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Obstbau - Infodienst - Landwirtschaft, Ernährung, Ländlicher Raum

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4 <strong>Obstbau</strong><br />

4.1 Bereich Beerenobst<br />

56<br />

4.1.1 Brombeersorten im Test<br />

Der erwerbsmäßige Anbau von Brombeeren fristet ein Nischendasein. Die<br />

Anbaufläche weltweit wurde 2005 mit rund 20 000 Hektar angegeben. Allerdings<br />

spielen auch wildwachsende Brombeeren (zusätzlich circa 8 000 ha) eine Rolle. Zum<br />

einen werden diese auch in einigen Ländern für die Vermarktung und zum<br />

Eigenverbrauch gesammelt, zum anderen breiten sich solche Flächen in der näheren<br />

Umgebung von Anbauflächen aus, und stellen eine Gefahr bezüglich Krankheits- und<br />

Schädlingsdruck dar. Die Anbaufläche in Deutschland wird auf rund 100 ha<br />

geschätzt.<br />

Es sind in den heutigen Sorten sehr viele Arten eingekreuzt, sodass diese meist nicht<br />

mehr auf nur zwei Eltern bezüglich ihrer Eigenschaften zurückgeführt werden<br />

können. Besonders bedeutsam für den Anbau in Deutschland war zunächst das<br />

Auftreten von dornenlosen Pflanzen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden<br />

Chimären gefunden, also Pflanzen, bei denen nur ein Teil mutierte. Dies kann zur<br />

Folge haben, dass beispielsweise bei Verletzungen oder Frostschäden, die zum<br />

Austrieb aus der Wurzel führen, die Dornenlosigkeit verloren geht (Beispiel Thornless<br />

Evergreen). Später wurde die Sorte Merton Thornless in Großbritannien gefunden,<br />

die dornenlos ist. Diese Sorte ist deshalb bedeutend für die Züchtung von<br />

dornenlosen Sorten. Züchtungsprogramme gab und gibt es überwiegend in den USA<br />

(zur Zeit wichtig Arkansas und Oregon) und in Schottland. Aber auch in anderen<br />

Ländern wie Serbien, Polen, der Schweiz und Schweden wird gezüchtet.<br />

Als Auswahl- und Boniturkriterien werden folgende Merkmale herangezogen:<br />

Ertragsleistung, Ertragssicherheit, Winterhärte, Fruchtgröße, Fruchtfestigkeit und<br />

Haltbarkeit, Geschmack, Gefriereigenschaften. Die Reifezeit ist wichtig, um<br />

Angebotsspitzen zu brechen. Die Pflanzen sollten einen halb aufrechten oder<br />

aufrechten Wuchshabitus aufweisen und dornenlos sein. Sie sollten nicht anfällig für


57<br />

Krankheiten wie Falscher Mehltau oder Rankenkrankheiten sein und<br />

Widerstandskraft gegen Gallmilben haben.<br />

Es wird hauptsächlich das Sortiment vorgestellt, das ab 1998 aufgebaut und 2006<br />

gerodet wurde (siehe nachfolgende Tabelle). Die Ertragsleistung ist umso höher, je<br />

besser die Ertragssicherheit ist. Diese wiederum ist umso besser, je geringer die<br />

Winterschäden sind. Sorten, die zwar im Sommer meist ausreichend Jungruten<br />

bildeten, diese Ruten aber im Folgejahr keinen oder fast keinen Ertrag hatten, sind<br />

beispielsweise Choctaw, Helen, Waldo und Adrienne. Helen und Waldo weisen auch<br />

keinen aufrechten Wuchs auf und sind von daher schwieriger zu erziehen. Helen ist<br />

eine sehr früh reifende Sorte, aber ihre Früchte sind zu weich und saften stark.<br />

Die Sortenbeschreibungen von interessanten und anbauwürdigen Sorten aus diesem<br />

Sortiment können der Beerenbroschüre (LVWO Weinsberg, 2004) entnommen<br />

werden. Loch Tay, Kiowa, Apache, Cacanska Bestrna, Karaka Black und Triple<br />

Crown werden beschrieben. Seit 2006 wird ein neues Brombeersortiment aufgebaut.<br />

Eine erste Beschreibung von Loch Tay erfolgt. Weitere Sorten wie Obsidian (Oregon,<br />

USA), Asterix (Schweiz), MB 2 und MB 3 (Schweiz) werden vorgestellt.<br />

Die Bewertung von Geschmack und Aroma ist sehr stark vom Reifezeitpunkt<br />

abhängig. Viele Sorten weisen bei Vollreife einen guten Geschmack und ein<br />

typisches Aroma auf, sind dann aber kaum noch vermarktungsfähig. Offenbar nimmt<br />

der Säuregehalt während des Vermarktungsweges ab.<br />

Zur Zeit ist das Interesse am Brombeeranbau zunehmend und es sind weitere<br />

Neuzüchtungen zu erwarten. Es bleibt abzuwarten, ob diese neuen Sorten bekannte<br />

und bewährte Sorten wie Loch Ness ablösen können. Im frühen und späten<br />

Reifebereich sind neue Sorten besonders gesucht. Ob Loch Tay und Obsidian sich<br />

erfolgreich im Anbau erweisen, muss sich noch zeigen. Die Winterhärte<br />

beispielsweise konnte noch nicht geprüft werden. Ob sich die spätreifende Triple<br />

Crown bewähren wird, muss abgewartet werden.


58<br />

Ertrag und Fruchtgröße von Brombeersorten, LVWO Weinsberg<br />

Sorte 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Mittel Frucht-<br />

größe<br />

Pflanzjahr 1998 g/Pflanze g/Frucht<br />

Th. Reimers 8880 6910 730 5507 3,0<br />

Loch Ness 7750 7540 5052 2513 12980 16847 8780 7,0<br />

Choctaw 247 247<br />

Navaho 4354 7508 482 1007 3912 14280 5257 6,3<br />

Waldo 5370 6977 0 0 3367 5520 3539 6,1<br />

Arapaho 1751 2033 470 218 2192 135 1133 6,4<br />

Helen 2076 2163 0 0 945 909 1015 5,9<br />

Shawnee 2098 3028 644 3012 1635 0 1736 6,7<br />

Pflanzjahr 2000<br />

Adrienne 577 1854 177 0 0 0 435 5,0<br />

Kiowa 92 1038 0 0 3127 0 710 11,7<br />

Douglas 2059 3407 7400 4607 4368 6,8<br />

Pflanzjahr 2002<br />

Apache 323 2994 4348 1658 9,9<br />

Navaho 430 0 0 215 10,8<br />

Th. Reimers 256 9732 7851 4994 3,1<br />

Loch Ness 295 4001 2768 2148 6,8<br />

Cacanska Bestrna 922 7359 10519 4141 8,3<br />

Dirksen Thornless 369 4836 7094 2602 6,5<br />

Triple Crown 179 2540 3989 1360 9,5<br />

Ouachita 1568 1082 784 7,5<br />

Loch Ness 134 1873 1004 7,6<br />

Chester Thornless 319 3942 2131 8,9


4.2 Bereich Kernobst<br />

4.2.1 Versuche zu Apfelsorten mit Säulenwuchs<br />

(Columnarbäume)<br />

59<br />

Lediglich beim Apfel gibt es eine genetische Basis für Säulenwuchs. Dieses<br />

dominante Gen, welches 1960 in Kanada als Mutation der Sorte McIntosh durch<br />

einen <strong>Obstbau</strong>ern namens Wijcik entdeckt wurde, trägt in der Züchterfachsprache<br />

das Kürzel Co für Columnar. Der Zuchtklon wird als McIntosh Typ Wijcik bezeichnet.<br />

Das heißt, nur bei Nachkommenschaften dieses Ursprungsklons bei Apfel ist der<br />

Säulenwuchs genetisch fixiert und bleibt auch so, wenn man von der Möglichkeit<br />

einer Rückmutation einmal absieht.<br />

Columnare Apfelbäume besitzen einen kompakten säulenförmigen Wuchs. Die<br />

Abstände zwischen den Blattachseln (Internodien) sind extrem verkürzt, wodurch<br />

sich das kompakte Aussehen ergibt. Durch die verkürzten Internodien wird der<br />

Holzkörper stark versteift und damit statisch sehr robust. Auch dünne Stämmchen<br />

lassen sich kaum biegen, sie brechen eher ab. Auf entsprechenden Unterlagen<br />

benötigen Columnaren deswegen keinen Pfahl. Das augenfälligste Merkmal sind die<br />

fehlenden langen Seitentriebe. Sie werden zwar angelegt, aber überwiegend zu<br />

kurzen Fruchtspießen mit üppigem Blütenknospenbesatz umgewandelt. Columnaren<br />

sind sehr apikaldominant, das heißt, in der Regel wächst nur die Mittelachse steil<br />

nach oben. Je nach Sorte oder etwa beim Anschnitt der Mittelachse, bilden sich aber<br />

auch einige Seitenverzweigungen aus, die wiederum steil nach oben wachsen und<br />

ihrerseits den columnaren Wuchscharakter analog der Mitte ausbilden. Mit<br />

Columnaren sind daher sehr enge Pflanzabstände möglich. Im Versuchswesen<br />

wurde bisher ein Pflanzabstand von 70 cm gewählt, aufgrund der vorliegenden<br />

Erfahrungen kann der Abstand mit entsprechender Kulturführung jedoch problemlos<br />

auf 50 cm reduziert werden. Aufgrund des geringen Bedarfs an Standraum eignen<br />

sich Säulenbäume auch sehr gut im Haus- und Kleingarten für dekorative<br />

Heckenpflanzungen.<br />

Während die erste Generation (Ballerina-Serie) noch eine hohe Anfälligkeit<br />

gegenüber Schorf und Mehltau aufwies, ist dies bereits bei der zweiten Generation<br />

deutlich besser geworden. Rondo, Rhapsodie und Sonate besitzen sogar eine


60<br />

Schorfresistenz aus Malus floribunda 821 und Pomredrobust (Galahad) zumindest<br />

eine hohe Toleranz. Die entsprechenden Sortenbeschreibungen und -empfehlungen<br />

sind in der Broschüre Resistente und robuste Kernobstsorten der LVWO Weinsberg<br />

aufgeführt.<br />

Auch die Verträglichkeit der neuen Columnarsorten gegenüber Mehltau ist deutlich<br />

besser. Alle Säulenbäume haben aufgrund ihres Wuchscharakters eine ausgezeichnete<br />

Verträglichkeit gegenüber Trockenheit und heißen Sommertemperaturen.<br />

In dieser Eigenschaft unterscheiden sie sich deutlich von herkömmlichen Apfelsorten.<br />

Neben dem Wuchs ist sicherlich auch die Verwendung von starkwachsenden<br />

Unterlagen für diesen Vorteil verantwortlich. Ebenfalls gelten Columnaren als<br />

ausgesprochen winterfrosthart. Die Ursache hierfür liegt vermutlich in dem hohen<br />

Anteil an Rindenphloem und den darin enthaltenen Speicherstoffen.<br />

Über die Einsatzmöglichkeiten von Apfelsorten mit Säulenwuchs wird viel diskutiert.<br />

Das hohe Ertragspotenzial macht diese Baumformen natürlich auch für den Erwerbsanbau<br />

interessant. Noch stehen aber keine Sorten zur Verfügung, die den hohen<br />

Ansprüchen hinsichtlich Qualität, Lagerfähigkeit und vor allem Nachlagerungsverhalten<br />

(Shelflife) genügen. Schon eher kommt eine Verwendung im intensiven<br />

Mostobstanbau in Betracht, da sich derartige Bäume gut für eine maschinelle<br />

Beerntung eignen. In jedem Falle stellen Apfelbäume mit Säulenwuchs aber eine<br />

hervorragende Möglichkeit der Rückkehr des Obstanbaus in den modernen Hausund<br />

Kleingarten dar. Durch hohe Grundstückspreise und die hieraus resultierenden<br />

kleinen Grundstücksgrößen sind die Möglichkeiten für traditionelle Baumformen hier<br />

begrenzt. Columnar-wachsende Apfelbäume können hier die Funktion von <strong>Raum</strong>teilern<br />

oder Hecken einnehmen.<br />

4.2.2 Auswirkungen der Klimaveränderung in der<br />

mittleren Neckarregion auf die Phänologie der<br />

Sorte Golden Delicious<br />

Die Erhebung phänologischer Daten im Rahmen der Leistungsprüfung von<br />

Obstgehölzen wird oft stiefmütterlich behandelt und eher als Beiwerk des obstbau-<br />

lichen Versuchswesens angesehen. Leistungskriterien wie Ertrag, Wuchsstärke,<br />

Fruchtgrößensortierung und Deckfarbenanteile stehen im Vordergrund, da sie sich


61<br />

unmittelbar auf den finanziellen Erfolg und das Handling einer Obstsorte auswirken.<br />

Phänologische Daten werden allenfalls zur Beurteilung der Spätfrostgefahr während<br />

der Blütezeit oder zur Ermittlung des Erntefensters einer Sorte herangezogen. Der<br />

Versuchszeitraum zur Erhebung derartiger Daten beträgt bei Kernobst etwa 6 Jahre,<br />

danach wird der Versuch beendet. Phänologische Daten von Obstgehölze können<br />

aber auch als Bioindikatoren für die Klimaveränderung oder zur Beurteilung der<br />

Vegetationsentwicklung verwendet werden.<br />

Bei den vorliegenden Auswertungen der phänologischen Daten der Sorte Golden<br />

Delicious konnte auf eine nahezu lückenlose Datenreihe aus den Betriebsteilen<br />

Katzental und Heuchlingen seit dem Jahre 1962 zurückgegriffen werden. Die<br />

Datenserie reichte sogar noch bis in das Jahr 1955 zurück, aber erst seit 1962 wird<br />

die Sorte Golden Delicious phänologisch erfasst. Zudem wurden die Daten ab<br />

diesem Zeitpunkt in Niederstammanlagen mit mittelstarken bis schwachwachsenden<br />

Unterlagen erhoben. Dem Kollegen im Ruhestand Helmut Hübner sei an dieser<br />

Stelle für die akribische und saubere Dokumentation über den Großteil dieser Jahre<br />

gedankt.<br />

Wie die Auswertungen zeigen, hat sich die Blüte von Golden Delicious in einem<br />

Zeitraum von 45 Jahren vom 07. Mai auf den 26. April verschoben. Die Blüte ist<br />

somit heute 11 Tage früher als in den 60er Jahren. Das gleiche Bild zeigt sich auch<br />

bei der Austriebsbonitur. Der Austrieb hat sich statistisch gesehen ebenfalls um<br />

13 Tage vom 10.04. auf den 27.03. verschoben. Tatsächlich liegt er mittlerweile<br />

sogar um den 20. März. Diese Abweichung von der statistischen Berechnung ist auf<br />

fehlende Daten in den 70er Jahren und sehr späte Austriebswerte anfangs der 80er<br />

Jahre zurückzuführen.<br />

Der Erntebeginn hat sich vom 11. Oktober anfangs der 60er Jahre auf den<br />

18. September im Jahre 2008 nach vorne verschoben, das heißt, er ist sogar um<br />

23 Tage früher. Das mag auf den ersten Blick unlogisch erscheinen, lässt sich aber<br />

durch die gegenüber den 60er Jahren gleichfalls höheren Sommertemperaturen<br />

erklären. Die Temperaturansprüche der Sorte Golden Delicious werden durch die<br />

höheren Temperaturen während der Vegetation offenbar besser befriedigt, sprich die<br />

erforderliche Temperatursumme bis zur Reife wird früher erreicht.


62<br />

Alle Rechenmodelle zeigen eine negative Korrelation zwischen dem Zeitfaktor (Jahr)<br />

und dem phänologischen Ereignis. Die statistische Genauigkeit der Aussagen wird<br />

als mittel bis hoch eingestuft. Wenn sich der errechnete Trend so fortsetzt, wird im<br />

Jahr 2020 der Austrieb von Golden Delicious in der mittleren Neckarregion voraussichtlich<br />

am 23. März, die Vollblüte am 22. April und die Ernte am 11. September<br />

sein. Die Klimaveränderung bietet damit der Neckarregion durchaus positive<br />

Möglichkeiten, was den Anbau von extrem frühen Sorten oder Sorten mit einem sehr<br />

hohen Wärmeanspruch anbelangt (zum Beispiel Fuji, Braeburn).<br />

4.3 Bereich Ökologischer <strong>Obstbau</strong><br />

4.3.1 Evaluierung und Optimierung biologischer Verfahren<br />

zur Regulierung des Pflaumenwicklers<br />

(Cydia funebrana) und der Monilia-Krankheit im<br />

ökologischen Steinobstanbau<br />

Dieses Forschungsprojekt wird in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt<br />

Geisenheim, dem Institut für biologischen Pflanzenschutz des Bundesforschungsinstituts<br />

für Kulturpflanzen in Darmstadt, dem Kompetenzzentrum Gartenbau in<br />

Ahrweiler und der Sächsischen Landesanstalt für <strong>Landwirtschaft</strong>, Fachbereich<br />

Gartenbau, in Dresden seit 2007 bearbeitet. Die hier beschriebenen Versuche<br />

betreffen den Anteil der LVWO Weinsberg.<br />

4.3.1.1 Einsatz von Pheromonen (Verwirrung) gegen die<br />

Falter des Pflaumenwicklers (Cydia funebrana)<br />

Die Verwirrungsmethode ist auf drei großflächigen Anlagen von biologisch wirt-<br />

schaftenden <strong>Obstbau</strong>betrieben in Baden-Württemberg und Bayern an den spät<br />

reifenden Pflaumensorten Hauszwetsche und Elena sowie der Nancy Mirabelle<br />

durchgeführt worden. Die Ausbringungsdichte der Dispenser betrug 500 bis<br />

750 Stück/ha. Bonitiert wurde der Befall durch die Larven der 1. und 2. Generation<br />

des Pflaumenwicklers.<br />

Bei der Versuchsfläche auf dem Betrieb 1 handelt es sich um eine Pflaumenanlage<br />

mit 2,48 ha. Die Anzahl der ausgebrachten Dispenser wurde im Jahr 2008 um<br />

250 Stück auf 750 Stück pro ha erhöht. Es erfolgte eine zum Jahr 2007 intensivierte


63<br />

Abhängung der angrenzenden Schlehenhecken im Umkreis bis zu 250 m. Aufgrund<br />

der Witterungsverhältnisse kam es zu geringem bis fehlendem Behang. Der Versuch<br />

konnte nur für die 1. Generation ausgewertet werden, es ergab sich ein Befall von<br />

51,2 %. Der Wirkungsgrad lag bei 41 %. Gleichzeitig wurde in der Kontrollfläche,<br />

circa 1,5 km entfernt von der Versuchsfläche, ein sehr starker Befallsdruck von<br />

86,8 % festgestellt. Der geringe Fruchtbehang veranlasste die Weibchen, an jede<br />

Frucht 5 und mehr Eier zu legen (üblich sind 1 bis 2 Eier/Frucht). Die Ursachen für<br />

diesen starken Befall konnten noch nicht eindeutig geklärt werden. Folgende<br />

Überlegungen wurden in Betracht gezogen:<br />

• Die Abhängung der umliegenden Schlehenhecken mit Dispensern war doch noch<br />

unzureichend.<br />

• Der Aufbau einer größeren Population in entfernteren Schlehenbüschen könnte<br />

stattgefunden haben.<br />

• Durch Luftdruckunterschiede könnte die Pheromonwolke über der Anlage<br />

verschoben/angehoben/abgesenkt worden sein und damit den Faltern Einflugmöglichkeiten<br />

geboten haben.<br />

• Ein Teil der 1. Generation 2007 ging vermutlich vorzeitig in Diapause (univoltin)<br />

und konnte bei der Bonitur der 2. Generation 2007 nicht erfasst werden.<br />

Die Abhängung auf Betrieb 2 auf der Versuchsfläche "Betriebsüblich" erfolgte mit<br />

555 Dispenser/ha, die angrenzende Schlehenhecke wurde im Gegensatz zum Jahr<br />

2007 im Jahr 2008 mit 2 Dispensern pro laufendem Meter berücksichtigt. Auf<br />

Betrieb 2 wurde außerdem die Verwirrung "Weinsberg" mit einer Abhängung von<br />

650 Dispensern/ha festgelegt. Bei Betrieb 2 lag der Befallsdruck (Kontrolle) 2008 im<br />

niedrigen Bereich bei 0,9 % (1. Generation) bzw. bei 3,7 % (2. Geneneration). Der<br />

Fruchtbehang konnte als mittelgut eingestuft werden. Der Befall in den verwirrten<br />

Anlagen bewegte sich zwischen 0,2 und 0,4 % in der 1. und 2. Generation und<br />

konnte aufgrund des zufriedenstellenden Behangs als moderate natürliche<br />

Ausdünnung toleriert werden. Allerdings zeigte die Verwirrung einen verhältnismäßig<br />

geringen Wirkungsgrad von 53 % in der 1. Generation, später stieg der Wert auf<br />

95 % (2. Generation).<br />

Auf den Versuchsflächen des Betriebes 3 erfolgte die Abhängung mit 500 Dis-<br />

pensern/ha, wobei auch der Begrenzungszaun mit einbezogen wurde. Bei Betrieb 3


64<br />

konnte mit der Verwirrungsmethode bei einem moderaten Befallsdruck (Kontrolle)<br />

von 6,6 % (1. Generation) und 2,9 % (2. Generation) und zufriedenstellendem<br />

Fruchtbehang eine gute Wirkung erzielt werden. In der verwirrten Fläche wurden<br />

lediglich 0,1 % (1. Generation) beziehungsweise 0,2 % Befall (2. Generation)<br />

festgestellt. Der Wirkungsgrad lag hier zwischen 93 und 98 %.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei einem niedrigen Befallsdruck, wie er<br />

sich bei Betrieb 3 mit Werten in der Kontrolle mit 6,6 und 2,9 % und einem guten bis<br />

mittlerem Fruchtbehang zeigte, die Verwirrung gut zu funktionieren scheint.<br />

4.3.1.2 Durchführung von kulturtechnischen, anlagenhygienischen<br />

und lagertechnischen Maßnahmen<br />

an Pflaumenfrüchten<br />

4.3.1.2.1 Untersuchung der verschiedenen Erntemethoden<br />

und deren Einfluss auf den Monilia-Befall<br />

Vermutlich besteht ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Monilia-Infek-<br />

tionen von Pflaumen während der Lagerung und einer schnellen, zeitsparenden<br />

Ernte, wie sie zumeist von den Betrieben praktiziert wird.<br />

Der Schwerpunkt dieses Versuchs sollte auf der Überprüfung der Eignung (Praxistauglichkeit)<br />

der verschiedenen manuellen Ernteverfahren hinsichtlich der Durchführbarkeit<br />

und des Arbeitsaufwandes (Pflückkosten) liegen.<br />

Vor der eigentlichen Versuchsernte wurden sämtliche Monilia-Nester mit Einweghandschuhen<br />

entfernt.<br />

Tabelle 1: Erntemethoden<br />

Nr. Variante Beschreibung der Erntemethode<br />

1 „Sanft“ Frucht behutsam und ohne Druck, einzeln und mit Stiel<br />

abnehmen; sanfte Ablage in Kiste<br />

2 „Normal“ Wie Nr. 1, aber mehrere Früchte mit der Hand abnehmen;<br />

(ähnlich Apfelernte zum Beispiel bei Golden Delicious)<br />

3 „Schnell“ Früchte unsanft drücken und hastig abreißen; in Kiste<br />

hineinwerfen


65<br />

Während des Versuchs wurden umfangreiche Erhebungen und Berechnungen zu<br />

Pflückleistungen (kg/h), Pflückzeiten (h/ha), Pflückkosten (€/ha) und Erlösen und<br />

Ausfall durch Monilia durchgeführt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die sanfte Ernte den Monilia-Befall<br />

verringern kann, jedoch kann der dadurch erzielte Mehrerlös durch die erhöhten<br />

Pflückkosten wieder relativiert werden. Genauso können die verringerten Pflückkosten<br />

einer weniger zeitintensiven Ernte (normal, schnell) durch einen erhöhten<br />

Monilia-Ausfall relativiert werden. Eine behutsame Behandlung der Früchte in der<br />

Hand und bei der Ablage in die Kiste, verbunden mit einer zügigen Abnahme von<br />

mehreren Früchten am Baum, wäre wohl die geeignete Maßnahme, um den Monilia-<br />

Befall im Lager reduzieren.<br />

Ein Durchgang zur Entfernung von Fruchtmumien kurz vor der Ernte kann nach den<br />

Ergebnissen in diesem Versuch kostengünstig hinsichtlich der Reduzierung von<br />

Monilia im Lager sein.<br />

4.3.1.2.2 Versuch zur Erntehygiene<br />

Beim Versuch zur Erntehygiene sollte anhand einer Simulation (Labor) untersucht<br />

werden, wie groß die Infektionsgefahr durch anhaftende Konidien an den Handflächen,<br />

beispielsweise bei der versehentlichen Berührung oder auch absichtlichen<br />

Entfernung von sporulierenden Monilia-Fruchtmumien, während des Erntevorgangs<br />

ist und wie sich das auf die Lagerfähigkeit der ansonsten gesund geernteten Früchte<br />

auswirken kann. Die Ernteverfahren in der Praxis waren Trocken, Trocken/Verletzt,<br />

Nass, Nass/Verletzt, Nieselregen und die Kontrolle. Außer bei der Kontrolle, die nur<br />

desinfiziert wurde und keinen Kontakt zu Monilia-Sporen hatte, wurden bei den<br />

Varianten nach der Desinfektion und zum Beispiel Einsprühen mit destilliertem<br />

Wasser und/oder gezielter Verletzung, einmal in eine Tüte mit frisch sporulierenden<br />

Monilia-Früchten gegriffen, um dann nacheinander die 1. bis 10. Frucht je Wiederholung<br />

zu berühren.<br />

Der Befall mit Monilia in den Varianten mit den verletzten Früchten war bereits bei<br />

der 1. Bonitur stärker als bei den Varianten mit den unverletzten Früchten. Bei den<br />

Varianten Trocken/Verletzt und Nass/Verletzt hatten bei der 2. Bonitur von 30 Früchten<br />

25 beziehungsweise 23 Früchte Monilia-Symptome. Die weitere Reihenfolge war<br />

Nass, Nieselregen, Trocken (10 beziehungsweise 7 und 6 Früchte mit Monilia-


66<br />

Symptomen). Die Pflaumen der Kontrolle zeigten erst bei der 2. Bonitur am 18.09.08<br />

eine Frucht mit Monilia-Symptomen.<br />

4.3.1.3 Freilandversuche zur Reduktion des Monilia-<br />

Befalls bei Sauerkirschen<br />

Dieser Versuch wurde südlich von Heilbronn in einer Sauerkirschenanlage im<br />

20. Standjahr, bepflanzt mit der Sorte Vowi, durchgeführt.<br />

Angelegt wurden eine Kontrolle und 4 Varianten mit den Mitteln BoniProtect forte<br />

(4-mal 0,9 kg/ha), VitiSan (5-mal 9 kg/ha), Sprühmolke (5-mal 32 kg/ha) und<br />

Löschkalk (5-mal 24 kg/ha).<br />

Der Betriebsleiter führte vom 04.04. bis 16.04.2008 seine Betriebsspritzungen mit<br />

Löschkalk und Funguran durch. Die Behandlungstermine der Versuchspritzung<br />

wurden im Zeitraum vom 18.04. bis 02.05 08 kurz vor der Blüte (BBCH 57) bis<br />

Blühende (BBCH 67) durchgeführt. Die Applikation sollte, außer bei Löschkalk,<br />

immer kurz vor einem Regen stattfinden, damit die Blüten mit einem Belag versehen<br />

sind, wenn die bei Feuchtigkeit keimenden Sporen die Narbe zu infizieren versuchen.<br />

Diese Form des Befalls wird als klassischer oder akuter Befall definiert und ist daran<br />

zu erkennen, dass geöffnete Blüten welk und die Blattbüschel am Triebende voll<br />

entwickelt sind. Im Gegensatz dazu lässt sich der frühe oder auch latente Befall auf<br />

eine Infektion des Zweigholzes zurückführen. Bereits zu Blühbeginn kommt es durch<br />

das Myzelwachstum zu einer frühen mangelhaften Wasserversorgung in der Triebspitze,<br />

die sich in welken Blütenknospen und einem nur wenig entwickelten<br />

Blattbüschel am Triebende zeigt.<br />

Die Varianten Sprühmolke, Löschkalk und VitiSan unterscheiden sich signifikant<br />

besser von der unbehandelten Kontrolle. Den tendenziell geringsten Befall verzeichnete<br />

die Löschkalkbehandlung mit einem Triebbefall von nur 1,07 %, dicht gefolgt<br />

von der Variante Sprühmolke mit 1,38 % Triebbefall. Im Mittel zeigten hier<br />

2,75 Triebe/Baum (Löschkalk) bzw. 3,5 Triebe/Baum die typischen Welkesymptome.<br />

Die beiden Varianten Sprühmolke und Löschkalk zeigten den höchsten Wirkungsgrad<br />

(57 bzw. 67 %). Auffällig war der hohe Anteil der Monilia-Frühform<br />

beziehungsweise latenten Form in den Varianten. Im Versuch zeigte sich weiterhin,<br />

dass auch die Konstitution der Bäume beim Befall mit Monilia laxa eine sehr wichtige<br />

Rolle spielen kann. Tatsächlich stellte sich der Befall nicht nur in den Varianten,


67<br />

sondern auch innerhalb jedes Baumes in der Wiederholung als sehr unterschiedlich<br />

dar. Trotz Behandlung reagierten die Bäume sehr variabel.<br />

4.3.2 Forschungsprojekt zur Entwicklung eines Anbausystems<br />

für die ökologische Erzeugung von Tafeltrauben<br />

in Deutschland<br />

Dieses Forschungsprojekt wird vom Bundesprogramm ökologischer Landbau der<br />

Bundesanstalt für <strong>Landwirtschaft</strong> und <strong>Ernährung</strong> gefördert. Es hat eine Laufzeit vom<br />

15.04.2007 bis 31.12.2009. Die hier beschriebenen Versuchsergebnisse beinhalten<br />

den Zeitraum vom 01.04.2008 bis zum 31.12.2008.<br />

4.3.2.1 Versuche zum Tafeltraubensortiment<br />

Folgende Sorten befinden sich zur Zeit in der Sortenprüfung: Galanth (blau), Osella<br />

(blau), Isazaliwska (grün), Jakobsberger (grün), Evita (grün), Rhea (rosa rot), Georg<br />

(blau), Katharina (rosa rot) und Philipp (blau). Die Pflanzengesundheit ist insgesamt<br />

als gut einzustufen. Eine Lagerung dieser Sorten ist circa 3 Wochen möglich. Positiv<br />

in Bezug auf Optik und Geschmack fielen bislang die Sorten Galanth, Osella, Rhea<br />

und Georg auf.<br />

Die Sorten 19/1/558, Arkadia, Franziska, Isa Blanc, Juliana, Kodrianka und Lival<br />

wurden im Frühjahr 2008 neu aufgepflanzt.<br />

4.3.2.2 Versuche zum Pflanzenschutz<br />

Die Pflanzenschutzmaßnahmen waren gegen die pilzlichen Erreger Peronospora,<br />

Oidium und Botrytis gerichtet. Die Behandlungen erfolgten je nach Witterung und<br />

nach dem ökologischen Weinbauberatungsdienst Freiburg. Hauptaugenmerk lag hier<br />

auf einer optimierten Spritzfolge sowie auf reduzierte Kupfergaben. Für diesen<br />

Versuch wurden die Sorten Palatina und Lilla verwendet. Die Varianten sahen wie<br />

folgt aus: Kontrolle (keine Behandlung), Weinbau (Cueva vor der Blüte, max. 2 x<br />

Cuprozin flüssig nach der Blüte), Myco-Sin Vin + Netzschwefel (Myco-Sin Vin +<br />

Netzschwefel durchgäng), Myco-Sin Vin + Netzschwefel + Cuprozin flüssig (Myco-<br />

Sin Vin + Netzschwefel bis zur Blüte, nach Blüte maximal 2 x Cuprozin flüssig +<br />

Netzschwefel), kupferreduziert (Cueva vor der Blüte, nach Blüte Kaliwasserglas und<br />

Fenchelöl).


68<br />

Die Pflanzengesundheit der Reben war ausgesprochen gut. Es konnte in keiner<br />

Variante ein Befall mit pilzlichen Schaderregern festgestellt werden.<br />

4.3.2.3 Erziehungssysteme und Überdachungstechnik<br />

Es wurde eine Neuanlage mit zwei verschiedenen Erziehungssystemen, dem<br />

V-System und einer Pultdacherziehung, mit einer Überdachungstechnik der Firma<br />

VOEN auf einer Fläche von 4.630 m² erstellt. Die Firsthöhe der Überdachung beträgt<br />

3,80 m und die Traufhöhe 2,70 m - 2,80 m. Es ist mit Materialkosten für das<br />

Erziehungssystem inklusive Überdachung von ungefähr 51.400 €/ha zu rechnen. Für<br />

den Aufbau sollten circa 277 Akh eingeplant werden. Das Aufziehen der Über-<br />

dachungsfolie erfolgt erst im Sommer 2009.<br />

4.3.2.4 Optimierung des Traubenertrags und der Qualität<br />

durch Bewässerung<br />

In diesem Versuch wurde mittels verschiedener Varianten geprüft, mit welcher<br />

Bewässerungsstrategie qualitativ hochwertige Trauben produziert werden können.<br />

Die Varianten sehen wie folgt aus: Kontrolle (keine zusätzliche Bewässerung),<br />

Agrowetter (Bewässerung nach Empfehlung vom Internetdienst Agrowetter), Vege-<br />

tationsbeginn (Bewässerung ab Vegetationsbeginn und einer Saugspannung des<br />

Bodens über 400 mbar der Reben), 5 mm (Bewässerung ab einer Größe der Beeren<br />

von 5mm und einer Saugspannung des Bodens über 400 mbar).<br />

In beiden Bewässerungsversuchen schien die Variante Agrowetter mit einem<br />

durchschnittlichen Ertrag von 2,44 kg/m² bzw. 2,13 kg/m² und dem geringsten Ausfall<br />

von 0,08 kg/m² bzw. 0,12 kg/m² tendenziell die beste zu sein. Eine Bewässerung ab<br />

einer Beerengröße von 5 mm bewirkte einen hohen Ertrag vergleichbar mit dem in<br />

der Variante Agrowetter, aber auch einen hohen Ausfall mit 0,15 kg/m²<br />

beziehungsweise 0,12 kg/m². Eine kontinuierliche Bewässerung ab einer Saugspannung<br />

des Bodens über 400 mbar, wie es bei der Variante Vegetationsbeginn der<br />

Fall war, führte zu einem tendenziell niedrigeren Ertrag von 2,11 kg/m²<br />

beziehungsweise 2,00 kg/m². Keine zusätzliche Bewässerung verursachte den<br />

niedrigsten Ertrag von 2,07 kg/m² beziehungsweise 1,69 kg/m². Der Ausfall war im<br />

Vergleich zu den anderen Varianten sehr hoch.


4.3.2.5 Optimierung der Lagerung von Tafeltrauben<br />

69<br />

Die Lagerungsversuche fanden auf dem Staatlichen Obstversuchsgut in Heuchlingen<br />

und am Bundesforschungsinstitut für <strong>Ernährung</strong> und Lebensmittel in Karlsruhe statt.<br />

Es standen die Sorten Palatina als grüne Sorte und Muskat Bleu als blaue Sorte zur<br />

Verfügung. Folgende acht Varianten wurden angelegt: 1: CO2 15 %, -1°C; 2: CO2<br />

15 %, - 1°C und Heißtauchen (48 °C, 2 Minuten); 3: CO2 15 %, + 1°C; 4: CO2 15 %,<br />

+ 1 °C und Heißtauchen (48 °C, 2 Minuten); 5: Kaltlager, + 1 °C; 6: Kaltlager + 1 °C<br />

und Heißtauchen (48 °C, 2 Minuten); 7: Kühllager - 1 °C; 8: Kühllager - 1 °C und<br />

Heißtauchen (48 °C, 2 Minuten).<br />

Sowohl bei + 1 °C als auch bei -1 °C und einer Lageratmosphäre von 15 % CO2 und<br />

6 % O2 können die Tafeltrauben ungefähr sechs Wochen lang ohne optische<br />

Veränderung eingelagert werden. Bei weiterer Lagerung litt dass Aussehen unter<br />

dem braunen Stielgerüst. Für ein Heißtauchen der Trauben bestand keine<br />

Notwendigkeit, da die hohe CO2-Konzentration bereits fungizid wirkte.<br />

In der Kurzzeitlagerung können die Trauben ohne optische Veränderung bei + 1 °C<br />

zwei bis drei Wochen und bei - 1 °C drei Wochen lang eingelagert werden. Ein<br />

Heißtauchen der Trauben bewirkte eine Verlängerung des Lagerzeitraums um eine<br />

Woche.<br />

Des Weiteren fand ein Tastversuch mit X-tend-MA/MH Folienbeuteln statt. Trauben<br />

der Sorte Pölöskei Muskataly wurden in diesen Beuteln jeweils bei + 1 °C und - 1 °C<br />

eingelagert.<br />

Die Trauben können bei - 1 °C fünf bis sechs Wochen gelagert werden. Eine<br />

Messung der Atmosphäre ergab einen CO2-Gehalt von 12,5 % und einen O2-Gehalt<br />

von 7,5 %. Bei + 1 °C waren die Trauben in den Beuteln zwei bis drei Wochen<br />

lagerfähig. Hier konnte sich ein CO2-Gehalt von 11,1 % und ein O2-Gehalt von<br />

10,1 % im Beutel entwickeln.


70<br />

4.3.3 Anbausysteme und Kulturführung im ökologischen<br />

Erdbeer- und Strauchbeerenanbau zur Erhöhung<br />

der Bestandssicherheit (inklusive Strategien<br />

gegen Verunkrautung)<br />

4.3.3.1 Sortenabhängige Optimierung der Kulturmaßnahme<br />

2 x Abmulchen bei Erdbeeren<br />

Die Anlage des Versuches erfolgte im Sommer 2007 mit der mittelfrühreifenden<br />

Sorte Vima Zanta auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb in Ilsfeld-Wüsten-<br />

hausen. Neben dem betriebsüblichen Abmulchtermin nach der Ernte wurden zusätz-<br />

lich zwei Varianten mit unterschiedlichen Schnittterminen im September eingerichtet.<br />

Im Jahr 2008 konnte ein positiver Effekt des zweimaligen Abmulchens beobachtet<br />

werden. Der Befall mit Blattkrankheiten wurde reduziert, und eine Verbesserung der<br />

Fruchtgröße war erkennbar. Im Durchschnitt wurden in allen drei Varianten<br />

500 g/Pflanze vermarktungsfähiger Ware geerntet. Der Anteil der Ausfallfrüchte war<br />

mit 150 - 200 g/Pflanze in diesem Jahr gering. Durch die zusätzliche Schnittmaßnahme<br />

im September konnte der Ausfall um ein Drittel reduziert werden. Als beste<br />

Variante in Bezug auf Wuchs, Weißfleckenbefall und Ertrag ging in 2008 die Variante<br />

2 x Abmulchen - 2. Termin (Mitte September) hervor.<br />

4.3.3.2 Prüfung neuer Sorten für den ökologischen Erdbeeranbau<br />

Im Jahr 2008 erfolgte die Bewertung der im Sommer 2007 auf der ökologischen<br />

Teilfläche des Staatlichen Obstversuchsgutes Heuchlingen gepflanzten Erdbeer-<br />

sorten. Hauptaugenmerk lag hierbei auf einem guten Geschmack in Kombination mit<br />

geringer Anfälligkeit für Wurzelkrankheiten, Fruchtbotrytis und Blattkrankheiten.<br />

Nach dem ersten Erntejahr ging Sonata als überzeugendste Sorte hervor. Die<br />

Pflanzen hatten einen kräftigen Wuchs und zeigten bisher keine Symptome von<br />

Blattkrankheiten. Sonata hatte in diesem Versuch mit 11 t/ha den höchsten vermarktungsfähigen<br />

Ertrag. Zudem erzielte diese Sorte die besten Ergebnisse bezüglich<br />

Fruchtfarbe, -größe und Geschmack bei einer Sortenverkostung im Juni 2008. Ebenfalls<br />

interessante Sorten waren in diesem Jahr Vima Zanta und Berneck 1. Sie hatten<br />

einen aufrechten, lockeren Wuchs, zeigten bislang keinerlei Krankheitssymptome<br />

und erreichten vermarktungsfähige Erträge von 7 - 8 t/ha. Als Nachteil ist bei der


71<br />

Sorte Berneck 1 die hohe Druckempfindlichkeit der Früchte zu nennen. Die Sorten<br />

Aroma Auslese und Mieze Nova sind als Liebhabersorten zu bezeichnen. Sie<br />

zeichnen sich durch ein süßes Erdbeeraroma und eine dunkelrot glänzende<br />

Fruchtfarbe aus. Von Nachteil sind hier allerdings die zu kleine Fruchtgröße und der<br />

geringe Ertrag.<br />

4.3.3.3 Bewertung verschiedener Anbausysteme und<br />

Schnittverfahren bei Himbeeren<br />

In diesem Versuch werden bei den Sorten Tulameen und Meeker die Anbausysteme<br />

Dammanbau + Kompost, Dammanbau + Kompost + PE-Folie, Normalkultur +<br />

Kompost sowie Normalkultur ohne Kompost geprüft. Jeweils die Hälfte der Pflanzen<br />

ist für das sortenspezifische Rutenmanagement vorgesehen. Bei der Sorte Tulameen<br />

erfolgte Mitte Mai ein Zapfenschnitt mittelstarker Jungruten auf circa 2 - 3 Augen in<br />

Kombination mit einem bodennahen Rückschnitt sehr kräftiger Ruten. Die Jungruten<br />

der Sorte Meeker wurden Anfang Mai einmalig bodennah zurückgeschnitten. Im Jahr<br />

2008 wurden zudem verschiedene Pflanzenbehandlungsmittel eingesetzt, um den<br />

Befall mit Rutenkrankheiten zu reduzieren. Getestet wurden die Mittel Yucca Saponin<br />

(2 l/ha), Lentus (6 l/ha) und Funguran (3,3 kg/ha).<br />

Im Vergleich zum Vorjahr konnten gute Gesamterträge erzielt werden. Dammanbau<br />

und Schnittmaßnahme sorgten bei der Sorte Tulameen für eine leichte Reduzierung<br />

des Botrytisbefalls. Als beste Variante ging bei Tulameen erneut Damm + Kompost +<br />

Folie - Schnitt hervor, hinzu kam in 2008 die Variante Normalkultur + Kompost -<br />

Kontrolle. Beide erreichten vermarktungsfähige Erträge zwischen 100 - 120 g/Rute.<br />

Bei der Sorte Meeker reduzierte der einmalige Rückschnitt der Jungruten in allen<br />

Varianten den Botrytisbefall der Früchte. Die beste Variante war in diesem Jahr<br />

Damm + Kompost - Schnitt mit einem vermarktungsfähigen Ertrag von 210 g/Rute.<br />

Das Entfernen des ersten Jungrutenaufwuchses sorgte bei der Sorte Meeker für<br />

einen lockeren und luftigen Bestand. Der Befall mit Rutenkrankheiten konnte leicht<br />

reduziert werden. Der Zapfenschnitt bei der Sorte Tulameen erbrachte keine<br />

Erhöhung der Rutenzahl, eine Reduzierung von Rutenkrankheiten wurde nicht<br />

beobachtet. Während der Neuaustrieb weniger befallen war, zeigte der Zapfen starke<br />

Risse und Krankheitssymptome. In diesem Jahr konnten noch keine aussagekräftigen<br />

Ergebnisse zur Wirkung der eingesetzten Pflanzenbehandlungsmittel erzielt


72<br />

werden. Der Krankheitsbefall lag auch in 2008 sehr hoch, und zwischen den<br />

Anbausystemen beider Sorten konnten nur geringe Unterschiede in der Anfälligkeit<br />

für Rutenkrankheiten festgestellt werden.<br />

4.3.3.4 Prüfung unterschiedlicher Pflanzenbehandlungsmittel<br />

zur Regulierung des Amerikanischen<br />

Stachelbeermehltaus an Stachelbeeren<br />

Der Versuch wurde 2008 auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb in Stuttgart-<br />

Fellbach mit der stark mehltauanfälligen Sorte Tixia fortgeführt. Neben der Kontrolle<br />

wurden drei Spritzvarianten eingerichtet: Netzschwefel (2 kg/ha), Bio-S (10 l/ha) und<br />

eine Kombination aus Fenchelöl (3 l/ha) und Steinhauers Mehltauschreck (2 kg/ha).<br />

Die Applikation der einzelnen Mittel erfolgte von April bis Juni im Abstand von<br />

7 - 10 Tagen.<br />

Im Jahr 2008 konnten aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden. Die angelegten<br />

Varianten erreichten positive Wirkungen auf den Frucht- und Blattbefall. Mit einem<br />

Fruchtbefall von 35 % setzte sich in diesem Jahr erneut Fenchelöl + Steinhauers<br />

Mehltauschreck als beste Variante durch. Sie erzielte einen Gesamtertrag von<br />

1 kg/Strauch mit einem vermarktungsfähigen Anteil von 0,5 kg/Strauch. Das in 2008<br />

erstmals getestete Pflanzenstärkungsmittel Bio-S zeigte einen mittelmäßigen Effekt.<br />

Frucht- und Blattbefall konnten durch den vorbeugenden Einsatz des Mittels nur<br />

teilweise reduziert werden. Insgesamt lag der vermarktungsfähige Strauchertrag in<br />

diesem Jahr sehr niedrig, hervorgerufen durch einen allgemein geringen Behang und<br />

den hohen Mehltaudruck in den Monaten Mai und Juni. Optimale Witterungsbedingungen<br />

und das Erziehungssystem (Strauch) begünstigten das Auftreten<br />

Echter Mehltaupilze.<br />

4.3.3.5 Prüfung unterschiedlicher Pflanzenbehandlungsmittel<br />

zur Regulierung des Falschen Mehltaus bei<br />

Brombeeren<br />

Im Frühjahr 2008 wurde der Exaktversuch mit der stark mehltauanfälligen Sorte Loch<br />

Ness auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb in Vaihingen/Enz angelegt.<br />

Neben der Kontrolle wurden drei Spritzvarianten eingerichtet: Funguran (3,3 kg/ha),<br />

Mycosin-Vin (5 kg/ha) und Lentus (6 l/ha). Die einzelnen Spritzungen erfolgten von


73<br />

April bis Juni im Abstand von 7 - 10 Tagen. Die Kupferbehandlung wurde einmal vor<br />

Blüte und einmal nach Ernte durchgeführt.<br />

Eine Aussage über einen positiven Mehltau-Effekt der eingesetzten Pflanzenbehandlungsmittel<br />

konnte in diesem Jahr nicht gemacht werden. Bei der<br />

Untersuchung von Blättern, Früchten und Trieben wurden keine eindeutigen<br />

Symptome des Falschen Mehltaus diagnostiziert. Dennoch aufgetretene Symptome,<br />

die häufig als Falscher Mehltau bezeichnet wurden, konnten anderen Schaderregern<br />

zugeordnet werden. Einige Schadbilder wurden von der Beeren-Blattzikade und der<br />

Brombeer-Blattzikade hervorgerufen. Bei anderen Symptomen handelte es sich um<br />

einen Ruten- und Blattbefall mit der Brennfleckenkrankheit.

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