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Die Struktur des Bewusstseins - consciousness

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2. Lösungen<br />

<strong>Die</strong> naheliegende Lösung dieser Probleme war der Rückbezug auf die Gottessohnschaft <strong>des</strong><br />

Menschen überhaupt, d.h. Adams, <strong>des</strong> ersten Menschen, wie sie im AT geschildert wird:<br />

Gott formte Adam aus einem Kloß Lehm und blies ihm den göttlichen Atem ein. Analog<br />

konstruiert wurde aus Jesus Gottes Sohn. <strong>Die</strong>se Auffassung vertrat Arius von Alexandria<br />

(+336). Sie wurde von der Volksfrömmigkeit akzeptiert und folglich auch von vielen<br />

Bischöfen geteilt, nicht jedoch von dem Bischof von Alexandria, der nach dem Patriarchen<br />

von Konstantinopel die zweithöchste christliche Autorität besaß. Für den Kaiser war die<br />

Wahrung der Einheit <strong>des</strong> Glaubens von hochpolitischer Bedeutung, nachdem Konstantin<br />

das Christentum 313 zur Staatsreligion erhoben hatte. Er berief daher 325 das Konzil zu<br />

Nicäa ein. Es löste das Christologie-Problem mit der Formel, die zwei Naturen Christi, die<br />

göttliche und die menschliche, seien in ihm “unvermischt und unzertrennlich“ vereint.<br />

<strong>Die</strong>se Formel wurde als nicht evolvierbar und reformresistent erkannt. <strong>Die</strong> beiden<br />

folgenden Konzilien, das von Ephesus 431 und das von Chalcedon 451, bekräftigten die<br />

Formel und erklärten sie für orthodox und unveränderbar. Aus der Erfahrung mit diesen<br />

Konzilien erwuchs die Erkenntnis, dass ökumenische, d.h. genügend große Konzilien in<br />

ihren Beschlüssen nicht irren können. Das bedeutet nichts anderes, als dass die hermetische<br />

Mentalität als solche nicht irren kann. <strong>Die</strong> bikamerale Gewissheit war wieder hergestellt. -<br />

Folgende Häresien wurden wurden nun sukzessive abgewehrt:<br />

Ein alttestamentarischer Monotheismus verunmöglicht die Anbetung Christi und den<br />

Glauben an die Erlösung durch ihn. <strong>Die</strong> Ebioniten (“Arme“) erklärten Jesus zum<br />

Propheten, Joseph zu seinem Vater und leugneten die Jungfräulichkeit Mariens. Von ihnen<br />

unterschieden sich die Nazarener hauptsächlich dadurch, dass sie die übernatürliche<br />

Geburt Jesu anerkannten, während die Elkasaiten christliche Rituale, insbesondere die<br />

Taufe, übernahmen. Im übrigen hielten diese Gruppen am Monotheismus fest, gehören also<br />

in die Geschichte <strong>des</strong> Proto-Islam. - Eine möglicher Kompromiss zwischen Monotheismus<br />

und Anerkennung der Göttlichkeit Jesu bestand in der Konstruktion eines<br />

Unterordnungsverhältnisses, wie es aus weltlichen Hierarchien und<br />

Herrschaftsverhältnissen bekannt war: Gott war oberster Gott und Jesus war sein erwählter<br />

Sohn oder Lehensmann. <strong>Die</strong>se als Monarchianismus bezeichnete Richtung wurde von<br />

Theodotus vertreten, der von Papst Victor, und von Artemon, der von Papst Zephyrinus<br />

exkommuniziert wurde. Dennoch hat diese Häresie überlebt und wird heute von den<br />

Unitariern vertreten. Ihr steht der Subordinationismus spiegelbildlich gegenüber. Er rettet<br />

den Monotheismus, indem er Gott und Jesus zur selben Person erklärt, die bald in der<br />

einen, bald in der anderen Weise erscheine. <strong>Die</strong>se Lehre wurde 213 durch Tertullian<br />

zurückgewiesen. Aber auch er war Häretiker, denn er predigte das baldige Ende der Welt<br />

und leitete daraus unhaltbare Forderungen zur Askese ab. Seine Sekte, die Montanisten,<br />

wurde erst durch Kaiser Justinian 565 beseitigt. - Askese impliziert die Überzeugung von<br />

der Freiheit <strong>des</strong> Willens, da der Asket ein selbstbestimmtes Leben führt. Damit wird die<br />

Lehre von der Erbsünde angegriffen und die aus ihr folgende Notwendigkeit der Taufe, die<br />

dazu dient, sich von der Erbsünde rein zu waschen. Palagius (+429), ein Brite, vertrat dies<br />

und war überzeugt, der Mensch könne aus eigener Kraft ein Leben führen, mit dem er vor<br />

Gott gerechtfertigt wäre. Augustinus (+430), der überzeugt war, Gottes Gnade könne durch<br />

keine irdische Leistung erworben oder verwirkt werden, betrieb die Verurteilung <strong>des</strong><br />

Pelagianismus, die auf dem Konzil zu Chalcedon 431 geschah.<br />

Eine einfache Methode, das Leiden und Sterben Christi mit <strong>des</strong>sen Göttlichkeit zu<br />

vereinbaren, bestand darin, es als virtuell zu erklären: Der Leib Christi war ein

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