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Die Struktur des Bewusstseins - consciousness

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er Ostrom mit einem Heer in Richtung Westen, um von dort den Widerstand zu<br />

organisieren. <strong>Die</strong>s war weder Flucht noch Feigheit, sondern Taktik innerhalb <strong>des</strong><br />

konsensualen geschichtlichen Auftrags, das Römische Reich wieder herzustellen.<br />

Allerdings flossen aus dem weniger stark verwüsteten Westreich die Finanzmittel auch<br />

etwas reichlicher, wofür Ravenna vorübergehend mit der Autokephalität belohnt wurde.<br />

Ebenfalls 662 lehnte Maximos es erneut ab, dem kaiserlichen Typos von 648 zu gehorchen.<br />

Zur Strafe wurde ihm nun die Zunge herausgeschnitten und die rechte Hand abgehackt.<br />

Anschließend wurde er in den Kaukasus verbannt. Auf dem Weg dorthin starb er im selben<br />

Jahr in Lazika, Georgien, im Kastell Schemarion. Constans wurde 668 in Syrakus, das er<br />

zur Hauptstadt erhoben hatte, ermordet, vermutlich von einem Schergen Muawiyas.<br />

Soweit also die historischen Ereignisse. Weder die Einheit <strong>des</strong> Glaubens noch die <strong>des</strong><br />

Reiches konnte gewahrt bzw. wieder hergestellt werden. Ob letzteres unter ersterem<br />

gelungen wäre, erscheint angesichts der kriegerischen Überlegenheit der Barbaren, der<br />

Germanen einerseits und der Araber, bzw. später der Türken, andererseits, äußerst<br />

zweifelhaft. Mit Spengler betrachten wir in<strong>des</strong>sen die Ereignisse nicht als Zusammenprall<br />

verschiedener Kulturen im selben Raum, sondern als einheitliche Entwicklung innerhalb<br />

ein und derselben Kultur, eben der magisch-arabischen oder - in unserer Terminologie - der<br />

Typ-III-Kultur. Dann erscheinen die verschiedenen Häresien und ebenso die gegen sie<br />

aufgebotenen Kompromisse und insbesondere der Typos von 648 als frühe, erfolglose<br />

Versuche, die “Tore der Weisheit“ zu schließen, was letztlich erst nach Herstellung eines<br />

unter dem Islam einheitlichen Raumes und erst dadurch möglichen Leugnung der Zeit - wie<br />

sie den Typ-III kennzeichnet - geschehen konnte. <strong>Die</strong> verschiedenen rezenten christlichen<br />

Richtungen waren innerhalb dieser Typ-III-Kultur Keime späterer Kulturen. Nur einer<br />

dieser Keime war mit der magischen Leugnung der Zeit nicht kompatibel und folglich<br />

Ursprung der Nachfolge-Kultur, nämlich die Nicänische Orthodoxie. Mit welchen<br />

Argumenten wurde sie von Maximos Confessor im Jahre 645 in Karthago gerettet?<br />

<strong>Die</strong> chalcedonische Formel zur Christologie lautete, in Jesus seien zwei Naturen, die<br />

göttliche und die menschliche, “unvermischt und unzertrennlich“ vereint. Beten aber kann<br />

man nur zu einem Gott, nicht zu einem Menschen. Wenn aber andererseits Jesus nur Gott<br />

war und nichts Menschliches hatte, so besteht keine Hoffnung auf Erlösung, die durch ihn<br />

vermittelt und garantiert würde. Aus diesem Dilemma sollte der Monotheletismus<br />

heraushelfen: Es gibt in der Tat ein Eines in Jesus, auf das sich Glaube und Gebet richten<br />

können, weil es rein göttlich ist: Der Wille. 23 Hiergegen argumentiert Maximos, daß dann<br />

dieser eine Wille Gott, also Jesus, sowohl dazu gedient haben müsse, vor seiner<br />

Menschwerdung alles aus Nichtseiendem zu erschaffen und das Erschaffene durch seine<br />

Vorsehung zum Heil zu lenken, als auch nach seiner Menschwerdung sich von Ort zu Ort<br />

zu begeben und in Vollkommenheit zu handeln.<br />

<strong>Die</strong>ses Argument ist schwach, da dem Begriff <strong>des</strong> Willens genau dies zukommt. Wille ist<br />

transzendental, d.h. sowohl transzendent als immanent. Wille ist apriorisch. Es gibt in der<br />

Tat nur einen Willen. Descartes und die moderne Wissenschaft sind monotheletisch.<br />

Das stärkste Argument, das vor dem zweiten Vatikanischen Konzil 24 innerhalb der Kirche<br />

möglich war, war der Verweis auf die (Kirchen-)Väter. So beriefen sich die Monotheleten<br />

auf den vor-chalcedonischen Glauben. Maximos meint dagegen: “Sollen wir am Tage <strong>des</strong><br />

Gerichts, wenn Christus uns fragt: “Warum habt ihr einen Ausdruck übernommen, der das<br />

23 Da “Wille“ auf griechisch “thelema“ heißt, spricht man vom Monotheletismus.<br />

24 1962-1965

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