ROMANA SCHEFFKNECHT 1982 2013 - romana scheffknecht videos
ROMANA SCHEFFKNECHT 1982 2013 - romana scheffknecht videos
ROMANA SCHEFFKNECHT 1982 2013 - romana scheffknecht videos
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Die Galerie im Taxispalais präsentiert mit der Ausstellung <strong>1982</strong> / <strong>2013</strong> die erste und längst über-<br />
fällige Retrospektive der österreichischen Medienkünstlerin Romana Scheffknecht. Sie zählt zu<br />
den Videopionieren der zweiten Generation und zog vor allem in den 1980er Jahren internatio-<br />
nale Aufmerksamkeit auf sich. 1989 nahm sie an der legendären Ausstellung Video-Skulptur<br />
retrospektiv und aktuell: 1963–1989 im Kölnischen Kunstverein teil, mit der Wulf Herzogenrath<br />
und Edith Decker eine Standortbestimmung der Videokunst vornahmen. Scheffknecht<br />
studierte in Wien an der Universität für angewandte Kunst bei Oswald Oberhuber und parallel<br />
dazu bei Nam June Paik an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie mit der höchst aktiven, medienkritischen<br />
und auch politisch motivierten rheinischen Videoszene rund um Gerry Schum<br />
mit seiner Fernsehgalerie in Kontakt kam. Seit 2005 ist sie selbst Professorin an der Universi-<br />
tät für angewandte Kunst in Wien.<br />
Die Ausstellung schlägt einen Bogen von den 1980er Jahren bis heute. Romana Scheffknecht<br />
hat ihr videografisches Werk von Anfang an nicht filmisch-erzählerisch entwickelt, sondern folgt<br />
einem konzeptuellen und formal minimalistischen Ansatz, wobei sie in ihren frühen Arbeiten<br />
die technischen Möglichkeiten des Mediums Video auslotet. Nicht die alltägliche Wirklichkeit<br />
ist ihr Bildlieferant, sondern die Technik selbst mit ihren eigenen Systemen. Dazu gehört das<br />
Abfilmen von Monitorsignalen ebenso wie die digitale Bildproduktion, deren rechnerische Ver-<br />
fahren ungleich aufwendiger und zeitintensiver waren als heute. In abstraktem Schwarz-Weiß<br />
lassen etwa Treppen im Auge des Betrachters eine Ab- oder Aufwärtsbewegung entstehen,<br />
eine digitale Sonne leuchtet kühl aus dem Monitor oder ein sirrender Sinuston generiert,<br />
rhythmisiert und spaltet das Videobild aus schwarzen und weißen Streifen. Wie in einem von<br />
Scheffknechts Schlüsselwerken, der monumental gebeamten dreiteiligen Arbeit Die Börse, die<br />
Zeit, das Geld (1994), in der der meditative Gesang buddhistischer Mönche das hektische Auf<br />
und Ab der Börsenkurse in eine überzeitliche Schwingung versetzt, verknüpft sie oft objektive<br />
Sachverhalte mit emotionalen oder geschichtlichen Aspekten.<br />
Fluxus und Philosophie sind Paten, die Romana Scheffknechts Medienwerk Anschub gaben.<br />
Neben Ludwig Wittgensteins Überlegungen fließt vor allem das assoziativ-kreative Denken des<br />
Kunstwissenschaftlers Aby Warburg in ihre Kunst ein, die von einem Interesse an Medieninfor-<br />
mationen, Mediendiskussionen und daran, welche gesellschaftliche Stimmung Medien mit ihren<br />
Bildern generieren können, geprägt ist. Seit den 1990er Jahre entstehen auch Collagen, die aus<br />
Fundstücken, medialen Fotos und Zeichnungen zusammengesetzt sind und sich in mehreren<br />
Richtungen zugleich lesen lassen. Philosophische Untersuchungen und Arbeiten über den<br />
Krieg gehören zu den zentralen Werkkomplexen, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind.<br />
Auf vier Tischen wiederum zeigt Romana Scheffknecht ausgeklügelte Arrangements, bestehend<br />
aus Pocketbeamern, Videoplayern und -kameras, einem Spiegel oder einem Ventilator, die alle<br />
zur Produktion von Bildern eingesetzt werden, und sei es auch nur, um das ,weiße Rauschen‘<br />
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