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Nr. 40/41 128. Jahrgang 07.10.2011 - Schweizerischer ...

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7. oKToBER 2011<br />

AZA 3001 Bern<br />

APPELL DES Sgv-PRÄSIDENTEN –Nationalrat Bruno Zuppiger ruft zur Wahl eines KMU-freundlichen<br />

Parlaments am 23. Oktober auf.<br />

Wählen und Weichen stellen<br />

Geschätzte Gewerbetreibende<br />

Erlauben Sie mir vorerst am Schluss<br />

dieser Amtsperiode ein Wort des<br />

Dankes. Ein herzliches Dankeschön<br />

gilt allen, welche sich in der Vergangenheit<br />

zum Wohle unseres Landes<br />

und Volkes – und vor allem zugunsten<br />

eines starken Wirtschaftsstandorts<br />

Schweiz – eingesetzt haben. Meine<br />

grosse Anerkennung gehört insbesondere<br />

sechs Politikern, die sich<br />

während vieler Jahre für die Anliegen<br />

der KMU­Wirtschaft engagiert<br />

haben. Es sind dies Ständerat Rolf<br />

Büttiker (SO) sowie die Nationalräte<br />

Edi Engelberger (NW), Pierre Triponez<br />

(BE), Werner Messmer (TG),<br />

Hans­Rudolf Gysin (BL) und Turi<br />

Löpfe (AI). Ihr Einsatz für Gewerbe<br />

und KMU­Wirtschaft soll uns stets<br />

Vorbild sein!<br />

gewichtige Fragen<br />

Wenn wir nun in zwei Wochen unser<br />

Parlament neu wählen, stellen wir<br />

gleichsam auch die Weichen für die<br />

Zukunft unseres Landes – auch für<br />

eine möglichst freie und unabhängige<br />

KMU­Wirtschaft in der Schweiz.<br />

Denn es stehen für die nächsten Jahre<br />

einige gewichtige Fragen an:<br />

n Wie entwickelt sich die Wirtschaft<br />

angesichts des harten Frankenkurses?<br />

n Mögen die exportorientierten Unternehmungen<br />

und die vielen kleinen<br />

und mittleren Zulieferfirmen im harten<br />

Konkurrenzwettbewerb aus dem<br />

Ausland bestehen?<br />

n Was geschieht mit der Tourismusbranche?<br />

n Wie entwickelt sich die Binnenwirtschaft?<br />

Alles Fragen, welche uns in nächster<br />

Zeit beschäftigen werden. Und der<br />

Staat und die Politik wollen immer<br />

mehr dreinreden, sich immer mehr<br />

«Das nächste Parlament muss Antworten auf wichtige Fragen geben»:<br />

sgv-Präsident Bruno Zuppiger.<br />

in unternehmerische Abläufe einmischen.<br />

Das wollen wir nicht! Gerade<br />

das Gewerbe muss möglichst verschont<br />

bleiben von unsäglichen und<br />

behindernden Vorschriften und Regulierungen.<br />

Zweitens denke ich an die künftige<br />

Energie und Klimapolitik für unser<br />

Land. Die Schweiz muss auch in<br />

Zukunft zu jenen Ländern gehören,<br />

welche eine möglichst unabhängige,<br />

sichere und kostengünstige<br />

Energieversorgung sicherstellen<br />

kann. Wir wollen hier auch in Zukunft<br />

zu den Spitzenländern Europas<br />

gehören.<br />

Anreize statt Behinderung<br />

Darum braucht es nicht in erster Linie<br />

eine Politik der Verbote und der<br />

Behinderung, sondern viel mehr Innovation<br />

und Anreizsysteme bezüglich<br />

Energieeffizienz auf der einen,<br />

aber auch bezüglich Förderung der<br />

neuen Technologien auf der anderen<br />

Seite. Das neue Parlament wird<br />

gefordert sein, für unser Land, für<br />

unsere Wirtschaft und für unsere<br />

Bevölkerung die richtigen Entscheide<br />

zu fällen und künftige Technologien<br />

nicht bereits im Voraus zu verhindern.<br />

Der dritte grossen «Bauplatz» der<br />

Zukunft ist die Ausländerfrage. Auch<br />

wenn für den sgv klar ist, dass die<br />

Personenfreizügigkeit für unser Land<br />

viele Vorteile gebracht hat, dürfen<br />

wir nicht übersehen, dass mit der<br />

Einwanderung der letzten Jahre für<br />

unsere Schweiz auch Probleme entstehen.<br />

Daher muss eine vernünftige,<br />

vorausschauende Politik dafür<br />

sorgen, dass mit der willkommenen<br />

Zuwanderung der für die Schweizer<br />

Wirtschaft nötigen Fachkräfte nicht<br />

gleichzeitig eine Politik der «offenen<br />

Scheunentore» betrieben wird. Das<br />

nächste Parlament muss Lösungen<br />

finden, wie Ausländer rasch zu integrieren<br />

sind und wie wir genügend<br />

Wohnraum sowie Infrastrukturanlagen<br />

bereitstellen können.<br />

Wenn diese Fragen möglichst im Sinne<br />

der KMU­Wirtschaft unseres Landes<br />

gelöst werden sollen, brauchen<br />

wir eine starke gewerbliche Vertretung<br />

in den beiden Kammern des<br />

Parlaments. Ich empfehle Ihnen deshalb:<br />

Gehen Sie unbedingt an die<br />

Urne und schicken Sie Ihre kantonalen<br />

Gewerbevertreterinnen und ­vertreter<br />

nach Bern!<br />

KRANKENKASSENBEITRÄgE – Der sgv will sich mit aller Kraft gegen die vom Bundesrat geplanten<br />

Nachzahlungen wehren.<br />

Strafprämien wegen Behördenpfusch?<br />

Sämtliche Prämien in der sozialen<br />

Krankenversicherung sind Jahr für<br />

Jahr vom Bundesamt für Gesundheit<br />

zu genehmigen. Als Versicherter sollte<br />

man sich damit darauf verlassen<br />

können, dass man korrekte Prämien<br />

bezahlt und vor weiteren Verpflichtungen<br />

oder Nachforderungen verschont<br />

bleibt.<br />

Weit gefehlt! Gemäss Bundesrat sollen<br />

die Versicherten in 14 Kantonen<br />

bis zu sechs Jahre lang gezwungen<br />

werden, zusätzlich zu den stetig steigenden<br />

Krankenkassenprämien nun<br />

auch noch Sonderprämien zu bezahlen.<br />

Diese Mittel sollen in den übrigen<br />

Kantonen verteilt werden. Be­<br />

gründet wird dieses Vorhaben damit,<br />

dass die gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Reserven der Kassen je nach Kanton<br />

unterschiedlich stark gebildet wurden.<br />

Dies soll nun auf 15 Jahre zurückkorrigiert<br />

werden.<br />

«Bund soll bezahlen»<br />

«Wir lehnen dieses dreiste Ansinnen<br />

dezidiert ab», sagt sgv­Direktor Hans­<br />

Ulrich Bigler. «Trifft es tatsächlich zu,<br />

dass in der Vergangenheit nicht korrekte<br />

Prämien erhoben wurden, dann<br />

hat die zuständige Bewilligungsbehörde<br />

schlicht gepfuscht.» Für einen<br />

allfälligen Schaden habe der Bund<br />

und keinesfalls die Prämienzahlenden<br />

aufzukommen.<br />

Die vorgeschlagene Lösung hätte<br />

viele Ungerechtigkeiten zur Folge.<br />

Junge müssten mithelfen 15 Jahre<br />

alte Fehler auszubügeln. Gleich doppelt<br />

bestraft würden all jene, die im<br />

falschen Moment einen falschen<br />

Kantonswechsel vorgenommen haben.<br />

Mit dem vorgeschlagenen Prämienausgleich<br />

würde zudem ein gefährliches<br />

Präjudiz geschaffen. Auch<br />

bei anderen Sozialversicherungen<br />

könnte man auf die Idee kommen,<br />

kantonale Differenzen zu konstruieren<br />

und Rückforderungen zu stellen.<br />

So ist das Risiko, arbeitslos zu werden,<br />

in den beiden Appenzell wesentlich<br />

geringer als beispielsweise<br />

in der Waadt oder in Genf. Fordert<br />

sgv-Wahlempfehlungen<br />

für Gewerbekandidaten<br />

man nun von den Appenzellern<br />

zusätzliche Krankenkassenprämien<br />

ein, um mutmassliche Fehler rückwirkend<br />

zu korrigieren, könnten diese<br />

in der Arbeitslosenversicherung<br />

mit der genau gleichen Begründung<br />

umgekehrte Kompensationen verlangen.<br />

«Das Chaos wäre perfekt»,<br />

meint der Gewerbedirektor. Der Bundesrat<br />

würde deshalb gut daran tun,<br />

den nachträglichen Prämien­Raubzug<br />

abzublasen. «Sonst müsste er<br />

konsequenterweise alle unsere Sozialwerke<br />

fundamental umbauen<br />

und überall zu risikogerechten Prämien<br />

übergehen.»<br />

Kurt Gfeller, Vizedirektor sgv<br />

BERUFLIchE voRSoRgE<br />

2. Säule wackelt<br />

Das Chaos auf den Finanzmärkten reisst Löcher<br />

in die Bilanzen der Schweizer Pensionskassen.<br />

Damit die Vorsorgeeinrichtungen beim heutigen<br />

Umwandlungssatz von 6,8 Prozent ihre Leistungsversprechen<br />

halten können, müssten sie<br />

eine Rendite von rund 4,5 Prozent erzielen.<br />

«Eine derartige Zielvorgabe ist zurzeit schlicht<br />

unrealistisch», bedauert sgv-Vizedirektor Kurt<br />

Gfeller. Er fordert eine rasche Anpassung der<br />

wichtigsten Systemparameter: «Der Mindestzinssatz<br />

und der Umwandlungssatz müssen gesenkt<br />

werden.» Gfeller möchte die Last allfälliger<br />

Sanierungen nicht nur den Jungen aufbürden:<br />

«Überall dort, wo die heutigen Rentner von<br />

ausserordentlichen Leistungsverbesserungen<br />

profitieren konnten, muss es möglich werden,<br />

diese im Sinne einer Opfersymmetrie in die<br />

Sanierungsmassnahmen einzubinden.»<br />

Lu<br />

INhALT<br />

<strong>Nr</strong> . <strong>40</strong> <strong>40</strong>/<br />

<strong>41</strong> – <strong>128.</strong><br />

<strong>Jahrgang</strong><br />

BERIchTE SEITEN 13 –15<br />

LEBENSmITTEL – Neue<br />

Verordnung bringt viele<br />

Schikanen und weitere<br />

Entmündigung. 7<br />

BERUFSBILDUNg – Wie<br />

Sebastian Ott bei den Pilatus-Werken<br />

zur Kunststofftechnologie<br />

kam. 16<br />

AUToTEST – Audi hat den<br />

unscheinbaren Kombi<br />

Avant zum echten Klassenwagen<br />

gemacht. 18<br />

Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 15 Internet: www.sgv-usam.ch – E-Mail: info@sgv-usam.ch Inserate: Telefon 031 387 22 11


2<br />

diese woche<br />

edi enGeLBerGer – Mit dem Nidwaldner FDP-Nationalrat und ehemaligen sgv-Präsidenten<br />

hat ein politisches Urgestein nach 16 Jahren die Berner Politbühne verlassen.<br />

«Draht zur Basis nie verlieren»<br />

Gewerbezeitung: Sie sind seit vier<br />

Jahrzehnten politisch aktiv. Edi<br />

Engelberger ohne Politik – das ist<br />

für viele kaum vorstellbar. Wie<br />

schwer fällt Ihnen der Abschied<br />

von Bundesbern?<br />

n edi engelberger: Eine gewisse Wehmut<br />

verspüre ich natürlich schon,<br />

wie könnte es anders sein? Ich hätte<br />

nicht so lange politisiert und wäre<br />

auch nicht so lange in Bern geblieben,<br />

wenn ich das alles nicht gern<br />

gemacht hätte. Diese Stadt und das<br />

Parlament sind mir ans Herz gewachsen.<br />

Ich habe immer mit viel Herzblut<br />

politisiert und meine beiden<br />

Lieblingsthemen bearbeitet: KMU<br />

und Sicherheit. Als Vertreter einer<br />

116-jährigen KMU und als Offizier<br />

mit über 1800 Diensttagen konnte ich<br />

nicht anders, als mich auch in diesen<br />

Themen zu engagieren. Ob beim Gewerbe<br />

oder besonders bei der Armee:<br />

Am wichtigsten waren mir immer die<br />

Menschen und ihre Arbeitsplätze.<br />

Nun aber bin ich bereit, zu gehen<br />

und die Politik aus der Ferne zu betrachten.<br />

«Auch die ÄLTere<br />

GenerATion soLL in<br />

Bern VerTreTen sein»<br />

Sie sassen von 1995 bis 2011 im<br />

Nationalrat: Haben Sie je ernsthaft<br />

erwogen, sich für eine fünfte<br />

Amtszeit zur Wahl zu stellen?<br />

n Nein. Schon 2007 war für mich klar,<br />

dass die nun zu Ende gehende Legislatur<br />

meine letzte sein würde. Die<br />

habe ich mit vollem Einsatz durchgezogen,<br />

und nun ist Schluss mit der<br />

aktiven Politik.<br />

Sie sind heute 71-jährig. Haben Sie<br />

Verständnis dafür, wenn jüngere<br />

Politiker sagen, Senioren würden<br />

ihrer politischen Karriere im Weg<br />

stehen?<br />

n Klar bin ich nicht mehr der Jüngste,<br />

aber ich fühle mich noch immer<br />

voller Energie. Natürlich weiss ich,<br />

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dass man den Jungen nicht ewig vor<br />

der Sonne stehen darf. Aber vergessen<br />

wir nicht: Ein Drittel der Schweizer<br />

Bevölkerung ist älter als 65. Ich<br />

finde, dass auch die ältere Generation<br />

einen Anspruch darauf hat, in<br />

«Bern» vertreten zu sein.<br />

Nidwalden hat einen einzigen<br />

Nationalrat: Was haben Sie in<br />

Ihrer <strong>40</strong>-jährigen Politkarriere<br />

gelernt, das Sie Ihrem Nachfolger<br />

mit auf den Weg geben möchten?<br />

n Ich bin im Alter von 32 Jahren in<br />

die Politik eingestiegen, wurde mit<br />

42 Regierungsrat und kam mit 55 in<br />

den Nationalrat. Während all der<br />

Jahre habe ich mich immer als ein<br />

Mann des Volkes verstanden. Sei es<br />

als Soldat oder als Politiker: Ich habe<br />

immer den Menschen zugehört.<br />

Nur so kann man verstehen, was die<br />

Leute bewegt und sich dann für sie<br />

einsetzen. Man darf den Draht zur<br />

Basis nie verlieren! Darum ging ich<br />

immer wieder gerne von Bern nach<br />

Hause; zurück zu jenen, die mich<br />

gewählt und etwas von mir erwartet<br />

haben. Man muss breit verankert<br />

bleiben und seine Netzwerke pflegen,<br />

wenn man in der Politik etwas<br />

erreichen will. Beharrlichkeit, eine<br />

gewisse Härte, aber auch Respekt<br />

vor dem politischen Gegner gehören<br />

ebenfalls zum Erfolg.<br />

Ein Händedruck<br />

zum Abschied<br />

vom Parlament:<br />

Der scheidende<br />

Nationalrat Edi<br />

Engelberger (l.)<br />

mit Nationalrat<br />

Bruno Zuppiger,<br />

seinem Nachfolger<br />

als Präsident<br />

des SchweizerischenGewerbeverbands<br />

sgv.<br />

Welches sind Ihre prägendsten<br />

Erinnerungen an Ihre 16 Jahre im<br />

Nationalrat? Wo haben Sie Ihre<br />

grössten Erfolge gefeiert, und<br />

welche Niederlagen mussten Sie<br />

einstecken?<br />

n Als ich mich 1995 in einem harten<br />

Wahlkampf gegen die CVP und das<br />

Demokratische Nidwalden, die heutigen<br />

Grünen, durchsetzen konnte,<br />

waren die Nidwaldner Liberalen erstmals<br />

seit 123 Jahren wieder in Bern<br />

vertreten – darüber freue ich mich<br />

noch heute. Im Parlament wurde ich<br />

gut aufgenommen und wurde sofort<br />

Mitglied der Sicherheitspolitischen<br />

Kommission und der Staatspolitischen<br />

Kommission. Nach meiner<br />

«ich werde Keine Vr-<br />

MAndATe AnnehMen»<br />

Wahl zum Präsidenten des Schweizerischen<br />

Gewebeverbands sgv war<br />

ich quasi «höchster KMUler» im Parlament<br />

und konnte mich als Vertreter<br />

des Gewerbes und des Kantons Nidwalden<br />

für den Flugplatz Buochs, für<br />

die Pilatus-Werke, für die Ruag und<br />

für den Waffenplatz Wil bei Stans<br />

einsetzen – immer mit dem Gedanken,<br />

die Arbeitsplätze und das vorhandene<br />

Know-how zu erhalten.<br />

2010 haben Sie das sgv-Präsidium<br />

abgegeben, nun verlassen Sie das<br />

Parlament. Welche Pläne haben<br />

Sie für die Zeit nach «Bern»?<br />

n Für mich beginnt nun ein neuer<br />

Lebensabschnitt. Ich werde kein politisches<br />

Amt und auch keine Verwaltungsratsmandate<br />

annehmen. Stattdessen<br />

werde ich ein freier, liberaler<br />

Bürger sein und mich vermehrt meiner<br />

Familie widmen, vor allem meinen<br />

Grosskindern. Meine Verbindungen<br />

werde ich noch zugunsten der<br />

Firma meines Sohnes nutzen. Ansonsten<br />

möchte ich wieder mehr reisen<br />

– in die USA und speziell nach<br />

Kalifornien zieht es mich, aber auch<br />

nach Australien und Südamerika.<br />

Weiter möchte ich Freunde besuchen,<br />

in der Schweiz oder in unserer<br />

österreichischen Partnergemeinde<br />

Stans im Tirol. Natürlich wird man<br />

mich auch beim Wintersport antreffen:<br />

In Adelboden, Wengen und eventuell<br />

Kitzbühel. Und weiterhin beim<br />

aktiven Skifahren, darauf freue ich<br />

mich ganz besonders.<br />

Interview: Gerhard Enggist<br />

zur person<br />

Der Stanser Druckerei-Unternehmer<br />

Edi Engelberger (geboren 19<strong>40</strong>) sass<br />

seit 1995 für die FDP-Liberalen im<br />

Nationalrat. Er war Mitglied der<br />

Sicherheitspolitischen, der Rechts-<br />

Kommission und der Begnadigungs-<br />

Kommission des Nationalrats sowie<br />

des nationalrätlichen Büros.<br />

Von 1972 bis 1982 war er Gemeinderat<br />

in Stans, von 1978 bis 1982<br />

Gemeindepräsident. Dazu war er<br />

Landrat (1974–1982) und Regierungsrat<br />

(1982–1996) in Nidwalden.<br />

1991, 1993 und 1995 war er Landammann<br />

von Nidwalden.<br />

Der ehemalige Präsident des Schweizerischen<br />

Gewerbeverbands sgv<br />

(2004–2010) und des Schweizerischen<br />

Skiverbandes (1992–2000)<br />

war Oberst der Infanterie und leistete<br />

in seinem Leben mehr als 1800 Tage<br />

Militärdienst.<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

die MeinunG<br />

Hans-Ulrich Bigler,<br />

Direktor <strong>Schweizerischer</strong><br />

Gewerbeverband sgv<br />

Anstand, Respekt<br />

und Fairness, bitte<br />

Dieser Tage ist mir eine kleine Meldung<br />

in die Augen gestochen: «Gemeindepräsident<br />

tritt zurück» hiess<br />

der Titel und versprach an sich nichts Überraschendes.<br />

Speziell machte die Nachricht<br />

dann aber der Rücktrittsgrund: Nachdem er<br />

das gute Zusammenleben von Schweizern<br />

und Ausländern in seiner Gemeinde lobte,<br />

erhielt er Drohbriefe.<br />

Nun fragen Sie nicht zu Unrecht: Was hat<br />

das mit Gewerbepolitik zu tun. Sehr viel,<br />

lautet die Antwort, denn Ausländerinnen<br />

und Ausländer sind aus unserem Leben<br />

nicht mehr wegzudenken. Ohne Sie gäbe es<br />

keine zuverlässige Alter- und Krankenpflege,<br />

ohne sie gäbe es kein funktionierendes<br />

Gastgewerbe, ohne sie stünden zahlreiche<br />

industrielle Produktionsstätten zumindest<br />

teilweise still. Kurz, ohne die Mitarbeit<br />

ausländischer Arbeitskräfte wäre die Schweiz<br />

nicht, was sie ist: Ein Land mit niedriger<br />

Arbeitslosenquote und hohem Wohlstand,<br />

ein Land, das sogar fähig ist, den grossen<br />

Herausforderungen der Zeit erfolgreich zu<br />

trotzen, ein Land auch, das es immer fertiggebracht<br />

hat, Minderheiten, Andersgläubige<br />

und Andersdenkende zu integrieren.<br />

Wenn nun gerade diese Fähigkeit<br />

der Integration in Frage gestellt<br />

wird, ist das mehr als einfach ein<br />

kultureller Bruch. Wenn Leute bedroht werden,<br />

weil sie die Integrationsfähigkeit eben<br />

dieser Gesellschaft loben, für die sie sich im<br />

Rahmen eines politischen Amtes engagieren,<br />

geht das zu weit. Denn das hat mit einem<br />

Kampf der politischen Ideen nichts mehr zu<br />

tun. Ich bin nicht bekannt als Mann der<br />

leisen Töne, und ich erhebe meine Stimme,<br />

wenn ich mit politischen Entwicklungen<br />

nicht einverstanden bin. Das gestatte ich<br />

auch jedem politischen Gegner. Was ich aber<br />

verlange, ist Anstand, Respekt und Fairness.


4<br />

gewerbe aktuell<br />

staatliche eingriFFe – Mit ständig neuen Gesetzen und Verordnungen wird die freiheitliche<br />

Grundlage unseres Gesellschaftssystems schleichend in Frage gestellt.<br />

Gefahren für das Eigentum<br />

Die positiven sozialpolitischen Aspekte<br />

des Eigentums sind rundum<br />

anerkannt. Eigentum sichert die Freiheit<br />

des Individuums, stiftet Identität<br />

und vermag Demokratie und Rechtsstaatlichkeit<br />

zu untermauern. Niemand<br />

stellt das Eigentum offen und<br />

grundsätzlich in Frage. Aber die verdeckten<br />

– bewussten oder unbewussten<br />

– Angriffe sind gefährlich und<br />

bewirken eine schleichende Erosion<br />

des Eigentumsbegriffs. Das Eigentum<br />

leidet nicht zuletzt unter den Summierungseffekten<br />

staatlicher Eingriffe.<br />

Dagegen müssen wir uns wehren.<br />

enorme bedeutung<br />

Eigentum und sein Schutz sind von<br />

grösster Bedeutung. Nicht bloss für<br />

die Eigentümer selbst, sondern für<br />

die Freiheit und den Wohlstand unserer<br />

ganzen Bevölkerung. Der tiefere<br />

Sinn des Eigentums muss wieder<br />

in den Köpfen verankert werden. Wir<br />

müssen klarmachen, wie wichtig und<br />

vorteilhaft es für eine Gesellschaft<br />

insgesamt ist, dass möglichst viele<br />

Bürgerinnen und Bürger über privates<br />

Eigentum verfügen. Es gilt aufzuzeigen,<br />

dass es erstrebenswert ist,<br />

Eigentum anzustreben, Eigentümer<br />

zu sein oder mindestens die Möglichkeit<br />

zu haben, Eigentum zu erarbeiten.<br />

Letztlich gibt es ohne Eigentum<br />

auch keine Freiheit.<br />

sozialneid statt argumente<br />

In einem Aufsatz von Staatssekretär<br />

Michael Ambühl (NZZ vom 8. September<br />

2006) zu dieser Thematik ist<br />

Folgendes zu lesen: «Aus menschenrechtspolitischer<br />

Sicht sollten Eigentumsrechte<br />

nicht isoliert betrachtet,<br />

sondern mit der Umsetzung anderer<br />

Menschenrechte verknüpft werden.<br />

Eigentumsrechte können einen Beitrag<br />

zur Sicherung des sozialen Frie-<br />

Für Hans Egloff ist klar:<br />

«Der Schutz des Eigentums bröckelt.»<br />

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Werden solche Bilder bald gänzlich zur Rarität?<br />

dens sowie zur Herausbildung einer<br />

aktiven Bürgergesellschaft leisten. Eigentumssicherheit<br />

vermag besonders<br />

Kleineigentümer vor staatlicher und<br />

privater Willkür abzuschirmen.»<br />

Vielerorts wird heute eine Sozialneidstimmung<br />

kultiviert. Ein Eigentümer,<br />

ein Hauseigentümer muss sich fast<br />

wie ein Halunke vorkommen. Dabei<br />

hat er etwas erreicht und den Beweis<br />

erbracht, dass er bereit und fähig ist,<br />

Verantwortung zu übernehmen – Verantwortung<br />

für sich selber und sein<br />

Dach über dem Kopf.<br />

wehret den anfängen<br />

Die Gründerväter unseres Bundesstaates<br />

von 1848 haben das Eigentum<br />

als selbstverständlich betrachtet. Das<br />

Primat des privaten Eigentums erschien<br />

diesen so selbstverständlich,<br />

dass sie den Schutz des Eigentums<br />

nicht einmal in der Bundesverfassung<br />

speziell erwähnten. Erst in den<br />

60er- und 70er-Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts wurde die Verfassung<br />

ergänzt und der Schutz des Eigentums<br />

garantiert. Wie die weitere Entwicklung<br />

aber offenbart, ging es<br />

nicht wirklich um die Gewährleis-<br />

tung des Instituts des Eigentums.<br />

Vielmehr wurde dadurch die verfassungsmässige<br />

Grundlage geschaffen,<br />

um Gesetze und Verordnungen zu<br />

erlassen, wodurch Eigentum gerade<br />

eingeschränkt und beschnitten werden<br />

konnte.<br />

stete aushöhlungsversuche<br />

Allein die jüngste Vergangenheit und<br />

die aktuellen Debatten in Bundesbern<br />

und im Rathaus von Zürich belegen<br />

die stetigen Versuche, den Eigentumsbegriff<br />

auszuhöhlen:<br />

n Landschaftsinitiative (Mehrwertabschöpfung);<br />

n Verknappung der Baulandreserven;<br />

n Wiedereinführung der an der Urne<br />

abgeschafften Erbschafts- und Schenkungssteuer;<br />

n Wiedereinführung der an der Urne<br />

abgeschafften Formularpflicht;<br />

n Volksinitiative «Seeuferweg für alli»;<br />

n Einschränkung des Näher- und<br />

Grenzbaurechtes an den Bauzonengrenzen;<br />

n Zusätzliche Abgaben zur Förderung<br />

des genossenschaftlichen Wohnungsbaus;<br />

n Pflicht zum Bau von Sozialwohnungen<br />

für private Eigentümer;<br />

n Verpflichtung der Eigentümer zum<br />

Bau oder Rückbau von Parkplätzen<br />

und Erstellen von Velounterständen.<br />

bald auch wohnfläche-diktat?<br />

Diese Aufzählung könnte fast beliebig<br />

verlängert werden. Das jüngste<br />

Beispiel allerdings ist an Dreistigkeit<br />

gegenüber Freiheit und Eigentum<br />

kaum zu überbieten. In der Schweiz<br />

steigt die Wohnfläche pro Einwohner<br />

kontinuierlich – von 34 Quadratmetern<br />

vor 30 Jahren auf aktuell 48 Quadratmeter.<br />

Neben dem Bevölkerungswachstum<br />

– vor allem durch die Zuwanderung<br />

– ist dies auch Ausdruck<br />

des gestiegenen Wohlstandes der<br />

Bürgerschaft. Das von Bundesrätin<br />

Doris Leuthard geführte Departement<br />

für Umwelt, Verkehr, Energie und<br />

Kommunikation (UVEK) überlegt<br />

sich nun Möglichkeiten, um dieser<br />

Entwicklung Einhalt zu gebieten.<br />

Dies soll durch eine Wohnflächenbesteuerung<br />

erfolgen. Eigentümer (und<br />

notabene auch Mieter) sollen also<br />

eine Abgabe entrichten, wenn sie<br />

Wohnfläche nutzen, die ein vom<br />

Staat bewilligtes Mass übersteigt.<br />

leere versprechen<br />

Am 23. Oktober finden die Wahlen<br />

ins Eidgenössische Parlament statt.<br />

Die verbleibenden zwei Wochen sind<br />

für Wohn- und Grundeigentümer von<br />

besonderem Interesse, denn die Kandidatinnen<br />

und Kandidaten buhlen<br />

um ihre Gunst als Wähler. Vom<br />

staatstragenden Element und der<br />

volkswirtschaftlichen Bedeutung des<br />

Eigentums ist etwa die Rede – alle<br />

wollen sich für den Schutz des Eigentums,<br />

für Wohnbau- und Wohneigentumsförderung<br />

einsetzen.<br />

Könnte man all diesen Versprechen<br />

glauben, dann müssten dem Wohnund<br />

Grundeigentümer tatsächlich<br />

goldene Zeiten bevorstehen.<br />

Das einstmals selbstverständliche Institut<br />

des Eigentums erodiert. Das<br />

Eigentum ist in Gefahr! Die Artikel<br />

26 und 108 der Bundesverfassung –<br />

Eigentumsgarantie und Wohneigentumsförderung<br />

– dürfen nicht länger<br />

tote Buchstaben bleiben.<br />

Hans Egloff,<br />

Präsident HEV Kanton Zürich<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

aus den verbänden<br />

Bäcker- und Konditoren-<br />

Treffen in Appenzell<br />

Der diesjährige Kongress des Schweizerischen<br />

Bäcker-Konditorenmeister-Verbandes SBKV<br />

fand in Appenzell statt, eingebettet in ein schönes<br />

und abwechslungsreiches Rahmenprogramm<br />

mit viel träfem Appenzeller Witz und<br />

teilweise modern aufgefrischter Volksmusik –<br />

selbst ein Nacktwanderlied fehlte nicht. Der<br />

grosse Aufmarsch zeugte vom regen Interesse<br />

an den Verbandsgeschäften. Der SBKV ist trotz<br />

Mitgliederrückgang – in den letzten zehn Jahren<br />

musste als Folge des raschen Strukturwandels<br />

eine Abnahme von 25 Prozent verkraftet<br />

werden – verbandspolitisch und finanziell sehr<br />

gut aufgestellt und wird als starke Standesorganisation<br />

wahrgenommen. Grosse Sorgen<br />

bereitet dem SBKV die Regulierungswut der<br />

Behörden, namentlich im Bereich der Lebensmittelgesetzgebung.<br />

Der Unternehmer Bäcker-<br />

Konditor wird dadurch immer mehr zum Verwalter<br />

denn zum Produzenten. Trotz partiell<br />

leicht sinkenden Umsätzen und gestiegenen<br />

Personalkosten hat sich die Branche gegen<br />

alle Widrigkeiten behauptet und konnte die<br />

Margen – zwar immer noch auf einem tiefen<br />

Niveau – leicht verbessern.<br />

link<br />

www.swissbaker.ch<br />

swisscofel:<br />

Gut aufgestellt<br />

Die diesjährige Generalversammlung des Verbandes<br />

des Schweizerischen Früchte-, Gemüseund<br />

Kartoffelhandels swisscofel im Hotel Bellevue<br />

Palace in Bern war wie immer gut besucht.<br />

swisscofel zählt 171 Mitglieder und ist zu einem<br />

wichtigen und kompetenten Partner in sämtlichen<br />

Fragen des Lebensmittelhandels geworden;<br />

Trittbrettfahrer werden weniger geschätzt. Angesichts<br />

der ausgezeichneten finanziellen Lage<br />

wurde den Mitgliedern ein Beitragsrabatt von<br />

16 Prozent gewährt, gegenüber 12 Prozent im<br />

Vorjahr. Die Initiative des Schweizerischen Gewerbeverbands<br />

sgv zur Herstellung gleich langer<br />

Spiesse zwischen der Landwirtschaft und<br />

dem Gewerbe wird von swisscofel mit Überzeugung<br />

mitgetragen, und es werden nun konkrete<br />

Taten erwartet. Im Anschluss an die Generalversammlung<br />

referierte Hanni Rützler, Ernährungswissenschaftlerin<br />

und Psychologin aus<br />

Wien zum interessanten Thema «Aufbruch, Umbruch,<br />

Zeitwende – die wichtigsten Food-Trends<br />

der Zukunft». Sie plädierte für eine neue Genusskompetenz<br />

– und bemerkte zutreffend, dass<br />

sich eine immer gesündere Gesellschaft immer<br />

kränker fühle. Ho<br />

link<br />

www.swisscofel.ch<br />

pleite der woche<br />

Die Gewerkschaft Unia hat vor dem Bundesgericht<br />

eine Schlappe erlitten, die sie trotz allen<br />

Vorsichtsmassnahmen nicht geheim halten konnte:<br />

67 Unia­Mitglieder wurden wegen Nötigung zu<br />

Bussen verknurrt verurteilt. Damit ging ein langer<br />

Rechtsstreit zu Ende, der 2002 im Rahmen des<br />

Kampfes um die Frühpensionierung begonnen<br />

und auch zu einer Blockade des Kieswerks Risi in<br />

Cham/ZG geführt hatte. Das von der «Sonntags­<br />

Zeitung» publizierte Urteil hat für die künftige<br />

Konfliktstrategie der Gewerkschaften gravierende<br />

Folgen: Die beliebten Betriebsblockaden werden<br />

künftig noch riskanter, was Arbeitskämpfe massiv<br />

erschwert.<br />

Übrigens: An der Unia­Basis herrscht Unmut über<br />

die Tatsache, dass sich unter den Verurteilten<br />

keiner der Organisatoren der Aktion – allesamt<br />

höhere Funktionäre – befindet. Die tapferen<br />

Drahtzieher haben sich verdrückt, als die Polizei<br />

auf dem Areal erschien.<br />

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6<br />

PublirePortage<br />

Genügend Geld für alle Fälle<br />

Vorsorge ist ein Thema, mit dem<br />

sich nur wenige selbstständig Erwerbende<br />

gerne auseinandersetzen.<br />

Obwohl sie mit einer gut durchdachten<br />

Vorsorgeplanung sicherer<br />

und unabhängiger sind.<br />

Gerade selbstständig Erwerbende fragen<br />

sich ständig, ob Umsatz und Gewinnmargen<br />

zum Leben reichen, welche geschäftlichen<br />

Risiken man eingehen<br />

kann, wie sich die Ertragslage entwickeln<br />

wird und ob man den Lebensstandard<br />

mit zunehmendem Alter auch dann<br />

halten kann, wenn die Gesundheit keinen<br />

vollen Arbeitseinsatz mehr zulassen<br />

würde. Eine, die sich diese Frage schon<br />

frühzeitig gestellt hat, ist die Künstlerin<br />

Karin Lurz. Obwohl sie als fest angestellte<br />

Grafikerin bei der Confiserie Sprüngli<br />

einen guten und interessanten Job<br />

hatte, wagte die gelernte Grafikerin vor<br />

wenigen Jahren den Sprung in die<br />

Selbstständigkeit und gründete in Neftenbach<br />

bei Winterthur ihr eigenes Foto-,<br />

Grafik- und Kreativatelier. Sie arrangiert<br />

und fotografiert die süssen Produkte der<br />

Confiserie Sprüngli noch heute, doch<br />

inzwischen sind auch viele neue Kunden<br />

dazugekommen.<br />

Trotzdem überlegt sie sich, wie sie die<br />

langfristige Finanzierung ihrer Selbstständigkeit<br />

gut absichern kann. Ein<br />

wichtiges Element dabei ist für sie die<br />

dritte Säule. Zwar gibt es die erste Säule<br />

mit AHV und IV für die minime Existenzsicherung.<br />

Aber die berufliche Vorsorge,<br />

die grundsätzlich auch selbstständig<br />

Erwerbenden offensteht, reicht<br />

oft nicht, um «die gewohnte Lebenshaltung<br />

fortsetzen zu können», wie es im<br />

Versicherungsjargon heisst.<br />

Entscheidend ist die Flexibilität<br />

Karin Lurz stellte nach einer kurzen Analyse<br />

ihrer finanziellen Situation fest, dass<br />

es sich für sie lohnen würde, in die gebundene<br />

Selbstvorsorge 3a einzuzahlen.<br />

Sie wollte sich von Anfang an mit dem<br />

Thema Zukunft befassen und sozusagen<br />

«Löcher stopfen, noch bevor sie entstehen»,<br />

wie sie augenzwinkernd erklärt.<br />

Tatsächlich wächst die Vorsorgelücke<br />

mit steigendem Einkommen, da die Leistungen<br />

von AHV und Pensionskasse aufgrund<br />

ihrer Höchstgrenzen nicht im gleichen<br />

Ausmass mitwachsen – und das<br />

bereits bei mittelhohen Einkommen. Ein<br />

Beispiel: Bei einem jährlichen Bruttoeinkommen<br />

von 85000 Franken betragen<br />

die Altersrenten aus der ersten und<br />

zweiten Säule lediglich gut 55 300 Franken,<br />

es fehlen also fast 30 000 Franken<br />

beziehungsweise 35 Prozent des einstigen<br />

Einkommens.<br />

Als klar war, dass es sich für sie als<br />

selbstständig Erwerbende lohnt, in die<br />

dritte Säule einzuzahlen, liess sich Karin<br />

Lurz von mehreren Versicherern Offerten<br />

erstellen und beraten. Beatrice Gutknecht,<br />

die Vorsorge- und Unternehmensberaterin<br />

der AXA Winterthur, beschränkte<br />

sich schon beim ersten Gespräch<br />

nicht nur darauf, Karin Lurz ein<br />

Produkt zu verkaufen, sondern ging auch<br />

auf ihr persönliches Umfeld ein und<br />

wusste über die Bedingungen in ihrer<br />

Branche Bescheid. Beide kamen überein,<br />

dass es in ihrem Fall durchaus Sinn<br />

machen würde, die monatlichen Prämienzahlungen<br />

tief zu halten und später<br />

bei Bedarf anzuheben.<br />

Im Beratungsgespräch wurde schnell<br />

klar, dass einer der wichtigsten Punkte<br />

die Flexibilität der dritten Säule ist. Als<br />

Frau fragt man sich, was mit dem Vertrag<br />

geschieht, wenn sie beruflich eine<br />

Babypause machen möchte, oder ob<br />

man in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />

problemlos mit der Einzahlung pausieren<br />

kann, ohne dass es sofort zu Unstimmigkeiten<br />

kommt. Gleichzeitig haben die<br />

zwei Frauen auch mögliche Versicherungslücken<br />

besprochen. Und es gehört<br />

zu den Vorteilen einer 3a-Versicherungslösung,<br />

dass die AXA Winterthur im<br />

Falle einer Erwerbsunfähigkeit durch<br />

Unfall oder Krankheit die weiteren Prämienzahlungen<br />

übernimmt.<br />

Sicherheit und steuerliche Vorteile<br />

«Gerade als selbstständig Erwerbende,<br />

die jedes Risiko gut einschätzen können<br />

muss, ist diese Rückendeckung bei Notfällen<br />

eine gute Stütze», sagt Karin Lurz.<br />

Nicht zuletzt habe sie sich deshalb für<br />

eine Versicherungslösung statt einer<br />

Banklösung entschieden, also für einen<br />

Vertrag der gebundenen Vorsorge. Dieser<br />

kann im Gegensatz zu einem Vertrag der<br />

freien Vorsorge zwar nicht jederzeit gekündigt<br />

werden; das Kapital kann auch<br />

nicht verpfändet und auch nur unter bestimmten<br />

Voraussetzungen vorzeitig bezogen<br />

werden. Dies ist frühestens fünf<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

Karin Lurz, Gründerin und Inhaberin von photografikplus: «Bei meiner Arbeit und meiner Altersvorsorge ist Qualitätssicherung von zentraler Bedeutung.»<br />

Protect Plan: Zuverlässige Basis<br />

Mit Protect Plan stellen Sie Ihre finanzielle<br />

Zukunft auf eine zuverlässige<br />

Basis. Sicherheit, Flexibilität<br />

und ein transparenter Indexbonus<br />

sorgen in jedem Lebens- und Börsenszenario<br />

für optimale Bedingungen.<br />

Sie gewinnen immer: Bei positiver<br />

Marktentwicklung wie auch<br />

in turbulenten Zeiten.<br />

Ziele und Motive<br />

n Garantiertes Auszahlungskapital per<br />

Vertragsablauf<br />

n Jährliche Absicherung der erzielten<br />

Erträge<br />

n Partizipation an steigenden Aktienmärkten<br />

und steigenden Zinsen<br />

n Garantierter Mindestzins<br />

n Vorsorgelücken schliessen bei Erwerbsunfähigkeit<br />

und/oder im Todesfall<br />

als Zusatzoptionen<br />

n Steuerprivilegien<br />

Lebensnah konzipiert<br />

Ob Sie Ihr Sparziel erhöhen, den Vorsorgeschutz<br />

für sich und Ihre Familie an-<br />

passen oder eine Prämienpause mit Premium<br />

Holiday einlegen möchten: Protect<br />

Plan passt sich Ihren Wünschen an und<br />

bleibt dabei jederzeit eine verlustsichere,<br />

attraktive Investition in Ihre Zukunft.<br />

Indexbonus<br />

Protect Plan ist durch eine transparente<br />

Bonusformel an die Entwicklung des<br />

Swiss Performance Index (SPI®) und<br />

einen Mindestzins gekoppelt.<br />

n Bei steigenden Marktzinsen steigt<br />

auch der Mindestzins (Inflationsschutz)<br />

n Dynamische Aktienquote bis <strong>40</strong> Prozent,<br />

je nach Marktsituation<br />

n Dank jährlicher Absicherung gehen<br />

einmal erzielte Kapitalerträge nicht mehr<br />

verloren<br />

Leistungen<br />

Auszahlung bei Vertragsablauf<br />

Sie erhalten bei Vertragsende das garantierte<br />

Erlebensfallkapital und den Indexbonus.<br />

Auszahlung im Todesfall<br />

Die Begünstigten haben Anspruch auf<br />

das garantierte Erlebensfallkapital und<br />

den Indexbonus.Wahlweise konstantes<br />

oder steigendes Todesfallkapital:<br />

Konstantes Todesfallkapital:<br />

(siehe Grafik 1 rechts)<br />

Steigendes Todesfallkapital:<br />

(siehe Grafik 2 rechts)<br />

Finanzierung<br />

Säule 3a:<br />

n Periodische Prämien.<br />

n Möglichkeit jährlicher Zuzahlungen<br />

zur Ausschöpfung der steuerlichen 3a-<br />

Abzugslimite<br />

n Einlage aus bereits vorhandenem 3a-<br />

Vermögen (z. B. 3a-Bankkonto)<br />

n Optionale Prämienerhöhung bei Anpassung<br />

der 3a-Abzugslimiten durch<br />

den Bundesrat<br />

Säule 3b:<br />

n Periodische Prämien<br />

Sicherheit<br />

n Garantiertes Auszahlungskapital<br />

n Jährliche Absicherung der erzielten<br />

Gewinne<br />

n Garantierte Rückkaufswerte während<br />

der gesamten Vertragslaufzeit<br />

Indexbonus<br />

Partizipation an positiver Börsenentwicklung<br />

und steigenden Zinsen:<br />

n Koppelung an Entwicklung des SPI®<br />

(Swiss Performance Index)<br />

n Aktienquote bis zu <strong>40</strong>% (jährliche<br />

Festlegung, abhängig von der Marktsituation)<br />

n Schutz vor Verlusten bei negativer<br />

Börsenentwicklung:<br />

n Jährliche Absicherung der Kapitalerträge<br />

– zugewiesene Überschüsse sind<br />

garantiert<br />

n Garantierter Mindestzins: Zuweisung<br />

bei sinkenden Aktienkursen, Erhöhung<br />

bei steigenden Marktzinsen<br />

Bonuszins = Jahresrendite des SPI®<br />

multipliziert mit der Aktienquote. Nach<br />

unten begrenzt durch den Mindestzins.<br />

Jahre vor der Pensionierung möglich,<br />

und auch dann nur bei Aufnahme einer<br />

neuen oder anderen Selbstständigkeit,<br />

beim Erwerb von selbstbewohntem Immobilienbesitz,<br />

für die Rückzahlung von<br />

Hypotheken, für einen Einkauf in eine<br />

Pensionskasse, bei Auswanderung oder<br />

voller Invalidität ohne Versicherungsschutz<br />

für Erwerbsunfähigkeit.<br />

Für Karin Lurz spielt diese Einschränkung<br />

aber keine Rolle, da sie das Geld<br />

tatsächlichlich erst im Alter beanspruchen<br />

möchte und die Jahresprämie für<br />

sie kein finanzielles Risiko darstellt.<br />

Zweitens kann sie die eingezahlten Prämien<br />

jährlich vom steuerbaren Einkommen<br />

abziehen, und zudem wird die Kapitalauszahlung<br />

im Jahr 2037 geson-<br />

Grafik 1: Konstantes Todesfallkapital:<br />

Vorsorgeschutz<br />

Vorsorgeschutz<br />

Indexbonus<br />

Indexbonus nach Zuweisung garantiert<br />

Grafik 2: Steigendes Todesfallkapital:<br />

Vorsorgeschutz<br />

Indexbonus<br />

Indexbonus nach Zuweisung garantiert<br />

dert vom restlichen Einkommen und<br />

zu einem reduzierten Steuersatz versteuert.<br />

Karin Lurz ist jedenfalls mit der<br />

Entscheidung zufrieden, ihre privaten<br />

Vorsorgegelder in die Hände der AXA<br />

Winterthur gelegt zu haben. «Eine Weile<br />

nach Vertragsabschluss, als meine<br />

Erinnerungen an Details langsam verblassten,<br />

wollte ich mir einige Punkte<br />

noch einmal genau erklären lassen.<br />

Und das hat mit meiner Beraterin Bea<br />

Gutknecht super geklappt», erinnert<br />

sich die erfolgreiche Künstlerin und rät<br />

jedem Versicherten, bei Unklarheiten<br />

jederzeit wieder das Gespräch mit dem<br />

Berater oder der Beraterin zu suchen.<br />

So habe man stets den Überblick über<br />

die Altersvorsorge.<br />

Sparkapital<br />

inklusive garantiertem Zins<br />

Sparkapital<br />

inklusive garantiertem Zins<br />

Garantiertes<br />

Erlebens- und<br />

Todesfallkapital<br />

Laufzeit<br />

Garantiertes<br />

Erlebensfallkapital<br />

Steigendes<br />

Todesfallkapital<br />

Laufzeit


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

WirtSchaft&poLitik 7<br />

LebenSMitteLGeSetz – Geht es nach Regierung, wird die Totalrevision nicht nur mehr Bürokratie, sondern auch weitere Entmündigung<br />

der Bürgerinnen und Bürger bringen.<br />

Grüsse vomWolf im Schafspelz…<br />

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Der Bundesrat hat im vergangenen<br />

Mai die Botschaft zur Totalrevision<br />

des Bundesgesetzes über Lebensmittel<br />

und Gebrauchsgegenstände<br />

(LMG) zuhanden des Parlaments verabschiedet.<br />

Vordergründig wird eine<br />

weitere Harmonisierung des schweizerischen<br />

Lebensmittelrechts mit jenem<br />

der EU angestrebt. So weit, so<br />

gut. Die angeblich routinemässige<br />

Gesetzesauffrischung wird aber auch<br />

zur Einführung von neuen Regelungen<br />

benutzt bzw. missbraucht. Diese<br />

werden zu einer weiteren administrativen<br />

und/oder finanziellen Mehrbelastung<br />

der Unternehmen und<br />

auch zu einer zusätzlichen Bevormundung<br />

der ganzen Bevölkerung<br />

führen.<br />

Vorauseilender Gehorsam<br />

Vernünftig und mit Augenmass umgesetzt<br />

können Anpassungen an das<br />

EU­Recht sinnvoll sein, sofern sich<br />

daraus Vereinfachungen und bessere<br />

Absatzmöglichkeiten für die exportorientierten<br />

Unternehmen der<br />

Schweizer Lebensmittelwirtschaft ergeben.<br />

Eine vorschnelle und kritiklose<br />

Übernahme von gewerbefeindlichem<br />

und unnützem EU­Recht ist<br />

aber strikte abzulehnen.<br />

Jüngstes Beispiel ist die Annahme<br />

der Motion von Nationalrätin Edith<br />

Graf­Litscher «Verpflichtende Nährwertkennzeichnung<br />

für Lebensmittel»<br />

durch den Bundesrat. Diese wurde<br />

vorab damit begründet, das EU­Parlament<br />

habe im Juli 2011 der Verbraucherinformationsverordnungzugestimmt<br />

und die Nährwertkennzeichnung<br />

als obligatorisch erklärt.<br />

Mit zusätzlichen Informationen soll<br />

eine gesündere Ernährung gefördert<br />

werden; so muss zum Beispiel eine<br />

«Nährwertbox» auf der Verpackung<br />

in tabellarischer Form diverse Angaben<br />

über Mengen an Fett, Zucker<br />

oder Salz liefern.<br />

Das Bundesamt für Gesundheit<br />

(BAG) hat in vorauseilendem Gehorsam<br />

bereits angekündigt, diese Vorschriften<br />

auf freiwilliger Basis eben­<br />

falls übernehmen zu wollen. Es ist<br />

anzunehmen bzw. zu befürchten,<br />

dass versucht wird, diese Zusatzregulierung<br />

noch in die laufende Revision<br />

des Lebensmittelgesetzes einzubauen.<br />

Vereinfach statt Mehrbelastung<br />

Gegen ein solches Vorhaben werden<br />

sich der sgv und die ihm angeschlossenen<br />

26 Mitgliedorganisationen der<br />

Gruppe Ernährung und Landwirtschaft<br />

mit allen Mitteln zur Wehr setzen.<br />

Besonders auch im Zusammenhang<br />

mit der gegenwärtigen Frankenstärke<br />

werden wir keine finanziellen<br />

und administrativen Mehrbelastungen<br />

der Unternehmen und insbesondere<br />

der KMU akzeptieren. Im Gegenteil,<br />

es müssen vielmehr zwingend<br />

Vereinfachungen umgesetzt<br />

werden, um das sgv­Ziel eines Abbaus<br />

der Regulierungskosten um netto<br />

20 Prozent oder 10 Milliarden Franken<br />

bis zum Jahre 2018 auch im Lebensmittelbereich<br />

anteilmässig realisieren<br />

zu können.<br />

Vier grosse Schwachstellen<br />

Die sgv­Arbeitsgruppe Lebensmittel<br />

hat eine Kerngruppe eingesetzt, um<br />

die Vorlage einer genauen Prüfung<br />

zu unterziehen. Die Analyse ist ernüchternd<br />

ausgefallen, per saldo führt<br />

sie zu mehr Regulierung und zu einer<br />

schleichenden zusätzlichen Bevormundung<br />

der Konsumentinnen und<br />

Konsumenten. Nachfolgend die wichtigsten<br />

vier Fehler und Schwachstellen<br />

in Kürze.<br />

Ausschaltung des Gesetzgebers: Ein<br />

grosser Teil der wirklich wichtigen<br />

Bestimmungen wird nicht auf Gesetzesstufe<br />

geregelt, sondern auf die<br />

Verordnungsstufe delegiert – der<br />

Gesetzgeber wird auf diese Weise<br />

schlichtweg ausgeschaltet. Gleichzeitig<br />

wird so auch verunmöglicht, dass<br />

die Bevölkerung gegen inakzeptable<br />

Regelungen das Referendum ergreifen<br />

kann. Der Bundesrat und das umtriebige<br />

BAG können selbstständig<br />

und abschliessend die oftmals ent­<br />

scheidenden Detailbestimmungen erlassen.<br />

Resultat: Die bereits heute<br />

übergrosse Anzahl an Regulierungen<br />

wird sich weiter erhöhen.<br />

Ausweitung des Zweckartikels 1: Es<br />

ist nicht Aufgabe des Staates, dem<br />

mündigen Bürger zu einer «sachkundigen<br />

Wahl» zu verhelfen. Damit werden<br />

ausufernden Deklarationsvorschriften,<br />

Ampelsystemen bzw. der<br />

Verteufelung der von gewissen Kreisen<br />

als «ungesund» bezeichneten<br />

Lebensmittel Tür und Tor geöffnet.<br />

Zuerst der Tabak, dann der Alkohol,<br />

bald schon sollen Salz, Zucker, Fette,<br />

Schokolade und jede Menge weiterer<br />

Produkte folgen. Dieser Artikel ist deshalb<br />

ersatzlos zu streichen.<br />

Keine besondere Kennzeichnung von<br />

Lebensmitteln: Der neue Artikel 13<br />

LMG ist für das Gastgewerbe sowie<br />

für viele andere Lebensmittelbranchen<br />

wie Metzgereien und Bäckereien<br />

unzumutbar. Zwingende Angaben<br />

beispielsweise über Nährwerte oder<br />

eine Deklaration der Zubereitungsart<br />

sind auf Menükarten oder bei einer<br />

Bratwurst oder einem Berliner völlig<br />

unverhältnismässig. Zusätzlich soll<br />

der Bundesrat in eigener Kompetenz<br />

weitere Angaben als zwingende Information<br />

vorschreiben können. Mit<br />

diesem gefährlichen Artikel könnte<br />

sozusagen durch die Hintertür sogar<br />

das Ampelsystem eingeführt werden.<br />

Keine Veröffentlichung von Kontrollresultaten:<br />

Bisher war es aufgrund<br />

der Schweigepflicht der Lebensmittelinspektoren<br />

unzulässig, amtliche<br />

Kontrollergebnisse der Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu machen. Dieser Grundsatz<br />

gilt zwar auch nach der Revision<br />

weiterhin, wird aber durch Artikel 30<br />

ad absurdum geführt, indem die Betriebe<br />

verpflichtet werden sollen, den<br />

Konsumentinnen und Konsumenten<br />

auf Verlangen Einsicht in einen Bericht<br />

zu gewähren, der über die Ergebnisse<br />

der Kontrollen informieren<br />

soll. Der sgv ist klar gegen diese öf­<br />

Lebensmittelkontrollen<br />

sind<br />

unerlässlich,<br />

weitere Zusatzangaben<br />

und<br />

Deklarationen<br />

hingegen unzumutbar<br />

und<br />

teuer.<br />

fentliche Zurschaustellung, die an<br />

den mittelalterlichen Pranger erinnert.<br />

Oder soll ein solches System<br />

etwa Schule machen und in anderen<br />

Gesetzen auch für Ärzte, Lehrpersonen,<br />

Bergführer, Beamte und weitere<br />

Berufe eingeführt werden?<br />

Widerstand ist vorprogrammiert<br />

Die Kommission für soziale Sicherheit<br />

und Gesundheit des Nationalrates<br />

(SGK­N) hat die LMG­Revision<br />

sowohl für die Oktober­ wie auch für<br />

die November­Sitzung traktandiert.<br />

Der sgv und seine betroffenen Mitgliedorganisationen<br />

werden unter<br />

keinen Umständen zulassen, dass<br />

diese Revision zu einem weiteren Anstieg<br />

der administrativen und/oder<br />

finanziellen Belastung der KMU sowie<br />

zu einer zusätzlichen Bevormundung<br />

der mündigen Konsumentinnen<br />

und Konsumenten führt.<br />

Rudolf Horber, Ressortleiter sgv


8<br />

wirtschaft&politik<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

cvp-nationalrat pirmin Bischof – Der Präsident des Schweizerischen Verbandes freier Berufe (SVFB) steht voll zur Autonomie<br />

der Nationalbank und verlangt ein dezidierteres Auftreten der Schweiz gegenüber der EU.<br />

«Der Bund muss Flaggezeigen»<br />

zUr person<br />

Gewerbezeitung: Was halten Sie<br />

als Nummer 1 der CVP in Wirtschafts­und<br />

Finanzfragen vom<br />

Franken­Paket des Bundesrates,<br />

das im Parlament doch Gnade<br />

gefunden hat?<br />

n nationalrat pirmin Bischof: Wenn<br />

es nichts nützt, so schadet es auch<br />

nicht! Wichtig war uns, dass die Regierung<br />

das Paket auf 870 Millionen<br />

Franken limitiert und 500 Millionen<br />

für die Kurzarbeit reserviert hat. Die<br />

wird man leider bald zur Abfederung<br />

der Arbeitslosigkeit einsetzen müssen.<br />

Und zusätzliche Gelder im Bereich<br />

der Technologie und Innovation<br />

machen Sinn.<br />

Wird damit wirklich den Bedürftigen<br />

geholfen? Es scheint, dass die<br />

Finanzspritze nur den Grossen zu<br />

Gute kommt.<br />

n Bei der letzten Rezession zeigte<br />

sich klar, dass sehr viele KMU, die<br />

als Zulieferer für grosse Exportbetriebe<br />

tätig waren, von der Kurzarbeit-<br />

Regelung massiv profitierten. Das<br />

dürfte auch diesmal der Fall sein.<br />

Was die Forschungsgelder betrifft, so<br />

müssen die KMU selbst einige Anstrengungen<br />

unternehmen, um an<br />

Beihilfen heranzukommen. Es gibt<br />

eben keine goldenen Brücken zum<br />

technologischen Fortschritt, sondern<br />

nur zusätzliche Knochen- und Kopfarbeit.<br />

Aber das ist für unsere KMU<br />

– und für die meisten freien Berufe<br />

– nichts Neues.<br />

«Die aUtonomie Der<br />

nationalBank ist<br />

Gesetzlich verankert<br />

UnD DeshalB nicht<br />

UnDemokratisch»<br />

Sie haben sich beim Schnüren des<br />

Hilfspakets eigentlich mehr auf<br />

schnelle und unbürokratische<br />

Massnahmen wie Senkungen der<br />

Stromtarife konzentriert.<br />

n Es ist leider noch nicht hinreichend<br />

bekannt, dass die hohen Strompreise<br />

die Existenz vieler beschäftigungsintensiver<br />

Betriebe in der Stahl-, Zement-,<br />

Papier- und Glasbranche sowie<br />

in Teilen der Lebensmittelproduktion<br />

und Chemie gefährden. Der<br />

Nationalrat hat nun eine Motion von<br />

mir angenommen, mit der die Strompreise<br />

gezielt auf das Niveau der ausländischen<br />

Konkurrenten gesenkt<br />

werden sollen. Es geht um eine Grössenordnung<br />

von etwa 50 Prozent. Es<br />

ist nämlich nicht einzusehen, warum<br />

unsere Basisindustrie zusätzlich zu<br />

den Währungsproblemen auch noch<br />

derartige Nachteile in Kauf nehmen<br />

muss. Wenn wir nicht handeln, wird<br />

die oft als Gespenst beschworene<br />

Desindustrialisierung Tatsache. Dabei<br />

werden zwangsläufig auch KMU , als<br />

Lieferanten oder als Bestandteil der<br />

Standortinfrastruktur, mitbetroffen<br />

sein.<br />

Hand aufs Herz: Wird es je gelingen,<br />

den Frankenkurs in vernünftigem<br />

Rahmen – also idealerweise<br />

bei 1.30 Franken – zu halten?<br />

Pirmin Bischof ist Doktor der Rechte, Rechtsanwalt<br />

und Notar. Der 52-Jährige ist Mitinhaber einer Kanzlei<br />

in Solothurn. Seit 2007 vertritt er die CVP im Nationalrat.<br />

Am kommenden 23. Oktober tritt er zur Wahl als<br />

Ständerat an. Seit 2010 präsidiert Bischof den <strong>Schweizerischer</strong><br />

Verband freier Berufe.<br />

SVFB-Präsident und Nationalrat Pirmin Bischof: «Wir müssen der Nationalbank<br />

beide Daumen ganz fest halten, damit es nicht unter 1.20 geht!»<br />

n Wir müssen der Nationalbank beide<br />

Daumen ganz fest halten, damit<br />

es nicht unter 1.20 geht!<br />

Ist es richtig, dass die Schweizerische<br />

Nationalbank (SNB) autonom<br />

und ohne demokratische<br />

Kontrolle über das Volksvermögen<br />

entscheidet?<br />

n Diese Frage ist sachlich falsch. Die<br />

Autonomie der Nationalbank ist gesetzlich<br />

verankert und deshalb nicht<br />

willkürlich oder gar undemokratisch.<br />

Wir können froh sein, wenn gescheite<br />

SNB-Leute eine erfolgreiche Strategie<br />

für die Erhaltung der Preisstabilität<br />

verfolgen. Ein Blick ins Ausland<br />

genügt: Wo die Autonomie der<br />

Zentralbanken von der Politik tangiert<br />

oder gar ausgeschaltet wird,<br />

sind die Auswirkungen desaströs.<br />

Eine erfolgreiche Strategie wird auch<br />

Ihnen als Präsident des Schweizerischen<br />

Verbandes freier Berufe (SVFB)<br />

bescheinigt. Allerdings weiss die<br />

Öffentlichkeit wenig davon…<br />

n (lacht)…was voll der Strategie des<br />

Verbandes entspricht – nur eine diskrete<br />

Lobby kann ihre Ziele erreichen.<br />

Im Ernst: Der SVFB tritt als<br />

Dachorganisation nur dann in Erscheinung,<br />

wenn sehr wichtige Anliegen,<br />

die einen grossen Teil oder<br />

alle Freiberufler angehen, auf dem<br />

Spiel stehen. Im Regelfall sind die<br />

einzelnen Mitgliedverbände stark genug,<br />

um ihre spezifischen Interessen<br />

zu vertreten.<br />

«Der BUnD mUss Die<br />

lanDesinteressen konseqUenter<br />

vertreten»<br />

Was gehört zu den grossen Ausnahmen?<br />

n Traditionell die beiden Grundpfeiler<br />

der Freien: das Berufsgeheimnis<br />

und der Titelschutz. Neu hinzugekommen<br />

ist die Koordination des<br />

Auftretens gegenüber der EU.<br />

Einige SVFB­Mitgliederorganisationen<br />

sind nicht glücklich mit der<br />

Art, wie die Personenfreizügigkeit<br />

umgesetzt wird. Warum scheinen<br />

die Schweizer gegenüber EU­Konkurrenten<br />

die schlechteren Karten<br />

zu haben?<br />

n Es scheint nicht nur, es ist tatsächlich<br />

so. Und zwar nicht nur Ingenieure,<br />

Architekten, Treuhänder, Vermögensverwalter<br />

und Logopädinnen.<br />

Das bilaterale Freizügigkeitsabkommen<br />

funktioniert also im<br />

Bereich der freien Berufe nicht?<br />

n Es funktioniert sehr gut – aber<br />

bloss einseitig. Die Schweiz handhabt<br />

es mit totaler Vertragstreue und<br />

vorauseilendem Gehorsam, und die<br />

EU-Ausländer haben bei uns entsprechend<br />

keine Probleme. Sie geniessen<br />

– etwa bei der beruflichen<br />

Qualifikation und den Titeln –zum<br />

Teil sogar Privilegien. Unsere Leute<br />

sehen sich hingegen in EU-Staaten<br />

mit Affentheater und bürokratischen<br />

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Schikanen konfrontiert, die auf Diskriminierung<br />

hinauslaufen.<br />

«Unsere leUte sehen<br />

sich in eU-staaten<br />

mit affentheater<br />

konfrontiert»<br />

Der SVFB hat diese Missstände<br />

nicht an die grosse Glocke<br />

gehängt.<br />

n Wir haben erst einmal Studien<br />

durchführen müssen, die das Ausmass<br />

des Problems und mögliche<br />

Abhilfe zeigen. Wir werden künftig<br />

auch in Brüssel, also an der «Quelle<br />

des Übels», stärker präsent sein, wobei<br />

wir auch Allianzen eingehen,<br />

insbesondere mit unseren deutschen<br />

und österreichischen Schwesterorganisationen.<br />

Und wir haben gegenüber<br />

den Schweizer Behörden deutlich<br />

gemacht, dass wir Vertragsbrüche<br />

der EU-Seite nicht dulden werden.<br />

Die bilateralen Verträge garantieren<br />

an sich gleich lange Spiesse.<br />

Der Bund muss also Flagge zeigen<br />

und die Landesinteressen konsequenter<br />

vertreten.<br />

Wirtschaftlich ging es den Schweizer<br />

Freiberuflern auch schon<br />

besser. Wird sich diese Entwicklung<br />

bald auch in den Konkursstatistiken<br />

niederschlagen?<br />

n Tatsächlich haben wir schon bessere<br />

Zeiten gesehen. Aber wir Freien<br />

sind Kämpfer, wir jammern nicht,<br />

auch wenn unsere Einkommen teils<br />

markant zurückgehen. Existenzbedrohend<br />

ist die Situation aber nicht. Einige<br />

von uns werden allerdings gezwungen<br />

sein, neue Wege zu gehen. Konkret<br />

könnte dies den Abschied vom<br />

Einzelkämpfertum und Zusammenschluss<br />

mit Berufskollegen bedeuten.<br />

«wir freien sinD<br />

kämpfer, wir jammern<br />

nicht, aUch<br />

wenn Unsere einkommen<br />

teils markant<br />

zUrückGehen»<br />

Die Arbeitswelt verändert sich, und<br />

wir dürfen uns den Veränderungen<br />

nicht verschliessen. Das wäre ebenso<br />

ein riesiger Fehler, wie wenn wir<br />

unsere «Swissness» aufgäben, also<br />

die Zuverlässigkeit, die Bodenhaftung<br />

und die Einbindung in der Gesellschaft.<br />

Interview: Patrick M. Lucca


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

wahlen 2011 9<br />

KMU-GePRÜFT – Der Schweizerische Gewerbeverband sgv hat zum Ziel, dass möglichst viele KMU-Vertreter ins eidgenössische<br />

Parlament gewählt werden.<br />

Vomsgv unterstützte Kandidaten<br />

aDRIan aMSTUTZ – Der Berner SVP-Ständerat<br />

stellt sich zur Wiederwahl.<br />

Mann der klaren Worte<br />

Er gilt als eines der bekanntesten<br />

Gesichter in der Schweizer Politik:<br />

und ist um eine pointierte Stellungnahme<br />

nie verlegen. Der 1953 geborene<br />

Unternehmer Adrian Amstutz<br />

aus dem bernischen Sigriswil bildete<br />

sich zum Maurer, Hochbauzeichner,<br />

Hochbaupolier und Diplomtrainer<br />

Swiss Olympic aus und ist heute<br />

Vizepräsident der SVP Schweiz<br />

(seit 2008) sowie Zentralpräsident<br />

des Nutzfahrzeugverbands Astag.<br />

Der Fallschirmgrenadier ist verheiratet<br />

und Vater von drei erwachsenen<br />

Kindern.<br />

Amstutz sass von 2003 bis 2011 im<br />

Nationalrat und wurde im laufenden<br />

Jahr in den Ständerat gewählt,<br />

wo er sich nun bereits einer Wiederwahl<br />

stellen muss. Zudem – man<br />

weiss im Kanton Bern ja nie… –<br />

kandidiert er auch für den Nationalrat.<br />

Denn im Kampf ums «Stöckli»<br />

treten Kandidaten aus allen bürgerlichen<br />

Parteien an – gegen eine geeinte<br />

Linke.<br />

Adrian Amstutz setzt sich ein für<br />

mehr Sicherheit und für die Ausschaffung<br />

krimineller Ausländer, für<br />

eine starke Armee, für bessere wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

und Arbeitsplätze. Amstutz kämpft<br />

mit deutlichen Worten gegen den<br />

EU-Beitritt der Schweiz, gegen staatliche<br />

Abzockerei im Steuer- und Gebührenbereich<br />

wie auch gegen Missbräuche<br />

im Asyl- und Sozialwesen.<br />

lInK<br />

www.adrian-amstutz.ch<br />

DIeTeR SPIeSS – Der Baselbieter SVP-Präsident<br />

will in den Nationalrat.<br />

Von Liestal nach Bern<br />

Das politische Jahr 2011 begann für<br />

Parteipräsident Dieter Spiess durchzogen:<br />

«Seine» SVP verlor bei den<br />

Baselbieter Regierungsratswahlen<br />

von Ende März einen Sitz – und dies<br />

ausgerechnet an die Grünen. Gleichzeitig<br />

kam die SVP auf 24 Sitze im<br />

Landrat – und ist damit die stärkste<br />

Fraktion. Man werde nun aber nicht<br />

etwa «Opposition um der Opposition<br />

willen betreiben», sondern «den klaren<br />

Wählerauftrag und die damit verbundenen<br />

politischen Inhalte und<br />

Ziele verfolgen und umsetzen». Dazu<br />

gehören u.a. gesunde öffentliche Finanzen,<br />

Sicherheit, ein Stopp der unkontrollierten<br />

Zuwanderung sowie<br />

leistungsorientierte Schulen.<br />

Der 1948 geborene Unternehmer<br />

Dieter Spiess ist Inhaber eines Schuh-<br />

alFonS PaUl KaUFMann – Oberster Schweizer<br />

Maler kandidiert für den Nationalrat.<br />

Die KMU-Unternehmer<br />

müssen Farbe bekennen<br />

«KMU-Unternehmer müssen Farbe<br />

bekennen und sich energisch für den<br />

Mittelstand einsetzen», sagt Alfons<br />

Paul Kaufmann, seit 2008 Zentralpräsident<br />

des Schweizerischen Malerund<br />

Gipserunternehmer-Verbands<br />

SMGV. Der Aargauer Unternehmer<br />

stellt sich darum am 23. Oktober zur<br />

Wahl für einen CVP-Sitz im Nationalrat.<br />

Alfons Paul Kaufmanns Weg führte<br />

den 1962 geborenen, verheirateten<br />

Vater dreier Söhne an die Malermeisterschule<br />

Zürich und an die Europäische<br />

Handwerkerschule in Venedig.<br />

Im Alter von 30 Jahren übernahm er<br />

den elterlichen Malereibetrieb, den<br />

er zügig ausbaute. Heute beschäftigt<br />

Kaufmann 14 Mitarbeitende. Teilzeitarbeit<br />

und regelmässige Weiterbil-<br />

geschäfts und Zentralpräsident des<br />

Schweizerischen Schuhhändler-Verbands<br />

SSV. «Als selbständiger Unternehmer<br />

ist für mich das aktive<br />

Politisieren eine Selbstverständlichkeit»,<br />

sagt Spiess. Nach zehn Jahren<br />

Lokalpolitik setzte er sich von 1987<br />

bis 1990 als Landrat der SVP-Fraktion<br />

auf kantonaler Ebene für die<br />

Interessen der kleinen und mittleren<br />

Unternehmungen ein. Seit Oktober<br />

2005 tut er dies als Präsident der<br />

SVP Baselland. Und nun will der<br />

Ausdauersportler am 23. Oktober<br />

den Schritt aufs nationale Parkett<br />

wagen – Spiess kandidiert für den<br />

Nationalrat.<br />

lInK<br />

www.dieter-spiess.ch<br />

dungen gehören für seinen Betrieb<br />

ebenso zum Konzept, wie auch eine<br />

integrierte Kinderkrippe im eigenen<br />

Gewerbehaus.<br />

Kaufmann will sich im Nationalrat<br />

dafür engagieren, dass KMU nicht<br />

durch unnötige Vorschriften behindert<br />

und durch ständig wachsende<br />

Gebühren und Abgaben erdrückt<br />

werden und dass die berufliche Bildung<br />

nicht schlechter gestellt ist als<br />

die akademische. Zudem verlangt er<br />

Korrekturen an der Personenfreizügigkeit<br />

und will sich für eine sichere<br />

AHV einsetzen. Privat sammelt Kaufmann<br />

Mineralien und Fossilien und<br />

ist in der Rumänienhilfe aktiv.<br />

lInK<br />

www.alfonspaulkaufmann.ch<br />

GUIDo MÜlleR – Vize-Zentralpräsident des Gewerbeverbandes<br />

Luzern will in den Nationalrat.<br />

Kenner der Polit-Mühlen<br />

Als Vize-Zentralpräsident des Gewerbeverbandes<br />

des Kantons Luzern und<br />

als Geschäftsleitungs-Mitglied eines<br />

KMU kennt Guido Müller die Bedürfnisse<br />

von Gewerbe und Wirtschaft<br />

aus dem Effeff. Der langjährige Luzerner<br />

SVP-Kantonsrat, Fraktionschef<br />

und Grossrats-Präsident 2006 bezeichnet<br />

sich selber als «fundierter<br />

Kenner der kantonalen Politik, aber<br />

auch der Bundespolitik». Darum kandidiert<br />

der 1958 geborene Müller nun<br />

für einen Sitz im Nationalrat.<br />

Beruflich ist Müller – der Name passt<br />

– als «Marketing- und Verkaufsleiter<br />

Mehle» tätig und damit Mitglied der<br />

Geschäftsleitung der Firma Meyerhans<br />

Hotz AG, der grössten privaten<br />

Mühle mit Produktionsbetrieben in<br />

Weinfelden, Rheineck, Malters und<br />

DoRIS FIala – Die Zürcher FDP-Nationalrätin<br />

politisiert seit 2007 im Nationalrat.<br />

Farbig und vielseitig<br />

Doris Fiala – wer kennt sie nicht? Ob<br />

als Kolumnistin dieser Zeitung, als<br />

Talkerin in nationalen und regionalen<br />

TV-Programmen oder als farbige<br />

Festrednerin zum Schweizer Nationalfeiertag<br />

im Kosovo: Die 1957 geborene<br />

FDP-Nationalrätin ist äusserst<br />

umtriebig und vielseitig – das schiere<br />

Gegenteil einer grauen Maus. Die<br />

polyglotte PR-Beraterin, Inhaberin einer<br />

Agentur für Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Präsidentin des Schweizer<br />

Kunststoffverbands sitzt seit 2007 für<br />

die Zürcher FDP im Nationalrat und<br />

strebt nun eine zweite Amtszeit an.<br />

Im Nationalrat engagiert sich Doris<br />

Fiala in der Fachkommission Staatspolitik,<br />

in der Aussenpolitischen<br />

Kommission oder in der Kommission<br />

für Wissenschaft, Bildung, Kultur. Als<br />

Mitglied der Schweizer Delegation<br />

im Europarat beschäftigt sie sich mit<br />

Wissenschaft, Bildung, Kultur, Europarat<br />

sowie mit Migration, Flüchtlingswesen<br />

und Bevölkerung. Sie ist<br />

Präsidentin der Subkommission für<br />

das Flüchtlingswesen des Europarats.<br />

Fiala gilt als stramme Verteidigerin<br />

des Schweizer Bankenplatzes, die vor<br />

klaren Worten (etwa gegenüber<br />

Deutschland) nicht zurückschreckt,<br />

und sie setzt sich vehement für den<br />

Zürcher Flughafen ein. So verknüpfte<br />

sie etwa das Doppelbesteuerungsabkommen<br />

mit Deutschland mit der<br />

Frage der Nordanflüge auf den Flughafen<br />

Zürich.<br />

lInK<br />

www.fiala.ch<br />

Jean-FRanÇoIS RIMe – Der Freiburger Unternehmer<br />

kandidiert für National- und Ständerat.<br />

Er gilt als der Monsieur<br />

KMU der Romandie<br />

Einem breiten Publikum bekannt<br />

wurde der Freiburger SVP-Nationalrat<br />

Jean-François Rime im vergangenen<br />

Jahr durch seine Bundesratskandidatur.<br />

Von den Medien zu Beginn<br />

belächelt, erzielte der 1950 geborene<br />

Unternehmer mehr als nur<br />

Achtungsresultate: Sowohl bei der<br />

Nachfolge von Moritz Leuenberger<br />

(SP) als auch bei jener von Hans-<br />

Rudolf Merz (FDP) überflügelte SVP-<br />

Kandidat Rime die Mitkandidierenden<br />

aus SP und FDP und musste sich<br />

letztlich bloss Simonetta Sommaruga<br />

(im 4. Wahlgang) und Johann<br />

Schneider-Ammann (im 5. Wahlgang)<br />

geschlagen geben. Ob Rime<br />

bei den Bundesratswahlen im kommenden<br />

Dezember erneut antritt, ist<br />

noch offen.<br />

Villmergen. Müller verfügt über<br />

zwölf Jahre Erfahrung als nebenamtlicher<br />

Fachlehrer an der kaufmännischen<br />

Berufsschule Luzern, ist Verwaltungsrat<br />

der Gewerbe-Treuhand<br />

Luzern und Vorstandsmitglied einer<br />

Immobilien-Genossenschaft.<br />

Anlässlich seiner Nomination als Nationalratskandidat<br />

versprach Müller,<br />

sich mit aller Kraft gegen einen EU-<br />

Beitritt einzusetzen. Zudem will er<br />

sich gegen die «unkontrollierte Zuwanderung<br />

von Billigarbeitskräften»<br />

zur Wehr setzen. Müller stellt sich<br />

denn auch explizit hinter die Initiative<br />

der SVP «gegen Masseneinwanderung».<br />

lInK<br />

www.guido-mueller.ch<br />

Der Unternehmer besitzt ein Sägewerk<br />

in Bulle, ist verheiratet und hat drei<br />

Kinder. In der Schweizer Armee war<br />

Rime einfacher Soldat. Er war von 1989<br />

bis 1991 Gemeinderat von Bulle. 2003<br />

wurde er in den Nationalrat gewählt<br />

und 2007 bestätigt. Er ist Mitglied der<br />

nationalrätlichen Kommission für Wirtschaft<br />

und Abgaben. Das Vorstandsmitglied<br />

des Schweizerischen Gewerbeverbands<br />

sgv gilt quasi als Monsieur<br />

KMU der Romandie und profilierte sich<br />

im Parlament besonders in Finanz- und<br />

Steuerfragen. Nun kandidiert der bilingue<br />

Freiburger Rime erneut für den<br />

Nationalrat und stellt sich zugleich einer<br />

Wahl in den Ständerat.<br />

lInK<br />

www.parlament.ch


10<br />

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wahlen 2011<br />

Jean-RenÉ FOURnIeR – Der Walliser CVP-Ständerat<br />

kandidiert für eine zweite Legislatur.<br />

Für eine liberale Wirtschaft<br />

Als Sohn eines KMU-Familienunternehmers<br />

ist es der Walliser CVP-Ständerat<br />

Jean-René Fournier «gewohnt,<br />

in KMU-Begriffen zu denken». Mitglied<br />

der Schweizerischen Gewerbekammer<br />

seit 2009 und sgv-Vorstandsmitglied<br />

seit 2010, präsidiert Fournier<br />

seit 2009 auch den Walliser Gewerbeverband.<br />

Der ehemalige Bankier<br />

arbeitete fast 15 Jahre für die UBS in<br />

Sion, bevor er seine Karriere in der<br />

Politik startete. Als CVP-Mitglied verteidigt<br />

Fournier christliche Werte wie<br />

Verantwortung und Solidarität und<br />

unterstützt eine liberale Wirtschaft,<br />

die auf dem Gemeinwohl basiert. Früher<br />

Mitglied des Grossen Rates des<br />

Kantons Wallis und dortiger Staatsrat,<br />

sitzt Jean-René Fournier seit 2007 im<br />

Ständerat und kandidiert nun für eine<br />

weitere Legislaturperiode. Fournier<br />

ist Mitglied der Finanz-, der Sicherheits-<br />

und der Aussenpolitischen<br />

Kommission der Kleinen Kammer. Er<br />

machte sich unter anderem für die<br />

Messung und damit die Senkung der<br />

Regulierungskosten stark, unter denen<br />

die KMU besonders leiden, und<br />

verlangte mehr Transparenz bei der<br />

Jahresrechnung der Zwangsgebühreneintreiberin<br />

Billag.<br />

Der 53 Jahre alte, verheiratete Major<br />

der Gebirgsinfanterie ist Vater von<br />

sechs Kindern. Der leidenschaftliche<br />

Jäger gondelt in seiner spärlichen<br />

Freizeit gerne mit seinem Goldwing-<br />

Motorrad durch die Lande.<br />

lInK<br />

www.jeanrenefournier.ch<br />

MaRTIn aRnOlD – Der Geschäftsleiter des KGV<br />

kandidiert für den Nationalrat.<br />

Für Zürich nach Bern<br />

Martin Arnold kennt das Gewerbe<br />

seit seiner Jugendzeit. Geboren<br />

1963, erlernte er in der Toni Molkerei<br />

Zürich den Beruf des Molkeristen.<br />

Nach verschiedenen Anstellungen<br />

bildete sich Arnold zum dipl. Kaufmann<br />

des Detailhandels weiter und<br />

war von 1991 bis 2004 als selbständiger<br />

Unternehmer im Lebensmitteldetailhandel<br />

tätig. Von 1993 bis<br />

1995 war er Präsident des Handwerks-<br />

und Gewerbevereins Horgen.<br />

Seit dem 1. Januar 2002 ist Arnold<br />

Geschäftsleiter des Kantonalen Gewerbeverbands<br />

Zürich.<br />

Die Politik beschäftigt Martin Arnold<br />

schon seit langem. 1991 bis 1996<br />

war er Vorstandsmitglied der SVP<br />

Oberrieden, danach bis 2002 deren<br />

Präsident. Nach acht Jahren in der<br />

Exekutive ist er seit 2006 Gemeindepräsident<br />

von Oberrieden. Seit<br />

2003 sitzt Arnold zudem im Kantonsrat,<br />

wo er zuerst Mitglied der<br />

Kommission für Wirtschaft und Abgaben<br />

war und nun seit 2007 Präsident<br />

der Finanzkommission ist. Bei<br />

den Kantonsratswahlen vom April<br />

2011 wurde Arnold mit dem besten<br />

Resultat des Bezirkes Horgen erneut<br />

in den Kantonsrat gewählt. Diesen<br />

Vertrauensbeweis erachtete er als<br />

Auftrag, sich noch stärker für den<br />

Bezirk Horgen und den Kanton Zürich<br />

einzusetzen. Darum will Arnold<br />

nun einen Sitz im Nationalrat erobern.<br />

lInK<br />

www.martinarnold.ch<br />

PeTeR SChÜTZ – Der Präsident des Thurgauer<br />

Gewerbeverbandes will in den Nationalrat.<br />

Unternehmer gefragt<br />

«Politik, auf die man sich verlassen<br />

kann» verspricht der Thurgauer FDP-<br />

Nationalratskandidat Peter Schütz.<br />

Als Unternehmer und Präsident des<br />

Thurgauer Gewerbeverbandes weiss<br />

er, wie wichtig es ist, dass die Interessen<br />

der kleinen und mittleren<br />

Unternehmen in die Politik der<br />

Eidgenössischen Räte eingebracht<br />

werden.<br />

Der 1959 geborene Schütz ist Geschäftsführer<br />

und Inhaber der Letrona<br />

AG in Friltschen/TG, eines Metallverarbeiters<br />

mit den Schwerpunktbereichen<br />

Kommunikationstechnik, Sicherheitstechnik<br />

und Fertigungstechnik.<br />

Als Thurgauer Grossrat hat sich<br />

Schütz unter anderem für die Beibehaltung<br />

der Pauschalbesteuerung<br />

oder für eine sichere und nachhaltige<br />

Elektrizitätsversorgung zu attraktiven<br />

Konditionen eingesetzt. Nur florierende<br />

Unternehmen sorgen für neue<br />

Arbeitsplätze und sozialen Wohlstand,<br />

ist der verheiratete Vater zweier<br />

erwachsener Söhne überzeugt. Darum<br />

dürften KMU nicht immer mehr<br />

geschröpft werden. Einzig Qualität<br />

und Innovation ermöglichen laut<br />

Schütz einen starken Werkplatz<br />

Schweiz. Dazu brauche das Land<br />

«immer neue, hochqualifizierte Fachkräfte».<br />

Schütz will u.a. die Aus- und<br />

Weiterbildung der Mitarbeitenden<br />

und die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf fördern.<br />

lInK<br />

www.peter-schuetz.ch<br />

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv, die Nummer 1 der Schweizer KMU-Wirtschaft,<br />

vertritt 280 Verbände und gegen 300000 Unternehmen. Im Interesse der Schweizer KMU<br />

setzt sich die Dachorganisation sgv für optimale wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen<br />

sowie für ein unternehmensfreundliches Umfeld ein.<br />

Wir haben per August 2012 eine<br />

Lehrstelle als Kauffrau/Kaufmann (B- oder E-Profil)<br />

zu besetzen.<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

KURT SChMID – Der Präsident des Aargauer<br />

Gewerbeverbands kandidiert gleich doppelt.<br />

Stände- oder Nationalrat<br />

Hohe Ziele steckt sich der seit 2008<br />

amtierende Aargauer Gewerbeverbandspräsident<br />

Kurt Schmid: Der<br />

CVP-Vertreter kandidiert gleichzeitig<br />

für den National- wie auch für den<br />

Ständerat. Dafür bringt der 1954 geborene<br />

Betriebsökonom einen reich<br />

gefüllten Rucksack mit. Nach dem<br />

Studium an der FH Zürich folgte eine<br />

Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer<br />

an der Treuhand-Kammer Zürich; seit<br />

1982 ist Schmid Mitglied der Schweizerischen<br />

Treuhand-Kammer. Es folgten<br />

ein Managementlehrgang an der<br />

Universität Massachussetts, Boston/<br />

USA und 1998 bis 2000 ein Nachdiplomstudium<br />

zum KMU-Diplom HSG<br />

der Universität St.Gallen.<br />

Beruflich war Schmid als Senior<br />

Wirtschaftsprüfer bei Price Water-<br />

PeTeR SChIllIGeR – Der suissetec-Zentralpräsident<br />

kandidiert für den Nationalrat.<br />

Ökonomischer Verstand<br />

Peter Schilliger ist Zentralpräsident<br />

des Schweizerisch-Liechtensteinischen<br />

Gebäudetechnikverbandes suissetec.<br />

Der 52-Jährige ist Präsident der FDP<br />

Kanton Luzern, Gemeindepräsident<br />

von Udligenswil und Luzerner Kantonsrat.<br />

Nun kandidiert er für den<br />

Nationalrat.<br />

Schilliger hat den Beruf eines Sanitärzeichners<br />

erlernt und sich danach zum<br />

Sanitärtechniker und zum Heizungstechniker<br />

weitergebildet. Er absolvierte<br />

zudem ein Nachdiplomstudium in<br />

Public Management. Während 16 Jahren<br />

war er Geschäftsleiter einer Sanitär-<br />

und Heizungsinstallationsfirma in<br />

Luzern. 2009 übernahm er mit seinem<br />

Bruder die Herzog Haustechnik AG,<br />

Luzern. In seinem früheren Lehrbetrieb<br />

ist der verheiratete Vater von drei<br />

house tätig und baute eine Treuhandfirma<br />

auf, die er auch leitete.<br />

Heute ist Schmid Vorsitzender Partner<br />

einer Gruppe von Treuhandfirmen<br />

mit insgesamt 70 Mitarbeitenden.<br />

Nebenberuflich war Schmid als<br />

Handelslehrer, als Rekursrichter am<br />

Aargauischen Steuerrekursgericht<br />

und als Fachrichter am Handelsgericht<br />

tätig.<br />

Seit 1986 ist Schmid Gemeindeammann<br />

von Lengnau und war Mitglied<br />

des Kantonsparlaments. Der verheiratete<br />

Vater zweier Töchter verfügt<br />

über ein Dirigentendiplom für Blasmusik,<br />

spielt Alphorn und hält sich<br />

mit Joggen fit.<br />

lInK<br />

www.schmidkurt.ch<br />

erwachsenen Kindern heute Verwaltungsratspräsident<br />

und Vorsitzender<br />

der Geschäftsleitung.<br />

Schilliger ist der Ansicht, dass sich<br />

Unternehmer stärker als bisher politisch<br />

engagieren sollten. «Wir fördern<br />

den verantwortungsbewussten ökonomischen<br />

Sachverstand in der Politik.»<br />

Der Unternehmer will sich für<br />

einen Energieumbau, für die Sicherung<br />

nachhaltiger Arbeitsplätze, die<br />

duale Berufsbildung und den Steuerwettbewerb<br />

einerseits, gegen Fehlentwicklungen<br />

bei der Personenfreizügigkeit<br />

und gegen die Zuwanderung<br />

Unqualifizierter andererseits<br />

einsetzen.<br />

lInK<br />

www.peter-schilliger.ch<br />

PhIlIPP MÜlleR – Der Aargauer FDP-Nationalrat<br />

Philipp Müller kandidiert für eine dritte Amtszeit.<br />

Der Migrationsspezialist<br />

1952 geboren, absolvierte Philipp<br />

Müller eine Lehre als Gipser/Stuckateur,<br />

um später das Gipsergeschäft<br />

seiner Eltern übernehmen zu können.<br />

Nach Auslandaufenthalten wurde<br />

er selbständiger Unternehmer und<br />

baute das elterliche Geschäft in Reinach<br />

in eine Generalbauunternehmung<br />

um.<br />

1997 bis 2004 war Philipp Müller Mitglied<br />

des Parlaments des Kantons<br />

Aargau. 2003 schaffte er für die FDP<br />

den Sprung in den Nationalrat, wo<br />

er sich als Mitglied der Staatspolitischen<br />

Kommission (SPK) und Fachbereichsleiter<br />

Migration einen Namen<br />

machte. Schon viel früher – genauer<br />

im Jahr 1995 – reichte Müller<br />

eine Volksinitiative ein, die verlangte,<br />

dass der Anteil der ausländischen<br />

Staatsangehörigen an der Wohnbevölkerung<br />

der Schweiz 18 Prozent<br />

nicht übersteigen solle. Heute liegt<br />

die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen<br />

in der Schweiz bei 22,4<br />

Prozent…<br />

Auch in seinen Vorstössen im Nationalrat<br />

nimmt das Thema Migration<br />

viel Platz ein. So engagierte sich Müller<br />

für eine härtere Gangart beim Familiennachzug,<br />

für eine Senkung der<br />

Einwanderung von Personen ausserhalb<br />

des EU-Raums, forderte eine europaweite<br />

Migrations- und Asylpolitik<br />

oder hinterfragte Wirksamkeit<br />

und Kosten der Rückkehrhilfe für abgewiesene<br />

Flüchtlinge.<br />

lInK<br />

www.mueller-philipp.ch<br />

Sie haben die Sekundarschule oder ein 10. Schuljahr absolviert und haben Freude, den interessanten und vielseitigen Beruf der Kauffrau<br />

bzw. des Kaufmannes zu erlernen. Wir können Ihnen diese Möglichkeit in unserem modernen und lebhaften Bürobetrieb anbieten.<br />

Gerne erwarten wir Ihre schriftliche Bewerbung mit Kopien der Schulzeugnisse, Passfoto und handschriftlichem Lebenslauf bis zum<br />

31. Oktober 2011 an folgende Adresse:<br />

<strong>Schweizerischer</strong> Gewerbeverband sgv, Urs Wyler, Leiter Finanzen und Administration, Postfach, 3001 Bern


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

wahlen 2011 11<br />

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ROlF KISSlInG – Präsident des Solothurnischen<br />

Gewerbeverbands will in den Nationalrat.<br />

Vielseitig interessiert<br />

Der Solothurner Anwalt und Notar<br />

Rolf Kissling bezeichnet sich als «vielseitig<br />

interessierter Mensch». Sein Bedürfnis,<br />

bei der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen<br />

und politischen Entwicklung<br />

der Schweiz mitzuwirken,<br />

führte ihn zu diversen Mandaten in<br />

Politik und Verbänden – und nun zu<br />

einer Nationalratskandidatur für die<br />

Solothurner FDP. Kissling will sich für<br />

«schlanke, dafür effiziente Staatsstrukturen<br />

und mässige Abgabenbelastung»<br />

einsetzen und dafür sorgen, dass sich<br />

Leistungs-, Investitions- und Innovationsbereitschaft<br />

lohnen. Er fordert zudem<br />

die «Erhaltung und Förderung der<br />

schweizerischen Qualitäten mit gesundem<br />

Menschenverstand».<br />

Der 1959 geborene Präsident des<br />

Kantonal Solothurnischen Gewerbe-<br />

verbands erhielt im Alter von 19 Jahren<br />

ein Highschool-Diplom im US-<br />

Bundesstaat Ohio, maturierte darauf<br />

in Olten und genoss nach einem Jus-<br />

Studium an der Uni Zürich eine Finanzausbildung<br />

bei einer Zürcher<br />

Grossbank. 1990 erlangte er das Anwalts-<br />

und Notariatspatent des Kantons<br />

Solothurn; heute leitet er ein<br />

eigenes Advokatur- und Notariatsbüro.<br />

Von 1993 bis 2001 war der<br />

ehemalige Wettkampfsportler (Rudern,<br />

American Football) und Jazzund<br />

Rock-Bandmusiker Kissling<br />

(Querflöte, Sax) Kantonsrat und präsidierte<br />

die Solothurner Justizkommission.<br />

lInK<br />

www.rolf-kissling.ch<br />

RUeDI lUSTenBeRGeR – Der Luzerner CVP-<br />

Nationalrat hat eine vierte Amtszeit zum Ziel.<br />

Der Gewerbepolitiker<br />

Den Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi<br />

Lustenberger könnte man als Prototyp<br />

des Gewerbepolitikers bezeichnen.<br />

Geboren 1950, absolvierte Lustenberger<br />

eine Schreinerlehre und erwarb<br />

1983 das Schreinermeisterdiplom. Seit<br />

1974 selbständigerwerbend, ist der<br />

Luzerner heute Inhaber einer Schreinerei<br />

in Romoos und Zentralpräsident<br />

Verband <strong>Schweizerischer</strong> Schreinermeister<br />

und Möbelfabrikanten(VSSM).<br />

Als solcher setzt sich Lustenberger<br />

engagiert für die Erneuerung der Energieversorgung<br />

der Schweiz oder für<br />

die Bekämpfung der Scheinselbständigkeit<br />

ein. Lustenberger präsidiert die<br />

Stiftung Natur & Wirtschaft, den Verein<br />

Entlebucher Holzforum und den<br />

Verein Swisslabel. Er ist Vorstandsmitglied<br />

des Schweizerischen Gewerbe-<br />

verbands sgv und sitzt im Vorstand<br />

Holzenergie Schweiz sowie im Vorstand<br />

der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft<br />

für das Berggebiet (SAB).<br />

1991 bis 1999 war er Grossrat des<br />

Kantons Luzern, 1999 als Grossratspräsident<br />

«oberster Luzerner». Seit<br />

1999 wirkt Lustenberger im Nationalrat,<br />

so als Mitglied der Kommission<br />

Umwelt, Raumplanung und<br />

Energie (UREK), deren Präsident er<br />

2004/2005 war, sowie als Mitglied<br />

der Staatspolitischen Kommission<br />

(1999–2007) und seit 2008 als Mitglied<br />

der Geschäftsprüfungskommission.<br />

Lustenberger ist Vorstandsmitglied<br />

der CVP Schweiz.<br />

lInK<br />

www.ruedi-lustenberger.ch<br />

IMPReSSUM herausgeber/Verlag: <strong>Schweizerischer</strong> Gewerbeverband sgv<br />

Schwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 Bern – Tel. 031380 14 14<br />

Fax 031380 14 15 – verlag@sgv-usam.ch – www.sgv-usam.ch<br />

herausgeber: Hans-Ulrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler<br />

Kommunikation/Redaktion: Ruedi Christen, Leitung<br />

Patrick M. Lucca, Chefredaktor – Gerhard Enggist, Stv. Chefredaktor<br />

Matthias Engel, Redaktor<br />

redaktion@sgv-usam.ch – Tel. 031380 14 14<br />

RUDOlF JODeR – Der Berner SVP-Nationalrat<br />

sitzt seit 1999 in der Grossen Kammer.<br />

Solider Berner Wert<br />

Geboren 1950, wuchs Rudolf Joder<br />

in einem Landwirtschaftsbetrieb auf.<br />

1976 legte er das Staatsexamen als<br />

Fürsprecher ab. 1989 bis 2004 präsidierte<br />

er die bernische Gemeinde<br />

Belp. Zum Abschied schenkte ihm<br />

«seine» Gemeinde einen persönlichen<br />

Marsch, kreiert vom bekannten Komponisten<br />

Mario Bürki.<br />

Von 1982 bis 1998 sass Joder für die<br />

SVP im Kantonsparlament. 1999 wurde<br />

er mit 64848 Stimmen auf der Liste<br />

der SVP-Männer in den Nationalrat<br />

gewählt. 2003 wurde er mit 801<strong>40</strong><br />

Stimmen wiedergewählt, und 2007<br />

erfolgte die Wiederwahl mit 99 019<br />

Stimmen. Joder war und ist Mitglied<br />

der Finanzkommission, der Rechtskommission,<br />

der Staatspolitischen<br />

Kommission, der Gerichtskommis-<br />

SIlVIa FlÜCKIGeR-BÄnI – Die Aargauer SVP-<br />

Nationalrätin kandidiert für ihre 2. Legislatur.<br />

Energische Schafferin<br />

Sylvia Flückiger-Bäni (geboren 1952)<br />

wurde 2007 im Kanton Aargau in den<br />

Nationalrat gewählt und gehört seither<br />

der Kommission für Wirtschaft<br />

und Abgaben (WAK) an. Nun strebt<br />

sie ihre Wiederwahl an.<br />

Von 2000 bis 2008 war sie Aargauer<br />

Grossrätin und zwischen 2004<br />

und 2008 Vize-Präsidentin der SVP<br />

Schweiz. Sie wohnt in Schöftland,<br />

ist verheiratet und Mutter zweier<br />

Kinder. Flückiger-Bäni ist Mitinhaberin<br />

und Mitglied der Geschäftsleitung<br />

eines Unternehmens, das<br />

Hobelwerk und Holzhandel beinhaltet.<br />

Zudem ist sie Vizepräsidentin<br />

des Aargauischen Gewerbeverbands<br />

und Vorstandsmitglied<br />

des Schweizerischen Gewerbeverbands<br />

sgv.<br />

sion und der Redaktionskommission<br />

des Nationalrates.<br />

Rudolf Joder lancierte zuletzt im Nationalrat<br />

eine Motion, wonach bundesrechtlich<br />

festzuschreiben sei, dass<br />

nur Schweizer Bürgerinnen und Bürger<br />

als Polizistinnen oder Polizisten<br />

tätig sein dürfen. Mittels einer Parlamentarischen<br />

Initiative will Joder zudem<br />

eine für die Wirtschaft folgenschwere<br />

Änderung durch das 2013 in<br />

Kraft tretende Erwachsenenschutzrecht<br />

beseitigen.<br />

Joder ist Präsident der SVP des Kantons<br />

Bern (seit 2006) sowie der Vereine<br />

Spitex Privée Suisse und Swiss<br />

Helicopter Association.<br />

lInK<br />

www.joder.ch<br />

Die Schiesssportbegeisterte SVP-Nationalrätin<br />

befasste sich in ihrer ersten<br />

Legislatur unter anderem mit den<br />

Kompetenzen der Schweizerischen<br />

Steuerkonferenz (SSK), setzte sich für<br />

Chancengleichheit für KMU im öffentlichen<br />

Beschaffungswesen oder für eine<br />

Steuerung der Zuwanderung ein,<br />

forderte für Unternehmen die Einführung<br />

einer Pauschalentschädigung für<br />

die Abrechnung der Mehrwertsteuer,<br />

verwahrte sich gegen «einseitige Anti-<br />

Alkoholkampagnen» und war Teil des<br />

Widerstands gegen die Einführung<br />

eines Healthy-Choice-Labels zur Lebensmittelkennzeichnung<br />

durch das<br />

Bundesamt für Gesundheit (BAG).<br />

lInK<br />

www.politikerin.ch<br />

anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –<br />

Tel. 031387 22 11 – service.be@publimag.ch – leitung: Alfred Blaser<br />

herstellung: St.Galler Tagblatt AG – auflage: 108536 Exemplare (WEMF-<br />

Beglaubigung 2010). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

BERUflicHE VoRsoRgE 13<br />

2. säUlE – Ungenügende Anlageerträge drängen immer mehr Vorsorgeeinrichtungen in Unterdeckung. Eine Senkung des<br />

Umwandlungssatzes ist unumgänglich.<br />

NeuedunkleWolkenamVorsorgehimmel<br />

Im Zuge der ersten Revision des Bundesgesetzes<br />

über die berufliche Alters-,<br />

Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge<br />

(BVG) hat das Parlament<br />

beschlossen, den für die Berechnung<br />

der Rentenhöhe massgebenden Umwandlungssatz<br />

schrittweise von 7,2<br />

auf 6,8 Prozent zu senken. Damit<br />

die Vorsorgeeinrichtungen bei einem<br />

Umwandlungssatz von 6,8 Prozent<br />

ihre Leistungsversprechen einhalten<br />

können, müssen sie auf den angesparten<br />

Vorsorgegeldern eine Rendite<br />

von rund 4,5 Prozent erzielen. Eine<br />

derartige Zielvorgabe ist zurzeit<br />

schlicht unrealistisch.<br />

Kaum Erträge, mehr Risiko<br />

Festverzinsliche Anlagen, in welche<br />

die Vorsorgeeinrichtungen rund zur<br />

Hälfte investiert sind, werfen nur<br />

noch tiefe Erträge ab und sind angesichts<br />

der globalen Schuldenkrise<br />

alles andere als risikolos. Bei Geldmarktanlagen<br />

decken die Zinsen die<br />

anfallenden Kosten nur noch knapp.<br />

Die Börsen befinden sich seit einem<br />

Jahrzehnt mehr auf Tal- denn auf<br />

Bergfahrt. Im Moment werfen einzig<br />

noch die Immobilien eine vernünftige<br />

Rendite ab. Dies allein hilft den<br />

Pensionskassen aber auch nicht aus<br />

der Klemme. Will man die 2. Säule<br />

nicht fundamental gefährden, müssen<br />

die wichtigsten Systemparameter<br />

rasch angepasst werden.<br />

Eine kurzfristige Korrektur ist beim<br />

Mindestzinssatz möglich. Ganz im<br />

Sinne der Stellungnahme des Schweizerischen<br />

Gewerbeverbandes sgv beantragt<br />

die Eidg. BVG-Kommission<br />

dem Bundesrat, den Mindestzinssatz<br />

von 2,0 auf 1,5 Prozent zu senken.<br />

Einiges deutet darauf hin, dass unsere<br />

Landesregierung seinem vorberatenden<br />

Gremium folgen wird, so<br />

dass die Vorsorgeeinrichtungen bereits<br />

ab kommendem Jahr mit einer<br />

bescheidenen, aber dennoch wichtigen<br />

Entlastung rechnen dürfen.<br />

Umwandlungssatz senken<br />

Viel wichtiger als die Senkung des<br />

Mindestzinssatzes ist aber eine rasche<br />

Korrektur beim Umwandlungssatz.<br />

Allen Versicherten, die unter<br />

den heutigen Rahmenbedingungen<br />

in Pension gehen, müssen die Vorsorgeeinrichtungen<br />

bis an ihr Lebensende<br />

Renten ausbezahlen, die ungenügend<br />

ausfinanziert sind. Die Löcher,<br />

die dabei unweigerlich entstehen,<br />

werden später von den aktiven<br />

Versicherten, den Arbeitgebern und<br />

bei öffentlichen Kassen von den Steu-<br />

pRiVAtEn KAssEn gEHts BEssER<br />

Am kürzlich stattgefundenen Hauptevent der Branche,<br />

der Swisscanto-Tagung, zeigte Jeannette Leuch von<br />

der Complementa Investment-Controlling auf, wo die<br />

Pensionskassen Ende August bezüglich ihres Deckungsgrades<br />

standen. Vermögensgewichtet betrug<br />

der durchschnittliche Deckungsgrad für alle Kassen<br />

95 Prozent (privatrechtliche Kassen 100,0%, öffentlich-rechtliche<br />

Kassen 88,9%). Insgesamt, ohne die<br />

öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen mit<br />

Staatsgarantie, waren die Vorsorgeverpflichtungen per<br />

Ende 2010 gedeckt. Per Ende August 2011 ist jedoch<br />

von einer Unterdeckung auszugehen. Die durchschnittliche<br />

Sollrendite von 2,5% im Jahr 2010 konnte im<br />

Jahr 2010 erwirtschaftet werden. Die höhere Sollrendite<br />

im Vergleich zu den Vorjahren 2008 und 2009<br />

zeigt, dass Sanierungsmassnahmen aufgrund des<br />

guten Ergebnisses von 2009 reduziert werden konnten.<br />

Die durchschnittliche Rendite aller untersuchten<br />

Pensionskassen von 2,9% in 2010 kam zu Stande<br />

durch den hohen Umfang an Währungsabsicherung<br />

sowie eine gute Vermögensbewirtschaftung, die eine<br />

Überrendite im Vergleich zur Benchmark-Performance<br />

ergab.<br />

Unsere Gesellschaft wird immer älter – und die Altersvorsorge entsprechend immer wichtiger.<br />

erzahlern gestopft werden müssen.<br />

Derartige Quersubventionen und<br />

Nachfinanzierungen durch Dritte<br />

sind in einer auf dem Kapitaldeckungsverfahren<br />

basierenden Altersvorsorge<br />

unhaltbar. Dass der Umwandlungssatz<br />

rasch gesenkt werden<br />

muss, sehen mittlerweile selbst die<br />

Gewerkschaften ein, die uns vor kurzer<br />

Zeit noch weismachen wollten,<br />

dass die Finanzierung der heutigen<br />

Renten problemlos zu bewerkstelligen<br />

sei.<br />

sgv gegen neue Belastungen<br />

Problematisch ist, dass sich die<br />

Schweizer Stimmberechtigten im<br />

März 2010 deutlich gegen eine Senkung<br />

des Umwandlungssatzes ausgesprochen<br />

haben, da eine solche<br />

unweigerlich tiefere Renten zur Folge<br />

hätte. In der Politik geht man deshalb<br />

davon aus, dass eine Senkung des<br />

Umwandlungssatzes von flankierenden<br />

Massnahmen begleitet werden<br />

muss, mit denen Rentensenkungen<br />

verhindert oder zumindest verringert<br />

werden sollen. Meistens wird dabei<br />

daran gedacht, mittels Erhöhung der<br />

Altersgutschriften, der Verlängerung<br />

des Sparprozesses oder der Senkung<br />

des Koordinationsabzugs mehr Geld<br />

ansparen zu lassen, um so das heutige<br />

Rentenniveau halten zu können.<br />

Dies hätte spürbar höhere Lohnnebenkosten<br />

zur Folge. Der sgv lehnt<br />

eine erneute Verteuerung der beruflichen<br />

Vorsorge, welche dem Werkplatz<br />

Schweiz einen grossen Schaden<br />

zuführen würde, entschieden ab. Die<br />

Finanzierung der beruflichen Vorsorge<br />

muss sowohl für Arbeitgeber als<br />

auch für Arbeitnehmer finanziell verkraftbar<br />

bleiben. Verteuert man sie<br />

abermals, wird sie unweigerlich zum<br />

Jobkiller.<br />

Die AHV einbeziehen<br />

Wichtig ist, dass die Probleme der<br />

beruflichen Vorsorge nicht isoliert betrachtet<br />

werden, sondern zusammen<br />

mit jenen der AHV einer Lösung zugeführt<br />

werden. Die AHV wird aufgrund<br />

der demographischen Entwicklung<br />

in circa fünf Jahren in die roten<br />

Zahlen abgleiten und in der Folgezeit<br />

rasch anwachsende Defizite schreiben.<br />

Aus Sicht des sgv ist es unumgänglich,<br />

das Rentenalter sukzessive<br />

anzuheben. Damit trägt man einerseits<br />

der stetig steigenden Lebenserwartung<br />

Rechnung, entschärft den<br />

Fachkräftemangel der Wirtschaft und<br />

saniert die staatliche Altersvorsorge<br />

nachhaltig, ohne Leistungen zu kürzen<br />

oder den Erwerbstätigen immer<br />

höhere Steuer- und Lohnabgaben<br />

aufzubürden. Als positiven Nebeneffekt<br />

löst man damit auch die Finanzierungsprobleme<br />

der beruflichen<br />

Vorsorge. Belässt man die Erwerbstätigen<br />

zwei Jahre länger im Arbeitsprozess,<br />

ermöglicht man ihnen, ein<br />

um circa sieben Prozent höheres Alterskapital<br />

anzusparen. Das höhere<br />

Altersguthaben muss anschliessend<br />

auf eine um zwei Jahre verkürzte Bezugsdauer<br />

aufgeteilt werden. Damit<br />

gelingt es, die Vorsorgeeinrichtungen<br />

ohne Rentenkürzungen und ohne höhere<br />

Lohnabzüge auf eine finanziell<br />

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gesunde Basis zurückzuführen. Sollten<br />

die Vorsorgekapitalien dereinst<br />

wieder einmal höhere Kapitalerträge<br />

abwerfen, können diese Mittel über<br />

Teuerungsanpassungen oder Besserverzinsungen<br />

an die Destinatäre weitergeleitet<br />

werden. Eine Senkung des<br />

Umwandlungssatzes kann ohne<br />

werkplatzschädigende Begleitmassnahmen<br />

innerhalb der zweiten Säule<br />

beschlossen werden, wenn man<br />

die Finanzierungsprobleme der Altersvorsorge<br />

mit der stufenweisen Erhöhung<br />

des Rentenalters löst.<br />

Die Zeit läuft davon<br />

Bis die Politik den Umwandlungssatz<br />

als zentralsten Systemparameter angepasst<br />

hat, dürften wohl noch Jahre<br />

vergehen. Leider muss davon ausgegangen<br />

werden, dass die meisten<br />

Pensionskassen diese Zeit nicht<br />

schadlos überstehen werden. Bereits<br />

heute geht man davon aus, dass nur<br />

noch rund die Hälfte der privaten<br />

Pensionskassen einen Deckungsgrad<br />

von über 100 Prozent ausweist. Bei<br />

den öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen<br />

dürfte der Anteil der<br />

«gesunden» Kassen noch viel tiefer<br />

liegen. Sanierungsmassnahmen werden<br />

bei vielen Kassen unausweichlich<br />

sein. Aus Sicht des sgv ist dabei<br />

störend, dass gemäss heutiger Gesetzgebung<br />

derartige Sanierungsmassnahmen<br />

praktisch ausschliesslich<br />

auf dem Buckel der aktiven Versicherten,<br />

der Arbeitgeber und – bei<br />

öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen<br />

– der Steuerzahler ausgetragen<br />

werden. Auch hier ist die Politik<br />

gefordert. Überall dort, wo die<br />

heutigen Rentner von ausserordentlichen<br />

Leistungsverbesserungen profitieren<br />

konnten, muss es grundsätzlich<br />

möglich werden, diese im Sinne<br />

einer Opfersymmetrie in die Sanierungsmassnahmen<br />

einzubinden.<br />

Kurt Gfeller; Vizedirektor des sgv


14<br />

berufliche vorsorge<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

Werner c. hug – Der ausgewiesene Pensionskassen-Experte steht nach wie vor zum Drei-Säulen-System und sieht im KMU-Bereich<br />

keine grossen Probleme mit Unterdeckung.<br />

«Ein sehr schwerer Vertrauensverlust»<br />

Sozialexperte Werner C. Hug versteht manchmal<br />

die Welt nicht mehr: «Da wird plötzlich von Rentenkürzungen<br />

gesprochen, während junge Bankschnösel<br />

unverschämte Saläre und Boni kassieren oder gar<br />

Milliarden verzocken.»<br />

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gewerbezeitung: Der Wirtschaft<br />

droht eine Rezession, und die<br />

Finanzkrise lässt Börsen und<br />

Banken schwächeln. Wie wirkt sich<br />

das auf die Pensionskassen aus?<br />

n Werner c. hug: Es sind insbesondere<br />

die tiefen Zinsen und die von<br />

den Exzessen der Finanzindustrie<br />

verursachte Volatilität auf dem Kapitalmarkt,<br />

die der 2. Säule zu schaffen<br />

machen. Wegen der gesetzlichen Vorschriften<br />

– jährliche Bestimmung des<br />

Deckungsgrades zu einem bestimmten<br />

Stichtag – erwecken die Zahlen<br />

allerdings einen dramatischeren Eindruck,<br />

als der eigentliche Zustand<br />

der Kassen ist. Doch die Öffentlichkeit<br />

nimmt nur die jeweiligen Unterdeckungen<br />

per Stichtag zur Kenntnis.<br />

Sie reagiert deshalb mit Misstrauen<br />

und Angst.<br />

«Man darf nicht vergessen,<br />

dass das Pensionskassengeschäft<br />

sehr langfristig ist»<br />

Sie halten das für eine Überreaktion?<br />

n Für eine verständliche Überreaktion.<br />

Man muss nämlich die Begleitmusik<br />

einbeziehen. Da wird plötzlich von<br />

Sanierungsmassnahmen und mögli-<br />

chen Rentenkürzungen gesprochen,<br />

während junge Bankschnösel unverschämte<br />

Saläre und Boni kassieren<br />

oder gar Milliarden verzocken. Das<br />

führt zu einem schweren Vertrauensverlust.<br />

Dieser macht sich besonders<br />

in der KMU-Wirtschaft bemerkbar, wo<br />

Werte wie echte Sozialpartnerschaft<br />

und Fairness noch etwas zählen.<br />

Sie sehen zurzeit also keine<br />

Probleme für die Pensionskassen?<br />

n Man darf nicht vergessen, dass das<br />

Pensionskassengeschäft sehr langfristig<br />

ist. Im Normalfall wird etwa <strong>40</strong><br />

Jahre eingezahlt, dann folgen 20 Jahre<br />

Rentenbezug. Kurzfristige Erschütterungen<br />

lassen sich so auffangen, sofern<br />

man nicht «gamblet» oder unverantwortliche<br />

Risiken eingeht oder die<br />

Finanzkrisen sich aufeinanderfolgen.<br />

Man hört allerdings von Kassen,<br />

die wegen zu hoher Unterdeckung<br />

bereits heute saniert werden<br />

müssen.<br />

n Das betrifft bloss einige grosse Unternehmen<br />

in der Privatwirtschaft,<br />

aber vor allem die öffentliche Hand.<br />

Die Deckung bei den Privaten liegt<br />

trotz schwacher Kapitalmärkte heute<br />

zumeist um 100 Prozent oder nur<br />

wenig darunter. Viele öffentliche Kassen<br />

hingegen weisen alarmierende<br />

Durchschnittswerte um die 80 Prozent<br />

auf. In der Romandie gibt es sogar<br />

mehrere staatliche Vorsorgeeinrichtungen,<br />

deren Deckung weniger als<br />

60 Prozent beträgt – ein absolut unhaltbarer<br />

Zustand!<br />

«die kasse der stadt<br />

lausanne hat eine<br />

unterdeckung von<br />

unter 50 Prozent»<br />

Können Sie ein Beispiel nennen?<br />

n Die Kasse der Stadt Lausanne hat<br />

eine Unterdeckung von unter 50 Prozent.<br />

Für Sie scheint das Kapitel öffentliche<br />

Kassen ohnehin ein rotes<br />

Tuch zu sein…<br />

n Mit gutem Grund. Denn kaum jemand<br />

weiss, dass allein der Bund in<br />

diesem Bereich schon über 30 Milliarden<br />

Franken eingeschossen und<br />

den SBB bereits wieder eine weitere<br />

Milliarde nachgeschickt hat. Das sind<br />

Riesensummen.<br />

Sind Sie sicher, dass die Pensionskassen<br />

der KMU tatsächlich verschont<br />

bleiben?<br />

n Die überwältigende Mehrheit der<br />

Betriebe mit bis zu 50 Arbeitnehmenden<br />

hat begriffen, dass eigene Pen-<br />

zur Person<br />

Dr. rer. pol. Werner C. Hug ist einer<br />

der wenigen Bundeshausjournalisten,<br />

die als Fachexperten auf dem Gebiet<br />

der Altersvorsorge und Sozialversicherungen<br />

gelten. Bis Mitte 2011 war<br />

der gebürtige Solothurner Chefredaktor<br />

der renommierten Fachzeitung<br />

«AWP Soziale Sicherheit». Eine<br />

spezielle Aufmerksamkeit widmete<br />

der 66-Jährige stets dem Gewerbe.<br />

So gründete er zusammen mit<br />

Nationalrat Otto Ineichen die KMU-<br />

Schutzgemeinschaft. Heute ist er als<br />

Publizist und Berater sowie als Leiter<br />

von Kursen für Pensionskassen-Stiftungsräte<br />

tätig.<br />

sionskassen riskant sind. Sie schlossen<br />

sich deshalb autonomen/halbautonomen<br />

Einrichtungen an oder<br />

entschieden sich für eine Vollversicherungslösung.<br />

In ersteren sind<br />

heute etwas über 1,1 Mio. Aktive versichert.<br />

Bei den Lebensversicherern<br />

sind es rund 0,9 Mio. Beide Lösungen<br />

haben ihre Vor- und Nachteile,<br />

grundsätzlich sicher sind sie alleweil.<br />

Wichtig ist für mich, dass die<br />

Beitragszahler – sowohl Arbeitgeber<br />

als auch Versicherte – gänzlich im<br />

Bild sein müssen über die Situation


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

berufliche vorsorge 15<br />

ihres Vorsorgewerkes. Transparenz<br />

und umfassende Information sind<br />

nötig, ohne sie kann es auch kein<br />

Vertrauen geben. Die vom Personal<br />

gewählten Stiftungsräte stehen deshalb<br />

in der Pflicht.<br />

«Probleme bekommen<br />

vor allem kassen, bei<br />

denen das verhältnis<br />

zwischen aktiven<br />

und Pensionierten<br />

ungünstig liegt»<br />

Aber auch KMU können in die<br />

Bredouille geraten. Bei dauerhafter<br />

Unterdeckung müssen von<br />

Gesetzes wegen Sanierungsmassnahmen<br />

ergriffen werden, welche<br />

vor allem die Arbeitgeber belasten.<br />

n Probleme bekommen können vor<br />

allem Kassen, bei denen das Verhältnis<br />

zwischen Aktiven und Pensionierten<br />

ungünstig liegt. Dann ist<br />

Handlungsbedarf angesagt, denn lange<br />

können die wenigen Jungen die<br />

Renten der vielen Senioren nicht finanzieren<br />

– wie das z.B. bei der SBB<br />

der Fall ist. Früher hätten in so einem<br />

Fall die Patrons auf ihre Wohlfahrtsfonds<br />

zurückgreifen können. Doch<br />

diese gibt es heute kaum mehr, nicht<br />

zuletzt wegen der Politik, die diese<br />

patronalen Einrichtungen überreglementiert<br />

hat. Zu meinem Leidwesen<br />

scheint die patronale soziale Verantwortung<br />

– ein Grundprinzip der<br />

2. Säule – insbesondere in grossen<br />

Firmen am Bröckeln zu sein. Entsprechend<br />

werden bei Kassensanierungen<br />

nun auch Arbeitnehmende herangezogen,<br />

sei es über Senkung der<br />

Umwandlungssätze oder zusätzliche<br />

Lohnprozente.<br />

«zu meinem leidwesen<br />

scheint die Patronale<br />

soziale verantwortung<br />

am bröckeln zu<br />

sein»<br />

Die Rentner hingegen kommen<br />

ungeschoren davon…<br />

n Was für mich im obligatorischen<br />

Bereich grundsätzlich in Ordnung<br />

geht, auch wenn die Belastung der<br />

Jüngeren langsam untragbare Ausmasse<br />

annimmt. Allerdings gibt es<br />

Fälle, wo sich mein liberales Gewissen<br />

sträubt. Etwa bei den SBB, wo<br />

2900 wohlfahrtsfonds<br />

Die Öffentlichkeit weiss kaum, dass es<br />

in der Schweiz rund 2900 Wohlfahrtsfonds<br />

gibt, die primär der sozialen<br />

Absicherung der Angestellten dienen.<br />

In diesen patronalen Stiftungen liegen<br />

an die 20 Milliarden Franken. Von den<br />

Behörden werden sie ungerne gesehen,<br />

vielfach wird ihnen manipulative<br />

«Steueroptimierungen» angedichtet.<br />

Entsprechend werden sie durch viele<br />

administrative Auflagen bedrängt.<br />

Jetzt gibt es eine neue Schikane: Ein<br />

Bundesgerichtsurteil zwingt sie, in<br />

Zukunft AHV abzurechnen.<br />

Das wollen sich die Unternehmer, die<br />

noch eine solche Stiftung führen,<br />

nicht einfach gefallen lassen. Und<br />

gründen die Interessenvertretung<br />

Patronfonds. Denn Wohlfahrtsfonds<br />

sind wichtig, vorab bei unverschuldeter<br />

Krankheit oder zusätzlichen<br />

Beiträgen an die Pensionskasse.<br />

Nicole Loeb, Chefin der Loeb Holding,<br />

zur «NZZ am Sonntag»: «Mit Zuwendungen<br />

aus einem Wohlfahrtsfonds<br />

kann Arbeitnehmern unbürokratisch<br />

und schnell geholfen werden.»<br />

FDP-Präsident Fulvio Pelli hilft den<br />

Patrons: Er hat im Juni 2011 eine<br />

parlamentarische Initiative eingereicht,<br />

die verlangt, dass die Wohlfahrtsfonds<br />

den unternehmerischen<br />

Spielraum wiedererlangen.<br />

heute jeder Rangierarbeiter mit einem Lohn­<br />

Zusatzprozent zur Sanierung beiträgt, während<br />

Ex­Chefs wie Benedikt Weibel ungekürzte<br />

Renten von weit über 100 000 Franken<br />

beziehen. Das hat mit Futterneid nichts, dafür<br />

viel mit sozialer Verantwortung und Ethik<br />

zu tun.<br />

Es ist Wahlkampf – und wie alle vier<br />

Jahre taucht wieder die Idee der<br />

ANZEIGE<br />

Volkspension auf, insbesondere in<br />

der Westschweiz …<br />

n …um hoffentlich bald wieder zu<br />

verschwinden! 1972 hat das Volk eine<br />

linke Initiative klar versenkt und<br />

sich für die 2. Säule entschieden. Die<br />

Idee der Volkspension war zwar nicht<br />

ohne Reiz: Ich kann mich noch gut<br />

erinnern, wie Gewerbedirektor Otto<br />

Fischer sie nur deshalb ablehnte, weil<br />

sie aus dem kommunistischen Lager<br />

kam. Die Hauptschwäche einer<br />

Volkspension liegt jedoch darin, dass<br />

sie nur dann funktioniert, wenn die<br />

Bevölkerung wächst – und das wird<br />

bei tiefen Geburtenraten und Längerlebigkeit<br />

zum Problem. Ich bin überzeugt,<br />

dass unser heutiges 3­Säulen­<br />

Prinzip mit seiner Kombination von<br />

Umlage­ und Kapitaldeckungsverfah­<br />

ren optimal ist. Allerdings müssen<br />

wir dazu Sorge tragen. Dazu gehören<br />

neben Risikomanagement auch der<br />

Verzicht auf nicht finanzierte Geschenke<br />

wie grosszügige Frührenten<br />

für Politiker und Manager.<br />

Interview: Patrick M. Lucca<br />

link<br />

www.wernerhug-ag.ch


16<br />

die lehrfirma<br />

berufsbildung<br />

berufsbild kunststofftechnologe – Der Job ist weitherum unbekannt. Zu Unrecht, denn er hat<br />

Zukunft. Seit zwei Jahren kann man ihn auch bei der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans erlernen.<br />

Eine Lehremit Perspektive<br />

Im Alter von zehn Jahren sass Severin<br />

Ott aus Dallenwil zum ersten Mal<br />

in einem Kajak. Im Boot fühlte er sich<br />

von allem Anfang an wohl. Als er<br />

wenig später das Wildwasserfahren<br />

entdeckte, war ihm klar: Diesen Sport<br />

wollte er in den nächsten Jahren ausüben.<br />

Dabei kam er immer wieder<br />

mit Kunststoff in Berührung, wenn<br />

er sein Boot pflegte und reparierte.<br />

Nie aber hätte er gedacht, dass dieses<br />

Material sein Berufsleben prägen<br />

könnte.<br />

erster lernender<br />

Zuerst sah es auch nicht danach aus.<br />

Der Nidwaldner besuchte «mit mässiger<br />

Begeisterung» das Gymnasium<br />

und überlegte sich, ob er Polymechaniker<br />

werden könnte. Bei einem Tag<br />

der offenen Türe bei der Pilatus Flugzeugwerke<br />

AG in Stans nahm seine<br />

Laufbahn dann einen andern Verlauf:<br />

Er entdeckte den Beruf des Kunststofftechnologen.<br />

So kam es, dass er<br />

eine Schnupperlehre absolvierte, sich<br />

um eine Lehrstelle bewarb und<br />

prompt angenommen wurde – als<br />

erster und einziger von rund hundert<br />

Lernenden.<br />

am liebsten Zeichner<br />

Jetzt steckt der 18-jährige Severin Ott<br />

im dritten Lehrjahr. Seine Berufswahl<br />

bereut er nicht: «Die Lehre macht mir<br />

grossen Spass.» Besonders gerne erinnert<br />

er sich an die Monate, die er<br />

als Zeichner im Konstruktionsbüro<br />

verbracht hat. In diesem Lehrjahr<br />

wird er in der Malerei, der Montage<br />

und der Endmontage eingesetzt, bevor<br />

er sich am Schluss der Ausbildung<br />

wieder mit der Kunststoffproduktion<br />

befasst. Was er nach der Grundbildung<br />

machen wird, ist offen. Der<br />

begeisterte Gleitschirmflieger könnte<br />

noch die Berufsmatura erwerben und<br />

die Fachhochschule besuchen. Möglicherweise<br />

gehört er aber auch zu<br />

den <strong>40</strong> Prozent der Lernenden, die<br />

bei Pilatus weiterarbeiten.<br />

nachwuchs aus dem betrieb<br />

Ausbildner Bruno Inäbnit, der Severin<br />

Ott unter seinen Fittichen hat,<br />

kennt den Wert der betriebsinternen<br />

Ausbildung: «Wir sichern uns so qualifizierten<br />

Nachwuchs. Denn gut geschulte<br />

Mitarbeiter sind die Basis unseres<br />

Erfolgs.» Wer weiss, dass ein<br />

betriebsfremder Mitarbeiter ein Jahr<br />

Die 1939 gegründete Pilatus<br />

Flugzeugwerke AG ist heute die<br />

weltweit führende Herstellerin von<br />

einmotorigen Turboprop-Flugzeugen<br />

und die einzige Schweizer Firma,<br />

die Flugzeuge und Trainingssysteme<br />

entwickelt, baut und auf allen<br />

Kontinenten verkauft. Das Unternehmen<br />

mit Hauptsitz in Stans ist<br />

zudem lizenziert, verschiedene<br />

Flugzeugtypen zu warten und<br />

umzubauen. Drei selbständige<br />

Tochtergesellschaften (in Altenrhein,<br />

Broomfield/US-Bundestaat<br />

Colorado und Adelaide/Australien)<br />

gehören zur Pilatus Gruppe. Mit<br />

fast 1300 Mitarbeitenden am<br />

Hauptsitz ist die Firma der grösste<br />

Arbeitgeber der Zentralschweiz. Das<br />

Unternehmen bildet 100 Lernende<br />

in zehn verschiedenen Lehrberufen<br />

aus.<br />

link<br />

www.pilatus-aircraft.com<br />

Sie harmonieren bestens: Pilatus-Ausbildner Bruno Inäbnit und der angehende Kunststofftechnologe Severin Ott.<br />

eingeführt werden muss, bis er voll<br />

einsatzfähig ist, versteht, weshalb das<br />

Unternehmen so stark auf die jungen<br />

Leute setzt. Das Geschäftsflugzeug<br />

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PC-12 und die Trainingsflugzeuge, die<br />

in Stans hergestellt werden, verlangen<br />

Präzisionsarbeit von Fachleuten, die<br />

jeden Handgriff kennen.<br />

Am Anfang steht<br />

der Interessen-Check<br />

Die Schweizer Kunststoffindustrie<br />

steht weltweit im Wettbewerb und<br />

kann nur bestehen, wenn sie in der<br />

Ausbildung zu den besten gehört.<br />

Für Ernesto Engel, Geschäftsführer<br />

des Kunststoff Verbands Schweiz, ist<br />

klar: «Wir brauchen Fachleute, die in<br />

der Produktion von Kunststoff Bescheid<br />

wissen.» Dazu gehören die<br />

Kunststofftechnologen. Fünf Fachrichtungen<br />

können – natürlich auch<br />

von Frauen! – belegt werden:<br />

n Spritzgiessen/Pressen<br />

n Extrudieren<br />

n Herstellen von Flächengebilden<br />

n Herstellen von Verbundteilen<br />

n Bearbeiten von Halbzeug/Thermoformen.<br />

Wer diese Lehre absolvieren will, soll<br />

auf eine erfolgreiche obligatorische<br />

Schulzeit zurückblicken. Erwartet<br />

werden gute Noten in der Mathematik<br />

und Interesse an chemischen und<br />

physikalischen Vorgängen. Handwerkliches<br />

Geschick und die Freude<br />

an modernen Anlagen gehören ebenso<br />

dazu wie exaktes Arbeiten. Ob<br />

dies alles ausreicht, um in diesem<br />

Beruf zu bestehen, zeigt ein interaktiver<br />

Interessencheck. Wer ihn besteht,<br />

ist für die kommende Lehre gut<br />

gerüstet. Ein bis zwei Tage ro Woche<br />

besuchen der Lernenden die Berufsschule<br />

in Aarau.<br />

Weitere<br />

auskünfte<br />

Kunststoff Verband Schweiz,<br />

Schachenallee 29C, 5000 Aarau,<br />

Telefon 062 834 00 60,<br />

E-Mail: info@kvs.ch<br />

beliebter kunststoff<br />

Dass seit kurzem bei Pilatus Kunststofftechnologen<br />

ausgebildet werden,<br />

hat mit dem Kunststoff zu tun, der<br />

je länger, je wichtiger wird. Die Aluminiumteile<br />

verschwinden nach und<br />

nach. Sie werden durch den leichten<br />

und undurchlässigen Kunststoff ersetzt.<br />

In den Werkhallen ist auf Bildern<br />

zu sehen, welche Teile eines<br />

Flugzeugs bereits heute mit diesem<br />

Material ausgestattet werden. «Die<br />

Schreinerei benötigt bei uns immer<br />

weniger Platz, der Kunststoff immer<br />

mehr», sagt Inäbnit, der einst als<br />

Bootsbauer zu Pilatus gestossen ist.<br />

Der Ausbildner sieht seinen Job als<br />

Geben und Nehmen: «Wir setzen Zeit<br />

für die Lernenden ein. Im Gegenzug<br />

erfahren wir von ihnen, was an den<br />

Schulen Neues unterrichtet wird, und<br />

bleiben damit fachlich auf der Höhe.»<br />

Folglich fällt die erste Bilanz der Lehre,<br />

die zum Kunststofftechnologen<br />

EFZ, dem eidgenössischen Fähigkeitsausweis<br />

führt, positiv aus. Bruno<br />

Inäbnit: «Ich möchte Leute ausbilden,<br />

die man überall brauchen<br />

kann, und nicht Fachidioten.» Kein<br />

Zweifel: Dieses Ziel hat er bis anhin<br />

voll erreicht.<br />

Albert Schwarzenbach<br />

Im Flugzeugbau ist Kunststoff die<br />

Zukunft – was Severin Ott nach der<br />

Lehre viele Türen öffnet.<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

aktuell<br />

Stabiler Lehrstellenmarkt<br />

Zum Lehrbeginn 2011 präsentierte sich der Lehrstellenmarkt<br />

in guter Verfassung. Dies ist vorab<br />

den rückläufigen Zahlen der Schulabgehenden<br />

zu verdanken. Die Zahl der Ausbildungsplätze<br />

kann als weitgehend stabil bezeichnet werden.<br />

Alle Kantone stützen das Lehrstellenangebot mit<br />

Massnahmen zur Lehrstellenförderung. Trotz der<br />

erfreulichen Stabilisierung entspricht in verschiedenen<br />

Berufsbereichen das Lehrstellenangebot<br />

nicht immer der Nachfrage. Jugendliche mit sozialen<br />

oder schulischen Defiziten haben nach<br />

wie vor Mühe, einen Ausbildungsplatz zu finden.<br />

Für Schulabgänger, die auf Lehrbeginn 2011<br />

keine Lösung gefunden haben, stehen jedoch in<br />

allen Kantonen Brückenangebote bereit.<br />

Lehrstellenportal<br />

Der Startschuss für die Lehrstellensuche für 2012<br />

ist gefallen. Die wichtigste Adresse für Lehrstellen<br />

in der Schweiz ist der Lehrstellennachweis<br />

LENA auf dem Portal berufsberatung.ch. Seit<br />

September werden die als offen gemeldeten<br />

Lehrstellen aller Kantone und des Fürstentums<br />

Liechtenstein schrittweise unter berufsberatung.<br />

ch/lehrstellen aufgeschaltet; seit Oktober ist nun<br />

auch die Romandie mit von der Partie. Das Portal<br />

wird vom Schweizerischen Dienstleistungs-<br />

zentrum Berufsbildung, Berufs-, Studien- und<br />

Laufbahnberatung SDBB geführt und informiert<br />

umfassend über alles Wissenswerte rund um<br />

die Berufswahl und die Lehrstellenbewerbung.<br />

link<br />

www.berufsberatung.ch<br />

Neues «Genfer Paket»<br />

Anders als die übrigen Kantone der Romandie<br />

verfügte Genf bisher über kein Instrument zur<br />

Vorbereitung auf die Berufswahl. Auf das Schuljahr<br />

2012 wird nun ein Verfahren zur Vorbereitung<br />

der Schüler der Orientierungsstufe auf die Berufswahl<br />

eingeführt. Das Paket besteht aus:<br />

n einer Broschüre, die den Schülern ermöglicht,<br />

sich besser kennen zu lernen, sich über die Berufswelt<br />

und ihre Berufe zu informieren, den<br />

Arbeitsmarkt zu erkunden und die Suche nach<br />

einer Lehrstelle vorzubereiten;<br />

n einer Webseite für Lehrpersonen mit theoretischen<br />

und praktischen Informationen als Unterrichtshilfe<br />

(gemäss HarmoS sind Berufswahlkurse<br />

Teil des Lehrplans);<br />

n einer Broschüre für die Eltern in diversen<br />

Sprachen, damit sie ihre Kinder in der Phase der<br />

Berufswahl besser unterstützen können.<br />

Zudem ist eine spezifische Weiterbildung für<br />

die Lehrpersonen geplant.<br />

Immer mehr Akademiker<br />

Die Hochschul-Abschlussquote zeigt den Anteil<br />

der Personen der gleichaltrigen Bevölkerung,<br />

die in einem gegebenen Jahr ihren ersten Abschluss<br />

an einer Hochschule erwerben. 2010 lag<br />

diese Quote mit knapp 27 Prozent praktisch<br />

gleich hoch wie im Vorjahr (Universitäten 14<br />

und Fachhochschulen 13 Prozent). Verglichen<br />

mit 1990 ist heute die Quote aber fast viermal<br />

höher. Diese rasante Zunahme ist auf die wachsende<br />

Anzahl der Studierenden, aber auch auf<br />

die Einführung der Fachhochschulen sowie auf<br />

die Bologna-Reform zurückzuführen.


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

service&beratung 17<br />

gut zu wissen<br />

Gesundheit ist<br />

ein Erfolgsfaktor<br />

Es ist keine neue Erkenntnis, dass ein Unternehmen<br />

gesunde Mitarbeitende braucht, um erfolgreich<br />

zu sein. Dennoch gelingt es nicht allen<br />

Betrieben, den steigenden Erfolgsdruck und die<br />

Zufriedenheit der Mitarbeitenden unter einen<br />

Hut zu bringen. Entsprechend rentabel ist die<br />

gezielte Förderung der betrieblichen Gesundheitsförderung.<br />

Claudio Vital, Leiter Gesundheitsmanagement<br />

bei der ÖKK, sieht mehrere Erfolgsfaktoren für<br />

eine gesunde Belegschaft:<br />

n erwartungen abholen: Bevor gesundheitsfördernde<br />

Massnahmen eingeführt werden, sollten<br />

die Bedürfnisse des Personals abgeklärt werden.<br />

Gleichzeitig kann dem allgemeinen Wohlbefinden,<br />

den Belastungen und Beschwerden auf den<br />

Grund gegangen werden.<br />

n vielseitiges angebot: Nicht jeder Mitarbeitende<br />

hat die gleichen Bedürfnisse. Deshalb spricht<br />

ein breites Angebot mehr Leute an. Workshops,<br />

Events und wöchentliche Kurse über Mittag vertiefen<br />

die Gesundheitskompetenz. Massnahmen<br />

im Betrieb wie Früchtekörbe oder Aktionen wie<br />

«Treppe statt Lift» runden das Angebot ab. Gegebenheiten<br />

berücksichtigen und nutzen: Je<br />

passender eine Massnahme für einen Betrieb<br />

ist, desto erfolgreicher ist deren Umsetzung. Dabei<br />

müssen die Infrastruktur, die Umgebung und<br />

die Firmenstruktur nicht nur berücksichtigt, sondern<br />

auch genutzt werden.<br />

n bezeichnung für das gesundheitsprogramm:<br />

Ein eingängiger, schlagzeilenartiger Oberbegriff<br />

verleiht der Gesundheitsförderung einen roten<br />

Faden. Der Wiedererkennungswert ist gewährleistet<br />

und die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden<br />

wird gesteigert. pd<br />

rechtsberatung<br />

Braucht es Probezeit?<br />

Ist Probezeit heute bei Anstellungen noch<br />

aktuell und gibt es dabei rechtliche Haken?<br />

n In einer komplexen Arbeitswelt, die nicht nur<br />

hohe Anforderungen an das berufliche Können,<br />

sondern auch an die sozialen Kompetenzen der<br />

Arbeitnehmenden (und insbesondere der Kader)<br />

stellt, ist die Probezeit keineswegs ein alter Zopf.<br />

Gerade KMU-Patrons sind darauf angewiesen,<br />

dass ihre Teams reibungslos und selbstverantwortlich<br />

funktionieren.<br />

Bei Vertragsabschluss müssen allerdings mehrere<br />

Bestimmungen beachtet werden. Eine Probezeit<br />

kann nur zu Beginn eines neuen Arbeitsverhältnisses<br />

begründet werden; bei Beförderung<br />

oder Versetzung im gleichen Betrieb oder Übergang<br />

der Firma auf einen neuen Besitzer entfällt<br />

diese vollumfänglich. Ist nichts anderes schriftlich<br />

vereinbart, so gilt der erste Monat eines neuen<br />

Arbeitsverhältnisses als Probezeit. Diese kann<br />

im schriftlichen Arbeitsvertrag jedoch bis auf<br />

maximal 3 Monate verlängert werden. Vereinbarungen<br />

über eine Probezeit, welche länger als 3<br />

Monate dauern soll, sind ungültig. Einzige Ausnahme:<br />

Bei einer effektiven Verkürzung der Probezeit<br />

aufgrund von Arbeitsunfähigkeit, Militärdienst<br />

etc. des Arbeitnehmers wird die Probezeit<br />

um die Dauer der Abwesenheit erstreckt.<br />

Während der Probezeit gilt sowohl für den Arbeitgeber<br />

wie auch den Arbeitnehmer eine verkürzte<br />

Kündigungsfrist von 7 Tagen, wobei auf<br />

einen beliebigen Wochentag hin gekündigt werden<br />

kann.<br />

Auch Mündliches gilt<br />

Wann kommt ein Arbeitsvertrag gültig<br />

zustande?<br />

n Grundsätzlich wird das Arbeitsverhältnis mit<br />

der Unterzeichnung des schriftlichen Arbeitsvertrags<br />

begründet. Allerdings kann ein Arbeitsvertrag<br />

auch schon vorher gültig zustande kommen,<br />

sofern sich die Parteien mündlich über alle wichtigen<br />

Punkte (Funktion, Stellenantrittsdatum,<br />

Lohn etc.) einigen konnten. Ein hierzu nachträglich<br />

verfasster schriftlicher Arbeitsvertrag, welcher<br />

die vereinbarten wichtigen Punkte enthält,<br />

gilt dann nur noch als Bestätigung der rechtsgültigen<br />

mündlichen Vereinbarung, ist aber keine<br />

Voraussetzung für die Gültigkeit des bereits<br />

mündlich geschlossenen Arbeitsvertrags. Es ist<br />

auch möglich, dass der Arbeitnehmer die Stelle<br />

bereits antritt, noch bevor ein schriftlicher Arbeitsvertrag<br />

unterzeichnet wurde.<br />

versicherungsberater – Prämiennachlässe für den Firmenlieferwagen können sich als heikel<br />

erweisen – so etwa die 0,0-Promille-Klausel.<br />

Sparen am richtigen Ort<br />

r.v. aus b.: «Die Produkte meiner<br />

Pizzeria sind beliebt und meine<br />

Gäste wünschen oft einen Hauslieferdienst.<br />

Deshalb kaufte ich<br />

einen Kleinwagen. Damit bringe<br />

ich meine Waren zu den Kundinnen<br />

und Kunden nach Hause.<br />

Alle Ausgaben, auch die Versicherungskosten<br />

sind für dieses Auto<br />

sehr knapp kalkuliert. Mein<br />

Versicherungsberater schlägt mir<br />

zwei Möglichkeiten vor: Mit einer<br />

0,0­Promille­Klausel Geld zu<br />

sparen und gegen eine Mehrprämie<br />

die Zusatzdeckung Kürzungsverzicht<br />

bei Grobfahrlässigkeit<br />

abzuschliessen. Weil bis neun<br />

Mitarbeitende den Kleinwagen<br />

fahren, bin ich unschlüssig. Was<br />

empfehlen Sie mir?»<br />

n sehr geehrter herr v.: Sie kennen<br />

den Grundsatz «Wer trinkt, fährt<br />

nicht». Aber, oft ist es schwierig, sich<br />

konsequent an diese Regel zu halten.<br />

Auch ein Glas ist bereits zu viel – Alkohol<br />

ist absolut tabu. Ganz gleich,<br />

ob Wein, Bier oder Schnaps, die 0,0<br />

Promille-Grenze wird auch beim Kon-<br />

ANZEIGE<br />

sumieren von geringen Alkoholmengen<br />

überschritten. Menschen bauen<br />

Alkohol unterschiedlich ab: Möglich<br />

ist, wer abends etwas trinkt, auch<br />

morgens noch Restbestände von Alkohol<br />

im Blut aufweist. Und, damit<br />

über dem 0,0-Promille-Wert liegt. Mit<br />

neun Lenkern, die den Geschäftswagen<br />

fahren, empfehle ich Ihnen diese<br />

Geldersparnis nicht. Sie und Ihre Mitarbeitenden<br />

können nicht für einen<br />

0,0-Promille-Wert garantieren.<br />

Sinnvoll dagegen ist der Zusatzschutz<br />

für den Verzicht der Leistungskürzung<br />

bei Grobfahrlässigkeit. Auch<br />

dann, wenn nur Sie als Inhaber das<br />

Fahrzeug benützen würden. Eine<br />

Grobfahrlässigkeit ist schnell passiert.<br />

Fast jede starke Verletzung von Ver-<br />

Unfälle mit Firmenwagen sind keine<br />

Seltenheit.<br />

kehrsregeln gemäss Regelverstoss<br />

nach Strassenverkehrsgesetz Art. 90.2<br />

gilt als grobe Fahrlässigkeit. Dazu<br />

zählen unter anderem das Überfahren<br />

einer Stoppstrasse oder das Missachten<br />

eines Rotlichts. Menschen<br />

machen Fehler: Eine kurze Ablenkung,<br />

ein zu spätes Reagieren kann<br />

im Strassenverkehr schlimme Folgen<br />

bewirken – trotz grossen Fortschritten<br />

in der Sicherheitstechnologie von<br />

Autos. Mit diesem Zusatzschutz können<br />

wenigstens die finanziellen Folgen<br />

gelindert werden.<br />

Wichtig: Diese Zusatzversicherung ist<br />

kein Freipass. Wer bewusst durch seine<br />

grobfahrlässige Fahrweise Risiken<br />

in Kauf nimmt, begeht Vergehen und<br />

riskiert eine Leistungskürzung bis<br />

Null. Schwere Verkehrsdelikte wie<br />

das Fahren mit stark überhöhter Geschwindigkeit<br />

oder in angetrunkenem<br />

Zustand (über die gesetzlich tolerierte<br />

0,5-Promille-Grenze) deckt auch<br />

keine Zusatzversicherung.<br />

Doppelte verantwortung<br />

Neben dem Entscheid des passenden<br />

Versicherungsschutzes sind Sie als<br />

Motorfahrzeughalter auch für die<br />

Wahl der sich korrekt verhaltenden<br />

Lenker verantwortlich. Sie können<br />

sich zum Beispiel von Ihren Mitarbeitenden<br />

vor dem Abschluss des Arbeitsvertrags<br />

einen Strafregisterauszug<br />

verlangen. Daraus sind registrierte<br />

schwere Vergehen im Zusammenhang<br />

mit Motorfahrzeugen ersichtlich.<br />

Mobiliar-Experte Andreas Althaus<br />

kann auf eine über 30-jährige Erfahrung<br />

in der Versicherungsbranche<br />

zurückblicken und gilt als Spezialist<br />

für den Bereich KMU. Fragen sind zu<br />

richten an: andreas.althaus@mobi.ch.


18<br />

service&beratung<br />

aktueller test – Audi hat nun auch den Kombi Avant<br />

mit neuster Technologie und sparsamen Motoren ausgestattet.<br />

Ein erster Augenschein mit der Businessklasse<br />

aus Ingolstadt und 3.0 TDI-Motorisierung.<br />

Fortschrittund<br />

vieleGags<br />

Der zweitgrösste Audi ist in der<br />

sechsten Generation ein stattliches<br />

Fahrzeug geworden, das mit zahlreichen<br />

Innovationen aufwartet. Als<br />

Avant bietet er für Business und<br />

Familie ein üppiges Platzangebot.<br />

Ein weiterer Vorteil: Trotz grossem<br />

Triebsatz ist er enorm sparsam.<br />

Hohe Klasse: Die Innenraumgestaltung trifft den<br />

Zeitgeist.<br />

PublirePortage<br />

neuartige scheinwerfer<br />

Äusserlich erinnert der A6 Avant an<br />

den Vorgänger, doch sofort wird klar,<br />

dass es sich beim Neuling um das<br />

erste Grossserienfahrzeug handelt,<br />

das keine eigentlichen Scheinwerfer<br />

besitzt. Faszinierend ineinander verschachtelte<br />

LED-Leuchtbänder sorgen<br />

nachts für genau jenes Licht, das<br />

gerade benötigt wird. Fortschrittlich<br />

auch die Karosseriekonstruktion, die<br />

um 70 Kilo leichter ist – Aluminium<br />

sei Dank.<br />

Der A6 erkennt seinen Besitzer automatisch<br />

und entriegelt die Türen.<br />

Ein besonderer Gag ist die elektrisch<br />

hochfahrende Heckklappe. Kommt<br />

der Fahrer mit vollen Händen, genügt<br />

eine Kickbewegung gegen das Heck<br />

und schon geht die Klappe auf. Innen<br />

spielt Audi seine technische Kompetenz<br />

ebenfalls aus. Wird der – nach<br />

unserem Empfinden etwas zu weit<br />

rechts platzierte – Startknopf gedrückt,<br />

fahren zuerst die Hochton-<br />

Die Zukunft des Fachhandels in der Schweiz<br />

Mutig voran<br />

Hat der Fachhandel in der Schweiz<br />

eine Zukunft? Die altbekannte Frage<br />

besitzt mehr denn je Brisanz.<br />

Dies wegen des stark wachsenden<br />

und auch in rechtlicher Hinsicht<br />

nicht unumstrittenen Absatzkanals<br />

Internet. Die Lage für die Fachhändler<br />

ist kritisch. Wer jedoch professionell<br />

handelt und mutig voranschreitet,<br />

dem eröffnen sich weiterhin<br />

gute Perspektiven.<br />

Der Schweizer Fachhandel stand in den<br />

vergangenen vierzig Jahren aufgrund<br />

einschneidender Marktveränderungen<br />

regelmässig vor grossen Herausforderungen:<br />

So wurden mit dem Aufkommen<br />

der Fachmärkte und Discounter den<br />

lokalen Kleinanbietern und Fachhändlern<br />

schwierige Zeiten prophezeit. Dass<br />

Fachmärkte auf der grünen Wiese weiterhin<br />

wie Pilze aus dem Boden schiessen,<br />

ist ein Fakt. Hinzu kommt, dass<br />

Online-Anbieter mit Billigstangeboten<br />

Kunden ködern und so die vielleicht<br />

massivste Gefahr für den Fachhandel<br />

darstellen. Diese Entwicklung verführt<br />

den Konsumenten regelrecht zum «Trittbrettfahren»:<br />

Er holt sich die Beratung<br />

im vergleichsweise teuren Fachgeschäft<br />

und kauft anschliessend im günstigeren<br />

Onlineshop.<br />

Die Situation gibt auch den Herstellern<br />

zu denken. Umso wichtiger ist es, dass<br />

die Fachhändler eigene Online-Kanäle<br />

pflegen. Auch wenn sie bezüglich dem<br />

Preis nicht mit den auf den Massenverkauf<br />

ausgerichteten Online-Spezialisten<br />

mithalten können. Und obwohl der Wert-<br />

verlust des Euro den Einkaufstourismus<br />

bis auf Weiteres attraktiv erscheinen<br />

lässt.<br />

Der Fachhandel lebt<br />

Dennoch: Der Schweizer Fachhandel<br />

lebt! So vermeldete der Fachverband<br />

Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe<br />

Schweiz für das Jahr 2010 erfreuliche<br />

Absatzzahlen. Das erste Semester 2011<br />

scheint ähnlich stabil zu sein. Die Resultate<br />

kommen nicht von ungefähr, denn<br />

Schweizer Kunden achten nicht nur auf<br />

den Preis. Für hochwertige Dienstleistungen<br />

und Produkte, kompetente Beratung<br />

sowie fehlerfreie Wartungs- und<br />

Serviceleistungen sind sie weiterhin bereit,<br />

mehr zu bezahlen. Dies haben Umfragen<br />

bestätigt. Zudem schätzen es die<br />

Kunden, wenn der Fachhändler in der<br />

Nähe ist. Das sorgt für Verbundenheit<br />

und spart Zeit und Nerven.<br />

Der Blick auf das Schweizer Elektrogewerbe<br />

zeigt, wie wichtig es ist, dass der<br />

Fachhandel neue Geschäftsfelder rasch<br />

und konsequent nutzt. So haben die<br />

Elektroinstallateure und die Geräte-Spezialisten<br />

erkannt, dass Energieeffizienz<br />

und Erneuerbare Energien die Branche<br />

prägen und es für KMU überlebenswichtig<br />

ist, den Endkunden in diesen Bereichen<br />

ein umfangreiches Sortiment sowie<br />

kompetente Beratung bieten zu können.<br />

Gerade die kleinen, vom Inhaber geführten<br />

Fachbetriebe halten mit ihrer auf<br />

Solidität und Kontinuität basierenden Firmenphilosophie<br />

einen weiteren Trumpf<br />

in der Hand. Nicht nur durch die sorgsam<br />

aufgebaute persönliche Beziehung,<br />

sondern auch durch eine hohe Flexibilität<br />

und kurze Reaktionszeiten pflegen<br />

sie die für den Geschäftserfolg entscheidende<br />

Nähe zum Kunden.<br />

Die Erfahrung zeigt: Professionellen<br />

Fachhändlern eröffnen sich nach wie vor<br />

gute Perspektiven. Nur müssen sie ihre<br />

Marktnischen mutig und entschlossen<br />

bearbeiten. Dazu gehört auch ein wirksamer<br />

Auftritt mittels Werbung und PR<br />

sowie eine möglichst perfekte Kundenbetreuung.<br />

Denn: zufriedene Kunden<br />

sind treue Kunden.<br />

Eine bewährte Strategie im Kampf<br />

gegen die Grossen bleibt für die Kleinen<br />

der Zusammenhalt untereinander.<br />

Im Schweizer Elektrogewerbe reagierten<br />

die Installateure und Fachhändler<br />

früh. Bereits 1923 schlossen<br />

sich fünf Berner Spezialisten genossenschaftlich<br />

zur Schweizerischen<br />

Elektro-Einkaufs-Vereinigung eev zusammen.<br />

Diese agiert seither als<br />

Schaltstelle zwischen der Industrie<br />

und den Elektro-Installationsfirmen<br />

sowie dem Fachhandel und bringt den<br />

Lautsprecher (natürlich vom Bang&<br />

Olufsen-Soundsystem) im Armaturenbrett<br />

hoch, das Head-up Display zaubert<br />

Ziffern sowie farbige Ikons auf<br />

die Scheibe und der MMI Navigationsbildschirm<br />

bringt sich in Position.<br />

Selbstverständlich handelt es sich bei<br />

all diesen – und noch vielen andern<br />

– Komponenten, um Optionen, die<br />

einer langen Liste entnommen werden<br />

können.<br />

Der «andere» Dieselmotor<br />

Mit dem Normverbrauch (5,8 l/100<br />

km) ist der 3.0 TDI im Alltag wohl<br />

kaum zu bewegen – aber er zeigt<br />

trotzdem auf, was heute mit Spitzentechnologie<br />

möglich ist. Zumal das<br />

Triebwerk überhaupt nicht als Dieselmotor<br />

wahrgenommen wird. Der<br />

Soundgenerator lässt ihn eher wie<br />

einen blubbernden V8 erklingen. Betörend<br />

sind Fahrleistungen und Traktion.<br />

Serienmässig sind das Stop-<br />

Startsystem und die Rückgewinnung<br />

der Verzögerungsenergie. Gegenüber<br />

dem um 150 Kilo leichteren 2.0 TDI<br />

mit Frontantrieb fiel uns auf, dass die<br />

Lenkung einen deutlich höheren<br />

Kraftaufwand erfordert. Dafür reagiert<br />

die Siebengang-S-tronic sehr<br />

fein und entlastet den Fahrer. Der mit<br />

allen erdenklichen Assistenzsystemen<br />

bestückte Probewagen hält den<br />

Abstand zum Vordermann, parkt den<br />

A6 quer und längs in enge Parklücken,<br />

zeigt in der Nacht Menschen<br />

und Tiere auf der Fahrbahn, bevor<br />

diese im Scheinwerferlicht auftauchen<br />

und lässt den Avant wie von<br />

Geisterhand in der gewählten Spur<br />

bleiben.<br />

Der A6 Avant ist eine ideale Fahrmaschine<br />

für Berufsleute, die viel mitschleppen<br />

müssen – eigentlich schade,<br />

dass der Hybridantrieb nur für<br />

die Limousine vorgesehen ist.<br />

Roland Hofer<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

Audi A6 Avant: Elegante Form und raffinierte Technik verschmelzen zu einem Fahrzeug mit hohem Gebrauchswert.<br />

Schweizer Elektrobranche:<br />

wissenswertes<br />

Modell: Audi A6 Avant 3.0 TDI<br />

quattro<br />

Motor: 6-Zyl., 2967 ccm<br />

leistung (kW/PS): 150/204 bei<br />

3250 bis 4500/min<br />

Drehmoment: 450 von 1250 Nm<br />

bis 3000/min<br />

verbrauch (EU-Norm): 5,8 l/100 km,<br />

CO 2 152 g/km<br />

kraftübertragung: 7-Gang DSG/<br />

Allradantrieb<br />

Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,2 in<br />

Sekunden; Spitze: 230 km/h<br />

länge × breite × Höhe:<br />

4926 × 1874 × 1461 mm<br />

laderaum: von 565 bis 1680 dm 3<br />

gewicht (leer/gesamt): 1790/2420 kg<br />

nutzlast: 798 kg<br />

anhängelast gebremst: 1900 kg<br />

Preise: ab Fr. 80050.–<br />

infos: www.audi.ch<br />

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Gemeinsam geht’s!<br />

mittlerweile über 1850 Genossenschaftern<br />

folgende Vorteile:<br />

n Erstens: Dank vorteilhaften Rahmenverträgen<br />

erzielen die Genossenschafter<br />

bei über 120 Vertragspartnern der<br />

Industrie überdachende Rückvergütungen.<br />

2010 erreichten die Mitglieder<br />

ein Gesamteinkaufsvolumen von über<br />

673 Millionen Franken.<br />

n Zweitens: Die Genossenschafter treten<br />

unter einer gemeinsamen Dach-<br />

marke auf. Jedes Mitglied ist ein ELI-<br />

TE Electro-Partner und darf diesen<br />

Schriftzug ebenso in den Firmenauftritt<br />

integrieren wie das ELITE-Signet.<br />

Dieses steht im Markt seit Jahren für<br />

Fachkompetenz und beste Dienstleistungen.<br />

n Drittens: Wer als Elektro-KMU Teil<br />

der eev-Genossenschaft ist, kann<br />

auf eine umfassende Marketingunterstützung<br />

zählen. Von der Fachmesse<br />

bis zum Kundenmagazin. Von<br />

der Website bis zum Ausstellungsfahrzeug.<br />

Von den Exklusivgeräten<br />

bis zur individuellen Werbeberatung.<br />

Mit der breiten Palette an Marketing-<br />

Service-Angeboten stellt die eev den<br />

Mitgliedern denjenigen Werkzeugkasten<br />

zur Verfügung, den sie für<br />

ihre individuelle Marktbearbeitung<br />

benötigen.<br />

LINK: www.eev.ch


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

SERVICE&BERATuNG 19<br />

CARAVANGEWERBE – Die Branche setzt auf leichte Caravans und kräftige Wohnmobile, die zugleich günstig und umweltschonend<br />

sind. Sorgen bereitet der starke Franken.<br />

Caravan-Neuheiten sind unterwegs<br />

Die Besitzer von Wohnmobilen und<br />

Caravans sind naturgemäss schier<br />

grenzenlos mobil und verbringen<br />

ihre Ferien und die Wochenenden<br />

schon mal in mehreren Ländern. Problematisch<br />

wird dieser Grenzverkehr<br />

für die Schweizer Händler, wenn<br />

Deutschland und andere Nachbarländer<br />

nicht erst während der Ferienreise,<br />

sondern bereits für den Kauf<br />

des neuen Fahrzeuges angesteuert<br />

werden. Das passierte 2011 wohl so<br />

häufig wie nie zuvor, profitierten<br />

doch nicht wenige Schweizer Wohnmobil-<br />

und Caravan-Interessierte<br />

vom schwachen Euro und kauften<br />

ihr neues Fahrzeug im Ausland.<br />

Es legt denn wohl auch an der gestiegenen<br />

Kaufkraft des Schweizer Franken,<br />

dass 2011 ein kleiner Caravanboom<br />

stattfindet. «Von Januar bis<br />

Ende August wurden 30 Prozent mehr<br />

Wohnmobile zum Strassenverkehr<br />

zugelassen als im Vorjahreszeitraum.<br />

Bei den Wohnwagen beträgt der Anstieg<br />

immerhin 9 Prozent», erklärt<br />

Christoph Hostettler, Präsident von<br />

caravaningsuisse, dem Schweizer<br />

Caravangewerbe-Verband. Ob der<br />

ganze Zuwachs auf Fahrzeugkäufe<br />

im Ausland zurückzuführen ist,<br />

kann er nicht abschätzen. Die Schweizer<br />

Caravanbranche erfasst traditionsmässig<br />

keine schweizweiten<br />

Verkaufszahlen. Er ist aber zuversichtlich,<br />

dass es trotz des turbulenten<br />

Geschäftsjahres 2011 mit einem<br />

stets neuen Margendruck gut um das<br />

Caravangewerbe steht. «Der Schweizer<br />

Markt ist gesund. Ein eigentliches<br />

Händlersterben wie im Ausland<br />

ist bei uns unvorstellbar, weil die<br />

Schweizer Händler viel seriöser<br />

aufgestellt und finanziert sind», so<br />

Hostettler.<br />

Tiefere Preise und<br />

umfassender Service<br />

Auch wenn der Verbandspräsident<br />

überzeugt ist, dass die im Sommer<br />

erlebte «eklatante Preisdifferenz» als<br />

Ausnahmesituation in Erinnerung<br />

bleiben wird, weisst er darauf hin,<br />

dass die Branche auf die zunehmende<br />

Preissensibilität der Schweizer<br />

Kundschaft reagiert hat.<br />

Man setzt bei den aktuellen Preislisten,<br />

die wie jedes Jahr im Oktober<br />

neu aufgelegt werden, je nach Händler<br />

und Preissegment auf tiefere<br />

Preise, auf bessere Ausstattung und/<br />

oder Garantieverlängerungen.<br />

«Zudem muss die Branche besser aufzeigen,<br />

welche Vorteile der Fahrzeugkauf<br />

innerhalb der Schweiz hat.<br />

Wenn ein Kunde für Inspektionen,<br />

Serviceleistungen und allgemeine<br />

Fragen einen Ansprechpartner in unmittelbarer<br />

Nähe aufsuchen kann, ist<br />

dies für ihn ein Mehrwert», so Hostettler.<br />

Zumal Fahrzeuge, die in der<br />

Schweiz gekauft wurden, entsprechend<br />

den hohen Schweizer Sicherheitsbestimmungen<br />

ausgerüstet seien<br />

– was gerade bei vermeintlichen<br />

Schnäppchenkäufen in Deutschland<br />

oftmals nicht der Fall sei. Man denke<br />

da nur an die Normen zur Gasversorgung,<br />

die in Deutschland ganz anders<br />

seien als in der Schweiz, was<br />

entweder eine teure Umrüstung bedinge<br />

oder ein Sicherheitsrisiko darstelle.<br />

Leichtere Fahrzeuge<br />

Ein Kauf lohnt sich jedenfalls schon<br />

deshalb, weil diesen Herbst zahlreiche<br />

interessante Neuheiten auf den<br />

Markt kommen. Eine gute Übersicht<br />

über sämtliche Neuheiten bietet vom<br />

Donnerstag, 27. bis Montag, 31. Oktober,<br />

der Suisse Caravan Salon auf<br />

dem Gelände der Bernexpo in Bern.<br />

Rund 260 Aussteller informieren dort<br />

über ihre Fahrzeuge, ihr Zubehör<br />

oder ihre Reiseangebote. Die Auswahl<br />

reicht vom einfachen Dachzelt<br />

für den Personenwagen über praktische<br />

Familienwohnwagen, kompakte<br />

Wohnmobile, saharataugliche Expeditionsmobile<br />

bis hin zu Luxuswohnmobilen.<br />

«Nirgends sonst in der<br />

Schweiz kann man sich so umfassend<br />

über die Caravaningwelt informieren»,<br />

so Hostettler und weist auf<br />

einige aktuelle Trends hin, welche<br />

die Besucher begutachten können.<br />

«Bei den Wohnwagen reagiert die<br />

Branche darauf, dass die Zugfahrzeuge<br />

immer kleiner werden, und bietet<br />

entsprechend kleinere Caravans an»,<br />

erklärt Christoph Hostettler. Auch bei<br />

den Reisemobilen werde weiter abgespeckt,<br />

was indes eher mit der<br />

«3,5-Tonnen-Knacknuss» zusammenhänge,<br />

sprich den zusätzlichen Strassengebühren,<br />

die für mehr als 3,5 Tonnen<br />

schwere Fahrzeuge in mehreren<br />

Ländern anfallen. Da an Bord moderne<br />

Materialien zum Einsatz kämen,<br />

müsse nicht an der Ausstattung<br />

gespart werden. «Die altbekannte<br />

Sandwich-Wand gibt es in einzelnen<br />

Modellen zwar noch, doch werden<br />

heute immer mehr moderne Kunststoffe<br />

wie Karbonelemente, die etwa<br />

aus der Formel 1 bekannt sind, verwendet»,<br />

erklärt er.<br />

Nachhaltig und schnell unterwegs<br />

Der Trend geht auch Richtung umwelt-<br />

und portemonnaieschonende<br />

Fahrzeuge, welche die Euro 5-Norm<br />

einhalten. Der Nachhaltigkeitsgedanke<br />

bremst dabei die Mobilität<br />

nicht aus, das Bild der kraftlosen<br />

Wohnmobilien, die am Gotthard<br />

Staus verursachen, ist gemäss Christoph<br />

Hostettler längst Vergangenheit.<br />

«Die neuen Motoren sind trotz<br />

niedrigem Benzinverbrauch kräftig.<br />

Der 2,3-Liter-Motor des neuen Fiat<br />

Von Januar bis Ende August wurden in der Schweiz 30 Prozent mehr Wohnmobile zum<br />

Strassenverkehr zugelassen als im Vorjahreszeitraum.<br />

Eine gute Übersicht über sämtliche Neuheiten bietet vom Donnerstag, 27. bis Montag, 31. Oktober, der Suisse Caravan Salon.<br />

Ducato kommt beispielsweise auf<br />

bis zu 150 PS und ist entsprechend<br />

schnell unterwegs», erklärt er. Auch<br />

andere Hersteller von Basisfahrzeugen<br />

würden nach dem Motto «mehr<br />

PS, geringerer Verbrauch und umweltfreundlicher»<br />

mit neuen Motoren<br />

auftrumpfen.<br />

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Auch bei der Innenausstattung werde<br />

auf den Umweltschutzgedanken<br />

geachtet, werden doch beispielsweise<br />

immer häufiger LED-Lampen<br />

statt Glühbirnen installiert.<br />

Die Gründe sind also zahlreich,<br />

weshalb der Caravaning-Boom 2012<br />

anhalten könnte – gepaart mit wie-<br />

der spürbar steigenden Verkaufszahlen<br />

der Schweizer Händler.<br />

LINKS<br />

www.suissecaravansalon.ch<br />

www.caravaningsuisse.ch<br />

Matthias Engel


20<br />

marktplatz<br />

Wer dies liest...<br />

beachtet Werbung.<br />

Sie sind nicht der Einzige!<br />

Nächste Ausgabe: 21. Oktober 2011<br />

Schweizerische<br />

Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv, die Nummer 1 der Schweizer KMU-Wirtschaft, vertritt 280 Verbände und gegen 300000 Unternehmen.<br />

Im Interesse der Schweizer KMU setzt sich der sgv als grösster Dachverband der Schweizer Wirtschaft für optimale wirtschaftliche und<br />

politische Rahmenbedingungen sowie für ein unternehmensfreundliches Umfeld ein.<br />

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Juristin/Juristen oder Ökonomin/Ökonom<br />

Ihre Hauptaufgaben<br />

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Bitte senden Sie Ihre vollständige Bewerbung an:<br />

<strong>Schweizerischer</strong> Gewerbeverband sgv, Urs Wyler, Leiter Finanzen und Administration, Postfach, 3001 Bern


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

KmU-PoRTRäT 21<br />

TURBAL AG – Das Jonschwiler Familienunternehmen fertigt<br />

selbst entwickelte Wasserturbinen für Kleinkraftwerke an.<br />

Richtig viel<br />

Wasserkraft<br />

Wenn aus Wasser Strom wird, sind<br />

gewaltige Naturkräfte im Spiel. Durch<br />

mehrere Rohre stürzt das Wasser zu<br />

Tal, rauscht rasant in die Tiefe – direkt<br />

in die gewaltigen Peltonturbinen<br />

im Kraftwerksgebäude. Die Turbinen<br />

nehmen die Bewegungsenergie auf<br />

und schaffen es, über 90 Prozent der<br />

Wasserkraft in elektrischen Strom<br />

umzuwandeln. Dieser hohe Wirkungsgrad<br />

von bis zu 93,5 Prozent<br />

ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt,<br />

dass jede Turbine eine Einzelanfertigung<br />

ist und im Produktionsprozess<br />

auf die individuellen Bedürfnisse<br />

und Gegebenheiten abgestimmt<br />

werden musste.<br />

Produziert werden solche Peltonturbinen<br />

nicht etwa in einem Schweizer<br />

Bergkanton, sondern im sanktgallischen<br />

Jonschwil. Hier hat die 1960<br />

gegründete Turbal AG seinen Sitz.<br />

Hier werden für jede Turbine das<br />

Laufrad und die Becher individuell<br />

berechnet und ausgelegt.<br />

Bis zu 200 Stunden<br />

in der Fräsmaschine<br />

Lukas Hugentobler, Enkel des einstigen<br />

Firmengründers Huldreich Hugentobler,<br />

ist es, der die Volumenmodelle<br />

der hydraulischen Formeln, die<br />

sich durch Vorgaben wie Wassergefälle,<br />

Minutenliter und gewünschte<br />

Turbinengrösse ergeben haben, in die<br />

Programmiersprache übersetzt und<br />

in das Fünffach-Fräscenter DMU 200<br />

P einprogrammiert. Dass dieser «Turbinen-Code»<br />

sehr umfassend ist, beweist<br />

allein schon die Tatsache, dass<br />

ein einzelnes Rad bis zu 200 Stunden<br />

lang vom Fräser bearbeitet wird. Auf<br />

Millimeterschnitt folgt Millimeterschnitt.<br />

«Räder mit einem Gewicht<br />

von bis zu 7 Tonnen können in der<br />

Maschine gefräst werden», erklärt Lukas<br />

Hugentobler. Und er deutet auf<br />

eine weitere beeindruckende Maschine:<br />

Der CNC-gesteuerte Schweissroboter<br />

erlaube das effiziente Schweissen<br />

verschiedenster Bauteile von bis<br />

zu 2,5 Tonnen.<br />

Uzwiler Tradition<br />

Von solchen Maschinen konnten jene<br />

Menschen, die einst die Turbinentradition<br />

in der Region Uzwil begründeten,<br />

nur träumen. Ursprünglich<br />

tüftelten Uzwiler Textilmaschinenhersteller<br />

an Wasserkraftturbinen herum<br />

– und dies schon ab 1870. Die<br />

Brüder Heinrich, Jakob und Ulrich<br />

Benninger, welche 1859 die heute<br />

dAS UNTERNEHmEN<br />

Huldreich Hugentobler gründete 1960 in Algetshausen<br />

eine Modellbauschreinerei, die sich zu einem<br />

Maschinenbauunternehmen für Kleinserien- und<br />

Prototypenherstellung entwickelte. 1981 übernahm<br />

die Firma von einem Geschäftspartner den Service und<br />

Unterhalt für Wasserkraftturbinen in der ganzen<br />

Schweiz. Wenig später stieg das Unternehmen selber<br />

in den Turbinenbau für Kleinkraftwerke ein. Dank<br />

einem arbeitsteiligen Geschäftsmodell mit Andritz<br />

Hydro hat die Turbal Zugang zu einem weltweiten<br />

Vertriebsnetz, während Andritz umgekehrt alle kleinen<br />

Turbinen bei Turbal produzieren lässt. Die Turbal AG<br />

hat wie eine Andritz-Zweigstelle seit 2009 ihren Sitz<br />

in Jonschwil. Hier beschäftigt die Turbal AG rund<br />

<strong>40</strong> Mitarbeiter, darunter 7 Lernende, während das<br />

Andritz-Team 10 Angestellte zählt. Das KMU, das seit<br />

1998 von Roland Hugentobler in der 2. Generation<br />

geführt wird, erzielt 50 Prozent seines 8-Millionen-<br />

Umsatzes im Ausland.<br />

noch bestehende Benninger AG gegründet<br />

hatten, nahmen 1870 zusätzlich<br />

zur Anfertigung mechanischer<br />

Webstühle auch die Produktion von<br />

Turbinen auf. 1938 verkaufte die Benzinger<br />

AG diesen Geschäftszweig an<br />

den Unternehmer Gottlieb Giezendanner,<br />

der dann wiederum Anfang<br />

der Achtzigerjahre seinem Geschäftspartner<br />

Hulderich Hugentobler die<br />

schweizweiten Service- und Unterhaltsarbeiten<br />

für all die in Uzwil gefertigten<br />

Wasserkraftturbinen anvertraute.<br />

Bis zu jenem Zeitpunkt war die Turbal<br />

AG, die damals noch «Hugentobler<br />

Maschinenbau» hiess, auf Kleinserien-<br />

und Prototypenherstellung<br />

spezialisiert gewesen. Doch bald<br />

stieg das Unternehmen selber in den<br />

Turbinenbau für Kleinkraftwerke ein.<br />

Der Durchbruch gelang mit der Entwicklung<br />

einer eigenen Peltonbaureihe,<br />

die sich schweizweit gut verkaufte.<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Andritz Hydro<br />

Um aber auch international an Marktkraft<br />

zu gewinnen, musste sich die<br />

Turbal AG mit einem Partner zusammentun.<br />

«Als Kleinunternehmen hatten<br />

wir schlichtweg nicht die Ressourcen,<br />

unsere Turbinen weltweit<br />

zu vertrieben. Mit der Firma Bell-<br />

Escher Wyss konnte ein idealer Partner<br />

im Kleinturbinensegment gefunden<br />

werden», erzählt Roland Hugentobler.<br />

Die Turbal AG habe an Bell-<br />

Escher Wyss das Standardprogramm<br />

verkauft, sei als Werkstatt indes<br />

selbstständig geblieben<br />

Seit über 35 Jahren in der Turbal AG<br />

tätig, führt Hugentobler das KMU seit<br />

1998 als Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />

und Verwaltungsratspräsident.<br />

Er hat miterlebt, wie sich die Strukturen<br />

der Partnerfirma mehrmals wandelten.<br />

Das Zusammenarbeitsprinzip<br />

ist aber dasselbe geblieben: Dank dem<br />

arbeitsteiligen Geschäftsmodell mit<br />

der heutigen Andritz Hydro, die ihren<br />

Hauptsitz im österreichischen Graz<br />

hat, hat die Turbal Zugang zu einem<br />

weltweiten Vertriebsnetz. Umgekehrt<br />

lässt Andritz alle kleinen Turbinen bei<br />

Turbal produzieren.<br />

Auch auf Pazifikinsel<br />

Sei es bei kleineren Schweissarbeiten,<br />

dem Schleifen der Radzwischenräume<br />

oder der Qualitätskontrolle, trotz<br />

modernem Maschinenpark ist die<br />

Handfertigkeit der Angestellten nach<br />

wie vor in vielen Arbeitsschritten<br />

gefragt. Erst recht bei der Teilmontage<br />

der Turbinen, die bereits in Jonschwil<br />

erfolgt. Wenn die Turbine auf der Baustelle<br />

des Kraftwerkes endgültig zusammengebaut<br />

wird, ist Roland Hugentobler<br />

oftmals vor Ort dabei. Und<br />

dies nicht nur in der Schweiz. «Die<br />

Turbal AG erzielt 50 Prozent ihres<br />

8-Millionen-Franken-Umsatzes im<br />

Ausland, vorwiegend in den Nachbarländern»,<br />

erklärt er. Wichtigster<br />

Auslandsmarkt sei Österreich. Auf<br />

Platz 2 folge bereits Norwegen, das<br />

98 Prozent seines Stroms mit Wasserkraft<br />

erzeuge.<br />

Doch die Turbal AG hat auch Kunden<br />

in entlegenen Regionen. «Eine unserer<br />

Turbinen steht mitten im Pazifik<br />

auf einer der Salomon-Inseln», verrät<br />

Hugentobler. Das Projekt sei von der<br />

Deutschen Entwicklungshilfe koor-<br />

Das KMU wird seit 1998 von Roland Hugentobler in der<br />

2. Generation geführt.<br />

diniert worden. Und ja, er habe es<br />

sich nicht entgehen lassen, einen Abstecher<br />

auf die Pazifikinsel zu machen.<br />

«Das war eindrücklich, das einzige<br />

Auto auf der ganzen Insel war<br />

das Ambulanzfahrzeug», schildert er<br />

seine Reiseerlebnisse.<br />

Euro-Kurs vermindert Chancen<br />

auf Schweizer Aufträge<br />

Der bisherige internationale Erfolg<br />

wird aber durch die Währungsturbu-<br />

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lenzen des Euro stark gefährdet, dessen<br />

Wertverminderung sei mittlerweile<br />

ein «extremes Problem». Und<br />

dies nicht nur bei ausländischen<br />

Wasserkraftprojekten. «Der Euro-<br />

Kurs vermindert auch Chancen auf<br />

Schweizer Aufträge. Die ausländische<br />

Konkurrenz hat ihre Währungsvorteile<br />

erkannt und drängt zunehmend<br />

in den Schweizer Markt», so Roland<br />

Hugentobler. Die dagegen mit sehr<br />

tiefen Margen kämpfende Turbal AG<br />

Sohn Lukas Hugentobler kümmert sich um das Fünffach-<br />

Fräscenter DMU 200 P.<br />

muss sich darum bemühen, die Produktion<br />

weiter zu optimieren und<br />

vermehrt Komponenten bei ausländischen<br />

statt Schweizer Lieferanten<br />

einzukaufen.<br />

Matthias Engel<br />

LINK<br />

www.turbal.ch


Spass am Lesen!<br />

Viele weitere aktuelle Informationen über gewerbliche Themen und den sgv<br />

finden sie unter: www.sgv-usam.ch


Schweizerische Gewerbezeitung<br />

– 7.<br />

Oktober<br />

2011<br />

tribüne 23<br />

echo<br />

Ausstieg unmöglich<br />

Zahlen zur Kernenergie<br />

Ich möchte mit nachstehenden Zahlen (sie stammen<br />

aus dem Bundesamt für Energie) aufzeigen,<br />

dass ein Ausstieg aus der Kernenergie in<br />

absehbarer Zeit und auch 2034 nicht möglich<br />

ist.<br />

n Stromproduktion durch AKW 2010 ca. 26 Milliarden<br />

kWh. Stromproduktion der 32 Windanlagen<br />

2010 ca. 36,6 Millionen kWh. Stromproduktion<br />

der 7425 Solaranlagen 2010 ca. 83 Millionen<br />

kWh. Stromgesamtproduktion Wind- und<br />

Solaranlagen 2010 ca. 119,6 Millionen kWh.<br />

n Anteil Wind- und Solarstrom 2010 ca. 0,46<br />

Prozent gegenüber Anteil AKW-Strom (26 Milliarden<br />

kWh AKW zu 119,6 Millionen kWh<br />

Wind- und Solarstrom).<br />

n Den AKW-Strom ersetzen durch Solarstrom<br />

(Jahresproduktion pro m 3 ca. 130 kWh) benötigt<br />

200 Quadratkilometer Solarfläche. AKW-<br />

Strom ersetzen durch Windgeneratoren (100 m<br />

hoch, Jahresproduktion ca. 5 Millionen kWh)<br />

benötigt 5200 Windgeneratoren.<br />

n Stromproduktionskosten 2010, ohne Verluste,<br />

Transport- und Verteilkosten, pro kWh: AKWund<br />

Wasserkraftstrom 4 bis 6 Rp. (Produktion<br />

Tag und Nacht, 11 Monate im Jahr).Windenergie<br />

ca. 30 Rp. (nur wenn Wind vorhanden). Solarenergie<br />

ca. 50 bis 70 Rp. (wenn die Sonne<br />

scheint, nachts kein Strom).<br />

n Anstieg Stromverbrauch: 2000 bis 2010: Anstieg<br />

10 Prozent. 2010: 4 Prozent. Annahme 2011<br />

bis 2020: pro Jahr 1 Prozent, ergibt 10 Prozent<br />

(mehr als 1 AKW).<br />

Ich bitte alle Ausstiegs-Befürworter nachzurechnen<br />

und nachzudenken, ob ein AKW-Ausstieg<br />

möglich ist mit einem für unsere Industrie annehmbaren<br />

Strompreis.<br />

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Othmar Lengwiler, Mörschwil SG<br />

tribüne<br />

Killerthese gegendie Berufslehre<br />

Rudolf Strahm über<br />

Berufsbildung im Clinch<br />

der Akademiker<br />

Es war tiefster Winter in Klosters. An der<br />

Gewerblichen Winterkonferenz im Silvretta-Parkhotel<br />

dozierte der in Deutschland<br />

lehrende Schweizer Philosophieprofessor<br />

Walther Ch. Zimmerli vor den Gewerbeverbands-Vertretern<br />

wörtlich: «Jeder dritte Lehrabgänger<br />

findet heute nach der Ausbildung<br />

keine Stelle.» So stand es wörtlich auch in<br />

seiner Referatsprojektion, die er unter dem<br />

illustren Signet «Brandenburgische Technische<br />

Universität Cottbus» präsentierte.<br />

Gleich nach seiner Rede in Klosters wurde der<br />

geschwätzig-eloquente Professor mit der Gegenmeinung<br />

konfrontiert: Eine solche Aussage<br />

könne unmöglich stimmen. Würde die Arbeitsintegration<br />

von Lehrabgängern derart<br />

schlecht ausfallen, würde dies zu einer ver-<br />

nichtenden Reputation für die schweizerische<br />

Berufslehre werden.<br />

Eine solche Behauptung wirkt sich auch deshalb<br />

verheerend aus, weil Professor Zimmerli<br />

nach eigenem Bekunden über 50 Auftritte über<br />

das schweizerische Bildungssystem und über<br />

die von ihm behaupteten Mängel der Berufsbildung<br />

absolvierte. In der Pressekonferenz des<br />

ominösen Weissbuchs zur Zukunft des Bildungssystems<br />

bis 2030 hatte er sich laut NZZ<br />

auch zur Aussage verstiegen: «Die Berufslehre<br />

ist ein Auslaufmodell.» Diese Killerphrase<br />

wagte er in Klosters vor dem Gewerbe allerdings<br />

nicht zu wiederholen.<br />

Nach diesem fulminanten Auftritt in Klosters<br />

haben wir Zimmerli schriftlich nach den<br />

Quellen seiner Killerthese befragt, wonach<br />

jeder dritte Lehrabgänger nach der Berufslehre<br />

keine Anstellung finde. Er nannte uns einen<br />

kurzen Artikel aus dem Internet, der vom KV<br />

Schweiz stammt und eine Lehrabsolventenbefragung<br />

zitiert. Danach gelangten wir an den<br />

KV Schweiz, beschafften die vollständigen<br />

Presseunterlagen und verlangten vom Verband<br />

eine Interpretation und Klärung.<br />

Diese Klärung der Umfrageresultate zur Stellensituation<br />

von Lehrabgängern ergab folgendes<br />

Resultat: Im Juli 2010, also zum Zeitpunkt<br />

des Lehrabschlusses der KV-Lehrlinge, hatten<br />

28,5 Prozent der Lehrabgänger tatsächlich<br />

noch keine feste Anstellung gefunden. Ein<br />

Jahr später, im Juli 2011, waren es 26,1 Prozent.<br />

Der Juli ist normalerweise der Monat der<br />

Beendigung der Berufslehre, und da ist es<br />

verständlich, dass viele Lehrabsolventen noch<br />

in der Schwebe sind. Nur auf diesen Monat<br />

hatte sich Zimmerli berufen.<br />

Die Zweitbefragung dieser Lehrabgänger im<br />

November 2010, also vier Monate danach,<br />

ergab, dass nur noch 11 Prozent der Lehrabgänger<br />

stellenlos verblieben waren. Wobei<br />

einige davon im Auslands- und Sprachaufenthalt<br />

oder im Militärdienst (Rekrutenschule)<br />

steckten. Aufgrund einer Rückfrage beim KV<br />

Schweiz wird geschätzt, dass ein Jahr nach<br />

Lehrabschluss weniger als 5 Prozent keine<br />

Stelle haben.<br />

Mit andern Worten: Ein Jahr nach Berufsabschluss<br />

haben über 95 Prozent der Lehrabgänger<br />

eine Stelle resp. stecken schon in einer<br />

Weiterbildung. Im Vergleich dazu: Ein Jahr<br />

nach Studienabschluss haben nur 50 Prozent<br />

der schweizerischen Universitätsabgänger eine<br />

feste Anstellung im abschlussadäquaten Beruf.<br />

Professor Zimmerli hat also wahllos den<br />

schlechtesten, weil frühesten Wert herausgepickt<br />

und in die Killerthese umformuliert,<br />

jeder dritte Lehrabgänger fände keine Stelle.<br />

Mit dieser Behauptung tingelt er nun durchs<br />

Land, um seine These vom «Auslaufmodell Berufslehre»<br />

mit professoralem Imponiergehabe<br />

zu «beweisen».<br />

Ich mache diese Episode erneut zum Thema,<br />

weil sie irgendwie systematisch ist. Da wird<br />

mit einer Mischung von standespolitischen<br />

Interessen der Universität und akademischem<br />

Dünkel die Berufsbildung schlecht geredet,<br />

ohne sie wirklich zu kennen. Man spricht vom<br />

«Trend zur Wissensgesellschaft», um die<br />

Maturitätsquoten hochzustemmen und mehr<br />

Finanzen für die vollschulischen und akade-<br />

Der Trend zur<br />

Wissensgesellschaft<br />

ist unverkennbar<br />

– mehr<br />

Computer, mehr<br />

Informatik, mehr<br />

Digitalisierung<br />

– und zwar quer<br />

durch alle Berufe:Auto-Mechatroniker<br />

bei der<br />

Arbeit.<br />

mischen Bildungswege zu mobilisieren.<br />

Der Trend zur Wissensgesellschaft ist zwar<br />

unverkennbar – mehr Computer, mehr Informatik,<br />

mehr Digitalisierung, mehr fremdsprachige<br />

Kommunikation –, aber die Wissensgesellschaft<br />

entwickelt sich nicht nur über die<br />

Hochschulkanäle, sondern sie läuft quer durch<br />

alle Berufe über die Weiterbildung. Auch<br />

handwerklich-gewerbliche und gewerblich-industrielle<br />

Berufe stützen sich immer stärker<br />

auf Computer, CNC-Automaten, informatisierte<br />

und digitalisierte Steuerungen. Fast alle Berufe,<br />

nicht bloss die akademischen Bildungsgänge,<br />

erfordern neue Wissenselemente. Deshalb<br />

muss die Vermittlung von Grundwissen<br />

und Berufskenntnissen quer durch alle Berufslehren<br />

laufen. Es braucht auch in der Berufslehre<br />

zwei, drei Schulstunden mehr als heute,<br />

ohne die Lehre zu «verschulen». Der Abstand<br />

zum Gymnasium darf nicht zu gross werden.<br />

Man muss einige Vorzüge zur Berufslehre in<br />

Erinnerung rufen: Erstens die Bildungssysteme<br />

mit einer dualen Berufslehre sind bezüglich<br />

Arbeitsmarktintegration den vollschulischen<br />

Bildungssystemen überlegen. Die fünf Berufsbildungsländer<br />

mit Dualsystem in Westeuropa,<br />

nämlich die Schweiz, Westdeutschland, Österreich,<br />

Holland und Dänemark, haben eine<br />

Jugendarbeitslosigkeit, die zwei- bis dreimal<br />

tiefer liegt als jene in den vergleichbaren<br />

Industriestaaten ohne Berufslehre. Es gibt<br />

keine effizientere und wirksamere Prävention<br />

der Arbeitslosigkeit als die Berufslehre.<br />

Zweitens ist die Berufslehre entscheidend als<br />

Ausgangspunkt für berufspraktische und<br />

technische Weiterbildungen, die zu höherer<br />

Produktivität und internationaler Konkurrenzfähigkeit<br />

führen. Die berufliche Weiterbildung<br />

und höhere Berufsbildung ist das verbreitetste<br />

und wichtigste Instrument zur raschen Diffusion<br />

neuer Technologien in die Wirtschaft<br />

hinein.<br />

Und drittens sind die wirtschaftlichen Resultate<br />

der Berufsbildung manifest: Die Schweiz,<br />

Deutschland, Holland, Dänemark haben trotz<br />

hoher Löhne einen Handelsbilanzüberschuss,<br />

das heisst, sie exportieren mehr, als sie importieren,<br />

während die meisten Nichtberufsbildungsländer<br />

Europas einen Negativsaldo<br />

ausweisen.<br />

Die Berufsbildungsszene darf sich nicht alles<br />

gefallen lassen. Sie sollte mehr Selbstvertrauen<br />

entwickeln und dieses zur Schau stellen. Und<br />

sie muss den elitären Denkmustern eine Antwort<br />

entgegenhalten. Das neue Hochschulförder-<br />

und Koordinationsgesetz (HFKG) wird der<br />

Akademisierung und der Dominanz der Universitäten<br />

weiteren Vorschub leisten. Dass<br />

vermutlich kein Referendum gegen dieses<br />

Gesetzesmonster ergriffen wird, muss bedauert<br />

werden. Es ist eine verpasste Gelegenheit, den<br />

Akademisierungstrend einmal demokratisch<br />

zur Diskussion zu stellen.<br />

Zur publikumswirksamen Selbstdarstellung<br />

der Berufsbildungsszene ist gewiss<br />

auch die in London stattfindende<br />

Berufsweltmeisterschaft ein gutes Vehikel.<br />

Es bräuchte aber noch weitere.<br />

Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;<br />

diese muss sich nicht mit jener des sgv decken.

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