"Ja, wenn das so ist, Herr Förster, ..." - Lebensräume brauchen Hüter -
"Ja, wenn das so ist, Herr Förster, ..." - Lebensräume brauchen Hüter -
"Ja, wenn das so ist, Herr Förster, ..." - Lebensräume brauchen Hüter -
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das deutete die provokante Überschrift schon an:<br />
„<strong>Ja</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>das</strong> <strong>so</strong> <strong>ist</strong>, <strong>Herr</strong> <strong>Förster</strong>, stellen wir den Baum wieder in den Wald und<br />
den Hirsch wieder drunter.“<br />
In diesem einen, kurzen Satz <strong>ist</strong> eine dreifache Einsicht aufbewahrt:<br />
- Der <strong>Förster</strong> <strong>ist</strong> zuständig für alles, was mit Holz und Wald und Wild zu tun hat.<br />
- Er hat Kontrollfunktionen im Lebensraum Wald, an denen niemand<br />
vorbeikommt.<br />
- Und er nimmt Hoheitsrechte der Besitzer oder der öffentlichen Hand wahr, die<br />
bis vor kurzem noch mit der Waffe durchgesetzt werden durften und<br />
mancherorts noch <strong>so</strong> durchgesetzt werden.<br />
Davon gehen zum Beispiel unsere Volksmärchen selbstverständlich aus:<br />
In „Rotkäppchen und der Wolf“ erzählen die Gebrüder Grimm von dem Jäger,<br />
der als Retter auf den Plan tritt, nachdem der Wolf schon die Großmutter und<br />
<strong>das</strong> Rotkäppchen gefressen hat. Und dieser Retter <strong>ist</strong> natürlich der <strong>Förster</strong> -<br />
zumindest in allen Illustrationen unterschiedlichster Ausgaben bis heute<br />
erscheint er im grünen Rock und bringt die Ereignisse im Wald zum guten Ende.<br />
Mit dem Pfarrer geht der Volksmund vergleichbar als einer ganz selbstverständlichen<br />
Gestalt um:<br />
„Der liebe Gott <strong>ist</strong> überall - nur nicht in Pfarrers Hühnerstall“ hinterlassen Diebe<br />
auf einem Zettel und machen sich mit den Hühnchen davon. Selbst ihnen <strong>ist</strong> al<strong>so</strong><br />
klar:<br />
Wo es um den Pfarrer geht, hat man es irgendwie mit Gott zu tun.<br />
Und sie ahnen noch: Die Zehn Gebote kommen ins Spiel, wo geklaut wird.<br />
Und Gottes Hand reicht weiter als die seines Bodenper<strong>so</strong>nals: Er <strong>ist</strong> überall.<br />
Natürlich fällt einem auch der andere Satz ein:<br />
„Pfarrers Kinder, Müllers Vieh / gedeihen selten oder nie.“ Da <strong>ist</strong> schon deshalb<br />
etwas dran, weil Pfarrerskinder und Müllers Vieh be<strong>so</strong>nders genau beäugt<br />
werden. Ich weiß, was ich sage, denn ich bin in einem Pfarrhaus aufgewachsen.<br />
Beteiligte ich mich an den Streichen meiner Schulkameraden, hieß es im Dorfe:<br />
„Na guck dir den an, ausgerechnet den Paster seiner!“<br />
Beteiligte ich mich an zweifelhaften Unternehmungen aber nicht, musste ich<br />
hören:<br />
„Na, guck dir den an, ausgerechnet den Paster seiner! Der <strong>ist</strong> sich wohl zu fein<br />
für uns?“<br />
Ein Glück für uns Pfarrerskinder und für Müllersleute, <strong>das</strong>s der Satz noch<br />
weitergeht:<br />
„Wenn sie aber doch geraten, werden' s ganz be<strong>so</strong>ndere Braten!“<br />
(Ich hoffe nicht, <strong>das</strong>s Sie mich nur wegen dieses zweiten Satzes eingeladen<br />
haben.)