Bericht über meine Seereise - Jocham-Schiffe
Bericht über meine Seereise - Jocham-Schiffe
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Montag, 10. Januar 2011<br />
Nach dem Frühstück habe ich erst einmal <strong>meine</strong> Koje auf<br />
Komfort gebracht: eine Zudecke als Aufl age auf die Matratze<br />
und eine zweite Zudecke zum Zudecken, weil ich die beiden<br />
letzten Nächte im Bett nicht warm wurde.<br />
Die Ladungsarbeit begann erst gegen Mittag, weil immer noch<br />
die Nachwehen des Streiks andauerten. Aber gegen 16:30 Uhr<br />
kam dann die letzte Hiev, der bordeigene Kasten in Größe eines<br />
20-Fuß-Containers mit den „Twist Locks”, an Bord. Leider hat<br />
beim Absetzen<br />
der Ladebrückenpilot<br />
nicht<br />
so gut wie nötig<br />
aufgepasst<br />
und nur drei<br />
der vier Bolzen<br />
in die dafür<br />
vorgesehen<br />
Aussparungen gebracht. Deshalb verkantete sich der Werkzeugkasten<br />
und konnte nicht mehr angehoben werden, jedenfalls<br />
nicht mit dem Containerverladegeschirr. Sonst war das ganze<br />
Schiff bereit zum Auslaufen, und der Lotse war auch schon an<br />
Bord. Aber erst musste die Kiste ordentlich stehen! Das dauerte<br />
etwas bei den Franzosen. Endlich kam eine Hiev mit Drahtstroppen.<br />
Damit konnte das „Unglück” behoben werden.<br />
Gleich danach ging ich mit dem 2nd Mate auf das Vorschiff,<br />
um die Ablegemanöver mitzuerleben. Mit nur drei Mann wurden<br />
die dicken Festmachertrossen in wenigen Minuten eingeholt.<br />
Das Bugstrahlruder schob den Bug vom Kai weg, achtern<br />
zog ein Schlepper das Heck ins Fahrwasser, und nach kürzester<br />
Zeit war das Schiff frei und konnte den Schlepper wieder entlassen.<br />
Zwei Ansichten von der Rudermaschine:<br />
Rechts sieht man die beiden Hydraulik-Pumpen, die die Kraft<br />
erzeugen, mit der der Ruderschaft bewegt wird.<br />
Unten – man schaut nach achtern – sieht man den Ruderschaft.<br />
Das zangenartige helle Teil ist die „Ruderpinne“.<br />
Zwischen den Backen der Zange ist die Verbindung von den<br />
hydraulischen Stempeln zum Ruderschaft.<br />
Am unteren Bildrand ist die Anzeige für die Ruderlage.<br />
Beide Hydraulik-Pumpen arbeiten unabhängig von einander:<br />
fällt eine aus, <strong>über</strong>nimmt sofort die andere deren Funktion.<br />
Um 17:10 Uhr verließen wir den Hafen. Um 18:25 Uhr ging der<br />
Lotse von Bord und die <strong>Seereise</strong> nach New York begann. Nun<br />
sind wir auf uns selbst gestellt.<br />
Ich bin immer wieder erstaunt <strong>über</strong> den guten Pfl egezustand<br />
des <strong>Schiffe</strong>s! Bis auf ein paar Schrammen sieht das Schiff außenbords<br />
aus, als wäre es neu. Der Wasserpass ist so gerade<br />
wie mit dem Lineal gezogen, unter Wasser braun, <strong>über</strong> Wasser<br />
schwarz ohne großen Rost, die Ahming (Tiefgangsskala) sauber<br />
weiß gemalt.<br />
Und innen erst! Alle Wände des Schiffskörpers in der Maschine<br />
und den anderen Arbeitsräumen sind weiß, die Decks grün<br />
gemalt. Die ersten und letzten Stufen der Treppen sind gelb,<br />
alle anderen Stufen sind ebenfalls grün. An Deck ist fast alles<br />
im Farbton des Unterwasserschiffes gehalten. Da muss man<br />
schon genau hinschauen, wenn man den Rost entdecken will,<br />
der sich leider nicht vermeiden lässt.<br />
Dienstag, 11. Januar 2011<br />
Gleich nach dem Auslaufen aus Le Havre war die See zunächst<br />
ruhig, aber im Lauf der Nacht nahm der Seegang zu, ebenso<br />
der Wind. Der Golfstrom in den Kanal hinein, der Ebbstrom<br />
aus dem Kanal heraus, dazu der Wind quer aus Süd mit Stärke<br />
6–7, das ergibt ein Wellendurcheinander! Nach dem Frühstück<br />
wollte ich ein paar Fotos schiessen, weil die Gischt so toll <strong>über</strong><br />
das Vorschiff geblasen wurde. Aber ich hab es doch bleiben<br />
lassen, weil mir bereits etwas mulmig zu Mute geworden war:<br />
die Seekrankheit kündigte sich an. Ich ging also wieder in die<br />
Kammer zurück. Bald darauf holte mich Fred, der Chief Engineer,<br />
und führte mich durch den ganzen Maschinenraum. Dort<br />
CMA CGM L‘ETOILE 7 April 2011