Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16<br />
er Ostrom mit einem Heer in Richtung Westen, um von dort den Widerstand zu<br />
organisieren. <strong>Die</strong>s war weder Flucht noch Feigheit, sondern Taktik innerhalb <strong>des</strong><br />
konsensualen geschichtlichen Auftrags, das Römische Reich wieder herzustellen.<br />
Allerdings flossen aus dem weniger stark verwüsteten Westreich die Finanzmittel auch<br />
etwas reichlicher, wofür Ravenna vorübergehend mit der Autokephalität belohnt wurde.<br />
Ebenfalls 662 lehnte Maximos es erneut ab, dem kaiserlichen Typos von 648 zu gehorchen.<br />
Zur Strafe wurde ihm nun die Zunge herausgeschnitten und die rechte Hand abgehackt.<br />
Anschließend wurde er in den Kaukasus verbannt. Auf dem Weg dorthin starb er im selben<br />
Jahr in Lazika, Georgien, im Kastell Schemarion. Constans wurde 668 in Syrakus, das er<br />
zur Hauptstadt erhoben hatte, ermordet, vermutlich von einem Schergen Muawiyas.<br />
Soweit also die historischen Ereignisse. Weder die Einheit <strong>des</strong> Glaubens noch die <strong>des</strong><br />
Reiches konnte gewahrt bzw. wieder hergestellt werden. Ob letzteres unter ersterem<br />
gelungen wäre, erscheint angesichts der kriegerischen Überlegenheit der Barbaren, der<br />
Germanen einerseits und der Araber, bzw. später der Türken, andererseits, äußerst<br />
zweifelhaft. Mit Spengler betrachten wir in<strong>des</strong>sen die Ereignisse nicht als Zusammenprall<br />
verschiedener Kulturen im selben Raum, sondern als einheitliche Entwicklung innerhalb<br />
ein und derselben Kultur, eben der magisch-arabischen oder - in unserer Terminologie - der<br />
Typ-III-Kultur. Dann erscheinen die verschiedenen Häresien und ebenso die gegen sie<br />
aufgebotenen Kompromisse und insbesondere der Typos von 648 als frühe, erfolglose<br />
Versuche, die “Tore der Weisheit“ zu schließen, was letztlich erst nach Herstellung eines<br />
unter dem Islam einheitlichen Raumes und erst dadurch möglichen Leugnung der Zeit - wie<br />
sie den Typ-III kennzeichnet - geschehen konnte. <strong>Die</strong> verschiedenen rezenten christlichen<br />
Richtungen waren innerhalb dieser Typ-III-Kultur Keime späterer Kulturen. Nur einer<br />
dieser Keime war mit der magischen Leugnung der Zeit nicht kompatibel und folglich<br />
Ursprung der Nachfolge-Kultur, nämlich die Nicänische Orthodoxie. Mit welchen<br />
Argumenten wurde sie von Maximos Confessor im Jahre 645 in Karthago gerettet?<br />
<strong>Die</strong> chalcedonische Formel zur Christologie lautete, in Jesus seien zwei Naturen, die<br />
göttliche und die menschliche, “unvermischt und unzertrennlich“ vereint. Beten aber kann<br />
man nur zu einem Gott, nicht zu einem Menschen. Wenn aber andererseits Jesus nur Gott<br />
war und nichts Menschliches hatte, so besteht keine Hoffnung auf Erlösung, die durch ihn<br />
vermittelt und garantiert würde. Aus diesem Dilemma sollte der Monotheletismus<br />
heraushelfen: Es gibt in der Tat ein Eines in Jesus, auf das sich Glaube und Gebet richten<br />
können, weil es rein göttlich ist: Der Wille. 23 Hiergegen argumentiert Maximos, daß dann<br />
dieser eine Wille Gott, also Jesus, sowohl dazu gedient haben müsse, vor seiner<br />
Menschwerdung alles aus Nichtseiendem zu erschaffen und das Erschaffene durch seine<br />
Vorsehung zum Heil zu lenken, als auch nach seiner Menschwerdung sich von Ort zu Ort<br />
zu begeben und in Vollkommenheit zu handeln.<br />
<strong>Die</strong>ses Argument ist schwach, da dem Begriff <strong>des</strong> Willens genau dies zukommt. Wille ist<br />
transzendental, d.h. sowohl transzendent als immanent. Wille ist apriorisch. Es gibt in der<br />
Tat nur einen Willen. Descartes und die moderne Wissenschaft sind monotheletisch.<br />
Das stärkste Argument, das vor dem zweiten Vatikanischen Konzil 24 innerhalb der Kirche<br />
möglich war, war der Verweis auf die (Kirchen-)Väter. So beriefen sich die Monotheleten<br />
auf den vor-chalcedonischen Glauben. Maximos meint dagegen: “Sollen wir am Tage <strong>des</strong><br />
Gerichts, wenn Christus uns fragt: “Warum habt ihr einen Ausdruck übernommen, der das<br />
23 Da “Wille“ auf griechisch “thelema“ heißt, spricht man vom Monotheletismus.<br />
24 1962-1965