Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der Bikameralen Psyche.<br />
18<br />
Jaynes sieht die Psyche als sich über verschiedene Stadien evolvierend an. Genauer gesagt<br />
ist er der Meinung, dass erst mit dem Erscheinen <strong>des</strong> <strong>Bewusstseins</strong> eine solche Evolution<br />
möglich wird: Bewusstsein sei ein Operator. Er scheint allerdings anzunehmen, dass dieser<br />
Operator auf sich selbst wirkt, sich also selber evolviert. Das vorherige Stadium, die<br />
Bikamerale Psyche, ist nicht evolviert, sondern zusammengebrochen. Wir kennen sie<br />
überhaupt nur aus der Phase ihres Zusammenbruchs, weil sie gerade in dieser Phase die<br />
grossen Epen und die die Religionen begründenden Texte produziert hat. Das resultierende<br />
Bewusstsein kennen wir nur aus Introspektion. <strong>Die</strong>se historisch gleichsam punktuelle<br />
Sichtweise erscheint unbefriedigend und inkonsequent. Wenn wir den Jaynes'schen Ansatz<br />
verallgemeinern und in einen grösseren Rahmen stellen wollen, so kann dieser nur der<br />
Gedanke der auf Kultur übertragenen, sich auch in Kulturen ereignenden Evolution sein.<br />
Dann aber müssen wir den psychologisch-qualitativen Gegenstand “Bewusstsein“ durch<br />
einen epistemisch-strukturellen ersetzen. Statt <strong>des</strong> <strong>Bewusstseins</strong> betrachten wir die<br />
epistemische Grenzfläche, deren Lage über die psychologische Verfasstheit der Mentalität<br />
entscheidet. Ist diese Grenzfläche mit der <strong>des</strong> geografischen Siedlungsraumes identisch<br />
(Typ-I), dann sind Raum und Zeit ununterscheidbar und ungetrennt. - Ist sie mit der<br />
Körperoberfläche identisch (Typ-II), dann sind Raum und Zeit parametrisch. <strong>Die</strong>ser<br />
terminus technicus soll besagen, dass sie an isolierte Ereignisse oder Gegenstände<br />
gekoppelt sind und von diesen abgelesen, durch diese definiert werden. - Befindet sie sich<br />
im Inneren einer dreidimensionalen Welt (Typ-III), dann dient der Raum als<br />
“Anschauungsweise <strong>des</strong> inneren Sinnes.“ Episteme besteht dann in der Verortung von<br />
Denkmöglichkeiten, von denen nur eine verbindlich ist. Sie zu verlassen bedeutet, den<br />
Raum zu verlassen. - Liegt sie im Inneren <strong>des</strong> Einzelnen (Typ-IV), dann dient die Zeit als<br />
“Anschauungsweise <strong>des</strong> inneren Sinnes“ und “entsteht“ zugleich mit dieser Funktion. -<br />
Alle vier Stadien sind solche einer sukzessiven Abbreviatur als eines evolutiven<br />
Geschehens. <strong>Die</strong> enorme Dauer <strong>des</strong>selben spricht für Jaynes' Deutung der Götter als<br />
Stimmen und der Stimmen als Götter: Nichts kann schwieriger sein, als Götter zu<br />
Menschen und Menschen zu Göttern zu machen.<br />
(c) 2013 webmaster @ ptolemaios.de