Aktuelle Ausgabe - Schweizerischer Gewerbeverband sgv
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21. DEZEMBER 2012<br />
AZA 3001 Bern<br />
HÖHERE BERUFSBILDUNG – Parlamentarier von links bis rechts unterstützen Forderung des <strong>sgv</strong><br />
nach stärkerer Gewichtung der Höheren Berufsbildung im Departement Schneider-Ammann.<br />
«Bundesrat enttäuscht»<br />
Wenige Tage bevor das von Bundesrat<br />
Johann Schneider-Ammann geführte<br />
Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement<br />
zum Departement für Wirtschaft,<br />
Bildung und Forschung aufgewertet<br />
wird, ist der Stellenwert der<br />
Höheren Berufsbildung innerhalb des<br />
neuen Staatssekretariats für Bildung,<br />
Forschung und Innovation (SBFI)<br />
noch immer nicht geklärt (vgl. sgz<br />
vom 7. Dezember). Ende November<br />
hatte <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat Jean-<br />
François Rime (SVP⁄FR) moniert, dass<br />
das Versprechen des Bundesrats nicht<br />
eingehalten werde, im Rahmen der<br />
Reorganisation die Höhere Berufsbildung<br />
nicht zu schwächen. Stein des<br />
Anstosses ist die Struktur des SBFI –<br />
in dessen Organigramm die Höhere<br />
Berufsbildung bloss als Subkategorie<br />
aufgeführt ist.<br />
Viele offene Fragen<br />
In der Folge musste sich der angehende<br />
Bildungsminister auch in der<br />
Fragestunde des Nationalrats einer<br />
breiten, parteiübergreifenden Kritik<br />
stellen. Vizepräsident Ruedi Lustenberger<br />
(CVP⁄LU) wollte wissen, wie<br />
– und vor allem bis wann – der Bundesrat<br />
die Gleichbehandlung der Höheren<br />
Berufsbildung gegenüber den<br />
übrigen Tertiärbereichen sicherstellen<br />
wolle. Christine Bulliard-Marbach<br />
(CVP⁄FR) fürchtete, dass eine spätere<br />
Reorganisation im Bildungssekretariat<br />
zu unnötiger Unruhe führen<br />
werde. Jaques-André Maire (SP⁄NE)<br />
zweifelte, ob der Bundesrat sich der<br />
Vorteile der Höheren Berufsbildung<br />
für die Unternehmen und Institutionen<br />
bewusst sei, und mahnte Ände-<br />
Hat der angehende Bildungsminister nun ein offenes Ohr für die Anliegen der<br />
Höheren Berufsbildung oder nicht? Bis dato bleibt die Frage offen...<br />
rungen an der Organisation des SBFI<br />
an. Jean-François Steiert (SP⁄FR)<br />
schliesslich erkundigte sich ebenfalls<br />
nach den Gründen für die befremdliche<br />
Organisation nach der Fusion<br />
der verschiedenen Bildungsämter.<br />
Wortreich wie eh und je verteidigte<br />
Bundesrat Schneider-Ammann die<br />
geplante Struktur des SBFI, um am<br />
Schluss dennoch einzuräumen, dass<br />
er bereit sei, die Frage der Positionie-<br />
rung der Höheren Berufsbildung<br />
nochmals zu prüfen – aufgrund «konkreter<br />
Erfahrungen, die in den ersten<br />
Monaten des kommenden Jahres gesammelt»<br />
würden. Im Moment stehe<br />
die Stabilisierung des neuen Staatssekretariats<br />
im Vordergrund; «schnell<br />
aufeinander folgende Reorganisationen<br />
führen zu Verunsicherung und<br />
Unruhe und sind deshalb zu vermeiden.»<br />
RPG-REFERENDUM – Offener Brief der <strong>sgv</strong>-Spitze an Bundespräsident Ueli Maurer.<br />
Keine grenzenlose Solidarität<br />
Nationalrat Jean-François Rime, Präsident<br />
des Schweizerischen <strong>Gewerbeverband</strong>s<br />
<strong>sgv</strong> und <strong>sgv</strong>-Direktor<br />
Hans-Ulrich Bigler haben einen «Offenen<br />
Brief» an Bundespräsident<br />
Ueli Maurer verfasst. Darin geben<br />
sie ihrem Erstaunen»Ausdruck über<br />
ein Interview im «Schweizer Bauer»,<br />
in dem sich Maurer hinter die Revision<br />
des Raumplanungsgesetzes gestellt<br />
hat. «Der Kulturlandschutz hat<br />
höchste Priorität, das ist völlig klar»,<br />
liess sich Maurer zitieren.<br />
«Referenz an die Bauernschaft»<br />
«Wir gehen davon aus, dass Sie mit<br />
dieser Stellungnahme vor allem der<br />
Bauernschaft eine Reverenz erweisen<br />
wollten», kommentiert die <strong>sgv</strong>-<br />
Spitze diese Aussage des Bundespräsidenten.<br />
Für den <strong>sgv</strong> sei es<br />
Bundespräsident Ueli Maurer: Seine Unterstützung der RPG-Revision löst in Gewerbekreisen<br />
Kopfschütteln aus – und soll vor allem den Bauern schmeicheln.<br />
Warum dann nicht jetzt?<br />
«Eine äusserst merkwürdige Aussage<br />
des künftigen Bildungsministers»,<br />
stellt Christine Davatz fest. Die <strong>sgv</strong>-<br />
Bildungsfachfrau empfindet es noch<br />
immer als «Affront», dass die für die<br />
Schweizer Wirtschaft so zentral wichtige<br />
Höhere Berufsbildung im neuen<br />
SBFI bloss «unter ferner liefen» geführt<br />
werden soll. Und sie fragt:<br />
«Wenn der Bundesrat schon bereit ist,<br />
die Positionierung nochmals aufs Tapet<br />
zu bringen: Warum tut er es dann<br />
nicht rechtzeitig, also noch vor der<br />
Umsetzung der Neuorganisation?»<br />
«Bitte etwas konkreter»<br />
Auch die um die Berufsbildung besorgten<br />
Parlamentsmitglieder sind von<br />
Schneider-Ammanns Antworten nur<br />
wenig überzeugt. «Ich hätte mir gewünscht,<br />
eine etwas konkretere Aussage<br />
zu diesem dringenden Problem<br />
zu erhalten», kommentiert Ruedi Lustenberger<br />
diplomatisch. Sein Neuenburger<br />
Kollege wird deutlicher: «Die<br />
Antwort des EVD-Chefs war enttäuschend»,<br />
meint Jaques-André Maire<br />
auf Anfrage der sgz, «das einzige Zeichen<br />
der Öffnung ist, dass er bereit<br />
ist, die neue Struktur nach einigen<br />
Monaten nochmals unter die Lupe zu<br />
nehmen.» Ansonsten habe sich<br />
Schneider-Ammann in seiner «sehr<br />
allgemein gehaltenen Antwort» damit<br />
begnügt, den Wert der Höheren Berufsbildung<br />
zu bestätigen. «Wir aber<br />
sind überzeugt», so Maire, «dass der<br />
Höheren Berufsbildung im Organigramm<br />
des SBFI ein ihrer Bedeutung<br />
angemessener, eigener Platz zusteht.»<br />
Gerhard Enggist<br />
«schwierig», Maurers Position zu<br />
verstehen. «Der schweizerische Bauernstand<br />
wird nämlich – im Gegensatz<br />
zum Gewerbe – massiv vom<br />
Staat unterstützt und erhält selbst<br />
für eingezontes Land noch Direktzahlungen.»<br />
Die Solidarität der gewerblichen<br />
Wirtschaft könne «angesichts<br />
der Vorrangstellung der Landwirte<br />
daher nicht grenzenlos sein».<br />
Der <strong>sgv</strong> habe das Referendum «nicht<br />
leichtfertig ergriffen, sondern um eine<br />
verhängnisvolle Entwicklung zu<br />
stoppen.» Für den angestrebten<br />
Schutz des Kulturlandes brauche es<br />
die «eigentumsfeindliche und zentralistische<br />
RPG-Revision» nicht.<br />
LINK<br />
www.rpg-revision-nein.ch<br />
Die nächste sgz erscheint am<br />
11. Januar 2013<br />
Nr. 26 – 129. Jahrgang<br />
HOLZMARKT SCHWEIZ<br />
Nützen statt schützen<br />
Die Schweizer Holzverarbeiter – von den Sägern bis<br />
zu den Papier- und Pellet-Herstellern – fordern, dass<br />
der Schweizer Wald verstärkt genutzt wird. Und sie<br />
fordern die Forstbehörden zum Umdenken auf:<br />
Gefragt sei nicht Laubholz, sondern Nadelholz. Um<br />
ihren Anliegen Gehör zu verschaffen, haben die<br />
Holzverwerter die Taskforce Wald + Holz + Energie<br />
gegründet. Mit dabei ist auch <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat<br />
Jean-François Rime (Bild) in seiner Funktion<br />
als Präsident von Holzindustrie Schweiz. En<br />
INHALT<br />
Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 15 Internet: www.<strong>sgv</strong>-usam.ch – E-Mail: info@<strong>sgv</strong>-usam.ch Inserate: Telefon 031 387 22 11<br />
SEITE 15<br />
PETER SPUHLER – Warum<br />
sich der Thurgauer Unternehmer<br />
aus der Politik<br />
zurückzieht. SEITE 2<br />
WETTBEWERBE – Nicht nur<br />
die Maurer lieferten<br />
sich harte Kämpfe um die<br />
Meistertitel. SEITEN 10–11<br />
ENERGIESPAREN – Studien<br />
zeigen, dass Elektromotoren<br />
keine «Stromfressser»<br />
sein müssen. SEITE 17
2<br />
DIESE WOCHE<br />
PETER SPUHLER – Der Thurgauer SVPNationalrat tritt nach 13 Jahren zurück, um sich verstärkt<br />
auf die Geschicke seiner Unternehmung zu konzentrieren.<br />
«Milizsystem funktioniert»<br />
Gewerbezeitung: Herr Spuhler, auf<br />
den 31. Dezember 2012 haben Sie<br />
Ihren Rücktritt als Nationalrat<br />
angekündigt. Man hat das Gefühl,<br />
Ihnen sei dieser Entscheid nicht<br />
leichtgefallen.<br />
n Peter Spuhler: Ja, das war ein<br />
schwieriger Entscheid. Doch aufgrund<br />
des veränderten wirtschaftspolitischen<br />
Umfelds und der damit<br />
verbundenen Lagebeurteilung war<br />
für mich klar, dass schwierigere Zeiten<br />
auf uns zukommen und ich mich<br />
wieder zu 150 Prozent auf das Unternehmen<br />
konzentrieren muss.<br />
Ich bin ein überzeugter Anhänger des<br />
Milizsystems: Als Vertreter verschiedenster<br />
Branchen bringen die Schweizer<br />
Parlamentarier wertvolle wirtschaftliche<br />
Erfahrung in die parlamentarische<br />
Arbeit ein. Umgekehrt<br />
heisst dies aber auch: Jeder Parlamentarier<br />
hat einen Beruf – und die<br />
Politik ist eine nebenberufliche Beschäftigung.<br />
Zeigt denn nicht gerade Ihr Fall,<br />
dass das Milizsystem an seine<br />
Grenzen stösst?<br />
n Nein, das Milizsystem funktioniert<br />
gut. Es ist kein Zufall, dass die<br />
Schweiz auch in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten stabilere wirtschaftliche<br />
und politische Rahmenbedingungen<br />
hat als die meisten anderen<br />
Länder.<br />
Als Bürger und Unternehmer habe<br />
ich mich 13 Jahre im Nationalrat engagiert.<br />
Als ich 1999 gewählt worden<br />
bin, hatte mein Unternehmen 440<br />
Mitarbeiter und 148 Millionen Umsatz.<br />
Heute haben wir über 5000<br />
Mitarbeiter und rund 2,4 Milliarden<br />
Umsatz. Das politische Engagement<br />
konnte ich gut mir meiner Tätigkeit<br />
als Unternehmer vereinbaren – auch<br />
wenn diese Doppelbelastung natürlich<br />
nicht mit einer 42-Stunden-Woche<br />
zu bewältigen ist.<br />
«JEDER PARLAMENTA<br />
RIER HAT EINEN BERUF<br />
NEBEN DER POLITIK.»<br />
Dies aber hat sich nun geändert?<br />
n Ja. Die Verschuldungssituation und<br />
die damit verbundenen Währungsverwerfungen,<br />
welche zahlreiche<br />
Länder erschüttern, haben auch auf<br />
unsere Branche Auswirkungen. Die<br />
Anzahl Ausschreibungen ist stark zurückgegangen<br />
und bei den laufenden<br />
Ausschreibungen kämpfen wir nach<br />
wie vor mit dem starken Franken.<br />
Kommt hinzu: Wir erschliessen derzeit<br />
neue Märkte, vor allem in Osteuropa<br />
und Asien. Wer dort wirtschaftlichen<br />
Erfolg anstrebt, weiss: Die<br />
Kontakte mit den örtlichen Verantwortungsträgern<br />
sind wichtig. Dies<br />
ist oft mit kurzfristigen, mehrtägigen<br />
Abwesenheiten verbunden, was eine<br />
parlamentarische Tätigkeit schwierig<br />
macht.<br />
Werden Sie sich denn vollständig<br />
aus der Politik verabschieden?<br />
n Als Parlamentarier trete ich wohl<br />
zurück, aber ich bleibe meiner Partei<br />
erhalten. Selbstverständlich werde<br />
ich die SVP auch in Zukunft unterstützen.<br />
Ich schätze meine Partei,<br />
weil sie geradlinig und glaubwürdig<br />
für die Interessen von Gewerbe und<br />
Wirtschaft eintritt.<br />
IMPRESSUM<br />
Rücktritt nach 13 Jahren im Nationalrat: Peter Spuhler will sich stärker auf sein Unternehmen Stadler Rail konzentrieren.<br />
Und wie halten Sie es mit dem<br />
Präsidium der IG Freiheit?<br />
n Bei der IG Freiheit werde ich als<br />
Präsident zurücktreten, bleibe aber<br />
Vorstandsmitglied. Ich werde den<br />
Verein auch in Zukunft unterstützen.<br />
Die IG Freiheit liegt mir am Herzen:<br />
Der Kampf gegen unnötige Gesetze<br />
und die zunehmende Bürokratie ist<br />
eine der wichtigsten politischen Aufgaben<br />
überhaupt. Mit der Verleihung<br />
des «Rostigen Paragraphen» haben<br />
wir einen Event geschaffen, der mittlerweile<br />
auf eine beachtliche Aufmerksamkeit<br />
zählen darf. Das müssen<br />
wir weiterverfolgen: Es ist wichtig,<br />
Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit<br />
zu sensibilisieren und zu<br />
mehr Zurückhaltung bei der Gesetzgebung<br />
zu mahnen.<br />
Haben Sie Ihre Nachfolge bei der<br />
IG Freiheit schon geregelt?<br />
n Ja, wir haben glücklicherweise<br />
zahlreiche engagierte Vorstandsmitglieder.<br />
Unsere Vizepräsidenten Gerhard<br />
Pfister (CVP) und Christian Lüscher<br />
(FDP) bleiben im Amt. Mein<br />
Nachfolger wird Gregor Rutz (SVP),<br />
der seit Ende November dem Nationalrat<br />
angehört und welcher bereits<br />
im Herbst 2006 zu den Gründern und<br />
Hauptinitianten unserer Vereinigung<br />
gehörte. Wir konnten unseren Vorstand<br />
zudem mit Alois Gmür und<br />
Jean-René Fournier verstärken. Beide<br />
gehören der CVP an. Dies ist wichtig<br />
für die IG Freiheit: Wir waren stets<br />
überparteilich abgestützt – und konnten<br />
darum immer wieder Mehrheiten<br />
im Parlament für unsere Anliegen<br />
gewinnen.<br />
«MEHR ZURÜCK<br />
HALTUNG BEI DER<br />
GESETZGEBUNG<br />
IST WICHTIG. »<br />
Welches waren die letzten Erfolge<br />
der IG Freiheit?<br />
n Im September haben wir die Volksabstimmung<br />
über das totale Rauchverbot<br />
gewonnen und konnten verhindern,<br />
dass das staatliche Rauchverbot<br />
schon nach zwei Jahren weiter<br />
verschärft wird. Sodann haben<br />
wir uns stets gegen das Präventionsgesetz<br />
engagiert, welches in der<br />
Herbstsession definitiv verworfen<br />
wurde. In der Wintersession ist es<br />
Herausgeber ⁄ Verlag: <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong><br />
Schwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 Bern – Tel. 031 380 14 14<br />
Fax 031 380 14 15 – verlag@<strong>sgv</strong>usam.ch – www.<strong>sgv</strong>usam.ch<br />
Herausgeber: HansUlrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler<br />
uns nun gelungen, eine Änderung<br />
des Arbeitsgesetzes zu bewirken, um<br />
die unglaubliche Bürokratie für Tankstellenshops<br />
zu vermindern. Es freut<br />
mich, dass wir nach vierjähriger Arbeit<br />
einen solchen Erfolg verbuchen<br />
dürfen.<br />
Engagieren Sie sich im Hin blick<br />
auf die Abstimmungen vom<br />
3. März 2013?<br />
n Ja, selbstverständlich. Als Unternehmer<br />
kämpfe ich für gute Rahmenbedingungen.<br />
Darum setze ich<br />
mich für ein Nein zur Minder-Initiative,<br />
aber auch für ein Nein zur<br />
Revision des Raumplanungsgesetzes<br />
ein.<br />
Garantiert denn die Minder-Initiative<br />
nicht stabile Rahmenbedingungen?<br />
Die Initiative will doch<br />
einzig das Fehlverhalten von<br />
Managern, welches dann Unternehmen<br />
in eine Schieflage bringt,<br />
verhindern.<br />
n Dass Fehler passiert sind, wissen<br />
wir alle. Und dass Unternehmen<br />
nicht zu einem Selbstbedienungsladen<br />
für Manager werden dürfen, ist<br />
hoffentlich auch unbestritten. Wichtig<br />
ist aber, dass in dieser Situation<br />
die Einfluss- und Korrekturmöglichkeiten<br />
der Eigentümer gestärkt werden.<br />
Zu meinen, mit staatlichen Vorschriften<br />
und Interventionen könne<br />
man diese Probleme lösen, ist ein<br />
Fehlschluss.<br />
Darum werde ich die Minder-Initiative<br />
ablehnen: Mit dieser Initiative<br />
lösen wir keine Probleme. Die entsprechenden<br />
Fragen müssen im Aktienrecht<br />
geregelt werden, so wie es<br />
das Parlament vorgeschlagen hat.<br />
Auch die Revision des Raumplanungsgesetzes<br />
bekämpfen Sie?<br />
n Ja – diese Gesetzesrevision ist<br />
schädlich für Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Mit der künstlichen Verknappung<br />
des Baulands treiben wir die<br />
Mieten massiv in die Höhe. Dieser<br />
Kostenanstieg wird mit der Einführung<br />
der Mehrwertabgabe – einer<br />
neuen Steuer für Grundeigentümer<br />
– zusätzlich verschärft.<br />
Das ist unverantwortbar: Bereits heute<br />
können sich viele Familien und<br />
Gewerbler in grossen Städten oder<br />
Agglomerationen kaum mehr eine<br />
Wohnung leisten. Auch in touristischen<br />
Gebieten werden bereits heute<br />
exorbitante Mietzinse verlangt. Diesen<br />
Entwicklungen dürfen wir nicht<br />
weiter Vorschub leisten.<br />
«DIE RPGREVISION<br />
SCHADET WIRTSCHAFT<br />
UND GESELLSCHAFT. »<br />
Lässt sich das Problem der Wohnungsknappheit<br />
und der steigenden<br />
Mietzinse denn überhaupt<br />
lösen?<br />
n Es gibt verschiedene Faktoren, welche<br />
für den Anstieg der Mieten und<br />
die Wohnungsknappheit verantwortlich<br />
sind. Auf der einen Seite wohnen<br />
immer weniger Personen in einem<br />
Haushalt, und der Flächenverbrauch<br />
pro Person wird immer höher. Das<br />
ist vor allem eine Folge des Wohlstands:<br />
Der Einzelne hat immer höhere<br />
Ansprüche.<br />
Auf der anderen Seite führt aber auch<br />
die Zuwanderung zu einem immer<br />
grösseren Bedarf an Wohnraum. In<br />
den vergangenen sechs Jahren sind<br />
über 400 000 Personen in die Schweiz<br />
gezogen.<br />
Doch mit der vorliegenden RPG-Revision<br />
lassen sich diese Probleme<br />
nicht lösen. Die bisherigen Regelungen<br />
haben sich bewährt: Gemeinden<br />
und Kantone sollen auch weiterhin<br />
ihren Spielraum haben, um Lösungen<br />
zu treffen, welche für die jeweilige<br />
Region am besten sind.<br />
Interview: Gerhard Enggist<br />
DIE IG FREIHEIT<br />
Die IG Freiheit wurde im September<br />
2006 von Unternehmern und Politikern<br />
gegründet. Die überparteiliche<br />
Vereinigung setzt sich ein für die<br />
Freiheit der Bürger und gegen den<br />
Erlass unnötiger staatlicher Regulierungen.<br />
Heute zählt die IG Freiheit<br />
bereits rund 3000 Mitglieder. Präsident<br />
ist SVPNationalrat Peter Spuhler.<br />
Im Vorstand sind Parlamentarier<br />
aus CVP, FDP und SVP vertreten.<br />
Anmeldungen für die IG Freiheit<br />
(Jahresbeitrag Fr. 20.–) nimmt<br />
die Geschäftsstelle entgegen:<br />
info@freiheitliberte.ch. Weitere<br />
Informationen unter<br />
LINK<br />
www.freiheit-liberte.ch<br />
Redaktion:<br />
Patrick M. Lucca, Chefredaktor; Gerhard Enggist, Stv. Chefredaktor;<br />
Corinne Remund, Redaktorin<br />
redaktion@<strong>sgv</strong>usam.ch, Tel. 031 380 14 14<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
EDITORIAL<br />
Hans-Ulrich Bigler,<br />
Direktor <strong>Schweizerischer</strong><br />
<strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong><br />
Konsequent, hartnäckig<br />
und erfolgreich<br />
In seinem Selbstverständnis übernimmt der<br />
Schweizerische <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> die führende<br />
Rolle bei der Formulierung der politischen<br />
und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
für eine wettbewerbsfähige und wachstumsorientierte<br />
schweizerische KMU-Wirtschaft.<br />
Mit Blick auf das zu Ende gehende Jahr<br />
2012 lassen sich die Aktivitäten des <strong>sgv</strong> an<br />
Hand von drei Highlights mit folgenden Stichworten<br />
charakterisieren: konsequent, hartnäckig,<br />
erfolgreich.<br />
Erfolgreiches Referendum gegen das missratene<br />
Raumplanungsgesetz RPG: Die RPG-Revision<br />
will die Bauzonen begrenzen. Nur für den<br />
«voraussichtlichen Bedarf für 15 Jahre» darf<br />
eingezont werden. Diese künstliche Verknappung<br />
des Baulands heizt die Bodenpreise an.<br />
Ein Anstieg der Landpreise bedeutet auch höhere<br />
Mietkosten. Die Mieten werden weiter<br />
massiv steigen.<br />
In städtischen Gebieten und Agglomerationen,<br />
aber auch in touristischen Gegenden sind viele<br />
Wohnungen für Familien und den Mittelstand<br />
bereits heute nicht mehr bezahlbar. Diese Entwicklung<br />
würde sich mit dem neuen RPG zusätzlich<br />
verschärfen.<br />
n Der <strong>sgv</strong> ist konsequent: NEIN zum Raumplanungsbefehl<br />
aus Bern am kommenden 3. März<br />
2013!<br />
Fast 20 Jahre steht der <strong>sgv</strong> im Kampf für die<br />
Höhere Berufsbildung, d. h. die Berufs- und<br />
Höheren Fachprüfungen sowie die Höheren<br />
Fachschulen. Aus diesen Absolventen rekrutieren<br />
viele KMU in den verschiedensten Branchen<br />
die unverzichtbaren Fachkräfte, die sich oftmals<br />
zu erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern<br />
weiterentwickeln.<br />
Dieses Potenzial ist geradezu Voraussetzung,<br />
damit die KMU ihre Funktion als Rückgrat der<br />
Volkswirtschaft einnehmen können. Gerne<br />
stimmt auch der Bundesrat in dieses Lied mit<br />
ein. Zumindest solange es nichts kostet. Geht<br />
es aber um die längst fällige und dringend notwendige<br />
Finanzierung insbesondere der Vorbereitungskurse,<br />
ist zuständigen Orts Schweigen<br />
angesagt. Mit der Absage des Bundesrates an<br />
eine organisatorische und verstärkte finanzielle<br />
Besserstellung der Höheren Berufsbildung bringt<br />
die Exekutive in erster Linie ihren fehlenden<br />
Respekt gegenüber diesen Top-Berufsleuten zum<br />
Ausdruck.<br />
n Der <strong>sgv</strong> ist hartnäckig: JA zu einer verstärkten<br />
finanziellen Unterstützung der Höheren Berufsbildung.<br />
Dass konsequente Haltung und Hartnäckigkeit<br />
schliesslich erfolgreich sind, zeigte sich in der<br />
Ablehnung des Präventionsgesetzes durch das<br />
Parlament im September. Mit der Ablehnung<br />
des Präventionsgesetzes wurden die echt schweizerischen<br />
Werte wie Freiheit und Eigenverantwortung<br />
sowie das Subsidiaritätsprinzip und<br />
der Föderalismus höher gewichtet als Verbote,<br />
Einschränkungen und eine Stärkung des Zentralstaates.<br />
Der <strong>sgv</strong> wird weiterhin wachsam bleiben und<br />
Initiativen aus der Feder des Bundesamtes für<br />
Gesundheit, immer mehr Lebensbereiche von<br />
der Wiege bis zur Bahre staatlich zu regeln, mit<br />
Entschiedenheit bekämpfen. Volk und Stände<br />
haben mit der deutlichen Ablehnung der Initiative<br />
«Schutz vor Passivrauchen» diesbezüglich<br />
ein klares Signal gegen die zunehmende staatliche<br />
Bevormundung des Volkes und der KMU<br />
sowie Eingriffen in die Privatsphäre gesetzt.<br />
n Der <strong>sgv</strong> ist erfolgreich: Die Wahrheit einer Absicht<br />
ist die Tat und die KMU-Wirtschaft ist unsere<br />
Mission.<br />
Anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –<br />
Tel. 031 387 22 11 – service@publimag.ch – Leitung: Alfred Blaser<br />
Herstellung: St. Galler Tagblatt AG – Auflage: 107 049 Exemplare (WEMF<br />
Beglaubigung 2012). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen
4<br />
GEWERBE AKTUELL<br />
Wollen die Politik für den Mittelstand und seine Anliegen sensibilisieren (v.l.): Peter Hilpert (Präsident VSLF), Karl Lichtblau (IW Consult), Matthias Baumberger<br />
(Direktor VSLF, Autor und Herausgeber), CVP-Nationalrat Gerhard Pfister, FDP-Nationalrat Markus Hutter, SVP-Nationalrat Thomas Müller sowie <strong>sgv</strong>-Direktor<br />
Hans-Ulrich Bigler.<br />
INDUSTRIESEKTOR – Herausgeber Matthias Baumberger zeigt in seinem Fachbuch «Manifest für den<br />
industriellen Mittelstand» auf, wie die KMU im Industriesektor gezielt gefördert werden können.<br />
Für eine blühende Industrie<br />
Der industrielle Mittelstand ist das<br />
Rückgrat unserer Volkswirtschaften.<br />
Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch<br />
der statistische Nachweis für diese<br />
These wird im neuen Fachbuch von<br />
Matthias Baumberger, Direktor des<br />
Verbandes der Schweizerischen Lack-<br />
und Farbindustrie (VSLF), für die Regionen<br />
Baden-Württemberg, Bayern,<br />
Österreich und die Schweiz überzeugend<br />
geführt. In seinem «Manifest für<br />
den industriellen Mittelstand» geht der<br />
Autor der zentralen Frage nach «Was<br />
müssen wir tun, damit der Industriestandort<br />
Schweiz weiterhin erfolgreich<br />
BEZUG<br />
Manifest für den industriellen<br />
Mittelstand: Analysen aus Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Politik,<br />
Matthias Baumberger (Hrsg.),<br />
© 2012 Institut der deutschen<br />
Wirtschaft Köln Medien GmbH,<br />
ISBN 978-3-602-14905-6 (Druckausgabe),<br />
ISBN 978-3-602-45523-2<br />
(E-Book|PDF). Das Buch ist über den<br />
Buchhandel zu beziehen.<br />
LINK<br />
www.iwmedien.de ⁄ Manifest<br />
existieren kann?». Er fordert dabei Öffentlichkeit,<br />
Politik und Verwaltung<br />
auf, die aktuelle Lage des industriellen<br />
Mittelstandes bewusster wahrzunehmen<br />
und die wirtschaftspolitischen<br />
Rahmenbedingungen für eine weitere<br />
prosperierende Entwicklung zu verbessern.<br />
«Die diskutierten Probleme<br />
sind vielfältig, aktueller, aber auch<br />
langfristiger Natur. Sie zu negieren ist<br />
leichtsinnig, wenn nicht gefährlich»,<br />
betont Baumberger anlässlich der Vorstellung<br />
seines Fachbuches.<br />
Drei Teile<br />
Das Manifest besteht aus drei Teilen<br />
und ist auf die genannten Regionen<br />
fokussiert. Die bislang erfolgreiche<br />
Entwicklung und grosse Bedeutung<br />
des verarbeitenden Gewerbes für diese<br />
Region wird anhand von Kriterien<br />
wie Wertschöpfung, Produktionswerte,<br />
Erwerbstätigkeit, Input-Output-<br />
Beziehungen, Technologiegrad und<br />
Forschungsintensität dokumentiert.<br />
Im zweiten Teil der Studie erläutern<br />
sechs junge Geschäftsleiter⁄-innen (je<br />
zwei pro Land) ungeschminkt, wie<br />
sie ihre jeweiligen Rahmenbedingungen<br />
beurteilen und wo sie Handlungsbedarf<br />
sehen, um die täglichen<br />
Herausforderungen des Wettbewerbs<br />
meistern zu können. Einzelne Vertreter<br />
aus Politik und öffentlichen Verwaltungen<br />
sind sich dieser Probleme<br />
durchaus bewusst. Dies zeigen drei<br />
Beiträge aus der Feder von Spitzenvertretern<br />
aus Politik und Behörden<br />
der drei Länder im abschliessenden<br />
Teil.<br />
Sieben Forderungen<br />
Aus den drei Teilen des Manifests hat<br />
Matthias Baumberger sieben zentrale<br />
Forderungen abgeleitet:<br />
n Das duale Bildungssystem<br />
muss gestärkt und<br />
attraktiver gestaltet werden.<br />
n Technische Berufe und<br />
Studiengänge müssen gefördert<br />
werden.<br />
n Die grosse Bedeutung<br />
der Industrie für die<br />
Volkswirtschaft muss<br />
kommuniziert werden.<br />
n Die öffentlichen Finanzen<br />
müssen konsolidiert<br />
und die Administration<br />
verschlankt werden.<br />
n Der administrative und<br />
regulato rische Aufwand<br />
für Unternehmen muss<br />
sinken.<br />
NACHWUCHSSICHERUNG – Im Zentrum der diesjährigen Astag-<br />
Imagekampagne stand eine charmante Reporterin.<br />
Lehrlingswerbung mit Emily<br />
Um den Nachwuchs mit seinen bevorzugten<br />
Kommunikatiosmitteln<br />
(WebTV, Social Media etc.) ansprechen<br />
zu können, hat der Nutzfahrzeugverband<br />
Astag die Imagekampagne<br />
2012 – neben Auftritten an Berufsmessen<br />
– vor allem auf einen Lehrstellen-Report<br />
fokussiert. Die rasende<br />
Reporterin Emily war dabei das ganze<br />
Jahr hindurch in der ganzen Schweiz<br />
unterwegs. Und hat junge Berufsleute,<br />
Lehrmeister und Lernende ebenso besucht<br />
wie prominente Transportunternehmer<br />
und Chauffeure: Nicht nur<br />
Nationalrat und Fuhrhalter Ueli Giezendanner<br />
musste der umtriebigen<br />
Reporterin Red’ und Antwort stehen.<br />
«Emily» liess es sich selbstverständlich<br />
auch nicht nehmen, Spitzenschwinger<br />
und Berufschauffeur Christian Stucki<br />
auf einer seiner Touren respektive im<br />
Berufsalltag zu begleiten (alle 24 Folgen<br />
des Lehrlingsreports sind jetzt im<br />
Internet zu finden).<br />
Auch 2013 wird sich die Astag der<br />
Nachwuchsförderung widmen. Ge-<br />
Fuhrhalter Ueli Giezendanner hat<br />
den Weg ins Transportgewerbe schon<br />
vor längerer Zeit eingeschlagen: Und<br />
diesen Schritt nicht bereut, wie er<br />
Emily im Lehrlingsreport erzählte.<br />
plant sind wiederum zahlreiche Aktionen.<br />
An Schulen will der Verband<br />
gemeinsam mit den Sektionen direkt<br />
auf die Jugend zugehen und so den<br />
potenziellen Nachwuchs direkt an-<br />
sprechen. Wer will, kann<br />
sich als Jugendlicher vor<br />
Ort bei den Besuchen<br />
des Astag-Teams direkt<br />
für eine der zahlreichen<br />
Schnupperlehren bewerben.<br />
So können sich die<br />
Jungen in den Sommermonaten<br />
gleich selbst<br />
ein Bild davon machen,<br />
wie faszinierend das<br />
Transportgewerbe und<br />
seine Berufe sind. Von<br />
den Schnupperlehren<br />
werden die Teilnehmenden<br />
gleich selbst kleine<br />
Videos mit der Handykamera<br />
machen können,<br />
die sie via Facebook, Instagram,<br />
Twitter etc.<br />
allen Kolleginnen und<br />
Kollegen zeigen können.<br />
MG<br />
LINK<br />
www.wer-sonst.ch<br />
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n Die Belastung der Unternehmen<br />
durch Steuern und Gebühren darf<br />
nicht weiter steigen.<br />
n Der demografischen Herausforderung<br />
muss rasch begegnet werden.<br />
Diese Forderungen zum Erhalt der<br />
mittelländischen Industrie entsprechen<br />
auch den politischen Schwerpunkten<br />
des <strong>sgv</strong> und der National -<br />
räte Markus Hutter (FDP), Thomas<br />
Müller (SVP) und Gerhard Pfister<br />
(CVP).<br />
Corinne Remund<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
Vertragsloser Zustand<br />
Der Schweizerische Verband für visuelle Kommunikation<br />
Viscom gab letzte Woche das Scheitern<br />
der Verhandlungen zu einem neuen Gesamtarbeitsvertrag<br />
in der grafischen Industrie<br />
bekannt. «Die zentralen Forderungen der Arbeitgeber<br />
wurden von den Gewerkschaften trotz<br />
weitgehendem Entgegenkommen seitens der<br />
Arbeitgeber an den gewerkschaftlichen Branchenkonferenzen<br />
abgelehnt», hielt der Verband<br />
in einer Medienmitteilung fest. Er verzichtet<br />
deshalb auf weitere Verhandlungen, und ab dem<br />
1. Januar 2013 gilt in der grafischen Industrie<br />
ein vertragsloser Zustand. Viscom empfiehlt seinen<br />
Mitgliedern, ab 2013 die 42-Stunden-Woche<br />
einzuführen (gilt nicht für die Zeitungsdruckereien)<br />
und die Zuschläge für Nacht- und Schichtarbeit<br />
auf 50 Prozent im Akzidenzdruck und auf<br />
60 Prozent im Zeitungsdruck zu reduzieren sowie<br />
die Minimallöhne um 200 Franken zu erhöhen.<br />
Diese Vorschläge dürften einiges an Sprengkraft<br />
bergen, in Bundesbern rechnet man mit einem<br />
harten Arbeitskonflikt. In Gewerkschaftskreisen<br />
wird allerdings an der Kampfstrategie noch herumgefeilt.<br />
Ein Prozent mehr Lohn<br />
Die Vertragsparteien des Gesamtarbeitsvertrags<br />
Gebäudetechnik haben vereinbart, die Lohnsumme<br />
der GAV-Unterstellten um ein Prozent<br />
zu erhöhen und diesen Betrag individuell zu<br />
verteilen. Nachdem die Gewerkschaft Unia dieses<br />
Verhandlungs ergebnis abgelehnt hat, empfiehlt<br />
suissetec den Mitgliedfirmen, die Lohnsumme<br />
gesamthaft um 1,0 Prozent zu erhöhen<br />
und diesen Betrag individuell leistungsbezogen<br />
zu verteilen. Die Mindestlöhne bleiben unverändert.<br />
Den 20- bis 35-jährigen Arbeitnehmenden<br />
steht gemäss GAV ab 2013 zudem ein zusätzlicher<br />
(25.) Ferientag zu.
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 GEWERBE AKTUELL 5<br />
CAFETIERSUISSE – Der Schweizer Cafetier Verband fordert, dass entweder die Patentgebühren abgeschafft oder das Gastgewerbe<br />
an der Mittelverwendung direkter beteiligt werden soll.<br />
«Das Gastgewerbe wird abgezockt»<br />
CafetierSuisse hinterfragt die Handhabung<br />
und Verteilung von Patentgebühren,<br />
die in verschiedenen Kantonen<br />
als eine eigentliche Gewerbesteuer<br />
von gastgewerblichen Betrieben<br />
verlangt werden. Die Einnahmen<br />
dieser Patentgebühren fliessen<br />
grossmehrheitlich nicht in die gastgewerbliche<br />
Weiterbildung oder die<br />
Tourismusförderung, sondern in die<br />
Staatskasse. «Die Erhebung und besonders<br />
die Verteilung dieser Patentgebühren<br />
ist aus Sicht von Cafetier-<br />
Suisse gerade in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten nicht gerechtfer-<br />
75-JAHR-JUBILÄUM<br />
Feiern durchs Jahr<br />
CafetierSuisse feiert im Jahr 2013 sein<br />
75-jähriges Bestehen. Anlässlich der<br />
Fachmesse FBK vom 23. Januar 2013<br />
an der BEA-Messe Bern wird mit<br />
Mitgliedern und Partnern auf das<br />
Jubiläum angestossen; gefeiert wird es<br />
im Rahmen der jährlichen Delegiertenversammlung<br />
sowie an den regionalen<br />
Generalversammlungen. Höhepunkt<br />
bildet die Zukunftstagung der Schweizer<br />
Kaffeebranche in Rüschlikon am<br />
27. September 2013. Dort wird am Tag<br />
des Kaffees über die Entwicklung der<br />
Branche diskutiert.<br />
tigt», findet CafetierSuisse-Präsidentin<br />
Johanna Bartholdi.<br />
Ein sehr alter Zopf<br />
In der Bundesverfassung von 1874<br />
wurde den Kantonen das Recht eingeräumt,<br />
mittels entsprechender<br />
Bestimmungen die Ausübung von<br />
Handel und Gewerbe zu besteuern.<br />
In der neuen Bundesverfassung vom<br />
1999 wurde dieser Artikel ersatzlos<br />
gestrichen. Das Bundesgericht hielt<br />
jedoch fest, dass die Erhebung von<br />
Patentabgaben für das Gastgewerbe<br />
nicht allein dadurch ausgeschlossen<br />
werde, dass sich die neue Bundesverfassung<br />
nicht mehr explizit für<br />
die Zulässigkeit kantonaler Gewerbesteuern<br />
ausspreche. Dennoch<br />
hinterfragt CafetierSuisse diese Gewerbesteuer,<br />
die praktisch nur noch<br />
auf das Gastgewerbe angewandt<br />
wird.<br />
Sehr unterschiedliche Gebühren<br />
Gemäss einer Erhebung von CafetierSuisse<br />
verlangen immer noch 15<br />
von 26 Kantonen eine Patentgebühr,<br />
also eine Gewerbesteuer vom Gastgewerbe.<br />
Die höchsten Beträge müssen<br />
meist Dancings und Cabarets<br />
bezahlen. Über die reinen Gebühren<br />
hinaus werden Abgaben für Überzeitbewilligungen<br />
und Einzelanlässe<br />
verlangt.<br />
In jeder Tasse Kaffee stecken auch<br />
Gebühren und Abgaben – nicht zur<br />
Freude der Schweizer Cafetiers.<br />
Die Kantone Aargau, Appenzell Ausserrhoden,<br />
Bern, Basel Stadt, Glarus,<br />
Obwalden, St. Gallen, Schwyz, Waadt<br />
und Zug verzichten laut Cafetier<br />
Suisse auf eine Abgabe. In allen Kantonen<br />
ist jedoch gemäss eidgenössischem<br />
Alkoholgesetz eine Alkoholabgabe<br />
geschuldet, die aber von Kanton<br />
zu Kanton ziemlich unter -<br />
schiedlich ist. Durchschnittlich beträgt<br />
die Alkoholabgabe ca. 2000<br />
Franken pro Jahr, sie kann aber bis<br />
10 000 Franken ausmachen.<br />
Die nebst der Alkoholabgabe erhobenen<br />
zusätzlichen Abgaben fliessen<br />
in zehn Kantonen – teils zur<br />
Gänze – in die Staats- oder Bezirkskasse.<br />
Andere Kantone finanzieren<br />
damit Teile der Weiterbildung oder<br />
investieren in die Tourismusförderung.<br />
Wiederum andere alimentieren<br />
damit die Kassen der Gemeinden.<br />
«Keine sachliche Begründung»<br />
«Nach Meinung von CafetierSuisse<br />
wird das Gastgewerbe ohne wirkliche<br />
sachliche Begründung mehr<br />
oder weniger abgezockt» sagte Johanna<br />
Bartholdi anlässlich der Jahresmedienkonferenz<br />
der Cafetiers in<br />
Zürich. Hingegen begrüsse Cafetier-<br />
Suisse die zweckgebundene Weiterleitung<br />
dieser Patentgebühren für<br />
die berufliche Weiterbildung. Auch<br />
die Tourismusförderung mache für<br />
die Cafetiers Sinn, profitiere doch<br />
das Gastgewerbe eindeutig vom Tourismus.<br />
«Jedoch ist hier zu hinterfragen,<br />
warum nur das Gastgewerbe<br />
zahlen soll.» Die Beteiligung der<br />
Standortgemeinden an den Gebühren<br />
hält CafetierSuisse für «nachvollziehbar».<br />
En/Pd<br />
LINK<br />
www.cafetier.ch<br />
PREISENTWICKLUNG<br />
Café crème wurde<br />
2012 kaum teurer<br />
Zum 25. Mal in Folge hat Cafetier<br />
Suisse den angewandten Verkaufspreis<br />
für ein Café crème bei 350<br />
Cafés, Cafeterias, Café-Bäckereien und<br />
Café-Bistros in der deutschsprachigen<br />
Schweiz erhoben. Der Preis für einen<br />
Café crème ist in der Deutschschweiz<br />
im Jahr 2012 nur geringfügig auf<br />
einen Durchschnitt von Fr. 4.08<br />
(Vorjahr: Fr. 4.04 + 0.99 Prozent)<br />
gestiegen. Gesamtschweizerisch blieb<br />
der Preis in 78,95 Prozent der Betriebe<br />
unverändert (Vorjahr: 46,06 Prozent),<br />
16,37 Prozent der Betriebe haben<br />
einen Aufschlag (Vorjahr: 53,94<br />
Prozent) vorgenommen. Erstmals<br />
wurden bei 4,68 Prozent der Betriebe<br />
Preisabschläge zwischen<br />
10 und 90 Rappen beobachtet.<br />
«Aus Sicht von CafetierSuisse widerspiegelt<br />
diese äusserst grosse Zurückhaltung<br />
bei Preisanpassungen die<br />
schwierige Situation der Gesamtwirtschaft<br />
im Allgemeinen und des<br />
Gastgewerbes im Speziellen», sagte<br />
Geschäftsführer Julian Graf, der<br />
zudem die Gründe für die regional<br />
höchst unterschiedlichen Preise für<br />
die Tasse Kaffee erläuterte.<br />
IT-INFRASTRUKTUR – Die Anforderungen an die Kommunikations- und IT-Infrastruktur von Unternehmen wandeln sich. Roger<br />
Wüthrich-Hasenböhler, Leiter Geschäftsbereich KMU von Swisscom (Schweiz) AG, sagt, wie der Geschäftsalltag zukünftig aussieht.<br />
«Onlinebasiertes Arbeiten nimmt zu»<br />
Gewerbezeitung: Herr Wüthrich-<br />
Hasenböhler, Sie beschäftigen sich<br />
täglich mit KMU und ihrem<br />
Umfeld. Welche Veränderungen<br />
haben Sie in diesem Jahr bei Ihren<br />
KMU-Kunden wahrgenommen?<br />
n Roger Wüthrich-Hasenböhler: Die<br />
zwei gesellschaftlichen Trends – Zunahme<br />
der Mobilität und das Bedürfnis<br />
nach mehr Flexibilität – prägen<br />
immer mehr auch den Geschäftsalltag.<br />
Zum einen möchten Mitarbeitende<br />
von überall uneingeschränkt<br />
und jederzeit auf Daten und E-Mails<br />
zugreifen. Zum anderen erwarten<br />
Kunden auf ihre Anliegen eine zeitnahe<br />
Antwort – getreu der «always<br />
on»-Kultur, in der wir heute leben.<br />
Daneben wird auch eine flexible Gestaltung<br />
des Arbeitsalltags immer<br />
wichtiger. Ob Kontakte verwalten,<br />
eine Rechnung ausstellen oder auf<br />
den eigenen Server zugreifen: alles<br />
muss schnell gehen, einfach sein.<br />
Diese Anforderungen setzen neue<br />
Massstäbe an die Geschäftsprozesse<br />
und Infrastruktur eines Unternehmens.<br />
Auf was muss ein Unternehmen<br />
achten, um diesen beiden Trends<br />
Rechnung zu tragen?<br />
n Um mobiles und flexibles Arbeiten<br />
sicherzustellen, müssen Prozesse<br />
und Infrastruktur sorgfältig ausgewählt<br />
werden. Insbesondere in der<br />
Kommunikation und Informatik sind<br />
die Anforderungen an die Infrastruktur<br />
gestiegen: Ein zuverlässiges, sicheres<br />
Netz für den Datenaustausch<br />
ist heute die Grundvoraussetzung für<br />
das Arbeiten. Darauf aufbauend<br />
braucht es aber auch die richtigen<br />
«Wir werden künftig noch<br />
viel mehr onlinebasiert<br />
arbeiten», weiss Roger<br />
Wüthrich-Hasenböhler,<br />
Leiter Geschäftsbereich<br />
KMU von Swisscom<br />
(Schweiz) AG.<br />
Geräte und Programme. Auch sie<br />
müssen mobil und flexibel sein. Ich<br />
denke da beispielsweise an Tablets,<br />
die hervorragend auch für geschäftliche<br />
Zwecke eingesetzt werden können.<br />
Auch webbasierte Programme<br />
sind eine Möglichkeit.<br />
Sie sprechen webbasierte Programme<br />
an. Was bringen diese konkret?<br />
n Der Vorteil dieser Online-Anwendungen<br />
ist, dass sie ohne grosse Vorkenntnisse<br />
angewendet und extrem<br />
schnell angepasst werden können.<br />
Beispielsweise können damit Marketing-Massnahmen<br />
online umgesetzt<br />
werden – viel schneller, als wenn<br />
man einen Flyer produzieren lassen<br />
muss. Mittlerweile gibt es für ganz<br />
verschiedene Bereiche solche Programme,<br />
zum Beispiel auch für Buchhaltung<br />
oder Projektplanung. Viele<br />
dieser Programme sind speziell auf<br />
die Bedürfnisse von kleinen und mittleren<br />
Unternehmen ausgerichtet.<br />
Gerade in einem kleineren Unternehmen<br />
übernehmen Mitarbeitende<br />
oft Aufgaben ausserhalb ihres<br />
Kompetenzbereiches. Wie können<br />
solche Mitarbeitende etwas entlastet<br />
werden?<br />
n Indem die Infrastruktur reibungslos<br />
funktioniert. Die Kommunikations-<br />
und IT-Infrastruktur wird vermehrt<br />
zur Grundvoraussetzung für<br />
ein erfolgreich funktionierendes Unternehmen<br />
– und zwar nicht nur im<br />
Dienstleistungssektor. Die richtige Infrastruktur<br />
kann viele Arbeiten vereinfachen<br />
und die Prozesse optimieren.<br />
Denken Sie zum Beispiel an ein<br />
Team, das von mehreren Standorten<br />
aus arbeitet. Damit die Zusammenarbeit<br />
auch über die Distanz problemlos<br />
funktioniert, braucht es beispielsweise<br />
einen synchronisierten<br />
Kalender oder eine Datenablage, auf<br />
die alle zugreifen können.<br />
Können Sie ein Beispiel nennen?<br />
n In einem Architekturbüro arbeiten<br />
fünf Mitarbeitende an einem Umbau.<br />
Sie sind darauf angewiesen, gleichzeitig<br />
und von verschiedenen Orten<br />
her Pläne anschauen und bearbeiten<br />
zu können. Mit einem externen Speicher<br />
können alle Mitarbeitenden von<br />
überall her auf die Skizzen zugreifen<br />
und die vom Kunden gewünschten<br />
Änderungen ausführen. So geht keine<br />
Zeit durch Abstimmung verloren,<br />
und alle sind immer aktuell informiert.<br />
Blicken wir noch in die Zukunft:<br />
Wie sollte sich ein Unternehmen<br />
für die Zukunft rüsten?<br />
n Die KMU-Landschaft Schweiz ist<br />
so heterogen, dass es nicht ein Patentrezept<br />
für alle Unternehmer gibt.<br />
Aber die erwähnten Trends gilt es in<br />
der Wahl der Infrastruktur sicher zu<br />
berücksichtigen. In Zukunft werden<br />
wir noch viel mehr onlinebasiert arbeiten.<br />
Dies können die erwähnten<br />
webbasierten Programme sein, aber<br />
auch Speicherplatz, den man online<br />
über die sogenannte Cloud bezieht.<br />
Bevor ein Unternehmen Investitionen<br />
tätigt, sollte man sich deshalb<br />
beraten lassen, in welchem Bereich<br />
diese wirklich Sinn machen. So investiert<br />
man gleich am richtigen Ort<br />
und ist optimal für die Zukunft gerüstet.
6<br />
WIRTSCHAFT&POLITIK<br />
NEUES RECHNUNGSLEGUNGSRECHT – Ab 1. Januar 2013 in Kraft: Ab Umsatzerlös von mehr als<br />
500 000 Franken müssen internationale Rechnungslegungsstandards eingehalten werden.<br />
«Kleine» werden geschont<br />
Im Zuge der grossen Aktienrechts -<br />
revision wurde das Rechnungslegungsrecht<br />
abgekoppelt und als separate<br />
Vorlage durch das Parlament<br />
verabschiedet. Der Schweizerische<br />
<strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> hat sich in den<br />
parlamentarischen Beratungen dezidiert<br />
für die Trennung zwischen börsenkotierten<br />
und nichtbörsenkotierten<br />
Unternehmungen engagiert. Die<br />
Verpflichtung zum Konzernabschluss<br />
nach internationalen Rechnungslegungsstandards<br />
wäre für KMU inakzeptabel<br />
gewesen und hätte mittelständische<br />
Unternehmen nicht nur<br />
Millionen gekostet, sondern auch zu<br />
einem erheblichen administrativen<br />
Mehraufwand geführt. Nachdem am<br />
13. April 2012 die Referendumsfrist<br />
unbenutzt verstrichen ist, tritt das<br />
neue Rechnungslegungsrecht am<br />
1. Januar 2013 in Kraft.<br />
Bis 500 000 Franken vereinfacht<br />
Das neue Rechnungslegungsrecht<br />
knüpft grundsätzlich nicht mehr an<br />
die Rechtsform des Unternehmens,<br />
sondern an dessen wirtschaftliche Bedeutung<br />
an. Einzelunternehmen und<br />
Personengesellschaften mit weniger<br />
als 500 000 Franken Umsatzerlös pro<br />
Geschäftsjahr, Vereine und Stiftungen,<br />
die sich nicht ins Handelsregister eintragen<br />
lassen müssen, und nicht revisionspflichtige<br />
Stiftungen müssen nur<br />
über die Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n<br />
sowie über die Vermögenslage Buch<br />
führen. Die allgemeinen Vorschriften<br />
des neuen Rechnungslegungsrechts<br />
entsprechen der Buchführung und<br />
Rechnungslegung eines gut geführten<br />
KMU. Weitergehende Bestimmungen<br />
gelten jedoch für Unternehmen, die<br />
der ordentlichen Revision unterliegen,<br />
und für Konzerne.<br />
Rechnungslegungsstandards<br />
In einer neuen Verordnung bezeichnet<br />
der Bundesrat fünf private Regelwerke<br />
als anerkannte Standards<br />
zur Rechnungslegung (IFRS, IFRS<br />
für KMU, Swiss GAAP FER, US<br />
GAAP und IPSAS). Jeweils die aktuellste<br />
Fassung ist massgebend. Ein<br />
Standard muss vollständig und für<br />
den ganzen Abschluss übernommen<br />
werden. Ein Einzelabschluss oder<br />
eine Konzernrechnung nach einem<br />
anerkannten Standard ist frei von<br />
stillen Willkürreserven und gibt<br />
die tatsächliche wirtschaftliche<br />
Lage des Unternehmens wieder<br />
(«True and fair view»). Solche Abschlüsse<br />
sind weder für die Bemessung<br />
der Steuern noch für die Erhebung<br />
der Sozialabgaben massgebend,<br />
sondern dienen den an einem<br />
Unternehmen beteiligten Personen<br />
als zusätzliches modernes Informationsinstrument.<br />
Geschäftsbücher,<br />
Buchungsbelege sowie der Geschäfts-<br />
und der Revisionsbericht<br />
sind während zehn Jahren aufzubewahren.<br />
Die Geschäftskorrespondenz<br />
hingegen muss – allfällige spezialrechtliche<br />
Bestimmungen vorbehalten<br />
– nur noch aufbewahrt<br />
werden, wenn sie die Funktion eines<br />
Buchungsbelegs hat. Die Geschäftsbücherverordnung<br />
ist deshalb<br />
entsprechend angepasst worden.<br />
Unternehmen wird eine grosszügige<br />
Übergangsfrist gewährt. Sie<br />
müssen die neuen Bestimmungen<br />
ab dem Geschäftsjahr 2015 – bei der<br />
Konzernrechnung ab dem Geschäftsjahr<br />
2016 – anwenden. Sie<br />
können diese aber auch freiwillig<br />
bereits früher anwenden.<br />
Dieter Kläy, Ressortleiter<br />
«GARANTIEN» NEU GEREGELT – Revidiertes Gewährleistungsrecht ist ab 2013 in Kraft.<br />
Verjährungsfristen verlängert<br />
In der Frühjahrssession 2012 haben<br />
die eidgenössischen Räte einer Revision<br />
des Gewährleistungsrechts zugestimmt.<br />
Neu verjähren Klagen auf Gewährleistung<br />
wegen Mängeln einer<br />
gekauften Sache (OR 210) mit Ablauf<br />
von zwei Jahren nach deren Ablieferung<br />
(bisher ein Jahr). Die Frist beträgt<br />
fünf Jahre, wenn Mängel einer<br />
Sache, die bestimmungsgemäss in ein<br />
unbewegliches Werk integriert worden<br />
ist, die Mangelhaftigkeit eines<br />
Werkes verursacht haben. Angepasst<br />
wurden auch die entsprechenden Bedingungen<br />
zur Gewährleistung im<br />
Werkvertrag (OR 371). Gemäss dem<br />
neuen Artikel 371 verjähren die Ansprüche<br />
des Bestellers wegen Mängeln<br />
des Werkes mit Ablauf von zwei Jahren<br />
nach der Abnahme des Werkes.<br />
Bisher war es ein Jahr. Verursachen<br />
Mängel eines beweglichen Werkes,<br />
das bestimmungsgemäss in ein unbewegliches<br />
Werk integriert worden ist,<br />
die Mangelhaftigkeit des Werkes, beträgt<br />
die Verjährungsfrist neu fünf Jahre.<br />
Die neuen Verjährungsfristen für<br />
die Gewährleistung treten am 1. Januar<br />
2013 in Kraft. Die folgenden Ausführungen<br />
beschränken sich auf den<br />
Kaufvertrag und wurden freundlicherweise<br />
von Swiss Retail Federation zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Verjährungsfristen bei<br />
Kaufverträgen<br />
Der Verkäufer haftet dem Käufer für<br />
Mängel an der Sache, die zum Zeitpunkt<br />
des Kaufes (bzw. Gefahrenübergangs)<br />
schon bestanden haben.<br />
Was umgangssprachlich als «Garantie»<br />
bezeichnet wird, heisst im Gesetz<br />
«Gewährleistung».<br />
Heutige Regelung: Sofern die Parteien<br />
nichts anderes vereinbart haben, verjähren<br />
heute die Rechte des Käufers<br />
bei Mängeln an beweglichen Sachen<br />
innert einem Jahr nach Ablieferung<br />
des Kaufgegenstandes (Art. 210 Abs.<br />
Bis zu einem Umsatzerlös von 500 000 Franken müssen KMU nur über die<br />
Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n sowie über die Vermögenslage Buch führen.<br />
1 OR; gesetzliche Verjährungsfrist).<br />
Bislang war auch eine Verkürzung der<br />
Verjährungsfrist möglich.<br />
Liegt ein Fall der Gewährleistung für<br />
Mängel vor, so hat der Käufer gemäss<br />
Art. 205 und 206 OR grundsätzlich<br />
folgende Wahlrechte:<br />
a) Wandelung (Rückerstattung des<br />
Kaufpreises, Aufwendung und Ersatz<br />
für unmittelbaren Schaden, Rückgabe<br />
der mangelhaften Kaufsache)<br />
b) Minderung<br />
c) Ersatzlieferung (nur bei Gattungsware,<br />
d. h. Ware, die in genau gleicher<br />
Art in grosser Zahl vorhanden<br />
ist. Gattungswaren sind vertretbare<br />
oder austauschbare Sachen wie Schuhe,<br />
Lebensmittel, Bücher).<br />
Es gibt entgegen landläufiger Meinung<br />
kein gesetzliches Nachbesserungs-⁄Reparaturrecht.<br />
Beim Platzkauf<br />
gemäss Art. 206 Abs. 2 OR hat<br />
der Verkäufer das Recht, mangelhafte<br />
Ware sofort durch eine einwandfreie<br />
zu ersetzen. Er hebelt damit die Ansprüche<br />
des Käufers auf Wandelung<br />
und Minderung aus. Die obigen Gewährleistungsrechte<br />
können jederzeit<br />
durch individuelle Vereinbarungen erweitert,<br />
eingeschränkt oder ersatzlos<br />
gestrichen werden! Solche Vereinbarungen<br />
sind vor Zahlung der Ware mit<br />
dem Kunden zu treffen (nicht erst auf<br />
Quittung aufzudrucken).<br />
Beispiele von Einschränkungen können<br />
zum Beispiel sein, dass der Verkäufer<br />
im Rahmen einer Garantiebestimmung<br />
einen ausschliesslichen Anspruch<br />
auf Reparatur einräumt, Wandelung,<br />
Minderung oder Ersatz aber<br />
gleichzeitig ausschliesst. Bei technischen<br />
Geräten kommt es häufig vor,<br />
dass gewisse Bestandteile von der<br />
«Garantie» bzw. «Gewährleistung»<br />
ausgeschlossen werden, wie z. B. die<br />
Fernbedienung beim Fernseher.<br />
Regelung ab 1. Januar 2013:<br />
n Neu zwei Jahre Verjährung: Die ordentliche<br />
Verjährungsfrist für Mängel-<br />
rechte beim Kauf von beweglichen<br />
Sachen beträgt neu zwei Jahre ab Ablieferung<br />
der Ware an den Käufer. Die<br />
Gewährleistungsrechte können nach<br />
wie vor vertraglich erweitert, beschränkt<br />
(z. B. über Garantie) oder<br />
ganz ausgeschlossen werden. Die<br />
Wegbedingung jeglicher Gewährleistung<br />
ist also auch gegenüber Konsumenten<br />
weiterhin zulässig (Art. 199<br />
OR). Gemäss neuem Art. 210 OR gilt<br />
jedoch, dass die Verjährungsfrist von<br />
zwei Jahren für Gewährleistungsansprüche<br />
auf Neuwaren gegenüber<br />
Konsumenten nicht verkürzt werden<br />
kann. Beim Kauf von gebrauchten Sachen<br />
kann maximal auf ein Jahr gekürzt<br />
werden. Hingegen im Businessto-Business-Geschäft<br />
können die Fristen<br />
nach wie vor verkürzt<br />
ANZEIGE<br />
werden. Gewerbetreibende<br />
können mit ihren Lieferanten<br />
durchaus kürzere<br />
Verjährungsfristen vereinbaren<br />
(z. B. über Verkaufsbedingungen).<br />
In<br />
Verträgen unter Firmen,<br />
aber auch unter Privatpersonen<br />
darf die Garantiedauer<br />
beliebig verkürzt<br />
werden.<br />
n Übergangsrecht: Der<br />
Gesetzgeber hat es versäumt,<br />
besondere Übergangsregelungen<br />
zu treffen.<br />
Deshalb kommen die<br />
allgemeinen Bestimmungen<br />
zum intertemporalen<br />
Privatrecht im Schlusstitel<br />
des ZGB zur Anwendung.<br />
Dies bedeutet, dass wenn<br />
die gesetzliche Verjährung<br />
am 1. Januar 2013<br />
noch nicht eingetreten ist,<br />
die neue Frist von zwei<br />
Jahren zur Anwendung<br />
kommt und die Frist am<br />
1. Januar 2013 neu zu laufen<br />
(vgl. Art. 49 Abs. 2<br />
SchlT ZGB) beginnt. Die bislang aufgelaufene<br />
Verjährungsfrist wird nicht<br />
angerechnet (Art. 49 Abs. 1 SchlT<br />
ZGB). Wenn also zum Beispiel am<br />
1. März 2012 in einer Kleiderfiliale ein<br />
Pullover gekauft worden ist, beträgt<br />
die Verjährungsfrist, falls nichts anderes<br />
vereinbart, ein Jahr. Da die gesetzliche<br />
Frist am 1. Januar 2013 noch<br />
nicht abgelaufen ist, läuft die neue,<br />
zweijährige Frist vom 1. Januar an<br />
und dauert bis Ende Dezember 2015.<br />
Die Zeit vom März bis Dezember 2012<br />
wird nicht angerechnet.<br />
Noch unklar ist, wie mit Business-to-<br />
Customer-Verträgen zu verfahren ist,<br />
bei welchen die Verjährungsfrist von<br />
einem Jahr vertraglich abgeändert<br />
wurde. Dieter Kläy, Ressortleiter<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
NACHLESE<br />
Absage an die Linke<br />
Die Dachverbände der Schweizer Wirtschaft erteilen<br />
linker Politik, die Zuwanderung für ihre<br />
eigenen Ziele instrumentalisieren will, eine deutliche<br />
Absage. Die politische Linke und die Gewerkschaften<br />
müssen zur Kenntnis nehmen,<br />
dass sich die Wirtschaft dank liberaler Rahmenbedingungen<br />
positiv entwickeln konnte, hielten<br />
der <strong>sgv</strong>, economiesuisse sowie der Arbeitgeberverband<br />
in einer gemeinsamen Erklärung fest.<br />
Die Wirtschaft unterstütze die flankierenden<br />
Massnahmen zur Personenfreizügigkeit, soweit<br />
es um die Verhinderung von missbräuchlichem<br />
Lohn- und Sozialdumping geht. Eine darüber<br />
hinausgehende Regulierung des Arbeitsmarktes<br />
à la française würden die Dachverbände jedoch<br />
energisch bekämpfen, wird doch ansonsten einer<br />
der wichtigsten Standortfaktoren der Schweizer<br />
Wirtschaft fahrlässig aufs Spiel gesetzt.<br />
Ein Unsinn weniger<br />
Der <strong>sgv</strong> begrüsst den Entscheid des Parlaments<br />
zur Lockerung des Verkaufsangebots in Tankstellenshops,<br />
die zukünftig rund um die Uhr ihr<br />
ganzes Sortiment verkaufen dürfen, sofern dieses<br />
in erster Linie auf die Bedürfnisse der Reisenden<br />
ausgerichtet ist. «Das Parlament setzt<br />
mit diesem Entscheid dem bürokratischen Unsinn<br />
ein Ende, wonach ein Teil des Sortiments<br />
in der Nacht abgedeckt werden muss», freute<br />
sich der <strong>sgv</strong> in einem Communiqué über diesen<br />
Regulierungsabbau.<br />
Gegen GLP-Initiative<br />
Der <strong>sgv</strong> lehnt die Volksinitiative «Energie- statt<br />
Mehrwertsteuer» der Grünliberalen Partei (GLP)<br />
ab, weil es die KMU benachteiligen würde.<br />
Auf den ersten Blick scheint die GLP-Volksinitiative<br />
«Energie- statt Mehrwertsteuer» für das<br />
Gewerbe attraktiv, denn die administrative Erleichterung<br />
durch den Wegfall der Mehrwertsteuer<br />
(MWSt) brächte echte Einsparungen.<br />
Doch dieser Vorteil würde dadurch zunichte gemacht,<br />
dass der Ersatz erneuerbarer Energien<br />
generell gar nicht oder nur zum Teil möglich ist,<br />
was für die meisten Branchen erhebliche Zusatzlasten<br />
darstellte. Ein derartig ökologischer<br />
Alleingang der Schweiz würde zu einem Konkurrenznachteil<br />
für die inländische Produktion<br />
und einem enormen «Tanktourismus» der<br />
Schweizer Automobilisten führen, da ein Grossteil<br />
der Bevölkerung nicht sehr weit von den<br />
Landesgrenzen wohnt.<br />
Prestigeerfolg in Asien<br />
Erfolgsgeschichte in Indien: AquaNetto AG und<br />
IMETH AG, zwei innovative Schweizer Unternehmen,<br />
präsentierten sich unter der Dachmarke<br />
Cleantech Switzerland am renommierten CII-<br />
Green Building Congress in Hyderabad und gewannen<br />
mit ihren Lösungen zur Wasseraufbereitung<br />
und -entsorgung den Publikumspreis für<br />
die umweltfreundlichste Technologie. Dieser<br />
Kongress ist derzeit die grösste Plattform für<br />
Ökotechnik in Asien.
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 WIRTSCHAFT&POLITIK 7<br />
WELTKLIMA-KONFERENZ – Der <strong>sgv</strong>-Umwelt- und Energieexperte Henrique Schneider, der die Tagung vor Ort als Delegationsmitglied<br />
miterlebte, zieht – anderes als die meisten Schweizer Medien – keine vernichtende Bilanz.<br />
Doha-Gipfel war besser als sein Ruf<br />
Was tun circa 17 000 Menschen aus<br />
allen Ländern der Welt in Doha, Katar?<br />
Sie treffen sich zum Weltklimagipfel<br />
unter der UN-Ägide. Und<br />
nicht nur Länder sind vertreten,<br />
sondern auch Nichtregierungsorganisationen<br />
wie der WWF oder die<br />
Industrie. In zwei Wochen wird Tag<br />
und Nacht intensiv verhandelt. Das<br />
Ergebnis? Es ist zwar nicht die Rettung<br />
des globalen Klimas doch immerhin<br />
eine zweite Kyoto-Periode<br />
– für etwa 14 Prozent der ausgestossenen<br />
Menge an CO 2 . Leicht entsteht<br />
damit der Eindruck, dass in<br />
Doha «viel Lärm um nichts» gemacht<br />
wurde. Die Schweizer Presse<br />
bemängelte schon während der<br />
Konferenz die ungenügende Ergebnisorientierung.<br />
Lächerlich schien<br />
auch, eine Klimakonferenz just in<br />
einem Staat zu organisieren, der die<br />
meisten CO 2 -Emissionen pro Kopf<br />
verzeichnet. Und trotzdem trügt dieses<br />
Bild: Der Weltklimagipfel war<br />
besser als sein Ruf!<br />
Die Agenda steht<br />
Eigentlich handelt es sich um ein<br />
dreistufiges Prozedere. Die Weltklimakonferenz<br />
in Durban 2011 hat die<br />
Ziele für das globale Klimaregime<br />
nach 2020 gesetzt, Doha hätte die<br />
Prozesse klären müssen, und Warschau<br />
soll im 2013 die Ziele operationalisieren.<br />
Allen Unkenrufen zum<br />
Trotz: Diese Agenda steht, und Doha<br />
hat das Seinige getan, um eben die<br />
Prozesse der Entscheidungsfindung<br />
zu beschleunigen. Das mag wohl<br />
dem einen oder anderen zu wenig<br />
sein, doch vor allem innerhalb eines<br />
Die Doha-Konferenz war zwar eine monströse Tagung mit vielen Leerläufen und Tiefpunkten, die Resultate zeigen dennoch einen möglichen Weg in die Zukunft.<br />
UN-Zusammenhangs nehmen die<br />
Prozesse eine zentrale Stellung ein.<br />
Auf der inhaltlichen Ebene waren<br />
drei Themen wichtig: Die Verlängerung<br />
des Kyoto-Protokolls um eine<br />
weitere Periode; die Aufstellung des<br />
globalen Klimafonds; die Finanzhilfe<br />
an Entwicklungsländer. Aus schweizerischer<br />
Perspektive sind auch hier<br />
die Signale mehrheitlich positiv. Die<br />
zweite Kyoto-Etappe ist mit der Dau-<br />
er von acht Jahren beschlossen worden,<br />
und einige Lücken im Zertifikate-Handel<br />
sind geschlossen worden.<br />
Das ist eine wichtige Bedingung, damit<br />
sich die CO 2 -Preise erholen können.<br />
Erfolge und Fragezeichen<br />
Der globale Klimafonds wurde auf<br />
die Beine gestellt und die Beiträge in<br />
groben Zügen geklärt. Vielen Ent-<br />
wicklungsländern war das nicht genug,<br />
denn sie wollten mehr Direktzahlungen<br />
bekommen. Während einige<br />
Staaten freiwillig zusätzliche<br />
Mittel in Aussicht stellten, machte<br />
die internationale Gemeinschaft klar,<br />
dass die Finanzierung von sauberer<br />
Entwicklung in den Südländern primär<br />
über die Generierung von Zertifikaten,<br />
neue Marktmechanismen<br />
und den Klimafonds laufen. Alle die-<br />
REVISION DES RAUMPLANUNGSGESETZES (RPG) – Im Kampf gegen die Zubetonierung sind<br />
sanftes verdichtetes Bauen und gezielter Landschaftschutz die wirksameren Instrumente.<br />
Was bedeutet eigentlich «Zersiedelung»?<br />
Es trifft zwar zu, dass seit Jahrzehnten<br />
pro Sekunde ein Quadratmeter<br />
Land verbaut wird; gemäss der<br />
Schweizerischen Vereinigung für<br />
Landesplanung VLP sind es sogar<br />
1,3 Quadratmeter. Schuld daran sind<br />
weder das geltende Raumplanungsgesetz<br />
noch die Zuwanderer, sondern<br />
es ist hauptsächlich eine Konsequenz<br />
unseres Wohlstandes und geänderter<br />
gesellschaftlicher Lebensformen: Der<br />
Wohnbedarf pro Kopf der Bevölkerung<br />
ist seit 1950 von 24 auf heute<br />
schätzungsweise 50 Quadratmeter<br />
angestiegen und die Zahl der Personen<br />
pro Wohnung nimmt ab. Oder<br />
auf eine Kurzformel gebracht: Ungefähr<br />
70 Prozent des Wachstums der<br />
überbauten Fläche sind auf die zunehmenden<br />
Platzbedürfnisse zurückzuführen,<br />
weitere 20 Prozent auf die<br />
steigende Wohnbevölkerung und lediglich<br />
10 Prozent auf andere Faktoren<br />
wie Fehlplanungen.<br />
Begriff ohne Definition<br />
Wenn man den Begriff Zersiedelung<br />
in der Suchmaschine Google eingibt,<br />
erscheint er 78 700-mal. Nirgends<br />
findet man eine klare Definition, was<br />
Zersiedelung genau bedeutet. Dieser<br />
Begriff muss für alles und nichts her-<br />
halten und wird vor allem von den<br />
Befürwortern des indirekten Gegenvorschlags<br />
instrumentalisiert, um eine<br />
zentralistische Raumplanung zu<br />
rechtfertigen. Zersiedelung könnte<br />
daher zum Mode- oder noch besser<br />
Unwort des Jahres erkoren werden.<br />
Wo beginnt die Zersiedelung und wo<br />
hört sie auf? Ist etwa die historisch<br />
gewachsene Streusiedlung-Bauweise<br />
im Toggenburg und in Appenzell Innerrhoden<br />
mit Zersiedelung gleichzusetzen<br />
und daher des Teufels?<br />
Wohl kaum, selbst militante Landschaftsschützer<br />
dürften hier nichts<br />
zu meckern haben.<br />
Darf man im Zusammen mit dieser typischen (Appenzeller Landschaftsgestaltung ugeniert von «Zersiedelung» sprechen?<br />
Der richtige Weg ist bekannt<br />
Zurück zum berühmten Quadratmeter<br />
Land, der pro Sekunde überbaut<br />
wird: Auch das Referendumskomitee<br />
ist einverstanden, dass es so nicht<br />
weitergehen kann und wirksame Lösungen<br />
gefunden werden müssen.<br />
Der Landschaftsverschleiss ist aber<br />
in zweifacher Hinsicht zu relativieren:<br />
Erstens nimmt die Waldfläche<br />
kontinuierlich zu, und zweitens gibt<br />
es immer mehr Schutzgebiete in der<br />
Schweiz: Die 16 bereits realisierten<br />
Pärke (Stand 1.1.2013) machen insgesamt<br />
11,6 Prozent der Fläche der<br />
Schweiz aus, das sind immerhin<br />
4779 Quadratkilometer.<br />
Und viele Beispiele von gelungenen<br />
und originellen Projekten von sanftem<br />
verdichtetem Bauen, ohne die<br />
Menschen in Wohnsilos zu pferchen,<br />
haben gezeigt, dass es die<br />
missratene RPG-Revision nicht<br />
braucht, um haushälterischer mit<br />
dem unvermehrbaren Gut Boden<br />
umzugehen. Auf diesem Weg ist<br />
kontinuierlich weiterzuschreiten –<br />
ohne das eigentumsfeindliche und<br />
dirigistische Raumplanungsdiktat<br />
aus Bern. Ein Nein am 3. März 2013<br />
ist dafür unerlässlich.<br />
Rudolf Horber,<br />
<strong>sgv</strong>-Ressortleiter Raumplanung<br />
LINK<br />
www.rpg-revision-nein.ch<br />
se Ergebnisse sind konsistent mit der<br />
Schweizer Sicht.<br />
Selbstverständlich gibt es auch Probleme.<br />
Das Wichtigste ist die Erhöhung<br />
der CO 2 -Emissionsminderungsziele.<br />
Die Industrieländer – darunter<br />
die Schweiz – haben sich bereiterklärt,<br />
ihre Ziele ab 2015 nochmals zu<br />
überprüfen. Für die Schweiz mit ihren<br />
Inlandszielen käme dies einer<br />
nochmaligen Erhöhung gleich. Ein<br />
anderes Problem ist die Verringerung<br />
der Länder, die am Kyoto-System beteiligt<br />
sind: Neuseeland, Japan und<br />
Kanada sind ausgeschieden.<br />
Der Hit hinter den Kulissen<br />
In den Klimakonferenzen nimmt die<br />
Schweiz eine besondere Stellung ein.<br />
Sie ist freiwillig in einer Gruppe mit<br />
u.a. Südkorea und Mexiko und zeigt<br />
sich offen für die Vorschläge aus Lateinamerika<br />
und Asien. Gleichzeitig<br />
gelingt es ihr, die ambitiösen Vorstellungen<br />
unserer Klimapolitik in jenen<br />
Ländern zu verankern. Der wahre Hit<br />
hinter den Kulissen sind jedoch die<br />
Instrumente der Schweizer Wirtschaft:<br />
die Stiftung Klimarappen und<br />
die Energieagentur der Wirtschaft<br />
(EnAW). Während Mexiko vorhat,<br />
eine ähnliche freiwillige Stiftung wie<br />
den Klimarappen einzuführen, basiert<br />
die gesamte Energieeffizienz-<br />
Politik Südkoreas auf einer «Kopie»<br />
der EnAW. Auch andere Länder fragen<br />
aktiv nach und zeigen sich bereit,<br />
das wirtschaftliche Instrumentarium<br />
zu implementieren. Dieses Erfolgserlebnis<br />
zeigt, dass die Schweizer<br />
Wirtschaft nicht nur im Inland<br />
vorbildlich ist, sondern dass sie auch<br />
sehr wohl im Ausland als Vorreiterin<br />
wahrgenommen wird.<br />
Die quicklebendige Maus<br />
Darin liegen auch die Chancen der<br />
ambitionierten Klimapolitik für unsere<br />
KMU. Einerseits geht es darum,<br />
die Schweiz nicht unilateral zu verpflichten,<br />
denn der Klimawandel ist<br />
eine globale Herausforderung. Andererseits<br />
können marktliche Mechanismen<br />
dazu beitragen, Gutes für das<br />
Klima zu tun und für Schweizer KMU<br />
neue Produkte global zu positionieren.<br />
Das Fazit? Der Berg hat eine Maus<br />
geboren, aber die Maus ist quicklebendig.<br />
Henrique Schneider,<br />
<strong>sgv</strong>-Ressortleiter
8<br />
ARBEITSMARKT<br />
KANTON ST. GALLEN – Mitte dieses Jahres wurden die beiden Ämter für Wirtschaft und für Arbeit<br />
zusammengelegt. Das Resultat kann sich auch im RAV-Bereich sehen lassen.<br />
Effizienter und günstiger<br />
Betriebswirtschaftliche Überlegungen<br />
standen bei der Schaffung des neuen<br />
Amtes für Wirtschaft und Arbeit<br />
(AWA-SG) im Vordergrund. Es konnten<br />
damit nicht nur Synergien gewonnen<br />
und Kosten gesenkt werden.<br />
«Das neue Amt ist auch zu einem<br />
stärkeren und kompetenteren Partner<br />
für Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
geworden und kann seine Aufgaben<br />
für die Öffentlichkeit besser wahrnehmen»,<br />
betont der zuständige Regierungsrat<br />
Benedikt Würth. Sämtliche<br />
Anspruchsgruppen fänden im<br />
neuen Amt eine integrale Unterstützung.<br />
Beim AWA-SG werden die guten<br />
Arbeitgeberkontakte der Regionalen<br />
Arbeitsvermittlungszentren<br />
(RAV), das Know-how der Standortförderung<br />
und der Arbeitsbedingungen<br />
koordiniert. Zum Nutzen aller<br />
Beteiligten.<br />
Umfassendes Angebot als Ziel<br />
Peter Kuratli, der die Reorganisation<br />
des neuen Amtes geleitet hat und dieses<br />
nun auch führt, hat sich ein hohes<br />
Ziel gesteckt: «Das AWA-SG soll zu einem<br />
innovativen und wirkungsvollen<br />
Dienstleistungsbetrieb für Arbeitgeber,<br />
Arbeitnehmer und Stellensuchende<br />
werden.» Dank der Professionalisierung<br />
und der Regionalisierung der<br />
RAV ist ein starkes Netz zwischen Verwaltung<br />
und Wirtschaft entstanden,<br />
das ganz wesentlich hilft, bei Problemen<br />
rasch eingreifen zu können. Das<br />
AWA-SG und die vorgelagerten RAV<br />
helfen nicht nur Arbeitslose wieder in<br />
die Wirtschaft zu integrieren, sondern<br />
können auch genau auf die Bedürf-<br />
nisse von Unternehmen zugeschnitten,<br />
Mitarbeiter rekrutieren und vermitteln.<br />
Ein ganz neues Instrument<br />
hilft hier, Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />
schweizweit zu erfassen und<br />
die Erkenntnisse daraus zu nutzen –<br />
der RAV-Check.<br />
RAV-Koordinator bewährt sich<br />
Zu den Neuerungen, die sich bereits<br />
bewährt haben, gehört die neugeschaffene<br />
Stelle eines RAV-Koordinators,<br />
der als Verbindungsmann zwischen<br />
den RAV und den Hauptabteilungen<br />
des Amtes in St. Gallen fungiert.<br />
«Damit ist nicht nur das Nutzen<br />
der Synergien sichergestellt, sondern<br />
wir sind auch sehr rasch dort, wo es<br />
dringend Lösungen braucht», sagt Pe-<br />
ter Kuratli. In konjunkturell schwierigen<br />
Zeiten sei das besonders wichtig.<br />
Und noch einen weiteren Vorteil sieht<br />
Kuratli: «Die neue Struktur des Amtes<br />
hilft uns, etwas kämpferischer aufzutreten.<br />
Das gilt vor allem dort, wo wir<br />
in erster Linie Unterstützung leisten<br />
und nicht einfach vermitteln wollen.»<br />
Zugute komme der volkswirtschaftlich<br />
wichtigen Arbeit des AWA-SG<br />
auch ein selbst entwickeltes, institutionalisiertes<br />
Monitoring über alle Abteilungsgrenzen<br />
hinweg. Gespart wurde<br />
bei der Ämterzusammenlegung<br />
nicht bei den Dienstleistungen, die<br />
eher ausgebaut worden sind, sondern<br />
vorab bei den Stabsstellen in den zentralen<br />
Diensten. Hier konnten manche<br />
Mitarbeitenden dank ihrem grossen<br />
Know-how in die Beratungs- und Angebotsbereiche<br />
versetzt werden.<br />
Jobvermittlung als Kernauftrag<br />
Die Bedeutung des AWA-SG zeigt sich<br />
auch in der Zahl der Mitarbeitenden:<br />
Es ist mit 340 Personen eines der<br />
grössten Ämter des Kantons St. Gallen.<br />
270 davon arbeiten im Bereich<br />
Arbeitslosenversicherung, dessen<br />
Kernauftrag die rasche und dauerhafte<br />
Wiedereingliederung von Stellensuchenden<br />
in den ersten Arbeitsmarkt<br />
ist. Es geht nicht nur um die Bekämpfung<br />
der konjunkturellen Arbeitslosigkeit,<br />
sondern auch darum, einen<br />
Beitrag zu leisten, um die Sockelarbeitslosigkeit<br />
zu reduzieren. Hier<br />
werden insbesondere für Problemgruppen<br />
Förder- und Qualifizierungsprogramme<br />
angeboten, erklärt Peter Kuratli.<br />
Zu den Problemgruppen gehören<br />
Junge ohne Erfahrung, ältere und wenig<br />
qualifizierte Arbeitslose sowie solche<br />
mit gesundheitlichen Problemen<br />
und schliesslich Stellensuchende mit<br />
schwach ausgeprägten Schlüsselkompetenzen.<br />
Markus Löliger<br />
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ARBEITSLOSIGKEIT – Die EU will jedem Jugendlichen eine Stelle garantieren. Das weckt falsche<br />
Hoffnungen, weil die kriselnde Wirtschaft und die sparenden Staaten das nicht schaffen.<br />
Brüssel «erzwingt» Jobs per Dekret<br />
Wenn die EU mit einem Problem konfrontiert<br />
wird, reagiert sie nach der Art<br />
aller Bürokraten – sie sucht die Lösung<br />
in einer Regulierung. Das soll auch das<br />
neue Allheilmittel gegen die grassierende<br />
Jugendarbeitslosigkeit sein. Das<br />
Prinzip ist simpel: Jeder junge Mensch<br />
unter 25 Jahren soll im EU-Raum innerhalb<br />
von vier Monaten einen neuen<br />
Job haben oder eine Weiterbildung<br />
machen. «Jugendgarantie» heisst das<br />
neue Zauberwort, das der EU-Kommissar<br />
für Beschäftigung, Soziales und<br />
Integration, László Andor, dazu geprägt<br />
hat. «Es ist klar, dass die Eurokrise<br />
die Arbeitslosigkeit hochtreibt,<br />
und die junge Generation trifft es am<br />
schlimmsten», begründet Andor die<br />
Initiative. «Wir müssen jetzt in junge<br />
Leute investieren.»<br />
Schrecklich hohe Quoten<br />
In der Fachwelt herrscht europaweit<br />
eine seltene Einigkeit: Der Vorschlag<br />
tauge wenig, urteilen die Experten.<br />
«Das Beste daran ist, dass er das Problem<br />
überhaupt auf die Tagesordnung<br />
setzt», kommentierte etwa ein<br />
Sprecher des slowakischen Ministeriums<br />
für Familie und Jugend die<br />
Kunde aus Brüssel. Denn Lösungen<br />
sind dringend nötig. In Griechenland<br />
und Spanien suchen mehr als die<br />
Hälfte der Unter-25-Jährigen einen<br />
Job, in Portugal und Italien sind es<br />
fast 40 Prozent, in Frankreich 26 Prozent.<br />
Zum Vergleich: In der Schweiz<br />
Er setzt auf Synergien, Professionalisierung<br />
und Regionalisierung: Peter<br />
Kuratli leitet das fusionierte Amt.<br />
betrug die Arbeitslosenquote der 15-<br />
bis 24-Jährigen im vergangenen November<br />
im Durchschnitt 3,5 Prozent<br />
(3 Prozent in der Deutschschweiz,<br />
5,1 Prozent in der West- und Südschweiz).<br />
Lehrwerkstätten und Coaching<br />
Nach den Vorstellungen der EU-Kommission<br />
sollen sich die EU-Staaten<br />
verpflichten, jedem Jugendlichen<br />
spätestens vier Monate nach Verlassen<br />
der Schule oder nach Beginn der<br />
Arbeitslosigkeit einen Job anzubieten<br />
oder ersatzweise eine Ausbildung<br />
oder Schulung. Allerdings kann<br />
Brüssel nicht einfach verordnen; die<br />
Gesetze müssten von den einzelnen<br />
Mitgliedsländern erlassen werden.<br />
Die EU-Kommission beruft sich in<br />
ihrer Argumentation auf Vorbilder in<br />
Österreich und Skandinavien. Tatsächlich<br />
gilt in Österreich eine «Ausbildungsgarantie».<br />
Die Regierung<br />
verspricht Jugendlichen, die keine<br />
Lehrstelle finden, einen Platz in einer<br />
überbetrieblichen, staatlichen<br />
Ausbildungsstätte (vergleichbar mit<br />
unseren Lehrwerkstätten). In Schweden<br />
wird hingegen – ähnlich wie in<br />
Finnland – auf individuelle persönliche<br />
Unterstützung bei der Arbeitssuche<br />
gesetzt. Der Staat lässt sich<br />
dieses «Coaching» gemäss einer Studie<br />
der Internationalen Arbeitsorganisation<br />
rund 8000 Franken pro Jahr<br />
und Person kosten. Man ist aber auf<br />
Demonstration in Madrid: Haben die<br />
Jungen in den Krisen ländern echte<br />
Zukunftschancen?<br />
intensiver Suche nach Alternativen:<br />
So wird das duale Ausbildungssystem,<br />
das in der Schweiz eine signifikante<br />
Jugendarbeitslosigkeit kaum<br />
aufkommen lässt, in vielen Ländern<br />
als zukunftsträchtiges Modell ernsthaft<br />
geprüft.<br />
Rettung durch duales System?<br />
Die Ansätze für eine Art von «Jugendgarantie»<br />
sind lobenswert. Aber es<br />
ist ein Irrtum zu glauben, das Problem<br />
der «geradezu monströsen Mas-<br />
senarbeitslosigkeit junger Leute in<br />
Südeuropa» (so die Zeitschrift «Welt»)<br />
liesse sich einfach per Dekret lösen.<br />
Erstens kann man die Meisterlehre<br />
nicht ohne weiteres kopieren. Dazu<br />
gehören ein entsprechendes Bewusstsein,<br />
Berufsverbände und -schulen,<br />
ausbildungswillige Betriebe und geeignete<br />
Lehrpersonen. Fachleute<br />
schätzen, dass die Einführung des<br />
Dualsystems in einem Industrieland<br />
wie Grossbritannien nicht weniger<br />
als zehn Jahre beanspruchen dürfte.<br />
Zweitens nützt die Zusage, irgendein<br />
Trainings- oder Beschäftigungsprogramm<br />
angeboten zu bekommen,<br />
wenig, wenn der ganze Arbeitsmarkt<br />
aus den Fugen geraten ist, wie dies<br />
etwa in Griechenland oder auf der<br />
Iberischen Halbinsel der Fall ist. Anders<br />
gesagt: Wo Erwachsene (Familienernährer)<br />
massenhaft stellenlos<br />
sind, haben Praktikanten (und Lehrlinge)<br />
miserable Chancen.<br />
Das Hauptproblem in den Krisenländern<br />
bleibt nämlich die Krise selbst<br />
– die je nach Land unterschiedliche<br />
Mischung aus Finanz-, Konjunktur-<br />
und Strukturproblemen. Und man<br />
kann nur der «Welt» zustimmen, die<br />
ein pessimistisches Fazit zieht: «Echte<br />
Hilfe für die Jugendlichen wird nur<br />
möglich sein, wo es gelingt, die Krise<br />
zu überwinden. Vollmundige Garantien<br />
helfen da wenig.»<br />
Patrick M. Lucca<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
ZAHLEN & FAKTEN<br />
Die Macht der GAV<br />
Gemäss einer neuen offiziellen Statistik waren am<br />
1. Juli 2012 auf Bundesebene 35 und auf kantonaler<br />
Ebene 36 allgemeinverbindlich erklärte Gesamtarbeitsverträge<br />
(GAV) in Kraft. Diesen sind insgesamt<br />
66 555 Arbeitgeber und 566 820 Arbeitnehmer<br />
(Bund) bzw. 7490 Arbeitgeber und 59 409 Arbeitnehmer<br />
(Kanton) unterstellt. Die bedeutendsten<br />
allgemeinverbindlichen GAV betreffen das Gastgewerbe<br />
und das Bauhauptgewerbe. Sie allein regeln<br />
die Arbeitsverhältnisse bei 33 315 Arbeitgebern<br />
und 290 570 Arbeitnehmern.<br />
Härter gegen Missbräuche<br />
Der Bundesrat will die Scheinselbständigkeit<br />
ausländischer Dienstleistungserbringer wirksamer<br />
bekämpfen und die Sanktionen bei<br />
Verstössen gegen zwingende Lohn- und Arbeitsbedingungen<br />
verschärfen. Die entsprechende<br />
Anpassung der flankierenden Massnahmen zur<br />
Personenfreizügigkeit tritt auf den 1. Januar 2013<br />
in Kraft. Die Massnhamen werden mittels einer<br />
Dokumentationspflicht sowie neuer Sanktionsmöglichkeiten<br />
umgesetzt. Neu können auch<br />
Arbeitgeber, welche Arbeitnehmer in der<br />
Schweiz beschäftigen, mit Sanktionen belegt<br />
werden, falls sie die zwingenden Mindestlöhne<br />
in Normalarbeitsverträgen nicht einhalten.<br />
Keine Lockerung in Sicht<br />
Die Höchstzahlen für die Arbeitsmarktkontingente<br />
2013 werden auf dem Niveau von 2012<br />
beibehalten. Ebenfalls fortgeführt wird das duale<br />
Zulassungssystem für den Arbeitsmarkt. Für<br />
Fachkräfte aus Drittstaaten (Länder ausserhalb<br />
EU⁄Efta) gibt es 8500 Bewilligungen für Spezialisten<br />
frei. Für Dienstleistungserbringer aus den<br />
EU⁄Efta-Staaten stehen 2013 ebenfalls wiederum<br />
je 5000 Einheiten für Kurzaufenthalter und 3500<br />
für Aufenthalter zur Verfügung.<br />
Schweizer Konjunktur stockt<br />
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechnet<br />
für 2013 trotz einem Wachstum von 1,3 Prozent<br />
mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit.<br />
Die Bundesökonomen orten die Probleme<br />
für die Schweizer Wirtschaft vor allem im<br />
Ausland. Sie gehen davon aus, dass die Eurozone<br />
voraussichtlich auch im nächsten Jahr<br />
nicht aus der Rezession herauskommt. Besser<br />
dürfte es hingegen den USA ergehen, allerdings<br />
brauche die Erholung Zeit. Diese Schwierigkeiten<br />
werden laut Seco in der Schweiz die Arbeitslosigkeit<br />
steigen lassen. Die Stellenlosenquote<br />
soll demnach von einem erwarteten Jahresdurchschnitt<br />
2012 von 2,9 Prozent im nächsten<br />
Jahr auf 3,3 Prozent steigen; sie dürfte auch<br />
2014 um diesen Wert herumpendeln. Die einzelnen<br />
Branchen werden sich laut Seco-Prognosen<br />
weiter unterschiedlich entwickeln. Inlandorientierte<br />
Sparten wie Bau oder Dienstleistungen<br />
profitierten von der Zuwanderung und den<br />
tiefen Zinsen. Der Konsum dürfte aber leicht<br />
zurückgehen. Beim Export sollten die Uhrenindustrie<br />
und der Pharmasektor für eine Entschärfung<br />
der Lage sorgen. Nicht unwichtig: Das Seco<br />
erwartet, dass die Schere zwischen Inland-<br />
und Exportwirtschaft etwas kleiner wird.<br />
LEISTUNGEN<br />
FÜR ARBEITGEBENDE<br />
Die folgenden RAV-Dienstleistungen sind<br />
nicht nur für Stellensuchende, sondern<br />
ebenso für Arbeitgebende gratis abrufbar:<br />
n Vermittlung von Stellensuchenden<br />
n Schnelle und professionelle Vorselektionierung<br />
geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten<br />
n Beratung in arbeitsmarktlichen Belangen<br />
n Einfaches Verfahren zur Meldung offener Stellen<br />
n Aufnahme der Stellen in die gesamtschweizerische<br />
Datenbank der RAV sowie auf Wunsch in<br />
SSI und/oder Teletext/www.treffpunktarbeit.ch<br />
n Zusammenarbeit mit privaten Stellenvermittlern<br />
Die Adressen der RAV findet man:<br />
n im Internet unter wvw.treffpunkt-arbeit.ch<br />
n unter Teletext, SF2, Seite 430 ff.<br />
n bei der RAV-Koordination des Staatssekretariats<br />
für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Arbeitslosen-<br />
versicherung (Seco), Effingerstr. 31–35,<br />
3003 Bern, Tel. 031 325 32 64
Wie die Erfahrungen von ehemaligen<br />
Führungskräften und Fachleuten im<br />
Alltag zur Geltung kommen, zeigt<br />
das folgende Beispiel aus der Tätigkeit<br />
von Adlatus.<br />
Heimelig Betten AG in Kreuzlingen ist<br />
seit 27 Jahren eine der führenden Firmen<br />
für Miete und Kauf von Elektro-<br />
Pflegebetten. Die Stärken der Firma<br />
sind die exzellente Beratung, das Eingehen<br />
auf Bedürfnisse von Patienten<br />
und Angehörigen sowie des Pflegepersonals<br />
und die enge Zusammenarbeit<br />
mit Organisationen wie Spitex,<br />
Pro Senectute und Krankenkassen.<br />
Das Gesundheitswesen ist jedoch in<br />
stetem Wandel begriffen, und so holte<br />
sich der weitsichtig denkende Patron<br />
Heinz Bachmann Rat bei Adlatus.<br />
Ziel war die Neausrichtung der Firma,<br />
das Mittel dazu der Austausch mit<br />
bewährten Führungskräften. Ein Adlat<br />
mit Fachrichtung Treuhand hat in<br />
der Folge neue Strukturierungsmodelle<br />
berechnet. Mit einem Marketing-<br />
Profi wurden strategische Schwerpunkte<br />
gelegt und neue Kommunikationsmittel<br />
entworfen. Ein Fachmann<br />
BETRIEBSFÜHRUNG 9<br />
SIU-KURS – Fundiertes Wissen als Basis für erfolgreiche<br />
KMU-Geschäftsfrauen.<br />
Der Unterschied<br />
KMU-Geschäftsfrauen machen oft den<br />
Unterschied: Sie wirken in kleinen,<br />
mittleren und in Familienbetrieben als<br />
«gute Geister» im Hintergrund und<br />
sind der entscheidende Erfolgsfaktor.<br />
Stellen Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung<br />
im Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau<br />
SIU auf eine fundierte Basis.<br />
Sicherheit und Unabhängigkeit<br />
Die Schweiz ist das Land der KMU –<br />
genauer: Das Land der 300 000 KMU.<br />
Und viele KMU wären nicht, was sie<br />
sind, stünden nicht Tausende von<br />
Frauen ihren Mann. Sie betreuen das<br />
Personalwesen, leiten den Verkaufsinnendienst<br />
oder kümmern sich um<br />
die Finanzführung des Betriebes. Der<br />
Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau SIU<br />
vermittelt der mitarbeitenden Partnerin<br />
und Frauen in Führungspositionen<br />
betriebswirtschaftliches Know-how,<br />
Sicherheit und mehr Unabhängigkeit.<br />
Angesprochen sind ebenso Frauen,<br />
die künftig eine solche Rolle ausfüllen<br />
werden. Ein anschliessender Übertritt<br />
ins zweite Abschlusssemester des Vorbereitungskurses<br />
zur Berufsprüfung<br />
«Fachfrau⁄Fachmann Unternehmensführung<br />
KMU mit eidg. Fachausweis»<br />
Mehr Erfolg im Geschäftsleben: Der Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau<br />
SIU machts möglich.<br />
öffnet die Perspektive, sich auf diesen<br />
eidgenössischen Abschluss erfolgreich<br />
vorzubereiten.<br />
Nutzen durch Wissenstransfer<br />
<strong>Aktuelle</strong> Fallbeispiele, Übungen und<br />
der Erfahrungsaustausch mit Referenten<br />
aus der Praxis sind die Methoden,<br />
durch die sich in kurzer Zeit effizient<br />
Wissen formt und welches danach<br />
erfolgreich angewendet wird. Dieses<br />
führt dazu, dass Geschäftsfrauen ihre<br />
Ziele effizienter und letztlich auch professioneller<br />
erreichen. Aus aktuellen<br />
Fällen aus der Praxis ziehen die Teilnehmerinnen<br />
den konkreten Nutzen,<br />
gewonnenes Wissen 1:1 in den Berufsalltag<br />
zu transferieren. Der Nutzen für<br />
das Unternehmen liegt auf der Hand:<br />
mehr Sicherheit im Umfang mit externen<br />
sowie internen Zielgruppen, mit<br />
Kunden und mit Mitarbeitenden. Der<br />
kompakte Kurs vertieft in 188 Lektionen<br />
in einem Semester alle betriebswirtschaftlich<br />
relevanten Themen.<br />
Von Leadership über Familien-<br />
KMU bis Rechtslehre<br />
Der Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau SIU<br />
behandelt die breite Palette betriebswirtschaftlicher<br />
Basiskenntnisse, wobei<br />
die Stundenpläne auf die Teilnehmerinnen<br />
aus gewerblichen KMU<br />
Rücksicht nehmen und entsprechend<br />
zugeschnitten sind. Die erste Klasse<br />
dieses neuen Lehrgangs hat im Oktober<br />
in Bern begonnen, und bereits im<br />
Februar 2013 starten weitere Kurse.<br />
Folgende Themen werden im Kurssemester<br />
behandelt:<br />
n Allgemeine Unternehmensführung,<br />
Leadership, Kommunikation und HR-<br />
Management<br />
n Familien-KMU, Marketing, PR und<br />
Lieferanten-Kunden-Beziehungen<br />
n Organisation, Rechnungswesen<br />
und Recht<br />
n Methoden-, Lern- und Arbeitstechnik<br />
Als Kursorte sind verschiedene<br />
Deutschschweizer Städte vorgesehen.<br />
LINK<br />
www.siu.ch<br />
BETRIEBSBERATUNG – Frühere Führungskräfte geben Rat.<br />
Hilfe von alten Hasen<br />
unterstützte das KMU bei der Neugestaltung<br />
der Website; und als Personalfragen<br />
auftauchten, konnte sich<br />
zudem ein Adlat mit langjähriger HR-<br />
Erfahrung erfolgreich einbringen.<br />
Innert eines Jahres hat sich eine enge<br />
Zusammenarbeit zwischen Adlatus<br />
und der flexiblen KMU ergeben; der<br />
Firmeninhaber konnte bei Bedarf auf<br />
die unterschiedlichsten Spezialisten<br />
zugreifen. Mit Adlatus im Hintergrund<br />
können sich Heinz Bachmann und<br />
seine erfolgreiche Thurgauer Firma<br />
(www.heimelig.ch) auf ihre Kernkompetenzen<br />
konzentrieren.<br />
adlatus Schweiz ist ein Netzwerk von<br />
über 400 ehemaligen Führungskräften,<br />
welche für unternehmerische<br />
Fragen unterschiedlichster Art beigezogen<br />
werden können. Dabei ist das<br />
Erstgespräch gratis, bei gegenseitigem<br />
Einvernehmen wird ein Beratungsvertrag<br />
zu erschwinglichen<br />
Konditionen vereinbart.<br />
LINK<br />
www.adlatus.ch<br />
Gratis-Kontakt: Tel. 0848 484 888
10<br />
BERUFSWETTBEWERBE<br />
MAURER IN ZÜRICH – Mit einem riesigen Vorsprung entschied Stefan Heller die Schweizermeisterschaft<br />
der klassischen Bauleute klar für sich - und peilt nun höhere Ziele an.<br />
Durchmarsch des Favoriten<br />
In einem zweistufigen Selektionsverfahren<br />
haben sich sechs Kandidaten<br />
aus den drei Berufsbildungsregionen<br />
Westschweiz, Zentralschweiz und<br />
Ostschweiz für den Final an der Berufsmesse<br />
Zürich qualifiziert. Dort<br />
standen si, von vielen Besuchern beobachtet,<br />
während rund 20 Arbeitsstunden<br />
unter Hochdruck, um die<br />
Meisterkrone definitiv unter sich auszumachen.<br />
Vorsprung weiter ausgebaut<br />
Als Favorit ging der Zürcher Weinländer<br />
Stefan Heller in den Wettkampf,<br />
der in den Qualifikationsrunden den<br />
komfortablen Vorsprung von 17<br />
Punkten auf seinen Appenzeller Rivalen<br />
Sandro Dörig herausgeholt hatte.<br />
Am Schluss betrug die Differenz<br />
zwischen den beiden Jungmaurern<br />
gar 47 Punkte – das sind Welten! Zum<br />
Vergleich: Bronzegewinner Beat Jung<br />
lag bloss der Pünktchen hinter Dörig.<br />
Heller war fachlich klar der Beste, er<br />
zeigte aber während der<br />
20 Stunden auch nicht die geringsten<br />
keine Anzeichen von Nervosität. «Die<br />
Rangverkündigung war für mich bedeutend<br />
aufregender», lautet sein trockener<br />
Kommentar.<br />
Knifflige Detailarbeit<br />
Die Aufgabe war äusserst knifflig und<br />
erforderte viel Detailarbeit: Es galt<br />
ein leicht abgewinkeltes Mauerstück<br />
mit dem Zürcher Kantonswappen mit<br />
helleren und dunkleren Backsteinen<br />
auszuführen sowie eine ETH-Kuppel<br />
mit feinen Säulen und zahlreichen<br />
SCHWEIZER MEISTERSCHAFTEN DIE RANGLISTEN<br />
Kategorie Dachdecken<br />
1. Benedikt Dahinden, Grosswangen<br />
LU; (Ausbildungsbetrieb: Brundach AG,<br />
Grosswangen)<br />
2. Bernhard Kropf, Bleiken BE<br />
(Adrian Reusser, Münsingen)<br />
3. Michel Rebsamen, Hofstetten<br />
(Brändle Gebäudehüllen AG, Sirnach)<br />
Kategorie Abdichten<br />
1. Arnel Vuckic, Thun (Bauimpuls AG,<br />
Heimberg)<br />
2. Sandro Metzger, Müllheim TG<br />
(SC Haller AG, Frauenfeld)<br />
3. Jorge Oliveira, Bern<br />
(BernaRoof AG, Bern)<br />
Kategorie Fassadenbau<br />
1. Samuel Schweizer, Wald AR<br />
(Urs Graf Bedachungen, Heiden)<br />
Vor- und Rücksprüngen en miniature<br />
nachzubilden. Für die Qualität des<br />
Teilnehmerfeldes spricht die Tatsache,<br />
dass alle sechs Finalisten es<br />
schafften es, das anspruchsvolle<br />
Schaustück in der knappen vorgegebenen<br />
Zeit fertigzustellen. Das ist bemerkenswert,<br />
denn das geforderte<br />
Projekt war mit einem Anteil von<br />
rund 70 Prozent geschnittenen Steinen<br />
sogar anspruchsvoller, als es beispielsweise<br />
an den internationalen<br />
Wettbewerben definiert wird.<br />
Genauigkeit vor Schönheit<br />
Bestätigen kann dies Experte René<br />
Engetschwiler, der an den diesjährigen<br />
Europameisterschaften in Spa-<br />
Francorchamps den nachmaligen<br />
Bronzemedaillengewinner Christian<br />
Brühwiler betreute. Er zweifelt auch<br />
2. Daniel Riedweg, Malters LU<br />
(Zihlmann AG, Wolhusen)<br />
3. Dominic Wiget, Siebnen SZ<br />
(Schnyder Bedachungen ⁄ Fassaden -<br />
bau AG, Pfäffikon)<br />
Kategorie Gerüstbau<br />
(Zweierteams)<br />
1. Frédéric Addor, Bevaix NE, und<br />
Fabien Crausaz, Bôle NE (beide<br />
Fasel & fils SA, Boudry)<br />
2. Andreas Winterberger, Unterseen<br />
⁄ BE (Scheidegger Gerüstbau AG,<br />
Unterseen) Adrian Schmid,<br />
Frutigen (Gerüstbau Schwarzenbach<br />
AG, Gwatt)<br />
3. Michael Egli, Grub AR, (Graf Urs<br />
Bedachungen, Heiden) und Fabio<br />
Garofalo, Rüthi SG (Matiello Gerüstbau<br />
AG, Altstätten)<br />
keinen Moment daran, dass auch an<br />
den WorldSkills 2013 in Leipzig für<br />
Heller einiges drin liegt. «Brühwiler<br />
lag an den EuroSkills mit seinem dritten<br />
Rang nur knapp vier Punkte hinter<br />
dem Erstplatzierten», führt er aus.<br />
Änhlich erging es übrigens auch dem<br />
Freiburger Morgan Conus, der an der<br />
Berufs-WM 2011 in London Dritter<br />
wurde. Engetschwiler weiss auch, warum<br />
die Schweizer Maurer selten Gold<br />
gewinnen: «Unsere Kandidaten liefern<br />
jeweils die optisch schönsten Objekte<br />
ab. Da aber die Genauigkeit in internationalen<br />
Wettbewerben noch immer<br />
mit 80 Prozent bewertet werde, nimmt<br />
die Konkurrenz doch eher abgeplatzte<br />
Stellen und Mörtelreste in Kauf und<br />
sichert sich dadurch die entscheidenden<br />
Punktevorteile.» Die internationalen<br />
Experten müssten sich doch mal<br />
die folgende Frage stellen: Wer will in<br />
seinem Wohnzimmer eine Mauer, die<br />
zwar auf den Millimeter genau steht,<br />
aber mit rissigen und unsauber geschnittenen<br />
Steinen gebaut ist?<br />
Die Vorteile des Handwerks<br />
Werner Messmer, Zentralpräsident<br />
des Schweizerischen Baumeisterverbands,<br />
betonte in seiner Ansprache<br />
anlässlich der Rangverkündigung,<br />
dass es «ohne Handwerk keine Leben<br />
gibt». Deshalb sei es unverständlich<br />
und unakzeptabel, wenn die handwerklichen<br />
Berufe an Stellenwert verlören<br />
und junge Berufsleute saubere<br />
und bequeme Arbeit vorzögen. Dabei<br />
gälten die Stellen im traditionellen<br />
Handwerk als besonders sicher, während<br />
in anderen Sparten – etwa im<br />
Dienstleistungssektor – die Jobs recht<br />
wackelig seien. Zudem liessen sich<br />
auch die hohen Saläre und die vielen<br />
Sozialleistungen sehen. Pd<br />
DIE RANGLISTE<br />
1. Stefan Heller, Unterstammheim<br />
ZH (Arbeitgeber: Bachmann +<br />
Mettler AG, Ossingen ZH)<br />
2. Sandro Dörig, Appenzell (Streule<br />
Bau AG, Brülisau AI)<br />
3. Beat Jung, Niederwil SG (Schlauri<br />
+ Holenstein AG, Will SG)<br />
4. Valentino Piepoli, Le Locle NE<br />
(Arrigo & Cie. SA, La-Chaux-de-Fonds)<br />
5. Pierre-Marie Hernach, Riddes<br />
VS (Fardel, Délèze et Fils SA, Sitten)<br />
6. Mathieu Daucourt, Fahy JU<br />
(Peter Didier, Bure JU)<br />
GEBÄUDEHÜLLE-BRANCHE – Gleich in vier Kategorien kämpften junge Berufsleute auf hohem<br />
Niveau in Luzern um Schweizer-Meister-Titel. Danach regnete es WM-Gold in Strömen.<br />
Die Basis für weltweite Dominanz<br />
Die diesjährigen Meisterschaften der<br />
Branche wurden in den Fachrichtungen<br />
Abdichten, Dachdecken, Fassadenbau<br />
und Gerüstbau durchgeführt.<br />
Samuel Schweizer aus Appenzell-<br />
Ausserhoden (Fassadenbau), Benedikt<br />
Dahinden aus Grosswangen LU<br />
(Dachdecken), Arnel Vuckic aus<br />
Thun (Abdichten) und das Zweierteam<br />
Frédéric Addor und Fabien<br />
Crausaz aus Boudry NE (Gerüstbau)<br />
heissen die neuen Schweizer Meister:<br />
Ihre «Belohnung»: eine Goldmedaille<br />
samt Urkunde, ein Bildungsgutschein<br />
am Polybauzentrum sowie<br />
Die Superleistung von Sieger Stefan Heller weckt Hoffungen für die WM.<br />
mehrere Sponsorengeschenke. Zusätzlich<br />
winkt nun die Teilnahme<br />
an den Berufsweltmeisterschaften in<br />
Rumänien in zwei Jahren.<br />
Zeitdruck als Hindernis<br />
Das allgemein hohe Niveau wurde<br />
von Beat Hanselmann gelobt. Der<br />
Leiter Bildung bei Polybau: «Ich bewundere<br />
die jungen Leute, die sich<br />
diesem harten Wettkampf unter<br />
Handwerkern stellen», die Teilnahme<br />
ist nämlich keine Selbstverständlichkeit.<br />
Das nationale Bildungszentrum<br />
Polybau ist Mitveranstalter der Meis-<br />
terschaften; es betreibt zwei Aus- und<br />
Weiterbildungsstandorte für angehende<br />
Gebäudehüllenfachleute in der<br />
Schweiz.<br />
Die Kandidaten traten zum Einzelwettkampf<br />
in den Messehallen auf<br />
der Allmend in Luzern an. Sie hatten<br />
ihre Aufgaben – ein Dach, einer Fassadenausschnitt<br />
mit Dämmung oder<br />
ein Gerüst zu konstruieren – in nur<br />
acht Stunden zu lösen. Pro Fachrichtung<br />
waren drei Experten damit beauftragt,<br />
die Konstruktionen sowie<br />
das Arbeiten nach korrekter Ausführung,<br />
Präzision, Sauberkeit und Arbeitssicherheit<br />
zu bewerten. Die Jurys<br />
zeigten sich beeindruckt von den<br />
gezeigten Leistungen. Vielfach war<br />
es nicht fehlendes Fachkönnen, das<br />
eine bessere Platzierung verhinderte,<br />
sondern Nervosität und sogar kleine<br />
«Panikanfälle». Es sei «eben nicht einfach,<br />
derart komplizierte Aufgaben<br />
in so kurzer Zeit anständig zu erledigen»,<br />
meinte stellvertretend Dachdecker-Crack<br />
Benedikt Dahinden.<br />
Totaler Triumph an den WM<br />
Anschliessend an die Schweizer Titelkämpfe<br />
fanden in Luzern auch die<br />
Weltmeisterschaften der Branche<br />
statt. 14 Zweierteams aus elf Ländern<br />
wetteiferten in drei Fachdisziplinen<br />
um einen Platz auf dem Podest. Die<br />
Eidgenossen erreichten das absolute<br />
Optimum und räumten in allen Wettkämpfen<br />
die höchsten Auszeichnungen<br />
ab. Thomas Bürgler, (Ibach), und<br />
Dominik Aebi, (Bätterkinden) heissen<br />
Benedikt Dahinden,Dachdecker-<br />
Schweizer Meister 2012.<br />
die Weltmeister der Abdichter. Moritz<br />
Neuenschwander, (Signau), und Felix<br />
Büeler, (Tuggen) holten sich den WM-<br />
Sieg in der Kategorie Metalldeckung;<br />
Florian Rohrer (Flüeli-Ranft) und André<br />
Bärtschi, Eggiwil, waren schliesslich<br />
die besten Dachdecker.<br />
Immer bei den Besten<br />
Dass die Schweizer Gebäudehülle-<br />
Spezialisten derart gut abschneiden,<br />
hat eine gewisse Tradition: Sie belegen<br />
mit 12 Medaillen im internationalen<br />
Ranking der letzten zehn Jahren<br />
einen absoluten Spitzenplatz. Mit<br />
einer derartigen Dominanz bei Berufswettbewerben<br />
kann keine andere<br />
Schweizer Branche aufwarten.<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
TITELKÄMPFE IN KÜRZE<br />
«Süsse Branche» I<br />
Qualifiziert aufgrund der besten Resultate an<br />
den kantonalen Lehrabschlussprüfungen, haben<br />
21 junge Berufsleute an den Schweizer<br />
Meisterschaften Bäcker-Konditor-Branche in<br />
Luzern teilgenommen. Fünf Stunden standen<br />
den Teilnehmenden zur Verfügung, um zum<br />
Thema «Film» zwei verschiedene Zöpfe, zwei<br />
tourierte Hefesüssteiggebäcke, drei originelle<br />
Spezialbrote, zwei Sorten Kleinbrote oder Kleingebäcke,<br />
Stückli und zwei Sorten Butterblätterteigstückli<br />
herzustellen. Im Weiteren waren<br />
drei Marzipanfiguren zu modellieren und ein<br />
Tortendekor umzusetzen. Am besten fertig mit<br />
diesen anspruchsvollen Aufgaben wurde Benjamin<br />
Rehmann aus Gränichen AG (Arbeitgeber:<br />
Jowa AG, Gränichen AG). Dicht auf dem<br />
Fersen waren ihm zwei Berufsfrauen: Morgane<br />
Brülhart aus Fribourg (Boulangerie-Pâtisserie<br />
Suard SA, Fribourg) wurde Zweite; Bronze ging<br />
an die aus Mals (Italien) stammende Nadja<br />
Thöni (Frunaria-Pastizaria Meier Beck, Sta.<br />
Maria GR).<br />
Sie bewältigten die schweren Aufgaben am besten<br />
(v.l.): Morgane Brülhart, Benjamin Rehmann<br />
und Nadja Thöni.<br />
«Süsse Branche» II<br />
26 junge Frauen und Männer haben an den<br />
Schweizer Meisterschaften 2012 der Konditor-<br />
Confiseure in Luzern teilgenommen. Ihre Kreativität<br />
und ihr handwerkliches Geschick haben<br />
sie bei Arbeiten zum Thema «Fête du Chocolat»<br />
unter Beweis gestellt. Sie hatten sechs Stunden<br />
Zeit, um zwölf Pâtisserien, zwei Sorten Pralinen<br />
und eine Sorte gefüllten Konfekts herzustellen<br />
sowie eine Torte zu dekorieren und zwei Marzipanfiguren<br />
zu modellieren. Alle Produkte waren<br />
schliesslich neben einem vorgängig angefertigten<br />
Schaustück ansprechend zu präsentieren.<br />
Am Schluss des hochstehenden Wettkampfes<br />
hatte Miriam Urwyler aus Frick AG (Arbeitgeber:<br />
kunz AG art of sweets, Frick ) die Nase<br />
knapp vorn, gefolgt vom Winterthurer Jan Vogel<br />
(Confiserie Sprüngli, Dietikon) und Sereina Wilda<br />
aus Hägendorf BL (Bäckerei-Konditorei Grellinger,<br />
Reinach).<br />
Im Bereich Detailhandel hatten die Teilnehmenden<br />
drei Stunden, um ein Schaufenster zu gestalten,<br />
vier Geschenkverpackungen zu kreieren,<br />
eine Werbetafel zu beschriften und drei Produkte-Schilder<br />
von Hand zu schreiben. Im Weiteren<br />
stand ein fünfminütiger Vortrag zum Thema<br />
«Vorgehen bei einer komplexen Bestellung» auf<br />
dem Programm. Der einstündige schriftliche Teil<br />
umfasste Verkaufspsychologie und Warenkunde.<br />
Den Titel sicherte sich Regula Zellweger aus<br />
Urnäsch AR (Bäckerei-Konditorei Böhli AG,<br />
Appenzell AI), Silber ging an Glency Peiris aus<br />
Volketswil ZH (Confiserie Sprüngli AG Zürich)<br />
und Bronze an Lydia Brunner aus Wattwil SG<br />
(Bäckerei Kuhn Back & Gastro AG, 9125 Brunnadern).<br />
Im Konditor-Confiseur-Beruf räumten die Damen<br />
ab: Miriam Urwyler (l.) gewann in der Sparte<br />
Produktion, Regula Zellweger holte Gold bei den<br />
Detailhandelangestellten.
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 BERUFSWETTBEWERB 11<br />
TITELKÄMPFE IN KÜRZE<br />
Hoffnung für Leipzig<br />
Drei Finalisten, die nach harten Qualifikationskämpfen<br />
übrig geblieben waren, massen sich<br />
während zweier Tage an der Schweizer Meisterschaft<br />
der Formenbauer im zürcherischen Opfikon.<br />
Mit dem 21-jährigen Pascal Sutter (Bild)<br />
aus Jonschwil SG gewann der erfahrenste Berufsmann<br />
des Trios. Er wird die Schweiz 2013<br />
an der WM in Leipzig vertreten. Silber ging an<br />
Elias Siegrist aus Turgi AG, Dritter wurde Gianluca<br />
Nicolella aus Zollikofen BE. Die Schweizer<br />
Formenbauer gehören zur absoluten Weltelite,<br />
eine WM-Medaille wäre keine Überraschung…<br />
Fan-Reisen zur WM 2013<br />
Die Schweizer WM-Teams pflegen seit vielen<br />
Jahren treue Fangemeinden zu haben. Nach Leipzig<br />
dürften rund 500 Personen mitkommen. Im<br />
Auftrag der Stiftung Swiss Skills bietet der bewährte<br />
Partner Helbling Reisen AG spezielle Arrangements<br />
an, die vom Tagesausflug bis zum<br />
Aufenthalt während des ganzen Anlasses und<br />
Betriebsbesichtigungen reichen. Vorab bei Berufsverbänden<br />
besteht dafür eine rege Nachfrage,<br />
mit von der Partie werden aber auch Familienangehörige<br />
und Freunde sowie Arbeitgeber<br />
und ∕oder Lehrmeister sein.<br />
LINK<br />
www.helbling-reisen.ch ⁄Geschäftsreisen<br />
ANZEIGE<br />
AUTOGEWERBE – Lukas Hediger ist Schweizer Meister der Automobil-Mechatroniker und<br />
Teilnehmer an der Berufs-WM 2013, wo er den Erfolg von 2011 wiederholen möchte.<br />
Titelverteidigung als Ziel<br />
Am nationalen Wettbewerb an der<br />
Berufsmesse «Cité des métiers» in<br />
Genf massen sich zwölf Nachwuchskräfte<br />
aus den Schweizer Garagen,<br />
der AGVS. Traditionell wurde<br />
der Wettkampf vom Autogewerbeverband<br />
der Schweiz (AGVS) organisiert.<br />
In einem Parcours mit sechs<br />
Posten wurden die Konkurrenten<br />
vor teils sehr heikle Aufgaben gestellt.<br />
Zwölf Fachexperten bewerteten<br />
ihre Leistungen in den Bereichen<br />
Bremsen, Motormechanik,<br />
Fahrzeugelektrik, Radaufhängung,<br />
Diesel und Getriebe. Das Pensum<br />
der Teilnehmer entsprach in etwa<br />
der Lehrabschlussprüfung, allerdings<br />
unter erhöhtem Zeitdruck. Zusätzlich<br />
zu den fachlichen Anforderungen<br />
standen die Nachwuchskräfte<br />
also unter hoher psychischer Belastung.<br />
Junge engagieren sich<br />
Der aus Oberarth stammende Schwyzer<br />
Lukas Hediger liess sich nicht aus<br />
der Ruhe bringen. Er gewann den Titel<br />
vor Eric Mollard (Noréaz FR) sowie<br />
den beiden im dritten Platzierten<br />
Peter Flury ( Utzenstorf BE) und Stefano<br />
Gnesa (Brione TI). AGVS- Zentralpräsident<br />
Urs Wernli würdigte an<br />
der Siegerehrung das Engagement<br />
der jungen Berufsleute: «Die Mobilität<br />
ist entscheidend für die Wirtschaft<br />
und damit für unseren Wohlstand.<br />
Die Fachleute in den Garagen sorgen<br />
dafür, dass die Fahrzeuge sicher und<br />
zuverlässig auf den Strassen rollen.»<br />
Wernli lobte auch die effiziente Zusammenarbeit<br />
zwischen den Berufsverbänden,<br />
Behörden, Berufsschulen<br />
und Lehrbetrieben in der Berufsbildung.<br />
Paukenschlag in Berlin<br />
Die zwölf Finalisten der Schweizer<br />
Meisterschaft hatten sich im August<br />
2012 an einem Casting mit dem Motto<br />
«Superstar gesucht» unter 26 Automobil-Mechatronikern<br />
(früher:<br />
Automechaniker) als die Besten erwiesen.<br />
Für die beiden Besten war<br />
Genf allerdings nicht Endstation: He-<br />
Grosses Fachkönnen,<br />
gute Nerven:<br />
Lukas Hediger<br />
will hoch<br />
hinaus.<br />
diger und Mollard nahmen zusätzlich<br />
am prestigereichen 5-Länder-<br />
Cup in Berlin teil, zusammen mit<br />
acht Kandidaten aus Deutschland,<br />
Luxemburg, Österreich und Südtirol<br />
Italien. Dieses Kräftemessen sollte<br />
den Ausschlag für die WM-Teilnahme<br />
in Leipzig geben. Nicht unerwartet<br />
setzte sich Schweizer Meister<br />
Lukas Hediger durch; er belegte den<br />
hinter einem deutschenKonkurrenten<br />
den zweiten Rang und liess sei-<br />
RANGLISTE SCHWEIZER MEISTERSCHAFT<br />
1. Lukas Hediger, Oberarth SZ<br />
2. Eric Mollard, Noréaz FR<br />
3. Stefano Gnesa, Brione TI und Peter Flury. Utzenstorf BE<br />
nen Konkurrenten Eric Mollard erneut<br />
hinter sich.<br />
Harte Konkurrenz<br />
In Leipzig wartet auf den 21-Jährigen<br />
eine spezielle Mission: er möchte den<br />
Sieg wiederholen, den Flavio Helfenstein<br />
aus Hildisrieden LU 2011 in London<br />
errungen hat. «Es ist eine grosse<br />
Herausforderung, zur Titelverteidigung<br />
anzutreten. Aber ich freue mich<br />
sehr darauf und werde mein Bestes<br />
geben», sagt Hediger. Zuversichtlich<br />
ist auch Jürg Fluri, Leiter Berufsbildung<br />
beim AGVS. «Die anderen Nationen<br />
haben zwar aufgeholt, doch<br />
werden auch wir die Vorbereitung<br />
weiter verbessern.» Der Experte weist<br />
darauf hin, das Spitzenplatzierungen<br />
keine Selbstverständlichkeit seien,<br />
denn die Kandidaten der Konkurrenz<br />
(vorab die Asiaten) würden teilweise<br />
ein ganzes Jahr für das Training freigestellt.<br />
«Das können und wollen wir<br />
uns nicht leisten. Bei uns erfolgt die<br />
Vorbereitung vor allem durch das duale<br />
Berufsbildungssystem und die täglichen<br />
Herausforderungen auf dem<br />
Arbeitsplatz.» Pd
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 KMU-PORTRÄT 13<br />
G.NEUENSCHWANDER SÖHNE AG – Das traditionelle Familienunternehmen in Oberdiessbach BE pflegt seit 150 Jahren ein altes<br />
Handwerk – mit Erfolg: Heute ist es die grösste industrielle Fellgerberei in der Schweiz.<br />
Mit viel Fingerspitzengefühl zum Fell<br />
Mitinhaber Bernhard Neuenschwander ist stolz auf<br />
die hohe Qualität der Felle.<br />
Mit viel Weitsichtigkeit, Innovation,<br />
Kreativität und Fingerspitzengefühl<br />
lebte die Familie Neuenschwander<br />
während 150 Jahren ihre grosse Leidenschaft<br />
für Felle und Leder. Heute<br />
in der fünften Generation zählen diese<br />
Werte immer noch. Dies beweist ein<br />
Blick vor Ort in den Produktionsbetrieb<br />
der G. Neuenschwander Söhne AG<br />
GNS im bernischen Oberdiessbach.<br />
Beeindruckend ist das Felllager. Dort<br />
stapeln sich 600 Paletten voller Felle:<br />
Fuchs, Hase, Gämse, Schaf, Dachs,<br />
Hirsch, Reh, Marder, Rind, Kaninchen<br />
usw. Die gehäutete Pracht sämtlicher<br />
einheimischer Nutz- und Wildtiere ist<br />
hier gelagert und wartet auf die Verarbeitung<br />
oder den Verkauf. Aus 40 000<br />
Tierhäuten werden pro Jahr hochwertige<br />
Fellprodukte hergestellt. Obwohl<br />
Maschinen die Arbeit erleichtern, vollzieht<br />
sich die Verarbeitung der Felle<br />
nach denselben Prinzipien wie zu Urgrossvaters<br />
Zeiten. «Die Gerbung dauert<br />
heute noch drei Wochen statt wie<br />
früher drei Monate», erklärt Bernhard<br />
Neuenschwander, Mitinhaber und Präsident<br />
der Geschäftsleitung.<br />
Die Temperaturen purzeln wieder in<br />
den Minusbereich. Was gibt es da<br />
Schöneres, als sich ins warme Schaffell<br />
auf dem Sofa zu kuscheln oder mit<br />
Lammfell gefüttertem Mantel und Stiefeln<br />
Väterchen Frost zu trotzen.<br />
Felle und Pelze schützten nicht nur<br />
einst ihre vierbeinigen Träger sicher<br />
vor Wind und Wetter, sondern sind<br />
auch für den Menschen von heute ein<br />
zuverlässiger und erst noch eleganter<br />
Kälteschutz. Während früher ein Fell<br />
vor allem diese Funktion erfüllte, ist es<br />
heute eher ein Trendprodukt, das zur<br />
Dekoration oder als Modeaccessoire<br />
verwendet wird. Mit der schwindenden<br />
Bedeutung ist aber auch der Wert<br />
gesunken. Allerdings hat das Fell in<br />
letzter Zeit wieder an Bedeutung gewonnen.<br />
«Das Schaffell erlebt ganz klar<br />
eine Renaissance, es ist in vielen Kinderwagen<br />
und Betten zu finden», betont<br />
Bernhard Neuenschwander und<br />
ergänzt: «Praktisch in jeder zweiten<br />
Berghütte finden sich Schaf- oder Rinderfelle<br />
als warme und bequeme Sitzdekoration.»<br />
Keine Felle von Zuchttieren<br />
Der Pelz erlebt in diesem Winter ein<br />
besonderes Revival. So wurde dieses<br />
Mit viel Liebe zum Detail: In der Gerberei Neuenschwander in Oberdiessbach<br />
wird die Handarbeit grossgeschrieben.<br />
Traditionelles Handwerk<br />
grossgeschrieben<br />
Felle sind Naturprodukte. Diesem<br />
Umstand trägt die GNS auch bei den<br />
Veredelungsprozessen Rechnung. Ein<br />
besonderes Augenmerk gilt deshalb<br />
der Umweltverträglichkeit. «Wir gerben<br />
sehr schonend. Es ist für uns eine<br />
Voraussetzung, dass wir die strengen<br />
Normen und Vorschriften bezüglich<br />
des Abwassers einhalten», betont<br />
Neuenschwander. Die sogenannten<br />
Gerbflotten – mit Gerbstoffen angereichertes<br />
Wasser – werden nach einem<br />
Gerbprozess zurückgepumpt<br />
und wiederverwendet. Bei der Mimosa-Biogerbung<br />
kommen ausschliesslich<br />
pflanzliche Gerbstoffe zum Einsatz,<br />
bei den anderen Verfahren ungiftige<br />
Salze. Die Rezepturen sind<br />
streng geheim.<br />
Nebst der Umweltverträglichkeit wird<br />
auch das traditionelle Handwerk<br />
grossgeschrieben. «Traditionelles<br />
Hand werk ist nach wie vor sehr gefragt<br />
und mit ihm Mitarbeitende, welche<br />
jenes untrügliche Gefühl für das<br />
Material besitzen, das durch nichts<br />
zu ersetzen ist», erklärt Neuenschwander.<br />
Viel Fingerspitzengefühl<br />
ist auch für den An- und Verkauf elementar:<br />
«Man muss in die Felle greifen,<br />
darüberstreichen und das Leder<br />
auf Geschmeidigkeit prüfen», demonstriert<br />
Neuenschwander gleich<br />
vor Ort in der Produktion. Auch in<br />
der Verarbeitung setzt man auf Handarbeit:<br />
Die Felle müssen nach dem<br />
Waschgang und vor dem Kämmen<br />
zum Trocknen aufgespannt werden<br />
–das wird sogar im Grossbetrieb noch<br />
von Hand gemacht.<br />
Spezialwünsche werden erfüllt<br />
Handarbeit mit viel Liebe zum Detail<br />
ermöglicht dem Traditionsunternehmen<br />
auch, immer wieder Spezialwünsche<br />
für seine Kunden zu erfüllen<br />
und sich so von der Konkurrenz<br />
abzuheben. «Vom rohen Fell bis zum<br />
hochwertigen Fellprodukt – alles unter<br />
einem Dach», von diesem Prinzip<br />
der GNS profitieren Kunden verschiedenster<br />
Art. Der Kaninchenzüchter<br />
bringt ein rohes Fell und erhält es<br />
nach einigen Wochen gegerbt und<br />
schön zugerichtet zurück. Mehrere<br />
Schweizer Grossverteiler und Einrichtungsketten<br />
setzen als Wiederverkäufer<br />
auf Fellprodukte der GNS<br />
– trotz billiger Angebote aus dem<br />
Ausland: «Sie schätzen die hohe Qualität,<br />
die umweltgerechte Herstellung<br />
und die lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />
der Felle», freut sich Neuenschwander<br />
und erklärt einen weiteren<br />
Kundenvorteil: «Bei uns ist es<br />
auch möglich, in kleiner Stückzahl<br />
zu produzieren.» Garagen, Babyshops,<br />
Grossverteiler, Reitsportgeschäfte,<br />
Boutiquen, Drogerien usw.<br />
sind Abnehmer der begehrten Felle<br />
aus Oberdiessbach.<br />
Vom Handel zur Produktion<br />
Die ganz grosse Stärke dieser KMU<br />
liegt allerdings in ihrer Vielfältigkeit.<br />
In den ersten 110 Jahren ihres Bestehens<br />
widmete sich die Firma vor allem<br />
dem Handel von rohen und halbfertigen<br />
Fellen sowie von Leder.<br />
Schon im 19. Jahrhundert pflegten<br />
der Firmengründer Gottlieb Neuenschwander<br />
und seine Söhne vielfältige<br />
Geschäftsbeziehungen weit über<br />
die Landesgrenzen hinaus. In den<br />
1950er- und 1960er-Jahren mussten<br />
sich die dritte und vierte Generation<br />
grossen Herausforderungen stellen:<br />
Die Naturprodukte Fell und Leder<br />
wurden zunehmend durch Kunststoffe<br />
verdrängt. Dies wirkte sich sowohl<br />
auf die Preise wie auch auf das Handelsvolumen<br />
der GNS AG ungünstig<br />
aus. Mit dem Bau einer Gerberei ⁄ Zurichterei<br />
in Oberdiessbach erschloss<br />
sich die Firma ein neues Geschäftsfeld:<br />
Seit 1970 veredelt sie hier rohe<br />
Felle zu fertigen Fellprodukten. Daneben<br />
handelt sie nach wie vor weltweit<br />
mit rohen Häuten und Fellen.<br />
Im Wallis und in der Westschweiz<br />
beliefert die GNS zudem Hunderte<br />
von Metzgereibetrieben. Unter dem<br />
Label «Megoval» betreibt sie in Sierre<br />
AKTUELLE NATURPRODUKTE – Felle erleben in diesem Winter ein Revival – die GNS kann mit ihrem<br />
breitgefächerten Angebot aus dem Vollen schöpfen und fast jeden pelzigen Wunsch erfüllen.<br />
Der Pelz erlebt eine Renaissance<br />
Jahr in auffallend vielen Herbst- und<br />
Winterkollektionen der renommierten<br />
Häuser der Haute Couture Pelz<br />
verarbeitet, wie dies seit den 80er-<br />
Jahren, als der Pelz in Verruf kam,<br />
nicht mehr der Fall war. Dies kann<br />
auch Neuenschwander bestätigen:<br />
«Jacken mit Pelzbesatz (Rotfuchs)<br />
verkaufen sich wieder gut.» Allerdings<br />
ist bei der GNS Pelztragen keine<br />
Gewissensfrage. Edelpelze sind<br />
in der Firma Neuenschwander kein<br />
Thema: «Wir verarbeiten keine Felle<br />
von Zuchttieren, dass könnte ich<br />
tatsächlich nicht mit ruhigem Ge-<br />
wissen tun. Unsere Ware beziehen<br />
wir einerseits von Schlachthöfen<br />
und Metzgereien, anderseits bringen<br />
uns Jäger und Kaninchenzüchter<br />
Felle», so Neuenschwander. Und er<br />
konkretisiert: «Wir verarbeiten also<br />
ein Schlachtnebenprodukt, unsere<br />
Tiere werden zur Fleischgewinnung<br />
und nicht zur Pelzproduktion geschlachtet<br />
oder gejagt.»<br />
«Moralisches Recycling»<br />
So stammen die zahlreichen pelzigen<br />
Artikel und Kleider im grössten<br />
Schweizer Ledermodefachgeschäft<br />
Noch Jubiläumsrabatt auf Lederbekleidung bis Ende Dezember: Viele pelzige<br />
Ideen für Weihnachten.<br />
aus einem «moralischen Recycling».<br />
Die vielfältige Verwendbarkeit der<br />
Felle reicht von der Verarbeitung zu<br />
kuscheligen Lammfellen, Hausschuhen,<br />
Sitzbezügen oder Babydecken<br />
bis hin zu Spezialprodukten: Rehfelle<br />
dienen als Sattelunterlage,<br />
Hirschleder schickt man in die österreichischeLederhosenproduktion,<br />
Fuchs, Marder und Kaninchen<br />
gehen in die Pelzindustrie, aus «Gitzis»<br />
entstehen vorwiegend Trommelbezüge,<br />
aus Dachsborsten macht<br />
man Rasierpinsel, und Rinderfelle<br />
geben einen exquisiten Teppich oder<br />
Wandschmuck ab.<br />
Jubiläumsrabatt auf Lederbekleidungen<br />
bis Ende Dezember<br />
Elegante Lederjacken in höchster Qualität<br />
und in allen Formen, Facetten<br />
und Farben finden sich in den beiden<br />
Verkaufsgeschäften der GNS in Oberdiessbach<br />
und Sierre. Wer seinen<br />
Liebsten mit Pelz und Leder unter<br />
dem Weihnachtsbaum überraschen<br />
möchte, ist bestens beraten mit einem<br />
Naturprodukt von Neuenschwander.<br />
Noch bis Ende Dezember ist der Jubiläumsrabatt<br />
von 15 Prozent auf Lederbekleidung<br />
gültig. CR<br />
ein Cash & Carry mit Metzgereiartikeln<br />
aller Art. Das grösste Ledermodefachgeschäft<br />
der Schweiz in Oberdiessbach<br />
mit hauseigenem Nähatelier<br />
und einem erstklassigen Reparatur-<br />
und Änderungsservice runden<br />
den breitgefächerten Geschäftsbereich<br />
ab.<br />
Keine Gerberlehrlinge<br />
Nicht mehr mit dem Revolver in der<br />
Tasche wie damals ihr Ururgrossvater<br />
Gottlieb, aber mit demselben wachen<br />
Sinn für neue Chancen führen heute<br />
Bernhard und Marc Neuenschwander<br />
sehr umsichtig die Geschäfte. Tatkräftig<br />
unterstützt werden sie von 50 kompetenten<br />
Mitarbeitenden. Leider ist es<br />
mehr als zehn Jahre her, dass in der<br />
Schweiz ein Gerberlehrling das alte<br />
Handwerk erlernt hat. «Unsere Leute<br />
werden alle angelernt», erklärt Neuenschwander,<br />
der über einen künftigen<br />
Lehrling erfreut wäre. Dennoch<br />
ist er zuversichtlich, dass die GNS<br />
auch die nächsten 150 Jahre meistern<br />
wird. Corinne Remund<br />
LINK<br />
www.neuenschwander.ch<br />
DAS KURZE INTERVIEW<br />
«Wir sind vielseitig<br />
und flexibel!»<br />
Gewerbezeitung: Die G. Neuenschwander<br />
Söhne AG feiert dieses<br />
Jahr ihr 150-Jahr-Jubiläum. Wie lautet<br />
das Erfolgsrezept dieses Schweizer<br />
Traditionsunternehmens?<br />
n Bernhard Neuenschwander: Ein<br />
grosser Vorteil ist sicher, dass unser<br />
Betrieb sehr flexibel und vielseitig ist.<br />
Von der Gerberei ⁄ Zurichterei über den<br />
Rohwarenhandel, unser Modefachgeschäft<br />
für Lederbekleidung bis hin<br />
zum Metzgercenter in Sierre bewegen<br />
wir uns in vier verschiedenen Bereichen.<br />
Unser langjähriges Bestehen ist<br />
auch darauf zurückzuführen, dass jede<br />
Generation das Geschäft sehr umsichtig<br />
geführt hat und sich immer den<br />
Gegebenheiten und der aktuellen<br />
Wirtschaftslage angepasst hat.<br />
Was ist die grösste Herausforderung<br />
bei der Führung dieser KMU?<br />
n Unsere Vielseitigkeit macht es nicht<br />
immer einfach, allen Bedürfnissen<br />
der einzelnen Bereiche gerecht zu<br />
werden und dementsprechend alles<br />
unter einen Hut zu bringen.<br />
Was macht einen guten Geschäftsmann<br />
aus?<br />
Alle Zügel fest in der Hand zu halten<br />
und dabei den Überblick zu behalten.<br />
Was liegt Ihnen in Ihrem Betrieb am<br />
meisten am Herzen?<br />
n Wir sind die einzige industrielle<br />
Pelzzurichterei in der Schweiz. Das<br />
Gerben und Zurichten der Pelze ist<br />
sehr arbeitsintensiv. Wichtig ist uns<br />
dabei, die Handarbeit auch künftig<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Was wünschen Sie sich für die<br />
nächsten 150 Jahre?<br />
n Dass unsere Firma weiterexistieren<br />
wird und die zukünftigen Generationen<br />
weiterhin so weitsichtig und<br />
flexibel handeln, so dass das Unternehmen<br />
überleben wird. Ich wünsche mir<br />
auch, dass unsere Nachfolger den Mut<br />
haben, im Ernstfall aus der Not eine<br />
Tugend zu machen und dann ein<br />
branchenverwandtes Standbein neu<br />
aufbauen.<br />
Interview: Corinne Remund
14<br />
KMU-WELT<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 7. Dezember 2012<br />
KLEINSTBERUFE– Der Schweizerische <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> unterstützt den Schweizerischen Küfermeister-Verband bei der Lehrlingswerbung.<br />
Zurzeit gibt es (noch) keine Küferlehrlinge. – Ein Werkstattbesuch in der Küferei Suppiger in Küssnacht am Rigi.<br />
Handwerk mit Geschick und Innovation<br />
Es riecht nach gehobelten Spänen<br />
und frisch verarbeitetem Holz. Beissender<br />
Rauch steigt aus einem der<br />
grossen Eichenfässer. Das Fass wird<br />
«getoastet», einer der vielen Arbeitsschritte<br />
des Küfers. Im Fassinnern<br />
wird dabei ein Feuer angezündet, das<br />
etwa dreiviertelstunden lang brennt<br />
und imposante weisse Rauchschwanden<br />
fabriziert. «Durch das Ausfeuern<br />
der Barriques wird das Aroma des<br />
Weins gezielt beeinflusst. Man nennt<br />
dies leichte, mittlere oder starke Toastung»,<br />
erklärt Roland Suppiger, Inhaber<br />
der Küferei Suppiger in Küssnacht<br />
am Rigi. Er ist ein Meister seines<br />
Fachs: Mit viel Herzblut und Liebe<br />
zum Detail führt er dieses alte Handwerk<br />
erfolgreich aus. Dabei betreibt<br />
er dieses traditionelle Kunsthandwerk<br />
mit viel Weitsicht und Innovation,<br />
was ihm auch nicht alltägliche<br />
Aufträge einbringt. Wo andere lieber<br />
die Finger davon lassen und zum<br />
Schluss kommen, es sei unmöglich,<br />
da vollbringt Suppiger mit viel Geschick,<br />
Wissen und Erfahrung wahre<br />
Wunder. Eines dieser Meisterwerke<br />
der Küfereikunst sind bis zu 220 Quadratmeter<br />
grosse Holzwannenbecken<br />
aus Lärche für das Thermalbad auf<br />
dem ehemaligen Hürlimann-Areal in<br />
Zürich.<br />
Die Schule für Holzbildhauerei in<br />
Brienz ist eine einzigartige Institution<br />
in der Schweiz, in der das Holzbildhauerhandwerk<br />
erlernt werden<br />
kann. 1884 einst als Schnitzlerschule<br />
Brienz gegründet, wurde sie 1928<br />
die Fachschule und Lernwerkstatt des<br />
Kantons Bern. Noch grösseren Stellenwert<br />
bekam die Schule für Holzbildhauerei<br />
im Rahmen der Bildungsordnung<br />
2004, als sie Schulstandort<br />
für die Berufsfachschule für die<br />
kunsthandwerklichen Berufe Holzbildhauer,<br />
Holzhandwerker (Drechsler,<br />
Weissküfer), Korb- und Flechtwerkgestalter<br />
und Küfer wurde. Somit<br />
ist die Schule für Holzbildhauerei<br />
nicht nur führend in Europa, sondern<br />
gleichzeitig ein Kompetenzzentrum<br />
für gestalterische Holzberufe.<br />
Alte Tradition<br />
Als innovative Lehrwerkstatt für Holzbildhauerei<br />
inklusive Produktionsbetrieb<br />
bietet die Schule 24 Ausbildungsplätze<br />
für Holzbildhauer⁄innen EFZ<br />
an, welche gefragt sind. «Wir sind so<br />
quasi das Rückgrat der Holzbildhauerei<br />
in der Schweiz und verantwortlich<br />
für die Grundausbildung, die Weiterbildung<br />
und die Meisterausbildung»,<br />
erklärt Schulleiter Xaver Pfyl. Die<br />
Holzschnitzerei in Brienz ist auf eine<br />
lange Tradition zurückzuführen. 1900<br />
erzielte die Brienzer Holzschnitzerei<br />
an der Weltausstellung in Paris einen<br />
ersten internationalen Erfolg mit der<br />
Tellgruppe.<br />
Heute leben 30 bis 40 Holzbildhauer<br />
in der Region von ihrem Handwerk.<br />
In selbstständigen Betrieben fertigen<br />
die gelernten Holzbildhauerinnen und<br />
Holzbildhauer heute sowohl anspruchsvolle<br />
Auftragsarbeiten als auch<br />
Souvenirartikel an. Wichtig ist aber<br />
auch die Präsentation dieser Schwei-<br />
Kombination aus schwerer körperlicher Arbeit und viel Fingerspitzengefühl:<br />
Stefan Hodel (links) und Roland Suppiger beim Schlagen der Reifen.<br />
Mehr als ein Beruf<br />
Die Küferei sei eine Kombination aus<br />
schwerer körperlicher Arbeit und viel<br />
Fingerspitzengefühl. «Wir müssen sowohl<br />
kräftig zupacken, aber auch<br />
gleichzeitig sorgfältig und millimetergenau<br />
arbeiten können», erklärt<br />
Suppiger. Das alte Handwerk sei abwechslungsreich<br />
und fasziniere ihn.<br />
«Küfern ist mehr als ein Beruf, es ist<br />
BERUFSAUSBILDUNG – Die Schule für Holzbildhauerei in Brienz ist ein<br />
Kompetenzzentrum für gestalterische Holzberufe.<br />
Rückgrat der Holzbildhauerei<br />
eine Tradition, ein altes Schweizer<br />
Kulturgut, das ich weiterführen und<br />
erhalten möchte», betont Suppiger.<br />
Er stellt Fässer von 10 bis 17 000 Liter<br />
Inhalt her: Standen, Barriques für<br />
Winzer, Metzgereien, Mostereien und<br />
Brennereien, Bottiche, Badewannen;<br />
Pools und Bottiche für den Wellnessbereich<br />
sowie diverse Geschenkartikel.<br />
Die Nachfrage nach Holzfässern<br />
Die Schule für Holzbildhauerei ist nicht nur führend in Europa, sondern gleichzeitig<br />
ein Kompetenzzentrum für gestalterische Holzberufe.<br />
zer Tradition in der Öffentlichkeit. So<br />
hatte die Schule für Holzbildhauerei<br />
einen Auftritt an den Olympischen<br />
Spielen in London oder an der Weltausstellung<br />
in Shanghai 2010. Eine<br />
umfassende Sammlung von rund 2500<br />
in Gips gegossenen Figuren, Ornamenten<br />
und Tieren aus den diversen Epochen<br />
dient heute noch den Lernenden<br />
als Modell und stellt ein Kulturgut mit<br />
schweizweiter Ausstrahlung dar.<br />
Berufsübergreifender Unterricht<br />
In der Berufsfachschule besuchen die<br />
Lernenden jährlich vier Unterrichtsblöcke<br />
von je zwei Wochen. «Wir<br />
unterrichten zum Teil berufsübergreifend,<br />
das heisst, im allgemeinbildenden<br />
Unterricht sind alle fünf kunsthandwerklichen<br />
Berufe zusammen.<br />
Natürlich wird auch in kleineren<br />
Gruppen berufsspezifisch unterrichtet»,<br />
betont Xaver Pfyl. Am meisten<br />
Lernende finden sich bei den Holzbildhauern.<br />
Bei den Drechslern sind<br />
es neun Lernende, bei den Korb- und<br />
Flechtwerkgestaltern vier sowie bei<br />
den Weissküfern fünf, während seit<br />
2009 noch kein Küferlehrling ausgebildet<br />
wurde. «Wichtig ist, dass<br />
man der Öffentlichkeit zeigt, dass die<br />
fünf kunsthandwerkliche Berufe<br />
noch existierten und lernbar sind»,<br />
so Pfyl, der an die jeweiligen Berufsverbände<br />
appelliert, in dieser Sache<br />
noch etwas aktiver zu sein. Mit der<br />
Bewilligung des Ausbauprojektes<br />
wird bezüglich Bedeutung der Schule<br />
für Holzbildhauerei in Brienz auch<br />
ein politisches Zeichen gesetzt. Ein<br />
Teil des 9-Millionen-Franken-Projektes<br />
hat der Berner Regierungsrat bereits<br />
bewilligt. CR<br />
LINK<br />
www.holzbildhauerei.ch<br />
Präzises und sorgfältiges Arbeiten in der Küferei: Roman Camenzind (links)<br />
und Roland Suppiger beim Hobeln eines Fassbodens.<br />
sei immer noch gross. «Das älteste<br />
Holzfass in Gebrauch, das mir bekannt<br />
ist, stammt von 1771», so Suppiger.<br />
Ein Trend, der wahrscheinlich<br />
anhalten werde, sei die Nachfrage<br />
nach Sauna, Kühlbädern, Molkebädern,<br />
Whirlpools usw. Zum Betrieb<br />
gehören auch ein Holzlager und eine<br />
kleine Sägerei. «Egal, ob Massanfertigungen<br />
oder Serien, wir sind für<br />
alle Ideen offen und versuchen sie<br />
umzusetzen», so Suppiger.<br />
Methode wie vor 100 Jahren<br />
Suppiger und seine zwei Mitarbeiter<br />
Roman Camenzind und Stefan Hodel<br />
stellen jährlich rund 250 225-Liter-<br />
Fässer her. Dazu kommen rund 60<br />
andere kleinere Fässer und 25 bis 30<br />
Massanfertigungen. «Die Arbeit ist<br />
dieselbe wie zu Grossvaters Zeiten.<br />
Die Landschaft der Küfereien in der<br />
Schweiz wird immer kleiner. «In der<br />
Schweiz gibt es gerade noch fünf Küfereien»,<br />
erklärt Roland Suppiger. Es<br />
sind dies: Die Küferei Suppiger in<br />
Küssnacht am Rigi, die Küferei Turnheer<br />
in Bernek (SG), die Küferei<br />
Schuler in Seewen (SZ), die Küferei<br />
Anner in Tegerfelden (AG) und die<br />
Küferei Moser in Sumiswald (BE). In<br />
den 60er- und 70er-Jahren haben viele<br />
Küfereien ihren Betrieb eingestellt.<br />
Die Situation dieses Kleinberufes<br />
sieht momentan nicht gerade rosig<br />
aus. Das gleiche düstere Bild zeichnet<br />
sich auch im Schweizerischen<br />
Küfermeisterverband ab, deren 14<br />
Mitglieder ein Durchschnittsalter von<br />
70 Jahren vorweisen. Dementsprechend<br />
mangelt es an Nachwuchs.<br />
Sechs Lehrlinge in 30 Jahren<br />
Zurzeit gibt es in der Schweiz keinen<br />
Küferlehrling. Dies ist für Roland<br />
Suppiger, der als einziger in<br />
der Schweiz in seinem Betrieb Lehrlinge<br />
ausbilden darf und somit Lehrmeister<br />
und Prüfungsexperte ist,<br />
normal: «In den letzten 30 Jahren<br />
habe ich sechs Lehrlinge ausgebildet.<br />
Da wir weniger Arbeit als früher<br />
haben, macht es keinen Sinn,<br />
jedes Jahr Lehrlinge auszubilden»,<br />
erklärt er. Das Handwerk des Küfers<br />
sei körperlich sehr anstrengend.<br />
Ebenso sei ganz einfach das Interesse<br />
an diesem kunsthandwerklichen<br />
Beruf nicht so gross, erklärt er<br />
Lediglich durch technische Hilfsmittel<br />
wie die Hobelmaschine, den Stapler<br />
und den Kran wird die Arbeit etwas<br />
vereinfacht und erleichtert», sagt<br />
Suppiger. Er führt die Küferei in der<br />
vierten Generation. Sein Urgrossvater<br />
hatte den Betrieb 1895 in Buttisholz<br />
(LU) gegründet. Das Küfern sei ihm<br />
in die Wiege gelegt worden, erklärt<br />
Suppiger, der die Lehre bei seinem<br />
Vater machte. Anschliessend arbeitete<br />
er bei der Küferei Kennel in Küssnacht,<br />
die er 2004 übernahm. 2006<br />
baut er unter dem Namen Küferei<br />
Suppiger GmbH eine neue Werkstatt<br />
auf einem Industrieareal in Küssnacht.<br />
Corinne Remund<br />
LINK<br />
www.kueferei-suppiger.ch<br />
NACHWUCHSMANGEL – In der Schweiz gibt es noch fünf<br />
Küfereien. Lehrlinge sind leider sehr selten.<br />
Eine Welt, die sehr klein geworden ist<br />
einen Grund für den akuten Lehrlingsmangel.<br />
Aktiver Auftritt gegen aussen<br />
Dennoch ist Roland Suppiger, seit<br />
zehn Jahren Präsident des Schweizerischen<br />
Küfermeisterverbandes, zuversichtlich,<br />
dass dieser Berufsstand<br />
nicht aussterben wird. Wichtig sei<br />
der Auftritt gegen aussen. «Wir müssen<br />
daran arbeiten, dass wir entsprechend<br />
mehr wahrgenommen werden.<br />
Die Leute sollen realisieren, dass erstens<br />
dieses traditionelle Handwerk<br />
in der Schweiz noch betrieben wird<br />
und es zweitens noch Lehrplätze<br />
hat.» Als Schritt in die richtige Richtung<br />
sieht Suppiger in der Lehrlingsausbildung<br />
die innovative Berufsfachschule,<br />
die Schule für Holzbildhauerei<br />
in Brienz, die seit 2009 einziger<br />
Standort in der Schweiz für fünf<br />
kunsthandwerkliche Berufe, darunter<br />
der Küfer EFZ, ist. Zudem sei ein potenzieller<br />
Lehrling in Sicht.<br />
Als Silberstreifen am Horizont sieht<br />
Suppiger auch den Zusammenhalt<br />
der verbliebenen Küfereien untereinander<br />
sowie deren gemeinsame Projekte<br />
wie beispielsweise das Projekt<br />
«Barique Suisse Bois Suisse». Dabei<br />
werden Schweizer Barriques mit einer<br />
Ursprungsgarantie zertifiziert.<br />
«Während früher die einzeln Küfereien<br />
ums nackte Überleben kämpften<br />
und sich gegenseitig konkurrenzierten,<br />
haben sie sich heute zusammengeschlossen»,<br />
so Suppiger. CR
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 RESSOURCEN 15<br />
HOLZMARKT SCHWEIZ – In der Task Force Wald + Holz + Energie vereinte Schweizer Rohholzverbraucher rufen zu einer stärkeren<br />
Nutzung des Schweizer Waldes auf und wehren sich gegen einseitige Gewichtung des Naturschutzes.<br />
Die Holzvorräte viel besser nutzen<br />
Die hohen Holzvorräte im Schweizer<br />
Wald werden nicht ausreichend genutzt.<br />
Gerade bei der wirtschaftlich<br />
wichtigsten Holzart, der Fichte, ist<br />
die Ernte auf ein tiefes Niveau gesunken.<br />
Für die seit Jahresfrist in der<br />
Task Force Wald + Holz + Energie<br />
(TF WHE) vereinten inländischen<br />
Rohholzverbraucher ist diese Entwicklung<br />
besorgniserregend. Mit<br />
dem Ziel, über die aktuelle Situation<br />
zu informieren und um gemeinsame<br />
Positionen und Handlungsansätze für<br />
eine verbesserte Rohstoffmobilisierung<br />
aus dem Schweizer Wald ableiten<br />
zu können, luden sie ausgewählte<br />
Branchenvertreter – Waldeigentümer,<br />
Forstunternehmer, Holzverarbeiter<br />
und Vertreter der Forschung<br />
– zur 1. Schweizer Rohholztagung<br />
nach Bern.<br />
Anlässlich der gut besuchten Tagung<br />
riefen die vereinten inländischen<br />
Rohholzverbraucher – sie verarbeiten<br />
90 Prozent des Holzes aus<br />
Schweizer Wäldern – die Waldbesitzer<br />
zum Schulterschluss für eine<br />
verbesserte Rohstoffmobilisierung<br />
aus dem Schweizer Wald auf. Gemeinsam<br />
müssten künftig die Akteure<br />
der Urproduktion und die Rohholzverbraucher<br />
für eine verstärkte<br />
Nutzfunktion des Schweizer Waldes<br />
und für die Interessen der Holznutzung<br />
eintreten, sagte Thomas Lädrach,<br />
Präsident der TF WHE und<br />
Geschäftsführer der Reinhardt Holz<br />
AG vor den Branchenvertreten aus<br />
Wald- und Holzwirtschaft. Zwar<br />
präsentiere sich die Versorgungslage<br />
aktuell etwas entspannt, mittel- bis<br />
langfristig sei aber mit gravierenden<br />
Versorgungsengpässen im Holz- und<br />
Energiesektor zu rechnen. «Der<br />
Trend zu mehr Naturschutz und<br />
TASK FORCE W+H+E<br />
Breite Allianz der<br />
Holzverwerter<br />
Die Task Force Wald + Holz + Energie<br />
(TF WHE) vereinigt auf Verbands- und<br />
Unternehmensebene die Schweizer<br />
Rohstoffverbraucher aus dem Holz-<br />
und Energiesektor. Der Task Force<br />
gehören die Verbände Holzindustrie<br />
Schweiz, Holzenergie Schweiz und<br />
Forstunternehmer Schweiz an sowie<br />
die Unternehmen AEK Energie AG,<br />
Axpo Holz + Energie AG, Despond<br />
SA, Holzwerk Lehmann AG, Kronospan<br />
Schweiz AG, Otto Lädrach AG,<br />
Papierfabrik Utzenstorf AG, Pavatex<br />
SA, Perlen Papier AG und Schilliger<br />
Holz AG.<br />
Allen Mitgliedern der TF WHE gemeinsam<br />
ist die Abhängigkeit vom<br />
Schweizer Wald und von dessen<br />
Rohstoff-Verfügbarkeit. Mit den<br />
Mitteln der Kommunikation setzt sich<br />
die TF WHE für eine bessere inländische<br />
Versorgung mit dem Rohstoff<br />
Holz, insbesondere mit Nadelholz, ein.<br />
Sie will:<br />
n die Rohstoffmobilisierung<br />
verbessern;<br />
n die Nutzfunktion des Waldes<br />
stärken;<br />
n Einfluss nehmen auf die aktuellen<br />
politischen Rahmenbedingungen, die<br />
einer nachhaltigen Nutzung des<br />
Schweizer Waldes zuwiderlaufen.<br />
Ein umfassender Einblick in die<br />
Themengebiete Wald + Holz + Energie<br />
sowie in die gemeinsamen Positionen<br />
der Mitglieder der TF WHE sind auf<br />
der neu lancierten Website zu finden.<br />
LINK<br />
www.taskforceholz.ch<br />
zunehmender Freizeitnutzung des<br />
Waldes nimmt zu, während sich die<br />
Rahmenbedingungen für die Holzwirtschaft<br />
laufend verschlechtern»,<br />
sagte Lädrach. Es gelte, übertriebene<br />
Nutzungseinschränkungen zu<br />
bekämpfen und die Nutzungsfunktion<br />
des Schweizer Waldes zu stärken.<br />
Grund für den Aufruf zum Schulterschluss<br />
bildet die seit Jahren rückläufige<br />
inländische Holzernte. Heute<br />
ist in der Schweiz das Rundholzangebot,<br />
insbesondere bei der bei den<br />
Holzverarbeitern beliebten Fichte,<br />
auf ein besorgniserregendes Niveau<br />
gesunken. Ein Blick auf die Erntemengen<br />
von Nadelstammholz von<br />
2004 bis 2011 zeigt den rückläufigen<br />
Trend in den letzten Jahren deutlich:<br />
Das wichtigste Sortiment für die ganze<br />
nachgelagerte Holzverarbeitung<br />
ist gegenüber 2004 um 19 Prozent<br />
gesunken. Die Gründe für diese Entwicklung<br />
sind neben einer sinkenden<br />
Ernteintensität – pro Fläche wird in<br />
der Schweiz immer weniger Holz genutzt<br />
– auch die laufend abnehmende<br />
bewirtschaftete Waldfläche.<br />
«Neue Religion» Biodiversität<br />
Wie Nationalrat Jean-François Rime,<br />
Inhaber der Despond SA in Bulle und<br />
Präsident von Holzindustrie Schweiz,<br />
darlegte, sind die aktuell in der<br />
Schweiz herrschenden politischen<br />
Rahmenbedingungen in hohem Mass<br />
verantwortlich für diese Entwicklung.<br />
Diese würden aufgrund einer<br />
massiven Übergewichtung der Naturschutzfunktion<br />
des Waldes zu Lasten<br />
der Holznutzung einer nachhaltigen<br />
Nutzung des einheimischen Waldes<br />
zuwiderlaufen. Problematisch sei insbesondere<br />
die starke Förderung von<br />
Laubholz zu Lasten des für die Verarbeitung<br />
deutlich stärker nachgefragten<br />
Nadelholzes. Mit falschen Anreizen<br />
hätten einige Kantone in den<br />
letzten Jahren massgeblich dazu beigetragen,<br />
dass Nadelholz im Mittelland<br />
knapp geworden sei.<br />
Holz verarbeitende Betriebe müssten<br />
langfristig planen und investieren<br />
können, so Rime: «Wenn aber die<br />
Versorgung nicht gesichert ist, so bedeutet<br />
dies ein grosses Risiko für die<br />
Unternehmen.» Der Bund schreibe<br />
die «neue Religion» Biodiversität<br />
grösser als die Nutz- und Schutzfunktion<br />
des Waldes, beklagte der<br />
Freiburger Säger. Betriebsschliessungen<br />
gebe es in der Branche meist<br />
wegen Versorgungsproblemen, sagte<br />
Rime. Und er kritisierte das öffentliche<br />
Beschaffungswesen, das dazu<br />
führe, dass im Bundeshaus Fenster<br />
aus Tschechien und für den Bau eines<br />
neuen Gefängnisses in Orbe Fertigelemente<br />
aus Spanien verwendet<br />
würden.<br />
Gegen neue Waldreservate<br />
Hansruedi Streiff, Direktor der Holzindustrie<br />
Schweiz, wies in seinem<br />
Referat insbesondere auf die schwindende<br />
bewirtschaftete Waldfläche in<br />
der Schweiz hin. Heute seien von<br />
der gesamten Schweizer Waldfläche<br />
nur noch maximal 48 Prozent bewirtschafteter<br />
Nadelwald, und ein<br />
Ende des Rückgangs sei bislang nicht<br />
in Sicht. Die Task Force setze sich<br />
deshalb ausdrücklich gegen eine<br />
weitere Ausdehnung von Waldreservaten<br />
und Sonderwaldstandorten im<br />
Schweizer Wald ein. Stossrichtungen<br />
für eine verbesserte Rohstoffmobilisierung<br />
aus dem Schweizer Wald<br />
sieht Streiff in erster Linie in der<br />
Verteidigung der bewirtschafteten<br />
Waldfläche sowie in einer besseren<br />
Erschliessung von vorratsreichen<br />
Waldbeständen in den Voralpen und<br />
Alpen, etwa durch die Erhöhung der<br />
Seilkranbeiträge. Dies kurble nicht<br />
nur die Wirtschaft an, sondern trage<br />
– über das Verbauen des Rohstoffs<br />
Holz – wesentlich zur Erreichung<br />
klimapolitischer Ziele bei.<br />
Ein Vertreter der Holzwirtschaft aus<br />
dem Kanton Graubünden – er hat die<br />
Holzernte als einziger Kanton in den<br />
letzten Jahren um sieben Prozent<br />
gesteigert – betonte die wesentliche<br />
Funktion von Seilkränen zur Holzgewinnung<br />
in schwer erschliessbarem<br />
Gelände. Diese Investitionen<br />
würden sich viel eher lohnen als solche<br />
in teure Erschliessungen durch<br />
Strassen.<br />
Für Holzenergie und Papier<br />
Auch für den Holzenergiesektor ist<br />
laut Daniel Gobbo, Geschäftsführer<br />
der Axpo Tegra AG, eine verbesserte<br />
und professionalisierte Holzmobilisierung<br />
zentral wichtig. Die Branche<br />
sitze hier im gleichen Boot wie die<br />
übrigen Rohholzverbraucher. Denn<br />
obwohl im Holzenergiesektor sämtliche<br />
Sortimente verwertet werden<br />
können, bedeute ein Mehrangebot<br />
von Schweizer Holz auch mehr erneuerbare<br />
einheimische Energie in<br />
Form von Wärme und Strom. Pellets<br />
werden zu Heizzwecke benutzt und<br />
bestehen zu mindestens 90 Prozent<br />
aus Nadelholz und zu maximal<br />
10 Prozent aus Laubholz. Die Pellets-<br />
Produktion, so Gobbo, sei «direkt<br />
von den Sägereien abhängig». Daher<br />
fordere auch die Holzenergiebranche<br />
die forcierte Nutzung einheimischen<br />
Holzes.<br />
Wie Marcel Moser, Vertreter der Perlen<br />
Papier AG in der Task Force Wald<br />
+ Holz + Energie, erläuterte, erachtet<br />
auch die inländische Papierindustrie<br />
die Versorgungssicherheit beim<br />
Die Task Force<br />
Wald + Holz +<br />
Energie will<br />
Brückenbauerin<br />
sein und<br />
die Interes sen<br />
der inländischenRohholzverbrauchergemeinsam<br />
vertreten.<br />
BILD: CORINNE<br />
CUENDET CLARENS/<br />
LIGNUM<br />
einheimischen Rohstoff Holz als<br />
nicht ausreichend. Für die Papierproduktion<br />
würden heute bereits 80 Prozent<br />
Altpapier eingesetzt. Eine ausreichende<br />
Ergänzung mit frischem<br />
Holz sei indes unabdingbar. «Frisches<br />
Holz ist wichtig für eine hohe<br />
Weisse des Papiers, für hohe Festigkeit<br />
und benötigt weniger Energie<br />
und Chemie in der Verarbeitung.»<br />
Ohne genügend Fichten- und Tannenholz<br />
aus der Schweiz müsse<br />
mehr importiert werden, was höhere<br />
Kosten verursache und die Konkurrenzfähigkeit<br />
mittel- bis langfristig<br />
gefährde. «Weder die Papier- noch<br />
die Platten-, die Säge- oder die Pelletindustrie<br />
können ohne genügende<br />
Produktion von Fichten-⁄Tannenholz<br />
langfristig überleben», sagte Moser<br />
und forderte die Forstbehörden zum<br />
Umdenken auf: «Nicht Laubholz,<br />
sondern Nadelholz ist gefragt.»<br />
En/Pd<br />
Engagierter Säger und Präsident von Holzindustrie Schweiz: Nationalrat Jean<br />
François Rime wehrt sich gegen die «neue Religion Biodiversität» und plädiert<br />
für eine bessere Nutzung des Schweizer Waldes. BILD: EN
MARKTPLATZ<br />
ZU VERKAUFEN<br />
IT/TELEKOMMUNIKATION<br />
ZU KAUFEN GESUCHT<br />
IMMOBILIEN
17<br />
SERVICE<br />
ENERGIEEFFIZIENZ – Bei elektrischen Antriebssystemen gibt es viele recht einfache Sparmöglichkeiten.<br />
Davon wird allerdings erst ein Bruchteil genutzt.<br />
Schlummerndes Potenzial<br />
Elektrische Antriebe für Pumpen,<br />
Ventilatoren, Kompressoren und vielfältige<br />
mechanische Prozesse in Industrie,<br />
Gebäudetechnik und Infrastrukturanlagen<br />
machen rund 40 Prozent<br />
des schweizerischen Stromverbrauchs<br />
aus. Das entspricht etwa<br />
26 Milliarden Kilowattstunden (kWh).<br />
Etwa die Hälfte davon entfällt auf die<br />
Industrie, wo elektrische Antriebe<br />
häufig bis zu 70 Prozent des benötigten<br />
Stroms verbrauchen. Ein erheblicher<br />
Anteil liesse sich durch effizientere<br />
Antriebssysteme einsparen.<br />
Der Bund schätzt dieses Einsparpotenzial<br />
gesamthaft auf 20 Prozent<br />
oder 5 Milliarden kWh pro Jahr. Das<br />
entspricht gut 8 Prozent des Schweizer<br />
Stromverbrauchs und Stromkosten<br />
von rund 700 Millionen Franken<br />
pro Jahr.<br />
Zumeist veraltete Motoren<br />
Zur Erschliessung dieses Potenzials<br />
müssen in der Praxis allerdings etliche<br />
Hürden überwunden werden. Im<br />
Rahmen des Förderprogramms «Effizienz<br />
für Antriebssysteme» (Easy)<br />
wurde genauer analysiert, wie es um<br />
die Effizienz des Motorenparks in<br />
vier Produktionsbetrieben und einer<br />
Infrastrukturanlage bestellt ist. Geleitet<br />
wird das Programm von der<br />
Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz<br />
(S.A.F.E.) – unterstützt<br />
durch Fördergelder im Rahmen der<br />
Wettbewerblichen Ausschreibungen<br />
durch das Bundesamt für Energie.<br />
Veraltet und überdimensioniert<br />
In den fünf Objekten wurden insgesamt<br />
1518 elektrische Motoren untersucht.<br />
Die Hälfte hat eine Leistung<br />
von weniger als 4,5 Kilowatt (kW).<br />
Die Motoren laufen im Mittel während<br />
4323 Stunden pro Jahr, das heisst,<br />
rund 12 Stunden pro Tag. Das Durchschnittsalter<br />
liegt bei 16 Jahren, wobei<br />
der älteste Motor seit 46 Jahren(!) im<br />
Einsatz steht. «Die meisten der untersuchten<br />
Motoren sind veraltet», sagt<br />
Easy-Programmkoordinatorin Rita<br />
Werle. Diesen Befund stützt sie auf<br />
internationale Erfahrungswerte, wo-<br />
Die BBC fusionierte<br />
vor 24<br />
Jahren mit ASEA<br />
zu ABB: Der<br />
Motor läuft aber<br />
bestens weiter.<br />
nach die technische Lebensdauer von<br />
elektrischen Antrieben mit einer Leistung<br />
bis 10 kW bei zehn bis zwölf<br />
Jahren liegt.<br />
Starke Überdimensionierung<br />
Was die Untersuchung ebenfalls zu<br />
Tage förderte: Die mittlere Auslastung<br />
der Motoren liegt bei weniger als 60<br />
Prozent. «Das deutet auf eine starke<br />
Überdimensionierung der Antriebe<br />
hin», erklärt Werle. Hin zu kommt,<br />
dass nur 214 Motoren (14 Prozent)<br />
mit Frequenzumrichtern zur Lastregelung<br />
ausgerüstet sind. Diese sorgen<br />
dafür, dass die Motoren je nach benötigter<br />
Leistung im optimalen Bereich<br />
laufen. Oder anders ausgedrückt:<br />
86 Prozent der untersuchten<br />
und meist überdimensionierten Motoren<br />
verbrauchen mangels Lastregulierung<br />
unnötig viel Strom im energetisch<br />
ungünstigen Teillastbereich.<br />
Fehlendes Lebenszyklus-Denken<br />
Dieser Befund erstaunt angesichts<br />
der Tatsache, dass 95 Prozent der<br />
Lebenszyklus-Kosten von Motoren<br />
auf den Stromverbrauch entfallen.<br />
Beschaffungs- und Wartungskosten<br />
schlagen lediglich mit etwa 5 Prozent<br />
zu Buche. Warum wird also nicht<br />
mehr in effizientere Antriebe investiert?<br />
Conrad U. Brunner, Experte bei<br />
der Schweizerischen Agentur für<br />
Energieeffizienz und Leiter des<br />
Schweizer Projekts Topmotors, hat<br />
eine simple Erklärung: «In vielen Unternehmen<br />
fehlt es am Lebenszyklus-<br />
Denken. Wenn die Stromkosten für<br />
Motoren wie in vielen untersuchten<br />
Betrieben zudem unter 1 Prozent des<br />
Jahresumsatzes liegen, ist die Aufmerksamkeit<br />
der Geschäftsleitungen<br />
für Stromkosteneinsparungen dementsprechend<br />
tief.» Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass die Industrie mit<br />
sehr kurzen Payback-Zeiten arbeitet.<br />
Effizienzmassnahmen, die sich nicht<br />
in drei bis fünf Jahren auszahlen,<br />
werden nicht realisiert.<br />
Never touch a running system!<br />
Seit 2011 gelten in der Schweiz synchron<br />
zur EU Mindestanforderungen<br />
für elektrische Motoren und Nassläufer-Umwälzpumpen.<br />
In den Leistungsklassen<br />
von 0,75 Kilowatt (kW)<br />
bis 375 kW dürfen in der Schweiz<br />
nur noch elektrische Motoren in Verkehr<br />
gesetzt werden, die der Anforderung<br />
«IE2» genügen, was einer<br />
hohen Energieeffizienz entspricht.<br />
Ab 2015 gilt für den Leistungsbereich<br />
von 7,5 kW bis 375 kW als<br />
Mindestanforderung der aktuell beste<br />
Standard «IE3» (Premium-Effizienz).<br />
IE2 ist dann nur noch zulässig<br />
für Motoren mit Frequenzumrichter.<br />
Ab 2017 gilt die IE3-Anfor-<br />
derung auch für die kleineren<br />
Motoren im Bereich von 0,75 kW bis<br />
7,5 kW. Absehbar ist bereits der<br />
noch bessere Standard IE4 (Super<br />
Premium Effizienz).<br />
Wie stark das weitgehend noch brachliegende<br />
Einsparpotenzial erschlossen<br />
wird, hängt allerdings nicht nur von<br />
der Effizienz der elektrischen Antriebe<br />
ab. «Die grössten Einsparpoten ziale<br />
werden nicht durch einen reinen Motorenersatz<br />
realisiert, sondern durch<br />
die Optimierung des gesamten Antriebssystems»,<br />
erklärt Conrad Brunner.<br />
Hier ortet er denn auch eine der<br />
grössten Herausforderungen. Denn<br />
neben sehr strengen Payback-Kriterien<br />
werden Effizienzmassnahmen in<br />
Produktionsanlagen in der Regel auch<br />
durch einen unverrückbaren Grundsatz<br />
verunmöglicht: Never touch a<br />
running system! «Motorenhersteller,<br />
Maschinenbauer und Motorenanwender<br />
sollten sich vor einer besseren<br />
Motoren- und Systemeffizienz nicht<br />
scheuen», sagt Brunner. Es brauche<br />
dafür betriebsintern mehr Ressourcen,<br />
den Mut von Unternehmen, auch<br />
externes, unabhängiges Knowhow<br />
beizuziehen und vor allem ein gutes<br />
Aus- und Weiterbildungsangebot im<br />
Bereich der Optimierung von elektrischen<br />
Antriebssystemen, das heute<br />
noch «sehr bescheiden» sei.<br />
Armin Braunwalder<br />
SPRACHKURSE – Wörterbuch-Spezialist Langenscheidt überrascht mit einem schlauen Lehrgang,<br />
der auf das veränderte Lernverhalten und den heutigen Medienkonsum abgestimmt ist.<br />
Für modernes nachhaltiges Lernen<br />
Der Sprachkurs «Langenscheidt<br />
IQ» beruht<br />
auf einer mehr als zweijährigen<br />
intensiven<br />
Entwicklungsarbeit des<br />
deutschen Verlagshauses.<br />
Es trägt dem Trend<br />
nach individuellen, flexiblen,<br />
mobilen und<br />
massgeschneiderten Lösungen<br />
Rechnung und<br />
ist nach modernsten didaktischenErkenntnissen<br />
aufgebaut. Lob für die<br />
Neuentwicklung gab es sogar von<br />
mehreren Universitätsprofessoren,<br />
die sich sonst nicht über kommerzielle<br />
Produkte äussern.<br />
Der Lehrgang besteht aus fünf Modulen<br />
(Software-Training, Bücher, Audio-<br />
Kurs, App und Virtual Classroom), die<br />
ideal aufeinander abgestimmt und<br />
durch einen Online-Lern-Manager intelligent<br />
miteinander vernetzt sind.<br />
Dabei werden alle Vorteile<br />
eines modernen<br />
Selbstlernkurses mit den<br />
Möglichkeiten eines institutionellenSprachkurses<br />
kombiniert. Die<br />
«Schüler» bleiben flexibel,<br />
mobil und unabhängig,<br />
ohne auf Individualisierbarkeit,<br />
direktes Feedback<br />
und Live-Kommunikation<br />
verzichten zu müssen.<br />
Aufgrund des hohen Individualisierungsgrades<br />
eignet sich<br />
der Kurs für jeden Lerntyp.<br />
Die Software auf dem USB-Stick für<br />
Mac und PC trainiert in 13 verschiedenen<br />
Spielformen Wortschatz,<br />
Grammatik und Kommunikation<br />
und sichert den dauerhaften Lernerfolg.<br />
Der Audio-Kurs auf einer MP3-<br />
CD ist ein mobiler Trainer für unterwegs,<br />
mit dem das Gehör geschult<br />
und die Ausprache optimiert werden.<br />
Die App für iPad, iPhone, iPod touch<br />
oder Android Smartphone können für<br />
spontanes und spielerisches Vokabeltraining<br />
zwischendurch nutzen. Im<br />
Virtual Classroom können die neuen<br />
Sprachkenntnisse angwendet werden;<br />
man bekommt dazu sofort Feedback<br />
von einem deutschsprechenden<br />
Coach (2 × 2<br />
ANZEIGE<br />
Trainingseinheiten).<br />
Wer «Langenscheidt IQ»<br />
bewältigt, erwirbt nachhaltige<br />
Kenntnisse in<br />
den Sprachniveaus A1<br />
und A2. Dies wird Langenscheidt-Sprachenzertifikat<br />
über das nach den<br />
offiziellen Standards des<br />
Gemeinsamen Europäischen<br />
Referenzrahmens<br />
(GER) erreichte Niveau<br />
(diese Standards werden<br />
auch von der Schweiz<br />
anerkannt).<br />
Im Buchhandel erhältlich sind vorerst<br />
Englisch- und Spanischkurse (je<br />
Fr. 249.50). Pd<br />
LINK<br />
www.langenscheidt-iq.de.<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
BÜCHERTISCH<br />
Genuss mit Rezeptklassikern<br />
Die moderne Küche mag viele Reize haben –<br />
doch manchmal muss es einfach ein Wiener<br />
Schnitzel, eine Lasagne oder ein Apfelstrudel<br />
sein. Es gibt sie eben, diese Klassiker, die man<br />
beim Grosi oder im «Hotel Mama» so sehr geliebt<br />
hat. In den Kochbüchern sind die Rezepte<br />
allerdings recht verstreut. Entsprechend praktisch<br />
ist der Sammelband «Teubner Klassiker»<br />
aus dem deutschen GU-Verlag. Er bietet eine<br />
einzigartige Kollektion von über 300 bewährten<br />
Rezeptideen aus aller Welt. Die wohlbekannten<br />
Spezialitäten sind allesamt dem heutigen Genussstandard<br />
angepasst. Dafür sorgt nicht zuletzt<br />
der bekannte TV-Koch Johann Lafer mit<br />
seinen 150 Profitipps, Empfehlungen und Varianten,<br />
die er zu diesem Buch beigetragen hat.<br />
Die vorgestellten Vorspeisen, Salate, Suppen und<br />
Eintöpfe, kleine Gerichte und Beilagen, Hauptgerichte<br />
mit Fisch und Meeresfrüchten, Fleisch,<br />
Wild und Geflügel sowie verschiedene Desserts<br />
sind wirklich repräsentativ für die aktuelle Weltküche<br />
(das Züri Geschnätzlets fehlt natürlich<br />
nicht!).<br />
n Teubner Klassiker, Gräfe und Unzer<br />
Verlag, ISBN 978-3-8338-2528-6, Fr. 105.–<br />
Sehnsucht nach dem Süden<br />
Gabriele Kunkel hat sich mit einem Häuschen<br />
im Piemont ihren persönlichen Traum vom Süden<br />
verwirklicht. Ihre Begeisterung hat sie in<br />
einem Buch «verarbeitet», das einem Loblied an<br />
die «Italianità» gleichkommt. Die Autorin berichtet<br />
über typisch italienische Eigenheiten und<br />
kuriose Erfahrungen, wobei sie manchmal mit<br />
ihrer Nachsicht recht weit geht. Ihre Stärke liegt<br />
klar im kulinarischen Bereich. Und sie nimmt<br />
ihre Leser mit – erzählt von duftenden Kräutern,<br />
den besten Tomatensorten und dem Blick in die<br />
Kochtöpfe der Nachbarn. Natürlich verrät Kunkel<br />
die besten (sehr gut formulierten und nachkochbaren)<br />
Rezepte – sie animiert aber auch<br />
zum Kopieren und Experimentieren. Das lustvolle<br />
Fazit: Dieses Buch ist eine ansprechende<br />
kulinarische Reise nach Italien, die den Begriff<br />
Dolce Vita zu erklären hilft.<br />
n Gabriele Kunkel: Ein italienischer<br />
Sommer, GU-Verlag, ISBN 978-3833825194,<br />
Fr. 35.50<br />
Inspiration aus Neuseeland<br />
Von der neuseeländischen Küche hat in der<br />
Schweiz wohl noch niemand gehört. Die neuseeländische<br />
TV-Köchin Annabel Langbein<br />
möchte nicht für eine regionale Küche nicht<br />
missionieren oder mit gastronomischen Kunststücken<br />
beindrucken, in ihrem neuen Buch geht<br />
es darum, alte Tugenden zu erwecken, sich am<br />
Essen zu erfreuen und zu geniessen, was die<br />
Natur zur Verfügung stellt. Langbein verwendet<br />
in ihrer Küche nur frische Produkte aus der<br />
nächsten Umgebung, in der Saison geerntet und<br />
von bester Qualität. Als echten Luxus erachtet<br />
sie reife Früchte, frisch gefangene Fische oder<br />
gutes Fleisch direkt vom Bauernhof. Ganz egal,<br />
ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt: Es<br />
lohnt sich, bei einem guten Metzger, Gemüsehändler<br />
oder auf Wochenmärkten einzukaufen<br />
und sich beraten zu lassen. Die Auswahl der<br />
Rezepte reicht von mediterran bis asiatisch. Es<br />
kommen unwiderstehliche Tartes, jahreszeitliche<br />
Salate oder pikante Currygerichte auf den<br />
Tisch. Sogar selbstgemachter Käse gelingt dank<br />
Langbeins Tipps problemlos. Wer Inspiration<br />
und nicht Alltägliches sucht, kommt jedenfalls<br />
auf seine Rechnung. Totale Neueinsteiger dürften<br />
allerdings etwa Mühe haben.<br />
n Annabel Langbein: Natürlich kochen!, GU<br />
Autorenkochbuch, ISBN 978-3-8338-2822-5,<br />
Fr. 35.50
18<br />
WIEDEREINGLIEDERUNG<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
IV-REVISION – Fallbeispiele zeigen: Dank umfangreicher Unterstützung ist die Eingliederung von Beeinträchtigten auch für<br />
KMU möglich.<br />
Grosser Mehrwert – trotz Handicap<br />
ANZEIGE<br />
Daniel Troxler, Mitglied der Geschäftsleitung Ast und Fischer AG mit Herrn S.<br />
In der Wintersession hat der Nationalrat<br />
dem Kernstück des zweiten<br />
Teils der 6. IV-Revision zugestimmt:<br />
Dem stufenlosen Rentensystem. Dadurch<br />
soll sich Arbeit für IV-Bezügerinnen<br />
und -Bezüger in jedem Fall<br />
lohnen. Personen, die heute eine<br />
Rente beziehen, sollen wieder voll-<br />
oder teilzeitig in den Arbeitsprozess<br />
eingegliedert werden. Bereits Anfang<br />
2012 ist das erste Massnahmenpaket<br />
in Kraft getreten. Was heisst das für<br />
die KMU?<br />
Unterstützung für Betroffene<br />
und Vorgesetzte<br />
Daniel Troxler, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der Berner Druckerei<br />
Ast und Fischer, hat sich überzeugen<br />
lassen: «Ich würde sofort wieder einen<br />
Trainingsarbeitsplatz zur Verfügung<br />
stellen. Er dient dem Betroffenen<br />
zur Wiedereingliederung, nützt<br />
aber auch der Firma.» Der Unternehmer<br />
hat ausprobiert, was sich die IV<br />
von vielen weiteren Betrieben erhofft:<br />
Er hat einen vorerst auf sechs<br />
Monate begrenzten Arbeitseinsatz ermöglicht.<br />
Herr S. suchte nach seinem zweiten<br />
Burnout einen geordneten Wiedereinstieg<br />
ins Arbeitsleben. Der Trainingsarbeitsplatz<br />
beim Druckereibetrieb<br />
wurde über die IV finanziert.<br />
Zu diesem Arrangement gehörte auch<br />
ein «Job Coach», der dem gesundheitlich<br />
angeschlagenen Mitarbeitenden,<br />
aber auch dem Vorgesetzten zur<br />
Seite stand.<br />
Vielfältige Vorteile für Betriebe<br />
Im Rahmen der 6. IVG-Revision wurden<br />
die Risiken für Arbeitgeber weiter<br />
verringert. Als Einsatzbetrieb erhalten<br />
die Unternehmen einen finan-<br />
ziellen Unterstützungsbeitrag. Die<br />
Betriebe profitieren zudem von einer<br />
hohen Loyalität eingegliederter Arbeitnehmer<br />
sowie von einem positiven<br />
Image auf dem Arbeitsmarkt, bei<br />
den Mitarbeitenden und bei der<br />
Kundschaft.<br />
Diese Erfahrung machte auch Reto<br />
Meyer, Geschäftsführer der Tour de<br />
Suisse Rad AG in Kreuzlingen: «Die<br />
Integration von behinderten Menschen<br />
ist eine soziale Bereicherung<br />
für jedes Team. Unser hörbehinderter<br />
Mitarbeiter arbeitet sehr genau und<br />
durch ihn konnten wir die Fehlerquote<br />
in seinem Bereich messbar senken.»<br />
Auch der Neuenburger Familienbetrieb<br />
Felco AG beschäftigt seit der<br />
Gründungszeit mehrere Mitarbeitende<br />
mit einer Beeinträchtigung. So hat<br />
der Hersteller von Baum- und Kabelscheren<br />
der jungen Frau A. eine Lehre<br />
ermöglicht. Wegen ihrer Hyperaktivität<br />
und Konzentrationsproblemen<br />
war sie bei der IV angemeldet. Heute<br />
ist Frau A. eine aufmerksame, fest<br />
angestellte Mitarbeiterin, die einen<br />
normalen Lohn bezieht.<br />
Dank Früherkennung Renten<br />
vermeiden<br />
Die IV bietet den Arbeitgebern bereits<br />
seit 2008 eine ganze Palette von<br />
Unterstützungsinstrumenten. Diese<br />
Massnahmen haben unter anderem<br />
zum Ziel, die Weiterbeschäftigung<br />
von kranken oder verunfallten Mitarbeitenden<br />
zu unterstützen.<br />
Dass es sich lohnt, frühzeitig zu<br />
handeln, hat auch Nicole Wenger<br />
festgestellt. Die Personalverantwortliche<br />
der Wenger Fenster AG im Berner<br />
Oberland hat nicht gezögert, mit<br />
der Krankentaggeldversicherung<br />
und der IV-Stelle Kontakt aufzuneh-<br />
Carlos Araque, Produktionsleiter der Felco AG mit Frau A.<br />
men, als es ihrem Mitarbeitenden<br />
Herrn R. aufgrund einer psychischen<br />
Beeinträchtigung immer<br />
schlechter ging. Dank der Unterstützung<br />
der Versicherungen war eine<br />
Reduktion des Arbeitspensums<br />
von 90 auf 50 Prozent möglich. Für<br />
Alain Linder, den Vorgesetzten von<br />
Herrn R., ist klar: «Diese Menschen<br />
brauchen in der Tat etwas mehr Aufmerksamkeit.<br />
Dafür hat der Betrieb<br />
in ihnen aber auch sehr dankbare<br />
und besonders motivierte Mitarbeiter.»<br />
Kompass für Arbeitgeber<br />
Um Arbeitgeber praxisnah zu informieren,<br />
wurde die Informationsplattform<br />
www.compasso.ch geschaffen.<br />
Sie orientiert über Unterstützungsangebote<br />
der IV, der Suva<br />
sowie der Privatversicherer und gibt<br />
Antworten auf Fragen wie: Wie<br />
kann ich rasch und richtig handeln,<br />
wenn ein Mitarbeitender häufig<br />
krank oder verunfallt ist? Welche<br />
Institutionen unterstützen mich als<br />
Unternehmer dabei? Wie lassen<br />
sich Risiken bei der Einstellung von<br />
behinderten Menschen klein halten?<br />
Fallbeispiele aus Firmen in der ganzen<br />
Schweiz zeigen ganz konkret,<br />
wie berufliche Eingliederung gelingen<br />
kann und welche Akteure die<br />
Betriebe dabei unterstützen.<br />
Regula Stocker,<br />
Geschäftsstelle www.compasso.ch<br />
LINK<br />
www.compasso.ch
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 FORUM 19<br />
ECHO DER WOCHE<br />
Freiburger wollen weiterhin<br />
mit sauberem Strom heizen<br />
Stimmberechtigte lehnen kantonales Energiegesetz<br />
samt Verbot von Elektroheizungen ab.<br />
Wenn das nicht aufhorchen lässt: Das Freiburger<br />
Volk will – gegen den Willen des Grossen<br />
Rates und aller Parteien (samt SVP) – weiterhin<br />
Elektroheizungen tolerieren. Ein neues kantonales<br />
Energiegesetz hätte alle Hausbesitzer<br />
verpflichtet, Elektroheizungen bis 2025 zu ersetzen.<br />
Bekanntlich ist das Elektroheizungsverbot ein<br />
wesentliches Element der sogenannten Energiewende,<br />
der Energiestrategie 2050. Das für<br />
einen welschen Kanton doch erstaunliche Ergebnis<br />
zeigt, dass erstens die Front der Ausstiegswilligen<br />
am Bröckeln ist und zweitens<br />
die Unterstützung der Energiestrategie des<br />
Bundesrates subito wegfällt, wenn die Menschen<br />
merken, dass sie ganz persönlich betroffen<br />
sind. «Die da unten» merken langsam,<br />
dass «die da oben» Vieles allzu schnell und<br />
allzu unüberlegt auf den Holzweg gebracht<br />
haben...!<br />
Bruno Fäh, Baar/ZG<br />
Nicht an die Wand fahren<br />
Fenster aus Tschechien für das Bundeshaus<br />
und weitere Bundesrats-Baustellen.<br />
Jeder Schweizer Schreiner muss seit Anfang<br />
2012 deklarieren, woher er sein Holz bezieht.<br />
Doch das interessiert das Departement von<br />
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf nicht.<br />
Anstatt punkto Einkaufstourismus mit gutem<br />
Beispiel voranzugehen, wird der Fenster-Auftrag<br />
für 1,5 Millionen Franken für das Bundeshaus<br />
Ost – man höre uns staune – an tschechische<br />
Schreiner vergeben! Die faule Ausrede,<br />
dieses geschehe halt nach den Vorgaben<br />
von GATT∕WTO-Vorschriften, interessiert<br />
letztlich niemanden und ist einfach nur lächerlich.<br />
Frau Bundesrätin, mir ist auf der ganzen Welt<br />
kein Land bekannt, welches ihr Regierungsgebäude<br />
mit sehr guten Schweizer Fenstern ausgerüstet<br />
hat, ausser diese wurden gratis als Entwicklungshilfe<br />
geliefert und waren ein Geschenk<br />
von der Schweizer Regierung, bezahlt vom<br />
Schweizer Volk.<br />
Wer stoppt diesen absolut desolaten Bundesrat,<br />
mit weiteren ungelösten Baustellen:<br />
n Totales Asylchaos unter Bundesrätin Sommaruga.<br />
n Aufweichung des Bankkundengeheimnisses,<br />
Weissgeldstrategie, Steuerabkommen unter<br />
Bundesrätin Widmer-Schlumpf.<br />
n Energiechaos mit dem unnötigen Ausstiegsszenario<br />
aus der Kernenergie sowie explodierende<br />
Kosten in der Verkehrspolitik unter Bundesrätin<br />
Leuthard.<br />
Ich habe ganz sicher nichts gegen das weibliche<br />
Geschlecht, aber diese Bundesrätinnen fahren<br />
den «Erfolg Schweiz» leider immer mehr an die<br />
Wand!<br />
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Walter Gurtner, SVP-Kantonsund<br />
Gemeinderat, Däniken∕SO<br />
TRIBÜNE<br />
Keine 80-Prozent-Gesellschaft<br />
Während der Schweizer Mittelstand<br />
«chrampft», dass sich die Balken<br />
biegen, machen immer mehr Menschen<br />
in unserem Land eine Sozialpause. Diese<br />
Flucht vor der Leistung ist eine Entwicklung,<br />
die unsere hoch gelobte Stabilität ernsthaft<br />
bedroht, denn niemand, der sich ein<br />
«Burnout» nimmt oder seine Arbeitszeit auf<br />
achtzig Prozent herabschraubt, will auf sein<br />
meist erhöhtes Salär verzichten. Erst nach<br />
seinem Rücktritt, der durch gut bezahlte<br />
Ehrenämter versüsst wurde, sagte mir ein<br />
langjähriger Stadtpräsident: «Ich liebte<br />
meinen Job, denn er wurde schandbar gut<br />
bezahlt.»<br />
Diese Art von elitärem Zynismus, der sich<br />
hinter locker gebender Bescheidenheit verbirgt,<br />
sollte uns Gedanken machen. Dem<br />
Steuern und Abgaben zahlenden Volk, dessen<br />
Unternehmer am Abend in die Kasse schauen,<br />
um die Wahrheit über Erfolg und Misserfolg<br />
zu erfahren, ist gar nicht bewusst, wie<br />
gut Spitzenbeamte und Politiker finanziell<br />
versorgt sind.<br />
Wenn Baschi Dürr, ein neu gewählter Basler<br />
Regierungsrat, dessen Intelligenz nicht zur<br />
Diskussion steht, noch vor Amtsantritt einen<br />
freien Tag zur Erfüllung seiner Vaterpflichten<br />
verlangt, muss man sich fragen, ob Basel<br />
Klaus J. Stöhlker*<br />
über die verbreitete Flucht<br />
vor der Leistung.<br />
nicht zu viele, teure, Regierungsräte hat. Man<br />
könnte seinen Job unter die anderen aufteilen.<br />
Wenn die neue CVP-Generalsekretärin<br />
Béatrice Wehrli, mit einem gut bestallten<br />
Chefbeamten der gleichen<br />
Partei verehelicht, die seit Jahren leidende<br />
Christlich-Konservative Volkspartei mit einem<br />
Pause in der sozialen Hängematte: Die Flucht vor der Leistung ist eine Entwicklung, welche die Stabilität<br />
bedroht.<br />
80-Prozent-Job aus dem Dreck ziehen will,<br />
dann ist dies einfach nicht möglich. Entweder<br />
hat die Partei einen starken, allseits gegenwärtigen<br />
Generalsekretär oder dieser bleibt, wie<br />
vielerorts der Fall, ein Sekretär und der Parteipräsident<br />
ist der General.<br />
In einem normalen Schweizer Gewerbebetrieb<br />
und KMU kann man sich unter den<br />
verschärften Bedingungen der Kreditfinanzierung<br />
durch die Banken und der notwendigen<br />
Erhaltung wie Gewinnung qualifizierter<br />
Mitarbeiter derlei Spielereien nicht leisten. Der<br />
Wettbewerb, oft international, verlangt umsichtige<br />
und jederzeitige Präsenz. Wer nicht<br />
liefert, scheidet aus. Der Luxus einer direkten<br />
oder indirekten Sicherheit durch ein hohes<br />
Beamtensalär findet in der Privatwirtschaft<br />
nur in den wenigsten Fällen einen Ausgleich<br />
in Form einer Erbschaft oder einer günstigen<br />
Firmenübernahme.<br />
Im Unterschied zu den grossen Finanzkonzernen,<br />
die Bussen oder Fehlinvestitionen in der<br />
Höhe von hunderten von Millionen Franken<br />
abschreiben wie ein Metzger seine neue Verkaufstheke,<br />
müssen heute die meisten kleinen<br />
Firmen jeden Franken umdrehen, bevor sie ihn<br />
ausgeben. Wer sein Geld mit Immobilien in<br />
den USA und Spanien verspekuliert hat, muss<br />
auf Jahre hinaus keine Steuern mehr bezahlen<br />
und wird vom Staat sogar gerettet.<br />
Noch sind die meisten Steuerämter von Kantonen<br />
und Gemeinden, vor allem auch gemessen<br />
an den Zuständen in Deutschland, einigermassen<br />
freundlich bei der Bewertung betriebsbedingter<br />
<strong>Ausgabe</strong>n. Wie lange dies noch anhalten<br />
wird in einer Zeit, wo sogar die Aufhebung<br />
des Bankgeheimnisses in der Schweiz diskutiert<br />
wird, ist fraglich. Die sich bürgerlich<br />
nennenden Fraktionen sind nicht mehr derart<br />
geschlossen wie vor einer Generation.<br />
Welche Prioritäten sind demnach für 2013 zu<br />
setzen? Wichtig bleibt die Geldbeschaffung,<br />
der freie Cashflow. Wo nicht Familienbetriebe<br />
die Zukunft sichern, helfen nur die wirklich<br />
besten Mitarbeiter. In Wahrheit werden sie<br />
immer seltener, weil viele notwendige Fähigkeiten,<br />
wie das Ausdrucksvermögen, nicht<br />
mehr gelehrt werden. Daraus entstehen<br />
Fehler und Risiken, wie nicht nur der Fall<br />
Adoboli zeigt. Wir haben zehntausende<br />
kleiner «Adobolis», die mehr kosten als sie<br />
verdienen.<br />
Persönlich empfehle ich: Nehmt jeden beim<br />
Wort, der etwas verspricht. Trennt euch von<br />
allen, die nicht mehr und besser arbeiten<br />
wollen. Der Schweiz bleibt damit viel Luxus,<br />
aber nicht jeder wird ihn geniessen können.<br />
*Klaus J. Stöhlker ist Unternehmensberater für<br />
Öffentlichkeitsbildung in Zollikon ⁄ ZH<br />
Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;<br />
diese muss sich nicht mit jener des <strong>sgv</strong> decken.
20<br />
SGV-WINTERKONFERENZ<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />
KLOSTERS 2013 – Die 64. Gewerbliche Winterkonferenz findet vom 16. bis zum 18. Januar 2013 in Klosters statt. Themen sind Sozialpolitik,<br />
Kartellgesetz und Raumplanung – und Thilo Sarrazin. Willkommen sind alle Interessierten aus der KMU-Wirtschaft.<br />
Wie viel Markt wollen wir?<br />
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Traditionellerweise eröffnet der Präsident<br />
des Schweizerischen <strong>Gewerbeverband</strong>s<br />
<strong>sgv</strong> das «WEF des Gewerbes»<br />
mit seiner gewerblichen<br />
Standortbestimmung. Nach Nationalrat<br />
JeanFrançois Rime wird<br />
am Eröffnungsabend vom Mittwoch,<br />
16. Januar, der Bündner Regierungspräsident<br />
Hansjörg Trachsel das Wort<br />
haben, bevor das grosse Diner gereicht<br />
wird.<br />
Sozialpolitik und Kartellgesetz<br />
Am Donnerstagmorgen, 17. Januar,<br />
steht das Thema «Sozialpolitik zwischen<br />
Wunsch und Wirklichkeit»<br />
auf dem Programm. Jürg Brechbühl,<br />
Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen<br />
BSV, wird den Tag<br />
eröffnen; als zweiter Referent folgt<br />
Ständerat Paul Rechsteiner, Präsident<br />
des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds<br />
SGB. Die anschliessende<br />
Podiumsdiskussion zur Frage<br />
«Welches ist die Zukunft unserer<br />
Sozialversicherungen?» werden –<br />
unter der Leitung von Michael<br />
Weinmann (SF Schweiz Aktuell) –<br />
die Nationalratsmitglieder Thomas<br />
de Courten (SVP), Maya Ingold<br />
(EVP), Bruno Pezzatti (FDP) und<br />
JeanFrançois Steiert (SP) bestreiten.<br />
Der deutsche Buchautor und Provokateur Thilo Sarrazin gibt sich am Freitag,<br />
18. Januar 2013, in Klosters die Ehre.<br />
Am Donnerstagnachmittag spricht<br />
Professor Carl Baudenbacher von<br />
der Universität St. Gallen HSG zum<br />
Thema Kartellgesetzrevision. Die<br />
anschliessende Podiumsdiskussion<br />
mit Nationalrätin Prisca Birrer<br />
Heimo (SP), Eric Scheidegger vom<br />
SECO, Ständerat Martin Schmid<br />
(FDP) und Rechtsanwalt Philipp<br />
Zurkinden von der Uni Basel wird<br />
moderiert von Alice Chalupny (Ressortleiterin<br />
Wirtschaft, «Sonntags<br />
Zeitung»).<br />
Ohne Eigentum kein Markt<br />
Der Freitagmorgen, 18. Januar, steht<br />
unter dem Motto «Ohne Eigentum<br />
kein Markt». Peter Ilg, Institutsleiter<br />
an der Hochschule für Wirtschaft<br />
HWZ, und Soziologin Joëlle Zimmerli<br />
werden eine HWZStudie zum<br />
Thema «Verdichtetes Bauen» präsentieren.<br />
Anschliessend wird <strong>sgv</strong>Direktor<br />
HansUlrich Bigler das entschiedene<br />
Nein zur Revision des<br />
missratenen Raumplanungsgesetzes<br />
begründen, über welches am<br />
3. März 2013 abgestimmt wird. Zum<br />
selben Thema gibt’s danach eine Podiumsdiskussion.<br />
Die Nationalräte<br />
Olivier Feller (FDP) und <strong>sgv</strong>Präsident<br />
Nationalrat JeanFrançois Rime<br />
(SVP) werden das Nein zur missra<br />
tenen RPGRevision vertreten, der<br />
Zuger SVPRegierungsrat Heinz<br />
Tännler und Nationalrätin Silva Semadeni<br />
(SP) die Revision verteidigen.<br />
Moderiert wird das Gespräch<br />
von Markus Häfliger, Leiter der NZZ<br />
Bundeshausredaktion.<br />
Abschluss mit Thilo Sarrazin<br />
Den Abschluss der 64. Gewerblichen<br />
Winterkonferenz macht am<br />
Freitag ab 17 Uhr Buchautor Thilo<br />
Sarrazin mit der provokanten These:<br />
«Europa braucht den Euro<br />
nicht.» – Das Rahmenprogramm<br />
sieht unter anderem einen Besuch<br />
Firma Repower AG in Küblis und<br />
die Vorstellung des geplanten Kraftwerkes<br />
«Chlus» vor.<br />
Interessierte wilkommen<br />
In «Klosters» willkommen sind nicht<br />
nur die Präsidenten und Geschäftsführer<br />
der dem <strong>sgv</strong> angeschlossenen<br />
Verbände, sondern auch deren Vorstandsmitglieder<br />
sowie weitere Interessierte<br />
aus den Kreisen der gewerblichen<br />
Schweizer KMUWirtschaft.<br />
LINK<br />
www.<strong>sgv</strong>-usam.ch