Frauenstudien/Genderstudies Sommersemster 2001
Frauenstudien/Genderstudies Sommersemster 2001
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Themen und Konzepte<br />
Gender mainstreaming und<br />
Total E-Quality<br />
Ähnlich wie bei Unternehmen kann der Award von den aktuell beschäftigen<br />
Mitarbeiterinnen als Signal für die frauenfreundliche Personalpolitik der<br />
Hochschule oder Forschungseinrichtung verstanden werden und zur besseren<br />
Identifikation mit dieser führen. Eine andere Frage ist, ob der Award bei<br />
der Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiterinnen hilft. Hier müssen zwei Gruppen<br />
unterschieden werden: Frauen, die sich zwischen einer Hochschulkarriere<br />
und einer Karriere in der Wirtschaft, im öffentlichen Dienst oder<br />
einer Tätigkeit in der Familie entscheiden, sowie Frauen, die sich bereits für<br />
eine wissenschaftliche Karriere entschieden haben und nun zwischen potentiellen<br />
Arbeitgebern wählen müssen.<br />
Für die erste Gruppe von Frauen kann das Prädikat ein wichtiges Signal<br />
sein, daß an dieser Hochschule ihre Interessen berücksichtigt werden. Je<br />
mehr Unternehmen dieses Signal geben, um so mehr muß dieses Signal<br />
auch von den wissenschaftlichen Einrichtungen kommen, wenn sie im Wettbewerb<br />
um qualifizierte Mitarbeiterinnen in dieser Dimension nicht verlieren<br />
wollen. Trotzdem muß man sich natürlich darüber im klaren sein, daß<br />
die Frauenförderpläne einer wissenschaftlichen Einrichtung nur einer von<br />
vielen Aspekten ist, die bei der Karriereplanung zu beachten sind. Spätere<br />
Chancen auf Berufung und damit Arbeitsplatzsicherheit, Verdienstmöglichkeiten<br />
etc. sind für die Entscheidung von sicherlich noch größerer Bedeutung.<br />
Darauf aber hat die einzelne Hochschule, die wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
rekrutieren will, keinen Einfluß.<br />
Wer sich bereits für eine wissenschaftliche Karriere entschieden hat, wird<br />
den Award interessiert zur Kenntnis nehmen, die Entscheidung für einen<br />
Arbeitsplatz wird aber sicher deutlich stärker davon abhängen, wo ein solcher<br />
Platz überhaupt angeboten wird, wie gut das wissenschaftliche Renommee<br />
der Einrichtung ist und wie sich der Ort in die Lebensplanung (Stichwort<br />
Doppelkarriere) einfügt. Die positive Wirkung des Awards auf diese<br />
Zielgruppe darf deshalb nicht überschätzt werden.<br />
Noch zweifelhafter ist die Wirkung auf die Studienortwahl zukünftiger Studentinnen,<br />
die man als Kundenkreis der Hochschule verstehen kann. Eine<br />
Wirkung kann der Award nur da entfalten, wo die Hochschule im Wettbewerb<br />
um potentielle Studentinnen steht. Das ist aber in der gegenwärtigen<br />
Situation nur bei einem sehr kleinen Teil der Kandidatinnen der Fall. Die<br />
Mehrzahl der Studienortentscheidungen wird durch die ZVS und durch den<br />
Wohnort der Eltern bestimmt. Viel zu wenige Studentinnen haben die Chance,<br />
sich aufgrund des wissenschaftlichen Renommees, der Qualität der Lehre<br />
und der Maßnahmen zur Frauenförderung für einen Studienort zu entscheiden.<br />
Schließlich ist auch für wissenschaftliche Einrichtungen die Öffentlichkeit<br />
eine potentielle Zielgruppe, die mit dem Prädikat erreicht werden soll. Diese<br />
Zielgruppe ist für Hochschulen und Forschungseinrichtungen von deutlich<br />
größerer unmittelbarer Bedeutung als für Unternehmen, denn darunter fallen<br />
ihre Geldgeber, die öffentliche Hand einerseits, private Sponsoren andererseits.<br />
Je stärker Frauenförderung politisch gewollt ist und finanziell honoriert<br />
wird, um so unverzichtbarer ist es für die einzelne Hochschule, im Wettbewerb<br />
der Hochschulen um öffentliche und private Gelder untereinander<br />
keinen Wettbewerbsnachteil zu haben.<br />
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