Entstehung - BewegungPlus
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38<br />
1959<br />
1927<br />
1959: Mit<br />
Trachten und<br />
Blumenkörbchen<br />
ans<br />
Dorffest in<br />
Signau:<br />
Käthi (oder<br />
Käthe, wenns<br />
ernst wurde)<br />
als Schülerin<br />
zwischen<br />
Peter und<br />
Rosmarie<br />
KOSTPROBEN URCHRISTLICHEN LEBENS<br />
Kindheitserinnerungen<br />
Kinder sind meist ungefragt Teil von Ereignissen. Katharina Murri ist Enkelin von Wüthrichs, der<br />
Hasli-Bauern in Signau, die 1936 Befreiung erlebt hatten (wir berichteten) und zur Gastgeberfamilie<br />
der «Stube-Versammlige im Burehuus» wurden. Katharina berichtet aus der Kinderperspektive.<br />
Nebst dem Jahrmarkt war im<br />
schmucken Bauerndorf Signau<br />
im Emmental das Schulfest für alle ein<br />
Höhepunkt. Wir Kinder probten eifrig<br />
unsere vierstimmigen Lieder, die nach<br />
dem Umzug in der Kirche vorgetragen<br />
wurden. An den Berner Sonntagstrachten<br />
der Mädchen aus gutsituierten<br />
Häusern prangte viel Silber. Es gab<br />
Blumenkörbe, Fahnenschwingen, Blasmusik,<br />
Turnvereinvorführungen etc.<br />
Nach dem Kirchenbesuch und dem<br />
Genuss von Weggli und Würstli im<br />
Hotel Bären lud die Tanzmusik zu<br />
einem Ständchen ein.<br />
Das durfte nicht sein. So wurden wir<br />
vier Kinder vom Hasli jeweils rechtzeitig<br />
von unseren Eltern per Landrover<br />
für eine Fahrt ins Blaue abgeholt,<br />
wo uns überdeutlich klar gemacht<br />
wurde: «Tanzen ist Sünde!»<br />
Für einige meiner Mitschüler war ich<br />
ein «Stündelibock» (obwohl unsere<br />
Gottesdienste viel länger dauerten).<br />
Man hörte Schauergeschichten, wo-<br />
«Für einige meiner Mitschüler<br />
war ich ein ‹Stündelibock›.»<br />
nach im Hasli die Leute an einem Seil<br />
in ein Taufbecken hinuntergelassen<br />
und dann allerdings auch wieder heraufgezogen<br />
würden – und zwar Erwachsene!<br />
Es lag auf der Hand, den «Gschpänli»,<br />
die solches verbreiteten, ab sofort<br />
das Abschreiben von Rechnungsresultaten<br />
zu untersagen, was jeweils<br />
sofort zum Einlenken verhalf.<br />
Geistlicher Aufwind<br />
Mit Erstaunen folgte ich den Erzählungen<br />
meiner Mutter: «Dein Grossvater,<br />
Hans Wüthrich, wurde von<br />
Lungenkrebs geheilt. Als Dank stellte<br />
er sein Haus und später das Stöckli<br />
für Versammlungen zur Verfügung.<br />
Hans verliess die Methodistische Kirche<br />
und schloss sich der neuen Gruppe<br />
von Pfarrer Drollinger und Johann<br />
Widmer an.<br />
Die Gebetsstunden dauerten oft bis<br />
zum Morgengrauen, und mein Grossvater<br />
wechselte dann direkt in den<br />
Stall. Niemand konnte die Versamm-<br />
«Wir entdeckten neue Liebespärchen<br />
oder musterten unbekannte<br />
Neulinge und bestaunten<br />
die verrücktesten<br />
Modekleider der ‹Städter›.»<br />
lungen besuchen, ohne dass vorher<br />
alle Sünden abgelegt wurden. Während<br />
den Versammlungen kam durch<br />
Prophetie alles ans Licht. Später sah<br />
Greti Willenegger in einer Vision das<br />
Land unterhalb des Stöckli mit einem<br />
grossen Zelt versehen, und viele Leute<br />
strömten zum Gottesdienst ...»<br />
Konferenzen und Lager – Abenteuer<br />
rund ums Bauernhaus<br />
Ich erlebte die grossen Konferenzen<br />
im Hasli während meiner Kinder- und<br />
Jugendzeit. Gut getarnt im Heu und<br />
hinter den grossen Balken des Bauernhauses<br />
beobachteten wir Kinder<br />
das Treiben während diesen Anlässen.<br />
Wir entdeckten immer einige neue<br />
Liebespärchen oder musterten unbekannte<br />
Neulinge und bestaunten die<br />
verrücktesten Modekleider der «Städter»<br />
in vielen Variationen. Besonders<br />
aufgefallen ist uns auch ein Bub in<br />
kurzen braunen Latzlederhosen mit<br />
gekreuzten Trägern und weissem<br />
Hemd – ein kleiner Wilhelm Tell. Spä-