Die Struktur des Bewusstseins - consciousness
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dreidimensionales Inneres, den vorgestellten Raum. Erwartungsgemäß variiert <strong>des</strong>sen<br />
Ausdehnung mit der Größe der inkorporierten Hypostase. Steinzeitliche Idole sind winzig,<br />
Skulpturen von Menschen riesig. Idole <strong>des</strong> bewussten Zeitalters sind riesig, 4 <strong>des</strong>sen<br />
Menschendarstellungen im Vergleich winzig, gelegentlich sogar verboten. 5 <strong>Die</strong> Evolution<br />
<strong>des</strong> menschlichen Verstan<strong>des</strong> bildet sich als Evolution <strong>des</strong> Begriffes vom Raume ab.<br />
<strong>Die</strong>ser Verstan<strong>des</strong>-Raum kann innerhalb oder außerhalb seiner dreidimensionalen Höhle,<br />
<strong>des</strong> Körpers, existieren. Er kann groß oder klein sein, vorhanden oder abwesend, und er<br />
kann 2 oder 3 <strong>Die</strong>mensionen besitzen. Der vorgestellte Raum hat natürlich stets 3<br />
Dimensionen, der Mensch der Steinzeit aber erhob seine Augen nicht zum Himmel. Er<br />
lebte in der 2-dimensionalen Umgebung der Natur und entnahm seine Götter ihrem<br />
Angebot an Geschöpfen. <strong>Die</strong> Evolution <strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong> als Raum ist erklärungsbedürftig.<br />
Der Steinzeit-Mensch hat keine eigene Geschichte. Geschichte haben seine Götter und die<br />
Heroen seiner Mythen. <strong>Die</strong> Zeit vor seiner eigenen war eine geschichtliche, mit Göttern<br />
und Helden als Handelnden, er selber lebt in einer ewigen Gegenwart. <strong>Die</strong> Geburt einer<br />
Hochkultur fällt mit der symmetrischen Umkehr dieser beiden Begriffe von Zeit, der<br />
mythischen und der historischen, zusammen. Nach der Umkehr wird die mythische Zeit als<br />
ewige Gegenwart verstanden, während die irdische sich mit dem Gewand der Geschichte<br />
bekleidet. <strong>Die</strong>ses Gewand entfaltet sich, wird sequenziell, und die Ereignisse, aus denen es<br />
gewebt ist, stehen in einem kausalen Zusammenhang. <strong>Die</strong> resultierenden Kulturleistungen<br />
sind also kausal von der Zeitumkehr abhängig. <strong>Die</strong>sen Zeitbegriff lehrt Athene 6 den Achill,<br />
wenn sie sagt: “Wenn du siehst, wie X geschieht, dann tue Y.“ Das Epos, sequenziell und<br />
unkürzbar, ist das Ursymbol 7 <strong>des</strong> Begriffs von Zeit als Geschichte. - <strong>Die</strong>se Umkehrung nun<br />
könnte endogenes Ereignis einer biologischen Evolution sein. <strong>Die</strong>s wäre ein Spenglersches<br />
Modell, wonach eine Kultur zu vorbestimmten Zeiten Entwicklungen wie ein einzelner<br />
Mensch durchlebt.<br />
Alternativ könnte man annehmen, dass solche Wandlungen durch exogene Kräfte<br />
verursacht werden, insbesondere dadurch, dass ein Volk von einem anderen erobert und<br />
unterdrückt wird. <strong>Die</strong>s hört sich wahrscheinlicher an und entspricht Jaynes' Theorie von der<br />
Entstehung <strong>des</strong> <strong>Bewusstseins</strong> als Folge von Begegnungen zwischen Kulturen, die um den<br />
selben Lebens-Raum konkurrierten. <strong>Die</strong> unendliche Nähe <strong>des</strong> Unvereinbaren bewirkt eine<br />
Umkehr der Zeit. 8 Raum und Zeit sind die primae causae differentiae und vertreten sich<br />
als solche gegenseitig. <strong>Die</strong> letzte Ursache ist folglich Bifurkation, die als Kraft zu<br />
verstehen ist. Das Eine gibt es nicht, es gibt nur Bifurkation. Das Eine ist Bifurkation. Das<br />
Unvereinbare besteht in 2 verschiedenen Kulturen, 2 Sprachen, 2 unterschiedlichen Weisen<br />
<strong>des</strong> Auftretens, deren Nähe dadurch unerträglich wird, dass die eine die andere unterdrückt<br />
oder den selben Lebensraum mit ihr teilt, wie es in einem mit ummauerten Städten<br />
übersäten Land der Fall ist, deren jede ihren eigenen Volksstamm beherbergt.<br />
Wir beobachten also folgen<strong>des</strong>: In der Vorzeit finden wir winzige Abbilder von Göttern<br />
und riesige von Menschen. <strong>Die</strong>se leben in einer Zeit, die zwar zyklisch sein mag aufgrund<br />
ebensolcher Veränderungen in der Natur, nicht aber als Geschichte erscheint. In der<br />
Abfolge der Generationen ersetzt ein Individuum das vorhergehende, ohne dass sich diese<br />
Abfolge zu einer Geschichte entfaltet. Geschichte wird vielmehr den Göttern und Heroen<br />
4 Kathedralen etc.<br />
5 Bilderstürme in der Orthodoxie und im Protestantismus<br />
6 in der Ilias<br />
7 im Sinne Spenglers<br />
8 <strong>Die</strong>s ist ein Naturgesetz, das für Geist und Materie gleichermaßen gilt und von Boscovich (1711 - 1787)<br />
entdeckt wurde.