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Offener Brief aus dem Knast Sommer 2010<br />

Die Justizvollzugsanstalt Wien Josefstadt (und vermutlich auch vergleichbare Institutionen)<br />

ist voll von, der österreichische Staat würde sagen, nicht Österreicher_innen oder<br />

Ausländer_innen, wir würden sie eher als politisch Verfolgte und rassistisch Unterdrückte<br />

bezeichnen. Menschen, die in der elitären Gesellschaft Wiens / Österreichs / Europas<br />

nicht erwünscht sind. Die falsche Staatsbürger_innenschaft, zu wenig Kapital um der<br />

Wirtschaft nützlich zu sein, falsche Interessen, zu viel Karlsplatz.<br />

Drogensucht ist anscheinend noch immer allein von den Betroffenen zu verantworten,<br />

(Selbst-)Vorwürfe und Verzweiflung werden hinter Gittern noch verstärkt.<br />

Die letzte Hoffnung hängt an den Gutachter_innen die zwischen Therapie und Strafe<br />

- somit über die Zukunft der Angeklagten - entscheiden.<br />

Selbst „Schuld“ hier zu landen sind auch illegalisierte Österreicher_innen (Menschen, die<br />

in Österreich leben), deren Mangel an legalen Papieren sie zu Leben in Zwischenwelten<br />

zwingt. Sie können keiner legalen Lohnarbeit nachgehen, somit sind sie zu kriminalisierter<br />

Arbeit gezwungen.<br />

Diese Tatsache löst einen Kreislauf aus - Zwangskriminalisierung - Haftstrafen - Verlust des<br />

Aufenthaltstitels - Abschiebung und endet oft im Überlebenskampf und/oder politischer<br />

Verfolgung in Gebieten die kontinuierlich vom kapitalistischen Europa und Nordamerika<br />

ausgebeutet wurden und werden.<br />

Im Gefängnis sind wir aber alle gleich (illegalisierte Personen, sowie legalisierte Personen)<br />

wir sind nur Nummern, kriminelle Objekte die wie Mastvieh verwaltet werden. Fast alle<br />

zu einem selbstbestimmten Dasein nötigen Freiheiten werden uns genommen. Wir sind<br />

angewiesen auf die Solidarität zwischen unseren Gefangenenkolleg_innen, sehr oft aber<br />

noch mehr auf die Unterstützung von „draussen“, wodurch Ungleichheiten auch innerhalb<br />

der Gefängnisse wieder bestätigt werden und durch z.B. die Vertretung vor Gericht<br />

festgeschrieben werden.<br />

Wie es zu einem Urteil kommt, ist eine lange Geschichte (Äußerungen darüber können<br />

strafrechtlich verfolgt werden).<br />

Trotz Dolmetscher_innen bei den Haftprüfungsverhandlungen bleiben Anklageschriften<br />

oftmals unübersetzt und die Möglichkeit auf deren Übersetzung werden nicht vermittelt.<br />

Die Situation der nicht gut deutsch sprechenden Gefangenen bleibt für sie untransparent,<br />

somit ist der Willkür der Justiz freien Lauf gelassen.<br />

Teilweise vorgefertigte Beschlüsse von Haftprüfungsverhandlungen lassen vermuten,<br />

dass die Verhandlungen eine Farce sind.<br />

Medizinische Behandlungen haben neben den üblichen Mitteln noch andere Gesichter<br />

wie Ignoranz, Aberkennung von Krankheit/Unwohlsein, vertauschten Medikamenten,<br />

überdosierten Substitutionsmitteln und viel Warten, bevorzugt in Räumen ohne Luftzufuhr.<br />

Das Ernährung zum Gesundheitszustand beiträgt ist hier nicht bekannt.<br />

2010 gab es in der JVA Josefstadt bis Mitte Juli vier Selbstmorde. Die verantwortungslose<br />

Praxis der Justizbeamtinnen trägt oft rassistische Züge und verschärft die bereits<br />

schwierige Situation der Gefangenen.<br />

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