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Aktuelle Ausgabe - Schweizerischer Gewerbeverband sgv

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21. DEZEMBER 2012<br />

AZA 3001 Bern<br />

HÖHERE BERUFSBILDUNG – Parlamentarier von links bis rechts unterstützen Forderung des <strong>sgv</strong><br />

nach stärkerer Gewichtung der Höheren Berufsbildung im Departement Schneider-Ammann.<br />

«Bundesrat enttäuscht»<br />

Wenige Tage bevor das von Bundesrat<br />

Johann Schneider-Ammann geführte<br />

Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement<br />

zum Departement für Wirtschaft,<br />

Bildung und Forschung aufgewertet<br />

wird, ist der Stellenwert der<br />

Höheren Berufsbildung innerhalb des<br />

neuen Staatssekretariats für Bildung,<br />

Forschung und Innovation (SBFI)<br />

noch immer nicht geklärt (vgl. sgz<br />

vom 7. Dezember). Ende November<br />

hatte <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat Jean-<br />

François Rime (SVP⁄FR) moniert, dass<br />

das Versprechen des Bundesrats nicht<br />

eingehalten werde, im Rahmen der<br />

Reorganisation die Höhere Berufsbildung<br />

nicht zu schwächen. Stein des<br />

Anstosses ist die Struktur des SBFI –<br />

in dessen Organigramm die Höhere<br />

Berufsbildung bloss als Subkategorie<br />

aufgeführt ist.<br />

Viele offene Fragen<br />

In der Folge musste sich der angehende<br />

Bildungsminister auch in der<br />

Fragestunde des Nationalrats einer<br />

breiten, parteiübergreifenden Kritik<br />

stellen. Vizepräsident Ruedi Lustenberger<br />

(CVP⁄LU) wollte wissen, wie<br />

– und vor allem bis wann – der Bundesrat<br />

die Gleichbehandlung der Höheren<br />

Berufsbildung gegenüber den<br />

übrigen Tertiärbereichen sicherstellen<br />

wolle. Christine Bulliard-Marbach<br />

(CVP⁄FR) fürchtete, dass eine spätere<br />

Reorganisation im Bildungssekretariat<br />

zu unnötiger Unruhe führen<br />

werde. Jaques-André Maire (SP⁄NE)<br />

zweifelte, ob der Bundesrat sich der<br />

Vorteile der Höheren Berufsbildung<br />

für die Unternehmen und Institutionen<br />

bewusst sei, und mahnte Ände-<br />

Hat der angehende Bildungsminister nun ein offenes Ohr für die Anliegen der<br />

Höheren Berufsbildung oder nicht? Bis dato bleibt die Frage offen...<br />

rungen an der Organisation des SBFI<br />

an. Jean-François Steiert (SP⁄FR)<br />

schliesslich erkundigte sich ebenfalls<br />

nach den Gründen für die befremdliche<br />

Organisation nach der Fusion<br />

der verschiedenen Bildungsämter.<br />

Wortreich wie eh und je verteidigte<br />

Bundesrat Schneider-Ammann die<br />

geplante Struktur des SBFI, um am<br />

Schluss dennoch einzuräumen, dass<br />

er bereit sei, die Frage der Positionie-<br />

rung der Höheren Berufsbildung<br />

nochmals zu prüfen – aufgrund «konkreter<br />

Erfahrungen, die in den ersten<br />

Monaten des kommenden Jahres gesammelt»<br />

würden. Im Moment stehe<br />

die Stabilisierung des neuen Staatssekretariats<br />

im Vordergrund; «schnell<br />

aufeinander folgende Reorganisationen<br />

führen zu Verunsicherung und<br />

Unruhe und sind deshalb zu vermeiden.»<br />

RPG-REFERENDUM – Offener Brief der <strong>sgv</strong>-Spitze an Bundespräsident Ueli Maurer.<br />

Keine grenzenlose Solidarität<br />

Nationalrat Jean-François Rime, Präsident<br />

des Schweizerischen <strong>Gewerbeverband</strong>s<br />

<strong>sgv</strong> und <strong>sgv</strong>-Direktor<br />

Hans-Ulrich Bigler haben einen «Offenen<br />

Brief» an Bundespräsident<br />

Ueli Maurer verfasst. Darin geben<br />

sie ihrem Erstaunen»Ausdruck über<br />

ein Interview im «Schweizer Bauer»,<br />

in dem sich Maurer hinter die Revision<br />

des Raumplanungsgesetzes gestellt<br />

hat. «Der Kulturlandschutz hat<br />

höchste Priorität, das ist völlig klar»,<br />

liess sich Maurer zitieren.<br />

«Referenz an die Bauernschaft»<br />

«Wir gehen davon aus, dass Sie mit<br />

dieser Stellungnahme vor allem der<br />

Bauernschaft eine Reverenz erweisen<br />

wollten», kommentiert die <strong>sgv</strong>-<br />

Spitze diese Aussage des Bundespräsidenten.<br />

Für den <strong>sgv</strong> sei es<br />

Bundespräsident Ueli Maurer: Seine Unterstützung der RPG-Revision löst in Gewerbekreisen<br />

Kopfschütteln aus – und soll vor allem den Bauern schmeicheln.<br />

Warum dann nicht jetzt?<br />

«Eine äusserst merkwürdige Aussage<br />

des künftigen Bildungsministers»,<br />

stellt Christine Davatz fest. Die <strong>sgv</strong>-<br />

Bildungsfachfrau empfindet es noch<br />

immer als «Affront», dass die für die<br />

Schweizer Wirtschaft so zentral wichtige<br />

Höhere Berufsbildung im neuen<br />

SBFI bloss «unter ferner liefen» geführt<br />

werden soll. Und sie fragt:<br />

«Wenn der Bundesrat schon bereit ist,<br />

die Positionierung nochmals aufs Tapet<br />

zu bringen: Warum tut er es dann<br />

nicht rechtzeitig, also noch vor der<br />

Umsetzung der Neuorganisation?»<br />

«Bitte etwas konkreter»<br />

Auch die um die Berufsbildung besorgten<br />

Parlamentsmitglieder sind von<br />

Schneider-Ammanns Antworten nur<br />

wenig überzeugt. «Ich hätte mir gewünscht,<br />

eine etwas konkretere Aussage<br />

zu diesem dringenden Problem<br />

zu erhalten», kommentiert Ruedi Lustenberger<br />

diplomatisch. Sein Neuenburger<br />

Kollege wird deutlicher: «Die<br />

Antwort des EVD-Chefs war enttäuschend»,<br />

meint Jaques-André Maire<br />

auf Anfrage der sgz, «das einzige Zeichen<br />

der Öffnung ist, dass er bereit<br />

ist, die neue Struktur nach einigen<br />

Monaten nochmals unter die Lupe zu<br />

nehmen.» Ansonsten habe sich<br />

Schneider-Ammann in seiner «sehr<br />

allgemein gehaltenen Antwort» damit<br />

begnügt, den Wert der Höheren Berufsbildung<br />

zu bestätigen. «Wir aber<br />

sind überzeugt», so Maire, «dass der<br />

Höheren Berufsbildung im Organigramm<br />

des SBFI ein ihrer Bedeutung<br />

angemessener, eigener Platz zusteht.»<br />

Gerhard Enggist<br />

«schwierig», Maurers Position zu<br />

verstehen. «Der schweizerische Bauernstand<br />

wird nämlich – im Gegensatz<br />

zum Gewerbe – massiv vom<br />

Staat unterstützt und erhält selbst<br />

für eingezontes Land noch Direktzahlungen.»<br />

Die Solidarität der gewerblichen<br />

Wirtschaft könne «angesichts<br />

der Vorrangstellung der Landwirte<br />

daher nicht grenzenlos sein».<br />

Der <strong>sgv</strong> habe das Referendum «nicht<br />

leichtfertig ergriffen, sondern um eine<br />

verhängnisvolle Entwicklung zu<br />

stoppen.» Für den angestrebten<br />

Schutz des Kulturlandes brauche es<br />

die «eigentumsfeindliche und zentralistische<br />

RPG-Revision» nicht.<br />

LINK<br />

www.rpg-revision-nein.ch<br />

Die nächste sgz erscheint am<br />

11. Januar 2013<br />

Nr. 26 – 129. Jahrgang<br />

HOLZMARKT SCHWEIZ<br />

Nützen statt schützen<br />

Die Schweizer Holzverarbeiter – von den Sägern bis<br />

zu den Papier- und Pellet-Herstellern – fordern, dass<br />

der Schweizer Wald verstärkt genutzt wird. Und sie<br />

fordern die Forstbehörden zum Umdenken auf:<br />

Gefragt sei nicht Laubholz, sondern Nadelholz. Um<br />

ihren Anliegen Gehör zu verschaffen, haben die<br />

Holzverwerter die Taskforce Wald + Holz + Energie<br />

gegründet. Mit dabei ist auch <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat<br />

Jean-François Rime (Bild) in seiner Funktion<br />

als Präsident von Holzindustrie Schweiz. En<br />

INHALT<br />

Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 15 Internet: www.<strong>sgv</strong>-usam.ch – E-Mail: info@<strong>sgv</strong>-usam.ch Inserate: Telefon 031 387 22 11<br />

SEITE 15<br />

PETER SPUHLER – Warum<br />

sich der Thurgauer Unternehmer<br />

aus der Politik<br />

zurückzieht. SEITE 2<br />

WETTBEWERBE – Nicht nur<br />

die Maurer lieferten<br />

sich harte Kämpfe um die<br />

Meistertitel. SEITEN 10–11<br />

ENERGIESPAREN – Studien<br />

zeigen, dass Elektromotoren<br />

keine «Stromfressser»<br />

sein müssen. SEITE 17


2<br />

DIESE WOCHE<br />

PETER SPUHLER – Der Thurgauer SVP­Nationalrat tritt nach 13 Jahren zurück, um sich verstärkt<br />

auf die Geschicke seiner Unternehmung zu konzentrieren.<br />

«Milizsystem funktioniert»<br />

Gewerbezeitung: Herr Spuhler, auf<br />

den 31. Dezember 2012 haben Sie<br />

Ihren Rücktritt als Nationalrat<br />

angekündigt. Man hat das Gefühl,<br />

Ihnen sei dieser Entscheid nicht<br />

leichtgefallen.<br />

n Peter Spuhler: Ja, das war ein<br />

schwieriger Entscheid. Doch aufgrund<br />

des veränderten wirtschaftspolitischen<br />

Umfelds und der damit<br />

verbundenen Lagebeurteilung war<br />

für mich klar, dass schwierigere Zeiten<br />

auf uns zukommen und ich mich<br />

wieder zu 150 Prozent auf das Unternehmen<br />

konzentrieren muss.<br />

Ich bin ein überzeugter Anhänger des<br />

Milizsystems: Als Vertreter verschiedenster<br />

Branchen bringen die Schweizer<br />

Parlamentarier wertvolle wirtschaftliche<br />

Erfahrung in die parlamentarische<br />

Arbeit ein. Umgekehrt<br />

heisst dies aber auch: Jeder Parlamentarier<br />

hat einen Beruf – und die<br />

Politik ist eine nebenberufliche Beschäftigung.<br />

Zeigt denn nicht gerade Ihr Fall,<br />

dass das Milizsystem an seine<br />

Grenzen stösst?<br />

n Nein, das Milizsystem funktioniert<br />

gut. Es ist kein Zufall, dass die<br />

Schweiz auch in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten stabilere wirtschaftliche<br />

und politische Rahmenbedingungen<br />

hat als die meisten anderen<br />

Länder.<br />

Als Bürger und Unternehmer habe<br />

ich mich 13 Jahre im Nationalrat engagiert.<br />

Als ich 1999 gewählt worden<br />

bin, hatte mein Unternehmen 440<br />

Mitarbeiter und 148 Millionen Umsatz.<br />

Heute haben wir über 5000<br />

Mitarbeiter und rund 2,4 Milliarden<br />

Umsatz. Das politische Engagement<br />

konnte ich gut mir meiner Tätigkeit<br />

als Unternehmer vereinbaren – auch<br />

wenn diese Doppelbelastung natürlich<br />

nicht mit einer 42-Stunden-Woche<br />

zu bewältigen ist.<br />

«JEDER PARLAMENTA­<br />

RIER HAT EINEN BERUF<br />

NEBEN DER POLITIK.»<br />

Dies aber hat sich nun geändert?<br />

n Ja. Die Verschuldungssituation und<br />

die damit verbundenen Währungsverwerfungen,<br />

welche zahlreiche<br />

Länder erschüttern, haben auch auf<br />

unsere Branche Auswirkungen. Die<br />

Anzahl Ausschreibungen ist stark zurückgegangen<br />

und bei den laufenden<br />

Ausschreibungen kämpfen wir nach<br />

wie vor mit dem starken Franken.<br />

Kommt hinzu: Wir erschliessen derzeit<br />

neue Märkte, vor allem in Osteuropa<br />

und Asien. Wer dort wirtschaftlichen<br />

Erfolg anstrebt, weiss: Die<br />

Kontakte mit den örtlichen Verantwortungsträgern<br />

sind wichtig. Dies<br />

ist oft mit kurzfristigen, mehrtägigen<br />

Abwesenheiten verbunden, was eine<br />

parlamentarische Tätigkeit schwierig<br />

macht.<br />

Werden Sie sich denn vollständig<br />

aus der Politik verabschieden?<br />

n Als Parlamentarier trete ich wohl<br />

zurück, aber ich bleibe meiner Partei<br />

erhalten. Selbstverständlich werde<br />

ich die SVP auch in Zukunft unterstützen.<br />

Ich schätze meine Partei,<br />

weil sie geradlinig und glaubwürdig<br />

für die Interessen von Gewerbe und<br />

Wirtschaft eintritt.<br />

IMPRESSUM<br />

Rücktritt nach 13 Jahren im Nationalrat: Peter Spuhler will sich stärker auf sein Unternehmen Stadler Rail konzentrieren.<br />

Und wie halten Sie es mit dem<br />

Präsidium der IG Freiheit?<br />

n Bei der IG Freiheit werde ich als<br />

Präsident zurücktreten, bleibe aber<br />

Vorstandsmitglied. Ich werde den<br />

Verein auch in Zukunft unterstützen.<br />

Die IG Freiheit liegt mir am Herzen:<br />

Der Kampf gegen unnötige Gesetze<br />

und die zunehmende Bürokratie ist<br />

eine der wichtigsten politischen Aufgaben<br />

überhaupt. Mit der Verleihung<br />

des «Rostigen Paragraphen» haben<br />

wir einen Event geschaffen, der mittlerweile<br />

auf eine beachtliche Aufmerksamkeit<br />

zählen darf. Das müssen<br />

wir weiterverfolgen: Es ist wichtig,<br />

Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit<br />

zu sensibilisieren und zu<br />

mehr Zurückhaltung bei der Gesetzgebung<br />

zu mahnen.<br />

Haben Sie Ihre Nachfolge bei der<br />

IG Freiheit schon geregelt?<br />

n Ja, wir haben glücklicherweise<br />

zahlreiche engagierte Vorstandsmitglieder.<br />

Unsere Vizepräsidenten Gerhard<br />

Pfister (CVP) und Christian Lüscher<br />

(FDP) bleiben im Amt. Mein<br />

Nachfolger wird Gregor Rutz (SVP),<br />

der seit Ende November dem Nationalrat<br />

angehört und welcher bereits<br />

im Herbst 2006 zu den Gründern und<br />

Hauptinitianten unserer Vereinigung<br />

gehörte. Wir konnten unseren Vorstand<br />

zudem mit Alois Gmür und<br />

Jean-René Fournier verstärken. Beide<br />

gehören der CVP an. Dies ist wichtig<br />

für die IG Freiheit: Wir waren stets<br />

überparteilich abgestützt – und konnten<br />

darum immer wieder Mehrheiten<br />

im Parlament für unsere Anliegen<br />

gewinnen.<br />

«MEHR ZURÜCK­<br />

HALTUNG BEI DER<br />

GESETZGEBUNG<br />

IST WICHTIG. »<br />

Welches waren die letzten Erfolge<br />

der IG Freiheit?<br />

n Im September haben wir die Volksabstimmung<br />

über das totale Rauchverbot<br />

gewonnen und konnten verhindern,<br />

dass das staatliche Rauchverbot<br />

schon nach zwei Jahren weiter<br />

verschärft wird. Sodann haben<br />

wir uns stets gegen das Präventionsgesetz<br />

engagiert, welches in der<br />

Herbstsession definitiv verworfen<br />

wurde. In der Wintersession ist es<br />

Herausgeber ⁄ Verlag: <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong><br />

Schwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 Bern – Tel. 031 380 14 14<br />

Fax 031 380 14 15 – verlag@<strong>sgv</strong>­usam.ch – www.<strong>sgv</strong>­usam.ch<br />

Herausgeber: Hans­Ulrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler<br />

uns nun gelungen, eine Änderung<br />

des Arbeitsgesetzes zu bewirken, um<br />

die unglaubliche Bürokratie für Tankstellenshops<br />

zu vermindern. Es freut<br />

mich, dass wir nach vierjähriger Arbeit<br />

einen solchen Erfolg verbuchen<br />

dürfen.<br />

Engagieren Sie sich im Hin blick<br />

auf die Abstimmungen vom<br />

3. März 2013?<br />

n Ja, selbstverständlich. Als Unternehmer<br />

kämpfe ich für gute Rahmenbedingungen.<br />

Darum setze ich<br />

mich für ein Nein zur Minder-Initiative,<br />

aber auch für ein Nein zur<br />

Revision des Raumplanungsgesetzes<br />

ein.<br />

Garantiert denn die Minder-Initiative<br />

nicht stabile Rahmenbedingungen?<br />

Die Initiative will doch<br />

einzig das Fehlverhalten von<br />

Managern, welches dann Unternehmen<br />

in eine Schieflage bringt,<br />

verhindern.<br />

n Dass Fehler passiert sind, wissen<br />

wir alle. Und dass Unternehmen<br />

nicht zu einem Selbstbedienungsladen<br />

für Manager werden dürfen, ist<br />

hoffentlich auch unbestritten. Wichtig<br />

ist aber, dass in dieser Situation<br />

die Einfluss- und Korrekturmöglichkeiten<br />

der Eigentümer gestärkt werden.<br />

Zu meinen, mit staatlichen Vorschriften<br />

und Interventionen könne<br />

man diese Probleme lösen, ist ein<br />

Fehlschluss.<br />

Darum werde ich die Minder-Initiative<br />

ablehnen: Mit dieser Initiative<br />

lösen wir keine Probleme. Die entsprechenden<br />

Fragen müssen im Aktienrecht<br />

geregelt werden, so wie es<br />

das Parlament vorgeschlagen hat.<br />

Auch die Revision des Raumplanungsgesetzes<br />

bekämpfen Sie?<br />

n Ja – diese Gesetzesrevision ist<br />

schädlich für Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Mit der künstlichen Verknappung<br />

des Baulands treiben wir die<br />

Mieten massiv in die Höhe. Dieser<br />

Kostenanstieg wird mit der Einführung<br />

der Mehrwertabgabe – einer<br />

neuen Steuer für Grundeigentümer<br />

– zusätzlich verschärft.<br />

Das ist unverantwortbar: Bereits heute<br />

können sich viele Familien und<br />

Gewerbler in grossen Städten oder<br />

Agglomerationen kaum mehr eine<br />

Wohnung leisten. Auch in touristischen<br />

Gebieten werden bereits heute<br />

exorbitante Mietzinse verlangt. Diesen<br />

Entwicklungen dürfen wir nicht<br />

weiter Vorschub leisten.<br />

«DIE RPG­REVISION<br />

SCHADET WIRTSCHAFT<br />

UND GESELLSCHAFT. »<br />

Lässt sich das Problem der Wohnungsknappheit<br />

und der steigenden<br />

Mietzinse denn überhaupt<br />

lösen?<br />

n Es gibt verschiedene Faktoren, welche<br />

für den Anstieg der Mieten und<br />

die Wohnungsknappheit verantwortlich<br />

sind. Auf der einen Seite wohnen<br />

immer weniger Personen in einem<br />

Haushalt, und der Flächenverbrauch<br />

pro Person wird immer höher. Das<br />

ist vor allem eine Folge des Wohlstands:<br />

Der Einzelne hat immer höhere<br />

Ansprüche.<br />

Auf der anderen Seite führt aber auch<br />

die Zuwanderung zu einem immer<br />

grösseren Bedarf an Wohnraum. In<br />

den vergangenen sechs Jahren sind<br />

über 400 000 Personen in die Schweiz<br />

gezogen.<br />

Doch mit der vorliegenden RPG-Revision<br />

lassen sich diese Probleme<br />

nicht lösen. Die bisherigen Regelungen<br />

haben sich bewährt: Gemeinden<br />

und Kantone sollen auch weiterhin<br />

ihren Spielraum haben, um Lösungen<br />

zu treffen, welche für die jeweilige<br />

Region am besten sind.<br />

Interview: Gerhard Enggist<br />

DIE IG FREIHEIT<br />

Die IG Freiheit wurde im September<br />

2006 von Unternehmern und Politikern<br />

gegründet. Die überparteiliche<br />

Vereinigung setzt sich ein für die<br />

Freiheit der Bürger und gegen den<br />

Erlass unnötiger staatlicher Regulierungen.<br />

Heute zählt die IG Freiheit<br />

bereits rund 3000 Mitglieder. Präsident<br />

ist SVP­Nationalrat Peter Spuhler.<br />

Im Vorstand sind Parlamentarier<br />

aus CVP, FDP und SVP vertreten.<br />

Anmeldungen für die IG Freiheit<br />

(Jahresbeitrag Fr. 20.–) nimmt<br />

die Geschäftsstelle entgegen:<br />

info@freiheit­liberte.ch. Weitere<br />

Informationen unter<br />

LINK<br />

www.freiheit-liberte.ch<br />

Redaktion:<br />

Patrick M. Lucca, Chefredaktor; Gerhard Enggist, Stv. Chefredaktor;<br />

Corinne Remund, Redaktorin<br />

redaktion@<strong>sgv</strong>­usam.ch, Tel. 031 380 14 14<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

EDITORIAL<br />

Hans-Ulrich Bigler,<br />

Direktor <strong>Schweizerischer</strong><br />

<strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong><br />

Konsequent, hartnäckig<br />

und erfolgreich<br />

In seinem Selbstverständnis übernimmt der<br />

Schweizerische <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> die führende<br />

Rolle bei der Formulierung der politischen<br />

und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

für eine wettbewerbsfähige und wachstumsorientierte<br />

schweizerische KMU-Wirtschaft.<br />

Mit Blick auf das zu Ende gehende Jahr<br />

2012 lassen sich die Aktivitäten des <strong>sgv</strong> an<br />

Hand von drei Highlights mit folgenden Stichworten<br />

charakterisieren: konsequent, hartnäckig,<br />

erfolgreich.<br />

Erfolgreiches Referendum gegen das missratene<br />

Raumplanungsgesetz RPG: Die RPG-Revision<br />

will die Bauzonen begrenzen. Nur für den<br />

«voraussichtlichen Bedarf für 15 Jahre» darf<br />

eingezont werden. Diese künstliche Verknappung<br />

des Baulands heizt die Bodenpreise an.<br />

Ein Anstieg der Landpreise bedeutet auch höhere<br />

Mietkosten. Die Mieten werden weiter<br />

massiv steigen.<br />

In städtischen Gebieten und Agglomerationen,<br />

aber auch in touristischen Gegenden sind viele<br />

Wohnungen für Familien und den Mittelstand<br />

bereits heute nicht mehr bezahlbar. Diese Entwicklung<br />

würde sich mit dem neuen RPG zusätzlich<br />

verschärfen.<br />

n Der <strong>sgv</strong> ist konsequent: NEIN zum Raumplanungsbefehl<br />

aus Bern am kommenden 3. März<br />

2013!<br />

Fast 20 Jahre steht der <strong>sgv</strong> im Kampf für die<br />

Höhere Berufsbildung, d. h. die Berufs- und<br />

Höheren Fachprüfungen sowie die Höheren<br />

Fachschulen. Aus diesen Absolventen rekrutieren<br />

viele KMU in den verschiedensten Branchen<br />

die unverzichtbaren Fachkräfte, die sich oftmals<br />

zu erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern<br />

weiterentwickeln.<br />

Dieses Potenzial ist geradezu Voraussetzung,<br />

damit die KMU ihre Funktion als Rückgrat der<br />

Volkswirtschaft einnehmen können. Gerne<br />

stimmt auch der Bundesrat in dieses Lied mit<br />

ein. Zumindest solange es nichts kostet. Geht<br />

es aber um die längst fällige und dringend notwendige<br />

Finanzierung insbesondere der Vorbereitungskurse,<br />

ist zuständigen Orts Schweigen<br />

angesagt. Mit der Absage des Bundesrates an<br />

eine organisatorische und verstärkte finanzielle<br />

Besserstellung der Höheren Berufsbildung bringt<br />

die Exekutive in erster Linie ihren fehlenden<br />

Respekt gegenüber diesen Top-Berufsleuten zum<br />

Ausdruck.<br />

n Der <strong>sgv</strong> ist hartnäckig: JA zu einer verstärkten<br />

finanziellen Unterstützung der Höheren Berufsbildung.<br />

Dass konsequente Haltung und Hartnäckigkeit<br />

schliesslich erfolgreich sind, zeigte sich in der<br />

Ablehnung des Präventionsgesetzes durch das<br />

Parlament im September. Mit der Ablehnung<br />

des Präventionsgesetzes wurden die echt schweizerischen<br />

Werte wie Freiheit und Eigenverantwortung<br />

sowie das Subsidiaritätsprinzip und<br />

der Föderalismus höher gewichtet als Verbote,<br />

Einschränkungen und eine Stärkung des Zentralstaates.<br />

Der <strong>sgv</strong> wird weiterhin wachsam bleiben und<br />

Initiativen aus der Feder des Bundesamtes für<br />

Gesundheit, immer mehr Lebensbereiche von<br />

der Wiege bis zur Bahre staatlich zu regeln, mit<br />

Entschiedenheit bekämpfen. Volk und Stände<br />

haben mit der deutlichen Ablehnung der Initiative<br />

«Schutz vor Passivrauchen» diesbezüglich<br />

ein klares Signal gegen die zunehmende staatliche<br />

Bevormundung des Volkes und der KMU<br />

sowie Eingriffen in die Privatsphäre gesetzt.<br />

n Der <strong>sgv</strong> ist erfolgreich: Die Wahrheit einer Absicht<br />

ist die Tat und die KMU-Wirtschaft ist unsere<br />

Mission.<br />

Anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –<br />

Tel. 031 387 22 11 – service@publimag.ch – Leitung: Alfred Blaser<br />

Herstellung: St. Galler Tagblatt AG – Auflage: 107 049 Exemplare (WEMF­<br />

Beglaubigung 2012). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen


4<br />

GEWERBE AKTUELL<br />

Wollen die Politik für den Mittelstand und seine Anliegen sensibilisieren (v.l.): Peter Hilpert (Präsident VSLF), Karl Lichtblau (IW Consult), Matthias Baumberger<br />

(Direktor VSLF, Autor und Herausgeber), CVP-Nationalrat Gerhard Pfister, FDP-Nationalrat Markus Hutter, SVP-Nationalrat Thomas Müller sowie <strong>sgv</strong>-Direktor<br />

Hans-Ulrich Bigler.<br />

INDUSTRIESEKTOR – Herausgeber Matthias Baumberger zeigt in seinem Fachbuch «Manifest für den<br />

industriellen Mittelstand» auf, wie die KMU im Industriesektor gezielt gefördert werden können.<br />

Für eine blühende Industrie<br />

Der industrielle Mittelstand ist das<br />

Rückgrat unserer Volkswirtschaften.<br />

Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch<br />

der statistische Nachweis für diese<br />

These wird im neuen Fachbuch von<br />

Matthias Baumberger, Direktor des<br />

Verbandes der Schweizerischen Lack-<br />

und Farbindustrie (VSLF), für die Regionen<br />

Baden-Württemberg, Bayern,<br />

Österreich und die Schweiz überzeugend<br />

geführt. In seinem «Manifest für<br />

den industriellen Mittelstand» geht der<br />

Autor der zentralen Frage nach «Was<br />

müssen wir tun, damit der Industriestandort<br />

Schweiz weiterhin erfolgreich<br />

BEZUG<br />

Manifest für den industriellen<br />

Mittelstand: Analysen aus Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Politik,<br />

Matthias Baumberger (Hrsg.),<br />

© 2012 Institut der deutschen<br />

Wirtschaft Köln Medien GmbH,<br />

ISBN 978-3-602-14905-6 (Druckausgabe),<br />

ISBN 978-3-602-45523-2<br />

(E-Book|PDF). Das Buch ist über den<br />

Buchhandel zu beziehen.<br />

LINK<br />

www.iwmedien.de ⁄ Manifest<br />

existieren kann?». Er fordert dabei Öffentlichkeit,<br />

Politik und Verwaltung<br />

auf, die aktuelle Lage des industriellen<br />

Mittelstandes bewusster wahrzunehmen<br />

und die wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen für eine weitere<br />

prosperierende Entwicklung zu verbessern.<br />

«Die diskutierten Probleme<br />

sind vielfältig, aktueller, aber auch<br />

langfristiger Natur. Sie zu negieren ist<br />

leichtsinnig, wenn nicht gefährlich»,<br />

betont Baumberger anlässlich der Vorstellung<br />

seines Fachbuches.<br />

Drei Teile<br />

Das Manifest besteht aus drei Teilen<br />

und ist auf die genannten Regionen<br />

fokussiert. Die bislang erfolgreiche<br />

Entwicklung und grosse Bedeutung<br />

des verarbeitenden Gewerbes für diese<br />

Region wird anhand von Kriterien<br />

wie Wertschöpfung, Produktionswerte,<br />

Erwerbstätigkeit, Input-Output-<br />

Beziehungen, Technologiegrad und<br />

Forschungsintensität dokumentiert.<br />

Im zweiten Teil der Studie erläutern<br />

sechs junge Geschäftsleiter⁄-innen (je<br />

zwei pro Land) ungeschminkt, wie<br />

sie ihre jeweiligen Rahmenbedingungen<br />

beurteilen und wo sie Handlungsbedarf<br />

sehen, um die täglichen<br />

Herausforderungen des Wettbewerbs<br />

meistern zu können. Einzelne Vertreter<br />

aus Politik und öffentlichen Verwaltungen<br />

sind sich dieser Probleme<br />

durchaus bewusst. Dies zeigen drei<br />

Beiträge aus der Feder von Spitzenvertretern<br />

aus Politik und Behörden<br />

der drei Länder im abschliessenden<br />

Teil.<br />

Sieben Forderungen<br />

Aus den drei Teilen des Manifests hat<br />

Matthias Baumberger sieben zentrale<br />

Forderungen abgeleitet:<br />

n Das duale Bildungssystem<br />

muss gestärkt und<br />

attraktiver gestaltet werden.<br />

n Technische Berufe und<br />

Studiengänge müssen gefördert<br />

werden.<br />

n Die grosse Bedeutung<br />

der Industrie für die<br />

Volkswirtschaft muss<br />

kommuniziert werden.<br />

n Die öffentlichen Finanzen<br />

müssen konsolidiert<br />

und die Administration<br />

verschlankt werden.<br />

n Der administrative und<br />

regulato rische Aufwand<br />

für Unternehmen muss<br />

sinken.<br />

NACHWUCHSSICHERUNG – Im Zentrum der diesjährigen Astag-<br />

Imagekampagne stand eine charmante Reporterin.<br />

Lehrlingswerbung mit Emily<br />

Um den Nachwuchs mit seinen bevorzugten<br />

Kommunikatiosmitteln<br />

(WebTV, Social Media etc.) ansprechen<br />

zu können, hat der Nutzfahrzeugverband<br />

Astag die Imagekampagne<br />

2012 – neben Auftritten an Berufsmessen<br />

– vor allem auf einen Lehrstellen-Report<br />

fokussiert. Die rasende<br />

Reporterin Emily war dabei das ganze<br />

Jahr hindurch in der ganzen Schweiz<br />

unterwegs. Und hat junge Berufsleute,<br />

Lehrmeister und Lernende ebenso besucht<br />

wie prominente Transportunternehmer<br />

und Chauffeure: Nicht nur<br />

Nationalrat und Fuhrhalter Ueli Giezendanner<br />

musste der umtriebigen<br />

Reporterin Red’ und Antwort stehen.<br />

«Emily» liess es sich selbstverständlich<br />

auch nicht nehmen, Spitzenschwinger<br />

und Berufschauffeur Christian Stucki<br />

auf einer seiner Touren respektive im<br />

Berufsalltag zu begleiten (alle 24 Folgen<br />

des Lehrlingsreports sind jetzt im<br />

Internet zu finden).<br />

Auch 2013 wird sich die Astag der<br />

Nachwuchsförderung widmen. Ge-<br />

Fuhrhalter Ueli Giezendanner hat<br />

den Weg ins Transportgewerbe schon<br />

vor längerer Zeit eingeschlagen: Und<br />

diesen Schritt nicht bereut, wie er<br />

Emily im Lehrlingsreport erzählte.<br />

plant sind wiederum zahlreiche Aktionen.<br />

An Schulen will der Verband<br />

gemeinsam mit den Sektionen direkt<br />

auf die Jugend zugehen und so den<br />

potenziellen Nachwuchs direkt an-<br />

sprechen. Wer will, kann<br />

sich als Jugendlicher vor<br />

Ort bei den Besuchen<br />

des Astag-Teams direkt<br />

für eine der zahlreichen<br />

Schnupperlehren bewerben.<br />

So können sich die<br />

Jungen in den Sommermonaten<br />

gleich selbst<br />

ein Bild davon machen,<br />

wie faszinierend das<br />

Transportgewerbe und<br />

seine Berufe sind. Von<br />

den Schnupperlehren<br />

werden die Teilnehmenden<br />

gleich selbst kleine<br />

Videos mit der Handykamera<br />

machen können,<br />

die sie via Facebook, Instagram,<br />

Twitter etc.<br />

allen Kolleginnen und<br />

Kollegen zeigen können.<br />

MG<br />

LINK<br />

www.wer-sonst.ch<br />

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n Die Belastung der Unternehmen<br />

durch Steuern und Gebühren darf<br />

nicht weiter steigen.<br />

n Der demografischen Herausforderung<br />

muss rasch begegnet werden.<br />

Diese Forderungen zum Erhalt der<br />

mittelländischen Industrie entsprechen<br />

auch den politischen Schwerpunkten<br />

des <strong>sgv</strong> und der National -<br />

räte Markus Hutter (FDP), Thomas<br />

Müller (SVP) und Gerhard Pfister<br />

(CVP).<br />

Corinne Remund<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

AUS DEN VERBÄNDEN<br />

Vertragsloser Zustand<br />

Der Schweizerische Verband für visuelle Kommunikation<br />

Viscom gab letzte Woche das Scheitern<br />

der Verhandlungen zu einem neuen Gesamtarbeitsvertrag<br />

in der grafischen Industrie<br />

bekannt. «Die zentralen Forderungen der Arbeitgeber<br />

wurden von den Gewerkschaften trotz<br />

weitgehendem Entgegenkommen seitens der<br />

Arbeitgeber an den gewerkschaftlichen Branchenkonferenzen<br />

abgelehnt», hielt der Verband<br />

in einer Medienmitteilung fest. Er verzichtet<br />

deshalb auf weitere Verhandlungen, und ab dem<br />

1. Januar 2013 gilt in der grafischen Industrie<br />

ein vertragsloser Zustand. Viscom empfiehlt seinen<br />

Mitgliedern, ab 2013 die 42-Stunden-Woche<br />

einzuführen (gilt nicht für die Zeitungsdruckereien)<br />

und die Zuschläge für Nacht- und Schichtarbeit<br />

auf 50 Prozent im Akzidenzdruck und auf<br />

60 Prozent im Zeitungsdruck zu reduzieren sowie<br />

die Minimallöhne um 200 Franken zu erhöhen.<br />

Diese Vorschläge dürften einiges an Sprengkraft<br />

bergen, in Bundesbern rechnet man mit einem<br />

harten Arbeitskonflikt. In Gewerkschaftskreisen<br />

wird allerdings an der Kampfstrategie noch herumgefeilt.<br />

Ein Prozent mehr Lohn<br />

Die Vertragsparteien des Gesamtarbeitsvertrags<br />

Gebäudetechnik haben vereinbart, die Lohnsumme<br />

der GAV-Unterstellten um ein Prozent<br />

zu erhöhen und diesen Betrag individuell zu<br />

verteilen. Nachdem die Gewerkschaft Unia dieses<br />

Verhandlungs ergebnis abgelehnt hat, empfiehlt<br />

suissetec den Mitgliedfirmen, die Lohnsumme<br />

gesamthaft um 1,0 Prozent zu erhöhen<br />

und diesen Betrag individuell leistungsbezogen<br />

zu verteilen. Die Mindestlöhne bleiben unverändert.<br />

Den 20- bis 35-jährigen Arbeitnehmenden<br />

steht gemäss GAV ab 2013 zudem ein zusätzlicher<br />

(25.) Ferientag zu.


Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 GEWERBE AKTUELL 5<br />

CAFETIERSUISSE – Der Schweizer Cafetier Verband fordert, dass entweder die Patentgebühren abgeschafft oder das Gastgewerbe<br />

an der Mittelverwendung direkter beteiligt werden soll.<br />

«Das Gastgewerbe wird abgezockt»<br />

CafetierSuisse hinterfragt die Handhabung<br />

und Verteilung von Patentgebühren,<br />

die in verschiedenen Kantonen<br />

als eine eigentliche Gewerbesteuer<br />

von gastgewerblichen Betrieben<br />

verlangt werden. Die Einnahmen<br />

dieser Patentgebühren fliessen<br />

grossmehrheitlich nicht in die gastgewerbliche<br />

Weiterbildung oder die<br />

Tourismusförderung, sondern in die<br />

Staatskasse. «Die Erhebung und besonders<br />

die Verteilung dieser Patentgebühren<br />

ist aus Sicht von Cafetier-<br />

Suisse gerade in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten nicht gerechtfer-<br />

75-JAHR-JUBILÄUM<br />

Feiern durchs Jahr<br />

CafetierSuisse feiert im Jahr 2013 sein<br />

75-jähriges Bestehen. Anlässlich der<br />

Fachmesse FBK vom 23. Januar 2013<br />

an der BEA-Messe Bern wird mit<br />

Mitgliedern und Partnern auf das<br />

Jubiläum angestossen; gefeiert wird es<br />

im Rahmen der jährlichen Delegiertenversammlung<br />

sowie an den regionalen<br />

Generalversammlungen. Höhepunkt<br />

bildet die Zukunftstagung der Schweizer<br />

Kaffeebranche in Rüschlikon am<br />

27. September 2013. Dort wird am Tag<br />

des Kaffees über die Entwicklung der<br />

Branche diskutiert.<br />

tigt», findet CafetierSuisse-Präsidentin<br />

Johanna Bartholdi.<br />

Ein sehr alter Zopf<br />

In der Bundesverfassung von 1874<br />

wurde den Kantonen das Recht eingeräumt,<br />

mittels entsprechender<br />

Bestimmungen die Ausübung von<br />

Handel und Gewerbe zu besteuern.<br />

In der neuen Bundesverfassung vom<br />

1999 wurde dieser Artikel ersatzlos<br />

gestrichen. Das Bundesgericht hielt<br />

jedoch fest, dass die Erhebung von<br />

Patentabgaben für das Gastgewerbe<br />

nicht allein dadurch ausgeschlossen<br />

werde, dass sich die neue Bundesverfassung<br />

nicht mehr explizit für<br />

die Zulässigkeit kantonaler Gewerbesteuern<br />

ausspreche. Dennoch<br />

hinterfragt CafetierSuisse diese Gewerbesteuer,<br />

die praktisch nur noch<br />

auf das Gastgewerbe angewandt<br />

wird.<br />

Sehr unterschiedliche Gebühren<br />

Gemäss einer Erhebung von CafetierSuisse<br />

verlangen immer noch 15<br />

von 26 Kantonen eine Patentgebühr,<br />

also eine Gewerbesteuer vom Gastgewerbe.<br />

Die höchsten Beträge müssen<br />

meist Dancings und Cabarets<br />

bezahlen. Über die reinen Gebühren<br />

hinaus werden Abgaben für Überzeitbewilligungen<br />

und Einzelanlässe<br />

verlangt.<br />

In jeder Tasse Kaffee stecken auch<br />

Gebühren und Abgaben – nicht zur<br />

Freude der Schweizer Cafetiers.<br />

Die Kantone Aargau, Appenzell Ausserrhoden,<br />

Bern, Basel Stadt, Glarus,<br />

Obwalden, St. Gallen, Schwyz, Waadt<br />

und Zug verzichten laut Cafetier<br />

Suisse auf eine Abgabe. In allen Kantonen<br />

ist jedoch gemäss eidgenössischem<br />

Alkoholgesetz eine Alkoholabgabe<br />

geschuldet, die aber von Kanton<br />

zu Kanton ziemlich unter -<br />

schiedlich ist. Durchschnittlich beträgt<br />

die Alkoholabgabe ca. 2000<br />

Franken pro Jahr, sie kann aber bis<br />

10 000 Franken ausmachen.<br />

Die nebst der Alkoholabgabe erhobenen<br />

zusätzlichen Abgaben fliessen<br />

in zehn Kantonen – teils zur<br />

Gänze – in die Staats- oder Bezirkskasse.<br />

Andere Kantone finanzieren<br />

damit Teile der Weiterbildung oder<br />

investieren in die Tourismusförderung.<br />

Wiederum andere alimentieren<br />

damit die Kassen der Gemeinden.<br />

«Keine sachliche Begründung»<br />

«Nach Meinung von CafetierSuisse<br />

wird das Gastgewerbe ohne wirkliche<br />

sachliche Begründung mehr<br />

oder weniger abgezockt» sagte Johanna<br />

Bartholdi anlässlich der Jahresmedienkonferenz<br />

der Cafetiers in<br />

Zürich. Hingegen begrüsse Cafetier-<br />

Suisse die zweckgebundene Weiterleitung<br />

dieser Patentgebühren für<br />

die berufliche Weiterbildung. Auch<br />

die Tourismusförderung mache für<br />

die Cafetiers Sinn, profitiere doch<br />

das Gastgewerbe eindeutig vom Tourismus.<br />

«Jedoch ist hier zu hinterfragen,<br />

warum nur das Gastgewerbe<br />

zahlen soll.» Die Beteiligung der<br />

Standortgemeinden an den Gebühren<br />

hält CafetierSuisse für «nachvollziehbar».<br />

En/Pd<br />

LINK<br />

www.cafetier.ch<br />

PREISENTWICKLUNG<br />

Café crème wurde<br />

2012 kaum teurer<br />

Zum 25. Mal in Folge hat Cafetier<br />

Suisse den angewandten Verkaufspreis<br />

für ein Café crème bei 350<br />

Cafés, Cafeterias, Café-Bäckereien und<br />

Café-Bistros in der deutschsprachigen<br />

Schweiz erhoben. Der Preis für einen<br />

Café crème ist in der Deutschschweiz<br />

im Jahr 2012 nur geringfügig auf<br />

einen Durchschnitt von Fr. 4.08<br />

(Vorjahr: Fr. 4.04 + 0.99 Prozent)<br />

gestiegen. Gesamtschweizerisch blieb<br />

der Preis in 78,95 Prozent der Betriebe<br />

unverändert (Vorjahr: 46,06 Prozent),<br />

16,37 Prozent der Betriebe haben<br />

einen Aufschlag (Vorjahr: 53,94<br />

Prozent) vorgenommen. Erstmals<br />

wurden bei 4,68 Prozent der Betriebe<br />

Preisabschläge zwischen<br />

10 und 90 Rappen beobachtet.<br />

«Aus Sicht von CafetierSuisse widerspiegelt<br />

diese äusserst grosse Zurückhaltung<br />

bei Preisanpassungen die<br />

schwierige Situation der Gesamtwirtschaft<br />

im Allgemeinen und des<br />

Gastgewerbes im Speziellen», sagte<br />

Geschäftsführer Julian Graf, der<br />

zudem die Gründe für die regional<br />

höchst unterschiedlichen Preise für<br />

die Tasse Kaffee erläuterte.<br />

IT-INFRASTRUKTUR – Die Anforderungen an die Kommunikations- und IT-Infrastruktur von Unternehmen wandeln sich. Roger<br />

Wüthrich-Hasenböhler, Leiter Geschäftsbereich KMU von Swisscom (Schweiz) AG, sagt, wie der Geschäftsalltag zukünftig aussieht.<br />

«Onlinebasiertes Arbeiten nimmt zu»<br />

Gewerbezeitung: Herr Wüthrich-<br />

Hasenböhler, Sie beschäftigen sich<br />

täglich mit KMU und ihrem<br />

Umfeld. Welche Veränderungen<br />

haben Sie in diesem Jahr bei Ihren<br />

KMU-Kunden wahrgenommen?<br />

n Roger Wüthrich-Hasenböhler: Die<br />

zwei gesellschaftlichen Trends – Zunahme<br />

der Mobilität und das Bedürfnis<br />

nach mehr Flexibilität – prägen<br />

immer mehr auch den Geschäftsalltag.<br />

Zum einen möchten Mitarbeitende<br />

von überall uneingeschränkt<br />

und jederzeit auf Daten und E-Mails<br />

zugreifen. Zum anderen erwarten<br />

Kunden auf ihre Anliegen eine zeitnahe<br />

Antwort – getreu der «always<br />

on»-Kultur, in der wir heute leben.<br />

Daneben wird auch eine flexible Gestaltung<br />

des Arbeitsalltags immer<br />

wichtiger. Ob Kontakte verwalten,<br />

eine Rechnung ausstellen oder auf<br />

den eigenen Server zugreifen: alles<br />

muss schnell gehen, einfach sein.<br />

Diese Anforderungen setzen neue<br />

Massstäbe an die Geschäftsprozesse<br />

und Infrastruktur eines Unternehmens.<br />

Auf was muss ein Unternehmen<br />

achten, um diesen beiden Trends<br />

Rechnung zu tragen?<br />

n Um mobiles und flexibles Arbeiten<br />

sicherzustellen, müssen Prozesse<br />

und Infrastruktur sorgfältig ausgewählt<br />

werden. Insbesondere in der<br />

Kommunikation und Informatik sind<br />

die Anforderungen an die Infrastruktur<br />

gestiegen: Ein zuverlässiges, sicheres<br />

Netz für den Datenaustausch<br />

ist heute die Grundvoraussetzung für<br />

das Arbeiten. Darauf aufbauend<br />

braucht es aber auch die richtigen<br />

«Wir werden künftig noch<br />

viel mehr onlinebasiert<br />

arbeiten», weiss Roger<br />

Wüthrich-Hasenböhler,<br />

Leiter Geschäftsbereich<br />

KMU von Swisscom<br />

(Schweiz) AG.<br />

Geräte und Programme. Auch sie<br />

müssen mobil und flexibel sein. Ich<br />

denke da beispielsweise an Tablets,<br />

die hervorragend auch für geschäftliche<br />

Zwecke eingesetzt werden können.<br />

Auch webbasierte Programme<br />

sind eine Möglichkeit.<br />

Sie sprechen webbasierte Programme<br />

an. Was bringen diese konkret?<br />

n Der Vorteil dieser Online-Anwendungen<br />

ist, dass sie ohne grosse Vorkenntnisse<br />

angewendet und extrem<br />

schnell angepasst werden können.<br />

Beispielsweise können damit Marketing-Massnahmen<br />

online umgesetzt<br />

werden – viel schneller, als wenn<br />

man einen Flyer produzieren lassen<br />

muss. Mittlerweile gibt es für ganz<br />

verschiedene Bereiche solche Programme,<br />

zum Beispiel auch für Buchhaltung<br />

oder Projektplanung. Viele<br />

dieser Programme sind speziell auf<br />

die Bedürfnisse von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen ausgerichtet.<br />

Gerade in einem kleineren Unternehmen<br />

übernehmen Mitarbeitende<br />

oft Aufgaben ausserhalb ihres<br />

Kompetenzbereiches. Wie können<br />

solche Mitarbeitende etwas entlastet<br />

werden?<br />

n Indem die Infrastruktur reibungslos<br />

funktioniert. Die Kommunikations-<br />

und IT-Infrastruktur wird vermehrt<br />

zur Grundvoraussetzung für<br />

ein erfolgreich funktionierendes Unternehmen<br />

– und zwar nicht nur im<br />

Dienstleistungssektor. Die richtige Infrastruktur<br />

kann viele Arbeiten vereinfachen<br />

und die Prozesse optimieren.<br />

Denken Sie zum Beispiel an ein<br />

Team, das von mehreren Standorten<br />

aus arbeitet. Damit die Zusammenarbeit<br />

auch über die Distanz problemlos<br />

funktioniert, braucht es beispielsweise<br />

einen synchronisierten<br />

Kalender oder eine Datenablage, auf<br />

die alle zugreifen können.<br />

Können Sie ein Beispiel nennen?<br />

n In einem Architekturbüro arbeiten<br />

fünf Mitarbeitende an einem Umbau.<br />

Sie sind darauf angewiesen, gleichzeitig<br />

und von verschiedenen Orten<br />

her Pläne anschauen und bearbeiten<br />

zu können. Mit einem externen Speicher<br />

können alle Mitarbeitenden von<br />

überall her auf die Skizzen zugreifen<br />

und die vom Kunden gewünschten<br />

Änderungen ausführen. So geht keine<br />

Zeit durch Abstimmung verloren,<br />

und alle sind immer aktuell informiert.<br />

Blicken wir noch in die Zukunft:<br />

Wie sollte sich ein Unternehmen<br />

für die Zukunft rüsten?<br />

n Die KMU-Landschaft Schweiz ist<br />

so heterogen, dass es nicht ein Patentrezept<br />

für alle Unternehmer gibt.<br />

Aber die erwähnten Trends gilt es in<br />

der Wahl der Infrastruktur sicher zu<br />

berücksichtigen. In Zukunft werden<br />

wir noch viel mehr onlinebasiert arbeiten.<br />

Dies können die erwähnten<br />

webbasierten Programme sein, aber<br />

auch Speicherplatz, den man online<br />

über die sogenannte Cloud bezieht.<br />

Bevor ein Unternehmen Investitionen<br />

tätigt, sollte man sich deshalb<br />

beraten lassen, in welchem Bereich<br />

diese wirklich Sinn machen. So investiert<br />

man gleich am richtigen Ort<br />

und ist optimal für die Zukunft gerüstet.


6<br />

WIRTSCHAFT&POLITIK<br />

NEUES RECHNUNGSLEGUNGSRECHT – Ab 1. Januar 2013 in Kraft: Ab Umsatzerlös von mehr als<br />

500 000 Franken müssen internationale Rechnungslegungsstandards eingehalten werden.<br />

«Kleine» werden geschont<br />

Im Zuge der grossen Aktienrechts -<br />

revision wurde das Rechnungslegungsrecht<br />

abgekoppelt und als separate<br />

Vorlage durch das Parlament<br />

verabschiedet. Der Schweizerische<br />

<strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> hat sich in den<br />

parlamentarischen Beratungen dezidiert<br />

für die Trennung zwischen börsenkotierten<br />

und nichtbörsenkotierten<br />

Unternehmungen engagiert. Die<br />

Verpflichtung zum Konzernabschluss<br />

nach internationalen Rechnungslegungsstandards<br />

wäre für KMU inakzeptabel<br />

gewesen und hätte mittelständische<br />

Unternehmen nicht nur<br />

Millionen gekostet, sondern auch zu<br />

einem erheblichen administrativen<br />

Mehraufwand geführt. Nachdem am<br />

13. April 2012 die Referendumsfrist<br />

unbenutzt verstrichen ist, tritt das<br />

neue Rechnungslegungsrecht am<br />

1. Januar 2013 in Kraft.<br />

Bis 500 000 Franken vereinfacht<br />

Das neue Rechnungslegungsrecht<br />

knüpft grundsätzlich nicht mehr an<br />

die Rechtsform des Unternehmens,<br />

sondern an dessen wirtschaftliche Bedeutung<br />

an. Einzelunternehmen und<br />

Personengesellschaften mit weniger<br />

als 500 000 Franken Umsatzerlös pro<br />

Geschäftsjahr, Vereine und Stiftungen,<br />

die sich nicht ins Handelsregister eintragen<br />

lassen müssen, und nicht revisionspflichtige<br />

Stiftungen müssen nur<br />

über die Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n<br />

sowie über die Vermögenslage Buch<br />

führen. Die allgemeinen Vorschriften<br />

des neuen Rechnungslegungsrechts<br />

entsprechen der Buchführung und<br />

Rechnungslegung eines gut geführten<br />

KMU. Weitergehende Bestimmungen<br />

gelten jedoch für Unternehmen, die<br />

der ordentlichen Revision unterliegen,<br />

und für Konzerne.<br />

Rechnungslegungsstandards<br />

In einer neuen Verordnung bezeichnet<br />

der Bundesrat fünf private Regelwerke<br />

als anerkannte Standards<br />

zur Rechnungslegung (IFRS, IFRS<br />

für KMU, Swiss GAAP FER, US<br />

GAAP und IPSAS). Jeweils die aktuellste<br />

Fassung ist massgebend. Ein<br />

Standard muss vollständig und für<br />

den ganzen Abschluss übernommen<br />

werden. Ein Einzelabschluss oder<br />

eine Konzernrechnung nach einem<br />

anerkannten Standard ist frei von<br />

stillen Willkürreserven und gibt<br />

die tatsächliche wirtschaftliche<br />

Lage des Unternehmens wieder<br />

(«True and fair view»). Solche Abschlüsse<br />

sind weder für die Bemessung<br />

der Steuern noch für die Erhebung<br />

der Sozialabgaben massgebend,<br />

sondern dienen den an einem<br />

Unternehmen beteiligten Personen<br />

als zusätzliches modernes Informationsinstrument.<br />

Geschäftsbücher,<br />

Buchungsbelege sowie der Geschäfts-<br />

und der Revisionsbericht<br />

sind während zehn Jahren aufzubewahren.<br />

Die Geschäftskorrespondenz<br />

hingegen muss – allfällige spezialrechtliche<br />

Bestimmungen vorbehalten<br />

– nur noch aufbewahrt<br />

werden, wenn sie die Funktion eines<br />

Buchungsbelegs hat. Die Geschäftsbücherverordnung<br />

ist deshalb<br />

entsprechend angepasst worden.<br />

Unternehmen wird eine grosszügige<br />

Übergangsfrist gewährt. Sie<br />

müssen die neuen Bestimmungen<br />

ab dem Geschäftsjahr 2015 – bei der<br />

Konzernrechnung ab dem Geschäftsjahr<br />

2016 – anwenden. Sie<br />

können diese aber auch freiwillig<br />

bereits früher anwenden.<br />

Dieter Kläy, Ressortleiter<br />

«GARANTIEN» NEU GEREGELT – Revidiertes Gewährleistungsrecht ist ab 2013 in Kraft.<br />

Verjährungsfristen verlängert<br />

In der Frühjahrssession 2012 haben<br />

die eidgenössischen Räte einer Revision<br />

des Gewährleistungsrechts zugestimmt.<br />

Neu verjähren Klagen auf Gewährleistung<br />

wegen Mängeln einer<br />

gekauften Sache (OR 210) mit Ablauf<br />

von zwei Jahren nach deren Ablieferung<br />

(bisher ein Jahr). Die Frist beträgt<br />

fünf Jahre, wenn Mängel einer<br />

Sache, die bestimmungsgemäss in ein<br />

unbewegliches Werk integriert worden<br />

ist, die Mangelhaftigkeit eines<br />

Werkes verursacht haben. Angepasst<br />

wurden auch die entsprechenden Bedingungen<br />

zur Gewährleistung im<br />

Werkvertrag (OR 371). Gemäss dem<br />

neuen Artikel 371 verjähren die Ansprüche<br />

des Bestellers wegen Mängeln<br />

des Werkes mit Ablauf von zwei Jahren<br />

nach der Abnahme des Werkes.<br />

Bisher war es ein Jahr. Verursachen<br />

Mängel eines beweglichen Werkes,<br />

das bestimmungsgemäss in ein unbewegliches<br />

Werk integriert worden ist,<br />

die Mangelhaftigkeit des Werkes, beträgt<br />

die Verjährungsfrist neu fünf Jahre.<br />

Die neuen Verjährungsfristen für<br />

die Gewährleistung treten am 1. Januar<br />

2013 in Kraft. Die folgenden Ausführungen<br />

beschränken sich auf den<br />

Kaufvertrag und wurden freundlicherweise<br />

von Swiss Retail Federation zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Verjährungsfristen bei<br />

Kaufverträgen<br />

Der Verkäufer haftet dem Käufer für<br />

Mängel an der Sache, die zum Zeitpunkt<br />

des Kaufes (bzw. Gefahrenübergangs)<br />

schon bestanden haben.<br />

Was umgangssprachlich als «Garantie»<br />

bezeichnet wird, heisst im Gesetz<br />

«Gewährleistung».<br />

Heutige Regelung: Sofern die Parteien<br />

nichts anderes vereinbart haben, verjähren<br />

heute die Rechte des Käufers<br />

bei Mängeln an beweglichen Sachen<br />

innert einem Jahr nach Ablieferung<br />

des Kaufgegenstandes (Art. 210 Abs.<br />

Bis zu einem Umsatzerlös von 500 000 Franken müssen KMU nur über die<br />

Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n sowie über die Vermögenslage Buch führen.<br />

1 OR; gesetzliche Verjährungsfrist).<br />

Bislang war auch eine Verkürzung der<br />

Verjährungsfrist möglich.<br />

Liegt ein Fall der Gewährleistung für<br />

Mängel vor, so hat der Käufer gemäss<br />

Art. 205 und 206 OR grundsätzlich<br />

folgende Wahlrechte:<br />

a) Wandelung (Rückerstattung des<br />

Kaufpreises, Aufwendung und Ersatz<br />

für unmittelbaren Schaden, Rückgabe<br />

der mangelhaften Kaufsache)<br />

b) Minderung<br />

c) Ersatzlieferung (nur bei Gattungsware,<br />

d. h. Ware, die in genau gleicher<br />

Art in grosser Zahl vorhanden<br />

ist. Gattungswaren sind vertretbare<br />

oder austauschbare Sachen wie Schuhe,<br />

Lebensmittel, Bücher).<br />

Es gibt entgegen landläufiger Meinung<br />

kein gesetzliches Nachbesserungs-⁄Reparaturrecht.<br />

Beim Platzkauf<br />

gemäss Art. 206 Abs. 2 OR hat<br />

der Verkäufer das Recht, mangelhafte<br />

Ware sofort durch eine einwandfreie<br />

zu ersetzen. Er hebelt damit die Ansprüche<br />

des Käufers auf Wandelung<br />

und Minderung aus. Die obigen Gewährleistungsrechte<br />

können jederzeit<br />

durch individuelle Vereinbarungen erweitert,<br />

eingeschränkt oder ersatzlos<br />

gestrichen werden! Solche Vereinbarungen<br />

sind vor Zahlung der Ware mit<br />

dem Kunden zu treffen (nicht erst auf<br />

Quittung aufzudrucken).<br />

Beispiele von Einschränkungen können<br />

zum Beispiel sein, dass der Verkäufer<br />

im Rahmen einer Garantiebestimmung<br />

einen ausschliesslichen Anspruch<br />

auf Reparatur einräumt, Wandelung,<br />

Minderung oder Ersatz aber<br />

gleichzeitig ausschliesst. Bei technischen<br />

Geräten kommt es häufig vor,<br />

dass gewisse Bestandteile von der<br />

«Garantie» bzw. «Gewährleistung»<br />

ausgeschlossen werden, wie z. B. die<br />

Fernbedienung beim Fernseher.<br />

Regelung ab 1. Januar 2013:<br />

n Neu zwei Jahre Verjährung: Die ordentliche<br />

Verjährungsfrist für Mängel-<br />

rechte beim Kauf von beweglichen<br />

Sachen beträgt neu zwei Jahre ab Ablieferung<br />

der Ware an den Käufer. Die<br />

Gewährleistungsrechte können nach<br />

wie vor vertraglich erweitert, beschränkt<br />

(z. B. über Garantie) oder<br />

ganz ausgeschlossen werden. Die<br />

Wegbedingung jeglicher Gewährleistung<br />

ist also auch gegenüber Konsumenten<br />

weiterhin zulässig (Art. 199<br />

OR). Gemäss neuem Art. 210 OR gilt<br />

jedoch, dass die Verjährungsfrist von<br />

zwei Jahren für Gewährleistungsansprüche<br />

auf Neuwaren gegenüber<br />

Konsumenten nicht verkürzt werden<br />

kann. Beim Kauf von gebrauchten Sachen<br />

kann maximal auf ein Jahr gekürzt<br />

werden. Hingegen im Businessto-Business-Geschäft<br />

können die Fristen<br />

nach wie vor verkürzt<br />

ANZEIGE<br />

werden. Gewerbetreibende<br />

können mit ihren Lieferanten<br />

durchaus kürzere<br />

Verjährungsfristen vereinbaren<br />

(z. B. über Verkaufsbedingungen).<br />

In<br />

Verträgen unter Firmen,<br />

aber auch unter Privatpersonen<br />

darf die Garantiedauer<br />

beliebig verkürzt<br />

werden.<br />

n Übergangsrecht: Der<br />

Gesetzgeber hat es versäumt,<br />

besondere Übergangsregelungen<br />

zu treffen.<br />

Deshalb kommen die<br />

allgemeinen Bestimmungen<br />

zum intertemporalen<br />

Privatrecht im Schlusstitel<br />

des ZGB zur Anwendung.<br />

Dies bedeutet, dass wenn<br />

die gesetzliche Verjährung<br />

am 1. Januar 2013<br />

noch nicht eingetreten ist,<br />

die neue Frist von zwei<br />

Jahren zur Anwendung<br />

kommt und die Frist am<br />

1. Januar 2013 neu zu laufen<br />

(vgl. Art. 49 Abs. 2<br />

SchlT ZGB) beginnt. Die bislang aufgelaufene<br />

Verjährungsfrist wird nicht<br />

angerechnet (Art. 49 Abs. 1 SchlT<br />

ZGB). Wenn also zum Beispiel am<br />

1. März 2012 in einer Kleiderfiliale ein<br />

Pullover gekauft worden ist, beträgt<br />

die Verjährungsfrist, falls nichts anderes<br />

vereinbart, ein Jahr. Da die gesetzliche<br />

Frist am 1. Januar 2013 noch<br />

nicht abgelaufen ist, läuft die neue,<br />

zweijährige Frist vom 1. Januar an<br />

und dauert bis Ende Dezember 2015.<br />

Die Zeit vom März bis Dezember 2012<br />

wird nicht angerechnet.<br />

Noch unklar ist, wie mit Business-to-<br />

Customer-Verträgen zu verfahren ist,<br />

bei welchen die Verjährungsfrist von<br />

einem Jahr vertraglich abgeändert<br />

wurde. Dieter Kläy, Ressortleiter<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

NACHLESE<br />

Absage an die Linke<br />

Die Dachverbände der Schweizer Wirtschaft erteilen<br />

linker Politik, die Zuwanderung für ihre<br />

eigenen Ziele instrumentalisieren will, eine deutliche<br />

Absage. Die politische Linke und die Gewerkschaften<br />

müssen zur Kenntnis nehmen,<br />

dass sich die Wirtschaft dank liberaler Rahmenbedingungen<br />

positiv entwickeln konnte, hielten<br />

der <strong>sgv</strong>, economiesuisse sowie der Arbeitgeberverband<br />

in einer gemeinsamen Erklärung fest.<br />

Die Wirtschaft unterstütze die flankierenden<br />

Massnahmen zur Personenfreizügigkeit, soweit<br />

es um die Verhinderung von missbräuchlichem<br />

Lohn- und Sozialdumping geht. Eine darüber<br />

hinausgehende Regulierung des Arbeitsmarktes<br />

à la française würden die Dachverbände jedoch<br />

energisch bekämpfen, wird doch ansonsten einer<br />

der wichtigsten Standortfaktoren der Schweizer<br />

Wirtschaft fahrlässig aufs Spiel gesetzt.<br />

Ein Unsinn weniger<br />

Der <strong>sgv</strong> begrüsst den Entscheid des Parlaments<br />

zur Lockerung des Verkaufsangebots in Tankstellenshops,<br />

die zukünftig rund um die Uhr ihr<br />

ganzes Sortiment verkaufen dürfen, sofern dieses<br />

in erster Linie auf die Bedürfnisse der Reisenden<br />

ausgerichtet ist. «Das Parlament setzt<br />

mit diesem Entscheid dem bürokratischen Unsinn<br />

ein Ende, wonach ein Teil des Sortiments<br />

in der Nacht abgedeckt werden muss», freute<br />

sich der <strong>sgv</strong> in einem Communiqué über diesen<br />

Regulierungsabbau.<br />

Gegen GLP-Initiative<br />

Der <strong>sgv</strong> lehnt die Volksinitiative «Energie- statt<br />

Mehrwertsteuer» der Grünliberalen Partei (GLP)<br />

ab, weil es die KMU benachteiligen würde.<br />

Auf den ersten Blick scheint die GLP-Volksinitiative<br />

«Energie- statt Mehrwertsteuer» für das<br />

Gewerbe attraktiv, denn die administrative Erleichterung<br />

durch den Wegfall der Mehrwertsteuer<br />

(MWSt) brächte echte Einsparungen.<br />

Doch dieser Vorteil würde dadurch zunichte gemacht,<br />

dass der Ersatz erneuerbarer Energien<br />

generell gar nicht oder nur zum Teil möglich ist,<br />

was für die meisten Branchen erhebliche Zusatzlasten<br />

darstellte. Ein derartig ökologischer<br />

Alleingang der Schweiz würde zu einem Konkurrenznachteil<br />

für die inländische Produktion<br />

und einem enormen «Tanktourismus» der<br />

Schweizer Automobilisten führen, da ein Grossteil<br />

der Bevölkerung nicht sehr weit von den<br />

Landesgrenzen wohnt.<br />

Prestigeerfolg in Asien<br />

Erfolgsgeschichte in Indien: AquaNetto AG und<br />

IMETH AG, zwei innovative Schweizer Unternehmen,<br />

präsentierten sich unter der Dachmarke<br />

Cleantech Switzerland am renommierten CII-<br />

Green Building Congress in Hyderabad und gewannen<br />

mit ihren Lösungen zur Wasseraufbereitung<br />

und -entsorgung den Publikumspreis für<br />

die umweltfreundlichste Technologie. Dieser<br />

Kongress ist derzeit die grösste Plattform für<br />

Ökotechnik in Asien.


Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 WIRTSCHAFT&POLITIK 7<br />

WELTKLIMA-KONFERENZ – Der <strong>sgv</strong>-Umwelt- und Energieexperte Henrique Schneider, der die Tagung vor Ort als Delegationsmitglied<br />

miterlebte, zieht – anderes als die meisten Schweizer Medien – keine vernichtende Bilanz.<br />

Doha-Gipfel war besser als sein Ruf<br />

Was tun circa 17 000 Menschen aus<br />

allen Ländern der Welt in Doha, Katar?<br />

Sie treffen sich zum Weltklimagipfel<br />

unter der UN-Ägide. Und<br />

nicht nur Länder sind vertreten,<br />

sondern auch Nichtregierungsorganisationen<br />

wie der WWF oder die<br />

Industrie. In zwei Wochen wird Tag<br />

und Nacht intensiv verhandelt. Das<br />

Ergebnis? Es ist zwar nicht die Rettung<br />

des globalen Klimas doch immerhin<br />

eine zweite Kyoto-Periode<br />

– für etwa 14 Prozent der ausgestossenen<br />

Menge an CO 2 . Leicht entsteht<br />

damit der Eindruck, dass in<br />

Doha «viel Lärm um nichts» gemacht<br />

wurde. Die Schweizer Presse<br />

bemängelte schon während der<br />

Konferenz die ungenügende Ergebnisorientierung.<br />

Lächerlich schien<br />

auch, eine Klimakonferenz just in<br />

einem Staat zu organisieren, der die<br />

meisten CO 2 -Emissionen pro Kopf<br />

verzeichnet. Und trotzdem trügt dieses<br />

Bild: Der Weltklimagipfel war<br />

besser als sein Ruf!<br />

Die Agenda steht<br />

Eigentlich handelt es sich um ein<br />

dreistufiges Prozedere. Die Weltklimakonferenz<br />

in Durban 2011 hat die<br />

Ziele für das globale Klimaregime<br />

nach 2020 gesetzt, Doha hätte die<br />

Prozesse klären müssen, und Warschau<br />

soll im 2013 die Ziele operationalisieren.<br />

Allen Unkenrufen zum<br />

Trotz: Diese Agenda steht, und Doha<br />

hat das Seinige getan, um eben die<br />

Prozesse der Entscheidungsfindung<br />

zu beschleunigen. Das mag wohl<br />

dem einen oder anderen zu wenig<br />

sein, doch vor allem innerhalb eines<br />

Die Doha-Konferenz war zwar eine monströse Tagung mit vielen Leerläufen und Tiefpunkten, die Resultate zeigen dennoch einen möglichen Weg in die Zukunft.<br />

UN-Zusammenhangs nehmen die<br />

Prozesse eine zentrale Stellung ein.<br />

Auf der inhaltlichen Ebene waren<br />

drei Themen wichtig: Die Verlängerung<br />

des Kyoto-Protokolls um eine<br />

weitere Periode; die Aufstellung des<br />

globalen Klimafonds; die Finanzhilfe<br />

an Entwicklungsländer. Aus schweizerischer<br />

Perspektive sind auch hier<br />

die Signale mehrheitlich positiv. Die<br />

zweite Kyoto-Etappe ist mit der Dau-<br />

er von acht Jahren beschlossen worden,<br />

und einige Lücken im Zertifikate-Handel<br />

sind geschlossen worden.<br />

Das ist eine wichtige Bedingung, damit<br />

sich die CO 2 -Preise erholen können.<br />

Erfolge und Fragezeichen<br />

Der globale Klimafonds wurde auf<br />

die Beine gestellt und die Beiträge in<br />

groben Zügen geklärt. Vielen Ent-<br />

wicklungsländern war das nicht genug,<br />

denn sie wollten mehr Direktzahlungen<br />

bekommen. Während einige<br />

Staaten freiwillig zusätzliche<br />

Mittel in Aussicht stellten, machte<br />

die internationale Gemeinschaft klar,<br />

dass die Finanzierung von sauberer<br />

Entwicklung in den Südländern primär<br />

über die Generierung von Zertifikaten,<br />

neue Marktmechanismen<br />

und den Klimafonds laufen. Alle die-<br />

REVISION DES RAUMPLANUNGSGESETZES (RPG) – Im Kampf gegen die Zubetonierung sind<br />

sanftes verdichtetes Bauen und gezielter Landschaftschutz die wirksameren Instrumente.<br />

Was bedeutet eigentlich «Zersiedelung»?<br />

Es trifft zwar zu, dass seit Jahrzehnten<br />

pro Sekunde ein Quadratmeter<br />

Land verbaut wird; gemäss der<br />

Schweizerischen Vereinigung für<br />

Landesplanung VLP sind es sogar<br />

1,3 Quadratmeter. Schuld daran sind<br />

weder das geltende Raumplanungsgesetz<br />

noch die Zuwanderer, sondern<br />

es ist hauptsächlich eine Konsequenz<br />

unseres Wohlstandes und geänderter<br />

gesellschaftlicher Lebensformen: Der<br />

Wohnbedarf pro Kopf der Bevölkerung<br />

ist seit 1950 von 24 auf heute<br />

schätzungsweise 50 Quadratmeter<br />

angestiegen und die Zahl der Personen<br />

pro Wohnung nimmt ab. Oder<br />

auf eine Kurzformel gebracht: Ungefähr<br />

70 Prozent des Wachstums der<br />

überbauten Fläche sind auf die zunehmenden<br />

Platzbedürfnisse zurückzuführen,<br />

weitere 20 Prozent auf die<br />

steigende Wohnbevölkerung und lediglich<br />

10 Prozent auf andere Faktoren<br />

wie Fehlplanungen.<br />

Begriff ohne Definition<br />

Wenn man den Begriff Zersiedelung<br />

in der Suchmaschine Google eingibt,<br />

erscheint er 78 700-mal. Nirgends<br />

findet man eine klare Definition, was<br />

Zersiedelung genau bedeutet. Dieser<br />

Begriff muss für alles und nichts her-<br />

halten und wird vor allem von den<br />

Befürwortern des indirekten Gegenvorschlags<br />

instrumentalisiert, um eine<br />

zentralistische Raumplanung zu<br />

rechtfertigen. Zersiedelung könnte<br />

daher zum Mode- oder noch besser<br />

Unwort des Jahres erkoren werden.<br />

Wo beginnt die Zersiedelung und wo<br />

hört sie auf? Ist etwa die historisch<br />

gewachsene Streusiedlung-Bauweise<br />

im Toggenburg und in Appenzell Innerrhoden<br />

mit Zersiedelung gleichzusetzen<br />

und daher des Teufels?<br />

Wohl kaum, selbst militante Landschaftsschützer<br />

dürften hier nichts<br />

zu meckern haben.<br />

Darf man im Zusammen mit dieser typischen (Appenzeller Landschaftsgestaltung ugeniert von «Zersiedelung» sprechen?<br />

Der richtige Weg ist bekannt<br />

Zurück zum berühmten Quadratmeter<br />

Land, der pro Sekunde überbaut<br />

wird: Auch das Referendumskomitee<br />

ist einverstanden, dass es so nicht<br />

weitergehen kann und wirksame Lösungen<br />

gefunden werden müssen.<br />

Der Landschaftsverschleiss ist aber<br />

in zweifacher Hinsicht zu relativieren:<br />

Erstens nimmt die Waldfläche<br />

kontinuierlich zu, und zweitens gibt<br />

es immer mehr Schutzgebiete in der<br />

Schweiz: Die 16 bereits realisierten<br />

Pärke (Stand 1.1.2013) machen insgesamt<br />

11,6 Prozent der Fläche der<br />

Schweiz aus, das sind immerhin<br />

4779 Quadratkilometer.<br />

Und viele Beispiele von gelungenen<br />

und originellen Projekten von sanftem<br />

verdichtetem Bauen, ohne die<br />

Menschen in Wohnsilos zu pferchen,<br />

haben gezeigt, dass es die<br />

missratene RPG-Revision nicht<br />

braucht, um haushälterischer mit<br />

dem unvermehrbaren Gut Boden<br />

umzugehen. Auf diesem Weg ist<br />

kontinuierlich weiterzuschreiten –<br />

ohne das eigentumsfeindliche und<br />

dirigistische Raumplanungsdiktat<br />

aus Bern. Ein Nein am 3. März 2013<br />

ist dafür unerlässlich.<br />

Rudolf Horber,<br />

<strong>sgv</strong>-Ressortleiter Raumplanung<br />

LINK<br />

www.rpg-revision-nein.ch<br />

se Ergebnisse sind konsistent mit der<br />

Schweizer Sicht.<br />

Selbstverständlich gibt es auch Probleme.<br />

Das Wichtigste ist die Erhöhung<br />

der CO 2 -Emissionsminderungsziele.<br />

Die Industrieländer – darunter<br />

die Schweiz – haben sich bereiterklärt,<br />

ihre Ziele ab 2015 nochmals zu<br />

überprüfen. Für die Schweiz mit ihren<br />

Inlandszielen käme dies einer<br />

nochmaligen Erhöhung gleich. Ein<br />

anderes Problem ist die Verringerung<br />

der Länder, die am Kyoto-System beteiligt<br />

sind: Neuseeland, Japan und<br />

Kanada sind ausgeschieden.<br />

Der Hit hinter den Kulissen<br />

In den Klimakonferenzen nimmt die<br />

Schweiz eine besondere Stellung ein.<br />

Sie ist freiwillig in einer Gruppe mit<br />

u.a. Südkorea und Mexiko und zeigt<br />

sich offen für die Vorschläge aus Lateinamerika<br />

und Asien. Gleichzeitig<br />

gelingt es ihr, die ambitiösen Vorstellungen<br />

unserer Klimapolitik in jenen<br />

Ländern zu verankern. Der wahre Hit<br />

hinter den Kulissen sind jedoch die<br />

Instrumente der Schweizer Wirtschaft:<br />

die Stiftung Klimarappen und<br />

die Energieagentur der Wirtschaft<br />

(EnAW). Während Mexiko vorhat,<br />

eine ähnliche freiwillige Stiftung wie<br />

den Klimarappen einzuführen, basiert<br />

die gesamte Energieeffizienz-<br />

Politik Südkoreas auf einer «Kopie»<br />

der EnAW. Auch andere Länder fragen<br />

aktiv nach und zeigen sich bereit,<br />

das wirtschaftliche Instrumentarium<br />

zu implementieren. Dieses Erfolgserlebnis<br />

zeigt, dass die Schweizer<br />

Wirtschaft nicht nur im Inland<br />

vorbildlich ist, sondern dass sie auch<br />

sehr wohl im Ausland als Vorreiterin<br />

wahrgenommen wird.<br />

Die quicklebendige Maus<br />

Darin liegen auch die Chancen der<br />

ambitionierten Klimapolitik für unsere<br />

KMU. Einerseits geht es darum,<br />

die Schweiz nicht unilateral zu verpflichten,<br />

denn der Klimawandel ist<br />

eine globale Herausforderung. Andererseits<br />

können marktliche Mechanismen<br />

dazu beitragen, Gutes für das<br />

Klima zu tun und für Schweizer KMU<br />

neue Produkte global zu positionieren.<br />

Das Fazit? Der Berg hat eine Maus<br />

geboren, aber die Maus ist quicklebendig.<br />

Henrique Schneider,<br />

<strong>sgv</strong>-Ressortleiter


8<br />

ARBEITSMARKT<br />

KANTON ST. GALLEN – Mitte dieses Jahres wurden die beiden Ämter für Wirtschaft und für Arbeit<br />

zusammengelegt. Das Resultat kann sich auch im RAV-Bereich sehen lassen.<br />

Effizienter und günstiger<br />

Betriebswirtschaftliche Überlegungen<br />

standen bei der Schaffung des neuen<br />

Amtes für Wirtschaft und Arbeit<br />

(AWA-SG) im Vordergrund. Es konnten<br />

damit nicht nur Synergien gewonnen<br />

und Kosten gesenkt werden.<br />

«Das neue Amt ist auch zu einem<br />

stärkeren und kompetenteren Partner<br />

für Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

geworden und kann seine Aufgaben<br />

für die Öffentlichkeit besser wahrnehmen»,<br />

betont der zuständige Regierungsrat<br />

Benedikt Würth. Sämtliche<br />

Anspruchsgruppen fänden im<br />

neuen Amt eine integrale Unterstützung.<br />

Beim AWA-SG werden die guten<br />

Arbeitgeberkontakte der Regionalen<br />

Arbeitsvermittlungszentren<br />

(RAV), das Know-how der Standortförderung<br />

und der Arbeitsbedingungen<br />

koordiniert. Zum Nutzen aller<br />

Beteiligten.<br />

Umfassendes Angebot als Ziel<br />

Peter Kuratli, der die Reorganisation<br />

des neuen Amtes geleitet hat und dieses<br />

nun auch führt, hat sich ein hohes<br />

Ziel gesteckt: «Das AWA-SG soll zu einem<br />

innovativen und wirkungsvollen<br />

Dienstleistungsbetrieb für Arbeitgeber,<br />

Arbeitnehmer und Stellensuchende<br />

werden.» Dank der Professionalisierung<br />

und der Regionalisierung der<br />

RAV ist ein starkes Netz zwischen Verwaltung<br />

und Wirtschaft entstanden,<br />

das ganz wesentlich hilft, bei Problemen<br />

rasch eingreifen zu können. Das<br />

AWA-SG und die vorgelagerten RAV<br />

helfen nicht nur Arbeitslose wieder in<br />

die Wirtschaft zu integrieren, sondern<br />

können auch genau auf die Bedürf-<br />

nisse von Unternehmen zugeschnitten,<br />

Mitarbeiter rekrutieren und vermitteln.<br />

Ein ganz neues Instrument<br />

hilft hier, Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />

schweizweit zu erfassen und<br />

die Erkenntnisse daraus zu nutzen –<br />

der RAV-Check.<br />

RAV-Koordinator bewährt sich<br />

Zu den Neuerungen, die sich bereits<br />

bewährt haben, gehört die neugeschaffene<br />

Stelle eines RAV-Koordinators,<br />

der als Verbindungsmann zwischen<br />

den RAV und den Hauptabteilungen<br />

des Amtes in St. Gallen fungiert.<br />

«Damit ist nicht nur das Nutzen<br />

der Synergien sichergestellt, sondern<br />

wir sind auch sehr rasch dort, wo es<br />

dringend Lösungen braucht», sagt Pe-<br />

ter Kuratli. In konjunkturell schwierigen<br />

Zeiten sei das besonders wichtig.<br />

Und noch einen weiteren Vorteil sieht<br />

Kuratli: «Die neue Struktur des Amtes<br />

hilft uns, etwas kämpferischer aufzutreten.<br />

Das gilt vor allem dort, wo wir<br />

in erster Linie Unterstützung leisten<br />

und nicht einfach vermitteln wollen.»<br />

Zugute komme der volkswirtschaftlich<br />

wichtigen Arbeit des AWA-SG<br />

auch ein selbst entwickeltes, institutionalisiertes<br />

Monitoring über alle Abteilungsgrenzen<br />

hinweg. Gespart wurde<br />

bei der Ämterzusammenlegung<br />

nicht bei den Dienstleistungen, die<br />

eher ausgebaut worden sind, sondern<br />

vorab bei den Stabsstellen in den zentralen<br />

Diensten. Hier konnten manche<br />

Mitarbeitenden dank ihrem grossen<br />

Know-how in die Beratungs- und Angebotsbereiche<br />

versetzt werden.<br />

Jobvermittlung als Kernauftrag<br />

Die Bedeutung des AWA-SG zeigt sich<br />

auch in der Zahl der Mitarbeitenden:<br />

Es ist mit 340 Personen eines der<br />

grössten Ämter des Kantons St. Gallen.<br />

270 davon arbeiten im Bereich<br />

Arbeitslosenversicherung, dessen<br />

Kernauftrag die rasche und dauerhafte<br />

Wiedereingliederung von Stellensuchenden<br />

in den ersten Arbeitsmarkt<br />

ist. Es geht nicht nur um die Bekämpfung<br />

der konjunkturellen Arbeitslosigkeit,<br />

sondern auch darum, einen<br />

Beitrag zu leisten, um die Sockelarbeitslosigkeit<br />

zu reduzieren. Hier<br />

werden insbesondere für Problemgruppen<br />

Förder- und Qualifizierungsprogramme<br />

angeboten, erklärt Peter Kuratli.<br />

Zu den Problemgruppen gehören<br />

Junge ohne Erfahrung, ältere und wenig<br />

qualifizierte Arbeitslose sowie solche<br />

mit gesundheitlichen Problemen<br />

und schliesslich Stellensuchende mit<br />

schwach ausgeprägten Schlüsselkompetenzen.<br />

Markus Löliger<br />

GRATIS-DIENSTLEISTUNG<br />

Win-win mit<br />

RAV-Check<br />

Der RAV-Check<br />

ist der grösste<br />

Pool von Stellensuchenden<br />

der<br />

Schweiz. Hier bieten<br />

Unternehmen auch Stellen an.<br />

Interessierte können auch kostenlos<br />

Inserate ihrer offenen Stellen mit<br />

den gewünschten Anforderungen<br />

elektronisch publizieren sowie<br />

zusätzlich im Teletext aufschalten.<br />

Diese Stellenangebote sind für alle<br />

RAV-Fachleute in der Schweiz<br />

sichtbar, was den Nutzen für beide<br />

Seiten deutlich erhöht.<br />

Die RAV-Beraterinnen und -Berater<br />

sind eidgenössisch diplomierte<br />

HR-Fachleute, die Unternehmen<br />

bei Bedarf auch unentgeltlich<br />

Profile von passenden Bewerberinnen<br />

oder Bewerbern unterbreiten.<br />

Daraus ergibt sich eine klare<br />

Win-win-Situation.<br />

LINK<br />

www.rav-check.ch<br />

ARBEITSLOSIGKEIT – Die EU will jedem Jugendlichen eine Stelle garantieren. Das weckt falsche<br />

Hoffnungen, weil die kriselnde Wirtschaft und die sparenden Staaten das nicht schaffen.<br />

Brüssel «erzwingt» Jobs per Dekret<br />

Wenn die EU mit einem Problem konfrontiert<br />

wird, reagiert sie nach der Art<br />

aller Bürokraten – sie sucht die Lösung<br />

in einer Regulierung. Das soll auch das<br />

neue Allheilmittel gegen die grassierende<br />

Jugendarbeitslosigkeit sein. Das<br />

Prinzip ist simpel: Jeder junge Mensch<br />

unter 25 Jahren soll im EU-Raum innerhalb<br />

von vier Monaten einen neuen<br />

Job haben oder eine Weiterbildung<br />

machen. «Jugendgarantie» heisst das<br />

neue Zauberwort, das der EU-Kommissar<br />

für Beschäftigung, Soziales und<br />

Integration, László Andor, dazu geprägt<br />

hat. «Es ist klar, dass die Eurokrise<br />

die Arbeitslosigkeit hochtreibt,<br />

und die junge Generation trifft es am<br />

schlimmsten», begründet Andor die<br />

Initiative. «Wir müssen jetzt in junge<br />

Leute investieren.»<br />

Schrecklich hohe Quoten<br />

In der Fachwelt herrscht europaweit<br />

eine seltene Einigkeit: Der Vorschlag<br />

tauge wenig, urteilen die Experten.<br />

«Das Beste daran ist, dass er das Problem<br />

überhaupt auf die Tagesordnung<br />

setzt», kommentierte etwa ein<br />

Sprecher des slowakischen Ministeriums<br />

für Familie und Jugend die<br />

Kunde aus Brüssel. Denn Lösungen<br />

sind dringend nötig. In Griechenland<br />

und Spanien suchen mehr als die<br />

Hälfte der Unter-25-Jährigen einen<br />

Job, in Portugal und Italien sind es<br />

fast 40 Prozent, in Frankreich 26 Prozent.<br />

Zum Vergleich: In der Schweiz<br />

Er setzt auf Synergien, Professionalisierung<br />

und Regionalisierung: Peter<br />

Kuratli leitet das fusionierte Amt.<br />

betrug die Arbeitslosenquote der 15-<br />

bis 24-Jährigen im vergangenen November<br />

im Durchschnitt 3,5 Prozent<br />

(3 Prozent in der Deutschschweiz,<br />

5,1 Prozent in der West- und Südschweiz).<br />

Lehrwerkstätten und Coaching<br />

Nach den Vorstellungen der EU-Kommission<br />

sollen sich die EU-Staaten<br />

verpflichten, jedem Jugendlichen<br />

spätestens vier Monate nach Verlassen<br />

der Schule oder nach Beginn der<br />

Arbeitslosigkeit einen Job anzubieten<br />

oder ersatzweise eine Ausbildung<br />

oder Schulung. Allerdings kann<br />

Brüssel nicht einfach verordnen; die<br />

Gesetze müssten von den einzelnen<br />

Mitgliedsländern erlassen werden.<br />

Die EU-Kommission beruft sich in<br />

ihrer Argumentation auf Vorbilder in<br />

Österreich und Skandinavien. Tatsächlich<br />

gilt in Österreich eine «Ausbildungsgarantie».<br />

Die Regierung<br />

verspricht Jugendlichen, die keine<br />

Lehrstelle finden, einen Platz in einer<br />

überbetrieblichen, staatlichen<br />

Ausbildungsstätte (vergleichbar mit<br />

unseren Lehrwerkstätten). In Schweden<br />

wird hingegen – ähnlich wie in<br />

Finnland – auf individuelle persönliche<br />

Unterstützung bei der Arbeitssuche<br />

gesetzt. Der Staat lässt sich<br />

dieses «Coaching» gemäss einer Studie<br />

der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

rund 8000 Franken pro Jahr<br />

und Person kosten. Man ist aber auf<br />

Demonstration in Madrid: Haben die<br />

Jungen in den Krisen ländern echte<br />

Zukunftschancen?<br />

intensiver Suche nach Alternativen:<br />

So wird das duale Ausbildungssystem,<br />

das in der Schweiz eine signifikante<br />

Jugendarbeitslosigkeit kaum<br />

aufkommen lässt, in vielen Ländern<br />

als zukunftsträchtiges Modell ernsthaft<br />

geprüft.<br />

Rettung durch duales System?<br />

Die Ansätze für eine Art von «Jugendgarantie»<br />

sind lobenswert. Aber es<br />

ist ein Irrtum zu glauben, das Problem<br />

der «geradezu monströsen Mas-<br />

senarbeitslosigkeit junger Leute in<br />

Südeuropa» (so die Zeitschrift «Welt»)<br />

liesse sich einfach per Dekret lösen.<br />

Erstens kann man die Meisterlehre<br />

nicht ohne weiteres kopieren. Dazu<br />

gehören ein entsprechendes Bewusstsein,<br />

Berufsverbände und -schulen,<br />

ausbildungswillige Betriebe und geeignete<br />

Lehrpersonen. Fachleute<br />

schätzen, dass die Einführung des<br />

Dualsystems in einem Industrieland<br />

wie Grossbritannien nicht weniger<br />

als zehn Jahre beanspruchen dürfte.<br />

Zweitens nützt die Zusage, irgendein<br />

Trainings- oder Beschäftigungsprogramm<br />

angeboten zu bekommen,<br />

wenig, wenn der ganze Arbeitsmarkt<br />

aus den Fugen geraten ist, wie dies<br />

etwa in Griechenland oder auf der<br />

Iberischen Halbinsel der Fall ist. Anders<br />

gesagt: Wo Erwachsene (Familienernährer)<br />

massenhaft stellenlos<br />

sind, haben Praktikanten (und Lehrlinge)<br />

miserable Chancen.<br />

Das Hauptproblem in den Krisenländern<br />

bleibt nämlich die Krise selbst<br />

– die je nach Land unterschiedliche<br />

Mischung aus Finanz-, Konjunktur-<br />

und Strukturproblemen. Und man<br />

kann nur der «Welt» zustimmen, die<br />

ein pessimistisches Fazit zieht: «Echte<br />

Hilfe für die Jugendlichen wird nur<br />

möglich sein, wo es gelingt, die Krise<br />

zu überwinden. Vollmundige Garantien<br />

helfen da wenig.»<br />

Patrick M. Lucca<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

ZAHLEN & FAKTEN<br />

Die Macht der GAV<br />

Gemäss einer neuen offiziellen Statistik waren am<br />

1. Juli 2012 auf Bundesebene 35 und auf kantonaler<br />

Ebene 36 allgemeinverbindlich erklärte Gesamtarbeitsverträge<br />

(GAV) in Kraft. Diesen sind insgesamt<br />

66 555 Arbeitgeber und 566 820 Arbeitnehmer<br />

(Bund) bzw. 7490 Arbeitgeber und 59 409 Arbeitnehmer<br />

(Kanton) unterstellt. Die bedeutendsten<br />

allgemeinverbindlichen GAV betreffen das Gastgewerbe<br />

und das Bauhauptgewerbe. Sie allein regeln<br />

die Arbeitsverhältnisse bei 33 315 Arbeitgebern<br />

und 290 570 Arbeitnehmern.<br />

Härter gegen Missbräuche<br />

Der Bundesrat will die Scheinselbständigkeit<br />

ausländischer Dienstleistungserbringer wirksamer<br />

bekämpfen und die Sanktionen bei<br />

Verstössen gegen zwingende Lohn- und Arbeitsbedingungen<br />

verschärfen. Die entsprechende<br />

Anpassung der flankierenden Massnahmen zur<br />

Personenfreizügigkeit tritt auf den 1. Januar 2013<br />

in Kraft. Die Massnhamen werden mittels einer<br />

Dokumentationspflicht sowie neuer Sanktionsmöglichkeiten<br />

umgesetzt. Neu können auch<br />

Arbeitgeber, welche Arbeitnehmer in der<br />

Schweiz beschäftigen, mit Sanktionen belegt<br />

werden, falls sie die zwingenden Mindestlöhne<br />

in Normalarbeitsverträgen nicht einhalten.<br />

Keine Lockerung in Sicht<br />

Die Höchstzahlen für die Arbeitsmarktkontingente<br />

2013 werden auf dem Niveau von 2012<br />

beibehalten. Ebenfalls fortgeführt wird das duale<br />

Zulassungssystem für den Arbeitsmarkt. Für<br />

Fachkräfte aus Drittstaaten (Länder ausserhalb<br />

EU⁄Efta) gibt es 8500 Bewilligungen für Spezialisten<br />

frei. Für Dienstleistungserbringer aus den<br />

EU⁄Efta-Staaten stehen 2013 ebenfalls wiederum<br />

je 5000 Einheiten für Kurzaufenthalter und 3500<br />

für Aufenthalter zur Verfügung.<br />

Schweizer Konjunktur stockt<br />

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechnet<br />

für 2013 trotz einem Wachstum von 1,3 Prozent<br />

mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit.<br />

Die Bundesökonomen orten die Probleme<br />

für die Schweizer Wirtschaft vor allem im<br />

Ausland. Sie gehen davon aus, dass die Eurozone<br />

voraussichtlich auch im nächsten Jahr<br />

nicht aus der Rezession herauskommt. Besser<br />

dürfte es hingegen den USA ergehen, allerdings<br />

brauche die Erholung Zeit. Diese Schwierigkeiten<br />

werden laut Seco in der Schweiz die Arbeitslosigkeit<br />

steigen lassen. Die Stellenlosenquote<br />

soll demnach von einem erwarteten Jahresdurchschnitt<br />

2012 von 2,9 Prozent im nächsten<br />

Jahr auf 3,3 Prozent steigen; sie dürfte auch<br />

2014 um diesen Wert herumpendeln. Die einzelnen<br />

Branchen werden sich laut Seco-Prognosen<br />

weiter unterschiedlich entwickeln. Inlandorientierte<br />

Sparten wie Bau oder Dienstleistungen<br />

profitierten von der Zuwanderung und den<br />

tiefen Zinsen. Der Konsum dürfte aber leicht<br />

zurückgehen. Beim Export sollten die Uhrenindustrie<br />

und der Pharmasektor für eine Entschärfung<br />

der Lage sorgen. Nicht unwichtig: Das Seco<br />

erwartet, dass die Schere zwischen Inland-<br />

und Exportwirtschaft etwas kleiner wird.<br />

LEISTUNGEN<br />

FÜR ARBEITGEBENDE<br />

Die folgenden RAV-Dienstleistungen sind<br />

nicht nur für Stellensuchende, sondern<br />

ebenso für Arbeitgebende gratis abrufbar:<br />

n Vermittlung von Stellensuchenden<br />

n Schnelle und professionelle Vorselektionierung<br />

geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten<br />

n Beratung in arbeitsmarktlichen Belangen<br />

n Einfaches Verfahren zur Meldung offener Stellen<br />

n Aufnahme der Stellen in die gesamtschweizerische<br />

Datenbank der RAV sowie auf Wunsch in<br />

SSI und/oder Teletext/www.treffpunktarbeit.ch<br />

n Zusammenarbeit mit privaten Stellenvermittlern<br />

Die Adressen der RAV findet man:<br />

n im Internet unter wvw.treffpunkt-arbeit.ch<br />

n unter Teletext, SF2, Seite 430 ff.<br />

n bei der RAV-Koordination des Staatssekretariats<br />

für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Arbeitslosen-<br />

versicherung (Seco), Effingerstr. 31–35,<br />

3003 Bern, Tel. 031 325 32 64


Wie die Erfahrungen von ehemaligen<br />

Führungskräften und Fachleuten im<br />

Alltag zur Geltung kommen, zeigt<br />

das folgende Beispiel aus der Tätigkeit<br />

von Adlatus.<br />

Heimelig Betten AG in Kreuzlingen ist<br />

seit 27 Jahren eine der führenden Firmen<br />

für Miete und Kauf von Elektro-<br />

Pflegebetten. Die Stärken der Firma<br />

sind die exzellente Beratung, das Eingehen<br />

auf Bedürfnisse von Patienten<br />

und Angehörigen sowie des Pflegepersonals<br />

und die enge Zusammenarbeit<br />

mit Organisationen wie Spitex,<br />

Pro Senectute und Krankenkassen.<br />

Das Gesundheitswesen ist jedoch in<br />

stetem Wandel begriffen, und so holte<br />

sich der weitsichtig denkende Patron<br />

Heinz Bachmann Rat bei Adlatus.<br />

Ziel war die Neausrichtung der Firma,<br />

das Mittel dazu der Austausch mit<br />

bewährten Führungskräften. Ein Adlat<br />

mit Fachrichtung Treuhand hat in<br />

der Folge neue Strukturierungsmodelle<br />

berechnet. Mit einem Marketing-<br />

Profi wurden strategische Schwerpunkte<br />

gelegt und neue Kommunikationsmittel<br />

entworfen. Ein Fachmann<br />

BETRIEBSFÜHRUNG 9<br />

SIU-KURS – Fundiertes Wissen als Basis für erfolgreiche<br />

KMU-Geschäftsfrauen.<br />

Der Unterschied<br />

KMU-Geschäftsfrauen machen oft den<br />

Unterschied: Sie wirken in kleinen,<br />

mittleren und in Familienbetrieben als<br />

«gute Geister» im Hintergrund und<br />

sind der entscheidende Erfolgsfaktor.<br />

Stellen Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung<br />

im Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau<br />

SIU auf eine fundierte Basis.<br />

Sicherheit und Unabhängigkeit<br />

Die Schweiz ist das Land der KMU –<br />

genauer: Das Land der 300 000 KMU.<br />

Und viele KMU wären nicht, was sie<br />

sind, stünden nicht Tausende von<br />

Frauen ihren Mann. Sie betreuen das<br />

Personalwesen, leiten den Verkaufsinnendienst<br />

oder kümmern sich um<br />

die Finanzführung des Betriebes. Der<br />

Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau SIU<br />

vermittelt der mitarbeitenden Partnerin<br />

und Frauen in Führungspositionen<br />

betriebswirtschaftliches Know-how,<br />

Sicherheit und mehr Unabhängigkeit.<br />

Angesprochen sind ebenso Frauen,<br />

die künftig eine solche Rolle ausfüllen<br />

werden. Ein anschliessender Übertritt<br />

ins zweite Abschlusssemester des Vorbereitungskurses<br />

zur Berufsprüfung<br />

«Fachfrau⁄Fachmann Unternehmensführung<br />

KMU mit eidg. Fachausweis»<br />

Mehr Erfolg im Geschäftsleben: Der Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau<br />

SIU machts möglich.<br />

öffnet die Perspektive, sich auf diesen<br />

eidgenössischen Abschluss erfolgreich<br />

vorzubereiten.<br />

Nutzen durch Wissenstransfer<br />

<strong>Aktuelle</strong> Fallbeispiele, Übungen und<br />

der Erfahrungsaustausch mit Referenten<br />

aus der Praxis sind die Methoden,<br />

durch die sich in kurzer Zeit effizient<br />

Wissen formt und welches danach<br />

erfolgreich angewendet wird. Dieses<br />

führt dazu, dass Geschäftsfrauen ihre<br />

Ziele effizienter und letztlich auch professioneller<br />

erreichen. Aus aktuellen<br />

Fällen aus der Praxis ziehen die Teilnehmerinnen<br />

den konkreten Nutzen,<br />

gewonnenes Wissen 1:1 in den Berufsalltag<br />

zu transferieren. Der Nutzen für<br />

das Unternehmen liegt auf der Hand:<br />

mehr Sicherheit im Umfang mit externen<br />

sowie internen Zielgruppen, mit<br />

Kunden und mit Mitarbeitenden. Der<br />

kompakte Kurs vertieft in 188 Lektionen<br />

in einem Semester alle betriebswirtschaftlich<br />

relevanten Themen.<br />

Von Leadership über Familien-<br />

KMU bis Rechtslehre<br />

Der Kurs Dipl. KMU-Geschäftsfrau SIU<br />

behandelt die breite Palette betriebswirtschaftlicher<br />

Basiskenntnisse, wobei<br />

die Stundenpläne auf die Teilnehmerinnen<br />

aus gewerblichen KMU<br />

Rücksicht nehmen und entsprechend<br />

zugeschnitten sind. Die erste Klasse<br />

dieses neuen Lehrgangs hat im Oktober<br />

in Bern begonnen, und bereits im<br />

Februar 2013 starten weitere Kurse.<br />

Folgende Themen werden im Kurssemester<br />

behandelt:<br />

n Allgemeine Unternehmensführung,<br />

Leadership, Kommunikation und HR-<br />

Management<br />

n Familien-KMU, Marketing, PR und<br />

Lieferanten-Kunden-Beziehungen<br />

n Organisation, Rechnungswesen<br />

und Recht<br />

n Methoden-, Lern- und Arbeitstechnik<br />

Als Kursorte sind verschiedene<br />

Deutschschweizer Städte vorgesehen.<br />

LINK<br />

www.siu.ch<br />

BETRIEBSBERATUNG – Frühere Führungskräfte geben Rat.<br />

Hilfe von alten Hasen<br />

unterstützte das KMU bei der Neugestaltung<br />

der Website; und als Personalfragen<br />

auftauchten, konnte sich<br />

zudem ein Adlat mit langjähriger HR-<br />

Erfahrung erfolgreich einbringen.<br />

Innert eines Jahres hat sich eine enge<br />

Zusammenarbeit zwischen Adlatus<br />

und der flexiblen KMU ergeben; der<br />

Firmeninhaber konnte bei Bedarf auf<br />

die unterschiedlichsten Spezialisten<br />

zugreifen. Mit Adlatus im Hintergrund<br />

können sich Heinz Bachmann und<br />

seine erfolgreiche Thurgauer Firma<br />

(www.heimelig.ch) auf ihre Kernkompetenzen<br />

konzentrieren.<br />

adlatus Schweiz ist ein Netzwerk von<br />

über 400 ehemaligen Führungskräften,<br />

welche für unternehmerische<br />

Fragen unterschiedlichster Art beigezogen<br />

werden können. Dabei ist das<br />

Erstgespräch gratis, bei gegenseitigem<br />

Einvernehmen wird ein Beratungsvertrag<br />

zu erschwinglichen<br />

Konditionen vereinbart.<br />

LINK<br />

www.adlatus.ch<br />

Gratis-Kontakt: Tel. 0848 484 888


10<br />

BERUFSWETTBEWERBE<br />

MAURER IN ZÜRICH – Mit einem riesigen Vorsprung entschied Stefan Heller die Schweizermeisterschaft<br />

der klassischen Bauleute klar für sich - und peilt nun höhere Ziele an.<br />

Durchmarsch des Favoriten<br />

In einem zweistufigen Selektionsverfahren<br />

haben sich sechs Kandidaten<br />

aus den drei Berufsbildungsregionen<br />

Westschweiz, Zentralschweiz und<br />

Ostschweiz für den Final an der Berufsmesse<br />

Zürich qualifiziert. Dort<br />

standen si, von vielen Besuchern beobachtet,<br />

während rund 20 Arbeitsstunden<br />

unter Hochdruck, um die<br />

Meisterkrone definitiv unter sich auszumachen.<br />

Vorsprung weiter ausgebaut<br />

Als Favorit ging der Zürcher Weinländer<br />

Stefan Heller in den Wettkampf,<br />

der in den Qualifikationsrunden den<br />

komfortablen Vorsprung von 17<br />

Punkten auf seinen Appenzeller Rivalen<br />

Sandro Dörig herausgeholt hatte.<br />

Am Schluss betrug die Differenz<br />

zwischen den beiden Jungmaurern<br />

gar 47 Punkte – das sind Welten! Zum<br />

Vergleich: Bronzegewinner Beat Jung<br />

lag bloss der Pünktchen hinter Dörig.<br />

Heller war fachlich klar der Beste, er<br />

zeigte aber während der<br />

20 Stunden auch nicht die geringsten<br />

keine Anzeichen von Nervosität. «Die<br />

Rangverkündigung war für mich bedeutend<br />

aufregender», lautet sein trockener<br />

Kommentar.<br />

Knifflige Detailarbeit<br />

Die Aufgabe war äusserst knifflig und<br />

erforderte viel Detailarbeit: Es galt<br />

ein leicht abgewinkeltes Mauerstück<br />

mit dem Zürcher Kantonswappen mit<br />

helleren und dunkleren Backsteinen<br />

auszuführen sowie eine ETH-Kuppel<br />

mit feinen Säulen und zahlreichen<br />

SCHWEIZER MEISTERSCHAFTEN DIE RANGLISTEN<br />

Kategorie Dachdecken<br />

1. Benedikt Dahinden, Grosswangen<br />

LU; (Ausbildungsbetrieb: Brundach AG,<br />

Grosswangen)<br />

2. Bernhard Kropf, Bleiken BE<br />

(Adrian Reusser, Münsingen)<br />

3. Michel Rebsamen, Hofstetten<br />

(Brändle Gebäudehüllen AG, Sirnach)<br />

Kategorie Abdichten<br />

1. Arnel Vuckic, Thun (Bauimpuls AG,<br />

Heimberg)<br />

2. Sandro Metzger, Müllheim TG<br />

(SC Haller AG, Frauenfeld)<br />

3. Jorge Oliveira, Bern<br />

(BernaRoof AG, Bern)<br />

Kategorie Fassadenbau<br />

1. Samuel Schweizer, Wald AR<br />

(Urs Graf Bedachungen, Heiden)<br />

Vor- und Rücksprüngen en miniature<br />

nachzubilden. Für die Qualität des<br />

Teilnehmerfeldes spricht die Tatsache,<br />

dass alle sechs Finalisten es<br />

schafften es, das anspruchsvolle<br />

Schaustück in der knappen vorgegebenen<br />

Zeit fertigzustellen. Das ist bemerkenswert,<br />

denn das geforderte<br />

Projekt war mit einem Anteil von<br />

rund 70 Prozent geschnittenen Steinen<br />

sogar anspruchsvoller, als es beispielsweise<br />

an den internationalen<br />

Wettbewerben definiert wird.<br />

Genauigkeit vor Schönheit<br />

Bestätigen kann dies Experte René<br />

Engetschwiler, der an den diesjährigen<br />

Europameisterschaften in Spa-<br />

Francorchamps den nachmaligen<br />

Bronzemedaillengewinner Christian<br />

Brühwiler betreute. Er zweifelt auch<br />

2. Daniel Riedweg, Malters LU<br />

(Zihlmann AG, Wolhusen)<br />

3. Dominic Wiget, Siebnen SZ<br />

(Schnyder Bedachungen ⁄ Fassaden -<br />

bau AG, Pfäffikon)<br />

Kategorie Gerüstbau<br />

(Zweierteams)<br />

1. Frédéric Addor, Bevaix NE, und<br />

Fabien Crausaz, Bôle NE (beide<br />

Fasel & fils SA, Boudry)<br />

2. Andreas Winterberger, Unterseen<br />

⁄ BE (Scheidegger Gerüstbau AG,<br />

Unterseen) Adrian Schmid,<br />

Frutigen (Gerüstbau Schwarzenbach<br />

AG, Gwatt)<br />

3. Michael Egli, Grub AR, (Graf Urs<br />

Bedachungen, Heiden) und Fabio<br />

Garofalo, Rüthi SG (Matiello Gerüstbau<br />

AG, Altstätten)<br />

keinen Moment daran, dass auch an<br />

den WorldSkills 2013 in Leipzig für<br />

Heller einiges drin liegt. «Brühwiler<br />

lag an den EuroSkills mit seinem dritten<br />

Rang nur knapp vier Punkte hinter<br />

dem Erstplatzierten», führt er aus.<br />

Änhlich erging es übrigens auch dem<br />

Freiburger Morgan Conus, der an der<br />

Berufs-WM 2011 in London Dritter<br />

wurde. Engetschwiler weiss auch, warum<br />

die Schweizer Maurer selten Gold<br />

gewinnen: «Unsere Kandidaten liefern<br />

jeweils die optisch schönsten Objekte<br />

ab. Da aber die Genauigkeit in internationalen<br />

Wettbewerben noch immer<br />

mit 80 Prozent bewertet werde, nimmt<br />

die Konkurrenz doch eher abgeplatzte<br />

Stellen und Mörtelreste in Kauf und<br />

sichert sich dadurch die entscheidenden<br />

Punktevorteile.» Die internationalen<br />

Experten müssten sich doch mal<br />

die folgende Frage stellen: Wer will in<br />

seinem Wohnzimmer eine Mauer, die<br />

zwar auf den Millimeter genau steht,<br />

aber mit rissigen und unsauber geschnittenen<br />

Steinen gebaut ist?<br />

Die Vorteile des Handwerks<br />

Werner Messmer, Zentralpräsident<br />

des Schweizerischen Baumeisterverbands,<br />

betonte in seiner Ansprache<br />

anlässlich der Rangverkündigung,<br />

dass es «ohne Handwerk keine Leben<br />

gibt». Deshalb sei es unverständlich<br />

und unakzeptabel, wenn die handwerklichen<br />

Berufe an Stellenwert verlören<br />

und junge Berufsleute saubere<br />

und bequeme Arbeit vorzögen. Dabei<br />

gälten die Stellen im traditionellen<br />

Handwerk als besonders sicher, während<br />

in anderen Sparten – etwa im<br />

Dienstleistungssektor – die Jobs recht<br />

wackelig seien. Zudem liessen sich<br />

auch die hohen Saläre und die vielen<br />

Sozialleistungen sehen. Pd<br />

DIE RANGLISTE<br />

1. Stefan Heller, Unterstammheim<br />

ZH (Arbeitgeber: Bachmann +<br />

Mettler AG, Ossingen ZH)<br />

2. Sandro Dörig, Appenzell (Streule<br />

Bau AG, Brülisau AI)<br />

3. Beat Jung, Niederwil SG (Schlauri<br />

+ Holenstein AG, Will SG)<br />

4. Valentino Piepoli, Le Locle NE<br />

(Arrigo & Cie. SA, La-Chaux-de-Fonds)<br />

5. Pierre-Marie Hernach, Riddes<br />

VS (Fardel, Délèze et Fils SA, Sitten)<br />

6. Mathieu Daucourt, Fahy JU<br />

(Peter Didier, Bure JU)<br />

GEBÄUDEHÜLLE-BRANCHE – Gleich in vier Kategorien kämpften junge Berufsleute auf hohem<br />

Niveau in Luzern um Schweizer-Meister-Titel. Danach regnete es WM-Gold in Strömen.<br />

Die Basis für weltweite Dominanz<br />

Die diesjährigen Meisterschaften der<br />

Branche wurden in den Fachrichtungen<br />

Abdichten, Dachdecken, Fassadenbau<br />

und Gerüstbau durchgeführt.<br />

Samuel Schweizer aus Appenzell-<br />

Ausserhoden (Fassadenbau), Benedikt<br />

Dahinden aus Grosswangen LU<br />

(Dachdecken), Arnel Vuckic aus<br />

Thun (Abdichten) und das Zweierteam<br />

Frédéric Addor und Fabien<br />

Crausaz aus Boudry NE (Gerüstbau)<br />

heissen die neuen Schweizer Meister:<br />

Ihre «Belohnung»: eine Goldmedaille<br />

samt Urkunde, ein Bildungsgutschein<br />

am Polybauzentrum sowie<br />

Die Superleistung von Sieger Stefan Heller weckt Hoffungen für die WM.<br />

mehrere Sponsorengeschenke. Zusätzlich<br />

winkt nun die Teilnahme<br />

an den Berufsweltmeisterschaften in<br />

Rumänien in zwei Jahren.<br />

Zeitdruck als Hindernis<br />

Das allgemein hohe Niveau wurde<br />

von Beat Hanselmann gelobt. Der<br />

Leiter Bildung bei Polybau: «Ich bewundere<br />

die jungen Leute, die sich<br />

diesem harten Wettkampf unter<br />

Handwerkern stellen», die Teilnahme<br />

ist nämlich keine Selbstverständlichkeit.<br />

Das nationale Bildungszentrum<br />

Polybau ist Mitveranstalter der Meis-<br />

terschaften; es betreibt zwei Aus- und<br />

Weiterbildungsstandorte für angehende<br />

Gebäudehüllenfachleute in der<br />

Schweiz.<br />

Die Kandidaten traten zum Einzelwettkampf<br />

in den Messehallen auf<br />

der Allmend in Luzern an. Sie hatten<br />

ihre Aufgaben – ein Dach, einer Fassadenausschnitt<br />

mit Dämmung oder<br />

ein Gerüst zu konstruieren – in nur<br />

acht Stunden zu lösen. Pro Fachrichtung<br />

waren drei Experten damit beauftragt,<br />

die Konstruktionen sowie<br />

das Arbeiten nach korrekter Ausführung,<br />

Präzision, Sauberkeit und Arbeitssicherheit<br />

zu bewerten. Die Jurys<br />

zeigten sich beeindruckt von den<br />

gezeigten Leistungen. Vielfach war<br />

es nicht fehlendes Fachkönnen, das<br />

eine bessere Platzierung verhinderte,<br />

sondern Nervosität und sogar kleine<br />

«Panikanfälle». Es sei «eben nicht einfach,<br />

derart komplizierte Aufgaben<br />

in so kurzer Zeit anständig zu erledigen»,<br />

meinte stellvertretend Dachdecker-Crack<br />

Benedikt Dahinden.<br />

Totaler Triumph an den WM<br />

Anschliessend an die Schweizer Titelkämpfe<br />

fanden in Luzern auch die<br />

Weltmeisterschaften der Branche<br />

statt. 14 Zweierteams aus elf Ländern<br />

wetteiferten in drei Fachdisziplinen<br />

um einen Platz auf dem Podest. Die<br />

Eidgenossen erreichten das absolute<br />

Optimum und räumten in allen Wettkämpfen<br />

die höchsten Auszeichnungen<br />

ab. Thomas Bürgler, (Ibach), und<br />

Dominik Aebi, (Bätterkinden) heissen<br />

Benedikt Dahinden,Dachdecker-<br />

Schweizer Meister 2012.<br />

die Weltmeister der Abdichter. Moritz<br />

Neuenschwander, (Signau), und Felix<br />

Büeler, (Tuggen) holten sich den WM-<br />

Sieg in der Kategorie Metalldeckung;<br />

Florian Rohrer (Flüeli-Ranft) und André<br />

Bärtschi, Eggiwil, waren schliesslich<br />

die besten Dachdecker.<br />

Immer bei den Besten<br />

Dass die Schweizer Gebäudehülle-<br />

Spezialisten derart gut abschneiden,<br />

hat eine gewisse Tradition: Sie belegen<br />

mit 12 Medaillen im internationalen<br />

Ranking der letzten zehn Jahren<br />

einen absoluten Spitzenplatz. Mit<br />

einer derartigen Dominanz bei Berufswettbewerben<br />

kann keine andere<br />

Schweizer Branche aufwarten.<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

TITELKÄMPFE IN KÜRZE<br />

«Süsse Branche» I<br />

Qualifiziert aufgrund der besten Resultate an<br />

den kantonalen Lehrabschlussprüfungen, haben<br />

21 junge Berufsleute an den Schweizer<br />

Meisterschaften Bäcker-Konditor-Branche in<br />

Luzern teilgenommen. Fünf Stunden standen<br />

den Teilnehmenden zur Verfügung, um zum<br />

Thema «Film» zwei verschiedene Zöpfe, zwei<br />

tourierte Hefesüssteiggebäcke, drei originelle<br />

Spezialbrote, zwei Sorten Kleinbrote oder Kleingebäcke,<br />

Stückli und zwei Sorten Butterblätterteigstückli<br />

herzustellen. Im Weiteren waren<br />

drei Marzipanfiguren zu modellieren und ein<br />

Tortendekor umzusetzen. Am besten fertig mit<br />

diesen anspruchsvollen Aufgaben wurde Benjamin<br />

Rehmann aus Gränichen AG (Arbeitgeber:<br />

Jowa AG, Gränichen AG). Dicht auf dem<br />

Fersen waren ihm zwei Berufsfrauen: Morgane<br />

Brülhart aus Fribourg (Boulangerie-Pâtisserie<br />

Suard SA, Fribourg) wurde Zweite; Bronze ging<br />

an die aus Mals (Italien) stammende Nadja<br />

Thöni (Frunaria-Pastizaria Meier Beck, Sta.<br />

Maria GR).<br />

Sie bewältigten die schweren Aufgaben am besten<br />

(v.l.): Morgane Brülhart, Benjamin Rehmann<br />

und Nadja Thöni.<br />

«Süsse Branche» II<br />

26 junge Frauen und Männer haben an den<br />

Schweizer Meisterschaften 2012 der Konditor-<br />

Confiseure in Luzern teilgenommen. Ihre Kreativität<br />

und ihr handwerkliches Geschick haben<br />

sie bei Arbeiten zum Thema «Fête du Chocolat»<br />

unter Beweis gestellt. Sie hatten sechs Stunden<br />

Zeit, um zwölf Pâtisserien, zwei Sorten Pralinen<br />

und eine Sorte gefüllten Konfekts herzustellen<br />

sowie eine Torte zu dekorieren und zwei Marzipanfiguren<br />

zu modellieren. Alle Produkte waren<br />

schliesslich neben einem vorgängig angefertigten<br />

Schaustück ansprechend zu präsentieren.<br />

Am Schluss des hochstehenden Wettkampfes<br />

hatte Miriam Urwyler aus Frick AG (Arbeitgeber:<br />

kunz AG art of sweets, Frick ) die Nase<br />

knapp vorn, gefolgt vom Winterthurer Jan Vogel<br />

(Confiserie Sprüngli, Dietikon) und Sereina Wilda<br />

aus Hägendorf BL (Bäckerei-Konditorei Grellinger,<br />

Reinach).<br />

Im Bereich Detailhandel hatten die Teilnehmenden<br />

drei Stunden, um ein Schaufenster zu gestalten,<br />

vier Geschenkverpackungen zu kreieren,<br />

eine Werbetafel zu beschriften und drei Produkte-Schilder<br />

von Hand zu schreiben. Im Weiteren<br />

stand ein fünfminütiger Vortrag zum Thema<br />

«Vorgehen bei einer komplexen Bestellung» auf<br />

dem Programm. Der einstündige schriftliche Teil<br />

umfasste Verkaufspsychologie und Warenkunde.<br />

Den Titel sicherte sich Regula Zellweger aus<br />

Urnäsch AR (Bäckerei-Konditorei Böhli AG,<br />

Appenzell AI), Silber ging an Glency Peiris aus<br />

Volketswil ZH (Confiserie Sprüngli AG Zürich)<br />

und Bronze an Lydia Brunner aus Wattwil SG<br />

(Bäckerei Kuhn Back & Gastro AG, 9125 Brunnadern).<br />

Im Konditor-Confiseur-Beruf räumten die Damen<br />

ab: Miriam Urwyler (l.) gewann in der Sparte<br />

Produktion, Regula Zellweger holte Gold bei den<br />

Detailhandelangestellten.


Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 BERUFSWETTBEWERB 11<br />

TITELKÄMPFE IN KÜRZE<br />

Hoffnung für Leipzig<br />

Drei Finalisten, die nach harten Qualifikationskämpfen<br />

übrig geblieben waren, massen sich<br />

während zweier Tage an der Schweizer Meisterschaft<br />

der Formenbauer im zürcherischen Opfikon.<br />

Mit dem 21-jährigen Pascal Sutter (Bild)<br />

aus Jonschwil SG gewann der erfahrenste Berufsmann<br />

des Trios. Er wird die Schweiz 2013<br />

an der WM in Leipzig vertreten. Silber ging an<br />

Elias Siegrist aus Turgi AG, Dritter wurde Gianluca<br />

Nicolella aus Zollikofen BE. Die Schweizer<br />

Formenbauer gehören zur absoluten Weltelite,<br />

eine WM-Medaille wäre keine Überraschung…<br />

Fan-Reisen zur WM 2013<br />

Die Schweizer WM-Teams pflegen seit vielen<br />

Jahren treue Fangemeinden zu haben. Nach Leipzig<br />

dürften rund 500 Personen mitkommen. Im<br />

Auftrag der Stiftung Swiss Skills bietet der bewährte<br />

Partner Helbling Reisen AG spezielle Arrangements<br />

an, die vom Tagesausflug bis zum<br />

Aufenthalt während des ganzen Anlasses und<br />

Betriebsbesichtigungen reichen. Vorab bei Berufsverbänden<br />

besteht dafür eine rege Nachfrage,<br />

mit von der Partie werden aber auch Familienangehörige<br />

und Freunde sowie Arbeitgeber<br />

und ∕oder Lehrmeister sein.<br />

LINK<br />

www.helbling-reisen.ch ⁄Geschäftsreisen<br />

ANZEIGE<br />

AUTOGEWERBE – Lukas Hediger ist Schweizer Meister der Automobil-Mechatroniker und<br />

Teilnehmer an der Berufs-WM 2013, wo er den Erfolg von 2011 wiederholen möchte.<br />

Titelverteidigung als Ziel<br />

Am nationalen Wettbewerb an der<br />

Berufsmesse «Cité des métiers» in<br />

Genf massen sich zwölf Nachwuchskräfte<br />

aus den Schweizer Garagen,<br />

der AGVS. Traditionell wurde<br />

der Wettkampf vom Autogewerbeverband<br />

der Schweiz (AGVS) organisiert.<br />

In einem Parcours mit sechs<br />

Posten wurden die Konkurrenten<br />

vor teils sehr heikle Aufgaben gestellt.<br />

Zwölf Fachexperten bewerteten<br />

ihre Leistungen in den Bereichen<br />

Bremsen, Motormechanik,<br />

Fahrzeugelektrik, Radaufhängung,<br />

Diesel und Getriebe. Das Pensum<br />

der Teilnehmer entsprach in etwa<br />

der Lehrabschlussprüfung, allerdings<br />

unter erhöhtem Zeitdruck. Zusätzlich<br />

zu den fachlichen Anforderungen<br />

standen die Nachwuchskräfte<br />

also unter hoher psychischer Belastung.<br />

Junge engagieren sich<br />

Der aus Oberarth stammende Schwyzer<br />

Lukas Hediger liess sich nicht aus<br />

der Ruhe bringen. Er gewann den Titel<br />

vor Eric Mollard (Noréaz FR) sowie<br />

den beiden im dritten Platzierten<br />

Peter Flury ( Utzenstorf BE) und Stefano<br />

Gnesa (Brione TI). AGVS- Zentralpräsident<br />

Urs Wernli würdigte an<br />

der Siegerehrung das Engagement<br />

der jungen Berufsleute: «Die Mobilität<br />

ist entscheidend für die Wirtschaft<br />

und damit für unseren Wohlstand.<br />

Die Fachleute in den Garagen sorgen<br />

dafür, dass die Fahrzeuge sicher und<br />

zuverlässig auf den Strassen rollen.»<br />

Wernli lobte auch die effiziente Zusammenarbeit<br />

zwischen den Berufsverbänden,<br />

Behörden, Berufsschulen<br />

und Lehrbetrieben in der Berufsbildung.<br />

Paukenschlag in Berlin<br />

Die zwölf Finalisten der Schweizer<br />

Meisterschaft hatten sich im August<br />

2012 an einem Casting mit dem Motto<br />

«Superstar gesucht» unter 26 Automobil-Mechatronikern<br />

(früher:<br />

Automechaniker) als die Besten erwiesen.<br />

Für die beiden Besten war<br />

Genf allerdings nicht Endstation: He-<br />

Grosses Fachkönnen,<br />

gute Nerven:<br />

Lukas Hediger<br />

will hoch<br />

hinaus.<br />

diger und Mollard nahmen zusätzlich<br />

am prestigereichen 5-Länder-<br />

Cup in Berlin teil, zusammen mit<br />

acht Kandidaten aus Deutschland,<br />

Luxemburg, Österreich und Südtirol<br />

Italien. Dieses Kräftemessen sollte<br />

den Ausschlag für die WM-Teilnahme<br />

in Leipzig geben. Nicht unerwartet<br />

setzte sich Schweizer Meister<br />

Lukas Hediger durch; er belegte den<br />

hinter einem deutschenKonkurrenten<br />

den zweiten Rang und liess sei-<br />

RANGLISTE SCHWEIZER MEISTERSCHAFT<br />

1. Lukas Hediger, Oberarth SZ<br />

2. Eric Mollard, Noréaz FR<br />

3. Stefano Gnesa, Brione TI und Peter Flury. Utzenstorf BE<br />

nen Konkurrenten Eric Mollard erneut<br />

hinter sich.<br />

Harte Konkurrenz<br />

In Leipzig wartet auf den 21-Jährigen<br />

eine spezielle Mission: er möchte den<br />

Sieg wiederholen, den Flavio Helfenstein<br />

aus Hildisrieden LU 2011 in London<br />

errungen hat. «Es ist eine grosse<br />

Herausforderung, zur Titelverteidigung<br />

anzutreten. Aber ich freue mich<br />

sehr darauf und werde mein Bestes<br />

geben», sagt Hediger. Zuversichtlich<br />

ist auch Jürg Fluri, Leiter Berufsbildung<br />

beim AGVS. «Die anderen Nationen<br />

haben zwar aufgeholt, doch<br />

werden auch wir die Vorbereitung<br />

weiter verbessern.» Der Experte weist<br />

darauf hin, das Spitzenplatzierungen<br />

keine Selbstverständlichkeit seien,<br />

denn die Kandidaten der Konkurrenz<br />

(vorab die Asiaten) würden teilweise<br />

ein ganzes Jahr für das Training freigestellt.<br />

«Das können und wollen wir<br />

uns nicht leisten. Bei uns erfolgt die<br />

Vorbereitung vor allem durch das duale<br />

Berufsbildungssystem und die täglichen<br />

Herausforderungen auf dem<br />

Arbeitsplatz.» Pd


Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 KMU-PORTRÄT 13<br />

G.NEUENSCHWANDER SÖHNE AG – Das traditionelle Familienunternehmen in Oberdiessbach BE pflegt seit 150 Jahren ein altes<br />

Handwerk – mit Erfolg: Heute ist es die grösste industrielle Fellgerberei in der Schweiz.<br />

Mit viel Fingerspitzengefühl zum Fell<br />

Mitinhaber Bernhard Neuenschwander ist stolz auf<br />

die hohe Qualität der Felle.<br />

Mit viel Weitsichtigkeit, Innovation,<br />

Kreativität und Fingerspitzengefühl<br />

lebte die Familie Neuenschwander<br />

während 150 Jahren ihre grosse Leidenschaft<br />

für Felle und Leder. Heute<br />

in der fünften Generation zählen diese<br />

Werte immer noch. Dies beweist ein<br />

Blick vor Ort in den Produktionsbetrieb<br />

der G. Neuenschwander Söhne AG<br />

GNS im bernischen Oberdiessbach.<br />

Beeindruckend ist das Felllager. Dort<br />

stapeln sich 600 Paletten voller Felle:<br />

Fuchs, Hase, Gämse, Schaf, Dachs,<br />

Hirsch, Reh, Marder, Rind, Kaninchen<br />

usw. Die gehäutete Pracht sämtlicher<br />

einheimischer Nutz- und Wildtiere ist<br />

hier gelagert und wartet auf die Verarbeitung<br />

oder den Verkauf. Aus 40 000<br />

Tierhäuten werden pro Jahr hochwertige<br />

Fellprodukte hergestellt. Obwohl<br />

Maschinen die Arbeit erleichtern, vollzieht<br />

sich die Verarbeitung der Felle<br />

nach denselben Prinzipien wie zu Urgrossvaters<br />

Zeiten. «Die Gerbung dauert<br />

heute noch drei Wochen statt wie<br />

früher drei Monate», erklärt Bernhard<br />

Neuenschwander, Mitinhaber und Präsident<br />

der Geschäftsleitung.<br />

Die Temperaturen purzeln wieder in<br />

den Minusbereich. Was gibt es da<br />

Schöneres, als sich ins warme Schaffell<br />

auf dem Sofa zu kuscheln oder mit<br />

Lammfell gefüttertem Mantel und Stiefeln<br />

Väterchen Frost zu trotzen.<br />

Felle und Pelze schützten nicht nur<br />

einst ihre vierbeinigen Träger sicher<br />

vor Wind und Wetter, sondern sind<br />

auch für den Menschen von heute ein<br />

zuverlässiger und erst noch eleganter<br />

Kälteschutz. Während früher ein Fell<br />

vor allem diese Funktion erfüllte, ist es<br />

heute eher ein Trendprodukt, das zur<br />

Dekoration oder als Modeaccessoire<br />

verwendet wird. Mit der schwindenden<br />

Bedeutung ist aber auch der Wert<br />

gesunken. Allerdings hat das Fell in<br />

letzter Zeit wieder an Bedeutung gewonnen.<br />

«Das Schaffell erlebt ganz klar<br />

eine Renaissance, es ist in vielen Kinderwagen<br />

und Betten zu finden», betont<br />

Bernhard Neuenschwander und<br />

ergänzt: «Praktisch in jeder zweiten<br />

Berghütte finden sich Schaf- oder Rinderfelle<br />

als warme und bequeme Sitzdekoration.»<br />

Keine Felle von Zuchttieren<br />

Der Pelz erlebt in diesem Winter ein<br />

besonderes Revival. So wurde dieses<br />

Mit viel Liebe zum Detail: In der Gerberei Neuenschwander in Oberdiessbach<br />

wird die Handarbeit grossgeschrieben.<br />

Traditionelles Handwerk<br />

grossgeschrieben<br />

Felle sind Naturprodukte. Diesem<br />

Umstand trägt die GNS auch bei den<br />

Veredelungsprozessen Rechnung. Ein<br />

besonderes Augenmerk gilt deshalb<br />

der Umweltverträglichkeit. «Wir gerben<br />

sehr schonend. Es ist für uns eine<br />

Voraussetzung, dass wir die strengen<br />

Normen und Vorschriften bezüglich<br />

des Abwassers einhalten», betont<br />

Neuenschwander. Die sogenannten<br />

Gerbflotten – mit Gerbstoffen angereichertes<br />

Wasser – werden nach einem<br />

Gerbprozess zurückgepumpt<br />

und wiederverwendet. Bei der Mimosa-Biogerbung<br />

kommen ausschliesslich<br />

pflanzliche Gerbstoffe zum Einsatz,<br />

bei den anderen Verfahren ungiftige<br />

Salze. Die Rezepturen sind<br />

streng geheim.<br />

Nebst der Umweltverträglichkeit wird<br />

auch das traditionelle Handwerk<br />

grossgeschrieben. «Traditionelles<br />

Hand werk ist nach wie vor sehr gefragt<br />

und mit ihm Mitarbeitende, welche<br />

jenes untrügliche Gefühl für das<br />

Material besitzen, das durch nichts<br />

zu ersetzen ist», erklärt Neuenschwander.<br />

Viel Fingerspitzengefühl<br />

ist auch für den An- und Verkauf elementar:<br />

«Man muss in die Felle greifen,<br />

darüberstreichen und das Leder<br />

auf Geschmeidigkeit prüfen», demonstriert<br />

Neuenschwander gleich<br />

vor Ort in der Produktion. Auch in<br />

der Verarbeitung setzt man auf Handarbeit:<br />

Die Felle müssen nach dem<br />

Waschgang und vor dem Kämmen<br />

zum Trocknen aufgespannt werden<br />

–das wird sogar im Grossbetrieb noch<br />

von Hand gemacht.<br />

Spezialwünsche werden erfüllt<br />

Handarbeit mit viel Liebe zum Detail<br />

ermöglicht dem Traditionsunternehmen<br />

auch, immer wieder Spezialwünsche<br />

für seine Kunden zu erfüllen<br />

und sich so von der Konkurrenz<br />

abzuheben. «Vom rohen Fell bis zum<br />

hochwertigen Fellprodukt – alles unter<br />

einem Dach», von diesem Prinzip<br />

der GNS profitieren Kunden verschiedenster<br />

Art. Der Kaninchenzüchter<br />

bringt ein rohes Fell und erhält es<br />

nach einigen Wochen gegerbt und<br />

schön zugerichtet zurück. Mehrere<br />

Schweizer Grossverteiler und Einrichtungsketten<br />

setzen als Wiederverkäufer<br />

auf Fellprodukte der GNS<br />

– trotz billiger Angebote aus dem<br />

Ausland: «Sie schätzen die hohe Qualität,<br />

die umweltgerechte Herstellung<br />

und die lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />

der Felle», freut sich Neuenschwander<br />

und erklärt einen weiteren<br />

Kundenvorteil: «Bei uns ist es<br />

auch möglich, in kleiner Stückzahl<br />

zu produzieren.» Garagen, Babyshops,<br />

Grossverteiler, Reitsportgeschäfte,<br />

Boutiquen, Drogerien usw.<br />

sind Abnehmer der begehrten Felle<br />

aus Oberdiessbach.<br />

Vom Handel zur Produktion<br />

Die ganz grosse Stärke dieser KMU<br />

liegt allerdings in ihrer Vielfältigkeit.<br />

In den ersten 110 Jahren ihres Bestehens<br />

widmete sich die Firma vor allem<br />

dem Handel von rohen und halbfertigen<br />

Fellen sowie von Leder.<br />

Schon im 19. Jahrhundert pflegten<br />

der Firmengründer Gottlieb Neuenschwander<br />

und seine Söhne vielfältige<br />

Geschäftsbeziehungen weit über<br />

die Landesgrenzen hinaus. In den<br />

1950er- und 1960er-Jahren mussten<br />

sich die dritte und vierte Generation<br />

grossen Herausforderungen stellen:<br />

Die Naturprodukte Fell und Leder<br />

wurden zunehmend durch Kunststoffe<br />

verdrängt. Dies wirkte sich sowohl<br />

auf die Preise wie auch auf das Handelsvolumen<br />

der GNS AG ungünstig<br />

aus. Mit dem Bau einer Gerberei ⁄ Zurichterei<br />

in Oberdiessbach erschloss<br />

sich die Firma ein neues Geschäftsfeld:<br />

Seit 1970 veredelt sie hier rohe<br />

Felle zu fertigen Fellprodukten. Daneben<br />

handelt sie nach wie vor weltweit<br />

mit rohen Häuten und Fellen.<br />

Im Wallis und in der Westschweiz<br />

beliefert die GNS zudem Hunderte<br />

von Metzgereibetrieben. Unter dem<br />

Label «Megoval» betreibt sie in Sierre<br />

AKTUELLE NATURPRODUKTE – Felle erleben in diesem Winter ein Revival – die GNS kann mit ihrem<br />

breitgefächerten Angebot aus dem Vollen schöpfen und fast jeden pelzigen Wunsch erfüllen.<br />

Der Pelz erlebt eine Renaissance<br />

Jahr in auffallend vielen Herbst- und<br />

Winterkollektionen der renommierten<br />

Häuser der Haute Couture Pelz<br />

verarbeitet, wie dies seit den 80er-<br />

Jahren, als der Pelz in Verruf kam,<br />

nicht mehr der Fall war. Dies kann<br />

auch Neuenschwander bestätigen:<br />

«Jacken mit Pelzbesatz (Rotfuchs)<br />

verkaufen sich wieder gut.» Allerdings<br />

ist bei der GNS Pelztragen keine<br />

Gewissensfrage. Edelpelze sind<br />

in der Firma Neuenschwander kein<br />

Thema: «Wir verarbeiten keine Felle<br />

von Zuchttieren, dass könnte ich<br />

tatsächlich nicht mit ruhigem Ge-<br />

wissen tun. Unsere Ware beziehen<br />

wir einerseits von Schlachthöfen<br />

und Metzgereien, anderseits bringen<br />

uns Jäger und Kaninchenzüchter<br />

Felle», so Neuenschwander. Und er<br />

konkretisiert: «Wir verarbeiten also<br />

ein Schlachtnebenprodukt, unsere<br />

Tiere werden zur Fleischgewinnung<br />

und nicht zur Pelzproduktion geschlachtet<br />

oder gejagt.»<br />

«Moralisches Recycling»<br />

So stammen die zahlreichen pelzigen<br />

Artikel und Kleider im grössten<br />

Schweizer Ledermodefachgeschäft<br />

Noch Jubiläumsrabatt auf Lederbekleidung bis Ende Dezember: Viele pelzige<br />

Ideen für Weihnachten.<br />

aus einem «moralischen Recycling».<br />

Die vielfältige Verwendbarkeit der<br />

Felle reicht von der Verarbeitung zu<br />

kuscheligen Lammfellen, Hausschuhen,<br />

Sitzbezügen oder Babydecken<br />

bis hin zu Spezialprodukten: Rehfelle<br />

dienen als Sattelunterlage,<br />

Hirschleder schickt man in die österreichischeLederhosenproduktion,<br />

Fuchs, Marder und Kaninchen<br />

gehen in die Pelzindustrie, aus «Gitzis»<br />

entstehen vorwiegend Trommelbezüge,<br />

aus Dachsborsten macht<br />

man Rasierpinsel, und Rinderfelle<br />

geben einen exquisiten Teppich oder<br />

Wandschmuck ab.<br />

Jubiläumsrabatt auf Lederbekleidungen<br />

bis Ende Dezember<br />

Elegante Lederjacken in höchster Qualität<br />

und in allen Formen, Facetten<br />

und Farben finden sich in den beiden<br />

Verkaufsgeschäften der GNS in Oberdiessbach<br />

und Sierre. Wer seinen<br />

Liebsten mit Pelz und Leder unter<br />

dem Weihnachtsbaum überraschen<br />

möchte, ist bestens beraten mit einem<br />

Naturprodukt von Neuenschwander.<br />

Noch bis Ende Dezember ist der Jubiläumsrabatt<br />

von 15 Prozent auf Lederbekleidung<br />

gültig. CR<br />

ein Cash & Carry mit Metzgereiartikeln<br />

aller Art. Das grösste Ledermodefachgeschäft<br />

der Schweiz in Oberdiessbach<br />

mit hauseigenem Nähatelier<br />

und einem erstklassigen Reparatur-<br />

und Änderungsservice runden<br />

den breitgefächerten Geschäftsbereich<br />

ab.<br />

Keine Gerberlehrlinge<br />

Nicht mehr mit dem Revolver in der<br />

Tasche wie damals ihr Ururgrossvater<br />

Gottlieb, aber mit demselben wachen<br />

Sinn für neue Chancen führen heute<br />

Bernhard und Marc Neuenschwander<br />

sehr umsichtig die Geschäfte. Tatkräftig<br />

unterstützt werden sie von 50 kompetenten<br />

Mitarbeitenden. Leider ist es<br />

mehr als zehn Jahre her, dass in der<br />

Schweiz ein Gerberlehrling das alte<br />

Handwerk erlernt hat. «Unsere Leute<br />

werden alle angelernt», erklärt Neuenschwander,<br />

der über einen künftigen<br />

Lehrling erfreut wäre. Dennoch<br />

ist er zuversichtlich, dass die GNS<br />

auch die nächsten 150 Jahre meistern<br />

wird. Corinne Remund<br />

LINK<br />

www.neuenschwander.ch<br />

DAS KURZE INTERVIEW<br />

«Wir sind vielseitig<br />

und flexibel!»<br />

Gewerbezeitung: Die G. Neuenschwander<br />

Söhne AG feiert dieses<br />

Jahr ihr 150-Jahr-Jubiläum. Wie lautet<br />

das Erfolgsrezept dieses Schweizer<br />

Traditionsunternehmens?<br />

n Bernhard Neuenschwander: Ein<br />

grosser Vorteil ist sicher, dass unser<br />

Betrieb sehr flexibel und vielseitig ist.<br />

Von der Gerberei ⁄ Zurichterei über den<br />

Rohwarenhandel, unser Modefachgeschäft<br />

für Lederbekleidung bis hin<br />

zum Metzgercenter in Sierre bewegen<br />

wir uns in vier verschiedenen Bereichen.<br />

Unser langjähriges Bestehen ist<br />

auch darauf zurückzuführen, dass jede<br />

Generation das Geschäft sehr umsichtig<br />

geführt hat und sich immer den<br />

Gegebenheiten und der aktuellen<br />

Wirtschaftslage angepasst hat.<br />

Was ist die grösste Herausforderung<br />

bei der Führung dieser KMU?<br />

n Unsere Vielseitigkeit macht es nicht<br />

immer einfach, allen Bedürfnissen<br />

der einzelnen Bereiche gerecht zu<br />

werden und dementsprechend alles<br />

unter einen Hut zu bringen.<br />

Was macht einen guten Geschäftsmann<br />

aus?<br />

Alle Zügel fest in der Hand zu halten<br />

und dabei den Überblick zu behalten.<br />

Was liegt Ihnen in Ihrem Betrieb am<br />

meisten am Herzen?<br />

n Wir sind die einzige industrielle<br />

Pelzzurichterei in der Schweiz. Das<br />

Gerben und Zurichten der Pelze ist<br />

sehr arbeitsintensiv. Wichtig ist uns<br />

dabei, die Handarbeit auch künftig<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Was wünschen Sie sich für die<br />

nächsten 150 Jahre?<br />

n Dass unsere Firma weiterexistieren<br />

wird und die zukünftigen Generationen<br />

weiterhin so weitsichtig und<br />

flexibel handeln, so dass das Unternehmen<br />

überleben wird. Ich wünsche mir<br />

auch, dass unsere Nachfolger den Mut<br />

haben, im Ernstfall aus der Not eine<br />

Tugend zu machen und dann ein<br />

branchenverwandtes Standbein neu<br />

aufbauen.<br />

Interview: Corinne Remund


14<br />

KMU-WELT<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 7. Dezember 2012<br />

KLEINSTBERUFE– Der Schweizerische <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> unterstützt den Schweizerischen Küfermeister-Verband bei der Lehrlingswerbung.<br />

Zurzeit gibt es (noch) keine Küferlehrlinge. – Ein Werkstattbesuch in der Küferei Suppiger in Küssnacht am Rigi.<br />

Handwerk mit Geschick und Innovation<br />

Es riecht nach gehobelten Spänen<br />

und frisch verarbeitetem Holz. Beissender<br />

Rauch steigt aus einem der<br />

grossen Eichenfässer. Das Fass wird<br />

«getoastet», einer der vielen Arbeitsschritte<br />

des Küfers. Im Fassinnern<br />

wird dabei ein Feuer angezündet, das<br />

etwa dreiviertelstunden lang brennt<br />

und imposante weisse Rauchschwanden<br />

fabriziert. «Durch das Ausfeuern<br />

der Barriques wird das Aroma des<br />

Weins gezielt beeinflusst. Man nennt<br />

dies leichte, mittlere oder starke Toastung»,<br />

erklärt Roland Suppiger, Inhaber<br />

der Küferei Suppiger in Küssnacht<br />

am Rigi. Er ist ein Meister seines<br />

Fachs: Mit viel Herzblut und Liebe<br />

zum Detail führt er dieses alte Handwerk<br />

erfolgreich aus. Dabei betreibt<br />

er dieses traditionelle Kunsthandwerk<br />

mit viel Weitsicht und Innovation,<br />

was ihm auch nicht alltägliche<br />

Aufträge einbringt. Wo andere lieber<br />

die Finger davon lassen und zum<br />

Schluss kommen, es sei unmöglich,<br />

da vollbringt Suppiger mit viel Geschick,<br />

Wissen und Erfahrung wahre<br />

Wunder. Eines dieser Meisterwerke<br />

der Küfereikunst sind bis zu 220 Quadratmeter<br />

grosse Holzwannenbecken<br />

aus Lärche für das Thermalbad auf<br />

dem ehemaligen Hürlimann-Areal in<br />

Zürich.<br />

Die Schule für Holzbildhauerei in<br />

Brienz ist eine einzigartige Institution<br />

in der Schweiz, in der das Holzbildhauerhandwerk<br />

erlernt werden<br />

kann. 1884 einst als Schnitzlerschule<br />

Brienz gegründet, wurde sie 1928<br />

die Fachschule und Lernwerkstatt des<br />

Kantons Bern. Noch grösseren Stellenwert<br />

bekam die Schule für Holzbildhauerei<br />

im Rahmen der Bildungsordnung<br />

2004, als sie Schulstandort<br />

für die Berufsfachschule für die<br />

kunsthandwerklichen Berufe Holzbildhauer,<br />

Holzhandwerker (Drechsler,<br />

Weissküfer), Korb- und Flechtwerkgestalter<br />

und Küfer wurde. Somit<br />

ist die Schule für Holzbildhauerei<br />

nicht nur führend in Europa, sondern<br />

gleichzeitig ein Kompetenzzentrum<br />

für gestalterische Holzberufe.<br />

Alte Tradition<br />

Als innovative Lehrwerkstatt für Holzbildhauerei<br />

inklusive Produktionsbetrieb<br />

bietet die Schule 24 Ausbildungsplätze<br />

für Holzbildhauer⁄innen EFZ<br />

an, welche gefragt sind. «Wir sind so<br />

quasi das Rückgrat der Holzbildhauerei<br />

in der Schweiz und verantwortlich<br />

für die Grundausbildung, die Weiterbildung<br />

und die Meisterausbildung»,<br />

erklärt Schulleiter Xaver Pfyl. Die<br />

Holzschnitzerei in Brienz ist auf eine<br />

lange Tradition zurückzuführen. 1900<br />

erzielte die Brienzer Holzschnitzerei<br />

an der Weltausstellung in Paris einen<br />

ersten internationalen Erfolg mit der<br />

Tellgruppe.<br />

Heute leben 30 bis 40 Holzbildhauer<br />

in der Region von ihrem Handwerk.<br />

In selbstständigen Betrieben fertigen<br />

die gelernten Holzbildhauerinnen und<br />

Holzbildhauer heute sowohl anspruchsvolle<br />

Auftragsarbeiten als auch<br />

Souvenirartikel an. Wichtig ist aber<br />

auch die Präsentation dieser Schwei-<br />

Kombination aus schwerer körperlicher Arbeit und viel Fingerspitzengefühl:<br />

Stefan Hodel (links) und Roland Suppiger beim Schlagen der Reifen.<br />

Mehr als ein Beruf<br />

Die Küferei sei eine Kombination aus<br />

schwerer körperlicher Arbeit und viel<br />

Fingerspitzengefühl. «Wir müssen sowohl<br />

kräftig zupacken, aber auch<br />

gleichzeitig sorgfältig und millimetergenau<br />

arbeiten können», erklärt<br />

Suppiger. Das alte Handwerk sei abwechslungsreich<br />

und fasziniere ihn.<br />

«Küfern ist mehr als ein Beruf, es ist<br />

BERUFSAUSBILDUNG – Die Schule für Holzbildhauerei in Brienz ist ein<br />

Kompetenzzentrum für gestalterische Holzberufe.<br />

Rückgrat der Holzbildhauerei<br />

eine Tradition, ein altes Schweizer<br />

Kulturgut, das ich weiterführen und<br />

erhalten möchte», betont Suppiger.<br />

Er stellt Fässer von 10 bis 17 000 Liter<br />

Inhalt her: Standen, Barriques für<br />

Winzer, Metzgereien, Mostereien und<br />

Brennereien, Bottiche, Badewannen;<br />

Pools und Bottiche für den Wellnessbereich<br />

sowie diverse Geschenkartikel.<br />

Die Nachfrage nach Holzfässern<br />

Die Schule für Holzbildhauerei ist nicht nur führend in Europa, sondern gleichzeitig<br />

ein Kompetenzzentrum für gestalterische Holzberufe.<br />

zer Tradition in der Öffentlichkeit. So<br />

hatte die Schule für Holzbildhauerei<br />

einen Auftritt an den Olympischen<br />

Spielen in London oder an der Weltausstellung<br />

in Shanghai 2010. Eine<br />

umfassende Sammlung von rund 2500<br />

in Gips gegossenen Figuren, Ornamenten<br />

und Tieren aus den diversen Epochen<br />

dient heute noch den Lernenden<br />

als Modell und stellt ein Kulturgut mit<br />

schweizweiter Ausstrahlung dar.<br />

Berufsübergreifender Unterricht<br />

In der Berufsfachschule besuchen die<br />

Lernenden jährlich vier Unterrichtsblöcke<br />

von je zwei Wochen. «Wir<br />

unterrichten zum Teil berufsübergreifend,<br />

das heisst, im allgemeinbildenden<br />

Unterricht sind alle fünf kunsthandwerklichen<br />

Berufe zusammen.<br />

Natürlich wird auch in kleineren<br />

Gruppen berufsspezifisch unterrichtet»,<br />

betont Xaver Pfyl. Am meisten<br />

Lernende finden sich bei den Holzbildhauern.<br />

Bei den Drechslern sind<br />

es neun Lernende, bei den Korb- und<br />

Flechtwerkgestaltern vier sowie bei<br />

den Weissküfern fünf, während seit<br />

2009 noch kein Küferlehrling ausgebildet<br />

wurde. «Wichtig ist, dass<br />

man der Öffentlichkeit zeigt, dass die<br />

fünf kunsthandwerkliche Berufe<br />

noch existierten und lernbar sind»,<br />

so Pfyl, der an die jeweiligen Berufsverbände<br />

appelliert, in dieser Sache<br />

noch etwas aktiver zu sein. Mit der<br />

Bewilligung des Ausbauprojektes<br />

wird bezüglich Bedeutung der Schule<br />

für Holzbildhauerei in Brienz auch<br />

ein politisches Zeichen gesetzt. Ein<br />

Teil des 9-Millionen-Franken-Projektes<br />

hat der Berner Regierungsrat bereits<br />

bewilligt. CR<br />

LINK<br />

www.holzbildhauerei.ch<br />

Präzises und sorgfältiges Arbeiten in der Küferei: Roman Camenzind (links)<br />

und Roland Suppiger beim Hobeln eines Fassbodens.<br />

sei immer noch gross. «Das älteste<br />

Holzfass in Gebrauch, das mir bekannt<br />

ist, stammt von 1771», so Suppiger.<br />

Ein Trend, der wahrscheinlich<br />

anhalten werde, sei die Nachfrage<br />

nach Sauna, Kühlbädern, Molkebädern,<br />

Whirlpools usw. Zum Betrieb<br />

gehören auch ein Holzlager und eine<br />

kleine Sägerei. «Egal, ob Massanfertigungen<br />

oder Serien, wir sind für<br />

alle Ideen offen und versuchen sie<br />

umzusetzen», so Suppiger.<br />

Methode wie vor 100 Jahren<br />

Suppiger und seine zwei Mitarbeiter<br />

Roman Camenzind und Stefan Hodel<br />

stellen jährlich rund 250 225-Liter-<br />

Fässer her. Dazu kommen rund 60<br />

andere kleinere Fässer und 25 bis 30<br />

Massanfertigungen. «Die Arbeit ist<br />

dieselbe wie zu Grossvaters Zeiten.<br />

Die Landschaft der Küfereien in der<br />

Schweiz wird immer kleiner. «In der<br />

Schweiz gibt es gerade noch fünf Küfereien»,<br />

erklärt Roland Suppiger. Es<br />

sind dies: Die Küferei Suppiger in<br />

Küssnacht am Rigi, die Küferei Turnheer<br />

in Bernek (SG), die Küferei<br />

Schuler in Seewen (SZ), die Küferei<br />

Anner in Tegerfelden (AG) und die<br />

Küferei Moser in Sumiswald (BE). In<br />

den 60er- und 70er-Jahren haben viele<br />

Küfereien ihren Betrieb eingestellt.<br />

Die Situation dieses Kleinberufes<br />

sieht momentan nicht gerade rosig<br />

aus. Das gleiche düstere Bild zeichnet<br />

sich auch im Schweizerischen<br />

Küfermeisterverband ab, deren 14<br />

Mitglieder ein Durchschnittsalter von<br />

70 Jahren vorweisen. Dementsprechend<br />

mangelt es an Nachwuchs.<br />

Sechs Lehrlinge in 30 Jahren<br />

Zurzeit gibt es in der Schweiz keinen<br />

Küferlehrling. Dies ist für Roland<br />

Suppiger, der als einziger in<br />

der Schweiz in seinem Betrieb Lehrlinge<br />

ausbilden darf und somit Lehrmeister<br />

und Prüfungsexperte ist,<br />

normal: «In den letzten 30 Jahren<br />

habe ich sechs Lehrlinge ausgebildet.<br />

Da wir weniger Arbeit als früher<br />

haben, macht es keinen Sinn,<br />

jedes Jahr Lehrlinge auszubilden»,<br />

erklärt er. Das Handwerk des Küfers<br />

sei körperlich sehr anstrengend.<br />

Ebenso sei ganz einfach das Interesse<br />

an diesem kunsthandwerklichen<br />

Beruf nicht so gross, erklärt er<br />

Lediglich durch technische Hilfsmittel<br />

wie die Hobelmaschine, den Stapler<br />

und den Kran wird die Arbeit etwas<br />

vereinfacht und erleichtert», sagt<br />

Suppiger. Er führt die Küferei in der<br />

vierten Generation. Sein Urgrossvater<br />

hatte den Betrieb 1895 in Buttisholz<br />

(LU) gegründet. Das Küfern sei ihm<br />

in die Wiege gelegt worden, erklärt<br />

Suppiger, der die Lehre bei seinem<br />

Vater machte. Anschliessend arbeitete<br />

er bei der Küferei Kennel in Küssnacht,<br />

die er 2004 übernahm. 2006<br />

baut er unter dem Namen Küferei<br />

Suppiger GmbH eine neue Werkstatt<br />

auf einem Industrieareal in Küssnacht.<br />

Corinne Remund<br />

LINK<br />

www.kueferei-suppiger.ch<br />

NACHWUCHSMANGEL – In der Schweiz gibt es noch fünf<br />

Küfereien. Lehrlinge sind leider sehr selten.<br />

Eine Welt, die sehr klein geworden ist<br />

einen Grund für den akuten Lehrlingsmangel.<br />

Aktiver Auftritt gegen aussen<br />

Dennoch ist Roland Suppiger, seit<br />

zehn Jahren Präsident des Schweizerischen<br />

Küfermeisterverbandes, zuversichtlich,<br />

dass dieser Berufsstand<br />

nicht aussterben wird. Wichtig sei<br />

der Auftritt gegen aussen. «Wir müssen<br />

daran arbeiten, dass wir entsprechend<br />

mehr wahrgenommen werden.<br />

Die Leute sollen realisieren, dass erstens<br />

dieses traditionelle Handwerk<br />

in der Schweiz noch betrieben wird<br />

und es zweitens noch Lehrplätze<br />

hat.» Als Schritt in die richtige Richtung<br />

sieht Suppiger in der Lehrlingsausbildung<br />

die innovative Berufsfachschule,<br />

die Schule für Holzbildhauerei<br />

in Brienz, die seit 2009 einziger<br />

Standort in der Schweiz für fünf<br />

kunsthandwerkliche Berufe, darunter<br />

der Küfer EFZ, ist. Zudem sei ein potenzieller<br />

Lehrling in Sicht.<br />

Als Silberstreifen am Horizont sieht<br />

Suppiger auch den Zusammenhalt<br />

der verbliebenen Küfereien untereinander<br />

sowie deren gemeinsame Projekte<br />

wie beispielsweise das Projekt<br />

«Barique Suisse Bois Suisse». Dabei<br />

werden Schweizer Barriques mit einer<br />

Ursprungsgarantie zertifiziert.<br />

«Während früher die einzeln Küfereien<br />

ums nackte Überleben kämpften<br />

und sich gegenseitig konkurrenzierten,<br />

haben sie sich heute zusammengeschlossen»,<br />

so Suppiger. CR


Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 RESSOURCEN 15<br />

HOLZMARKT SCHWEIZ – In der Task Force Wald + Holz + Energie vereinte Schweizer Rohholzverbraucher rufen zu einer stärkeren<br />

Nutzung des Schweizer Waldes auf und wehren sich gegen einseitige Gewichtung des Naturschutzes.<br />

Die Holzvorräte viel besser nutzen<br />

Die hohen Holzvorräte im Schweizer<br />

Wald werden nicht ausreichend genutzt.<br />

Gerade bei der wirtschaftlich<br />

wichtigsten Holzart, der Fichte, ist<br />

die Ernte auf ein tiefes Niveau gesunken.<br />

Für die seit Jahresfrist in der<br />

Task Force Wald + Holz + Energie<br />

(TF WHE) vereinten inländischen<br />

Rohholzverbraucher ist diese Entwicklung<br />

besorgniserregend. Mit<br />

dem Ziel, über die aktuelle Situation<br />

zu informieren und um gemeinsame<br />

Positionen und Handlungsansätze für<br />

eine verbesserte Rohstoffmobilisierung<br />

aus dem Schweizer Wald ableiten<br />

zu können, luden sie ausgewählte<br />

Branchenvertreter – Waldeigentümer,<br />

Forstunternehmer, Holzverarbeiter<br />

und Vertreter der Forschung<br />

– zur 1. Schweizer Rohholztagung<br />

nach Bern.<br />

Anlässlich der gut besuchten Tagung<br />

riefen die vereinten inländischen<br />

Rohholzverbraucher – sie verarbeiten<br />

90 Prozent des Holzes aus<br />

Schweizer Wäldern – die Waldbesitzer<br />

zum Schulterschluss für eine<br />

verbesserte Rohstoffmobilisierung<br />

aus dem Schweizer Wald auf. Gemeinsam<br />

müssten künftig die Akteure<br />

der Urproduktion und die Rohholzverbraucher<br />

für eine verstärkte<br />

Nutzfunktion des Schweizer Waldes<br />

und für die Interessen der Holznutzung<br />

eintreten, sagte Thomas Lädrach,<br />

Präsident der TF WHE und<br />

Geschäftsführer der Reinhardt Holz<br />

AG vor den Branchenvertreten aus<br />

Wald- und Holzwirtschaft. Zwar<br />

präsentiere sich die Versorgungslage<br />

aktuell etwas entspannt, mittel- bis<br />

langfristig sei aber mit gravierenden<br />

Versorgungsengpässen im Holz- und<br />

Energiesektor zu rechnen. «Der<br />

Trend zu mehr Naturschutz und<br />

TASK FORCE W+H+E<br />

Breite Allianz der<br />

Holzverwerter<br />

Die Task Force Wald + Holz + Energie<br />

(TF WHE) vereinigt auf Verbands- und<br />

Unternehmensebene die Schweizer<br />

Rohstoffverbraucher aus dem Holz-<br />

und Energiesektor. Der Task Force<br />

gehören die Verbände Holzindustrie<br />

Schweiz, Holzenergie Schweiz und<br />

Forstunternehmer Schweiz an sowie<br />

die Unternehmen AEK Energie AG,<br />

Axpo Holz + Energie AG, Despond<br />

SA, Holzwerk Lehmann AG, Kronospan<br />

Schweiz AG, Otto Lädrach AG,<br />

Papierfabrik Utzenstorf AG, Pavatex<br />

SA, Perlen Papier AG und Schilliger<br />

Holz AG.<br />

Allen Mitgliedern der TF WHE gemeinsam<br />

ist die Abhängigkeit vom<br />

Schweizer Wald und von dessen<br />

Rohstoff-Verfügbarkeit. Mit den<br />

Mitteln der Kommunikation setzt sich<br />

die TF WHE für eine bessere inländische<br />

Versorgung mit dem Rohstoff<br />

Holz, insbesondere mit Nadelholz, ein.<br />

Sie will:<br />

n die Rohstoffmobilisierung<br />

verbessern;<br />

n die Nutzfunktion des Waldes<br />

stärken;<br />

n Einfluss nehmen auf die aktuellen<br />

politischen Rahmenbedingungen, die<br />

einer nachhaltigen Nutzung des<br />

Schweizer Waldes zuwiderlaufen.<br />

Ein umfassender Einblick in die<br />

Themengebiete Wald + Holz + Energie<br />

sowie in die gemeinsamen Positionen<br />

der Mitglieder der TF WHE sind auf<br />

der neu lancierten Website zu finden.<br />

LINK<br />

www.taskforceholz.ch<br />

zunehmender Freizeitnutzung des<br />

Waldes nimmt zu, während sich die<br />

Rahmenbedingungen für die Holzwirtschaft<br />

laufend verschlechtern»,<br />

sagte Lädrach. Es gelte, übertriebene<br />

Nutzungseinschränkungen zu<br />

bekämpfen und die Nutzungsfunktion<br />

des Schweizer Waldes zu stärken.<br />

Grund für den Aufruf zum Schulterschluss<br />

bildet die seit Jahren rückläufige<br />

inländische Holzernte. Heute<br />

ist in der Schweiz das Rundholzangebot,<br />

insbesondere bei der bei den<br />

Holzverarbeitern beliebten Fichte,<br />

auf ein besorgniserregendes Niveau<br />

gesunken. Ein Blick auf die Erntemengen<br />

von Nadelstammholz von<br />

2004 bis 2011 zeigt den rückläufigen<br />

Trend in den letzten Jahren deutlich:<br />

Das wichtigste Sortiment für die ganze<br />

nachgelagerte Holzverarbeitung<br />

ist gegenüber 2004 um 19 Prozent<br />

gesunken. Die Gründe für diese Entwicklung<br />

sind neben einer sinkenden<br />

Ernteintensität – pro Fläche wird in<br />

der Schweiz immer weniger Holz genutzt<br />

– auch die laufend abnehmende<br />

bewirtschaftete Waldfläche.<br />

«Neue Religion» Biodiversität<br />

Wie Nationalrat Jean-François Rime,<br />

Inhaber der Despond SA in Bulle und<br />

Präsident von Holzindustrie Schweiz,<br />

darlegte, sind die aktuell in der<br />

Schweiz herrschenden politischen<br />

Rahmenbedingungen in hohem Mass<br />

verantwortlich für diese Entwicklung.<br />

Diese würden aufgrund einer<br />

massiven Übergewichtung der Naturschutzfunktion<br />

des Waldes zu Lasten<br />

der Holznutzung einer nachhaltigen<br />

Nutzung des einheimischen Waldes<br />

zuwiderlaufen. Problematisch sei insbesondere<br />

die starke Förderung von<br />

Laubholz zu Lasten des für die Verarbeitung<br />

deutlich stärker nachgefragten<br />

Nadelholzes. Mit falschen Anreizen<br />

hätten einige Kantone in den<br />

letzten Jahren massgeblich dazu beigetragen,<br />

dass Nadelholz im Mittelland<br />

knapp geworden sei.<br />

Holz verarbeitende Betriebe müssten<br />

langfristig planen und investieren<br />

können, so Rime: «Wenn aber die<br />

Versorgung nicht gesichert ist, so bedeutet<br />

dies ein grosses Risiko für die<br />

Unternehmen.» Der Bund schreibe<br />

die «neue Religion» Biodiversität<br />

grösser als die Nutz- und Schutzfunktion<br />

des Waldes, beklagte der<br />

Freiburger Säger. Betriebsschliessungen<br />

gebe es in der Branche meist<br />

wegen Versorgungsproblemen, sagte<br />

Rime. Und er kritisierte das öffentliche<br />

Beschaffungswesen, das dazu<br />

führe, dass im Bundeshaus Fenster<br />

aus Tschechien und für den Bau eines<br />

neuen Gefängnisses in Orbe Fertigelemente<br />

aus Spanien verwendet<br />

würden.<br />

Gegen neue Waldreservate<br />

Hansruedi Streiff, Direktor der Holzindustrie<br />

Schweiz, wies in seinem<br />

Referat insbesondere auf die schwindende<br />

bewirtschaftete Waldfläche in<br />

der Schweiz hin. Heute seien von<br />

der gesamten Schweizer Waldfläche<br />

nur noch maximal 48 Prozent bewirtschafteter<br />

Nadelwald, und ein<br />

Ende des Rückgangs sei bislang nicht<br />

in Sicht. Die Task Force setze sich<br />

deshalb ausdrücklich gegen eine<br />

weitere Ausdehnung von Waldreservaten<br />

und Sonderwaldstandorten im<br />

Schweizer Wald ein. Stossrichtungen<br />

für eine verbesserte Rohstoffmobilisierung<br />

aus dem Schweizer Wald<br />

sieht Streiff in erster Linie in der<br />

Verteidigung der bewirtschafteten<br />

Waldfläche sowie in einer besseren<br />

Erschliessung von vorratsreichen<br />

Waldbeständen in den Voralpen und<br />

Alpen, etwa durch die Erhöhung der<br />

Seilkranbeiträge. Dies kurble nicht<br />

nur die Wirtschaft an, sondern trage<br />

– über das Verbauen des Rohstoffs<br />

Holz – wesentlich zur Erreichung<br />

klimapolitischer Ziele bei.<br />

Ein Vertreter der Holzwirtschaft aus<br />

dem Kanton Graubünden – er hat die<br />

Holzernte als einziger Kanton in den<br />

letzten Jahren um sieben Prozent<br />

gesteigert – betonte die wesentliche<br />

Funktion von Seilkränen zur Holzgewinnung<br />

in schwer erschliessbarem<br />

Gelände. Diese Investitionen<br />

würden sich viel eher lohnen als solche<br />

in teure Erschliessungen durch<br />

Strassen.<br />

Für Holzenergie und Papier<br />

Auch für den Holzenergiesektor ist<br />

laut Daniel Gobbo, Geschäftsführer<br />

der Axpo Tegra AG, eine verbesserte<br />

und professionalisierte Holzmobilisierung<br />

zentral wichtig. Die Branche<br />

sitze hier im gleichen Boot wie die<br />

übrigen Rohholzverbraucher. Denn<br />

obwohl im Holzenergiesektor sämtliche<br />

Sortimente verwertet werden<br />

können, bedeute ein Mehrangebot<br />

von Schweizer Holz auch mehr erneuerbare<br />

einheimische Energie in<br />

Form von Wärme und Strom. Pellets<br />

werden zu Heizzwecke benutzt und<br />

bestehen zu mindestens 90 Prozent<br />

aus Nadelholz und zu maximal<br />

10 Prozent aus Laubholz. Die Pellets-<br />

Produktion, so Gobbo, sei «direkt<br />

von den Sägereien abhängig». Daher<br />

fordere auch die Holzenergiebranche<br />

die forcierte Nutzung einheimischen<br />

Holzes.<br />

Wie Marcel Moser, Vertreter der Perlen<br />

Papier AG in der Task Force Wald<br />

+ Holz + Energie, erläuterte, erachtet<br />

auch die inländische Papierindustrie<br />

die Versorgungssicherheit beim<br />

Die Task Force<br />

Wald + Holz +<br />

Energie will<br />

Brückenbauerin<br />

sein und<br />

die Interes sen<br />

der inländischenRohholzverbrauchergemeinsam<br />

vertreten.<br />

BILD: CORINNE<br />

CUENDET CLARENS/<br />

LIGNUM<br />

einheimischen Rohstoff Holz als<br />

nicht ausreichend. Für die Papierproduktion<br />

würden heute bereits 80 Prozent<br />

Altpapier eingesetzt. Eine ausreichende<br />

Ergänzung mit frischem<br />

Holz sei indes unabdingbar. «Frisches<br />

Holz ist wichtig für eine hohe<br />

Weisse des Papiers, für hohe Festigkeit<br />

und benötigt weniger Energie<br />

und Chemie in der Verarbeitung.»<br />

Ohne genügend Fichten- und Tannenholz<br />

aus der Schweiz müsse<br />

mehr importiert werden, was höhere<br />

Kosten verursache und die Konkurrenzfähigkeit<br />

mittel- bis langfristig<br />

gefährde. «Weder die Papier- noch<br />

die Platten-, die Säge- oder die Pelletindustrie<br />

können ohne genügende<br />

Produktion von Fichten-⁄Tannenholz<br />

langfristig überleben», sagte Moser<br />

und forderte die Forstbehörden zum<br />

Umdenken auf: «Nicht Laubholz,<br />

sondern Nadelholz ist gefragt.»<br />

En/Pd<br />

Engagierter Säger und Präsident von Holzindustrie Schweiz: Nationalrat Jean­<br />

François Rime wehrt sich gegen die «neue Religion Biodiversität» und plädiert<br />

für eine bessere Nutzung des Schweizer Waldes. BILD: EN


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17<br />

SERVICE<br />

ENERGIEEFFIZIENZ – Bei elektrischen Antriebssystemen gibt es viele recht einfache Sparmöglichkeiten.<br />

Davon wird allerdings erst ein Bruchteil genutzt.<br />

Schlummerndes Potenzial<br />

Elektrische Antriebe für Pumpen,<br />

Ventilatoren, Kompressoren und vielfältige<br />

mechanische Prozesse in Industrie,<br />

Gebäudetechnik und Infrastrukturanlagen<br />

machen rund 40 Prozent<br />

des schweizerischen Stromverbrauchs<br />

aus. Das entspricht etwa<br />

26 Milliarden Kilowattstunden (kWh).<br />

Etwa die Hälfte davon entfällt auf die<br />

Industrie, wo elektrische Antriebe<br />

häufig bis zu 70 Prozent des benötigten<br />

Stroms verbrauchen. Ein erheblicher<br />

Anteil liesse sich durch effizientere<br />

Antriebssysteme einsparen.<br />

Der Bund schätzt dieses Einsparpotenzial<br />

gesamthaft auf 20 Prozent<br />

oder 5 Milliarden kWh pro Jahr. Das<br />

entspricht gut 8 Prozent des Schweizer<br />

Stromverbrauchs und Stromkosten<br />

von rund 700 Millionen Franken<br />

pro Jahr.<br />

Zumeist veraltete Motoren<br />

Zur Erschliessung dieses Potenzials<br />

müssen in der Praxis allerdings etliche<br />

Hürden überwunden werden. Im<br />

Rahmen des Förderprogramms «Effizienz<br />

für Antriebssysteme» (Easy)<br />

wurde genauer analysiert, wie es um<br />

die Effizienz des Motorenparks in<br />

vier Produktionsbetrieben und einer<br />

Infrastrukturanlage bestellt ist. Geleitet<br />

wird das Programm von der<br />

Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz<br />

(S.A.F.E.) – unterstützt<br />

durch Fördergelder im Rahmen der<br />

Wettbewerblichen Ausschreibungen<br />

durch das Bundesamt für Energie.<br />

Veraltet und überdimensioniert<br />

In den fünf Objekten wurden insgesamt<br />

1518 elektrische Motoren untersucht.<br />

Die Hälfte hat eine Leistung<br />

von weniger als 4,5 Kilowatt (kW).<br />

Die Motoren laufen im Mittel während<br />

4323 Stunden pro Jahr, das heisst,<br />

rund 12 Stunden pro Tag. Das Durchschnittsalter<br />

liegt bei 16 Jahren, wobei<br />

der älteste Motor seit 46 Jahren(!) im<br />

Einsatz steht. «Die meisten der untersuchten<br />

Motoren sind veraltet», sagt<br />

Easy-Programmkoordinatorin Rita<br />

Werle. Diesen Befund stützt sie auf<br />

internationale Erfahrungswerte, wo-<br />

Die BBC fusionierte<br />

vor 24<br />

Jahren mit ASEA<br />

zu ABB: Der<br />

Motor läuft aber<br />

bestens weiter.<br />

nach die technische Lebensdauer von<br />

elektrischen Antrieben mit einer Leistung<br />

bis 10 kW bei zehn bis zwölf<br />

Jahren liegt.<br />

Starke Überdimensionierung<br />

Was die Untersuchung ebenfalls zu<br />

Tage förderte: Die mittlere Auslastung<br />

der Motoren liegt bei weniger als 60<br />

Prozent. «Das deutet auf eine starke<br />

Überdimensionierung der Antriebe<br />

hin», erklärt Werle. Hin zu kommt,<br />

dass nur 214 Motoren (14 Prozent)<br />

mit Frequenzumrichtern zur Lastregelung<br />

ausgerüstet sind. Diese sorgen<br />

dafür, dass die Motoren je nach benötigter<br />

Leistung im optimalen Bereich<br />

laufen. Oder anders ausgedrückt:<br />

86 Prozent der untersuchten<br />

und meist überdimensionierten Motoren<br />

verbrauchen mangels Lastregulierung<br />

unnötig viel Strom im energetisch<br />

ungünstigen Teillastbereich.<br />

Fehlendes Lebenszyklus-Denken<br />

Dieser Befund erstaunt angesichts<br />

der Tatsache, dass 95 Prozent der<br />

Lebenszyklus-Kosten von Motoren<br />

auf den Stromverbrauch entfallen.<br />

Beschaffungs- und Wartungskosten<br />

schlagen lediglich mit etwa 5 Prozent<br />

zu Buche. Warum wird also nicht<br />

mehr in effizientere Antriebe investiert?<br />

Conrad U. Brunner, Experte bei<br />

der Schweizerischen Agentur für<br />

Energieeffizienz und Leiter des<br />

Schweizer Projekts Topmotors, hat<br />

eine simple Erklärung: «In vielen Unternehmen<br />

fehlt es am Lebenszyklus-<br />

Denken. Wenn die Stromkosten für<br />

Motoren wie in vielen untersuchten<br />

Betrieben zudem unter 1 Prozent des<br />

Jahresumsatzes liegen, ist die Aufmerksamkeit<br />

der Geschäftsleitungen<br />

für Stromkosteneinsparungen dementsprechend<br />

tief.» Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass die Industrie mit<br />

sehr kurzen Payback-Zeiten arbeitet.<br />

Effizienzmassnahmen, die sich nicht<br />

in drei bis fünf Jahren auszahlen,<br />

werden nicht realisiert.<br />

Never touch a running system!<br />

Seit 2011 gelten in der Schweiz synchron<br />

zur EU Mindestanforderungen<br />

für elektrische Motoren und Nassläufer-Umwälzpumpen.<br />

In den Leistungsklassen<br />

von 0,75 Kilowatt (kW)<br />

bis 375 kW dürfen in der Schweiz<br />

nur noch elektrische Motoren in Verkehr<br />

gesetzt werden, die der Anforderung<br />

«IE2» genügen, was einer<br />

hohen Energieeffizienz entspricht.<br />

Ab 2015 gilt für den Leistungsbereich<br />

von 7,5 kW bis 375 kW als<br />

Mindestanforderung der aktuell beste<br />

Standard «IE3» (Premium-Effizienz).<br />

IE2 ist dann nur noch zulässig<br />

für Motoren mit Frequenzumrichter.<br />

Ab 2017 gilt die IE3-Anfor-<br />

derung auch für die kleineren<br />

Motoren im Bereich von 0,75 kW bis<br />

7,5 kW. Absehbar ist bereits der<br />

noch bessere Standard IE4 (Super<br />

Premium Effizienz).<br />

Wie stark das weitgehend noch brachliegende<br />

Einsparpotenzial erschlossen<br />

wird, hängt allerdings nicht nur von<br />

der Effizienz der elektrischen Antriebe<br />

ab. «Die grössten Einsparpoten ziale<br />

werden nicht durch einen reinen Motorenersatz<br />

realisiert, sondern durch<br />

die Optimierung des gesamten Antriebssystems»,<br />

erklärt Conrad Brunner.<br />

Hier ortet er denn auch eine der<br />

grössten Herausforderungen. Denn<br />

neben sehr strengen Payback-Kriterien<br />

werden Effizienzmassnahmen in<br />

Produktionsanlagen in der Regel auch<br />

durch einen unverrückbaren Grundsatz<br />

verunmöglicht: Never touch a<br />

running system! «Motorenhersteller,<br />

Maschinenbauer und Motorenanwender<br />

sollten sich vor einer besseren<br />

Motoren- und Systemeffizienz nicht<br />

scheuen», sagt Brunner. Es brauche<br />

dafür betriebsintern mehr Ressourcen,<br />

den Mut von Unternehmen, auch<br />

externes, unabhängiges Knowhow<br />

beizuziehen und vor allem ein gutes<br />

Aus- und Weiterbildungsangebot im<br />

Bereich der Optimierung von elektrischen<br />

Antriebssystemen, das heute<br />

noch «sehr bescheiden» sei.<br />

Armin Braunwalder<br />

SPRACHKURSE – Wörterbuch-Spezialist Langenscheidt überrascht mit einem schlauen Lehrgang,<br />

der auf das veränderte Lernverhalten und den heutigen Medienkonsum abgestimmt ist.<br />

Für modernes nachhaltiges Lernen<br />

Der Sprachkurs «Langenscheidt<br />

IQ» beruht<br />

auf einer mehr als zweijährigen<br />

intensiven<br />

Entwicklungsarbeit des<br />

deutschen Verlagshauses.<br />

Es trägt dem Trend<br />

nach individuellen, flexiblen,<br />

mobilen und<br />

massgeschneiderten Lösungen<br />

Rechnung und<br />

ist nach modernsten didaktischenErkenntnissen<br />

aufgebaut. Lob für die<br />

Neuentwicklung gab es sogar von<br />

mehreren Universitätsprofessoren,<br />

die sich sonst nicht über kommerzielle<br />

Produkte äussern.<br />

Der Lehrgang besteht aus fünf Modulen<br />

(Software-Training, Bücher, Audio-<br />

Kurs, App und Virtual Classroom), die<br />

ideal aufeinander abgestimmt und<br />

durch einen Online-Lern-Manager intelligent<br />

miteinander vernetzt sind.<br />

Dabei werden alle Vorteile<br />

eines modernen<br />

Selbstlernkurses mit den<br />

Möglichkeiten eines institutionellenSprachkurses<br />

kombiniert. Die<br />

«Schüler» bleiben flexibel,<br />

mobil und unabhängig,<br />

ohne auf Individualisierbarkeit,<br />

direktes Feedback<br />

und Live-Kommunikation<br />

verzichten zu müssen.<br />

Aufgrund des hohen Individualisierungsgrades<br />

eignet sich<br />

der Kurs für jeden Lerntyp.<br />

Die Software auf dem USB-Stick für<br />

Mac und PC trainiert in 13 verschiedenen<br />

Spielformen Wortschatz,<br />

Grammatik und Kommunikation<br />

und sichert den dauerhaften Lernerfolg.<br />

Der Audio-Kurs auf einer MP3-<br />

CD ist ein mobiler Trainer für unterwegs,<br />

mit dem das Gehör geschult<br />

und die Ausprache optimiert werden.<br />

Die App für iPad, iPhone, iPod touch<br />

oder Android Smartphone können für<br />

spontanes und spielerisches Vokabeltraining<br />

zwischendurch nutzen. Im<br />

Virtual Classroom können die neuen<br />

Sprachkenntnisse angwendet werden;<br />

man bekommt dazu sofort Feedback<br />

von einem deutschsprechenden<br />

Coach (2 × 2<br />

ANZEIGE<br />

Trainingseinheiten).<br />

Wer «Langenscheidt IQ»<br />

bewältigt, erwirbt nachhaltige<br />

Kenntnisse in<br />

den Sprachniveaus A1<br />

und A2. Dies wird Langenscheidt-Sprachenzertifikat<br />

über das nach den<br />

offiziellen Standards des<br />

Gemeinsamen Europäischen<br />

Referenzrahmens<br />

(GER) erreichte Niveau<br />

(diese Standards werden<br />

auch von der Schweiz<br />

anerkannt).<br />

Im Buchhandel erhältlich sind vorerst<br />

Englisch- und Spanischkurse (je<br />

Fr. 249.50). Pd<br />

LINK<br />

www.langenscheidt-iq.de.<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

BÜCHERTISCH<br />

Genuss mit Rezeptklassikern<br />

Die moderne Küche mag viele Reize haben –<br />

doch manchmal muss es einfach ein Wiener<br />

Schnitzel, eine Lasagne oder ein Apfelstrudel<br />

sein. Es gibt sie eben, diese Klassiker, die man<br />

beim Grosi oder im «Hotel Mama» so sehr geliebt<br />

hat. In den Kochbüchern sind die Rezepte<br />

allerdings recht verstreut. Entsprechend praktisch<br />

ist der Sammelband «Teubner Klassiker»<br />

aus dem deutschen GU-Verlag. Er bietet eine<br />

einzigartige Kollektion von über 300 bewährten<br />

Rezeptideen aus aller Welt. Die wohlbekannten<br />

Spezialitäten sind allesamt dem heutigen Genussstandard<br />

angepasst. Dafür sorgt nicht zuletzt<br />

der bekannte TV-Koch Johann Lafer mit<br />

seinen 150 Profitipps, Empfehlungen und Varianten,<br />

die er zu diesem Buch beigetragen hat.<br />

Die vorgestellten Vorspeisen, Salate, Suppen und<br />

Eintöpfe, kleine Gerichte und Beilagen, Hauptgerichte<br />

mit Fisch und Meeresfrüchten, Fleisch,<br />

Wild und Geflügel sowie verschiedene Desserts<br />

sind wirklich repräsentativ für die aktuelle Weltküche<br />

(das Züri Geschnätzlets fehlt natürlich<br />

nicht!).<br />

n Teubner Klassiker, Gräfe und Unzer<br />

Verlag, ISBN 978-3-8338-2528-6, Fr. 105.–<br />

Sehnsucht nach dem Süden<br />

Gabriele Kunkel hat sich mit einem Häuschen<br />

im Piemont ihren persönlichen Traum vom Süden<br />

verwirklicht. Ihre Begeisterung hat sie in<br />

einem Buch «verarbeitet», das einem Loblied an<br />

die «Italianità» gleichkommt. Die Autorin berichtet<br />

über typisch italienische Eigenheiten und<br />

kuriose Erfahrungen, wobei sie manchmal mit<br />

ihrer Nachsicht recht weit geht. Ihre Stärke liegt<br />

klar im kulinarischen Bereich. Und sie nimmt<br />

ihre Leser mit – erzählt von duftenden Kräutern,<br />

den besten Tomatensorten und dem Blick in die<br />

Kochtöpfe der Nachbarn. Natürlich verrät Kunkel<br />

die besten (sehr gut formulierten und nachkochbaren)<br />

Rezepte – sie animiert aber auch<br />

zum Kopieren und Experimentieren. Das lustvolle<br />

Fazit: Dieses Buch ist eine ansprechende<br />

kulinarische Reise nach Italien, die den Begriff<br />

Dolce Vita zu erklären hilft.<br />

n Gabriele Kunkel: Ein italienischer<br />

Sommer, GU-Verlag, ISBN 978-3833825194,<br />

Fr. 35.50<br />

Inspiration aus Neuseeland<br />

Von der neuseeländischen Küche hat in der<br />

Schweiz wohl noch niemand gehört. Die neuseeländische<br />

TV-Köchin Annabel Langbein<br />

möchte nicht für eine regionale Küche nicht<br />

missionieren oder mit gastronomischen Kunststücken<br />

beindrucken, in ihrem neuen Buch geht<br />

es darum, alte Tugenden zu erwecken, sich am<br />

Essen zu erfreuen und zu geniessen, was die<br />

Natur zur Verfügung stellt. Langbein verwendet<br />

in ihrer Küche nur frische Produkte aus der<br />

nächsten Umgebung, in der Saison geerntet und<br />

von bester Qualität. Als echten Luxus erachtet<br />

sie reife Früchte, frisch gefangene Fische oder<br />

gutes Fleisch direkt vom Bauernhof. Ganz egal,<br />

ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt: Es<br />

lohnt sich, bei einem guten Metzger, Gemüsehändler<br />

oder auf Wochenmärkten einzukaufen<br />

und sich beraten zu lassen. Die Auswahl der<br />

Rezepte reicht von mediterran bis asiatisch. Es<br />

kommen unwiderstehliche Tartes, jahreszeitliche<br />

Salate oder pikante Currygerichte auf den<br />

Tisch. Sogar selbstgemachter Käse gelingt dank<br />

Langbeins Tipps problemlos. Wer Inspiration<br />

und nicht Alltägliches sucht, kommt jedenfalls<br />

auf seine Rechnung. Totale Neueinsteiger dürften<br />

allerdings etwa Mühe haben.<br />

n Annabel Langbein: Natürlich kochen!, GU<br />

Autorenkochbuch, ISBN 978-3-8338-2822-5,<br />

Fr. 35.50


18<br />

WIEDEREINGLIEDERUNG<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

IV-REVISION – Fallbeispiele zeigen: Dank umfangreicher Unterstützung ist die Eingliederung von Beeinträchtigten auch für<br />

KMU möglich.<br />

Grosser Mehrwert – trotz Handicap<br />

ANZEIGE<br />

Daniel Troxler, Mitglied der Geschäftsleitung Ast und Fischer AG mit Herrn S.<br />

In der Wintersession hat der Nationalrat<br />

dem Kernstück des zweiten<br />

Teils der 6. IV-Revision zugestimmt:<br />

Dem stufenlosen Rentensystem. Dadurch<br />

soll sich Arbeit für IV-Bezügerinnen<br />

und -Bezüger in jedem Fall<br />

lohnen. Personen, die heute eine<br />

Rente beziehen, sollen wieder voll-<br />

oder teilzeitig in den Arbeitsprozess<br />

eingegliedert werden. Bereits Anfang<br />

2012 ist das erste Massnahmenpaket<br />

in Kraft getreten. Was heisst das für<br />

die KMU?<br />

Unterstützung für Betroffene<br />

und Vorgesetzte<br />

Daniel Troxler, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

der Berner Druckerei<br />

Ast und Fischer, hat sich überzeugen<br />

lassen: «Ich würde sofort wieder einen<br />

Trainingsarbeitsplatz zur Verfügung<br />

stellen. Er dient dem Betroffenen<br />

zur Wiedereingliederung, nützt<br />

aber auch der Firma.» Der Unternehmer<br />

hat ausprobiert, was sich die IV<br />

von vielen weiteren Betrieben erhofft:<br />

Er hat einen vorerst auf sechs<br />

Monate begrenzten Arbeitseinsatz ermöglicht.<br />

Herr S. suchte nach seinem zweiten<br />

Burnout einen geordneten Wiedereinstieg<br />

ins Arbeitsleben. Der Trainingsarbeitsplatz<br />

beim Druckereibetrieb<br />

wurde über die IV finanziert.<br />

Zu diesem Arrangement gehörte auch<br />

ein «Job Coach», der dem gesundheitlich<br />

angeschlagenen Mitarbeitenden,<br />

aber auch dem Vorgesetzten zur<br />

Seite stand.<br />

Vielfältige Vorteile für Betriebe<br />

Im Rahmen der 6. IVG-Revision wurden<br />

die Risiken für Arbeitgeber weiter<br />

verringert. Als Einsatzbetrieb erhalten<br />

die Unternehmen einen finan-<br />

ziellen Unterstützungsbeitrag. Die<br />

Betriebe profitieren zudem von einer<br />

hohen Loyalität eingegliederter Arbeitnehmer<br />

sowie von einem positiven<br />

Image auf dem Arbeitsmarkt, bei<br />

den Mitarbeitenden und bei der<br />

Kundschaft.<br />

Diese Erfahrung machte auch Reto<br />

Meyer, Geschäftsführer der Tour de<br />

Suisse Rad AG in Kreuzlingen: «Die<br />

Integration von behinderten Menschen<br />

ist eine soziale Bereicherung<br />

für jedes Team. Unser hörbehinderter<br />

Mitarbeiter arbeitet sehr genau und<br />

durch ihn konnten wir die Fehlerquote<br />

in seinem Bereich messbar senken.»<br />

Auch der Neuenburger Familienbetrieb<br />

Felco AG beschäftigt seit der<br />

Gründungszeit mehrere Mitarbeitende<br />

mit einer Beeinträchtigung. So hat<br />

der Hersteller von Baum- und Kabelscheren<br />

der jungen Frau A. eine Lehre<br />

ermöglicht. Wegen ihrer Hyperaktivität<br />

und Konzentrationsproblemen<br />

war sie bei der IV angemeldet. Heute<br />

ist Frau A. eine aufmerksame, fest<br />

angestellte Mitarbeiterin, die einen<br />

normalen Lohn bezieht.<br />

Dank Früherkennung Renten<br />

vermeiden<br />

Die IV bietet den Arbeitgebern bereits<br />

seit 2008 eine ganze Palette von<br />

Unterstützungsinstrumenten. Diese<br />

Massnahmen haben unter anderem<br />

zum Ziel, die Weiterbeschäftigung<br />

von kranken oder verunfallten Mitarbeitenden<br />

zu unterstützen.<br />

Dass es sich lohnt, frühzeitig zu<br />

handeln, hat auch Nicole Wenger<br />

festgestellt. Die Personalverantwortliche<br />

der Wenger Fenster AG im Berner<br />

Oberland hat nicht gezögert, mit<br />

der Krankentaggeldversicherung<br />

und der IV-Stelle Kontakt aufzuneh-<br />

Carlos Araque, Produktionsleiter der Felco AG mit Frau A.<br />

men, als es ihrem Mitarbeitenden<br />

Herrn R. aufgrund einer psychischen<br />

Beeinträchtigung immer<br />

schlechter ging. Dank der Unterstützung<br />

der Versicherungen war eine<br />

Reduktion des Arbeitspensums<br />

von 90 auf 50 Prozent möglich. Für<br />

Alain Linder, den Vorgesetzten von<br />

Herrn R., ist klar: «Diese Menschen<br />

brauchen in der Tat etwas mehr Aufmerksamkeit.<br />

Dafür hat der Betrieb<br />

in ihnen aber auch sehr dankbare<br />

und besonders motivierte Mitarbeiter.»<br />

Kompass für Arbeitgeber<br />

Um Arbeitgeber praxisnah zu informieren,<br />

wurde die Informationsplattform<br />

www.compasso.ch geschaffen.<br />

Sie orientiert über Unterstützungsangebote<br />

der IV, der Suva<br />

sowie der Privatversicherer und gibt<br />

Antworten auf Fragen wie: Wie<br />

kann ich rasch und richtig handeln,<br />

wenn ein Mitarbeitender häufig<br />

krank oder verunfallt ist? Welche<br />

Institutionen unterstützen mich als<br />

Unternehmer dabei? Wie lassen<br />

sich Risiken bei der Einstellung von<br />

behinderten Menschen klein halten?<br />

Fallbeispiele aus Firmen in der ganzen<br />

Schweiz zeigen ganz konkret,<br />

wie berufliche Eingliederung gelingen<br />

kann und welche Akteure die<br />

Betriebe dabei unterstützen.<br />

Regula Stocker,<br />

Geschäftsstelle www.compasso.ch<br />

LINK<br />

www.compasso.ch


Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 FORUM 19<br />

ECHO DER WOCHE<br />

Freiburger wollen weiterhin<br />

mit sauberem Strom heizen<br />

Stimmberechtigte lehnen kantonales Energiegesetz<br />

samt Verbot von Elektroheizungen ab.<br />

Wenn das nicht aufhorchen lässt: Das Freiburger<br />

Volk will – gegen den Willen des Grossen<br />

Rates und aller Parteien (samt SVP) – weiterhin<br />

Elektroheizungen tolerieren. Ein neues kantonales<br />

Energiegesetz hätte alle Hausbesitzer<br />

verpflichtet, Elektroheizungen bis 2025 zu ersetzen.<br />

Bekanntlich ist das Elektroheizungsverbot ein<br />

wesentliches Element der sogenannten Energiewende,<br />

der Energiestrategie 2050. Das für<br />

einen welschen Kanton doch erstaunliche Ergebnis<br />

zeigt, dass erstens die Front der Ausstiegswilligen<br />

am Bröckeln ist und zweitens<br />

die Unterstützung der Energiestrategie des<br />

Bundesrates subito wegfällt, wenn die Menschen<br />

merken, dass sie ganz persönlich betroffen<br />

sind. «Die da unten» merken langsam,<br />

dass «die da oben» Vieles allzu schnell und<br />

allzu unüberlegt auf den Holzweg gebracht<br />

haben...!<br />

Bruno Fäh, Baar/ZG<br />

Nicht an die Wand fahren<br />

Fenster aus Tschechien für das Bundeshaus<br />

und weitere Bundesrats-Baustellen.<br />

Jeder Schweizer Schreiner muss seit Anfang<br />

2012 deklarieren, woher er sein Holz bezieht.<br />

Doch das interessiert das Departement von<br />

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf nicht.<br />

Anstatt punkto Einkaufstourismus mit gutem<br />

Beispiel voranzugehen, wird der Fenster-Auftrag<br />

für 1,5 Millionen Franken für das Bundeshaus<br />

Ost – man höre uns staune – an tschechische<br />

Schreiner vergeben! Die faule Ausrede,<br />

dieses geschehe halt nach den Vorgaben<br />

von GATT∕WTO-Vorschriften, interessiert<br />

letztlich niemanden und ist einfach nur lächerlich.<br />

Frau Bundesrätin, mir ist auf der ganzen Welt<br />

kein Land bekannt, welches ihr Regierungsgebäude<br />

mit sehr guten Schweizer Fenstern ausgerüstet<br />

hat, ausser diese wurden gratis als Entwicklungshilfe<br />

geliefert und waren ein Geschenk<br />

von der Schweizer Regierung, bezahlt vom<br />

Schweizer Volk.<br />

Wer stoppt diesen absolut desolaten Bundesrat,<br />

mit weiteren ungelösten Baustellen:<br />

n Totales Asylchaos unter Bundesrätin Sommaruga.<br />

n Aufweichung des Bankkundengeheimnisses,<br />

Weissgeldstrategie, Steuerabkommen unter<br />

Bundesrätin Widmer-Schlumpf.<br />

n Energiechaos mit dem unnötigen Ausstiegsszenario<br />

aus der Kernenergie sowie explodierende<br />

Kosten in der Verkehrspolitik unter Bundesrätin<br />

Leuthard.<br />

Ich habe ganz sicher nichts gegen das weibliche<br />

Geschlecht, aber diese Bundesrätinnen fahren<br />

den «Erfolg Schweiz» leider immer mehr an die<br />

Wand!<br />

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Walter Gurtner, SVP-Kantonsund<br />

Gemeinderat, Däniken∕SO<br />

TRIBÜNE<br />

Keine 80-Prozent-Gesellschaft<br />

Während der Schweizer Mittelstand<br />

«chrampft», dass sich die Balken<br />

biegen, machen immer mehr Menschen<br />

in unserem Land eine Sozialpause. Diese<br />

Flucht vor der Leistung ist eine Entwicklung,<br />

die unsere hoch gelobte Stabilität ernsthaft<br />

bedroht, denn niemand, der sich ein<br />

«Burnout» nimmt oder seine Arbeitszeit auf<br />

achtzig Prozent herabschraubt, will auf sein<br />

meist erhöhtes Salär verzichten. Erst nach<br />

seinem Rücktritt, der durch gut bezahlte<br />

Ehrenämter versüsst wurde, sagte mir ein<br />

langjähriger Stadtpräsident: «Ich liebte<br />

meinen Job, denn er wurde schandbar gut<br />

bezahlt.»<br />

Diese Art von elitärem Zynismus, der sich<br />

hinter locker gebender Bescheidenheit verbirgt,<br />

sollte uns Gedanken machen. Dem<br />

Steuern und Abgaben zahlenden Volk, dessen<br />

Unternehmer am Abend in die Kasse schauen,<br />

um die Wahrheit über Erfolg und Misserfolg<br />

zu erfahren, ist gar nicht bewusst, wie<br />

gut Spitzenbeamte und Politiker finanziell<br />

versorgt sind.<br />

Wenn Baschi Dürr, ein neu gewählter Basler<br />

Regierungsrat, dessen Intelligenz nicht zur<br />

Diskussion steht, noch vor Amtsantritt einen<br />

freien Tag zur Erfüllung seiner Vaterpflichten<br />

verlangt, muss man sich fragen, ob Basel<br />

Klaus J. Stöhlker*<br />

über die verbreitete Flucht<br />

vor der Leistung.<br />

nicht zu viele, teure, Regierungsräte hat. Man<br />

könnte seinen Job unter die anderen aufteilen.<br />

Wenn die neue CVP-Generalsekretärin<br />

Béatrice Wehrli, mit einem gut bestallten<br />

Chefbeamten der gleichen<br />

Partei verehelicht, die seit Jahren leidende<br />

Christlich-Konservative Volkspartei mit einem<br />

Pause in der sozialen Hängematte: Die Flucht vor der Leistung ist eine Entwicklung, welche die Stabilität<br />

bedroht.<br />

80-Prozent-Job aus dem Dreck ziehen will,<br />

dann ist dies einfach nicht möglich. Entweder<br />

hat die Partei einen starken, allseits gegenwärtigen<br />

Generalsekretär oder dieser bleibt, wie<br />

vielerorts der Fall, ein Sekretär und der Parteipräsident<br />

ist der General.<br />

In einem normalen Schweizer Gewerbebetrieb<br />

und KMU kann man sich unter den<br />

verschärften Bedingungen der Kreditfinanzierung<br />

durch die Banken und der notwendigen<br />

Erhaltung wie Gewinnung qualifizierter<br />

Mitarbeiter derlei Spielereien nicht leisten. Der<br />

Wettbewerb, oft international, verlangt umsichtige<br />

und jederzeitige Präsenz. Wer nicht<br />

liefert, scheidet aus. Der Luxus einer direkten<br />

oder indirekten Sicherheit durch ein hohes<br />

Beamtensalär findet in der Privatwirtschaft<br />

nur in den wenigsten Fällen einen Ausgleich<br />

in Form einer Erbschaft oder einer günstigen<br />

Firmenübernahme.<br />

Im Unterschied zu den grossen Finanzkonzernen,<br />

die Bussen oder Fehlinvestitionen in der<br />

Höhe von hunderten von Millionen Franken<br />

abschreiben wie ein Metzger seine neue Verkaufstheke,<br />

müssen heute die meisten kleinen<br />

Firmen jeden Franken umdrehen, bevor sie ihn<br />

ausgeben. Wer sein Geld mit Immobilien in<br />

den USA und Spanien verspekuliert hat, muss<br />

auf Jahre hinaus keine Steuern mehr bezahlen<br />

und wird vom Staat sogar gerettet.<br />

Noch sind die meisten Steuerämter von Kantonen<br />

und Gemeinden, vor allem auch gemessen<br />

an den Zuständen in Deutschland, einigermassen<br />

freundlich bei der Bewertung betriebsbedingter<br />

<strong>Ausgabe</strong>n. Wie lange dies noch anhalten<br />

wird in einer Zeit, wo sogar die Aufhebung<br />

des Bankgeheimnisses in der Schweiz diskutiert<br />

wird, ist fraglich. Die sich bürgerlich<br />

nennenden Fraktionen sind nicht mehr derart<br />

geschlossen wie vor einer Generation.<br />

Welche Prioritäten sind demnach für 2013 zu<br />

setzen? Wichtig bleibt die Geldbeschaffung,<br />

der freie Cashflow. Wo nicht Familienbetriebe<br />

die Zukunft sichern, helfen nur die wirklich<br />

besten Mitarbeiter. In Wahrheit werden sie<br />

immer seltener, weil viele notwendige Fähigkeiten,<br />

wie das Ausdrucksvermögen, nicht<br />

mehr gelehrt werden. Daraus entstehen<br />

Fehler und Risiken, wie nicht nur der Fall<br />

Adoboli zeigt. Wir haben zehntausende<br />

kleiner «Adobolis», die mehr kosten als sie<br />

verdienen.<br />

Persönlich empfehle ich: Nehmt jeden beim<br />

Wort, der etwas verspricht. Trennt euch von<br />

allen, die nicht mehr und besser arbeiten<br />

wollen. Der Schweiz bleibt damit viel Luxus,<br />

aber nicht jeder wird ihn geniessen können.<br />

*Klaus J. Stöhlker ist Unternehmensberater für<br />

Öffentlichkeitsbildung in Zollikon ⁄ ZH<br />

Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;<br />

diese muss sich nicht mit jener des <strong>sgv</strong> decken.


20<br />

SGV-WINTERKONFERENZ<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012<br />

KLOSTERS 2013 – Die 64. Gewerbliche Winterkonferenz findet vom 16. bis zum 18. Januar 2013 in Klosters statt. Themen sind Sozialpolitik,<br />

Kartellgesetz und Raumplanung – und Thilo Sarrazin. Willkommen sind alle Interessierten aus der KMU-Wirtschaft.<br />

Wie viel Markt wollen wir?<br />

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Traditionellerweise eröffnet der Präsident<br />

des Schweizerischen <strong>Gewerbeverband</strong>s<br />

<strong>sgv</strong> das «WEF des Gewerbes»<br />

mit seiner gewerblichen<br />

Standortbestimmung. Nach Nationalrat<br />

Jean­François Rime wird<br />

am Eröffnungsabend vom Mittwoch,<br />

16. Januar, der Bündner Regierungspräsident<br />

Hansjörg Trachsel das Wort<br />

haben, bevor das grosse Diner gereicht<br />

wird.<br />

Sozialpolitik und Kartellgesetz<br />

Am Donnerstagmorgen, 17. Januar,<br />

steht das Thema «Sozialpolitik zwischen<br />

Wunsch und Wirklichkeit»<br />

auf dem Programm. Jürg Brechbühl,<br />

Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen<br />

BSV, wird den Tag<br />

eröffnen; als zweiter Referent folgt<br />

Ständerat Paul Rechsteiner, Präsident<br />

des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds<br />

SGB. Die anschliessende<br />

Podiumsdiskussion zur Frage<br />

«Welches ist die Zukunft unserer<br />

Sozialversicherungen?» werden –<br />

unter der Leitung von Michael<br />

Weinmann (SF Schweiz Aktuell) –<br />

die Nationalratsmitglieder Thomas<br />

de Courten (SVP), Maya Ingold<br />

(EVP), Bruno Pezzatti (FDP) und<br />

Jean­François Steiert (SP) bestreiten.<br />

Der deutsche Buchautor und Provokateur Thilo Sarrazin gibt sich am Freitag,<br />

18. Januar 2013, in Klosters die Ehre.<br />

Am Donnerstagnachmittag spricht<br />

Professor Carl Baudenbacher von<br />

der Universität St. Gallen HSG zum<br />

Thema Kartellgesetzrevision. Die<br />

anschliessende Podiumsdiskussion<br />

mit Nationalrätin Prisca Birrer<br />

Heimo (SP), Eric Scheidegger vom<br />

SECO, Ständerat Martin Schmid<br />

(FDP) und Rechtsanwalt Philipp<br />

Zurkinden von der Uni Basel wird<br />

moderiert von Alice Chalupny (Ressortleiterin<br />

Wirtschaft, «Sonntags­<br />

Zeitung»).<br />

Ohne Eigentum kein Markt<br />

Der Freitagmorgen, 18. Januar, steht<br />

unter dem Motto «Ohne Eigentum<br />

kein Markt». Peter Ilg, Institutsleiter<br />

an der Hochschule für Wirtschaft<br />

HWZ, und Soziologin Joëlle Zimmerli<br />

werden eine HWZ­Studie zum<br />

Thema «Verdichtetes Bauen» präsentieren.<br />

Anschliessend wird <strong>sgv</strong>­Direktor<br />

Hans­Ulrich Bigler das entschiedene<br />

Nein zur Revision des<br />

missratenen Raumplanungsgesetzes<br />

begründen, über welches am<br />

3. März 2013 abgestimmt wird. Zum<br />

selben Thema gibt’s danach eine Podiumsdiskussion.<br />

Die Nationalräte<br />

Olivier Feller (FDP) und <strong>sgv</strong>­Präsident<br />

Nationalrat Jean­François Rime<br />

(SVP) werden das Nein zur missra­<br />

tenen RPG­Revision vertreten, der<br />

Zuger SVP­Regierungsrat Heinz<br />

Tännler und Nationalrätin Silva Semadeni<br />

(SP) die Revision verteidigen.<br />

Moderiert wird das Gespräch<br />

von Markus Häfliger, Leiter der NZZ­<br />

Bundeshausredaktion.<br />

Abschluss mit Thilo Sarrazin<br />

Den Abschluss der 64. Gewerblichen<br />

Winterkonferenz macht am<br />

Freitag ab 17 Uhr Buchautor Thilo<br />

Sarrazin mit der provokanten These:<br />

«Europa braucht den Euro<br />

nicht.» – Das Rahmenprogramm<br />

sieht unter anderem einen Besuch<br />

Firma Repower AG in Küblis und<br />

die Vorstellung des geplanten Kraftwerkes<br />

«Chlus» vor.<br />

Interessierte wilkommen<br />

In «Klosters» willkommen sind nicht<br />

nur die Präsidenten und Geschäftsführer<br />

der dem <strong>sgv</strong> angeschlossenen<br />

Verbände, sondern auch deren Vorstandsmitglieder<br />

sowie weitere Interessierte<br />

aus den Kreisen der gewerblichen<br />

Schweizer KMU­Wirtschaft.<br />

LINK<br />

www.<strong>sgv</strong>-usam.ch

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