Ausgabe 2013 - PSO-Austria
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© Leo Pharma Gesellschaft m.b.H.<br />
geist überlassen. Wer die Krankheit als Gottesstrafe<br />
begriff, für den standen Gebet und Buße ganz oben auf<br />
der therapeutischen Agenda. In Wallfahrtsorten wurden<br />
so genannte „Schluckbilder“ zum Verkauf geboten, kleine<br />
Zettel mit dem Bild eines Heiligen, die vom 18. bis<br />
ins 20. Jahrhundert als religiöse Volksmedizin verwendet<br />
wurden. Der Gläubige maß<br />
den Schluckbildern übernatürliche<br />
Heilkräfte zu, die er durch<br />
das Verspeisen der Zettelchen in<br />
sich aufnahm.<br />
… Pflanzensäfte zum Erbrechen<br />
Das Krankheitskonzept der sogenannten<br />
Viersäftelehre war<br />
bis ins 19. Jahrhundert hinein<br />
weitgehend akzeptiert. Demzufolge drohten Krankheiten<br />
immer dann, wenn die Körpersäfte – Blut, Schleim,<br />
schwarze und gelbe Galle – aus dem Gleichgewicht geraten<br />
waren: Die Psora entstehe demnach aus „schwarzgalligen<br />
Säften“ heißt es etwa bei Hippokrates. Abführ-<br />
und Brechmittel aus unterschiedlichen Pfanzenextrakten<br />
sollten diese aus dem Körper schaffen.<br />
Mittelalterliche Hexenküche: Storchenfett & Schwefel<br />
Auch die berühmte „Hildegard von Bingen“ leistete als<br />
christliche Mystikerin und Heilerin ihren Rezept-Beitrag<br />
zur Heilung: Zerkleinerter Schwalbenkot und Klettenkraut,<br />
das mit Storchen-, Geierfett und Schwefel zu einer<br />
Salbe verarbeitet wurde. Durch die Wärme des Schwefels,<br />
des Schwalbenkots und des Storchenfetts soll der<br />
„Aussatz-Stoff“ aufgelöst, von der kalten Materie der<br />
Klette zerfressen und durch die Fette herausgelöst werden.<br />
Andere Hausrezepte<br />
Der Gläubige maß den<br />
Schluckbildern übernatürliche<br />
Heilkräfte zu,<br />
die er durch das Verspeisen<br />
der Zettelchen<br />
in sich aufnahm.<br />
Geschichte<br />
Psoriosis, ist eine truckene, juckende<br />
Krätze an dem Hodensacke,<br />
welche offtmals zu eytern anfänget;<br />
wird wie die Krätze curiret<br />
Aus Johann Heinrich Zedler „Grosses vollständigs Universallexicon<br />
aller Wissenschaften und Künste“ (1731-1754)<br />
loben ein „Sälblein“ aus<br />
„Jungfrau-Milch … Limonen-Safft,<br />
Bleyweiß in Rosen-Wasser<br />
gewaschen,<br />
Goldglätt in Eßig gewaschen<br />
und Eyer-Oehl“.<br />
Quecksilbervergiftung<br />
als „Heilmethode“<br />
Im 16. Jahrhundert setzte<br />
die Medizin auf die Wirkung von Metallen und Mineralien.<br />
Um die Körpersäfte in Bewegung zu bringen, wurde<br />
Quecksilber-Salbe und danach Quecksilber-Chlorid-Pillen<br />
verabreicht. „Am dritten Tage traten die ersten Erscheinungen<br />
einer Quecksilbervergiftung auf, aber der Arzt<br />
setzte die Behandlung fort und stellte zufrieden fest, dass<br />
bald ein starker Brechreiz einsetzte“. Als die geschwächte<br />
Patientin auch nach einigen weiteren Versuchen nicht<br />
geheilt war, brach der Arzt die Prozedur ab und stellte enttäuscht<br />
fest: „Die Krankheit sprießt weiterhin und zeigt<br />
ihre unnachgiebige Natur“.<br />
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