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Die Struktur des Bewusstseins - consciousness

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Relation, Modalität.<br />

6<br />

Der Begriff der Apriorität impliziert, dass dieser Thesaurus ständig und vollständig<br />

anwesend ist. Er impliziert nicht, dass der Thesaurus vollständig und nicht erweiterbar sei.<br />

Hingegen folgt, dass er als Ganzes auf Alles funktional anwendbar ist. Das “Alles“ wird<br />

durch ihn definiert. Daraus folgt, dass ihm eine, eventuell dynamische, <strong>Struktur</strong> eignet. Als<br />

diese grundlegend erscheinen Raum und Kausalität, denn die Kombination aus beiden<br />

generiert die Zeit. 9 <strong>Die</strong>se drei Aprioris sind bereits hinreichend für die Konstruktion der<br />

Werkzeuge der Logik, den Satz <strong>des</strong> Widerspruchs 10 (Gleichzeitigkeit) und den Satz vom<br />

zureichenden Grunde 11 (Sequenzialität). Hieraus leitet sich wiederum die Gesetzesqualität<br />

alles Erkennbaren ab. Das Erkennbare wird durch die Zeit in das Erkannte und noch zu<br />

Erkennende getrennt, woraus sich die konstruktive Potenz der Vernunft ergibt. Im<br />

Ethischen führt diese Potenz auf die Begriffe Wille und Freiheit, im Epistemischen auf die<br />

von Gott, Seele und deren Unsterblichkeit. Hieraus wiederum leiten sich die ontologischen<br />

Begriffe Substanz und Existenz und die Verstan<strong>des</strong>begriffe <strong>des</strong> Notwendigen und<br />

Möglichen ab. Unerklärt hingegen bleibt zunächst die Vierzahl der Kategorien Quantität,<br />

Qualität, Relation und Modalität und deren Bezeichnung. Weder das eine noch das andere<br />

ist aus dem Thesaurus ableitbar. <strong>Die</strong> dem Empirischen aufgelegte Vierer-<strong>Struktur</strong> ergibt<br />

sich vielmehr als Analogie-Schluss aus der uranfänglichen Trinität von Raum, Kausalität<br />

und Zeit. Alles zu Erklärende wird apriorisch mit drei Aspekten belegt, die zusammen mit<br />

dem Explikandum die Vierer-<strong>Struktur</strong> bilden. <strong>Die</strong> drei Aspekte sind Assimilationen von<br />

Raum, Kausalität und Zeit an das Explikandum. Ein weiteres Element der apriorischen<br />

<strong>Struktur</strong> ist das Prinzip der Bifurkation. Es ergibt sich aus der Anwendung der Kausalität<br />

auf die Zeit, da erstere die letztere und somit alles Empirische in zwei Hälften teilt. Zu den<br />

primären <strong>Struktur</strong>elementen treten also als strukturierende oder Elemente einer<br />

Hyperstruktur, die freilich aus der primären nur abgeleitet ist, Bifurkation, Trinität und<br />

Quaternität.<br />

<strong>Die</strong> Stärke <strong>des</strong> Kantischen Systems besteht in seiner Fähigkeit, Irrtümer aufzudecken. Es<br />

kann jedoch nicht erklären, woher diese kommen. Vielmehr müsste man erwarten, dass der<br />

aus den Aprioris aufgebaute Apparat roboterhaft irrtumsfrei funktioniert. Offenbar fehlt ein<br />

Super-Apriori, welches alle anderen Aprioris unter Bedingungen stellt.<br />

2. Jaynes<br />

Damit kommen wir zum hermetischen System <strong>des</strong> <strong>Bewusstseins</strong> nach Julian Jaynes. Den<br />

dem Bewusstsein evolutiv vorausliegenden Verstand nennt er die “bikamerale Psyche.“ 12<br />

Sie zeichnet sich, soweit sie funktioniert, und abgesehen von den Entwicklungsstadien<br />

ihres Zusammenbruchs, aus denen allein sie literarisch ist, durch Irrtumsfreiheit aus. Sie<br />

entbehrt <strong>des</strong> intern repräsentierten Raumes. <strong>Die</strong> Kausalität ist nicht an Vorgänge, sondern<br />

an Orte gebunden. <strong>Die</strong> Zeit gehört zum Reich der Götter, nicht zu dem der Menschen. <strong>Die</strong><br />

gesamte Psyche ist gleichsam externalisiert, und unter dieser Bedingung funktioniert sie<br />

irrtumsfrei.<br />

9 Versuch, die negativen Grössen in die Weltweisheit einzuführen (1763)<br />

10 Si oppositum alicuius verum est, ipsum falsum est: Neue Erhellung der Ersten Grundsätze metaphysischer<br />

Erkenntnis (1755). - Keinem “Subjekte“ kommt ein Prädikat zu, welches ihm widerspricht: Untersuchung<br />

über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral (1764). - “Dinge“ statt<br />

“Subjekte:“ Critic der reinen Vernunft (1781). - “... setzt vielmehr der Satz <strong>des</strong> Widerspruchs (den Begriff<br />

der Zeit) voraus...“: Von der Form der Sinnes- und Verstan<strong>des</strong>welt und ihren Gründen (1770).<br />

11 nihil fit sine causa<br />

12 Der deutsche Übersetzer hat “mind“ mit “Psyche“ übersetzt.

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