewöhnlicher Körperhaltungen zu ihrem<br />

Recht. Letzteres verdeutlicht sich exemplarisch bei dem berühmten um 1896 in Öl gemalten<br />

Bild Après le bain, femme s’essuyant aus dem Philadelphia Museum of Art, in dessen<br />

leerem, monochromem Raum sich ein weiblicher Rückenakt in kunstvoller Krümmung an die<br />

Lehne eines Sessels schmiegt. Mit seinen letzten, nach der Jahrhundertwende entstandenen<br />

Werken nähert sich Degas der Grenze zur Abstraktion. In besonders radikaler Weise zeigt<br />

dies das Pastell Femme s’essuyant les cheveux von 1900–05 aus dem Musée cantonal des<br />

Beaux-Arts in Lausanne, in dem das Kolorit auf Rot-, Orange- und Gelbtöne reduziert ist und<br />

die Farbwerte in feinsten Nuancen ineinander übergehen.<br />

Ein gesonderter Raum präsentiert Degas’ kaum je öffentlich gezeigte Landschaftsbilder<br />

sowie Werke mit Pferden und Reitern. Im Herbst 1892 überraschte der Künstler das Pariser<br />

Publikum mit einer Ausstellung in den Galeries Durand-Ruel, die ausschliesslich mit<br />

Landschaften bestückt war. Diese Werkauswahl löste beim Publikum Verunsicherung aus,<br />

da allgemein bekannt war, dass Degas für die Landschaftsmalerei – die Paradegattung des<br />

Impressionismus – eigentlich nur despektierliche Worte übrig hatte. Für zusätzliche Irritation<br />

sorgten das von Degas gewählte Medium und das Format. Seine Landschaften waren keine<br />

repräsentativen Ölbilder wie etwa diejenigen von Claude Monet oder Camille Pissarro,<br />

sondern kleinformatige, auf Papierbogen gedruckte Monotypien. Auch war diesen<br />

grösstenteils in Pastell gehöhten Arbeiten der lichte Zauber impressionistischer<br />

Landschaftsmalerei fremd. Viele der Blätter, die zu Beginn der Neunzigerjahre im Atelier<br />

entstandenen sind, gemahnen im Gegenteil an die traumhaft entrückten Landschaften der<br />

nachrückenden Symbolisten-Generation. Zu den letzten Landschaften Degas’ gehören<br />

Ölbilder, die von seinen Aufenthalten im kleinen Badeort Saint-Valery-sur-Somme in der<br />

Picardie inspiriert sind, wie zum Beispiel die Vue de Saint-Valery-sur-Somme von 1896–98,<br />

die The Metropolitan Museum of Art in New York für die Ausstellung zur Verfügung gestellt<br />

hat.<br />

Das Motiv von Pferd und Reiter bearbeitete Degas in seiner späten Zeit in verschiedenen<br />

Techniken. Zu sehen ist hiervon neben dem Ölgemälde Chevaux de courses von 1884 aus<br />

dem Detroit Institute of Arts eine Auswahl von Plastiken unter anderem mit dem Anfang der<br />

1870er-Jahre modellierten Cheval en marche oder je zwei später entstandenen Jockeys und<br />

Pferden, die allesamt aus Schweizer Privatbesitz stammen und Degas’ Auseinandersetzung<br />

mit dem Festhalten komplexer Bewegungen in prekären Übergangsmomenten<br />

dokumentieren. Den fulminanten Abschluss der Ausstellung bildet das monumentale<br />

Meisterwerk Jockey blessé von 1896–98 aus dem Kunstmuseum Basel.<br />

Die Ausstellung wurde von Gastkurator Martin Schwander konzipiert und in Zusammenarbeit<br />

mit Michiko Kono, Associate Curator der Fondation Beyeler, umgesetzt. Martin Schwander<br />

zeichnete bereits für die 2008/09 gezeigte Ausstellung «Venedig. Von Canaletto und Turner<br />

bis Monet» verantwortlich.<br />

«Edgar Degas» steht in der Tradition des Hauses, Ausstellungen zu Sammlungskünstlern<br />

auszurichten. So besitzt die Sammlung Beyeler mit Le Petit Déjeuner après le bain von<br />

1895–98 und den um 1903 gemalten Trois danseuses (jupes bleues, corsages rouges) zwei


Meisterwerke, die unmittelbar die Radikalität und Modernität von Degas’ Spätwerk erahnen<br />

lassen. Die beiden Bilder sind ebenfalls in die Ausstellung integriert.<br />

Trotz der Fragilität und Lichtempfindlichkeit der meisten Arbeiten aus Degas’ Spätzeit kommt<br />

eine bedeutende Anzahl an herausragenden Leihgaben unter anderem aus dem<br />

Kunstmuseum Basel, dem Museum of Fine Arts in Boston, The National Gallery in London,<br />

den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, The Metropolitan Museum of Art<br />

in New York, The Museum of Modern Art in New York, Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur<br />

og design in Oslo, dem Musée d’Orsay in Paris, The National Museum of Western Art in<br />

Tokio, dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington, dem Kunsthaus Zürich<br />

und der Tate sowie aus namhaften europäischen, amerikanischen und asiatischen<br />

Privatsammlungen.<br />

Zur Ausstellung publiziert die Fondation Beyeler einen Katalog in deutscher und englischer<br />

Sprache. Die Ausgabe für den Buchhandel erscheint im Hatje Cantz Verlag in Ostfildern. Der<br />

Katalog enthält ein Vorwort von Sam Keller und Martin Schwander, ein Gespräch mit dem<br />

Künstler Jeff Wall, Essays von Carol Armstrong, Jonas Beyer, Richard Kendall und Martin<br />

Schwander sowie eine Biografie von Mareike Wolf-Scheel, umfasst 268 Seiten und 232<br />

Abbildungen. Im Museum ist er für 68 sFr. erhältlich (ISBN 978-3-906053-02-8, deutsch;<br />

ISBN 978-3-906053-03-5, englisch).<br />

Begleitend zur Ausstellung findet ein umfassendes Rahmenprogramm statt:<br />

Tanzvorführungen von Sasha Waltz & Guests, ein Vortrag von Caroline Durand-Ruel über<br />

den bekannten Pariser Kunsthändler und Degas-Förderer Paul Durand-Ruel, ein<br />

Klavierabend mit der Preisträgerin des Concours Géza Anda 2012 Varvara<br />

Nepomnyashchaya, eine Lesung von Wolfram Berger aus der Neuübersetzung von<br />

Ambroise Vollards Erinnerungen an Edgar Degas sowie diverse Gespräche.<br />

Pressebilder erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Andrea Tedeschi, Head of Public Relations<br />

Telefon + 41 (0)61 645 97 21, presse@fondationbeyeler.ch, www.fondationbeyeler.ch<br />

Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen<br />

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr


01 Edgar degas<br />

Danseuses, jupes jaunes, um 1896<br />

Tänzerinnen in gelben Röcken<br />

Pastell und Kohle auf angestücktem Papier, 60,2 x 42,4 cm<br />

Privatsammlung<br />

Foto: © 2012 Christie’s images Ltd / Bridgeman<br />

05 Edgar degas<br />

Après le bain, femme s’essuyant, um 1896<br />

Frau nach dem Bade beim Abtrocknen<br />

Öl auf Leinwand, 89,5 x 116,8 cm<br />

Philadelphia Museum of art, ankauf mit Mitteln aus einem<br />

Vermächtnis von George d. Widener, 1980<br />

Foto: © Philadelphia Museum of art, Graydon Wood<br />

09 Edgar degas<br />

Le Petit Déjeuner à la sortie du bain, um 1895−98<br />

Frühstück nach dem Bade<br />

Pastell auf angestücktem transparentpapier, 122 x 92 cm<br />

Privatsammlung<br />

02 Edgar degas<br />

Danseuses aux jupes jaunes, 1903<br />

Tänzerinnen in gelben Röcken<br />

Pastell, 82 x 92 cm<br />

Privatsammlung, Courtesy M.S.F.a.<br />

Foto: Courtesy M.S.F.a.<br />

06 Edgar degas<br />

Danseuses, um 1896<br />

Tänzerinnen<br />

Pastell, 51 x 40 cm<br />

Privatsammlung, asien<br />

Foto: © 2012 Christie’s images Ltd<br />

10 Edgar degas<br />

Maisons au pied d’une falaise, 1895–98<br />

Häuser am Fusse einer Steilküste<br />

Öl auf Leinwand, 92 x 73 cm<br />

Columbus Museum of art, ohio, Erwerb durch Schenkung<br />

von Howard d. und Babette L. Sirak sowie mit Mitteln<br />

von den donors to the Campaign for Enduring Excellence<br />

und aus dem derby Fund<br />

Foto: Courtesy Columbus Museum of art, ohio<br />

Pressebilder http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />

das Bildmaterial darf nur zu Pressezwecken verwendet werden. die Reproduktion ist nur für die dauer der ausstellung erlaubt.<br />

Bitte verwenden Sie die Bildlegenden und die dazugehörenden Copyrights. Mit freundlicher Bitte um Zusendung eines Belegexemplars.<br />

Fondation Beyeler<br />

03 Edgar degas<br />

Trois danseuses (jupes bleues, corsages rouges), um 1903<br />

Drei Tänzerinnen (blaue Röcke, rote Mieder)<br />

Pastell, 94 x 81 cm<br />

Fondation Beyeler, Riehen/Basel<br />

Foto: Peter Schibli, Basel<br />

07 Edgar degas<br />

Danseuses, décor de paysage, um 1895−98<br />

Tänzerinnen vor einer Landschaftskulisse<br />

Pastell, 78 x 50 cm<br />

Privatsammlung, Schweiz<br />

Foto: Wolf Fotografie aG, Markus Wolf, olten, Schweiz<br />

11 Edgar degas<br />

Trois danseuses, jupes violettes, um 1895−98<br />

Drei Tänzerinnen in violetten Röcken<br />

Pastell auf angestücktem Papier, 73,2 x 49 cm<br />

Privatsammlung<br />

Foto: Maurice aeschimann, onex/Genf<br />

30. September 2012 bis 27. Januar 2013<br />

04 Edgar degas<br />

Jockey blessé, um 1896−98<br />

Verletzter Jockey<br />

Öl auf Leinwand, 180,6 x 150,9 cm<br />

Kunstmuseum Basel<br />

Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler<br />

08 Edgar degas<br />

Le Petit Déjeuner après le bain, um 1895−98<br />

Frühstück nach dem Bade<br />

Pastell, 82,5 x 79 cm<br />

Fondation Beyeler, Riehen/Basel<br />

Foto: Robert Bayer, Basel<br />

12 Edgar degas<br />

La Sortie du bain, um 1895<br />

Nach dem Bade<br />

Pastell auf angestücktem Papier, 52,5 x 52,8 cm<br />

Privatsammlung<br />

Foto: © Boltin Picture Library / the Bridgeman art Library


13 Edgar degas<br />

Femme au bain, 1893−98<br />

Frau im Bade<br />

Öl auf Leinwand, 71,1 x 88,9 cm<br />

Collection art Gallery of ontario, toronto,<br />

ankauf durch das Frank P. Wood Endowment, 1956<br />

Foto: © 2012 art Gallery of ontario, toronto<br />

17 Edgar degas<br />

Danseuses, um 1890<br />

Tänzerinnen<br />

Öl auf Leinwand, 82,2 x 75,6 cm<br />

the Metropolitan Museum of art, new York,<br />

H. o. Havemeyer Collection, Vermächtnis<br />

von Mrs. H. o. Havemeyer, 1929<br />

Foto: © the Metropolitan Museum of art, new York / bpk<br />

21 Edgar degas<br />

Chevaux de courses, 1884<br />

Rennpferde<br />

Öl auf Leinwand, 44,9 x 54,9 cm<br />

detroit institute of arts, Schenkung von W. Warren und<br />

Virginia Shelden in Gedenken an Mrs. allan Shelden<br />

Foto: detroit institute of arts / Bridgeman<br />

14 Edgar degas<br />

Paysage, um 1892<br />

Landschaft<br />

Pastell, 42 x 55 cm<br />

Collection Marie-anne Krugier-Poniatowski<br />

Foto: © Galerie Krugier & Cie, Genf / Sparte, Genf<br />

18 Edgar degas<br />

Devant le miroir, um 1889<br />

Vor dem Spiegel<br />

Pastell, 49 x 64 cm<br />

Hamburger Kunsthalle<br />

Foto: © Hamburger Kunsthalle / bpk, Elke Walford<br />

22 Edgar degas<br />

Femme au tub, um 1883<br />

Frau im Badebecken<br />

Pastell, 70 x 70 cm<br />

tate, Vermächtnis von Mrs. a. F. Kessler, 1983<br />

Foto: © 2012 tate, London<br />

Pressebilder http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />

das Bildmaterial darf nur zu Pressezwecken verwendet werden. die Reproduktion ist nur für die dauer der ausstellung erlaubt.<br />

Bitte verwenden Sie die Bildlegenden und die dazugehörenden Copyrights. Mit freundlicher Bitte um Zusendung eines Belegexemplars.<br />

Fondation Beyeler<br />

15 Edgar degas<br />

Le Vésuve, um 1892<br />

Der Vesuv<br />

Pastell über Farbmonotypie in Öl, Platte 25 x 30 cm<br />

E. W. K., Bern<br />

Foto: © Slg. E. W. K., Bern<br />

19 Edgar degas<br />

Avant l’entrée en scène, um 1888<br />

Vor dem Auftritt<br />

Pastell und Kohle, 58,7 x 33 cm<br />

Privatsammlung, Courtesy nevill Keating Pictures<br />

Foto: © 2012 Christie’s images Ltd<br />

23 Edgar degas<br />

La Classe de ballet, 1880–1900<br />

Ballettunterricht<br />

Öl auf Leinwand, 62 x 50,5 cm<br />

Privatsammlung<br />

Foto: SiK-iSEa, Zürich, J.-P. Kuhn<br />

30. September 2012 bis 27. Januar 2013<br />

16 Edgar degas<br />

Bords de rivière, um 1890<br />

Flussufer<br />

Pastell über Farbmonotypie in Öl, Platte 29,9 x 40,1 cm<br />

Privatsammlung<br />

20 Edgar degas<br />

Danseuse, position de quatrième devant sur la jambe,<br />

deuxième étude, modelliert 1885–1890<br />

Tänzerin in der vierten Position nach vorne auf dem<br />

linken Bein (zweite Studie)<br />

Postumer Bronzeabguss von originaler Wachsplastik,<br />

60,3 x 36 x 37 cm<br />

Sammlung Walter und Minnie Bechtler, Schweiz<br />

Foto: Peter Schälchli, Zürich<br />

24 Edgar degas<br />

Autoportrait dans sa bibliothèque (portrait en buste dans<br />

le fond), um 1895<br />

Selbstporträt in der Bibliothek mit Porträtbüste im Hintergrund<br />

abzug auf Silbergelatine-auskopierpapier, 6,3 x 8,1 cm<br />

Privatsammlung, San Francisco<br />

Foto: © Privatsammlung


Biografie<br />

Edgar Degas, 1834–1917<br />

1834<br />

Hilaire Germain Edgar De Gas wird am 19. Juli in Paris als ältestes von fünf Kindern des<br />

wohlhabenden Bankiers Auguste De Gas und seiner Ehefrau Marie Célestine Musson<br />

geboren.<br />

1845–1853<br />

Edgar besucht das traditionsreiche Pariser Lycée Louis-le-Grand, wo er auch<br />

Zeichenunterricht erhält.<br />

1847<br />

Die Mutter des dreizehnjährigen Edgar stirbt. Er beginnt die Pariser Museen zu besuchen.<br />

1853<br />

Degas erhält die Genehmigung, im Musée du Louvre und in der grafischen Sammlung der<br />

Bibliothèque nationale Kopien anzufertigen. Sein Hauptinteresse richtet sich dabei auf die<br />

italienischen Meister der Renaissance wie Leonardo da Vinci oder Michelangelo. Auf<br />

Wunsch des Vaters schreibt sich Degas zum Jurastudium ein, das er jedoch nicht zu Ende<br />

führt.<br />

1855<br />

Durch Vermittlung des Sammlers Edouard Valpinçon macht Degas Bekanntschaft mit dem<br />

von ihm bewunderten 75-jährigen Jean Auguste Dominique Ingres, was für ihn zu einem<br />

zeitlebens prägenden Erlebnis wird. Im April erhält Degas einen der begehrten Studienplätze<br />

an der Pariser Ecole des Beaux-Arts, die er jedoch bald darauf wieder verlässt.<br />

1856–59<br />

Degas verbringt fast drei Jahre in Italien, während deren er Hunderte von Studien nach<br />

Gemälden der italienischen Meister des 14. bis 16. Jahrhunderts zeichnet. Nach Paris<br />

zurückgekehrt verlässt er die väterliche Wohnung und bezieht ein Atelier in der Rue Laval in<br />

der Nähe des Boulevard de Clichy.<br />

1860–65<br />

Degas befasst sich mit der Historienmalerei. Es entstehen Bilder mit biblischen, literarischen,<br />

geschichtlichen und mythologischen Themen. Zur gleichen Zeit beginnt er Studien von<br />

Reitern, Pferden und Rennplatzszenen zu fertigen, womit er sich einem Motivbereich<br />

zuwendet, der ihn zeitlebens beschäftigen wird.1862 begegnet er Edouard Manet, mit dem<br />

sich eine langjährige Künstlerfreundschaft entwickelt und der ihn mit der Gruppe der<br />

späteren Impressionisten bekanntmacht.<br />

1866<br />

Degas wendet sich von den historischen Sujets ab und richtet sein künstlerisches Interesse<br />

ganz auf das Grossstadtleben in Paris. Seine Motive wird er in den kommenden Jahrzehnten<br />

ausser auf den Pferderennplätzen in der Oper, den Ballett-, Konzert- und Theatersälen, in<br />

Caféhäusern, Modesalons, Galerien und Museen, in Wäschereien und Bordellen finden.<br />

1869<br />

Degas arbeitet erstmals in der Pastelltechnik, die für ihn zu einem zentralen zeichnerisch-


malerischen Ausdruckmittel werden wird.<br />

1870<br />

Als im Juli Frankreich Preussen den Krieg erklärt, meldet sich Degas als Freiwilliger zur<br />

Garde nationale und wird wie Manet einer Artillerieeinheit zugeteilt.<br />

1871<br />

Degas unternimmt erste Besuche in der Pariser Oper und malt Balletttänzerinnen, die er von<br />

nun an in den unterschiedlichsten Situationen und Posen festhalten wird und die sich zu<br />

einem Hauptbildmotiv des Künstlers entwickeln werden. Er verspürt erste Anzeichen eines<br />

Augenleidens, die seine Besorgnis erregen.<br />

1872<br />

Degas begibt sich auf eine mehrmonatige Reise nach New Orleans in Louisiana zur Familie<br />

seiner Mutter.<br />

1874<br />

Durch den Tod des Vaters gerät die Familie in schwierige wirtschaftliche Verhältnisse. Degas<br />

hat als ältester, unverheirateter Sohn den Hauptteil zum Unterhalt der Familie zu erbringen<br />

und ist stärker als zuvor gezwungen sich um Verkäufe seiner Werke zu bemühen. Er nimmt<br />

aktiven Anteil an den Vorbereitungen der ersten Ausstellung einer Künstlergruppe, für die<br />

sich bei dieser Gelegenheit auch die Bezeichnung Impressionisten einbürgert. Die<br />

Ausstellung wird vom Publikum negativ aufgenommen, wenn auch bei einigen Kritikern der<br />

Beitrag Degas’ eine positive Resonanz hervorruft.<br />

1878<br />

Das Museum von Pau in Südwestfrankreich erwirbt ein Ölgemälde, womit erstmals eine<br />

Arbeit des Künstlers in eine öffentliche Kunstsammlung gelangt.<br />

1881<br />

Degas zeigt auf der sechsten Impressionisten-Ausstellung neben anderen Werken erstmals<br />

eine plastische Arbeit, die mit realer Kleidung und Haaren ausgestattete Wachsstatue Petite<br />

danseuse de quatorze ans. Sie löst beim entsetzten Publikum wegen ihrer Ungeschöntheit<br />

und lebensechten Ausstrahlung einen Skandal aus.<br />

1884<br />

Um diese Zeit wendet sich Degas verstärkt dem Bildthema des weiblichen Akts bei der<br />

Körperpflege zu, das neben dem der Tänzerin einen zentralen Stellenwert innerhalb seines<br />

Gesamtwerks einnehmen wird.<br />

1885<br />

Degas besucht weiterhin häufig die Aufführungen der Pariser Oper und gehört zu den<br />

wenigen, denen der Aufenthalt hinter der Szene gestattet ist.<br />

1886<br />

Degas nimmt an der achten und letzten Impressionisten-Ausstellung teil. Neben Georges<br />

Seurats Gemälde Un dimanche à la Grande Jatte sind Degas’ Frauenakte das grosse<br />

Ereignis der Schau, zu denen fast alle Kritiker, positiv oder negativ, Stellung nehmen. In den<br />

folgenden drei Jahrzehnten distanziert sich Degas zunehmend von der kunstinteressierten<br />

Öffentlichkeit. Es finden nur mehr wenige vom Künstler autorisierte Einzelausstellungen statt.<br />

1892<br />

In Paris zeigen die Galeries Durand-Ruel ihre erste Einzelausstellung mit Werken von<br />

Degas. Zu sehen ist eine Auswahl seiner seit 1890 entstandenen farbigen<br />

Landschaftsmonotypien.


1893<br />

Degas widmet sich verstärkt dem Aufbau einer eigenen Kunstsammlung und erwirbt<br />

zahlreiche Werke unter anderem von El Greco, Ingres, Eugène Delacroix, Honoré Daumier,<br />

Edouard Manet, Camille Pissarro, Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh.<br />

1894<br />

Sein sich stetig verstärkendes Augenleiden macht Degas das Arbeiten immer schwieriger.<br />

Dennoch entstehen nach wie vor Pastelle und Kohlezeichnungen von Tänzerinnen und<br />

Frauen bei der Toilette, daneben widmet er sich weiterhin der Bildhauerei.<br />

1895<br />

Degas beschäftigt sich – möglicherweise bis in das folgende Jahr – intensiv mit der<br />

Porträtfotografie. Bevorzugt in Innenräumen macht er Gruppen- und Einzelaufnahmen von<br />

Freunden und Bekannten.<br />

1897<br />

Degas lebt zunehmend zurückgezogen. Mit seiner Parteinahme gegen Alfred Dreyfus in der<br />

1894 um den Offizier jüdisch-elsässischer Herkunft begonnenen Affäre nimmt er die<br />

Gegenposition zum Standpunkt vieler Intellektueller und Künstler ein, was ihn noch einsamer<br />

werden lässt.<br />

1908<br />

Degas’ künstlerische Tätigkeit umfasst bis ungefähr um diese Zeit Zeichnungen und<br />

Pastelle, die sein unvermindertes Interesse an Porträts, Rennplatzszenen, Wäscherinnen-<br />

und Modistinnendarstellungen, vor allem aber an dem Motiv der Balletttänzerin und dem des<br />

weiblichen Akts bei der Körperpflege bezeugen. Der weitgehende Verlust seiner Sehkraft<br />

zwingt ihn nun dazu, das Zeichnen und Malen aufzugeben. Er wendet sich verstärkt der<br />

Bildhauerei zu und modelliert Studien unter anderem von Tänzerinnen, Badenden und<br />

Rennpferden in Wachs, die jedoch erst nach seinem Tod in Bronze gegossen werden.<br />

1912<br />

Als Zeichen seiner stetig wachsenden internationalen Anerkennung sind weiterhin alljährlich<br />

Werke von Degas auf mehreren Ausstellungen in Frankreich, Europa und den Vereinigten<br />

Staaten zu sehen. Ebenso finden seine Arbeiten nach und nach Eingang in bedeutende<br />

europäische und amerikanische Privatsammlungen.<br />

Durch den geplanten Abriss des Hauses in der Rue Victor-Massé 37, der früheren Rue<br />

Laval, in dem Degas seit 1890 zweiundzwanzig Jahre lang gelebt und gearbeitet hat, wird<br />

der fast erblindete 78-jährige Künstler zum Umzug gezwungen. Er findet eine neue Wohnung<br />

am Boulevard de Clichy 6, gibt aber die künstlerische Arbeit gänzlich auf. In seinen letzten<br />

Jahren lebt er sehr zurückgezogen und empfängt nur noch wenige Besucher.<br />

1917<br />

Am 27. September stirbt Edgar Degas an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wird am<br />

folgenden Tag im Beisein von Künstlerkollegen im Familiengrab auf dem Pariser Cimetière<br />

du Nord in Montmartre beigesetzt.


Zitate von Edgar Degas<br />

Aus: Fondation Beyeler und Martin Schwander (Hrsg.), Edgar Degas, Ausstellungskatalog<br />

Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 30. September 2012 – 27. Januar 2013, Ostfildern, 2012<br />

»Ich wäre gerne berühmt und unbekannt zugleich.« S. 11<br />

»Ich werde Ihnen die Farborgien zeigen, denen ich mich im Augenblick hingebe.« S. 21<br />

Aus: George T. M. Shackelford und Xavier Rey (Hrsg.), Degas et le nu, Ausst.-Kat.<br />

Museum of Fine Arts, Boston, und Musée d’Orsay, Paris, 2011/12<br />

»Machen Sie eine Zeichnung, kopieren Sie sie, beginnen Sie von Neuem und kopieren Sie<br />

sie noch einmal.« S. 195<br />

Aus: Ambroise Vollard, Degas (1834-1917), Paris, 1924, Dt. Ausgabe: Degas, übers.<br />

von Margarethe Mauthner, Berlin, 1925<br />

»Sie wissen, wie widerwärtig es mir ist, zu verkaufen, und dass ich immer darauf hoffe, es<br />

besser zu machen.« S. 63<br />

»Ich werde der Maler der Tänzerinnen genannt, man versteht nicht, dass die Tänzerin für<br />

mich nur der Vorwand gewesen ist, um hübsche Stoffe zu malen und Körper in der<br />

Bewegung wiederzugeben… « S. 103<br />

Aus: Hubertus Gaßner (Hrsg.), Degas. Intimität und Pose, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle,<br />

Hamburg, 2009<br />

»Bislang ist der Akt immer in Posen dargestellt worden, die ein Publikum voraussetzen, aber<br />

diese Frauen von mir sind ehrbare, einfache Menschen, die sich nur für ihren physischen<br />

Zustand und für nichts anderes interessieren. [...] Es ist, als ob man durch ein Schlüsselloch<br />

schaut.« S.52<br />

Aus: Daniel Halévy, Degas parle…, Paris und Genf, 1960<br />

»Die Form ist nicht auf dem Strich, sie ist im Innern des Strichs.<br />

Der Schatten erscheint nicht neben dem Strich, er liegt auf dem Strich.« S. 59<br />

»Müssiggang ist die schönste Sache der Welt, wenn man nicht unter ihm leidet!« S. 73


Aus: Götz Adriani, Edgar Degas. Pastelle, Ölskizzen, Zeichnungen, Ausst.-Kat. Kunsthalle Tübingen<br />

und Nationalgalerie, Berlin, 1984<br />

»Es hat nie eine weniger spontane Kunst gegeben als die meine. Was ich mache, ist das<br />

Resultat des Nachdenkens und des Studiums der grossen Meister. Von Inspiration,<br />

Spontaneität, Temperament [...] weiss ich nichts.« S. 60<br />

Zitate über Edgar Degas<br />

Schreibt Paul Valéry in seinem Essay, Degas danse dessin, zitiert nach Marion Vogt, Zwischen<br />

Ornament und Natur. Edgar Degas als Maler und Photograph, Hildesheim u.a., 2000<br />

» [Er] liebte und schätzte [...] die Fotografie zu einer Zeit, da die Künstler sie verachteten<br />

oder nicht zuzugeben wagten, dass sie sich ihrer bedienten.« S. 131<br />

Pierre Auguste Renoir, zitiert nach Henri Loyrette, Degas, Paris, 1991, S. 593, zit. in Vogt, 2000<br />

»Wenn Degas mit fünfzig Jahren gestorben wäre, gälte er heute als ausgezeichneter Maler,<br />

aber nicht mehr. Erst mit fünfzig Jahren erreichte sein Werk die Größe, und er wurde wirklich<br />

zu Degas.« S.9<br />

Pierre Auguste Renoir, zitiert nach Ambroise Vollard, Degas (1834-1917), Paris, 1924, Dt. Ausgabe:<br />

Degas, übers. von Margarethe Mauthner, Berlin, 1925<br />

»Ein Akt von Degas ist mir im Auge haften geblieben, eine einfache Kohlezeichnung. Alles<br />

andere verschwand dagegen, es war wie ein Fragment vom Parthenon.« S. 74


Veranstaltungen zur Ausstellung<br />

Edgar Degas<br />

Degas am Abend<br />

Freitag, 5. Oktober; 9. November; 7. Dezember 2012, 18.00 – 21.00 Uhr<br />

Reduzierte Eintrittspreise und Gratiseintritt für Besucher bis 25 Jahre.<br />

Detailprogramm unter: http://www.fondationbeyeler.ch/informationen/agenda<br />

SWR2 Kulturnacht – Degas und die Farbe der Zeit<br />

Samstag, 6. Oktober 2012, 18.30 – 21.00 Uhr<br />

Gespräche und Lesungen zeitgenössischer Texte mit Kurator Martin Schwander, Kunsthistorikerin<br />

Claudia Annette Meier und Schauspieler Hubertus Gertzen; Musik: Mike Svoboda, Moderation:<br />

Thomas Koch.<br />

Die Veranstaltung in der Fondation Beyeler wird aufgezeichnet und am Samstag, 13. Oktober 2012,<br />

ausgestrahlt (SWR2, ab 20.03 Uhr)<br />

Preis: CHF 35.– / ART CLUB, FREUNDE, SWR2 Kulturkarte: CHF 25.–<br />

Sasha Waltz & Guests<br />

Freitag, 19. Oktober 2012, 15.00 & 17.00 Uhr; Samstag, 20. Oktober 2012, 15.00 & 17.00 Uhr<br />

Sasha Waltz, Tanzaufführung »Rebonds« von Iannis Xenakism.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Riehen.<br />

Detailprogramm und Tickets unter: http://www.fondationbeyeler.ch/informationen/agenda<br />

Museumseintritt im Preis inbegriffen.<br />

Familientag »Was ist Kunst?«<br />

Sonntag, 21. Oktober 2012, 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Führungen, Museumsspiele und Workshops im Museum und im Park, sowie Buchvernissage<br />

»Was ist Kunst? 27 Fragen, 27 Antworten« mit anschliessendem Apéro.<br />

Der Familientag wird unterstützt von UBS – Partner der Kunstvermittlung für Familien und<br />

Jugendliche.<br />

Detailprogramm unter: http://www.fondationbeyeler.ch/informationen/agenda<br />

Preis: CHF 25.– / Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre gratis.<br />

Vortrag von Caroline Durand-Ruel<br />

Mittwoch, 7. November 2012, 18.30 – 20.00 Uhr<br />

»Paul Durand-Ruel et le terrible Edgar Degas«.Vortrag in französischer Sprache zum berühmten<br />

Pariser Kunsthändler und Degas-Förderer Paul Durand-Ruel.<br />

In Zusammenarbeit mit Alliance Française de Bâle.<br />

Preis: CHF 25.– / ART CLUB, FREUNDE: Gratisticket an der Museumskasse erhältlich.<br />

Klavierrezital der Géza Anda Preisträgerin 2012<br />

Mittwoch, 14. November 2012, 18.30 – 20.00 Uhr<br />

Die russische Pianistin Varvara Nepomnyastschaya spielt Werke von Mozart, Chopin und Ravel.<br />

In Zusammenarbeit mit der Géza Anda Stiftung.<br />

Preis: CHF 50.– / ART CLUB, FREUNDE: CHF 25.–


Sonntagsmatinee »Ravel Trio«<br />

Sonntag, 18. November 2012, 11.00 – 12.30 Uhr<br />

Karten und weitere Informationen: www.konzerte-basel.ch, Stadtcasino 061 273 73 73 und bei der<br />

Fondation Beyeler.<br />

In Zusammenarbeit mit der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel.<br />

Preis: CHF 50.– / ART CLUB, FREUNDE: CHF 35.–<br />

Lesung aus Ambroise Vollard’s »Erinnerungen an Degas«<br />

Freitag, 30. November 2012, 18.00 – 19.00 Uhr<br />

Der grosse Kunsthändler Ambroise Vollard schreibt über seinen Freund Edgar Degas.<br />

Gelesen von Schauspieler Wolfram Berger.<br />

Ambroise Vollard, Erinnerungen an Degas, Nachwort von Götz Adriani, Piet Meyer Verlag.<br />

Preis: CHF 25.– / ART CLUB, FREUND: Gratisticket an der Museumskasse erhältlich.<br />

Wintergäste: En route oder uns bleibt immer noch Paris!<br />

Donnerstag, 10. Januar 2013, 18.15 – 19.45 Uhr; Mittwoch, 16. Januar 2013, 20.15 – 21.45 Uhr<br />

Szenische Lesung aus Michel Houellebecqs »Karte und Gebiet« mit Nikola Weisse, Urs Bihler,<br />

Klaus Brömmelmeier; Text/Szene: Marion Schmid-Kumke, Produktion: kulturelles.bl<br />

Preis: CHF 35.– / ART CLUB, FREUNDE: CHF 20.–.<br />

Alle Veranstaltungstickets berechtigen zum Ausstellungsbesuch am Tag der Veranstaltung.<br />

Kunstvermittlung<br />

Öffentliche Führungen und Veranstaltungen<br />

Tägliches Programm auf http://www.fondationbeyeler.ch/informationen/agenda<br />

Private Führungen für Gruppen<br />

Information und Anmeldung: Tel. +41 (0)61 645 97 20, fuehrungen@fondationbeyeler.ch<br />

Angebot für Schulen<br />

Information und Anmeldung auf www.fondationbeyeler.ch/Ausstellungen/Kunstvermittlung<br />

Online–Ticketing für Eintritte und Veranstaltungen unter www.fondationbeyeler.ch<br />

Oder Vorverkauf direkt an der Museumskasse


Partner der Fondation Beyeler<br />

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Wir danken Basler Versicherungen für ihre Unterstützung.<br />

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