Nr. 40/41 128. Jahrgang 07.10.2011 - Schweizerischer ...
Nr. 40/41 128. Jahrgang 07.10.2011 - Schweizerischer ...
Nr. 40/41 128. Jahrgang 07.10.2011 - Schweizerischer ...
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7. oKToBER 2011<br />
AZA 3001 Bern<br />
APPELL DES Sgv-PRÄSIDENTEN –Nationalrat Bruno Zuppiger ruft zur Wahl eines KMU-freundlichen<br />
Parlaments am 23. Oktober auf.<br />
Wählen und Weichen stellen<br />
Geschätzte Gewerbetreibende<br />
Erlauben Sie mir vorerst am Schluss<br />
dieser Amtsperiode ein Wort des<br />
Dankes. Ein herzliches Dankeschön<br />
gilt allen, welche sich in der Vergangenheit<br />
zum Wohle unseres Landes<br />
und Volkes – und vor allem zugunsten<br />
eines starken Wirtschaftsstandorts<br />
Schweiz – eingesetzt haben. Meine<br />
grosse Anerkennung gehört insbesondere<br />
sechs Politikern, die sich<br />
während vieler Jahre für die Anliegen<br />
der KMUWirtschaft engagiert<br />
haben. Es sind dies Ständerat Rolf<br />
Büttiker (SO) sowie die Nationalräte<br />
Edi Engelberger (NW), Pierre Triponez<br />
(BE), Werner Messmer (TG),<br />
HansRudolf Gysin (BL) und Turi<br />
Löpfe (AI). Ihr Einsatz für Gewerbe<br />
und KMUWirtschaft soll uns stets<br />
Vorbild sein!<br />
gewichtige Fragen<br />
Wenn wir nun in zwei Wochen unser<br />
Parlament neu wählen, stellen wir<br />
gleichsam auch die Weichen für die<br />
Zukunft unseres Landes – auch für<br />
eine möglichst freie und unabhängige<br />
KMUWirtschaft in der Schweiz.<br />
Denn es stehen für die nächsten Jahre<br />
einige gewichtige Fragen an:<br />
n Wie entwickelt sich die Wirtschaft<br />
angesichts des harten Frankenkurses?<br />
n Mögen die exportorientierten Unternehmungen<br />
und die vielen kleinen<br />
und mittleren Zulieferfirmen im harten<br />
Konkurrenzwettbewerb aus dem<br />
Ausland bestehen?<br />
n Was geschieht mit der Tourismusbranche?<br />
n Wie entwickelt sich die Binnenwirtschaft?<br />
Alles Fragen, welche uns in nächster<br />
Zeit beschäftigen werden. Und der<br />
Staat und die Politik wollen immer<br />
mehr dreinreden, sich immer mehr<br />
«Das nächste Parlament muss Antworten auf wichtige Fragen geben»:<br />
sgv-Präsident Bruno Zuppiger.<br />
in unternehmerische Abläufe einmischen.<br />
Das wollen wir nicht! Gerade<br />
das Gewerbe muss möglichst verschont<br />
bleiben von unsäglichen und<br />
behindernden Vorschriften und Regulierungen.<br />
Zweitens denke ich an die künftige<br />
Energie und Klimapolitik für unser<br />
Land. Die Schweiz muss auch in<br />
Zukunft zu jenen Ländern gehören,<br />
welche eine möglichst unabhängige,<br />
sichere und kostengünstige<br />
Energieversorgung sicherstellen<br />
kann. Wir wollen hier auch in Zukunft<br />
zu den Spitzenländern Europas<br />
gehören.<br />
Anreize statt Behinderung<br />
Darum braucht es nicht in erster Linie<br />
eine Politik der Verbote und der<br />
Behinderung, sondern viel mehr Innovation<br />
und Anreizsysteme bezüglich<br />
Energieeffizienz auf der einen,<br />
aber auch bezüglich Förderung der<br />
neuen Technologien auf der anderen<br />
Seite. Das neue Parlament wird<br />
gefordert sein, für unser Land, für<br />
unsere Wirtschaft und für unsere<br />
Bevölkerung die richtigen Entscheide<br />
zu fällen und künftige Technologien<br />
nicht bereits im Voraus zu verhindern.<br />
Der dritte grossen «Bauplatz» der<br />
Zukunft ist die Ausländerfrage. Auch<br />
wenn für den sgv klar ist, dass die<br />
Personenfreizügigkeit für unser Land<br />
viele Vorteile gebracht hat, dürfen<br />
wir nicht übersehen, dass mit der<br />
Einwanderung der letzten Jahre für<br />
unsere Schweiz auch Probleme entstehen.<br />
Daher muss eine vernünftige,<br />
vorausschauende Politik dafür<br />
sorgen, dass mit der willkommenen<br />
Zuwanderung der für die Schweizer<br />
Wirtschaft nötigen Fachkräfte nicht<br />
gleichzeitig eine Politik der «offenen<br />
Scheunentore» betrieben wird. Das<br />
nächste Parlament muss Lösungen<br />
finden, wie Ausländer rasch zu integrieren<br />
sind und wie wir genügend<br />
Wohnraum sowie Infrastrukturanlagen<br />
bereitstellen können.<br />
Wenn diese Fragen möglichst im Sinne<br />
der KMUWirtschaft unseres Landes<br />
gelöst werden sollen, brauchen<br />
wir eine starke gewerbliche Vertretung<br />
in den beiden Kammern des<br />
Parlaments. Ich empfehle Ihnen deshalb:<br />
Gehen Sie unbedingt an die<br />
Urne und schicken Sie Ihre kantonalen<br />
Gewerbevertreterinnen und vertreter<br />
nach Bern!<br />
KRANKENKASSENBEITRÄgE – Der sgv will sich mit aller Kraft gegen die vom Bundesrat geplanten<br />
Nachzahlungen wehren.<br />
Strafprämien wegen Behördenpfusch?<br />
Sämtliche Prämien in der sozialen<br />
Krankenversicherung sind Jahr für<br />
Jahr vom Bundesamt für Gesundheit<br />
zu genehmigen. Als Versicherter sollte<br />
man sich damit darauf verlassen<br />
können, dass man korrekte Prämien<br />
bezahlt und vor weiteren Verpflichtungen<br />
oder Nachforderungen verschont<br />
bleibt.<br />
Weit gefehlt! Gemäss Bundesrat sollen<br />
die Versicherten in 14 Kantonen<br />
bis zu sechs Jahre lang gezwungen<br />
werden, zusätzlich zu den stetig steigenden<br />
Krankenkassenprämien nun<br />
auch noch Sonderprämien zu bezahlen.<br />
Diese Mittel sollen in den übrigen<br />
Kantonen verteilt werden. Be<br />
gründet wird dieses Vorhaben damit,<br />
dass die gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Reserven der Kassen je nach Kanton<br />
unterschiedlich stark gebildet wurden.<br />
Dies soll nun auf 15 Jahre zurückkorrigiert<br />
werden.<br />
«Bund soll bezahlen»<br />
«Wir lehnen dieses dreiste Ansinnen<br />
dezidiert ab», sagt sgvDirektor Hans<br />
Ulrich Bigler. «Trifft es tatsächlich zu,<br />
dass in der Vergangenheit nicht korrekte<br />
Prämien erhoben wurden, dann<br />
hat die zuständige Bewilligungsbehörde<br />
schlicht gepfuscht.» Für einen<br />
allfälligen Schaden habe der Bund<br />
und keinesfalls die Prämienzahlenden<br />
aufzukommen.<br />
Die vorgeschlagene Lösung hätte<br />
viele Ungerechtigkeiten zur Folge.<br />
Junge müssten mithelfen 15 Jahre<br />
alte Fehler auszubügeln. Gleich doppelt<br />
bestraft würden all jene, die im<br />
falschen Moment einen falschen<br />
Kantonswechsel vorgenommen haben.<br />
Mit dem vorgeschlagenen Prämienausgleich<br />
würde zudem ein gefährliches<br />
Präjudiz geschaffen. Auch<br />
bei anderen Sozialversicherungen<br />
könnte man auf die Idee kommen,<br />
kantonale Differenzen zu konstruieren<br />
und Rückforderungen zu stellen.<br />
So ist das Risiko, arbeitslos zu werden,<br />
in den beiden Appenzell wesentlich<br />
geringer als beispielsweise<br />
in der Waadt oder in Genf. Fordert<br />
sgv-Wahlempfehlungen<br />
für Gewerbekandidaten<br />
man nun von den Appenzellern<br />
zusätzliche Krankenkassenprämien<br />
ein, um mutmassliche Fehler rückwirkend<br />
zu korrigieren, könnten diese<br />
in der Arbeitslosenversicherung<br />
mit der genau gleichen Begründung<br />
umgekehrte Kompensationen verlangen.<br />
«Das Chaos wäre perfekt»,<br />
meint der Gewerbedirektor. Der Bundesrat<br />
würde deshalb gut daran tun,<br />
den nachträglichen PrämienRaubzug<br />
abzublasen. «Sonst müsste er<br />
konsequenterweise alle unsere Sozialwerke<br />
fundamental umbauen<br />
und überall zu risikogerechten Prämien<br />
übergehen.»<br />
Kurt Gfeller, Vizedirektor sgv<br />
BERUFLIchE voRSoRgE<br />
2. Säule wackelt<br />
Das Chaos auf den Finanzmärkten reisst Löcher<br />
in die Bilanzen der Schweizer Pensionskassen.<br />
Damit die Vorsorgeeinrichtungen beim heutigen<br />
Umwandlungssatz von 6,8 Prozent ihre Leistungsversprechen<br />
halten können, müssten sie<br />
eine Rendite von rund 4,5 Prozent erzielen.<br />
«Eine derartige Zielvorgabe ist zurzeit schlicht<br />
unrealistisch», bedauert sgv-Vizedirektor Kurt<br />
Gfeller. Er fordert eine rasche Anpassung der<br />
wichtigsten Systemparameter: «Der Mindestzinssatz<br />
und der Umwandlungssatz müssen gesenkt<br />
werden.» Gfeller möchte die Last allfälliger<br />
Sanierungen nicht nur den Jungen aufbürden:<br />
«Überall dort, wo die heutigen Rentner von<br />
ausserordentlichen Leistungsverbesserungen<br />
profitieren konnten, muss es möglich werden,<br />
diese im Sinne einer Opfersymmetrie in die<br />
Sanierungsmassnahmen einzubinden.»<br />
Lu<br />
INhALT<br />
<strong>Nr</strong> . <strong>40</strong> <strong>40</strong>/<br />
<strong>41</strong> – <strong>128.</strong><br />
<strong>Jahrgang</strong><br />
BERIchTE SEITEN 13 –15<br />
LEBENSmITTEL – Neue<br />
Verordnung bringt viele<br />
Schikanen und weitere<br />
Entmündigung. 7<br />
BERUFSBILDUNg – Wie<br />
Sebastian Ott bei den Pilatus-Werken<br />
zur Kunststofftechnologie<br />
kam. 16<br />
AUToTEST – Audi hat den<br />
unscheinbaren Kombi<br />
Avant zum echten Klassenwagen<br />
gemacht. 18<br />
Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 15 Internet: www.sgv-usam.ch – E-Mail: info@sgv-usam.ch Inserate: Telefon 031 387 22 11
2<br />
diese woche<br />
edi enGeLBerGer – Mit dem Nidwaldner FDP-Nationalrat und ehemaligen sgv-Präsidenten<br />
hat ein politisches Urgestein nach 16 Jahren die Berner Politbühne verlassen.<br />
«Draht zur Basis nie verlieren»<br />
Gewerbezeitung: Sie sind seit vier<br />
Jahrzehnten politisch aktiv. Edi<br />
Engelberger ohne Politik – das ist<br />
für viele kaum vorstellbar. Wie<br />
schwer fällt Ihnen der Abschied<br />
von Bundesbern?<br />
n edi engelberger: Eine gewisse Wehmut<br />
verspüre ich natürlich schon,<br />
wie könnte es anders sein? Ich hätte<br />
nicht so lange politisiert und wäre<br />
auch nicht so lange in Bern geblieben,<br />
wenn ich das alles nicht gern<br />
gemacht hätte. Diese Stadt und das<br />
Parlament sind mir ans Herz gewachsen.<br />
Ich habe immer mit viel Herzblut<br />
politisiert und meine beiden<br />
Lieblingsthemen bearbeitet: KMU<br />
und Sicherheit. Als Vertreter einer<br />
116-jährigen KMU und als Offizier<br />
mit über 1800 Diensttagen konnte ich<br />
nicht anders, als mich auch in diesen<br />
Themen zu engagieren. Ob beim Gewerbe<br />
oder besonders bei der Armee:<br />
Am wichtigsten waren mir immer die<br />
Menschen und ihre Arbeitsplätze.<br />
Nun aber bin ich bereit, zu gehen<br />
und die Politik aus der Ferne zu betrachten.<br />
«Auch die ÄLTere<br />
GenerATion soLL in<br />
Bern VerTreTen sein»<br />
Sie sassen von 1995 bis 2011 im<br />
Nationalrat: Haben Sie je ernsthaft<br />
erwogen, sich für eine fünfte<br />
Amtszeit zur Wahl zu stellen?<br />
n Nein. Schon 2007 war für mich klar,<br />
dass die nun zu Ende gehende Legislatur<br />
meine letzte sein würde. Die<br />
habe ich mit vollem Einsatz durchgezogen,<br />
und nun ist Schluss mit der<br />
aktiven Politik.<br />
Sie sind heute 71-jährig. Haben Sie<br />
Verständnis dafür, wenn jüngere<br />
Politiker sagen, Senioren würden<br />
ihrer politischen Karriere im Weg<br />
stehen?<br />
n Klar bin ich nicht mehr der Jüngste,<br />
aber ich fühle mich noch immer<br />
voller Energie. Natürlich weiss ich,<br />
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dass man den Jungen nicht ewig vor<br />
der Sonne stehen darf. Aber vergessen<br />
wir nicht: Ein Drittel der Schweizer<br />
Bevölkerung ist älter als 65. Ich<br />
finde, dass auch die ältere Generation<br />
einen Anspruch darauf hat, in<br />
«Bern» vertreten zu sein.<br />
Nidwalden hat einen einzigen<br />
Nationalrat: Was haben Sie in<br />
Ihrer <strong>40</strong>-jährigen Politkarriere<br />
gelernt, das Sie Ihrem Nachfolger<br />
mit auf den Weg geben möchten?<br />
n Ich bin im Alter von 32 Jahren in<br />
die Politik eingestiegen, wurde mit<br />
42 Regierungsrat und kam mit 55 in<br />
den Nationalrat. Während all der<br />
Jahre habe ich mich immer als ein<br />
Mann des Volkes verstanden. Sei es<br />
als Soldat oder als Politiker: Ich habe<br />
immer den Menschen zugehört.<br />
Nur so kann man verstehen, was die<br />
Leute bewegt und sich dann für sie<br />
einsetzen. Man darf den Draht zur<br />
Basis nie verlieren! Darum ging ich<br />
immer wieder gerne von Bern nach<br />
Hause; zurück zu jenen, die mich<br />
gewählt und etwas von mir erwartet<br />
haben. Man muss breit verankert<br />
bleiben und seine Netzwerke pflegen,<br />
wenn man in der Politik etwas<br />
erreichen will. Beharrlichkeit, eine<br />
gewisse Härte, aber auch Respekt<br />
vor dem politischen Gegner gehören<br />
ebenfalls zum Erfolg.<br />
Ein Händedruck<br />
zum Abschied<br />
vom Parlament:<br />
Der scheidende<br />
Nationalrat Edi<br />
Engelberger (l.)<br />
mit Nationalrat<br />
Bruno Zuppiger,<br />
seinem Nachfolger<br />
als Präsident<br />
des SchweizerischenGewerbeverbands<br />
sgv.<br />
Welches sind Ihre prägendsten<br />
Erinnerungen an Ihre 16 Jahre im<br />
Nationalrat? Wo haben Sie Ihre<br />
grössten Erfolge gefeiert, und<br />
welche Niederlagen mussten Sie<br />
einstecken?<br />
n Als ich mich 1995 in einem harten<br />
Wahlkampf gegen die CVP und das<br />
Demokratische Nidwalden, die heutigen<br />
Grünen, durchsetzen konnte,<br />
waren die Nidwaldner Liberalen erstmals<br />
seit 123 Jahren wieder in Bern<br />
vertreten – darüber freue ich mich<br />
noch heute. Im Parlament wurde ich<br />
gut aufgenommen und wurde sofort<br />
Mitglied der Sicherheitspolitischen<br />
Kommission und der Staatspolitischen<br />
Kommission. Nach meiner<br />
«ich werde Keine Vr-<br />
MAndATe AnnehMen»<br />
Wahl zum Präsidenten des Schweizerischen<br />
Gewebeverbands sgv war<br />
ich quasi «höchster KMUler» im Parlament<br />
und konnte mich als Vertreter<br />
des Gewerbes und des Kantons Nidwalden<br />
für den Flugplatz Buochs, für<br />
die Pilatus-Werke, für die Ruag und<br />
für den Waffenplatz Wil bei Stans<br />
einsetzen – immer mit dem Gedanken,<br />
die Arbeitsplätze und das vorhandene<br />
Know-how zu erhalten.<br />
2010 haben Sie das sgv-Präsidium<br />
abgegeben, nun verlassen Sie das<br />
Parlament. Welche Pläne haben<br />
Sie für die Zeit nach «Bern»?<br />
n Für mich beginnt nun ein neuer<br />
Lebensabschnitt. Ich werde kein politisches<br />
Amt und auch keine Verwaltungsratsmandate<br />
annehmen. Stattdessen<br />
werde ich ein freier, liberaler<br />
Bürger sein und mich vermehrt meiner<br />
Familie widmen, vor allem meinen<br />
Grosskindern. Meine Verbindungen<br />
werde ich noch zugunsten der<br />
Firma meines Sohnes nutzen. Ansonsten<br />
möchte ich wieder mehr reisen<br />
– in die USA und speziell nach<br />
Kalifornien zieht es mich, aber auch<br />
nach Australien und Südamerika.<br />
Weiter möchte ich Freunde besuchen,<br />
in der Schweiz oder in unserer<br />
österreichischen Partnergemeinde<br />
Stans im Tirol. Natürlich wird man<br />
mich auch beim Wintersport antreffen:<br />
In Adelboden, Wengen und eventuell<br />
Kitzbühel. Und weiterhin beim<br />
aktiven Skifahren, darauf freue ich<br />
mich ganz besonders.<br />
Interview: Gerhard Enggist<br />
zur person<br />
Der Stanser Druckerei-Unternehmer<br />
Edi Engelberger (geboren 19<strong>40</strong>) sass<br />
seit 1995 für die FDP-Liberalen im<br />
Nationalrat. Er war Mitglied der<br />
Sicherheitspolitischen, der Rechts-<br />
Kommission und der Begnadigungs-<br />
Kommission des Nationalrats sowie<br />
des nationalrätlichen Büros.<br />
Von 1972 bis 1982 war er Gemeinderat<br />
in Stans, von 1978 bis 1982<br />
Gemeindepräsident. Dazu war er<br />
Landrat (1974–1982) und Regierungsrat<br />
(1982–1996) in Nidwalden.<br />
1991, 1993 und 1995 war er Landammann<br />
von Nidwalden.<br />
Der ehemalige Präsident des Schweizerischen<br />
Gewerbeverbands sgv<br />
(2004–2010) und des Schweizerischen<br />
Skiverbandes (1992–2000)<br />
war Oberst der Infanterie und leistete<br />
in seinem Leben mehr als 1800 Tage<br />
Militärdienst.<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
die MeinunG<br />
Hans-Ulrich Bigler,<br />
Direktor <strong>Schweizerischer</strong><br />
Gewerbeverband sgv<br />
Anstand, Respekt<br />
und Fairness, bitte<br />
Dieser Tage ist mir eine kleine Meldung<br />
in die Augen gestochen: «Gemeindepräsident<br />
tritt zurück» hiess<br />
der Titel und versprach an sich nichts Überraschendes.<br />
Speziell machte die Nachricht<br />
dann aber der Rücktrittsgrund: Nachdem er<br />
das gute Zusammenleben von Schweizern<br />
und Ausländern in seiner Gemeinde lobte,<br />
erhielt er Drohbriefe.<br />
Nun fragen Sie nicht zu Unrecht: Was hat<br />
das mit Gewerbepolitik zu tun. Sehr viel,<br />
lautet die Antwort, denn Ausländerinnen<br />
und Ausländer sind aus unserem Leben<br />
nicht mehr wegzudenken. Ohne Sie gäbe es<br />
keine zuverlässige Alter- und Krankenpflege,<br />
ohne sie gäbe es kein funktionierendes<br />
Gastgewerbe, ohne sie stünden zahlreiche<br />
industrielle Produktionsstätten zumindest<br />
teilweise still. Kurz, ohne die Mitarbeit<br />
ausländischer Arbeitskräfte wäre die Schweiz<br />
nicht, was sie ist: Ein Land mit niedriger<br />
Arbeitslosenquote und hohem Wohlstand,<br />
ein Land, das sogar fähig ist, den grossen<br />
Herausforderungen der Zeit erfolgreich zu<br />
trotzen, ein Land auch, das es immer fertiggebracht<br />
hat, Minderheiten, Andersgläubige<br />
und Andersdenkende zu integrieren.<br />
Wenn nun gerade diese Fähigkeit<br />
der Integration in Frage gestellt<br />
wird, ist das mehr als einfach ein<br />
kultureller Bruch. Wenn Leute bedroht werden,<br />
weil sie die Integrationsfähigkeit eben<br />
dieser Gesellschaft loben, für die sie sich im<br />
Rahmen eines politischen Amtes engagieren,<br />
geht das zu weit. Denn das hat mit einem<br />
Kampf der politischen Ideen nichts mehr zu<br />
tun. Ich bin nicht bekannt als Mann der<br />
leisen Töne, und ich erhebe meine Stimme,<br />
wenn ich mit politischen Entwicklungen<br />
nicht einverstanden bin. Das gestatte ich<br />
auch jedem politischen Gegner. Was ich aber<br />
verlange, ist Anstand, Respekt und Fairness.
4<br />
gewerbe aktuell<br />
staatliche eingriFFe – Mit ständig neuen Gesetzen und Verordnungen wird die freiheitliche<br />
Grundlage unseres Gesellschaftssystems schleichend in Frage gestellt.<br />
Gefahren für das Eigentum<br />
Die positiven sozialpolitischen Aspekte<br />
des Eigentums sind rundum<br />
anerkannt. Eigentum sichert die Freiheit<br />
des Individuums, stiftet Identität<br />
und vermag Demokratie und Rechtsstaatlichkeit<br />
zu untermauern. Niemand<br />
stellt das Eigentum offen und<br />
grundsätzlich in Frage. Aber die verdeckten<br />
– bewussten oder unbewussten<br />
– Angriffe sind gefährlich und<br />
bewirken eine schleichende Erosion<br />
des Eigentumsbegriffs. Das Eigentum<br />
leidet nicht zuletzt unter den Summierungseffekten<br />
staatlicher Eingriffe.<br />
Dagegen müssen wir uns wehren.<br />
enorme bedeutung<br />
Eigentum und sein Schutz sind von<br />
grösster Bedeutung. Nicht bloss für<br />
die Eigentümer selbst, sondern für<br />
die Freiheit und den Wohlstand unserer<br />
ganzen Bevölkerung. Der tiefere<br />
Sinn des Eigentums muss wieder<br />
in den Köpfen verankert werden. Wir<br />
müssen klarmachen, wie wichtig und<br />
vorteilhaft es für eine Gesellschaft<br />
insgesamt ist, dass möglichst viele<br />
Bürgerinnen und Bürger über privates<br />
Eigentum verfügen. Es gilt aufzuzeigen,<br />
dass es erstrebenswert ist,<br />
Eigentum anzustreben, Eigentümer<br />
zu sein oder mindestens die Möglichkeit<br />
zu haben, Eigentum zu erarbeiten.<br />
Letztlich gibt es ohne Eigentum<br />
auch keine Freiheit.<br />
sozialneid statt argumente<br />
In einem Aufsatz von Staatssekretär<br />
Michael Ambühl (NZZ vom 8. September<br />
2006) zu dieser Thematik ist<br />
Folgendes zu lesen: «Aus menschenrechtspolitischer<br />
Sicht sollten Eigentumsrechte<br />
nicht isoliert betrachtet,<br />
sondern mit der Umsetzung anderer<br />
Menschenrechte verknüpft werden.<br />
Eigentumsrechte können einen Beitrag<br />
zur Sicherung des sozialen Frie-<br />
Für Hans Egloff ist klar:<br />
«Der Schutz des Eigentums bröckelt.»<br />
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Werden solche Bilder bald gänzlich zur Rarität?<br />
dens sowie zur Herausbildung einer<br />
aktiven Bürgergesellschaft leisten. Eigentumssicherheit<br />
vermag besonders<br />
Kleineigentümer vor staatlicher und<br />
privater Willkür abzuschirmen.»<br />
Vielerorts wird heute eine Sozialneidstimmung<br />
kultiviert. Ein Eigentümer,<br />
ein Hauseigentümer muss sich fast<br />
wie ein Halunke vorkommen. Dabei<br />
hat er etwas erreicht und den Beweis<br />
erbracht, dass er bereit und fähig ist,<br />
Verantwortung zu übernehmen – Verantwortung<br />
für sich selber und sein<br />
Dach über dem Kopf.<br />
wehret den anfängen<br />
Die Gründerväter unseres Bundesstaates<br />
von 1848 haben das Eigentum<br />
als selbstverständlich betrachtet. Das<br />
Primat des privaten Eigentums erschien<br />
diesen so selbstverständlich,<br />
dass sie den Schutz des Eigentums<br />
nicht einmal in der Bundesverfassung<br />
speziell erwähnten. Erst in den<br />
60er- und 70er-Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts wurde die Verfassung<br />
ergänzt und der Schutz des Eigentums<br />
garantiert. Wie die weitere Entwicklung<br />
aber offenbart, ging es<br />
nicht wirklich um die Gewährleis-<br />
tung des Instituts des Eigentums.<br />
Vielmehr wurde dadurch die verfassungsmässige<br />
Grundlage geschaffen,<br />
um Gesetze und Verordnungen zu<br />
erlassen, wodurch Eigentum gerade<br />
eingeschränkt und beschnitten werden<br />
konnte.<br />
stete aushöhlungsversuche<br />
Allein die jüngste Vergangenheit und<br />
die aktuellen Debatten in Bundesbern<br />
und im Rathaus von Zürich belegen<br />
die stetigen Versuche, den Eigentumsbegriff<br />
auszuhöhlen:<br />
n Landschaftsinitiative (Mehrwertabschöpfung);<br />
n Verknappung der Baulandreserven;<br />
n Wiedereinführung der an der Urne<br />
abgeschafften Erbschafts- und Schenkungssteuer;<br />
n Wiedereinführung der an der Urne<br />
abgeschafften Formularpflicht;<br />
n Volksinitiative «Seeuferweg für alli»;<br />
n Einschränkung des Näher- und<br />
Grenzbaurechtes an den Bauzonengrenzen;<br />
n Zusätzliche Abgaben zur Förderung<br />
des genossenschaftlichen Wohnungsbaus;<br />
n Pflicht zum Bau von Sozialwohnungen<br />
für private Eigentümer;<br />
n Verpflichtung der Eigentümer zum<br />
Bau oder Rückbau von Parkplätzen<br />
und Erstellen von Velounterständen.<br />
bald auch wohnfläche-diktat?<br />
Diese Aufzählung könnte fast beliebig<br />
verlängert werden. Das jüngste<br />
Beispiel allerdings ist an Dreistigkeit<br />
gegenüber Freiheit und Eigentum<br />
kaum zu überbieten. In der Schweiz<br />
steigt die Wohnfläche pro Einwohner<br />
kontinuierlich – von 34 Quadratmetern<br />
vor 30 Jahren auf aktuell 48 Quadratmeter.<br />
Neben dem Bevölkerungswachstum<br />
– vor allem durch die Zuwanderung<br />
– ist dies auch Ausdruck<br />
des gestiegenen Wohlstandes der<br />
Bürgerschaft. Das von Bundesrätin<br />
Doris Leuthard geführte Departement<br />
für Umwelt, Verkehr, Energie und<br />
Kommunikation (UVEK) überlegt<br />
sich nun Möglichkeiten, um dieser<br />
Entwicklung Einhalt zu gebieten.<br />
Dies soll durch eine Wohnflächenbesteuerung<br />
erfolgen. Eigentümer (und<br />
notabene auch Mieter) sollen also<br />
eine Abgabe entrichten, wenn sie<br />
Wohnfläche nutzen, die ein vom<br />
Staat bewilligtes Mass übersteigt.<br />
leere versprechen<br />
Am 23. Oktober finden die Wahlen<br />
ins Eidgenössische Parlament statt.<br />
Die verbleibenden zwei Wochen sind<br />
für Wohn- und Grundeigentümer von<br />
besonderem Interesse, denn die Kandidatinnen<br />
und Kandidaten buhlen<br />
um ihre Gunst als Wähler. Vom<br />
staatstragenden Element und der<br />
volkswirtschaftlichen Bedeutung des<br />
Eigentums ist etwa die Rede – alle<br />
wollen sich für den Schutz des Eigentums,<br />
für Wohnbau- und Wohneigentumsförderung<br />
einsetzen.<br />
Könnte man all diesen Versprechen<br />
glauben, dann müssten dem Wohnund<br />
Grundeigentümer tatsächlich<br />
goldene Zeiten bevorstehen.<br />
Das einstmals selbstverständliche Institut<br />
des Eigentums erodiert. Das<br />
Eigentum ist in Gefahr! Die Artikel<br />
26 und 108 der Bundesverfassung –<br />
Eigentumsgarantie und Wohneigentumsförderung<br />
– dürfen nicht länger<br />
tote Buchstaben bleiben.<br />
Hans Egloff,<br />
Präsident HEV Kanton Zürich<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
aus den verbänden<br />
Bäcker- und Konditoren-<br />
Treffen in Appenzell<br />
Der diesjährige Kongress des Schweizerischen<br />
Bäcker-Konditorenmeister-Verbandes SBKV<br />
fand in Appenzell statt, eingebettet in ein schönes<br />
und abwechslungsreiches Rahmenprogramm<br />
mit viel träfem Appenzeller Witz und<br />
teilweise modern aufgefrischter Volksmusik –<br />
selbst ein Nacktwanderlied fehlte nicht. Der<br />
grosse Aufmarsch zeugte vom regen Interesse<br />
an den Verbandsgeschäften. Der SBKV ist trotz<br />
Mitgliederrückgang – in den letzten zehn Jahren<br />
musste als Folge des raschen Strukturwandels<br />
eine Abnahme von 25 Prozent verkraftet<br />
werden – verbandspolitisch und finanziell sehr<br />
gut aufgestellt und wird als starke Standesorganisation<br />
wahrgenommen. Grosse Sorgen<br />
bereitet dem SBKV die Regulierungswut der<br />
Behörden, namentlich im Bereich der Lebensmittelgesetzgebung.<br />
Der Unternehmer Bäcker-<br />
Konditor wird dadurch immer mehr zum Verwalter<br />
denn zum Produzenten. Trotz partiell<br />
leicht sinkenden Umsätzen und gestiegenen<br />
Personalkosten hat sich die Branche gegen<br />
alle Widrigkeiten behauptet und konnte die<br />
Margen – zwar immer noch auf einem tiefen<br />
Niveau – leicht verbessern.<br />
link<br />
www.swissbaker.ch<br />
swisscofel:<br />
Gut aufgestellt<br />
Die diesjährige Generalversammlung des Verbandes<br />
des Schweizerischen Früchte-, Gemüseund<br />
Kartoffelhandels swisscofel im Hotel Bellevue<br />
Palace in Bern war wie immer gut besucht.<br />
swisscofel zählt 171 Mitglieder und ist zu einem<br />
wichtigen und kompetenten Partner in sämtlichen<br />
Fragen des Lebensmittelhandels geworden;<br />
Trittbrettfahrer werden weniger geschätzt. Angesichts<br />
der ausgezeichneten finanziellen Lage<br />
wurde den Mitgliedern ein Beitragsrabatt von<br />
16 Prozent gewährt, gegenüber 12 Prozent im<br />
Vorjahr. Die Initiative des Schweizerischen Gewerbeverbands<br />
sgv zur Herstellung gleich langer<br />
Spiesse zwischen der Landwirtschaft und<br />
dem Gewerbe wird von swisscofel mit Überzeugung<br />
mitgetragen, und es werden nun konkrete<br />
Taten erwartet. Im Anschluss an die Generalversammlung<br />
referierte Hanni Rützler, Ernährungswissenschaftlerin<br />
und Psychologin aus<br />
Wien zum interessanten Thema «Aufbruch, Umbruch,<br />
Zeitwende – die wichtigsten Food-Trends<br />
der Zukunft». Sie plädierte für eine neue Genusskompetenz<br />
– und bemerkte zutreffend, dass<br />
sich eine immer gesündere Gesellschaft immer<br />
kränker fühle. Ho<br />
link<br />
www.swisscofel.ch<br />
pleite der woche<br />
Die Gewerkschaft Unia hat vor dem Bundesgericht<br />
eine Schlappe erlitten, die sie trotz allen<br />
Vorsichtsmassnahmen nicht geheim halten konnte:<br />
67 UniaMitglieder wurden wegen Nötigung zu<br />
Bussen verknurrt verurteilt. Damit ging ein langer<br />
Rechtsstreit zu Ende, der 2002 im Rahmen des<br />
Kampfes um die Frühpensionierung begonnen<br />
und auch zu einer Blockade des Kieswerks Risi in<br />
Cham/ZG geführt hatte. Das von der «Sonntags<br />
Zeitung» publizierte Urteil hat für die künftige<br />
Konfliktstrategie der Gewerkschaften gravierende<br />
Folgen: Die beliebten Betriebsblockaden werden<br />
künftig noch riskanter, was Arbeitskämpfe massiv<br />
erschwert.<br />
Übrigens: An der UniaBasis herrscht Unmut über<br />
die Tatsache, dass sich unter den Verurteilten<br />
keiner der Organisatoren der Aktion – allesamt<br />
höhere Funktionäre – befindet. Die tapferen<br />
Drahtzieher haben sich verdrückt, als die Polizei<br />
auf dem Areal erschien.<br />
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6<br />
PublirePortage<br />
Genügend Geld für alle Fälle<br />
Vorsorge ist ein Thema, mit dem<br />
sich nur wenige selbstständig Erwerbende<br />
gerne auseinandersetzen.<br />
Obwohl sie mit einer gut durchdachten<br />
Vorsorgeplanung sicherer<br />
und unabhängiger sind.<br />
Gerade selbstständig Erwerbende fragen<br />
sich ständig, ob Umsatz und Gewinnmargen<br />
zum Leben reichen, welche geschäftlichen<br />
Risiken man eingehen<br />
kann, wie sich die Ertragslage entwickeln<br />
wird und ob man den Lebensstandard<br />
mit zunehmendem Alter auch dann<br />
halten kann, wenn die Gesundheit keinen<br />
vollen Arbeitseinsatz mehr zulassen<br />
würde. Eine, die sich diese Frage schon<br />
frühzeitig gestellt hat, ist die Künstlerin<br />
Karin Lurz. Obwohl sie als fest angestellte<br />
Grafikerin bei der Confiserie Sprüngli<br />
einen guten und interessanten Job<br />
hatte, wagte die gelernte Grafikerin vor<br />
wenigen Jahren den Sprung in die<br />
Selbstständigkeit und gründete in Neftenbach<br />
bei Winterthur ihr eigenes Foto-,<br />
Grafik- und Kreativatelier. Sie arrangiert<br />
und fotografiert die süssen Produkte der<br />
Confiserie Sprüngli noch heute, doch<br />
inzwischen sind auch viele neue Kunden<br />
dazugekommen.<br />
Trotzdem überlegt sie sich, wie sie die<br />
langfristige Finanzierung ihrer Selbstständigkeit<br />
gut absichern kann. Ein<br />
wichtiges Element dabei ist für sie die<br />
dritte Säule. Zwar gibt es die erste Säule<br />
mit AHV und IV für die minime Existenzsicherung.<br />
Aber die berufliche Vorsorge,<br />
die grundsätzlich auch selbstständig<br />
Erwerbenden offensteht, reicht<br />
oft nicht, um «die gewohnte Lebenshaltung<br />
fortsetzen zu können», wie es im<br />
Versicherungsjargon heisst.<br />
Entscheidend ist die Flexibilität<br />
Karin Lurz stellte nach einer kurzen Analyse<br />
ihrer finanziellen Situation fest, dass<br />
es sich für sie lohnen würde, in die gebundene<br />
Selbstvorsorge 3a einzuzahlen.<br />
Sie wollte sich von Anfang an mit dem<br />
Thema Zukunft befassen und sozusagen<br />
«Löcher stopfen, noch bevor sie entstehen»,<br />
wie sie augenzwinkernd erklärt.<br />
Tatsächlich wächst die Vorsorgelücke<br />
mit steigendem Einkommen, da die Leistungen<br />
von AHV und Pensionskasse aufgrund<br />
ihrer Höchstgrenzen nicht im gleichen<br />
Ausmass mitwachsen – und das<br />
bereits bei mittelhohen Einkommen. Ein<br />
Beispiel: Bei einem jährlichen Bruttoeinkommen<br />
von 85000 Franken betragen<br />
die Altersrenten aus der ersten und<br />
zweiten Säule lediglich gut 55 300 Franken,<br />
es fehlen also fast 30 000 Franken<br />
beziehungsweise 35 Prozent des einstigen<br />
Einkommens.<br />
Als klar war, dass es sich für sie als<br />
selbstständig Erwerbende lohnt, in die<br />
dritte Säule einzuzahlen, liess sich Karin<br />
Lurz von mehreren Versicherern Offerten<br />
erstellen und beraten. Beatrice Gutknecht,<br />
die Vorsorge- und Unternehmensberaterin<br />
der AXA Winterthur, beschränkte<br />
sich schon beim ersten Gespräch<br />
nicht nur darauf, Karin Lurz ein<br />
Produkt zu verkaufen, sondern ging auch<br />
auf ihr persönliches Umfeld ein und<br />
wusste über die Bedingungen in ihrer<br />
Branche Bescheid. Beide kamen überein,<br />
dass es in ihrem Fall durchaus Sinn<br />
machen würde, die monatlichen Prämienzahlungen<br />
tief zu halten und später<br />
bei Bedarf anzuheben.<br />
Im Beratungsgespräch wurde schnell<br />
klar, dass einer der wichtigsten Punkte<br />
die Flexibilität der dritten Säule ist. Als<br />
Frau fragt man sich, was mit dem Vertrag<br />
geschieht, wenn sie beruflich eine<br />
Babypause machen möchte, oder ob<br />
man in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
problemlos mit der Einzahlung pausieren<br />
kann, ohne dass es sofort zu Unstimmigkeiten<br />
kommt. Gleichzeitig haben die<br />
zwei Frauen auch mögliche Versicherungslücken<br />
besprochen. Und es gehört<br />
zu den Vorteilen einer 3a-Versicherungslösung,<br />
dass die AXA Winterthur im<br />
Falle einer Erwerbsunfähigkeit durch<br />
Unfall oder Krankheit die weiteren Prämienzahlungen<br />
übernimmt.<br />
Sicherheit und steuerliche Vorteile<br />
«Gerade als selbstständig Erwerbende,<br />
die jedes Risiko gut einschätzen können<br />
muss, ist diese Rückendeckung bei Notfällen<br />
eine gute Stütze», sagt Karin Lurz.<br />
Nicht zuletzt habe sie sich deshalb für<br />
eine Versicherungslösung statt einer<br />
Banklösung entschieden, also für einen<br />
Vertrag der gebundenen Vorsorge. Dieser<br />
kann im Gegensatz zu einem Vertrag der<br />
freien Vorsorge zwar nicht jederzeit gekündigt<br />
werden; das Kapital kann auch<br />
nicht verpfändet und auch nur unter bestimmten<br />
Voraussetzungen vorzeitig bezogen<br />
werden. Dies ist frühestens fünf<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
Karin Lurz, Gründerin und Inhaberin von photografikplus: «Bei meiner Arbeit und meiner Altersvorsorge ist Qualitätssicherung von zentraler Bedeutung.»<br />
Protect Plan: Zuverlässige Basis<br />
Mit Protect Plan stellen Sie Ihre finanzielle<br />
Zukunft auf eine zuverlässige<br />
Basis. Sicherheit, Flexibilität<br />
und ein transparenter Indexbonus<br />
sorgen in jedem Lebens- und Börsenszenario<br />
für optimale Bedingungen.<br />
Sie gewinnen immer: Bei positiver<br />
Marktentwicklung wie auch<br />
in turbulenten Zeiten.<br />
Ziele und Motive<br />
n Garantiertes Auszahlungskapital per<br />
Vertragsablauf<br />
n Jährliche Absicherung der erzielten<br />
Erträge<br />
n Partizipation an steigenden Aktienmärkten<br />
und steigenden Zinsen<br />
n Garantierter Mindestzins<br />
n Vorsorgelücken schliessen bei Erwerbsunfähigkeit<br />
und/oder im Todesfall<br />
als Zusatzoptionen<br />
n Steuerprivilegien<br />
Lebensnah konzipiert<br />
Ob Sie Ihr Sparziel erhöhen, den Vorsorgeschutz<br />
für sich und Ihre Familie an-<br />
passen oder eine Prämienpause mit Premium<br />
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bleibt dabei jederzeit eine verlustsichere,<br />
attraktive Investition in Ihre Zukunft.<br />
Indexbonus<br />
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Bonusformel an die Entwicklung des<br />
Swiss Performance Index (SPI®) und<br />
einen Mindestzins gekoppelt.<br />
n Bei steigenden Marktzinsen steigt<br />
auch der Mindestzins (Inflationsschutz)<br />
n Dynamische Aktienquote bis <strong>40</strong> Prozent,<br />
je nach Marktsituation<br />
n Dank jährlicher Absicherung gehen<br />
einmal erzielte Kapitalerträge nicht mehr<br />
verloren<br />
Leistungen<br />
Auszahlung bei Vertragsablauf<br />
Sie erhalten bei Vertragsende das garantierte<br />
Erlebensfallkapital und den Indexbonus.<br />
Auszahlung im Todesfall<br />
Die Begünstigten haben Anspruch auf<br />
das garantierte Erlebensfallkapital und<br />
den Indexbonus.Wahlweise konstantes<br />
oder steigendes Todesfallkapital:<br />
Konstantes Todesfallkapital:<br />
(siehe Grafik 1 rechts)<br />
Steigendes Todesfallkapital:<br />
(siehe Grafik 2 rechts)<br />
Finanzierung<br />
Säule 3a:<br />
n Periodische Prämien.<br />
n Möglichkeit jährlicher Zuzahlungen<br />
zur Ausschöpfung der steuerlichen 3a-<br />
Abzugslimite<br />
n Einlage aus bereits vorhandenem 3a-<br />
Vermögen (z. B. 3a-Bankkonto)<br />
n Optionale Prämienerhöhung bei Anpassung<br />
der 3a-Abzugslimiten durch<br />
den Bundesrat<br />
Säule 3b:<br />
n Periodische Prämien<br />
Sicherheit<br />
n Garantiertes Auszahlungskapital<br />
n Jährliche Absicherung der erzielten<br />
Gewinne<br />
n Garantierte Rückkaufswerte während<br />
der gesamten Vertragslaufzeit<br />
Indexbonus<br />
Partizipation an positiver Börsenentwicklung<br />
und steigenden Zinsen:<br />
n Koppelung an Entwicklung des SPI®<br />
(Swiss Performance Index)<br />
n Aktienquote bis zu <strong>40</strong>% (jährliche<br />
Festlegung, abhängig von der Marktsituation)<br />
n Schutz vor Verlusten bei negativer<br />
Börsenentwicklung:<br />
n Jährliche Absicherung der Kapitalerträge<br />
– zugewiesene Überschüsse sind<br />
garantiert<br />
n Garantierter Mindestzins: Zuweisung<br />
bei sinkenden Aktienkursen, Erhöhung<br />
bei steigenden Marktzinsen<br />
Bonuszins = Jahresrendite des SPI®<br />
multipliziert mit der Aktienquote. Nach<br />
unten begrenzt durch den Mindestzins.<br />
Jahre vor der Pensionierung möglich,<br />
und auch dann nur bei Aufnahme einer<br />
neuen oder anderen Selbstständigkeit,<br />
beim Erwerb von selbstbewohntem Immobilienbesitz,<br />
für die Rückzahlung von<br />
Hypotheken, für einen Einkauf in eine<br />
Pensionskasse, bei Auswanderung oder<br />
voller Invalidität ohne Versicherungsschutz<br />
für Erwerbsunfähigkeit.<br />
Für Karin Lurz spielt diese Einschränkung<br />
aber keine Rolle, da sie das Geld<br />
tatsächlichlich erst im Alter beanspruchen<br />
möchte und die Jahresprämie für<br />
sie kein finanzielles Risiko darstellt.<br />
Zweitens kann sie die eingezahlten Prämien<br />
jährlich vom steuerbaren Einkommen<br />
abziehen, und zudem wird die Kapitalauszahlung<br />
im Jahr 2037 geson-<br />
Grafik 1: Konstantes Todesfallkapital:<br />
Vorsorgeschutz<br />
Vorsorgeschutz<br />
Indexbonus<br />
Indexbonus nach Zuweisung garantiert<br />
Grafik 2: Steigendes Todesfallkapital:<br />
Vorsorgeschutz<br />
Indexbonus<br />
Indexbonus nach Zuweisung garantiert<br />
dert vom restlichen Einkommen und<br />
zu einem reduzierten Steuersatz versteuert.<br />
Karin Lurz ist jedenfalls mit der<br />
Entscheidung zufrieden, ihre privaten<br />
Vorsorgegelder in die Hände der AXA<br />
Winterthur gelegt zu haben. «Eine Weile<br />
nach Vertragsabschluss, als meine<br />
Erinnerungen an Details langsam verblassten,<br />
wollte ich mir einige Punkte<br />
noch einmal genau erklären lassen.<br />
Und das hat mit meiner Beraterin Bea<br />
Gutknecht super geklappt», erinnert<br />
sich die erfolgreiche Künstlerin und rät<br />
jedem Versicherten, bei Unklarheiten<br />
jederzeit wieder das Gespräch mit dem<br />
Berater oder der Beraterin zu suchen.<br />
So habe man stets den Überblick über<br />
die Altersvorsorge.<br />
Sparkapital<br />
inklusive garantiertem Zins<br />
Sparkapital<br />
inklusive garantiertem Zins<br />
Garantiertes<br />
Erlebens- und<br />
Todesfallkapital<br />
Laufzeit<br />
Garantiertes<br />
Erlebensfallkapital<br />
Steigendes<br />
Todesfallkapital<br />
Laufzeit
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
WirtSchaft&poLitik 7<br />
LebenSMitteLGeSetz – Geht es nach Regierung, wird die Totalrevision nicht nur mehr Bürokratie, sondern auch weitere Entmündigung<br />
der Bürgerinnen und Bürger bringen.<br />
Grüsse vomWolf im Schafspelz…<br />
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Der Bundesrat hat im vergangenen<br />
Mai die Botschaft zur Totalrevision<br />
des Bundesgesetzes über Lebensmittel<br />
und Gebrauchsgegenstände<br />
(LMG) zuhanden des Parlaments verabschiedet.<br />
Vordergründig wird eine<br />
weitere Harmonisierung des schweizerischen<br />
Lebensmittelrechts mit jenem<br />
der EU angestrebt. So weit, so<br />
gut. Die angeblich routinemässige<br />
Gesetzesauffrischung wird aber auch<br />
zur Einführung von neuen Regelungen<br />
benutzt bzw. missbraucht. Diese<br />
werden zu einer weiteren administrativen<br />
und/oder finanziellen Mehrbelastung<br />
der Unternehmen und<br />
auch zu einer zusätzlichen Bevormundung<br />
der ganzen Bevölkerung<br />
führen.<br />
Vorauseilender Gehorsam<br />
Vernünftig und mit Augenmass umgesetzt<br />
können Anpassungen an das<br />
EURecht sinnvoll sein, sofern sich<br />
daraus Vereinfachungen und bessere<br />
Absatzmöglichkeiten für die exportorientierten<br />
Unternehmen der<br />
Schweizer Lebensmittelwirtschaft ergeben.<br />
Eine vorschnelle und kritiklose<br />
Übernahme von gewerbefeindlichem<br />
und unnützem EURecht ist<br />
aber strikte abzulehnen.<br />
Jüngstes Beispiel ist die Annahme<br />
der Motion von Nationalrätin Edith<br />
GrafLitscher «Verpflichtende Nährwertkennzeichnung<br />
für Lebensmittel»<br />
durch den Bundesrat. Diese wurde<br />
vorab damit begründet, das EUParlament<br />
habe im Juli 2011 der Verbraucherinformationsverordnungzugestimmt<br />
und die Nährwertkennzeichnung<br />
als obligatorisch erklärt.<br />
Mit zusätzlichen Informationen soll<br />
eine gesündere Ernährung gefördert<br />
werden; so muss zum Beispiel eine<br />
«Nährwertbox» auf der Verpackung<br />
in tabellarischer Form diverse Angaben<br />
über Mengen an Fett, Zucker<br />
oder Salz liefern.<br />
Das Bundesamt für Gesundheit<br />
(BAG) hat in vorauseilendem Gehorsam<br />
bereits angekündigt, diese Vorschriften<br />
auf freiwilliger Basis eben<br />
falls übernehmen zu wollen. Es ist<br />
anzunehmen bzw. zu befürchten,<br />
dass versucht wird, diese Zusatzregulierung<br />
noch in die laufende Revision<br />
des Lebensmittelgesetzes einzubauen.<br />
Vereinfach statt Mehrbelastung<br />
Gegen ein solches Vorhaben werden<br />
sich der sgv und die ihm angeschlossenen<br />
26 Mitgliedorganisationen der<br />
Gruppe Ernährung und Landwirtschaft<br />
mit allen Mitteln zur Wehr setzen.<br />
Besonders auch im Zusammenhang<br />
mit der gegenwärtigen Frankenstärke<br />
werden wir keine finanziellen<br />
und administrativen Mehrbelastungen<br />
der Unternehmen und insbesondere<br />
der KMU akzeptieren. Im Gegenteil,<br />
es müssen vielmehr zwingend<br />
Vereinfachungen umgesetzt<br />
werden, um das sgvZiel eines Abbaus<br />
der Regulierungskosten um netto<br />
20 Prozent oder 10 Milliarden Franken<br />
bis zum Jahre 2018 auch im Lebensmittelbereich<br />
anteilmässig realisieren<br />
zu können.<br />
Vier grosse Schwachstellen<br />
Die sgvArbeitsgruppe Lebensmittel<br />
hat eine Kerngruppe eingesetzt, um<br />
die Vorlage einer genauen Prüfung<br />
zu unterziehen. Die Analyse ist ernüchternd<br />
ausgefallen, per saldo führt<br />
sie zu mehr Regulierung und zu einer<br />
schleichenden zusätzlichen Bevormundung<br />
der Konsumentinnen und<br />
Konsumenten. Nachfolgend die wichtigsten<br />
vier Fehler und Schwachstellen<br />
in Kürze.<br />
Ausschaltung des Gesetzgebers: Ein<br />
grosser Teil der wirklich wichtigen<br />
Bestimmungen wird nicht auf Gesetzesstufe<br />
geregelt, sondern auf die<br />
Verordnungsstufe delegiert – der<br />
Gesetzgeber wird auf diese Weise<br />
schlichtweg ausgeschaltet. Gleichzeitig<br />
wird so auch verunmöglicht, dass<br />
die Bevölkerung gegen inakzeptable<br />
Regelungen das Referendum ergreifen<br />
kann. Der Bundesrat und das umtriebige<br />
BAG können selbstständig<br />
und abschliessend die oftmals ent<br />
scheidenden Detailbestimmungen erlassen.<br />
Resultat: Die bereits heute<br />
übergrosse Anzahl an Regulierungen<br />
wird sich weiter erhöhen.<br />
Ausweitung des Zweckartikels 1: Es<br />
ist nicht Aufgabe des Staates, dem<br />
mündigen Bürger zu einer «sachkundigen<br />
Wahl» zu verhelfen. Damit werden<br />
ausufernden Deklarationsvorschriften,<br />
Ampelsystemen bzw. der<br />
Verteufelung der von gewissen Kreisen<br />
als «ungesund» bezeichneten<br />
Lebensmittel Tür und Tor geöffnet.<br />
Zuerst der Tabak, dann der Alkohol,<br />
bald schon sollen Salz, Zucker, Fette,<br />
Schokolade und jede Menge weiterer<br />
Produkte folgen. Dieser Artikel ist deshalb<br />
ersatzlos zu streichen.<br />
Keine besondere Kennzeichnung von<br />
Lebensmitteln: Der neue Artikel 13<br />
LMG ist für das Gastgewerbe sowie<br />
für viele andere Lebensmittelbranchen<br />
wie Metzgereien und Bäckereien<br />
unzumutbar. Zwingende Angaben<br />
beispielsweise über Nährwerte oder<br />
eine Deklaration der Zubereitungsart<br />
sind auf Menükarten oder bei einer<br />
Bratwurst oder einem Berliner völlig<br />
unverhältnismässig. Zusätzlich soll<br />
der Bundesrat in eigener Kompetenz<br />
weitere Angaben als zwingende Information<br />
vorschreiben können. Mit<br />
diesem gefährlichen Artikel könnte<br />
sozusagen durch die Hintertür sogar<br />
das Ampelsystem eingeführt werden.<br />
Keine Veröffentlichung von Kontrollresultaten:<br />
Bisher war es aufgrund<br />
der Schweigepflicht der Lebensmittelinspektoren<br />
unzulässig, amtliche<br />
Kontrollergebnisse der Öffentlichkeit<br />
zugänglich zu machen. Dieser Grundsatz<br />
gilt zwar auch nach der Revision<br />
weiterhin, wird aber durch Artikel 30<br />
ad absurdum geführt, indem die Betriebe<br />
verpflichtet werden sollen, den<br />
Konsumentinnen und Konsumenten<br />
auf Verlangen Einsicht in einen Bericht<br />
zu gewähren, der über die Ergebnisse<br />
der Kontrollen informieren<br />
soll. Der sgv ist klar gegen diese öf<br />
Lebensmittelkontrollen<br />
sind<br />
unerlässlich,<br />
weitere Zusatzangaben<br />
und<br />
Deklarationen<br />
hingegen unzumutbar<br />
und<br />
teuer.<br />
fentliche Zurschaustellung, die an<br />
den mittelalterlichen Pranger erinnert.<br />
Oder soll ein solches System<br />
etwa Schule machen und in anderen<br />
Gesetzen auch für Ärzte, Lehrpersonen,<br />
Bergführer, Beamte und weitere<br />
Berufe eingeführt werden?<br />
Widerstand ist vorprogrammiert<br />
Die Kommission für soziale Sicherheit<br />
und Gesundheit des Nationalrates<br />
(SGKN) hat die LMGRevision<br />
sowohl für die Oktober wie auch für<br />
die NovemberSitzung traktandiert.<br />
Der sgv und seine betroffenen Mitgliedorganisationen<br />
werden unter<br />
keinen Umständen zulassen, dass<br />
diese Revision zu einem weiteren Anstieg<br />
der administrativen und/oder<br />
finanziellen Belastung der KMU sowie<br />
zu einer zusätzlichen Bevormundung<br />
der mündigen Konsumentinnen<br />
und Konsumenten führt.<br />
Rudolf Horber, Ressortleiter sgv
8<br />
wirtschaft&politik<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
cvp-nationalrat pirmin Bischof – Der Präsident des Schweizerischen Verbandes freier Berufe (SVFB) steht voll zur Autonomie<br />
der Nationalbank und verlangt ein dezidierteres Auftreten der Schweiz gegenüber der EU.<br />
«Der Bund muss Flaggezeigen»<br />
zUr person<br />
Gewerbezeitung: Was halten Sie<br />
als Nummer 1 der CVP in Wirtschaftsund<br />
Finanzfragen vom<br />
FrankenPaket des Bundesrates,<br />
das im Parlament doch Gnade<br />
gefunden hat?<br />
n nationalrat pirmin Bischof: Wenn<br />
es nichts nützt, so schadet es auch<br />
nicht! Wichtig war uns, dass die Regierung<br />
das Paket auf 870 Millionen<br />
Franken limitiert und 500 Millionen<br />
für die Kurzarbeit reserviert hat. Die<br />
wird man leider bald zur Abfederung<br />
der Arbeitslosigkeit einsetzen müssen.<br />
Und zusätzliche Gelder im Bereich<br />
der Technologie und Innovation<br />
machen Sinn.<br />
Wird damit wirklich den Bedürftigen<br />
geholfen? Es scheint, dass die<br />
Finanzspritze nur den Grossen zu<br />
Gute kommt.<br />
n Bei der letzten Rezession zeigte<br />
sich klar, dass sehr viele KMU, die<br />
als Zulieferer für grosse Exportbetriebe<br />
tätig waren, von der Kurzarbeit-<br />
Regelung massiv profitierten. Das<br />
dürfte auch diesmal der Fall sein.<br />
Was die Forschungsgelder betrifft, so<br />
müssen die KMU selbst einige Anstrengungen<br />
unternehmen, um an<br />
Beihilfen heranzukommen. Es gibt<br />
eben keine goldenen Brücken zum<br />
technologischen Fortschritt, sondern<br />
nur zusätzliche Knochen- und Kopfarbeit.<br />
Aber das ist für unsere KMU<br />
– und für die meisten freien Berufe<br />
– nichts Neues.<br />
«Die aUtonomie Der<br />
nationalBank ist<br />
Gesetzlich verankert<br />
UnD DeshalB nicht<br />
UnDemokratisch»<br />
Sie haben sich beim Schnüren des<br />
Hilfspakets eigentlich mehr auf<br />
schnelle und unbürokratische<br />
Massnahmen wie Senkungen der<br />
Stromtarife konzentriert.<br />
n Es ist leider noch nicht hinreichend<br />
bekannt, dass die hohen Strompreise<br />
die Existenz vieler beschäftigungsintensiver<br />
Betriebe in der Stahl-, Zement-,<br />
Papier- und Glasbranche sowie<br />
in Teilen der Lebensmittelproduktion<br />
und Chemie gefährden. Der<br />
Nationalrat hat nun eine Motion von<br />
mir angenommen, mit der die Strompreise<br />
gezielt auf das Niveau der ausländischen<br />
Konkurrenten gesenkt<br />
werden sollen. Es geht um eine Grössenordnung<br />
von etwa 50 Prozent. Es<br />
ist nämlich nicht einzusehen, warum<br />
unsere Basisindustrie zusätzlich zu<br />
den Währungsproblemen auch noch<br />
derartige Nachteile in Kauf nehmen<br />
muss. Wenn wir nicht handeln, wird<br />
die oft als Gespenst beschworene<br />
Desindustrialisierung Tatsache. Dabei<br />
werden zwangsläufig auch KMU , als<br />
Lieferanten oder als Bestandteil der<br />
Standortinfrastruktur, mitbetroffen<br />
sein.<br />
Hand aufs Herz: Wird es je gelingen,<br />
den Frankenkurs in vernünftigem<br />
Rahmen – also idealerweise<br />
bei 1.30 Franken – zu halten?<br />
Pirmin Bischof ist Doktor der Rechte, Rechtsanwalt<br />
und Notar. Der 52-Jährige ist Mitinhaber einer Kanzlei<br />
in Solothurn. Seit 2007 vertritt er die CVP im Nationalrat.<br />
Am kommenden 23. Oktober tritt er zur Wahl als<br />
Ständerat an. Seit 2010 präsidiert Bischof den <strong>Schweizerischer</strong><br />
Verband freier Berufe.<br />
SVFB-Präsident und Nationalrat Pirmin Bischof: «Wir müssen der Nationalbank<br />
beide Daumen ganz fest halten, damit es nicht unter 1.20 geht!»<br />
n Wir müssen der Nationalbank beide<br />
Daumen ganz fest halten, damit<br />
es nicht unter 1.20 geht!<br />
Ist es richtig, dass die Schweizerische<br />
Nationalbank (SNB) autonom<br />
und ohne demokratische<br />
Kontrolle über das Volksvermögen<br />
entscheidet?<br />
n Diese Frage ist sachlich falsch. Die<br />
Autonomie der Nationalbank ist gesetzlich<br />
verankert und deshalb nicht<br />
willkürlich oder gar undemokratisch.<br />
Wir können froh sein, wenn gescheite<br />
SNB-Leute eine erfolgreiche Strategie<br />
für die Erhaltung der Preisstabilität<br />
verfolgen. Ein Blick ins Ausland<br />
genügt: Wo die Autonomie der<br />
Zentralbanken von der Politik tangiert<br />
oder gar ausgeschaltet wird,<br />
sind die Auswirkungen desaströs.<br />
Eine erfolgreiche Strategie wird auch<br />
Ihnen als Präsident des Schweizerischen<br />
Verbandes freier Berufe (SVFB)<br />
bescheinigt. Allerdings weiss die<br />
Öffentlichkeit wenig davon…<br />
n (lacht)…was voll der Strategie des<br />
Verbandes entspricht – nur eine diskrete<br />
Lobby kann ihre Ziele erreichen.<br />
Im Ernst: Der SVFB tritt als<br />
Dachorganisation nur dann in Erscheinung,<br />
wenn sehr wichtige Anliegen,<br />
die einen grossen Teil oder<br />
alle Freiberufler angehen, auf dem<br />
Spiel stehen. Im Regelfall sind die<br />
einzelnen Mitgliedverbände stark genug,<br />
um ihre spezifischen Interessen<br />
zu vertreten.<br />
«Der BUnD mUss Die<br />
lanDesinteressen konseqUenter<br />
vertreten»<br />
Was gehört zu den grossen Ausnahmen?<br />
n Traditionell die beiden Grundpfeiler<br />
der Freien: das Berufsgeheimnis<br />
und der Titelschutz. Neu hinzugekommen<br />
ist die Koordination des<br />
Auftretens gegenüber der EU.<br />
Einige SVFBMitgliederorganisationen<br />
sind nicht glücklich mit der<br />
Art, wie die Personenfreizügigkeit<br />
umgesetzt wird. Warum scheinen<br />
die Schweizer gegenüber EUKonkurrenten<br />
die schlechteren Karten<br />
zu haben?<br />
n Es scheint nicht nur, es ist tatsächlich<br />
so. Und zwar nicht nur Ingenieure,<br />
Architekten, Treuhänder, Vermögensverwalter<br />
und Logopädinnen.<br />
Das bilaterale Freizügigkeitsabkommen<br />
funktioniert also im<br />
Bereich der freien Berufe nicht?<br />
n Es funktioniert sehr gut – aber<br />
bloss einseitig. Die Schweiz handhabt<br />
es mit totaler Vertragstreue und<br />
vorauseilendem Gehorsam, und die<br />
EU-Ausländer haben bei uns entsprechend<br />
keine Probleme. Sie geniessen<br />
– etwa bei der beruflichen<br />
Qualifikation und den Titeln –zum<br />
Teil sogar Privilegien. Unsere Leute<br />
sehen sich hingegen in EU-Staaten<br />
mit Affentheater und bürokratischen<br />
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Schikanen konfrontiert, die auf Diskriminierung<br />
hinauslaufen.<br />
«Unsere leUte sehen<br />
sich in eU-staaten<br />
mit affentheater<br />
konfrontiert»<br />
Der SVFB hat diese Missstände<br />
nicht an die grosse Glocke<br />
gehängt.<br />
n Wir haben erst einmal Studien<br />
durchführen müssen, die das Ausmass<br />
des Problems und mögliche<br />
Abhilfe zeigen. Wir werden künftig<br />
auch in Brüssel, also an der «Quelle<br />
des Übels», stärker präsent sein, wobei<br />
wir auch Allianzen eingehen,<br />
insbesondere mit unseren deutschen<br />
und österreichischen Schwesterorganisationen.<br />
Und wir haben gegenüber<br />
den Schweizer Behörden deutlich<br />
gemacht, dass wir Vertragsbrüche<br />
der EU-Seite nicht dulden werden.<br />
Die bilateralen Verträge garantieren<br />
an sich gleich lange Spiesse.<br />
Der Bund muss also Flagge zeigen<br />
und die Landesinteressen konsequenter<br />
vertreten.<br />
Wirtschaftlich ging es den Schweizer<br />
Freiberuflern auch schon<br />
besser. Wird sich diese Entwicklung<br />
bald auch in den Konkursstatistiken<br />
niederschlagen?<br />
n Tatsächlich haben wir schon bessere<br />
Zeiten gesehen. Aber wir Freien<br />
sind Kämpfer, wir jammern nicht,<br />
auch wenn unsere Einkommen teils<br />
markant zurückgehen. Existenzbedrohend<br />
ist die Situation aber nicht. Einige<br />
von uns werden allerdings gezwungen<br />
sein, neue Wege zu gehen. Konkret<br />
könnte dies den Abschied vom<br />
Einzelkämpfertum und Zusammenschluss<br />
mit Berufskollegen bedeuten.<br />
«wir freien sinD<br />
kämpfer, wir jammern<br />
nicht, aUch<br />
wenn Unsere einkommen<br />
teils markant<br />
zUrückGehen»<br />
Die Arbeitswelt verändert sich, und<br />
wir dürfen uns den Veränderungen<br />
nicht verschliessen. Das wäre ebenso<br />
ein riesiger Fehler, wie wenn wir<br />
unsere «Swissness» aufgäben, also<br />
die Zuverlässigkeit, die Bodenhaftung<br />
und die Einbindung in der Gesellschaft.<br />
Interview: Patrick M. Lucca
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
wahlen 2011 9<br />
KMU-GePRÜFT – Der Schweizerische Gewerbeverband sgv hat zum Ziel, dass möglichst viele KMU-Vertreter ins eidgenössische<br />
Parlament gewählt werden.<br />
Vomsgv unterstützte Kandidaten<br />
aDRIan aMSTUTZ – Der Berner SVP-Ständerat<br />
stellt sich zur Wiederwahl.<br />
Mann der klaren Worte<br />
Er gilt als eines der bekanntesten<br />
Gesichter in der Schweizer Politik:<br />
und ist um eine pointierte Stellungnahme<br />
nie verlegen. Der 1953 geborene<br />
Unternehmer Adrian Amstutz<br />
aus dem bernischen Sigriswil bildete<br />
sich zum Maurer, Hochbauzeichner,<br />
Hochbaupolier und Diplomtrainer<br />
Swiss Olympic aus und ist heute<br />
Vizepräsident der SVP Schweiz<br />
(seit 2008) sowie Zentralpräsident<br />
des Nutzfahrzeugverbands Astag.<br />
Der Fallschirmgrenadier ist verheiratet<br />
und Vater von drei erwachsenen<br />
Kindern.<br />
Amstutz sass von 2003 bis 2011 im<br />
Nationalrat und wurde im laufenden<br />
Jahr in den Ständerat gewählt,<br />
wo er sich nun bereits einer Wiederwahl<br />
stellen muss. Zudem – man<br />
weiss im Kanton Bern ja nie… –<br />
kandidiert er auch für den Nationalrat.<br />
Denn im Kampf ums «Stöckli»<br />
treten Kandidaten aus allen bürgerlichen<br />
Parteien an – gegen eine geeinte<br />
Linke.<br />
Adrian Amstutz setzt sich ein für<br />
mehr Sicherheit und für die Ausschaffung<br />
krimineller Ausländer, für<br />
eine starke Armee, für bessere wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
und Arbeitsplätze. Amstutz kämpft<br />
mit deutlichen Worten gegen den<br />
EU-Beitritt der Schweiz, gegen staatliche<br />
Abzockerei im Steuer- und Gebührenbereich<br />
wie auch gegen Missbräuche<br />
im Asyl- und Sozialwesen.<br />
lInK<br />
www.adrian-amstutz.ch<br />
DIeTeR SPIeSS – Der Baselbieter SVP-Präsident<br />
will in den Nationalrat.<br />
Von Liestal nach Bern<br />
Das politische Jahr 2011 begann für<br />
Parteipräsident Dieter Spiess durchzogen:<br />
«Seine» SVP verlor bei den<br />
Baselbieter Regierungsratswahlen<br />
von Ende März einen Sitz – und dies<br />
ausgerechnet an die Grünen. Gleichzeitig<br />
kam die SVP auf 24 Sitze im<br />
Landrat – und ist damit die stärkste<br />
Fraktion. Man werde nun aber nicht<br />
etwa «Opposition um der Opposition<br />
willen betreiben», sondern «den klaren<br />
Wählerauftrag und die damit verbundenen<br />
politischen Inhalte und<br />
Ziele verfolgen und umsetzen». Dazu<br />
gehören u.a. gesunde öffentliche Finanzen,<br />
Sicherheit, ein Stopp der unkontrollierten<br />
Zuwanderung sowie<br />
leistungsorientierte Schulen.<br />
Der 1948 geborene Unternehmer<br />
Dieter Spiess ist Inhaber eines Schuh-<br />
alFonS PaUl KaUFMann – Oberster Schweizer<br />
Maler kandidiert für den Nationalrat.<br />
Die KMU-Unternehmer<br />
müssen Farbe bekennen<br />
«KMU-Unternehmer müssen Farbe<br />
bekennen und sich energisch für den<br />
Mittelstand einsetzen», sagt Alfons<br />
Paul Kaufmann, seit 2008 Zentralpräsident<br />
des Schweizerischen Malerund<br />
Gipserunternehmer-Verbands<br />
SMGV. Der Aargauer Unternehmer<br />
stellt sich darum am 23. Oktober zur<br />
Wahl für einen CVP-Sitz im Nationalrat.<br />
Alfons Paul Kaufmanns Weg führte<br />
den 1962 geborenen, verheirateten<br />
Vater dreier Söhne an die Malermeisterschule<br />
Zürich und an die Europäische<br />
Handwerkerschule in Venedig.<br />
Im Alter von 30 Jahren übernahm er<br />
den elterlichen Malereibetrieb, den<br />
er zügig ausbaute. Heute beschäftigt<br />
Kaufmann 14 Mitarbeitende. Teilzeitarbeit<br />
und regelmässige Weiterbil-<br />
geschäfts und Zentralpräsident des<br />
Schweizerischen Schuhhändler-Verbands<br />
SSV. «Als selbständiger Unternehmer<br />
ist für mich das aktive<br />
Politisieren eine Selbstverständlichkeit»,<br />
sagt Spiess. Nach zehn Jahren<br />
Lokalpolitik setzte er sich von 1987<br />
bis 1990 als Landrat der SVP-Fraktion<br />
auf kantonaler Ebene für die<br />
Interessen der kleinen und mittleren<br />
Unternehmungen ein. Seit Oktober<br />
2005 tut er dies als Präsident der<br />
SVP Baselland. Und nun will der<br />
Ausdauersportler am 23. Oktober<br />
den Schritt aufs nationale Parkett<br />
wagen – Spiess kandidiert für den<br />
Nationalrat.<br />
lInK<br />
www.dieter-spiess.ch<br />
dungen gehören für seinen Betrieb<br />
ebenso zum Konzept, wie auch eine<br />
integrierte Kinderkrippe im eigenen<br />
Gewerbehaus.<br />
Kaufmann will sich im Nationalrat<br />
dafür engagieren, dass KMU nicht<br />
durch unnötige Vorschriften behindert<br />
und durch ständig wachsende<br />
Gebühren und Abgaben erdrückt<br />
werden und dass die berufliche Bildung<br />
nicht schlechter gestellt ist als<br />
die akademische. Zudem verlangt er<br />
Korrekturen an der Personenfreizügigkeit<br />
und will sich für eine sichere<br />
AHV einsetzen. Privat sammelt Kaufmann<br />
Mineralien und Fossilien und<br />
ist in der Rumänienhilfe aktiv.<br />
lInK<br />
www.alfonspaulkaufmann.ch<br />
GUIDo MÜlleR – Vize-Zentralpräsident des Gewerbeverbandes<br />
Luzern will in den Nationalrat.<br />
Kenner der Polit-Mühlen<br />
Als Vize-Zentralpräsident des Gewerbeverbandes<br />
des Kantons Luzern und<br />
als Geschäftsleitungs-Mitglied eines<br />
KMU kennt Guido Müller die Bedürfnisse<br />
von Gewerbe und Wirtschaft<br />
aus dem Effeff. Der langjährige Luzerner<br />
SVP-Kantonsrat, Fraktionschef<br />
und Grossrats-Präsident 2006 bezeichnet<br />
sich selber als «fundierter<br />
Kenner der kantonalen Politik, aber<br />
auch der Bundespolitik». Darum kandidiert<br />
der 1958 geborene Müller nun<br />
für einen Sitz im Nationalrat.<br />
Beruflich ist Müller – der Name passt<br />
– als «Marketing- und Verkaufsleiter<br />
Mehle» tätig und damit Mitglied der<br />
Geschäftsleitung der Firma Meyerhans<br />
Hotz AG, der grössten privaten<br />
Mühle mit Produktionsbetrieben in<br />
Weinfelden, Rheineck, Malters und<br />
DoRIS FIala – Die Zürcher FDP-Nationalrätin<br />
politisiert seit 2007 im Nationalrat.<br />
Farbig und vielseitig<br />
Doris Fiala – wer kennt sie nicht? Ob<br />
als Kolumnistin dieser Zeitung, als<br />
Talkerin in nationalen und regionalen<br />
TV-Programmen oder als farbige<br />
Festrednerin zum Schweizer Nationalfeiertag<br />
im Kosovo: Die 1957 geborene<br />
FDP-Nationalrätin ist äusserst<br />
umtriebig und vielseitig – das schiere<br />
Gegenteil einer grauen Maus. Die<br />
polyglotte PR-Beraterin, Inhaberin einer<br />
Agentur für Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Präsidentin des Schweizer<br />
Kunststoffverbands sitzt seit 2007 für<br />
die Zürcher FDP im Nationalrat und<br />
strebt nun eine zweite Amtszeit an.<br />
Im Nationalrat engagiert sich Doris<br />
Fiala in der Fachkommission Staatspolitik,<br />
in der Aussenpolitischen<br />
Kommission oder in der Kommission<br />
für Wissenschaft, Bildung, Kultur. Als<br />
Mitglied der Schweizer Delegation<br />
im Europarat beschäftigt sie sich mit<br />
Wissenschaft, Bildung, Kultur, Europarat<br />
sowie mit Migration, Flüchtlingswesen<br />
und Bevölkerung. Sie ist<br />
Präsidentin der Subkommission für<br />
das Flüchtlingswesen des Europarats.<br />
Fiala gilt als stramme Verteidigerin<br />
des Schweizer Bankenplatzes, die vor<br />
klaren Worten (etwa gegenüber<br />
Deutschland) nicht zurückschreckt,<br />
und sie setzt sich vehement für den<br />
Zürcher Flughafen ein. So verknüpfte<br />
sie etwa das Doppelbesteuerungsabkommen<br />
mit Deutschland mit der<br />
Frage der Nordanflüge auf den Flughafen<br />
Zürich.<br />
lInK<br />
www.fiala.ch<br />
Jean-FRanÇoIS RIMe – Der Freiburger Unternehmer<br />
kandidiert für National- und Ständerat.<br />
Er gilt als der Monsieur<br />
KMU der Romandie<br />
Einem breiten Publikum bekannt<br />
wurde der Freiburger SVP-Nationalrat<br />
Jean-François Rime im vergangenen<br />
Jahr durch seine Bundesratskandidatur.<br />
Von den Medien zu Beginn<br />
belächelt, erzielte der 1950 geborene<br />
Unternehmer mehr als nur<br />
Achtungsresultate: Sowohl bei der<br />
Nachfolge von Moritz Leuenberger<br />
(SP) als auch bei jener von Hans-<br />
Rudolf Merz (FDP) überflügelte SVP-<br />
Kandidat Rime die Mitkandidierenden<br />
aus SP und FDP und musste sich<br />
letztlich bloss Simonetta Sommaruga<br />
(im 4. Wahlgang) und Johann<br />
Schneider-Ammann (im 5. Wahlgang)<br />
geschlagen geben. Ob Rime<br />
bei den Bundesratswahlen im kommenden<br />
Dezember erneut antritt, ist<br />
noch offen.<br />
Villmergen. Müller verfügt über<br />
zwölf Jahre Erfahrung als nebenamtlicher<br />
Fachlehrer an der kaufmännischen<br />
Berufsschule Luzern, ist Verwaltungsrat<br />
der Gewerbe-Treuhand<br />
Luzern und Vorstandsmitglied einer<br />
Immobilien-Genossenschaft.<br />
Anlässlich seiner Nomination als Nationalratskandidat<br />
versprach Müller,<br />
sich mit aller Kraft gegen einen EU-<br />
Beitritt einzusetzen. Zudem will er<br />
sich gegen die «unkontrollierte Zuwanderung<br />
von Billigarbeitskräften»<br />
zur Wehr setzen. Müller stellt sich<br />
denn auch explizit hinter die Initiative<br />
der SVP «gegen Masseneinwanderung».<br />
lInK<br />
www.guido-mueller.ch<br />
Der Unternehmer besitzt ein Sägewerk<br />
in Bulle, ist verheiratet und hat drei<br />
Kinder. In der Schweizer Armee war<br />
Rime einfacher Soldat. Er war von 1989<br />
bis 1991 Gemeinderat von Bulle. 2003<br />
wurde er in den Nationalrat gewählt<br />
und 2007 bestätigt. Er ist Mitglied der<br />
nationalrätlichen Kommission für Wirtschaft<br />
und Abgaben. Das Vorstandsmitglied<br />
des Schweizerischen Gewerbeverbands<br />
sgv gilt quasi als Monsieur<br />
KMU der Romandie und profilierte sich<br />
im Parlament besonders in Finanz- und<br />
Steuerfragen. Nun kandidiert der bilingue<br />
Freiburger Rime erneut für den<br />
Nationalrat und stellt sich zugleich einer<br />
Wahl in den Ständerat.<br />
lInK<br />
www.parlament.ch
10<br />
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wahlen 2011<br />
Jean-RenÉ FOURnIeR – Der Walliser CVP-Ständerat<br />
kandidiert für eine zweite Legislatur.<br />
Für eine liberale Wirtschaft<br />
Als Sohn eines KMU-Familienunternehmers<br />
ist es der Walliser CVP-Ständerat<br />
Jean-René Fournier «gewohnt,<br />
in KMU-Begriffen zu denken». Mitglied<br />
der Schweizerischen Gewerbekammer<br />
seit 2009 und sgv-Vorstandsmitglied<br />
seit 2010, präsidiert Fournier<br />
seit 2009 auch den Walliser Gewerbeverband.<br />
Der ehemalige Bankier<br />
arbeitete fast 15 Jahre für die UBS in<br />
Sion, bevor er seine Karriere in der<br />
Politik startete. Als CVP-Mitglied verteidigt<br />
Fournier christliche Werte wie<br />
Verantwortung und Solidarität und<br />
unterstützt eine liberale Wirtschaft,<br />
die auf dem Gemeinwohl basiert. Früher<br />
Mitglied des Grossen Rates des<br />
Kantons Wallis und dortiger Staatsrat,<br />
sitzt Jean-René Fournier seit 2007 im<br />
Ständerat und kandidiert nun für eine<br />
weitere Legislaturperiode. Fournier<br />
ist Mitglied der Finanz-, der Sicherheits-<br />
und der Aussenpolitischen<br />
Kommission der Kleinen Kammer. Er<br />
machte sich unter anderem für die<br />
Messung und damit die Senkung der<br />
Regulierungskosten stark, unter denen<br />
die KMU besonders leiden, und<br />
verlangte mehr Transparenz bei der<br />
Jahresrechnung der Zwangsgebühreneintreiberin<br />
Billag.<br />
Der 53 Jahre alte, verheiratete Major<br />
der Gebirgsinfanterie ist Vater von<br />
sechs Kindern. Der leidenschaftliche<br />
Jäger gondelt in seiner spärlichen<br />
Freizeit gerne mit seinem Goldwing-<br />
Motorrad durch die Lande.<br />
lInK<br />
www.jeanrenefournier.ch<br />
MaRTIn aRnOlD – Der Geschäftsleiter des KGV<br />
kandidiert für den Nationalrat.<br />
Für Zürich nach Bern<br />
Martin Arnold kennt das Gewerbe<br />
seit seiner Jugendzeit. Geboren<br />
1963, erlernte er in der Toni Molkerei<br />
Zürich den Beruf des Molkeristen.<br />
Nach verschiedenen Anstellungen<br />
bildete sich Arnold zum dipl. Kaufmann<br />
des Detailhandels weiter und<br />
war von 1991 bis 2004 als selbständiger<br />
Unternehmer im Lebensmitteldetailhandel<br />
tätig. Von 1993 bis<br />
1995 war er Präsident des Handwerks-<br />
und Gewerbevereins Horgen.<br />
Seit dem 1. Januar 2002 ist Arnold<br />
Geschäftsleiter des Kantonalen Gewerbeverbands<br />
Zürich.<br />
Die Politik beschäftigt Martin Arnold<br />
schon seit langem. 1991 bis 1996<br />
war er Vorstandsmitglied der SVP<br />
Oberrieden, danach bis 2002 deren<br />
Präsident. Nach acht Jahren in der<br />
Exekutive ist er seit 2006 Gemeindepräsident<br />
von Oberrieden. Seit<br />
2003 sitzt Arnold zudem im Kantonsrat,<br />
wo er zuerst Mitglied der<br />
Kommission für Wirtschaft und Abgaben<br />
war und nun seit 2007 Präsident<br />
der Finanzkommission ist. Bei<br />
den Kantonsratswahlen vom April<br />
2011 wurde Arnold mit dem besten<br />
Resultat des Bezirkes Horgen erneut<br />
in den Kantonsrat gewählt. Diesen<br />
Vertrauensbeweis erachtete er als<br />
Auftrag, sich noch stärker für den<br />
Bezirk Horgen und den Kanton Zürich<br />
einzusetzen. Darum will Arnold<br />
nun einen Sitz im Nationalrat erobern.<br />
lInK<br />
www.martinarnold.ch<br />
PeTeR SChÜTZ – Der Präsident des Thurgauer<br />
Gewerbeverbandes will in den Nationalrat.<br />
Unternehmer gefragt<br />
«Politik, auf die man sich verlassen<br />
kann» verspricht der Thurgauer FDP-<br />
Nationalratskandidat Peter Schütz.<br />
Als Unternehmer und Präsident des<br />
Thurgauer Gewerbeverbandes weiss<br />
er, wie wichtig es ist, dass die Interessen<br />
der kleinen und mittleren<br />
Unternehmen in die Politik der<br />
Eidgenössischen Räte eingebracht<br />
werden.<br />
Der 1959 geborene Schütz ist Geschäftsführer<br />
und Inhaber der Letrona<br />
AG in Friltschen/TG, eines Metallverarbeiters<br />
mit den Schwerpunktbereichen<br />
Kommunikationstechnik, Sicherheitstechnik<br />
und Fertigungstechnik.<br />
Als Thurgauer Grossrat hat sich<br />
Schütz unter anderem für die Beibehaltung<br />
der Pauschalbesteuerung<br />
oder für eine sichere und nachhaltige<br />
Elektrizitätsversorgung zu attraktiven<br />
Konditionen eingesetzt. Nur florierende<br />
Unternehmen sorgen für neue<br />
Arbeitsplätze und sozialen Wohlstand,<br />
ist der verheiratete Vater zweier<br />
erwachsener Söhne überzeugt. Darum<br />
dürften KMU nicht immer mehr<br />
geschröpft werden. Einzig Qualität<br />
und Innovation ermöglichen laut<br />
Schütz einen starken Werkplatz<br />
Schweiz. Dazu brauche das Land<br />
«immer neue, hochqualifizierte Fachkräfte».<br />
Schütz will u.a. die Aus- und<br />
Weiterbildung der Mitarbeitenden<br />
und die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf fördern.<br />
lInK<br />
www.peter-schuetz.ch<br />
Der Schweizerische Gewerbeverband sgv, die Nummer 1 der Schweizer KMU-Wirtschaft,<br />
vertritt 280 Verbände und gegen 300000 Unternehmen. Im Interesse der Schweizer KMU<br />
setzt sich die Dachorganisation sgv für optimale wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen<br />
sowie für ein unternehmensfreundliches Umfeld ein.<br />
Wir haben per August 2012 eine<br />
Lehrstelle als Kauffrau/Kaufmann (B- oder E-Profil)<br />
zu besetzen.<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
KURT SChMID – Der Präsident des Aargauer<br />
Gewerbeverbands kandidiert gleich doppelt.<br />
Stände- oder Nationalrat<br />
Hohe Ziele steckt sich der seit 2008<br />
amtierende Aargauer Gewerbeverbandspräsident<br />
Kurt Schmid: Der<br />
CVP-Vertreter kandidiert gleichzeitig<br />
für den National- wie auch für den<br />
Ständerat. Dafür bringt der 1954 geborene<br />
Betriebsökonom einen reich<br />
gefüllten Rucksack mit. Nach dem<br />
Studium an der FH Zürich folgte eine<br />
Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer<br />
an der Treuhand-Kammer Zürich; seit<br />
1982 ist Schmid Mitglied der Schweizerischen<br />
Treuhand-Kammer. Es folgten<br />
ein Managementlehrgang an der<br />
Universität Massachussetts, Boston/<br />
USA und 1998 bis 2000 ein Nachdiplomstudium<br />
zum KMU-Diplom HSG<br />
der Universität St.Gallen.<br />
Beruflich war Schmid als Senior<br />
Wirtschaftsprüfer bei Price Water-<br />
PeTeR SChIllIGeR – Der suissetec-Zentralpräsident<br />
kandidiert für den Nationalrat.<br />
Ökonomischer Verstand<br />
Peter Schilliger ist Zentralpräsident<br />
des Schweizerisch-Liechtensteinischen<br />
Gebäudetechnikverbandes suissetec.<br />
Der 52-Jährige ist Präsident der FDP<br />
Kanton Luzern, Gemeindepräsident<br />
von Udligenswil und Luzerner Kantonsrat.<br />
Nun kandidiert er für den<br />
Nationalrat.<br />
Schilliger hat den Beruf eines Sanitärzeichners<br />
erlernt und sich danach zum<br />
Sanitärtechniker und zum Heizungstechniker<br />
weitergebildet. Er absolvierte<br />
zudem ein Nachdiplomstudium in<br />
Public Management. Während 16 Jahren<br />
war er Geschäftsleiter einer Sanitär-<br />
und Heizungsinstallationsfirma in<br />
Luzern. 2009 übernahm er mit seinem<br />
Bruder die Herzog Haustechnik AG,<br />
Luzern. In seinem früheren Lehrbetrieb<br />
ist der verheiratete Vater von drei<br />
house tätig und baute eine Treuhandfirma<br />
auf, die er auch leitete.<br />
Heute ist Schmid Vorsitzender Partner<br />
einer Gruppe von Treuhandfirmen<br />
mit insgesamt 70 Mitarbeitenden.<br />
Nebenberuflich war Schmid als<br />
Handelslehrer, als Rekursrichter am<br />
Aargauischen Steuerrekursgericht<br />
und als Fachrichter am Handelsgericht<br />
tätig.<br />
Seit 1986 ist Schmid Gemeindeammann<br />
von Lengnau und war Mitglied<br />
des Kantonsparlaments. Der verheiratete<br />
Vater zweier Töchter verfügt<br />
über ein Dirigentendiplom für Blasmusik,<br />
spielt Alphorn und hält sich<br />
mit Joggen fit.<br />
lInK<br />
www.schmidkurt.ch<br />
erwachsenen Kindern heute Verwaltungsratspräsident<br />
und Vorsitzender<br />
der Geschäftsleitung.<br />
Schilliger ist der Ansicht, dass sich<br />
Unternehmer stärker als bisher politisch<br />
engagieren sollten. «Wir fördern<br />
den verantwortungsbewussten ökonomischen<br />
Sachverstand in der Politik.»<br />
Der Unternehmer will sich für<br />
einen Energieumbau, für die Sicherung<br />
nachhaltiger Arbeitsplätze, die<br />
duale Berufsbildung und den Steuerwettbewerb<br />
einerseits, gegen Fehlentwicklungen<br />
bei der Personenfreizügigkeit<br />
und gegen die Zuwanderung<br />
Unqualifizierter andererseits<br />
einsetzen.<br />
lInK<br />
www.peter-schilliger.ch<br />
PhIlIPP MÜlleR – Der Aargauer FDP-Nationalrat<br />
Philipp Müller kandidiert für eine dritte Amtszeit.<br />
Der Migrationsspezialist<br />
1952 geboren, absolvierte Philipp<br />
Müller eine Lehre als Gipser/Stuckateur,<br />
um später das Gipsergeschäft<br />
seiner Eltern übernehmen zu können.<br />
Nach Auslandaufenthalten wurde<br />
er selbständiger Unternehmer und<br />
baute das elterliche Geschäft in Reinach<br />
in eine Generalbauunternehmung<br />
um.<br />
1997 bis 2004 war Philipp Müller Mitglied<br />
des Parlaments des Kantons<br />
Aargau. 2003 schaffte er für die FDP<br />
den Sprung in den Nationalrat, wo<br />
er sich als Mitglied der Staatspolitischen<br />
Kommission (SPK) und Fachbereichsleiter<br />
Migration einen Namen<br />
machte. Schon viel früher – genauer<br />
im Jahr 1995 – reichte Müller<br />
eine Volksinitiative ein, die verlangte,<br />
dass der Anteil der ausländischen<br />
Staatsangehörigen an der Wohnbevölkerung<br />
der Schweiz 18 Prozent<br />
nicht übersteigen solle. Heute liegt<br />
die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen<br />
in der Schweiz bei 22,4<br />
Prozent…<br />
Auch in seinen Vorstössen im Nationalrat<br />
nimmt das Thema Migration<br />
viel Platz ein. So engagierte sich Müller<br />
für eine härtere Gangart beim Familiennachzug,<br />
für eine Senkung der<br />
Einwanderung von Personen ausserhalb<br />
des EU-Raums, forderte eine europaweite<br />
Migrations- und Asylpolitik<br />
oder hinterfragte Wirksamkeit<br />
und Kosten der Rückkehrhilfe für abgewiesene<br />
Flüchtlinge.<br />
lInK<br />
www.mueller-philipp.ch<br />
Sie haben die Sekundarschule oder ein 10. Schuljahr absolviert und haben Freude, den interessanten und vielseitigen Beruf der Kauffrau<br />
bzw. des Kaufmannes zu erlernen. Wir können Ihnen diese Möglichkeit in unserem modernen und lebhaften Bürobetrieb anbieten.<br />
Gerne erwarten wir Ihre schriftliche Bewerbung mit Kopien der Schulzeugnisse, Passfoto und handschriftlichem Lebenslauf bis zum<br />
31. Oktober 2011 an folgende Adresse:<br />
<strong>Schweizerischer</strong> Gewerbeverband sgv, Urs Wyler, Leiter Finanzen und Administration, Postfach, 3001 Bern
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
wahlen 2011 11<br />
ANZEIGE<br />
ROlF KISSlInG – Präsident des Solothurnischen<br />
Gewerbeverbands will in den Nationalrat.<br />
Vielseitig interessiert<br />
Der Solothurner Anwalt und Notar<br />
Rolf Kissling bezeichnet sich als «vielseitig<br />
interessierter Mensch». Sein Bedürfnis,<br />
bei der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen<br />
und politischen Entwicklung<br />
der Schweiz mitzuwirken,<br />
führte ihn zu diversen Mandaten in<br />
Politik und Verbänden – und nun zu<br />
einer Nationalratskandidatur für die<br />
Solothurner FDP. Kissling will sich für<br />
«schlanke, dafür effiziente Staatsstrukturen<br />
und mässige Abgabenbelastung»<br />
einsetzen und dafür sorgen, dass sich<br />
Leistungs-, Investitions- und Innovationsbereitschaft<br />
lohnen. Er fordert zudem<br />
die «Erhaltung und Förderung der<br />
schweizerischen Qualitäten mit gesundem<br />
Menschenverstand».<br />
Der 1959 geborene Präsident des<br />
Kantonal Solothurnischen Gewerbe-<br />
verbands erhielt im Alter von 19 Jahren<br />
ein Highschool-Diplom im US-<br />
Bundesstaat Ohio, maturierte darauf<br />
in Olten und genoss nach einem Jus-<br />
Studium an der Uni Zürich eine Finanzausbildung<br />
bei einer Zürcher<br />
Grossbank. 1990 erlangte er das Anwalts-<br />
und Notariatspatent des Kantons<br />
Solothurn; heute leitet er ein<br />
eigenes Advokatur- und Notariatsbüro.<br />
Von 1993 bis 2001 war der<br />
ehemalige Wettkampfsportler (Rudern,<br />
American Football) und Jazzund<br />
Rock-Bandmusiker Kissling<br />
(Querflöte, Sax) Kantonsrat und präsidierte<br />
die Solothurner Justizkommission.<br />
lInK<br />
www.rolf-kissling.ch<br />
RUeDI lUSTenBeRGeR – Der Luzerner CVP-<br />
Nationalrat hat eine vierte Amtszeit zum Ziel.<br />
Der Gewerbepolitiker<br />
Den Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi<br />
Lustenberger könnte man als Prototyp<br />
des Gewerbepolitikers bezeichnen.<br />
Geboren 1950, absolvierte Lustenberger<br />
eine Schreinerlehre und erwarb<br />
1983 das Schreinermeisterdiplom. Seit<br />
1974 selbständigerwerbend, ist der<br />
Luzerner heute Inhaber einer Schreinerei<br />
in Romoos und Zentralpräsident<br />
Verband <strong>Schweizerischer</strong> Schreinermeister<br />
und Möbelfabrikanten(VSSM).<br />
Als solcher setzt sich Lustenberger<br />
engagiert für die Erneuerung der Energieversorgung<br />
der Schweiz oder für<br />
die Bekämpfung der Scheinselbständigkeit<br />
ein. Lustenberger präsidiert die<br />
Stiftung Natur & Wirtschaft, den Verein<br />
Entlebucher Holzforum und den<br />
Verein Swisslabel. Er ist Vorstandsmitglied<br />
des Schweizerischen Gewerbe-<br />
verbands sgv und sitzt im Vorstand<br />
Holzenergie Schweiz sowie im Vorstand<br />
der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft<br />
für das Berggebiet (SAB).<br />
1991 bis 1999 war er Grossrat des<br />
Kantons Luzern, 1999 als Grossratspräsident<br />
«oberster Luzerner». Seit<br />
1999 wirkt Lustenberger im Nationalrat,<br />
so als Mitglied der Kommission<br />
Umwelt, Raumplanung und<br />
Energie (UREK), deren Präsident er<br />
2004/2005 war, sowie als Mitglied<br />
der Staatspolitischen Kommission<br />
(1999–2007) und seit 2008 als Mitglied<br />
der Geschäftsprüfungskommission.<br />
Lustenberger ist Vorstandsmitglied<br />
der CVP Schweiz.<br />
lInK<br />
www.ruedi-lustenberger.ch<br />
IMPReSSUM herausgeber/Verlag: <strong>Schweizerischer</strong> Gewerbeverband sgv<br />
Schwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 Bern – Tel. 031380 14 14<br />
Fax 031380 14 15 – verlag@sgv-usam.ch – www.sgv-usam.ch<br />
herausgeber: Hans-Ulrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler<br />
Kommunikation/Redaktion: Ruedi Christen, Leitung<br />
Patrick M. Lucca, Chefredaktor – Gerhard Enggist, Stv. Chefredaktor<br />
Matthias Engel, Redaktor<br />
redaktion@sgv-usam.ch – Tel. 031380 14 14<br />
RUDOlF JODeR – Der Berner SVP-Nationalrat<br />
sitzt seit 1999 in der Grossen Kammer.<br />
Solider Berner Wert<br />
Geboren 1950, wuchs Rudolf Joder<br />
in einem Landwirtschaftsbetrieb auf.<br />
1976 legte er das Staatsexamen als<br />
Fürsprecher ab. 1989 bis 2004 präsidierte<br />
er die bernische Gemeinde<br />
Belp. Zum Abschied schenkte ihm<br />
«seine» Gemeinde einen persönlichen<br />
Marsch, kreiert vom bekannten Komponisten<br />
Mario Bürki.<br />
Von 1982 bis 1998 sass Joder für die<br />
SVP im Kantonsparlament. 1999 wurde<br />
er mit 64848 Stimmen auf der Liste<br />
der SVP-Männer in den Nationalrat<br />
gewählt. 2003 wurde er mit 801<strong>40</strong><br />
Stimmen wiedergewählt, und 2007<br />
erfolgte die Wiederwahl mit 99 019<br />
Stimmen. Joder war und ist Mitglied<br />
der Finanzkommission, der Rechtskommission,<br />
der Staatspolitischen<br />
Kommission, der Gerichtskommis-<br />
SIlVIa FlÜCKIGeR-BÄnI – Die Aargauer SVP-<br />
Nationalrätin kandidiert für ihre 2. Legislatur.<br />
Energische Schafferin<br />
Sylvia Flückiger-Bäni (geboren 1952)<br />
wurde 2007 im Kanton Aargau in den<br />
Nationalrat gewählt und gehört seither<br />
der Kommission für Wirtschaft<br />
und Abgaben (WAK) an. Nun strebt<br />
sie ihre Wiederwahl an.<br />
Von 2000 bis 2008 war sie Aargauer<br />
Grossrätin und zwischen 2004<br />
und 2008 Vize-Präsidentin der SVP<br />
Schweiz. Sie wohnt in Schöftland,<br />
ist verheiratet und Mutter zweier<br />
Kinder. Flückiger-Bäni ist Mitinhaberin<br />
und Mitglied der Geschäftsleitung<br />
eines Unternehmens, das<br />
Hobelwerk und Holzhandel beinhaltet.<br />
Zudem ist sie Vizepräsidentin<br />
des Aargauischen Gewerbeverbands<br />
und Vorstandsmitglied<br />
des Schweizerischen Gewerbeverbands<br />
sgv.<br />
sion und der Redaktionskommission<br />
des Nationalrates.<br />
Rudolf Joder lancierte zuletzt im Nationalrat<br />
eine Motion, wonach bundesrechtlich<br />
festzuschreiben sei, dass<br />
nur Schweizer Bürgerinnen und Bürger<br />
als Polizistinnen oder Polizisten<br />
tätig sein dürfen. Mittels einer Parlamentarischen<br />
Initiative will Joder zudem<br />
eine für die Wirtschaft folgenschwere<br />
Änderung durch das 2013 in<br />
Kraft tretende Erwachsenenschutzrecht<br />
beseitigen.<br />
Joder ist Präsident der SVP des Kantons<br />
Bern (seit 2006) sowie der Vereine<br />
Spitex Privée Suisse und Swiss<br />
Helicopter Association.<br />
lInK<br />
www.joder.ch<br />
Die Schiesssportbegeisterte SVP-Nationalrätin<br />
befasste sich in ihrer ersten<br />
Legislatur unter anderem mit den<br />
Kompetenzen der Schweizerischen<br />
Steuerkonferenz (SSK), setzte sich für<br />
Chancengleichheit für KMU im öffentlichen<br />
Beschaffungswesen oder für eine<br />
Steuerung der Zuwanderung ein,<br />
forderte für Unternehmen die Einführung<br />
einer Pauschalentschädigung für<br />
die Abrechnung der Mehrwertsteuer,<br />
verwahrte sich gegen «einseitige Anti-<br />
Alkoholkampagnen» und war Teil des<br />
Widerstands gegen die Einführung<br />
eines Healthy-Choice-Labels zur Lebensmittelkennzeichnung<br />
durch das<br />
Bundesamt für Gesundheit (BAG).<br />
lInK<br />
www.politikerin.ch<br />
anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –<br />
Tel. 031387 22 11 – service.be@publimag.ch – leitung: Alfred Blaser<br />
herstellung: St.Galler Tagblatt AG – auflage: 108536 Exemplare (WEMF-<br />
Beglaubigung 2010). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
BERUflicHE VoRsoRgE 13<br />
2. säUlE – Ungenügende Anlageerträge drängen immer mehr Vorsorgeeinrichtungen in Unterdeckung. Eine Senkung des<br />
Umwandlungssatzes ist unumgänglich.<br />
NeuedunkleWolkenamVorsorgehimmel<br />
Im Zuge der ersten Revision des Bundesgesetzes<br />
über die berufliche Alters-,<br />
Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge<br />
(BVG) hat das Parlament<br />
beschlossen, den für die Berechnung<br />
der Rentenhöhe massgebenden Umwandlungssatz<br />
schrittweise von 7,2<br />
auf 6,8 Prozent zu senken. Damit<br />
die Vorsorgeeinrichtungen bei einem<br />
Umwandlungssatz von 6,8 Prozent<br />
ihre Leistungsversprechen einhalten<br />
können, müssen sie auf den angesparten<br />
Vorsorgegeldern eine Rendite<br />
von rund 4,5 Prozent erzielen. Eine<br />
derartige Zielvorgabe ist zurzeit<br />
schlicht unrealistisch.<br />
Kaum Erträge, mehr Risiko<br />
Festverzinsliche Anlagen, in welche<br />
die Vorsorgeeinrichtungen rund zur<br />
Hälfte investiert sind, werfen nur<br />
noch tiefe Erträge ab und sind angesichts<br />
der globalen Schuldenkrise<br />
alles andere als risikolos. Bei Geldmarktanlagen<br />
decken die Zinsen die<br />
anfallenden Kosten nur noch knapp.<br />
Die Börsen befinden sich seit einem<br />
Jahrzehnt mehr auf Tal- denn auf<br />
Bergfahrt. Im Moment werfen einzig<br />
noch die Immobilien eine vernünftige<br />
Rendite ab. Dies allein hilft den<br />
Pensionskassen aber auch nicht aus<br />
der Klemme. Will man die 2. Säule<br />
nicht fundamental gefährden, müssen<br />
die wichtigsten Systemparameter<br />
rasch angepasst werden.<br />
Eine kurzfristige Korrektur ist beim<br />
Mindestzinssatz möglich. Ganz im<br />
Sinne der Stellungnahme des Schweizerischen<br />
Gewerbeverbandes sgv beantragt<br />
die Eidg. BVG-Kommission<br />
dem Bundesrat, den Mindestzinssatz<br />
von 2,0 auf 1,5 Prozent zu senken.<br />
Einiges deutet darauf hin, dass unsere<br />
Landesregierung seinem vorberatenden<br />
Gremium folgen wird, so<br />
dass die Vorsorgeeinrichtungen bereits<br />
ab kommendem Jahr mit einer<br />
bescheidenen, aber dennoch wichtigen<br />
Entlastung rechnen dürfen.<br />
Umwandlungssatz senken<br />
Viel wichtiger als die Senkung des<br />
Mindestzinssatzes ist aber eine rasche<br />
Korrektur beim Umwandlungssatz.<br />
Allen Versicherten, die unter<br />
den heutigen Rahmenbedingungen<br />
in Pension gehen, müssen die Vorsorgeeinrichtungen<br />
bis an ihr Lebensende<br />
Renten ausbezahlen, die ungenügend<br />
ausfinanziert sind. Die Löcher,<br />
die dabei unweigerlich entstehen,<br />
werden später von den aktiven<br />
Versicherten, den Arbeitgebern und<br />
bei öffentlichen Kassen von den Steu-<br />
pRiVAtEn KAssEn gEHts BEssER<br />
Am kürzlich stattgefundenen Hauptevent der Branche,<br />
der Swisscanto-Tagung, zeigte Jeannette Leuch von<br />
der Complementa Investment-Controlling auf, wo die<br />
Pensionskassen Ende August bezüglich ihres Deckungsgrades<br />
standen. Vermögensgewichtet betrug<br />
der durchschnittliche Deckungsgrad für alle Kassen<br />
95 Prozent (privatrechtliche Kassen 100,0%, öffentlich-rechtliche<br />
Kassen 88,9%). Insgesamt, ohne die<br />
öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen mit<br />
Staatsgarantie, waren die Vorsorgeverpflichtungen per<br />
Ende 2010 gedeckt. Per Ende August 2011 ist jedoch<br />
von einer Unterdeckung auszugehen. Die durchschnittliche<br />
Sollrendite von 2,5% im Jahr 2010 konnte im<br />
Jahr 2010 erwirtschaftet werden. Die höhere Sollrendite<br />
im Vergleich zu den Vorjahren 2008 und 2009<br />
zeigt, dass Sanierungsmassnahmen aufgrund des<br />
guten Ergebnisses von 2009 reduziert werden konnten.<br />
Die durchschnittliche Rendite aller untersuchten<br />
Pensionskassen von 2,9% in 2010 kam zu Stande<br />
durch den hohen Umfang an Währungsabsicherung<br />
sowie eine gute Vermögensbewirtschaftung, die eine<br />
Überrendite im Vergleich zur Benchmark-Performance<br />
ergab.<br />
Unsere Gesellschaft wird immer älter – und die Altersvorsorge entsprechend immer wichtiger.<br />
erzahlern gestopft werden müssen.<br />
Derartige Quersubventionen und<br />
Nachfinanzierungen durch Dritte<br />
sind in einer auf dem Kapitaldeckungsverfahren<br />
basierenden Altersvorsorge<br />
unhaltbar. Dass der Umwandlungssatz<br />
rasch gesenkt werden<br />
muss, sehen mittlerweile selbst die<br />
Gewerkschaften ein, die uns vor kurzer<br />
Zeit noch weismachen wollten,<br />
dass die Finanzierung der heutigen<br />
Renten problemlos zu bewerkstelligen<br />
sei.<br />
sgv gegen neue Belastungen<br />
Problematisch ist, dass sich die<br />
Schweizer Stimmberechtigten im<br />
März 2010 deutlich gegen eine Senkung<br />
des Umwandlungssatzes ausgesprochen<br />
haben, da eine solche<br />
unweigerlich tiefere Renten zur Folge<br />
hätte. In der Politik geht man deshalb<br />
davon aus, dass eine Senkung des<br />
Umwandlungssatzes von flankierenden<br />
Massnahmen begleitet werden<br />
muss, mit denen Rentensenkungen<br />
verhindert oder zumindest verringert<br />
werden sollen. Meistens wird dabei<br />
daran gedacht, mittels Erhöhung der<br />
Altersgutschriften, der Verlängerung<br />
des Sparprozesses oder der Senkung<br />
des Koordinationsabzugs mehr Geld<br />
ansparen zu lassen, um so das heutige<br />
Rentenniveau halten zu können.<br />
Dies hätte spürbar höhere Lohnnebenkosten<br />
zur Folge. Der sgv lehnt<br />
eine erneute Verteuerung der beruflichen<br />
Vorsorge, welche dem Werkplatz<br />
Schweiz einen grossen Schaden<br />
zuführen würde, entschieden ab. Die<br />
Finanzierung der beruflichen Vorsorge<br />
muss sowohl für Arbeitgeber als<br />
auch für Arbeitnehmer finanziell verkraftbar<br />
bleiben. Verteuert man sie<br />
abermals, wird sie unweigerlich zum<br />
Jobkiller.<br />
Die AHV einbeziehen<br />
Wichtig ist, dass die Probleme der<br />
beruflichen Vorsorge nicht isoliert betrachtet<br />
werden, sondern zusammen<br />
mit jenen der AHV einer Lösung zugeführt<br />
werden. Die AHV wird aufgrund<br />
der demographischen Entwicklung<br />
in circa fünf Jahren in die roten<br />
Zahlen abgleiten und in der Folgezeit<br />
rasch anwachsende Defizite schreiben.<br />
Aus Sicht des sgv ist es unumgänglich,<br />
das Rentenalter sukzessive<br />
anzuheben. Damit trägt man einerseits<br />
der stetig steigenden Lebenserwartung<br />
Rechnung, entschärft den<br />
Fachkräftemangel der Wirtschaft und<br />
saniert die staatliche Altersvorsorge<br />
nachhaltig, ohne Leistungen zu kürzen<br />
oder den Erwerbstätigen immer<br />
höhere Steuer- und Lohnabgaben<br />
aufzubürden. Als positiven Nebeneffekt<br />
löst man damit auch die Finanzierungsprobleme<br />
der beruflichen<br />
Vorsorge. Belässt man die Erwerbstätigen<br />
zwei Jahre länger im Arbeitsprozess,<br />
ermöglicht man ihnen, ein<br />
um circa sieben Prozent höheres Alterskapital<br />
anzusparen. Das höhere<br />
Altersguthaben muss anschliessend<br />
auf eine um zwei Jahre verkürzte Bezugsdauer<br />
aufgeteilt werden. Damit<br />
gelingt es, die Vorsorgeeinrichtungen<br />
ohne Rentenkürzungen und ohne höhere<br />
Lohnabzüge auf eine finanziell<br />
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gesunde Basis zurückzuführen. Sollten<br />
die Vorsorgekapitalien dereinst<br />
wieder einmal höhere Kapitalerträge<br />
abwerfen, können diese Mittel über<br />
Teuerungsanpassungen oder Besserverzinsungen<br />
an die Destinatäre weitergeleitet<br />
werden. Eine Senkung des<br />
Umwandlungssatzes kann ohne<br />
werkplatzschädigende Begleitmassnahmen<br />
innerhalb der zweiten Säule<br />
beschlossen werden, wenn man<br />
die Finanzierungsprobleme der Altersvorsorge<br />
mit der stufenweisen Erhöhung<br />
des Rentenalters löst.<br />
Die Zeit läuft davon<br />
Bis die Politik den Umwandlungssatz<br />
als zentralsten Systemparameter angepasst<br />
hat, dürften wohl noch Jahre<br />
vergehen. Leider muss davon ausgegangen<br />
werden, dass die meisten<br />
Pensionskassen diese Zeit nicht<br />
schadlos überstehen werden. Bereits<br />
heute geht man davon aus, dass nur<br />
noch rund die Hälfte der privaten<br />
Pensionskassen einen Deckungsgrad<br />
von über 100 Prozent ausweist. Bei<br />
den öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen<br />
dürfte der Anteil der<br />
«gesunden» Kassen noch viel tiefer<br />
liegen. Sanierungsmassnahmen werden<br />
bei vielen Kassen unausweichlich<br />
sein. Aus Sicht des sgv ist dabei<br />
störend, dass gemäss heutiger Gesetzgebung<br />
derartige Sanierungsmassnahmen<br />
praktisch ausschliesslich<br />
auf dem Buckel der aktiven Versicherten,<br />
der Arbeitgeber und – bei<br />
öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen<br />
– der Steuerzahler ausgetragen<br />
werden. Auch hier ist die Politik<br />
gefordert. Überall dort, wo die<br />
heutigen Rentner von ausserordentlichen<br />
Leistungsverbesserungen profitieren<br />
konnten, muss es grundsätzlich<br />
möglich werden, diese im Sinne<br />
einer Opfersymmetrie in die Sanierungsmassnahmen<br />
einzubinden.<br />
Kurt Gfeller; Vizedirektor des sgv
14<br />
berufliche vorsorge<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
Werner c. hug – Der ausgewiesene Pensionskassen-Experte steht nach wie vor zum Drei-Säulen-System und sieht im KMU-Bereich<br />
keine grossen Probleme mit Unterdeckung.<br />
«Ein sehr schwerer Vertrauensverlust»<br />
Sozialexperte Werner C. Hug versteht manchmal<br />
die Welt nicht mehr: «Da wird plötzlich von Rentenkürzungen<br />
gesprochen, während junge Bankschnösel<br />
unverschämte Saläre und Boni kassieren oder gar<br />
Milliarden verzocken.»<br />
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gewerbezeitung: Der Wirtschaft<br />
droht eine Rezession, und die<br />
Finanzkrise lässt Börsen und<br />
Banken schwächeln. Wie wirkt sich<br />
das auf die Pensionskassen aus?<br />
n Werner c. hug: Es sind insbesondere<br />
die tiefen Zinsen und die von<br />
den Exzessen der Finanzindustrie<br />
verursachte Volatilität auf dem Kapitalmarkt,<br />
die der 2. Säule zu schaffen<br />
machen. Wegen der gesetzlichen Vorschriften<br />
– jährliche Bestimmung des<br />
Deckungsgrades zu einem bestimmten<br />
Stichtag – erwecken die Zahlen<br />
allerdings einen dramatischeren Eindruck,<br />
als der eigentliche Zustand<br />
der Kassen ist. Doch die Öffentlichkeit<br />
nimmt nur die jeweiligen Unterdeckungen<br />
per Stichtag zur Kenntnis.<br />
Sie reagiert deshalb mit Misstrauen<br />
und Angst.<br />
«Man darf nicht vergessen,<br />
dass das Pensionskassengeschäft<br />
sehr langfristig ist»<br />
Sie halten das für eine Überreaktion?<br />
n Für eine verständliche Überreaktion.<br />
Man muss nämlich die Begleitmusik<br />
einbeziehen. Da wird plötzlich von<br />
Sanierungsmassnahmen und mögli-<br />
chen Rentenkürzungen gesprochen,<br />
während junge Bankschnösel unverschämte<br />
Saläre und Boni kassieren<br />
oder gar Milliarden verzocken. Das<br />
führt zu einem schweren Vertrauensverlust.<br />
Dieser macht sich besonders<br />
in der KMU-Wirtschaft bemerkbar, wo<br />
Werte wie echte Sozialpartnerschaft<br />
und Fairness noch etwas zählen.<br />
Sie sehen zurzeit also keine<br />
Probleme für die Pensionskassen?<br />
n Man darf nicht vergessen, dass das<br />
Pensionskassengeschäft sehr langfristig<br />
ist. Im Normalfall wird etwa <strong>40</strong><br />
Jahre eingezahlt, dann folgen 20 Jahre<br />
Rentenbezug. Kurzfristige Erschütterungen<br />
lassen sich so auffangen, sofern<br />
man nicht «gamblet» oder unverantwortliche<br />
Risiken eingeht oder die<br />
Finanzkrisen sich aufeinanderfolgen.<br />
Man hört allerdings von Kassen,<br />
die wegen zu hoher Unterdeckung<br />
bereits heute saniert werden<br />
müssen.<br />
n Das betrifft bloss einige grosse Unternehmen<br />
in der Privatwirtschaft,<br />
aber vor allem die öffentliche Hand.<br />
Die Deckung bei den Privaten liegt<br />
trotz schwacher Kapitalmärkte heute<br />
zumeist um 100 Prozent oder nur<br />
wenig darunter. Viele öffentliche Kassen<br />
hingegen weisen alarmierende<br />
Durchschnittswerte um die 80 Prozent<br />
auf. In der Romandie gibt es sogar<br />
mehrere staatliche Vorsorgeeinrichtungen,<br />
deren Deckung weniger als<br />
60 Prozent beträgt – ein absolut unhaltbarer<br />
Zustand!<br />
«die kasse der stadt<br />
lausanne hat eine<br />
unterdeckung von<br />
unter 50 Prozent»<br />
Können Sie ein Beispiel nennen?<br />
n Die Kasse der Stadt Lausanne hat<br />
eine Unterdeckung von unter 50 Prozent.<br />
Für Sie scheint das Kapitel öffentliche<br />
Kassen ohnehin ein rotes<br />
Tuch zu sein…<br />
n Mit gutem Grund. Denn kaum jemand<br />
weiss, dass allein der Bund in<br />
diesem Bereich schon über 30 Milliarden<br />
Franken eingeschossen und<br />
den SBB bereits wieder eine weitere<br />
Milliarde nachgeschickt hat. Das sind<br />
Riesensummen.<br />
Sind Sie sicher, dass die Pensionskassen<br />
der KMU tatsächlich verschont<br />
bleiben?<br />
n Die überwältigende Mehrheit der<br />
Betriebe mit bis zu 50 Arbeitnehmenden<br />
hat begriffen, dass eigene Pen-<br />
zur Person<br />
Dr. rer. pol. Werner C. Hug ist einer<br />
der wenigen Bundeshausjournalisten,<br />
die als Fachexperten auf dem Gebiet<br />
der Altersvorsorge und Sozialversicherungen<br />
gelten. Bis Mitte 2011 war<br />
der gebürtige Solothurner Chefredaktor<br />
der renommierten Fachzeitung<br />
«AWP Soziale Sicherheit». Eine<br />
spezielle Aufmerksamkeit widmete<br />
der 66-Jährige stets dem Gewerbe.<br />
So gründete er zusammen mit<br />
Nationalrat Otto Ineichen die KMU-<br />
Schutzgemeinschaft. Heute ist er als<br />
Publizist und Berater sowie als Leiter<br />
von Kursen für Pensionskassen-Stiftungsräte<br />
tätig.<br />
sionskassen riskant sind. Sie schlossen<br />
sich deshalb autonomen/halbautonomen<br />
Einrichtungen an oder<br />
entschieden sich für eine Vollversicherungslösung.<br />
In ersteren sind<br />
heute etwas über 1,1 Mio. Aktive versichert.<br />
Bei den Lebensversicherern<br />
sind es rund 0,9 Mio. Beide Lösungen<br />
haben ihre Vor- und Nachteile,<br />
grundsätzlich sicher sind sie alleweil.<br />
Wichtig ist für mich, dass die<br />
Beitragszahler – sowohl Arbeitgeber<br />
als auch Versicherte – gänzlich im<br />
Bild sein müssen über die Situation
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
berufliche vorsorge 15<br />
ihres Vorsorgewerkes. Transparenz<br />
und umfassende Information sind<br />
nötig, ohne sie kann es auch kein<br />
Vertrauen geben. Die vom Personal<br />
gewählten Stiftungsräte stehen deshalb<br />
in der Pflicht.<br />
«Probleme bekommen<br />
vor allem kassen, bei<br />
denen das verhältnis<br />
zwischen aktiven<br />
und Pensionierten<br />
ungünstig liegt»<br />
Aber auch KMU können in die<br />
Bredouille geraten. Bei dauerhafter<br />
Unterdeckung müssen von<br />
Gesetzes wegen Sanierungsmassnahmen<br />
ergriffen werden, welche<br />
vor allem die Arbeitgeber belasten.<br />
n Probleme bekommen können vor<br />
allem Kassen, bei denen das Verhältnis<br />
zwischen Aktiven und Pensionierten<br />
ungünstig liegt. Dann ist<br />
Handlungsbedarf angesagt, denn lange<br />
können die wenigen Jungen die<br />
Renten der vielen Senioren nicht finanzieren<br />
– wie das z.B. bei der SBB<br />
der Fall ist. Früher hätten in so einem<br />
Fall die Patrons auf ihre Wohlfahrtsfonds<br />
zurückgreifen können. Doch<br />
diese gibt es heute kaum mehr, nicht<br />
zuletzt wegen der Politik, die diese<br />
patronalen Einrichtungen überreglementiert<br />
hat. Zu meinem Leidwesen<br />
scheint die patronale soziale Verantwortung<br />
– ein Grundprinzip der<br />
2. Säule – insbesondere in grossen<br />
Firmen am Bröckeln zu sein. Entsprechend<br />
werden bei Kassensanierungen<br />
nun auch Arbeitnehmende herangezogen,<br />
sei es über Senkung der<br />
Umwandlungssätze oder zusätzliche<br />
Lohnprozente.<br />
«zu meinem leidwesen<br />
scheint die Patronale<br />
soziale verantwortung<br />
am bröckeln zu<br />
sein»<br />
Die Rentner hingegen kommen<br />
ungeschoren davon…<br />
n Was für mich im obligatorischen<br />
Bereich grundsätzlich in Ordnung<br />
geht, auch wenn die Belastung der<br />
Jüngeren langsam untragbare Ausmasse<br />
annimmt. Allerdings gibt es<br />
Fälle, wo sich mein liberales Gewissen<br />
sträubt. Etwa bei den SBB, wo<br />
2900 wohlfahrtsfonds<br />
Die Öffentlichkeit weiss kaum, dass es<br />
in der Schweiz rund 2900 Wohlfahrtsfonds<br />
gibt, die primär der sozialen<br />
Absicherung der Angestellten dienen.<br />
In diesen patronalen Stiftungen liegen<br />
an die 20 Milliarden Franken. Von den<br />
Behörden werden sie ungerne gesehen,<br />
vielfach wird ihnen manipulative<br />
«Steueroptimierungen» angedichtet.<br />
Entsprechend werden sie durch viele<br />
administrative Auflagen bedrängt.<br />
Jetzt gibt es eine neue Schikane: Ein<br />
Bundesgerichtsurteil zwingt sie, in<br />
Zukunft AHV abzurechnen.<br />
Das wollen sich die Unternehmer, die<br />
noch eine solche Stiftung führen,<br />
nicht einfach gefallen lassen. Und<br />
gründen die Interessenvertretung<br />
Patronfonds. Denn Wohlfahrtsfonds<br />
sind wichtig, vorab bei unverschuldeter<br />
Krankheit oder zusätzlichen<br />
Beiträgen an die Pensionskasse.<br />
Nicole Loeb, Chefin der Loeb Holding,<br />
zur «NZZ am Sonntag»: «Mit Zuwendungen<br />
aus einem Wohlfahrtsfonds<br />
kann Arbeitnehmern unbürokratisch<br />
und schnell geholfen werden.»<br />
FDP-Präsident Fulvio Pelli hilft den<br />
Patrons: Er hat im Juni 2011 eine<br />
parlamentarische Initiative eingereicht,<br />
die verlangt, dass die Wohlfahrtsfonds<br />
den unternehmerischen<br />
Spielraum wiedererlangen.<br />
heute jeder Rangierarbeiter mit einem Lohn<br />
Zusatzprozent zur Sanierung beiträgt, während<br />
ExChefs wie Benedikt Weibel ungekürzte<br />
Renten von weit über 100 000 Franken<br />
beziehen. Das hat mit Futterneid nichts, dafür<br />
viel mit sozialer Verantwortung und Ethik<br />
zu tun.<br />
Es ist Wahlkampf – und wie alle vier<br />
Jahre taucht wieder die Idee der<br />
ANZEIGE<br />
Volkspension auf, insbesondere in<br />
der Westschweiz …<br />
n …um hoffentlich bald wieder zu<br />
verschwinden! 1972 hat das Volk eine<br />
linke Initiative klar versenkt und<br />
sich für die 2. Säule entschieden. Die<br />
Idee der Volkspension war zwar nicht<br />
ohne Reiz: Ich kann mich noch gut<br />
erinnern, wie Gewerbedirektor Otto<br />
Fischer sie nur deshalb ablehnte, weil<br />
sie aus dem kommunistischen Lager<br />
kam. Die Hauptschwäche einer<br />
Volkspension liegt jedoch darin, dass<br />
sie nur dann funktioniert, wenn die<br />
Bevölkerung wächst – und das wird<br />
bei tiefen Geburtenraten und Längerlebigkeit<br />
zum Problem. Ich bin überzeugt,<br />
dass unser heutiges 3Säulen<br />
Prinzip mit seiner Kombination von<br />
Umlage und Kapitaldeckungsverfah<br />
ren optimal ist. Allerdings müssen<br />
wir dazu Sorge tragen. Dazu gehören<br />
neben Risikomanagement auch der<br />
Verzicht auf nicht finanzierte Geschenke<br />
wie grosszügige Frührenten<br />
für Politiker und Manager.<br />
Interview: Patrick M. Lucca<br />
link<br />
www.wernerhug-ag.ch
16<br />
die lehrfirma<br />
berufsbildung<br />
berufsbild kunststofftechnologe – Der Job ist weitherum unbekannt. Zu Unrecht, denn er hat<br />
Zukunft. Seit zwei Jahren kann man ihn auch bei der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans erlernen.<br />
Eine Lehremit Perspektive<br />
Im Alter von zehn Jahren sass Severin<br />
Ott aus Dallenwil zum ersten Mal<br />
in einem Kajak. Im Boot fühlte er sich<br />
von allem Anfang an wohl. Als er<br />
wenig später das Wildwasserfahren<br />
entdeckte, war ihm klar: Diesen Sport<br />
wollte er in den nächsten Jahren ausüben.<br />
Dabei kam er immer wieder<br />
mit Kunststoff in Berührung, wenn<br />
er sein Boot pflegte und reparierte.<br />
Nie aber hätte er gedacht, dass dieses<br />
Material sein Berufsleben prägen<br />
könnte.<br />
erster lernender<br />
Zuerst sah es auch nicht danach aus.<br />
Der Nidwaldner besuchte «mit mässiger<br />
Begeisterung» das Gymnasium<br />
und überlegte sich, ob er Polymechaniker<br />
werden könnte. Bei einem Tag<br />
der offenen Türe bei der Pilatus Flugzeugwerke<br />
AG in Stans nahm seine<br />
Laufbahn dann einen andern Verlauf:<br />
Er entdeckte den Beruf des Kunststofftechnologen.<br />
So kam es, dass er<br />
eine Schnupperlehre absolvierte, sich<br />
um eine Lehrstelle bewarb und<br />
prompt angenommen wurde – als<br />
erster und einziger von rund hundert<br />
Lernenden.<br />
am liebsten Zeichner<br />
Jetzt steckt der 18-jährige Severin Ott<br />
im dritten Lehrjahr. Seine Berufswahl<br />
bereut er nicht: «Die Lehre macht mir<br />
grossen Spass.» Besonders gerne erinnert<br />
er sich an die Monate, die er<br />
als Zeichner im Konstruktionsbüro<br />
verbracht hat. In diesem Lehrjahr<br />
wird er in der Malerei, der Montage<br />
und der Endmontage eingesetzt, bevor<br />
er sich am Schluss der Ausbildung<br />
wieder mit der Kunststoffproduktion<br />
befasst. Was er nach der Grundbildung<br />
machen wird, ist offen. Der<br />
begeisterte Gleitschirmflieger könnte<br />
noch die Berufsmatura erwerben und<br />
die Fachhochschule besuchen. Möglicherweise<br />
gehört er aber auch zu<br />
den <strong>40</strong> Prozent der Lernenden, die<br />
bei Pilatus weiterarbeiten.<br />
nachwuchs aus dem betrieb<br />
Ausbildner Bruno Inäbnit, der Severin<br />
Ott unter seinen Fittichen hat,<br />
kennt den Wert der betriebsinternen<br />
Ausbildung: «Wir sichern uns so qualifizierten<br />
Nachwuchs. Denn gut geschulte<br />
Mitarbeiter sind die Basis unseres<br />
Erfolgs.» Wer weiss, dass ein<br />
betriebsfremder Mitarbeiter ein Jahr<br />
Die 1939 gegründete Pilatus<br />
Flugzeugwerke AG ist heute die<br />
weltweit führende Herstellerin von<br />
einmotorigen Turboprop-Flugzeugen<br />
und die einzige Schweizer Firma,<br />
die Flugzeuge und Trainingssysteme<br />
entwickelt, baut und auf allen<br />
Kontinenten verkauft. Das Unternehmen<br />
mit Hauptsitz in Stans ist<br />
zudem lizenziert, verschiedene<br />
Flugzeugtypen zu warten und<br />
umzubauen. Drei selbständige<br />
Tochtergesellschaften (in Altenrhein,<br />
Broomfield/US-Bundestaat<br />
Colorado und Adelaide/Australien)<br />
gehören zur Pilatus Gruppe. Mit<br />
fast 1300 Mitarbeitenden am<br />
Hauptsitz ist die Firma der grösste<br />
Arbeitgeber der Zentralschweiz. Das<br />
Unternehmen bildet 100 Lernende<br />
in zehn verschiedenen Lehrberufen<br />
aus.<br />
link<br />
www.pilatus-aircraft.com<br />
Sie harmonieren bestens: Pilatus-Ausbildner Bruno Inäbnit und der angehende Kunststofftechnologe Severin Ott.<br />
eingeführt werden muss, bis er voll<br />
einsatzfähig ist, versteht, weshalb das<br />
Unternehmen so stark auf die jungen<br />
Leute setzt. Das Geschäftsflugzeug<br />
ANZEIGE<br />
PC-12 und die Trainingsflugzeuge, die<br />
in Stans hergestellt werden, verlangen<br />
Präzisionsarbeit von Fachleuten, die<br />
jeden Handgriff kennen.<br />
Am Anfang steht<br />
der Interessen-Check<br />
Die Schweizer Kunststoffindustrie<br />
steht weltweit im Wettbewerb und<br />
kann nur bestehen, wenn sie in der<br />
Ausbildung zu den besten gehört.<br />
Für Ernesto Engel, Geschäftsführer<br />
des Kunststoff Verbands Schweiz, ist<br />
klar: «Wir brauchen Fachleute, die in<br />
der Produktion von Kunststoff Bescheid<br />
wissen.» Dazu gehören die<br />
Kunststofftechnologen. Fünf Fachrichtungen<br />
können – natürlich auch<br />
von Frauen! – belegt werden:<br />
n Spritzgiessen/Pressen<br />
n Extrudieren<br />
n Herstellen von Flächengebilden<br />
n Herstellen von Verbundteilen<br />
n Bearbeiten von Halbzeug/Thermoformen.<br />
Wer diese Lehre absolvieren will, soll<br />
auf eine erfolgreiche obligatorische<br />
Schulzeit zurückblicken. Erwartet<br />
werden gute Noten in der Mathematik<br />
und Interesse an chemischen und<br />
physikalischen Vorgängen. Handwerkliches<br />
Geschick und die Freude<br />
an modernen Anlagen gehören ebenso<br />
dazu wie exaktes Arbeiten. Ob<br />
dies alles ausreicht, um in diesem<br />
Beruf zu bestehen, zeigt ein interaktiver<br />
Interessencheck. Wer ihn besteht,<br />
ist für die kommende Lehre gut<br />
gerüstet. Ein bis zwei Tage ro Woche<br />
besuchen der Lernenden die Berufsschule<br />
in Aarau.<br />
Weitere<br />
auskünfte<br />
Kunststoff Verband Schweiz,<br />
Schachenallee 29C, 5000 Aarau,<br />
Telefon 062 834 00 60,<br />
E-Mail: info@kvs.ch<br />
beliebter kunststoff<br />
Dass seit kurzem bei Pilatus Kunststofftechnologen<br />
ausgebildet werden,<br />
hat mit dem Kunststoff zu tun, der<br />
je länger, je wichtiger wird. Die Aluminiumteile<br />
verschwinden nach und<br />
nach. Sie werden durch den leichten<br />
und undurchlässigen Kunststoff ersetzt.<br />
In den Werkhallen ist auf Bildern<br />
zu sehen, welche Teile eines<br />
Flugzeugs bereits heute mit diesem<br />
Material ausgestattet werden. «Die<br />
Schreinerei benötigt bei uns immer<br />
weniger Platz, der Kunststoff immer<br />
mehr», sagt Inäbnit, der einst als<br />
Bootsbauer zu Pilatus gestossen ist.<br />
Der Ausbildner sieht seinen Job als<br />
Geben und Nehmen: «Wir setzen Zeit<br />
für die Lernenden ein. Im Gegenzug<br />
erfahren wir von ihnen, was an den<br />
Schulen Neues unterrichtet wird, und<br />
bleiben damit fachlich auf der Höhe.»<br />
Folglich fällt die erste Bilanz der Lehre,<br />
die zum Kunststofftechnologen<br />
EFZ, dem eidgenössischen Fähigkeitsausweis<br />
führt, positiv aus. Bruno<br />
Inäbnit: «Ich möchte Leute ausbilden,<br />
die man überall brauchen<br />
kann, und nicht Fachidioten.» Kein<br />
Zweifel: Dieses Ziel hat er bis anhin<br />
voll erreicht.<br />
Albert Schwarzenbach<br />
Im Flugzeugbau ist Kunststoff die<br />
Zukunft – was Severin Ott nach der<br />
Lehre viele Türen öffnet.<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
aktuell<br />
Stabiler Lehrstellenmarkt<br />
Zum Lehrbeginn 2011 präsentierte sich der Lehrstellenmarkt<br />
in guter Verfassung. Dies ist vorab<br />
den rückläufigen Zahlen der Schulabgehenden<br />
zu verdanken. Die Zahl der Ausbildungsplätze<br />
kann als weitgehend stabil bezeichnet werden.<br />
Alle Kantone stützen das Lehrstellenangebot mit<br />
Massnahmen zur Lehrstellenförderung. Trotz der<br />
erfreulichen Stabilisierung entspricht in verschiedenen<br />
Berufsbereichen das Lehrstellenangebot<br />
nicht immer der Nachfrage. Jugendliche mit sozialen<br />
oder schulischen Defiziten haben nach<br />
wie vor Mühe, einen Ausbildungsplatz zu finden.<br />
Für Schulabgänger, die auf Lehrbeginn 2011<br />
keine Lösung gefunden haben, stehen jedoch in<br />
allen Kantonen Brückenangebote bereit.<br />
Lehrstellenportal<br />
Der Startschuss für die Lehrstellensuche für 2012<br />
ist gefallen. Die wichtigste Adresse für Lehrstellen<br />
in der Schweiz ist der Lehrstellennachweis<br />
LENA auf dem Portal berufsberatung.ch. Seit<br />
September werden die als offen gemeldeten<br />
Lehrstellen aller Kantone und des Fürstentums<br />
Liechtenstein schrittweise unter berufsberatung.<br />
ch/lehrstellen aufgeschaltet; seit Oktober ist nun<br />
auch die Romandie mit von der Partie. Das Portal<br />
wird vom Schweizerischen Dienstleistungs-<br />
zentrum Berufsbildung, Berufs-, Studien- und<br />
Laufbahnberatung SDBB geführt und informiert<br />
umfassend über alles Wissenswerte rund um<br />
die Berufswahl und die Lehrstellenbewerbung.<br />
link<br />
www.berufsberatung.ch<br />
Neues «Genfer Paket»<br />
Anders als die übrigen Kantone der Romandie<br />
verfügte Genf bisher über kein Instrument zur<br />
Vorbereitung auf die Berufswahl. Auf das Schuljahr<br />
2012 wird nun ein Verfahren zur Vorbereitung<br />
der Schüler der Orientierungsstufe auf die Berufswahl<br />
eingeführt. Das Paket besteht aus:<br />
n einer Broschüre, die den Schülern ermöglicht,<br />
sich besser kennen zu lernen, sich über die Berufswelt<br />
und ihre Berufe zu informieren, den<br />
Arbeitsmarkt zu erkunden und die Suche nach<br />
einer Lehrstelle vorzubereiten;<br />
n einer Webseite für Lehrpersonen mit theoretischen<br />
und praktischen Informationen als Unterrichtshilfe<br />
(gemäss HarmoS sind Berufswahlkurse<br />
Teil des Lehrplans);<br />
n einer Broschüre für die Eltern in diversen<br />
Sprachen, damit sie ihre Kinder in der Phase der<br />
Berufswahl besser unterstützen können.<br />
Zudem ist eine spezifische Weiterbildung für<br />
die Lehrpersonen geplant.<br />
Immer mehr Akademiker<br />
Die Hochschul-Abschlussquote zeigt den Anteil<br />
der Personen der gleichaltrigen Bevölkerung,<br />
die in einem gegebenen Jahr ihren ersten Abschluss<br />
an einer Hochschule erwerben. 2010 lag<br />
diese Quote mit knapp 27 Prozent praktisch<br />
gleich hoch wie im Vorjahr (Universitäten 14<br />
und Fachhochschulen 13 Prozent). Verglichen<br />
mit 1990 ist heute die Quote aber fast viermal<br />
höher. Diese rasante Zunahme ist auf die wachsende<br />
Anzahl der Studierenden, aber auch auf<br />
die Einführung der Fachhochschulen sowie auf<br />
die Bologna-Reform zurückzuführen.
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
service&beratung 17<br />
gut zu wissen<br />
Gesundheit ist<br />
ein Erfolgsfaktor<br />
Es ist keine neue Erkenntnis, dass ein Unternehmen<br />
gesunde Mitarbeitende braucht, um erfolgreich<br />
zu sein. Dennoch gelingt es nicht allen<br />
Betrieben, den steigenden Erfolgsdruck und die<br />
Zufriedenheit der Mitarbeitenden unter einen<br />
Hut zu bringen. Entsprechend rentabel ist die<br />
gezielte Förderung der betrieblichen Gesundheitsförderung.<br />
Claudio Vital, Leiter Gesundheitsmanagement<br />
bei der ÖKK, sieht mehrere Erfolgsfaktoren für<br />
eine gesunde Belegschaft:<br />
n erwartungen abholen: Bevor gesundheitsfördernde<br />
Massnahmen eingeführt werden, sollten<br />
die Bedürfnisse des Personals abgeklärt werden.<br />
Gleichzeitig kann dem allgemeinen Wohlbefinden,<br />
den Belastungen und Beschwerden auf den<br />
Grund gegangen werden.<br />
n vielseitiges angebot: Nicht jeder Mitarbeitende<br />
hat die gleichen Bedürfnisse. Deshalb spricht<br />
ein breites Angebot mehr Leute an. Workshops,<br />
Events und wöchentliche Kurse über Mittag vertiefen<br />
die Gesundheitskompetenz. Massnahmen<br />
im Betrieb wie Früchtekörbe oder Aktionen wie<br />
«Treppe statt Lift» runden das Angebot ab. Gegebenheiten<br />
berücksichtigen und nutzen: Je<br />
passender eine Massnahme für einen Betrieb<br />
ist, desto erfolgreicher ist deren Umsetzung. Dabei<br />
müssen die Infrastruktur, die Umgebung und<br />
die Firmenstruktur nicht nur berücksichtigt, sondern<br />
auch genutzt werden.<br />
n bezeichnung für das gesundheitsprogramm:<br />
Ein eingängiger, schlagzeilenartiger Oberbegriff<br />
verleiht der Gesundheitsförderung einen roten<br />
Faden. Der Wiedererkennungswert ist gewährleistet<br />
und die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden<br />
wird gesteigert. pd<br />
rechtsberatung<br />
Braucht es Probezeit?<br />
Ist Probezeit heute bei Anstellungen noch<br />
aktuell und gibt es dabei rechtliche Haken?<br />
n In einer komplexen Arbeitswelt, die nicht nur<br />
hohe Anforderungen an das berufliche Können,<br />
sondern auch an die sozialen Kompetenzen der<br />
Arbeitnehmenden (und insbesondere der Kader)<br />
stellt, ist die Probezeit keineswegs ein alter Zopf.<br />
Gerade KMU-Patrons sind darauf angewiesen,<br />
dass ihre Teams reibungslos und selbstverantwortlich<br />
funktionieren.<br />
Bei Vertragsabschluss müssen allerdings mehrere<br />
Bestimmungen beachtet werden. Eine Probezeit<br />
kann nur zu Beginn eines neuen Arbeitsverhältnisses<br />
begründet werden; bei Beförderung<br />
oder Versetzung im gleichen Betrieb oder Übergang<br />
der Firma auf einen neuen Besitzer entfällt<br />
diese vollumfänglich. Ist nichts anderes schriftlich<br />
vereinbart, so gilt der erste Monat eines neuen<br />
Arbeitsverhältnisses als Probezeit. Diese kann<br />
im schriftlichen Arbeitsvertrag jedoch bis auf<br />
maximal 3 Monate verlängert werden. Vereinbarungen<br />
über eine Probezeit, welche länger als 3<br />
Monate dauern soll, sind ungültig. Einzige Ausnahme:<br />
Bei einer effektiven Verkürzung der Probezeit<br />
aufgrund von Arbeitsunfähigkeit, Militärdienst<br />
etc. des Arbeitnehmers wird die Probezeit<br />
um die Dauer der Abwesenheit erstreckt.<br />
Während der Probezeit gilt sowohl für den Arbeitgeber<br />
wie auch den Arbeitnehmer eine verkürzte<br />
Kündigungsfrist von 7 Tagen, wobei auf<br />
einen beliebigen Wochentag hin gekündigt werden<br />
kann.<br />
Auch Mündliches gilt<br />
Wann kommt ein Arbeitsvertrag gültig<br />
zustande?<br />
n Grundsätzlich wird das Arbeitsverhältnis mit<br />
der Unterzeichnung des schriftlichen Arbeitsvertrags<br />
begründet. Allerdings kann ein Arbeitsvertrag<br />
auch schon vorher gültig zustande kommen,<br />
sofern sich die Parteien mündlich über alle wichtigen<br />
Punkte (Funktion, Stellenantrittsdatum,<br />
Lohn etc.) einigen konnten. Ein hierzu nachträglich<br />
verfasster schriftlicher Arbeitsvertrag, welcher<br />
die vereinbarten wichtigen Punkte enthält,<br />
gilt dann nur noch als Bestätigung der rechtsgültigen<br />
mündlichen Vereinbarung, ist aber keine<br />
Voraussetzung für die Gültigkeit des bereits<br />
mündlich geschlossenen Arbeitsvertrags. Es ist<br />
auch möglich, dass der Arbeitnehmer die Stelle<br />
bereits antritt, noch bevor ein schriftlicher Arbeitsvertrag<br />
unterzeichnet wurde.<br />
versicherungsberater – Prämiennachlässe für den Firmenlieferwagen können sich als heikel<br />
erweisen – so etwa die 0,0-Promille-Klausel.<br />
Sparen am richtigen Ort<br />
r.v. aus b.: «Die Produkte meiner<br />
Pizzeria sind beliebt und meine<br />
Gäste wünschen oft einen Hauslieferdienst.<br />
Deshalb kaufte ich<br />
einen Kleinwagen. Damit bringe<br />
ich meine Waren zu den Kundinnen<br />
und Kunden nach Hause.<br />
Alle Ausgaben, auch die Versicherungskosten<br />
sind für dieses Auto<br />
sehr knapp kalkuliert. Mein<br />
Versicherungsberater schlägt mir<br />
zwei Möglichkeiten vor: Mit einer<br />
0,0PromilleKlausel Geld zu<br />
sparen und gegen eine Mehrprämie<br />
die Zusatzdeckung Kürzungsverzicht<br />
bei Grobfahrlässigkeit<br />
abzuschliessen. Weil bis neun<br />
Mitarbeitende den Kleinwagen<br />
fahren, bin ich unschlüssig. Was<br />
empfehlen Sie mir?»<br />
n sehr geehrter herr v.: Sie kennen<br />
den Grundsatz «Wer trinkt, fährt<br />
nicht». Aber, oft ist es schwierig, sich<br />
konsequent an diese Regel zu halten.<br />
Auch ein Glas ist bereits zu viel – Alkohol<br />
ist absolut tabu. Ganz gleich,<br />
ob Wein, Bier oder Schnaps, die 0,0<br />
Promille-Grenze wird auch beim Kon-<br />
ANZEIGE<br />
sumieren von geringen Alkoholmengen<br />
überschritten. Menschen bauen<br />
Alkohol unterschiedlich ab: Möglich<br />
ist, wer abends etwas trinkt, auch<br />
morgens noch Restbestände von Alkohol<br />
im Blut aufweist. Und, damit<br />
über dem 0,0-Promille-Wert liegt. Mit<br />
neun Lenkern, die den Geschäftswagen<br />
fahren, empfehle ich Ihnen diese<br />
Geldersparnis nicht. Sie und Ihre Mitarbeitenden<br />
können nicht für einen<br />
0,0-Promille-Wert garantieren.<br />
Sinnvoll dagegen ist der Zusatzschutz<br />
für den Verzicht der Leistungskürzung<br />
bei Grobfahrlässigkeit. Auch<br />
dann, wenn nur Sie als Inhaber das<br />
Fahrzeug benützen würden. Eine<br />
Grobfahrlässigkeit ist schnell passiert.<br />
Fast jede starke Verletzung von Ver-<br />
Unfälle mit Firmenwagen sind keine<br />
Seltenheit.<br />
kehrsregeln gemäss Regelverstoss<br />
nach Strassenverkehrsgesetz Art. 90.2<br />
gilt als grobe Fahrlässigkeit. Dazu<br />
zählen unter anderem das Überfahren<br />
einer Stoppstrasse oder das Missachten<br />
eines Rotlichts. Menschen<br />
machen Fehler: Eine kurze Ablenkung,<br />
ein zu spätes Reagieren kann<br />
im Strassenverkehr schlimme Folgen<br />
bewirken – trotz grossen Fortschritten<br />
in der Sicherheitstechnologie von<br />
Autos. Mit diesem Zusatzschutz können<br />
wenigstens die finanziellen Folgen<br />
gelindert werden.<br />
Wichtig: Diese Zusatzversicherung ist<br />
kein Freipass. Wer bewusst durch seine<br />
grobfahrlässige Fahrweise Risiken<br />
in Kauf nimmt, begeht Vergehen und<br />
riskiert eine Leistungskürzung bis<br />
Null. Schwere Verkehrsdelikte wie<br />
das Fahren mit stark überhöhter Geschwindigkeit<br />
oder in angetrunkenem<br />
Zustand (über die gesetzlich tolerierte<br />
0,5-Promille-Grenze) deckt auch<br />
keine Zusatzversicherung.<br />
Doppelte verantwortung<br />
Neben dem Entscheid des passenden<br />
Versicherungsschutzes sind Sie als<br />
Motorfahrzeughalter auch für die<br />
Wahl der sich korrekt verhaltenden<br />
Lenker verantwortlich. Sie können<br />
sich zum Beispiel von Ihren Mitarbeitenden<br />
vor dem Abschluss des Arbeitsvertrags<br />
einen Strafregisterauszug<br />
verlangen. Daraus sind registrierte<br />
schwere Vergehen im Zusammenhang<br />
mit Motorfahrzeugen ersichtlich.<br />
Mobiliar-Experte Andreas Althaus<br />
kann auf eine über 30-jährige Erfahrung<br />
in der Versicherungsbranche<br />
zurückblicken und gilt als Spezialist<br />
für den Bereich KMU. Fragen sind zu<br />
richten an: andreas.althaus@mobi.ch.
18<br />
service&beratung<br />
aktueller test – Audi hat nun auch den Kombi Avant<br />
mit neuster Technologie und sparsamen Motoren ausgestattet.<br />
Ein erster Augenschein mit der Businessklasse<br />
aus Ingolstadt und 3.0 TDI-Motorisierung.<br />
Fortschrittund<br />
vieleGags<br />
Der zweitgrösste Audi ist in der<br />
sechsten Generation ein stattliches<br />
Fahrzeug geworden, das mit zahlreichen<br />
Innovationen aufwartet. Als<br />
Avant bietet er für Business und<br />
Familie ein üppiges Platzangebot.<br />
Ein weiterer Vorteil: Trotz grossem<br />
Triebsatz ist er enorm sparsam.<br />
Hohe Klasse: Die Innenraumgestaltung trifft den<br />
Zeitgeist.<br />
PublirePortage<br />
neuartige scheinwerfer<br />
Äusserlich erinnert der A6 Avant an<br />
den Vorgänger, doch sofort wird klar,<br />
dass es sich beim Neuling um das<br />
erste Grossserienfahrzeug handelt,<br />
das keine eigentlichen Scheinwerfer<br />
besitzt. Faszinierend ineinander verschachtelte<br />
LED-Leuchtbänder sorgen<br />
nachts für genau jenes Licht, das<br />
gerade benötigt wird. Fortschrittlich<br />
auch die Karosseriekonstruktion, die<br />
um 70 Kilo leichter ist – Aluminium<br />
sei Dank.<br />
Der A6 erkennt seinen Besitzer automatisch<br />
und entriegelt die Türen.<br />
Ein besonderer Gag ist die elektrisch<br />
hochfahrende Heckklappe. Kommt<br />
der Fahrer mit vollen Händen, genügt<br />
eine Kickbewegung gegen das Heck<br />
und schon geht die Klappe auf. Innen<br />
spielt Audi seine technische Kompetenz<br />
ebenfalls aus. Wird der – nach<br />
unserem Empfinden etwas zu weit<br />
rechts platzierte – Startknopf gedrückt,<br />
fahren zuerst die Hochton-<br />
Die Zukunft des Fachhandels in der Schweiz<br />
Mutig voran<br />
Hat der Fachhandel in der Schweiz<br />
eine Zukunft? Die altbekannte Frage<br />
besitzt mehr denn je Brisanz.<br />
Dies wegen des stark wachsenden<br />
und auch in rechtlicher Hinsicht<br />
nicht unumstrittenen Absatzkanals<br />
Internet. Die Lage für die Fachhändler<br />
ist kritisch. Wer jedoch professionell<br />
handelt und mutig voranschreitet,<br />
dem eröffnen sich weiterhin<br />
gute Perspektiven.<br />
Der Schweizer Fachhandel stand in den<br />
vergangenen vierzig Jahren aufgrund<br />
einschneidender Marktveränderungen<br />
regelmässig vor grossen Herausforderungen:<br />
So wurden mit dem Aufkommen<br />
der Fachmärkte und Discounter den<br />
lokalen Kleinanbietern und Fachhändlern<br />
schwierige Zeiten prophezeit. Dass<br />
Fachmärkte auf der grünen Wiese weiterhin<br />
wie Pilze aus dem Boden schiessen,<br />
ist ein Fakt. Hinzu kommt, dass<br />
Online-Anbieter mit Billigstangeboten<br />
Kunden ködern und so die vielleicht<br />
massivste Gefahr für den Fachhandel<br />
darstellen. Diese Entwicklung verführt<br />
den Konsumenten regelrecht zum «Trittbrettfahren»:<br />
Er holt sich die Beratung<br />
im vergleichsweise teuren Fachgeschäft<br />
und kauft anschliessend im günstigeren<br />
Onlineshop.<br />
Die Situation gibt auch den Herstellern<br />
zu denken. Umso wichtiger ist es, dass<br />
die Fachhändler eigene Online-Kanäle<br />
pflegen. Auch wenn sie bezüglich dem<br />
Preis nicht mit den auf den Massenverkauf<br />
ausgerichteten Online-Spezialisten<br />
mithalten können. Und obwohl der Wert-<br />
verlust des Euro den Einkaufstourismus<br />
bis auf Weiteres attraktiv erscheinen<br />
lässt.<br />
Der Fachhandel lebt<br />
Dennoch: Der Schweizer Fachhandel<br />
lebt! So vermeldete der Fachverband<br />
Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe<br />
Schweiz für das Jahr 2010 erfreuliche<br />
Absatzzahlen. Das erste Semester 2011<br />
scheint ähnlich stabil zu sein. Die Resultate<br />
kommen nicht von ungefähr, denn<br />
Schweizer Kunden achten nicht nur auf<br />
den Preis. Für hochwertige Dienstleistungen<br />
und Produkte, kompetente Beratung<br />
sowie fehlerfreie Wartungs- und<br />
Serviceleistungen sind sie weiterhin bereit,<br />
mehr zu bezahlen. Dies haben Umfragen<br />
bestätigt. Zudem schätzen es die<br />
Kunden, wenn der Fachhändler in der<br />
Nähe ist. Das sorgt für Verbundenheit<br />
und spart Zeit und Nerven.<br />
Der Blick auf das Schweizer Elektrogewerbe<br />
zeigt, wie wichtig es ist, dass der<br />
Fachhandel neue Geschäftsfelder rasch<br />
und konsequent nutzt. So haben die<br />
Elektroinstallateure und die Geräte-Spezialisten<br />
erkannt, dass Energieeffizienz<br />
und Erneuerbare Energien die Branche<br />
prägen und es für KMU überlebenswichtig<br />
ist, den Endkunden in diesen Bereichen<br />
ein umfangreiches Sortiment sowie<br />
kompetente Beratung bieten zu können.<br />
Gerade die kleinen, vom Inhaber geführten<br />
Fachbetriebe halten mit ihrer auf<br />
Solidität und Kontinuität basierenden Firmenphilosophie<br />
einen weiteren Trumpf<br />
in der Hand. Nicht nur durch die sorgsam<br />
aufgebaute persönliche Beziehung,<br />
sondern auch durch eine hohe Flexibilität<br />
und kurze Reaktionszeiten pflegen<br />
sie die für den Geschäftserfolg entscheidende<br />
Nähe zum Kunden.<br />
Die Erfahrung zeigt: Professionellen<br />
Fachhändlern eröffnen sich nach wie vor<br />
gute Perspektiven. Nur müssen sie ihre<br />
Marktnischen mutig und entschlossen<br />
bearbeiten. Dazu gehört auch ein wirksamer<br />
Auftritt mittels Werbung und PR<br />
sowie eine möglichst perfekte Kundenbetreuung.<br />
Denn: zufriedene Kunden<br />
sind treue Kunden.<br />
Eine bewährte Strategie im Kampf<br />
gegen die Grossen bleibt für die Kleinen<br />
der Zusammenhalt untereinander.<br />
Im Schweizer Elektrogewerbe reagierten<br />
die Installateure und Fachhändler<br />
früh. Bereits 1923 schlossen<br />
sich fünf Berner Spezialisten genossenschaftlich<br />
zur Schweizerischen<br />
Elektro-Einkaufs-Vereinigung eev zusammen.<br />
Diese agiert seither als<br />
Schaltstelle zwischen der Industrie<br />
und den Elektro-Installationsfirmen<br />
sowie dem Fachhandel und bringt den<br />
Lautsprecher (natürlich vom Bang&<br />
Olufsen-Soundsystem) im Armaturenbrett<br />
hoch, das Head-up Display zaubert<br />
Ziffern sowie farbige Ikons auf<br />
die Scheibe und der MMI Navigationsbildschirm<br />
bringt sich in Position.<br />
Selbstverständlich handelt es sich bei<br />
all diesen – und noch vielen andern<br />
– Komponenten, um Optionen, die<br />
einer langen Liste entnommen werden<br />
können.<br />
Der «andere» Dieselmotor<br />
Mit dem Normverbrauch (5,8 l/100<br />
km) ist der 3.0 TDI im Alltag wohl<br />
kaum zu bewegen – aber er zeigt<br />
trotzdem auf, was heute mit Spitzentechnologie<br />
möglich ist. Zumal das<br />
Triebwerk überhaupt nicht als Dieselmotor<br />
wahrgenommen wird. Der<br />
Soundgenerator lässt ihn eher wie<br />
einen blubbernden V8 erklingen. Betörend<br />
sind Fahrleistungen und Traktion.<br />
Serienmässig sind das Stop-<br />
Startsystem und die Rückgewinnung<br />
der Verzögerungsenergie. Gegenüber<br />
dem um 150 Kilo leichteren 2.0 TDI<br />
mit Frontantrieb fiel uns auf, dass die<br />
Lenkung einen deutlich höheren<br />
Kraftaufwand erfordert. Dafür reagiert<br />
die Siebengang-S-tronic sehr<br />
fein und entlastet den Fahrer. Der mit<br />
allen erdenklichen Assistenzsystemen<br />
bestückte Probewagen hält den<br />
Abstand zum Vordermann, parkt den<br />
A6 quer und längs in enge Parklücken,<br />
zeigt in der Nacht Menschen<br />
und Tiere auf der Fahrbahn, bevor<br />
diese im Scheinwerferlicht auftauchen<br />
und lässt den Avant wie von<br />
Geisterhand in der gewählten Spur<br />
bleiben.<br />
Der A6 Avant ist eine ideale Fahrmaschine<br />
für Berufsleute, die viel mitschleppen<br />
müssen – eigentlich schade,<br />
dass der Hybridantrieb nur für<br />
die Limousine vorgesehen ist.<br />
Roland Hofer<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
Audi A6 Avant: Elegante Form und raffinierte Technik verschmelzen zu einem Fahrzeug mit hohem Gebrauchswert.<br />
Schweizer Elektrobranche:<br />
wissenswertes<br />
Modell: Audi A6 Avant 3.0 TDI<br />
quattro<br />
Motor: 6-Zyl., 2967 ccm<br />
leistung (kW/PS): 150/204 bei<br />
3250 bis 4500/min<br />
Drehmoment: 450 von 1250 Nm<br />
bis 3000/min<br />
verbrauch (EU-Norm): 5,8 l/100 km,<br />
CO 2 152 g/km<br />
kraftübertragung: 7-Gang DSG/<br />
Allradantrieb<br />
Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,2 in<br />
Sekunden; Spitze: 230 km/h<br />
länge × breite × Höhe:<br />
4926 × 1874 × 1461 mm<br />
laderaum: von 565 bis 1680 dm 3<br />
gewicht (leer/gesamt): 1790/2420 kg<br />
nutzlast: 798 kg<br />
anhängelast gebremst: 1900 kg<br />
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mittlerweile über 1850 Genossenschaftern<br />
folgende Vorteile:<br />
n Erstens: Dank vorteilhaften Rahmenverträgen<br />
erzielen die Genossenschafter<br />
bei über 120 Vertragspartnern der<br />
Industrie überdachende Rückvergütungen.<br />
2010 erreichten die Mitglieder<br />
ein Gesamteinkaufsvolumen von über<br />
673 Millionen Franken.<br />
n Zweitens: Die Genossenschafter treten<br />
unter einer gemeinsamen Dach-<br />
marke auf. Jedes Mitglied ist ein ELI-<br />
TE Electro-Partner und darf diesen<br />
Schriftzug ebenso in den Firmenauftritt<br />
integrieren wie das ELITE-Signet.<br />
Dieses steht im Markt seit Jahren für<br />
Fachkompetenz und beste Dienstleistungen.<br />
n Drittens: Wer als Elektro-KMU Teil<br />
der eev-Genossenschaft ist, kann<br />
auf eine umfassende Marketingunterstützung<br />
zählen. Von der Fachmesse<br />
bis zum Kundenmagazin. Von<br />
der Website bis zum Ausstellungsfahrzeug.<br />
Von den Exklusivgeräten<br />
bis zur individuellen Werbeberatung.<br />
Mit der breiten Palette an Marketing-<br />
Service-Angeboten stellt die eev den<br />
Mitgliedern denjenigen Werkzeugkasten<br />
zur Verfügung, den sie für<br />
ihre individuelle Marktbearbeitung<br />
benötigen.<br />
LINK: www.eev.ch
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
SERVICE&BERATuNG 19<br />
CARAVANGEWERBE – Die Branche setzt auf leichte Caravans und kräftige Wohnmobile, die zugleich günstig und umweltschonend<br />
sind. Sorgen bereitet der starke Franken.<br />
Caravan-Neuheiten sind unterwegs<br />
Die Besitzer von Wohnmobilen und<br />
Caravans sind naturgemäss schier<br />
grenzenlos mobil und verbringen<br />
ihre Ferien und die Wochenenden<br />
schon mal in mehreren Ländern. Problematisch<br />
wird dieser Grenzverkehr<br />
für die Schweizer Händler, wenn<br />
Deutschland und andere Nachbarländer<br />
nicht erst während der Ferienreise,<br />
sondern bereits für den Kauf<br />
des neuen Fahrzeuges angesteuert<br />
werden. Das passierte 2011 wohl so<br />
häufig wie nie zuvor, profitierten<br />
doch nicht wenige Schweizer Wohnmobil-<br />
und Caravan-Interessierte<br />
vom schwachen Euro und kauften<br />
ihr neues Fahrzeug im Ausland.<br />
Es legt denn wohl auch an der gestiegenen<br />
Kaufkraft des Schweizer Franken,<br />
dass 2011 ein kleiner Caravanboom<br />
stattfindet. «Von Januar bis<br />
Ende August wurden 30 Prozent mehr<br />
Wohnmobile zum Strassenverkehr<br />
zugelassen als im Vorjahreszeitraum.<br />
Bei den Wohnwagen beträgt der Anstieg<br />
immerhin 9 Prozent», erklärt<br />
Christoph Hostettler, Präsident von<br />
caravaningsuisse, dem Schweizer<br />
Caravangewerbe-Verband. Ob der<br />
ganze Zuwachs auf Fahrzeugkäufe<br />
im Ausland zurückzuführen ist,<br />
kann er nicht abschätzen. Die Schweizer<br />
Caravanbranche erfasst traditionsmässig<br />
keine schweizweiten<br />
Verkaufszahlen. Er ist aber zuversichtlich,<br />
dass es trotz des turbulenten<br />
Geschäftsjahres 2011 mit einem<br />
stets neuen Margendruck gut um das<br />
Caravangewerbe steht. «Der Schweizer<br />
Markt ist gesund. Ein eigentliches<br />
Händlersterben wie im Ausland<br />
ist bei uns unvorstellbar, weil die<br />
Schweizer Händler viel seriöser<br />
aufgestellt und finanziert sind», so<br />
Hostettler.<br />
Tiefere Preise und<br />
umfassender Service<br />
Auch wenn der Verbandspräsident<br />
überzeugt ist, dass die im Sommer<br />
erlebte «eklatante Preisdifferenz» als<br />
Ausnahmesituation in Erinnerung<br />
bleiben wird, weisst er darauf hin,<br />
dass die Branche auf die zunehmende<br />
Preissensibilität der Schweizer<br />
Kundschaft reagiert hat.<br />
Man setzt bei den aktuellen Preislisten,<br />
die wie jedes Jahr im Oktober<br />
neu aufgelegt werden, je nach Händler<br />
und Preissegment auf tiefere<br />
Preise, auf bessere Ausstattung und/<br />
oder Garantieverlängerungen.<br />
«Zudem muss die Branche besser aufzeigen,<br />
welche Vorteile der Fahrzeugkauf<br />
innerhalb der Schweiz hat.<br />
Wenn ein Kunde für Inspektionen,<br />
Serviceleistungen und allgemeine<br />
Fragen einen Ansprechpartner in unmittelbarer<br />
Nähe aufsuchen kann, ist<br />
dies für ihn ein Mehrwert», so Hostettler.<br />
Zumal Fahrzeuge, die in der<br />
Schweiz gekauft wurden, entsprechend<br />
den hohen Schweizer Sicherheitsbestimmungen<br />
ausgerüstet seien<br />
– was gerade bei vermeintlichen<br />
Schnäppchenkäufen in Deutschland<br />
oftmals nicht der Fall sei. Man denke<br />
da nur an die Normen zur Gasversorgung,<br />
die in Deutschland ganz anders<br />
seien als in der Schweiz, was<br />
entweder eine teure Umrüstung bedinge<br />
oder ein Sicherheitsrisiko darstelle.<br />
Leichtere Fahrzeuge<br />
Ein Kauf lohnt sich jedenfalls schon<br />
deshalb, weil diesen Herbst zahlreiche<br />
interessante Neuheiten auf den<br />
Markt kommen. Eine gute Übersicht<br />
über sämtliche Neuheiten bietet vom<br />
Donnerstag, 27. bis Montag, 31. Oktober,<br />
der Suisse Caravan Salon auf<br />
dem Gelände der Bernexpo in Bern.<br />
Rund 260 Aussteller informieren dort<br />
über ihre Fahrzeuge, ihr Zubehör<br />
oder ihre Reiseangebote. Die Auswahl<br />
reicht vom einfachen Dachzelt<br />
für den Personenwagen über praktische<br />
Familienwohnwagen, kompakte<br />
Wohnmobile, saharataugliche Expeditionsmobile<br />
bis hin zu Luxuswohnmobilen.<br />
«Nirgends sonst in der<br />
Schweiz kann man sich so umfassend<br />
über die Caravaningwelt informieren»,<br />
so Hostettler und weist auf<br />
einige aktuelle Trends hin, welche<br />
die Besucher begutachten können.<br />
«Bei den Wohnwagen reagiert die<br />
Branche darauf, dass die Zugfahrzeuge<br />
immer kleiner werden, und bietet<br />
entsprechend kleinere Caravans an»,<br />
erklärt Christoph Hostettler. Auch bei<br />
den Reisemobilen werde weiter abgespeckt,<br />
was indes eher mit der<br />
«3,5-Tonnen-Knacknuss» zusammenhänge,<br />
sprich den zusätzlichen Strassengebühren,<br />
die für mehr als 3,5 Tonnen<br />
schwere Fahrzeuge in mehreren<br />
Ländern anfallen. Da an Bord moderne<br />
Materialien zum Einsatz kämen,<br />
müsse nicht an der Ausstattung<br />
gespart werden. «Die altbekannte<br />
Sandwich-Wand gibt es in einzelnen<br />
Modellen zwar noch, doch werden<br />
heute immer mehr moderne Kunststoffe<br />
wie Karbonelemente, die etwa<br />
aus der Formel 1 bekannt sind, verwendet»,<br />
erklärt er.<br />
Nachhaltig und schnell unterwegs<br />
Der Trend geht auch Richtung umwelt-<br />
und portemonnaieschonende<br />
Fahrzeuge, welche die Euro 5-Norm<br />
einhalten. Der Nachhaltigkeitsgedanke<br />
bremst dabei die Mobilität<br />
nicht aus, das Bild der kraftlosen<br />
Wohnmobilien, die am Gotthard<br />
Staus verursachen, ist gemäss Christoph<br />
Hostettler längst Vergangenheit.<br />
«Die neuen Motoren sind trotz<br />
niedrigem Benzinverbrauch kräftig.<br />
Der 2,3-Liter-Motor des neuen Fiat<br />
Von Januar bis Ende August wurden in der Schweiz 30 Prozent mehr Wohnmobile zum<br />
Strassenverkehr zugelassen als im Vorjahreszeitraum.<br />
Eine gute Übersicht über sämtliche Neuheiten bietet vom Donnerstag, 27. bis Montag, 31. Oktober, der Suisse Caravan Salon.<br />
Ducato kommt beispielsweise auf<br />
bis zu 150 PS und ist entsprechend<br />
schnell unterwegs», erklärt er. Auch<br />
andere Hersteller von Basisfahrzeugen<br />
würden nach dem Motto «mehr<br />
PS, geringerer Verbrauch und umweltfreundlicher»<br />
mit neuen Motoren<br />
auftrumpfen.<br />
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Auch bei der Innenausstattung werde<br />
auf den Umweltschutzgedanken<br />
geachtet, werden doch beispielsweise<br />
immer häufiger LED-Lampen<br />
statt Glühbirnen installiert.<br />
Die Gründe sind also zahlreich,<br />
weshalb der Caravaning-Boom 2012<br />
anhalten könnte – gepaart mit wie-<br />
der spürbar steigenden Verkaufszahlen<br />
der Schweizer Händler.<br />
LINKS<br />
www.suissecaravansalon.ch<br />
www.caravaningsuisse.ch<br />
Matthias Engel
20<br />
marktplatz<br />
Wer dies liest...<br />
beachtet Werbung.<br />
Sie sind nicht der Einzige!<br />
Nächste Ausgabe: 21. Oktober 2011<br />
Schweizerische<br />
Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
Der Schweizerische Gewerbeverband sgv, die Nummer 1 der Schweizer KMU-Wirtschaft, vertritt 280 Verbände und gegen 300000 Unternehmen.<br />
Im Interesse der Schweizer KMU setzt sich der sgv als grösster Dachverband der Schweizer Wirtschaft für optimale wirtschaftliche und<br />
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<strong>Schweizerischer</strong> Gewerbeverband sgv, Urs Wyler, Leiter Finanzen und Administration, Postfach, 3001 Bern
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
KmU-PoRTRäT 21<br />
TURBAL AG – Das Jonschwiler Familienunternehmen fertigt<br />
selbst entwickelte Wasserturbinen für Kleinkraftwerke an.<br />
Richtig viel<br />
Wasserkraft<br />
Wenn aus Wasser Strom wird, sind<br />
gewaltige Naturkräfte im Spiel. Durch<br />
mehrere Rohre stürzt das Wasser zu<br />
Tal, rauscht rasant in die Tiefe – direkt<br />
in die gewaltigen Peltonturbinen<br />
im Kraftwerksgebäude. Die Turbinen<br />
nehmen die Bewegungsenergie auf<br />
und schaffen es, über 90 Prozent der<br />
Wasserkraft in elektrischen Strom<br />
umzuwandeln. Dieser hohe Wirkungsgrad<br />
von bis zu 93,5 Prozent<br />
ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt,<br />
dass jede Turbine eine Einzelanfertigung<br />
ist und im Produktionsprozess<br />
auf die individuellen Bedürfnisse<br />
und Gegebenheiten abgestimmt<br />
werden musste.<br />
Produziert werden solche Peltonturbinen<br />
nicht etwa in einem Schweizer<br />
Bergkanton, sondern im sanktgallischen<br />
Jonschwil. Hier hat die 1960<br />
gegründete Turbal AG seinen Sitz.<br />
Hier werden für jede Turbine das<br />
Laufrad und die Becher individuell<br />
berechnet und ausgelegt.<br />
Bis zu 200 Stunden<br />
in der Fräsmaschine<br />
Lukas Hugentobler, Enkel des einstigen<br />
Firmengründers Huldreich Hugentobler,<br />
ist es, der die Volumenmodelle<br />
der hydraulischen Formeln, die<br />
sich durch Vorgaben wie Wassergefälle,<br />
Minutenliter und gewünschte<br />
Turbinengrösse ergeben haben, in die<br />
Programmiersprache übersetzt und<br />
in das Fünffach-Fräscenter DMU 200<br />
P einprogrammiert. Dass dieser «Turbinen-Code»<br />
sehr umfassend ist, beweist<br />
allein schon die Tatsache, dass<br />
ein einzelnes Rad bis zu 200 Stunden<br />
lang vom Fräser bearbeitet wird. Auf<br />
Millimeterschnitt folgt Millimeterschnitt.<br />
«Räder mit einem Gewicht<br />
von bis zu 7 Tonnen können in der<br />
Maschine gefräst werden», erklärt Lukas<br />
Hugentobler. Und er deutet auf<br />
eine weitere beeindruckende Maschine:<br />
Der CNC-gesteuerte Schweissroboter<br />
erlaube das effiziente Schweissen<br />
verschiedenster Bauteile von bis<br />
zu 2,5 Tonnen.<br />
Uzwiler Tradition<br />
Von solchen Maschinen konnten jene<br />
Menschen, die einst die Turbinentradition<br />
in der Region Uzwil begründeten,<br />
nur träumen. Ursprünglich<br />
tüftelten Uzwiler Textilmaschinenhersteller<br />
an Wasserkraftturbinen herum<br />
– und dies schon ab 1870. Die<br />
Brüder Heinrich, Jakob und Ulrich<br />
Benninger, welche 1859 die heute<br />
dAS UNTERNEHmEN<br />
Huldreich Hugentobler gründete 1960 in Algetshausen<br />
eine Modellbauschreinerei, die sich zu einem<br />
Maschinenbauunternehmen für Kleinserien- und<br />
Prototypenherstellung entwickelte. 1981 übernahm<br />
die Firma von einem Geschäftspartner den Service und<br />
Unterhalt für Wasserkraftturbinen in der ganzen<br />
Schweiz. Wenig später stieg das Unternehmen selber<br />
in den Turbinenbau für Kleinkraftwerke ein. Dank<br />
einem arbeitsteiligen Geschäftsmodell mit Andritz<br />
Hydro hat die Turbal Zugang zu einem weltweiten<br />
Vertriebsnetz, während Andritz umgekehrt alle kleinen<br />
Turbinen bei Turbal produzieren lässt. Die Turbal AG<br />
hat wie eine Andritz-Zweigstelle seit 2009 ihren Sitz<br />
in Jonschwil. Hier beschäftigt die Turbal AG rund<br />
<strong>40</strong> Mitarbeiter, darunter 7 Lernende, während das<br />
Andritz-Team 10 Angestellte zählt. Das KMU, das seit<br />
1998 von Roland Hugentobler in der 2. Generation<br />
geführt wird, erzielt 50 Prozent seines 8-Millionen-<br />
Umsatzes im Ausland.<br />
noch bestehende Benninger AG gegründet<br />
hatten, nahmen 1870 zusätzlich<br />
zur Anfertigung mechanischer<br />
Webstühle auch die Produktion von<br />
Turbinen auf. 1938 verkaufte die Benzinger<br />
AG diesen Geschäftszweig an<br />
den Unternehmer Gottlieb Giezendanner,<br />
der dann wiederum Anfang<br />
der Achtzigerjahre seinem Geschäftspartner<br />
Hulderich Hugentobler die<br />
schweizweiten Service- und Unterhaltsarbeiten<br />
für all die in Uzwil gefertigten<br />
Wasserkraftturbinen anvertraute.<br />
Bis zu jenem Zeitpunkt war die Turbal<br />
AG, die damals noch «Hugentobler<br />
Maschinenbau» hiess, auf Kleinserien-<br />
und Prototypenherstellung<br />
spezialisiert gewesen. Doch bald<br />
stieg das Unternehmen selber in den<br />
Turbinenbau für Kleinkraftwerke ein.<br />
Der Durchbruch gelang mit der Entwicklung<br />
einer eigenen Peltonbaureihe,<br />
die sich schweizweit gut verkaufte.<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Andritz Hydro<br />
Um aber auch international an Marktkraft<br />
zu gewinnen, musste sich die<br />
Turbal AG mit einem Partner zusammentun.<br />
«Als Kleinunternehmen hatten<br />
wir schlichtweg nicht die Ressourcen,<br />
unsere Turbinen weltweit<br />
zu vertrieben. Mit der Firma Bell-<br />
Escher Wyss konnte ein idealer Partner<br />
im Kleinturbinensegment gefunden<br />
werden», erzählt Roland Hugentobler.<br />
Die Turbal AG habe an Bell-<br />
Escher Wyss das Standardprogramm<br />
verkauft, sei als Werkstatt indes<br />
selbstständig geblieben<br />
Seit über 35 Jahren in der Turbal AG<br />
tätig, führt Hugentobler das KMU seit<br />
1998 als Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />
und Verwaltungsratspräsident.<br />
Er hat miterlebt, wie sich die Strukturen<br />
der Partnerfirma mehrmals wandelten.<br />
Das Zusammenarbeitsprinzip<br />
ist aber dasselbe geblieben: Dank dem<br />
arbeitsteiligen Geschäftsmodell mit<br />
der heutigen Andritz Hydro, die ihren<br />
Hauptsitz im österreichischen Graz<br />
hat, hat die Turbal Zugang zu einem<br />
weltweiten Vertriebsnetz. Umgekehrt<br />
lässt Andritz alle kleinen Turbinen bei<br />
Turbal produzieren.<br />
Auch auf Pazifikinsel<br />
Sei es bei kleineren Schweissarbeiten,<br />
dem Schleifen der Radzwischenräume<br />
oder der Qualitätskontrolle, trotz<br />
modernem Maschinenpark ist die<br />
Handfertigkeit der Angestellten nach<br />
wie vor in vielen Arbeitsschritten<br />
gefragt. Erst recht bei der Teilmontage<br />
der Turbinen, die bereits in Jonschwil<br />
erfolgt. Wenn die Turbine auf der Baustelle<br />
des Kraftwerkes endgültig zusammengebaut<br />
wird, ist Roland Hugentobler<br />
oftmals vor Ort dabei. Und<br />
dies nicht nur in der Schweiz. «Die<br />
Turbal AG erzielt 50 Prozent ihres<br />
8-Millionen-Franken-Umsatzes im<br />
Ausland, vorwiegend in den Nachbarländern»,<br />
erklärt er. Wichtigster<br />
Auslandsmarkt sei Österreich. Auf<br />
Platz 2 folge bereits Norwegen, das<br />
98 Prozent seines Stroms mit Wasserkraft<br />
erzeuge.<br />
Doch die Turbal AG hat auch Kunden<br />
in entlegenen Regionen. «Eine unserer<br />
Turbinen steht mitten im Pazifik<br />
auf einer der Salomon-Inseln», verrät<br />
Hugentobler. Das Projekt sei von der<br />
Deutschen Entwicklungshilfe koor-<br />
Das KMU wird seit 1998 von Roland Hugentobler in der<br />
2. Generation geführt.<br />
diniert worden. Und ja, er habe es<br />
sich nicht entgehen lassen, einen Abstecher<br />
auf die Pazifikinsel zu machen.<br />
«Das war eindrücklich, das einzige<br />
Auto auf der ganzen Insel war<br />
das Ambulanzfahrzeug», schildert er<br />
seine Reiseerlebnisse.<br />
Euro-Kurs vermindert Chancen<br />
auf Schweizer Aufträge<br />
Der bisherige internationale Erfolg<br />
wird aber durch die Währungsturbu-<br />
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lenzen des Euro stark gefährdet, dessen<br />
Wertverminderung sei mittlerweile<br />
ein «extremes Problem». Und<br />
dies nicht nur bei ausländischen<br />
Wasserkraftprojekten. «Der Euro-<br />
Kurs vermindert auch Chancen auf<br />
Schweizer Aufträge. Die ausländische<br />
Konkurrenz hat ihre Währungsvorteile<br />
erkannt und drängt zunehmend<br />
in den Schweizer Markt», so Roland<br />
Hugentobler. Die dagegen mit sehr<br />
tiefen Margen kämpfende Turbal AG<br />
Sohn Lukas Hugentobler kümmert sich um das Fünffach-<br />
Fräscenter DMU 200 P.<br />
muss sich darum bemühen, die Produktion<br />
weiter zu optimieren und<br />
vermehrt Komponenten bei ausländischen<br />
statt Schweizer Lieferanten<br />
einzukaufen.<br />
Matthias Engel<br />
LINK<br />
www.turbal.ch
Spass am Lesen!<br />
Viele weitere aktuelle Informationen über gewerbliche Themen und den sgv<br />
finden sie unter: www.sgv-usam.ch
Schweizerische Gewerbezeitung<br />
– 7.<br />
Oktober<br />
2011<br />
tribüne 23<br />
echo<br />
Ausstieg unmöglich<br />
Zahlen zur Kernenergie<br />
Ich möchte mit nachstehenden Zahlen (sie stammen<br />
aus dem Bundesamt für Energie) aufzeigen,<br />
dass ein Ausstieg aus der Kernenergie in<br />
absehbarer Zeit und auch 2034 nicht möglich<br />
ist.<br />
n Stromproduktion durch AKW 2010 ca. 26 Milliarden<br />
kWh. Stromproduktion der 32 Windanlagen<br />
2010 ca. 36,6 Millionen kWh. Stromproduktion<br />
der 7425 Solaranlagen 2010 ca. 83 Millionen<br />
kWh. Stromgesamtproduktion Wind- und<br />
Solaranlagen 2010 ca. 119,6 Millionen kWh.<br />
n Anteil Wind- und Solarstrom 2010 ca. 0,46<br />
Prozent gegenüber Anteil AKW-Strom (26 Milliarden<br />
kWh AKW zu 119,6 Millionen kWh<br />
Wind- und Solarstrom).<br />
n Den AKW-Strom ersetzen durch Solarstrom<br />
(Jahresproduktion pro m 3 ca. 130 kWh) benötigt<br />
200 Quadratkilometer Solarfläche. AKW-<br />
Strom ersetzen durch Windgeneratoren (100 m<br />
hoch, Jahresproduktion ca. 5 Millionen kWh)<br />
benötigt 5200 Windgeneratoren.<br />
n Stromproduktionskosten 2010, ohne Verluste,<br />
Transport- und Verteilkosten, pro kWh: AKWund<br />
Wasserkraftstrom 4 bis 6 Rp. (Produktion<br />
Tag und Nacht, 11 Monate im Jahr).Windenergie<br />
ca. 30 Rp. (nur wenn Wind vorhanden). Solarenergie<br />
ca. 50 bis 70 Rp. (wenn die Sonne<br />
scheint, nachts kein Strom).<br />
n Anstieg Stromverbrauch: 2000 bis 2010: Anstieg<br />
10 Prozent. 2010: 4 Prozent. Annahme 2011<br />
bis 2020: pro Jahr 1 Prozent, ergibt 10 Prozent<br />
(mehr als 1 AKW).<br />
Ich bitte alle Ausstiegs-Befürworter nachzurechnen<br />
und nachzudenken, ob ein AKW-Ausstieg<br />
möglich ist mit einem für unsere Industrie annehmbaren<br />
Strompreis.<br />
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Othmar Lengwiler, Mörschwil SG<br />
tribüne<br />
Killerthese gegendie Berufslehre<br />
Rudolf Strahm über<br />
Berufsbildung im Clinch<br />
der Akademiker<br />
Es war tiefster Winter in Klosters. An der<br />
Gewerblichen Winterkonferenz im Silvretta-Parkhotel<br />
dozierte der in Deutschland<br />
lehrende Schweizer Philosophieprofessor<br />
Walther Ch. Zimmerli vor den Gewerbeverbands-Vertretern<br />
wörtlich: «Jeder dritte Lehrabgänger<br />
findet heute nach der Ausbildung<br />
keine Stelle.» So stand es wörtlich auch in<br />
seiner Referatsprojektion, die er unter dem<br />
illustren Signet «Brandenburgische Technische<br />
Universität Cottbus» präsentierte.<br />
Gleich nach seiner Rede in Klosters wurde der<br />
geschwätzig-eloquente Professor mit der Gegenmeinung<br />
konfrontiert: Eine solche Aussage<br />
könne unmöglich stimmen. Würde die Arbeitsintegration<br />
von Lehrabgängern derart<br />
schlecht ausfallen, würde dies zu einer ver-<br />
nichtenden Reputation für die schweizerische<br />
Berufslehre werden.<br />
Eine solche Behauptung wirkt sich auch deshalb<br />
verheerend aus, weil Professor Zimmerli<br />
nach eigenem Bekunden über 50 Auftritte über<br />
das schweizerische Bildungssystem und über<br />
die von ihm behaupteten Mängel der Berufsbildung<br />
absolvierte. In der Pressekonferenz des<br />
ominösen Weissbuchs zur Zukunft des Bildungssystems<br />
bis 2030 hatte er sich laut NZZ<br />
auch zur Aussage verstiegen: «Die Berufslehre<br />
ist ein Auslaufmodell.» Diese Killerphrase<br />
wagte er in Klosters vor dem Gewerbe allerdings<br />
nicht zu wiederholen.<br />
Nach diesem fulminanten Auftritt in Klosters<br />
haben wir Zimmerli schriftlich nach den<br />
Quellen seiner Killerthese befragt, wonach<br />
jeder dritte Lehrabgänger nach der Berufslehre<br />
keine Anstellung finde. Er nannte uns einen<br />
kurzen Artikel aus dem Internet, der vom KV<br />
Schweiz stammt und eine Lehrabsolventenbefragung<br />
zitiert. Danach gelangten wir an den<br />
KV Schweiz, beschafften die vollständigen<br />
Presseunterlagen und verlangten vom Verband<br />
eine Interpretation und Klärung.<br />
Diese Klärung der Umfrageresultate zur Stellensituation<br />
von Lehrabgängern ergab folgendes<br />
Resultat: Im Juli 2010, also zum Zeitpunkt<br />
des Lehrabschlusses der KV-Lehrlinge, hatten<br />
28,5 Prozent der Lehrabgänger tatsächlich<br />
noch keine feste Anstellung gefunden. Ein<br />
Jahr später, im Juli 2011, waren es 26,1 Prozent.<br />
Der Juli ist normalerweise der Monat der<br />
Beendigung der Berufslehre, und da ist es<br />
verständlich, dass viele Lehrabsolventen noch<br />
in der Schwebe sind. Nur auf diesen Monat<br />
hatte sich Zimmerli berufen.<br />
Die Zweitbefragung dieser Lehrabgänger im<br />
November 2010, also vier Monate danach,<br />
ergab, dass nur noch 11 Prozent der Lehrabgänger<br />
stellenlos verblieben waren. Wobei<br />
einige davon im Auslands- und Sprachaufenthalt<br />
oder im Militärdienst (Rekrutenschule)<br />
steckten. Aufgrund einer Rückfrage beim KV<br />
Schweiz wird geschätzt, dass ein Jahr nach<br />
Lehrabschluss weniger als 5 Prozent keine<br />
Stelle haben.<br />
Mit andern Worten: Ein Jahr nach Berufsabschluss<br />
haben über 95 Prozent der Lehrabgänger<br />
eine Stelle resp. stecken schon in einer<br />
Weiterbildung. Im Vergleich dazu: Ein Jahr<br />
nach Studienabschluss haben nur 50 Prozent<br />
der schweizerischen Universitätsabgänger eine<br />
feste Anstellung im abschlussadäquaten Beruf.<br />
Professor Zimmerli hat also wahllos den<br />
schlechtesten, weil frühesten Wert herausgepickt<br />
und in die Killerthese umformuliert,<br />
jeder dritte Lehrabgänger fände keine Stelle.<br />
Mit dieser Behauptung tingelt er nun durchs<br />
Land, um seine These vom «Auslaufmodell Berufslehre»<br />
mit professoralem Imponiergehabe<br />
zu «beweisen».<br />
Ich mache diese Episode erneut zum Thema,<br />
weil sie irgendwie systematisch ist. Da wird<br />
mit einer Mischung von standespolitischen<br />
Interessen der Universität und akademischem<br />
Dünkel die Berufsbildung schlecht geredet,<br />
ohne sie wirklich zu kennen. Man spricht vom<br />
«Trend zur Wissensgesellschaft», um die<br />
Maturitätsquoten hochzustemmen und mehr<br />
Finanzen für die vollschulischen und akade-<br />
Der Trend zur<br />
Wissensgesellschaft<br />
ist unverkennbar<br />
– mehr<br />
Computer, mehr<br />
Informatik, mehr<br />
Digitalisierung<br />
– und zwar quer<br />
durch alle Berufe:Auto-Mechatroniker<br />
bei der<br />
Arbeit.<br />
mischen Bildungswege zu mobilisieren.<br />
Der Trend zur Wissensgesellschaft ist zwar<br />
unverkennbar – mehr Computer, mehr Informatik,<br />
mehr Digitalisierung, mehr fremdsprachige<br />
Kommunikation –, aber die Wissensgesellschaft<br />
entwickelt sich nicht nur über die<br />
Hochschulkanäle, sondern sie läuft quer durch<br />
alle Berufe über die Weiterbildung. Auch<br />
handwerklich-gewerbliche und gewerblich-industrielle<br />
Berufe stützen sich immer stärker<br />
auf Computer, CNC-Automaten, informatisierte<br />
und digitalisierte Steuerungen. Fast alle Berufe,<br />
nicht bloss die akademischen Bildungsgänge,<br />
erfordern neue Wissenselemente. Deshalb<br />
muss die Vermittlung von Grundwissen<br />
und Berufskenntnissen quer durch alle Berufslehren<br />
laufen. Es braucht auch in der Berufslehre<br />
zwei, drei Schulstunden mehr als heute,<br />
ohne die Lehre zu «verschulen». Der Abstand<br />
zum Gymnasium darf nicht zu gross werden.<br />
Man muss einige Vorzüge zur Berufslehre in<br />
Erinnerung rufen: Erstens die Bildungssysteme<br />
mit einer dualen Berufslehre sind bezüglich<br />
Arbeitsmarktintegration den vollschulischen<br />
Bildungssystemen überlegen. Die fünf Berufsbildungsländer<br />
mit Dualsystem in Westeuropa,<br />
nämlich die Schweiz, Westdeutschland, Österreich,<br />
Holland und Dänemark, haben eine<br />
Jugendarbeitslosigkeit, die zwei- bis dreimal<br />
tiefer liegt als jene in den vergleichbaren<br />
Industriestaaten ohne Berufslehre. Es gibt<br />
keine effizientere und wirksamere Prävention<br />
der Arbeitslosigkeit als die Berufslehre.<br />
Zweitens ist die Berufslehre entscheidend als<br />
Ausgangspunkt für berufspraktische und<br />
technische Weiterbildungen, die zu höherer<br />
Produktivität und internationaler Konkurrenzfähigkeit<br />
führen. Die berufliche Weiterbildung<br />
und höhere Berufsbildung ist das verbreitetste<br />
und wichtigste Instrument zur raschen Diffusion<br />
neuer Technologien in die Wirtschaft<br />
hinein.<br />
Und drittens sind die wirtschaftlichen Resultate<br />
der Berufsbildung manifest: Die Schweiz,<br />
Deutschland, Holland, Dänemark haben trotz<br />
hoher Löhne einen Handelsbilanzüberschuss,<br />
das heisst, sie exportieren mehr, als sie importieren,<br />
während die meisten Nichtberufsbildungsländer<br />
Europas einen Negativsaldo<br />
ausweisen.<br />
Die Berufsbildungsszene darf sich nicht alles<br />
gefallen lassen. Sie sollte mehr Selbstvertrauen<br />
entwickeln und dieses zur Schau stellen. Und<br />
sie muss den elitären Denkmustern eine Antwort<br />
entgegenhalten. Das neue Hochschulförder-<br />
und Koordinationsgesetz (HFKG) wird der<br />
Akademisierung und der Dominanz der Universitäten<br />
weiteren Vorschub leisten. Dass<br />
vermutlich kein Referendum gegen dieses<br />
Gesetzesmonster ergriffen wird, muss bedauert<br />
werden. Es ist eine verpasste Gelegenheit, den<br />
Akademisierungstrend einmal demokratisch<br />
zur Diskussion zu stellen.<br />
Zur publikumswirksamen Selbstdarstellung<br />
der Berufsbildungsszene ist gewiss<br />
auch die in London stattfindende<br />
Berufsweltmeisterschaft ein gutes Vehikel.<br />
Es bräuchte aber noch weitere.<br />
Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;<br />
diese muss sich nicht mit jener des sgv decken.