Ausgabe 2013 - PSO-Austria
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4<br />
Geschichte<br />
Historische Irrwege<br />
der Psoriasis<br />
Von Lepra und Storchenfett zur<br />
modernen Therapie<br />
Die Geschichte der Psoriasis ist voller kurioser Irrwege und bizarrer Erzählungen, die uns heute nur<br />
den Kopf schütteln lassen. Erste Aufzeichnungen, die auf Psoriasis als die „unreine“ Erkrankung<br />
hindeuten, findet man bereits im Alten Testament. Auch der Weg zur heutigen modernen Therapie<br />
war lang und steinig: Brech- und Abführmittel sollten die „schwarzgalligen Säfte“ ausleiten, an Wallfahrtsorten<br />
wurden „Schluckbilder“ angepriesen. Auch die wiederkehrende Vergiftung mit Quecksilber<br />
war eine bis ins 19. Jahrhundert beliebte „Therapie“. Hier einige Highlights aus der absonderlichen<br />
Vergangenheit der Psoriasis – und ein Ausblick zu neuen Errungenschaften.<br />
Aussatz, Lepra, Psora: Rein oder unrein?<br />
Aussatz, Lepra, Psora, Leuke, Lichen, Pustulae… Hinter<br />
diesen Namen finden sich seit dem Alten Testament<br />
und der griechisch-römischen Antike sehr unterschiedliche<br />
Krankheitsbilder, die mit Hautveränderungen einher<br />
gingen. Eine klare Abgrenzung zueinander gab es nicht<br />
– damit wurde auch die Psoriasis als ansteckend betrachtet.<br />
Die Suche nach den<br />
Sind es die falschen<br />
Körpersäfte? Ist es die<br />
„Unreinheit“? Ist es eine<br />
Prüfung Gottes oder<br />
die Strafe für exzessive<br />
fleischliche Begierde?<br />
Ursachen der Krankheit<br />
war von den Glaubenssätzen<br />
früherer Jahrhunderte<br />
geleitet: Sind es die<br />
falschen Körpersäfte? Ist<br />
es die „Unreinheit“? Ist<br />
es eine Prüfung Gottes<br />
oder die Strafe für exzessive<br />
fleischliche Begierde?<br />
Auch die Kirche war<br />
maßgeblich an der Diagnostik beteiligt. Der „diagnostische<br />
Spruch“, die Antwort auf die Frage „Rein oder<br />
unrein?“ (ansteckend oder nicht?) war also für alle Betroffenen<br />
von immenser Bedeutung. Denn die Angst der<br />
Mitmenschen musste dazu führen, dass die „Unreinen“<br />
ausgegrenzt wurden. Auch Menschen mit Psoriasis wurden<br />
daher gemeinsam mit Leprakranken vor die Tore der<br />
Stadt verbannt.<br />
von Dr. Andrea Hasner<br />
Psoriasis: „Weiße Schuppen in der Größe eines Silberpfennings“<br />
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb das Bild der<br />
Psoriasis extrem diffus. Erst mit der sogenannten Effloreszenzenlehre,<br />
die die Hautkrankheiten nach der Art<br />
der „Hautblüten“ unterteilte, wurde die Abgrenzung genauer.<br />
Der englische Arzt Robert Willan beschrieb das<br />
Erscheinungsbild der Psoriasis<br />
mit „dünnen weißen Schuppen“,<br />
in „der Größe eines Silberpfennigs“,<br />
„mit trockenen Schuppen<br />
bedeckt und mit einem roten<br />
Rande umgeben“. Der von ihm<br />
gewählte Name „Lepra vulgaris“<br />
war jedoch weniger hilfreich, er<br />
beschrieb vielmehr erneut die<br />
Nähe zur Lepra! Erst der Österreicher<br />
Ferdinand von Hebra definierte<br />
1860 die Psoriasis als eigenes Krankheitsbild und<br />
grenzte sie von anderen Erkrankungen – allen voran der<br />
Lepra – klar ab.<br />
Therapie und Medizin: Heiligenbilder zum Runterschlucken<br />
…<br />
Bis zum Zeitpunkt der richtigen Klassifikation der Psoriasis<br />
blieb auch die Therapie dem Zufall und dem Zeit-