Pfarrblatt Nr. 10 - Pfarrei Schmitten
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Heilige Thérèse von Lisieux<br />
Nonne, Mystikerin, Kirchenlehrerin<br />
Z 2. Januar 1873 in Alençon in der Normandie in Frankreich<br />
✟ 30. September 1897 in Lisieux in Frankreich<br />
Marie-Françoise Thérèse Martin, neuntes Kind der Fa -<br />
milie, wurde im Alter von erst viereinhalb Jahren Halbwaise;<br />
nach dem Tod ihrer Mutter zog die Familie um<br />
nach Lisieux. Schon in jungen Jahren hatte sie ein<br />
besonderes Verhältnis zu Maria. Mit knapp sieben<br />
Jahren ging sie erstmals zur Beichte, an Pfingsten<br />
1883 wurde sie durch Fürsprache der Maria und das<br />
«Lächeln der Gottesmutter» wunderbar von einer<br />
schwe ren Krankheit geheilt. Nach Unterrichtung durch<br />
die Benediktinerinnen von Lisieux und nach intensiver<br />
Vorbereitung, die in einer Erfahrung der Verschmelzung<br />
mit Christus ihren Höhepunkt fand, empfing sie 1884<br />
die Erstkommunion, kurz danach die Firmung.<br />
Thérèse entschloss sich 1886, bei den Karmelitinnen<br />
in Lisieux ein kontemplatives Leben zu führen wie ihre<br />
Schwestern Pauline und Marie, doch der zuständige<br />
Bischof verweigerte wegen ihres jugendlichen Alters<br />
die Aufnahme. 1887 wallfahrtete sie mit ihrem Vater<br />
nach Italien, besuchte die heiligen Stätten in Rom und<br />
bat während einer Audienz bei Papst Leo XIII. für<br />
Pilger aus Lisieux um Aufnahme in den Orden, aber<br />
auch das war vergeblich.<br />
Erst 1888 konnte Marie-Françoise den Unbeschuhten<br />
Karmelitinnen in Lisieux beitreten. Als ihre Aufgabe<br />
erkannte sie, stellvertretend leidend da zu sein für die<br />
armen Seelen der Sünder auf dem Weg, der von der<br />
Gründerin Teresa von Ávila aufgezeigt worden war. Sie<br />
nahm nach deren Vorbild den Ordensnamen Thérèse<br />
an und folgte dem – wie sie sagte – «kleinen Weg»<br />
einer innigen Hingabe an Gott, die wie ein Kind sich<br />
angstlos den Armen des Vaters überlässt. Gott in<br />
Jesus über alles lieben und in der Liebe zu Menschen<br />
Gott erfahren: das war der Kern ihrer Frömmigkeit. Sie<br />
wollte den Weg der Einfachheit gehen und Gott lieben,<br />
wie er noch nie geliebt worden ist, gerade in den kleinen<br />
und einfachen Dingen des alltäglichen Lebens. Sie<br />
erkannte ihre Schwachheit und setzte mit kindlichem<br />
Vertrauen ganz auf die Hilfe und Barmherzigkeit<br />
Gottes.<br />
Die Ordensschwestern hielten die junge Thérèse für<br />
eingebildet und machten ihr das Leben oft schwer, die<br />
Priorin behandelte sie in den ersten Jahren mit gröss-<br />
1.<br />
Okt.<br />
ter Strenge. Hinzu kamen Ängste, die sie ihr Leben<br />
lang quälten, das Erleben einer «geistigen Dürre» und<br />
schwere Krankheiten. Ihr Glaube wurde auch durch die<br />
Krankheit ihres geliebten Vaters Louis Martin auf die<br />
Probe gestellt, der im Juli 1894 starb. Trotzdem wuchs<br />
in Thérèse die Heiligkeit, in ihrer Autobiographie hinterliess<br />
sie Beschreibungen ihrer geistlichen Erfahrungen.<br />
Diese wurde zunächst 1898 in einer zensierten<br />
Fassung als «Histoire d'une âme», «Geschichte einer<br />
Seele» herausgegeben, wurde zu einer der meistgelesenen<br />
religiösen Autobiografien und in über 50 Sprachen<br />
übersetzt. 1956 erschien erstmals das Original<br />
«Selbstbiographische Schriften» mit Berichten aus<br />
ihrer Kindheit bis 1894, der Beschreibung ihres «kleinen<br />
Weges» und der Schilderung ihrer Krankheiten<br />
und Gewissensprüfungen, dazu einen Kommentar zum<br />
Hohen Lied aus dem Alten Testament.