Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
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schmerzunempfindlicher Astralleib, eine animierte dreidimensionale anthropomorphe<br />
Oberfläche, ein Hologramm. <strong>Die</strong>se, als Doketismus bezeichnete Richtung, die die<br />
Erlösungsbedürftigkeit <strong>des</strong> Menschen und damit den Anlaß für Jesu Epiphanie leugnete<br />
und nebenbei ontologisch zwei Arten von Materie behauptete, starb schon im zweiten<br />
Jahrhundert von selbst aus, erlebt aber im Computerzeitalter ihre Auferstehung. <strong>Die</strong><br />
Gnosis, die Lehre von den zwei Arten von Materie, die folglich auf einen Bruch innerhalb<br />
<strong>des</strong> Schöpfergottes, auf den Gott reduziert wird, zurückgeht, konnte nur durch<br />
organisatorische (Ausschluß von Kirchenämtern) und <strong>des</strong>potische (Verfolgung)<br />
Maßnahmen aus dem Christentum hinausgedrängt werden. Sie überlebt in den Mandäern,<br />
die Jesus als bösen Geist ablehnen, aber Johannes den Täufer verehren.<br />
Auf andere Weise setzte sich die Zwei-Zahl in der Lehre <strong>des</strong> Persers Nestorius (+451)<br />
durch, der lehrte, daß in Jesus die göttliche und die menschliche Natur unabhängig von<br />
einander neben einander lebten. Patriarch von Konstantinopel seit 428, verbot er die<br />
Bezeichnung “Gottesgebärerin“ für Maria, da Jesus Mensch gewesen und von Gott<br />
adoptiert worden sei. Cyrill von Alexandria (+444), der auf den Primat <strong>des</strong> Patriarchen von<br />
Konstantinopel neidisch war, betrieb und erreichte das Verbot dieser Lehre auf dem Konzil<br />
von Chalcedon (451).<br />
Mit dem Nestorianismus hatte der Glaube an zwei Götter endgültig Schiffbruch erlitten.<br />
Der alttestamentliche Monotheismus aber war mit der Gestalt Jesu unvereinbar. Wer den<br />
Monotheismus retten wollte, musste einen neuen Gott konstruieren. <strong>Die</strong>sen Versuch<br />
unternahm der Monophysitismus. Er erklärte zum eigentlichen Gott den Logos, das<br />
Weltgesetz. Der Logos manifestiere sich als alttestamentlicher Schöpfergott einerseits, in<br />
Jesus andererseits. Jesus besitze nur eine Natur, die <strong>des</strong> Logos, der in ihm Fleisch<br />
geworden sei. Damit wurde die Erlöser-Potenz Christi problematisch. Daher verteidigte das<br />
Konzil von Chalcedon 451 das Nicänum von 325 gegen diese Lehre.<br />
3. <strong>Die</strong> Geburt der Faustik<br />
<strong>Die</strong> letzte der antiken Häresien wurde von Maximos Confessor (+662) überwunden, der<br />
den Monotheletismus bekämpfte. In den 300 Jahren seit dem Konzil von Nicäa waren im<br />
Römischen Reich große Veränderungen vor sich gegangen. Das Ost- und das West-Reich<br />
hatten sich getrennt (395), und da das Westreich in von Germanen beherrschte<br />
Einzelstaaten zerfallen war, verstand Konstantinopel sich als “Zweites Rom.“ Es sah sein<br />
politisches Ziel naturgemäß in der Wiederherstellung <strong>des</strong> Römischen Reiches in seinen<br />
alten Grenzen. <strong>Die</strong>ses Ziel erforderte die Durchsetzung einer einheitlichen Staats-Religion,<br />
eben <strong>des</strong> von Konstantin dem Großen dekretierten Christentums. Zugleich war das Reich<br />
dieser Religion gemäß zu formen, d.h. der Staat mußte ein Abbild der Religion darstellen.<br />
Seine Staatsideologie war ein “objektiver Idealismus:“ Das Reich verstand sich als dazu<br />
beauftragt, seine reale Welt einer idealen anzupassen. Der Kaiser begriff sich als Vizekönig<br />
Gottes auf Erden und unterwarf die Kirche seinem Gestaltungswillen. Genauso hatte auch<br />
Konstantin schon gedacht, der an der Formulierung <strong>des</strong> Nicänums direkt mitwirkte,<br />
obwohl er zu der Zeit selber noch gar nicht zum Christentum konvertiert war.<br />
Kompromiß-Versuche zwischen widerstreitenden christlichen Auffassungen waren, sofern<br />
sie Erfolg versprachen, daher nicht nur naheliegend, sondern staatstragend. Da die<br />
bedeutendste Häresie der Monophysitismus und dieser in der Volksfrömmigkeit schon weit<br />
verbreitet war, entwickelte Sergios, der Patriarch von Byzanz, als Kompromiß-Formel<br />
zwischen dem Monophysitismus und dem orthodoxen Glauben den Monotheletismus.