Handschlag - Zeigegestus – Kniefall - Prof. Frank Kämpfer
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und diesen Sedem Sacram profaniren. Das Portrait des Souverains, welches<br />
zwischen dem Baldachin und Parade-Stuhl, meistens in Form eines Brustbildes<br />
erhöhet zu sehen, praesentiret die Person des Souverains, gleich als wäre<br />
selbige gegenwärtig. Dannenhero man auch selbigem im Sitzen nicht leicht<br />
den Rücken zuwendet, und niemand in das Zimmer, wo das Bildniß eines<br />
regierenden Potentaten befindlich, mit bedecktem Haupte (die Ambassadeurs<br />
ausgenommen) erscheinen darf, im Fall er nicht reprimandiret werden will."<br />
Dieser Zeremonial-Kommentar zum “heiligen Stuhl” beschreibt zunächst die<br />
Schutzmaßnahmen vor der <strong>Prof</strong>anierung. Ein Vorfall aus München im Jahre<br />
1791 lässt erkennen, wie politische Gestik mit derlei Arrangements verknüpft<br />
worden ist. Im Audienzzimmer der Maxburg hatte der Münchener Rat vor einer<br />
Untersuchungskommission anzutreten. Was dann geschah, war die Nutzung<br />
einer ausgeklügelten Installation, um eine pathetische Unterwürfigkeitsformel<br />
zu erreichen. An der Seitenwand des Audienzzim-mers befand sich “gegenüber<br />
dem Eingang ein Baldachin, unter diesem das Bild des regierenden Kurfürsten<br />
Karl Theodor und unter dem Bild auf eini-gen Stufen ein rotsamtener<br />
Thronsessel, flankiert von zwei Gardisten der kurfürstlichen Leibgarde der<br />
Hartschiere”. Die Räte wurden “dazu verurteilt, vor dem Bild des Kurfürsten in<br />
Gegenwart der Untersuchungskommission nach einer vorgeschriebenen<br />
Formel knieend Abbitte zu leisten (...).”