G. Lämmermann Die Konfirmation - ein familien- und ...
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gestaltende Wirklichkeit geworden. Das kann man als Moment<br />
der konkreten Tauferinnerung verstehen. Nicht im Sinne<br />
<strong>ein</strong>es kognitiven Rückerinnerns - diese lehnte Neidhart zu<br />
Recht ab. Wohl aber im Sinne <strong>ein</strong>er selbstgewissen<br />
Neubesinnung an den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> die Aufgabe, die durch die<br />
Taufe dem <strong>ein</strong>zelnen “vorausgesetzt” wurden. <strong>Die</strong><br />
<strong>Konfirmation</strong> ist so - als Akt der Jugendlichen - deren<br />
Identitätsversicherung <strong>und</strong> -repräsentation. Daraus<br />
folgert, daß die gottesdienstliche Liturgie dieses Moment<br />
der Selbstdarstellung ausreichend umfassen müßte.<br />
Konfirmanden zu Statisten oder Stichwortgebern zu<br />
degradieren, die Gottesdienste selbst aber auf die<br />
PfarrerInnen als LeiterInnen hin zu strukturieren, würde<br />
dieser Einsicht widersprechen. Wenn man so will kann man<br />
sagen: die KonfirmandInnen müßten stärker als üblich zu<br />
KonfirmantInnen werden können.<br />
Angesichts der Ambivalenzen, die den Prozeß des<br />
Subjekts<strong>ein</strong>s <strong>und</strong> Subjektwerdens bestimmen, ergibt sich<br />
<strong>ein</strong>e zweite Aufgabe des Konfirmandengottesdienstes. Das<br />
liturgische Wesen <strong>ein</strong>er biographisch verstandenen<br />
<strong>Konfirmation</strong> liegt m.E. im Segen: “Schutz <strong>und</strong> Schirm”.<br />
Das kann allerdings - falsch verstanden - auf den Irrweg<br />
<strong>ein</strong>er sakramentalen Mißdeutung führen. Richtig verstanden<br />
wäre es Unterstützung der Lebensaufgabe im Sinne <strong>ein</strong>er<br />
Segnung als fürbittendes Handeln. Beide Momente machen<br />
die <strong>Konfirmation</strong> zu <strong>ein</strong>er Einsegnung in konkrete<br />
Subjekthaftigkeit. Im Zentrum der <strong>Konfirmation</strong> stehen die<br />
KonfirmandInnen. <strong>Die</strong> Botschaft des Ritus ist der vorbehaltlose<br />
Respekt vor dem Jugendlichen als eigener<br />
Person. Darin sehe ich die Konvergenz zwischen der theologischen <strong>und</strong> der nichttheologischen<br />
Liturgie der <strong>Konfirmation</strong>. Weil Gottes Segen nun aber<br />
vorbehaltlos gilt, treten alle “objektiven” Ansprüche,<br />
wie Prüfung, Gelöbnis, Abendmahlszulassung usw. zurück. N.<br />
Luhmann hat die Kirchen davor gewarnt weiterzufahren, <strong>ein</strong>e<br />
Sondersemantik zu entwickeln <strong>und</strong> sich stärker an die<br />
gesellschaftlich vorgegebene Semantik zu halten. Deshalb<br />
würde ich abschließend behaupten: Entweder wird die <strong>Konfirmation</strong> als Liturgie des<br />
wirklichen Lebens verstanden <strong>und</strong> gefeiert oder sie wird <strong>ein</strong>e Liturgie ohne Leben<br />
werden.