Aktuelle Ausgabe - Schweizerischer Gewerbeverband sgv
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Schweizerische Gewerbezeitung – 21. Dezember 2012 GEWERBE AKTUELL 5<br />
CAFETIERSUISSE – Der Schweizer Cafetier Verband fordert, dass entweder die Patentgebühren abgeschafft oder das Gastgewerbe<br />
an der Mittelverwendung direkter beteiligt werden soll.<br />
«Das Gastgewerbe wird abgezockt»<br />
CafetierSuisse hinterfragt die Handhabung<br />
und Verteilung von Patentgebühren,<br />
die in verschiedenen Kantonen<br />
als eine eigentliche Gewerbesteuer<br />
von gastgewerblichen Betrieben<br />
verlangt werden. Die Einnahmen<br />
dieser Patentgebühren fliessen<br />
grossmehrheitlich nicht in die gastgewerbliche<br />
Weiterbildung oder die<br />
Tourismusförderung, sondern in die<br />
Staatskasse. «Die Erhebung und besonders<br />
die Verteilung dieser Patentgebühren<br />
ist aus Sicht von Cafetier-<br />
Suisse gerade in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten nicht gerechtfer-<br />
75-JAHR-JUBILÄUM<br />
Feiern durchs Jahr<br />
CafetierSuisse feiert im Jahr 2013 sein<br />
75-jähriges Bestehen. Anlässlich der<br />
Fachmesse FBK vom 23. Januar 2013<br />
an der BEA-Messe Bern wird mit<br />
Mitgliedern und Partnern auf das<br />
Jubiläum angestossen; gefeiert wird es<br />
im Rahmen der jährlichen Delegiertenversammlung<br />
sowie an den regionalen<br />
Generalversammlungen. Höhepunkt<br />
bildet die Zukunftstagung der Schweizer<br />
Kaffeebranche in Rüschlikon am<br />
27. September 2013. Dort wird am Tag<br />
des Kaffees über die Entwicklung der<br />
Branche diskutiert.<br />
tigt», findet CafetierSuisse-Präsidentin<br />
Johanna Bartholdi.<br />
Ein sehr alter Zopf<br />
In der Bundesverfassung von 1874<br />
wurde den Kantonen das Recht eingeräumt,<br />
mittels entsprechender<br />
Bestimmungen die Ausübung von<br />
Handel und Gewerbe zu besteuern.<br />
In der neuen Bundesverfassung vom<br />
1999 wurde dieser Artikel ersatzlos<br />
gestrichen. Das Bundesgericht hielt<br />
jedoch fest, dass die Erhebung von<br />
Patentabgaben für das Gastgewerbe<br />
nicht allein dadurch ausgeschlossen<br />
werde, dass sich die neue Bundesverfassung<br />
nicht mehr explizit für<br />
die Zulässigkeit kantonaler Gewerbesteuern<br />
ausspreche. Dennoch<br />
hinterfragt CafetierSuisse diese Gewerbesteuer,<br />
die praktisch nur noch<br />
auf das Gastgewerbe angewandt<br />
wird.<br />
Sehr unterschiedliche Gebühren<br />
Gemäss einer Erhebung von CafetierSuisse<br />
verlangen immer noch 15<br />
von 26 Kantonen eine Patentgebühr,<br />
also eine Gewerbesteuer vom Gastgewerbe.<br />
Die höchsten Beträge müssen<br />
meist Dancings und Cabarets<br />
bezahlen. Über die reinen Gebühren<br />
hinaus werden Abgaben für Überzeitbewilligungen<br />
und Einzelanlässe<br />
verlangt.<br />
In jeder Tasse Kaffee stecken auch<br />
Gebühren und Abgaben – nicht zur<br />
Freude der Schweizer Cafetiers.<br />
Die Kantone Aargau, Appenzell Ausserrhoden,<br />
Bern, Basel Stadt, Glarus,<br />
Obwalden, St. Gallen, Schwyz, Waadt<br />
und Zug verzichten laut Cafetier<br />
Suisse auf eine Abgabe. In allen Kantonen<br />
ist jedoch gemäss eidgenössischem<br />
Alkoholgesetz eine Alkoholabgabe<br />
geschuldet, die aber von Kanton<br />
zu Kanton ziemlich unter -<br />
schiedlich ist. Durchschnittlich beträgt<br />
die Alkoholabgabe ca. 2000<br />
Franken pro Jahr, sie kann aber bis<br />
10 000 Franken ausmachen.<br />
Die nebst der Alkoholabgabe erhobenen<br />
zusätzlichen Abgaben fliessen<br />
in zehn Kantonen – teils zur<br />
Gänze – in die Staats- oder Bezirkskasse.<br />
Andere Kantone finanzieren<br />
damit Teile der Weiterbildung oder<br />
investieren in die Tourismusförderung.<br />
Wiederum andere alimentieren<br />
damit die Kassen der Gemeinden.<br />
«Keine sachliche Begründung»<br />
«Nach Meinung von CafetierSuisse<br />
wird das Gastgewerbe ohne wirkliche<br />
sachliche Begründung mehr<br />
oder weniger abgezockt» sagte Johanna<br />
Bartholdi anlässlich der Jahresmedienkonferenz<br />
der Cafetiers in<br />
Zürich. Hingegen begrüsse Cafetier-<br />
Suisse die zweckgebundene Weiterleitung<br />
dieser Patentgebühren für<br />
die berufliche Weiterbildung. Auch<br />
die Tourismusförderung mache für<br />
die Cafetiers Sinn, profitiere doch<br />
das Gastgewerbe eindeutig vom Tourismus.<br />
«Jedoch ist hier zu hinterfragen,<br />
warum nur das Gastgewerbe<br />
zahlen soll.» Die Beteiligung der<br />
Standortgemeinden an den Gebühren<br />
hält CafetierSuisse für «nachvollziehbar».<br />
En/Pd<br />
LINK<br />
www.cafetier.ch<br />
PREISENTWICKLUNG<br />
Café crème wurde<br />
2012 kaum teurer<br />
Zum 25. Mal in Folge hat Cafetier<br />
Suisse den angewandten Verkaufspreis<br />
für ein Café crème bei 350<br />
Cafés, Cafeterias, Café-Bäckereien und<br />
Café-Bistros in der deutschsprachigen<br />
Schweiz erhoben. Der Preis für einen<br />
Café crème ist in der Deutschschweiz<br />
im Jahr 2012 nur geringfügig auf<br />
einen Durchschnitt von Fr. 4.08<br />
(Vorjahr: Fr. 4.04 + 0.99 Prozent)<br />
gestiegen. Gesamtschweizerisch blieb<br />
der Preis in 78,95 Prozent der Betriebe<br />
unverändert (Vorjahr: 46,06 Prozent),<br />
16,37 Prozent der Betriebe haben<br />
einen Aufschlag (Vorjahr: 53,94<br />
Prozent) vorgenommen. Erstmals<br />
wurden bei 4,68 Prozent der Betriebe<br />
Preisabschläge zwischen<br />
10 und 90 Rappen beobachtet.<br />
«Aus Sicht von CafetierSuisse widerspiegelt<br />
diese äusserst grosse Zurückhaltung<br />
bei Preisanpassungen die<br />
schwierige Situation der Gesamtwirtschaft<br />
im Allgemeinen und des<br />
Gastgewerbes im Speziellen», sagte<br />
Geschäftsführer Julian Graf, der<br />
zudem die Gründe für die regional<br />
höchst unterschiedlichen Preise für<br />
die Tasse Kaffee erläuterte.<br />
IT-INFRASTRUKTUR – Die Anforderungen an die Kommunikations- und IT-Infrastruktur von Unternehmen wandeln sich. Roger<br />
Wüthrich-Hasenböhler, Leiter Geschäftsbereich KMU von Swisscom (Schweiz) AG, sagt, wie der Geschäftsalltag zukünftig aussieht.<br />
«Onlinebasiertes Arbeiten nimmt zu»<br />
Gewerbezeitung: Herr Wüthrich-<br />
Hasenböhler, Sie beschäftigen sich<br />
täglich mit KMU und ihrem<br />
Umfeld. Welche Veränderungen<br />
haben Sie in diesem Jahr bei Ihren<br />
KMU-Kunden wahrgenommen?<br />
n Roger Wüthrich-Hasenböhler: Die<br />
zwei gesellschaftlichen Trends – Zunahme<br />
der Mobilität und das Bedürfnis<br />
nach mehr Flexibilität – prägen<br />
immer mehr auch den Geschäftsalltag.<br />
Zum einen möchten Mitarbeitende<br />
von überall uneingeschränkt<br />
und jederzeit auf Daten und E-Mails<br />
zugreifen. Zum anderen erwarten<br />
Kunden auf ihre Anliegen eine zeitnahe<br />
Antwort – getreu der «always<br />
on»-Kultur, in der wir heute leben.<br />
Daneben wird auch eine flexible Gestaltung<br />
des Arbeitsalltags immer<br />
wichtiger. Ob Kontakte verwalten,<br />
eine Rechnung ausstellen oder auf<br />
den eigenen Server zugreifen: alles<br />
muss schnell gehen, einfach sein.<br />
Diese Anforderungen setzen neue<br />
Massstäbe an die Geschäftsprozesse<br />
und Infrastruktur eines Unternehmens.<br />
Auf was muss ein Unternehmen<br />
achten, um diesen beiden Trends<br />
Rechnung zu tragen?<br />
n Um mobiles und flexibles Arbeiten<br />
sicherzustellen, müssen Prozesse<br />
und Infrastruktur sorgfältig ausgewählt<br />
werden. Insbesondere in der<br />
Kommunikation und Informatik sind<br />
die Anforderungen an die Infrastruktur<br />
gestiegen: Ein zuverlässiges, sicheres<br />
Netz für den Datenaustausch<br />
ist heute die Grundvoraussetzung für<br />
das Arbeiten. Darauf aufbauend<br />
braucht es aber auch die richtigen<br />
«Wir werden künftig noch<br />
viel mehr onlinebasiert<br />
arbeiten», weiss Roger<br />
Wüthrich-Hasenböhler,<br />
Leiter Geschäftsbereich<br />
KMU von Swisscom<br />
(Schweiz) AG.<br />
Geräte und Programme. Auch sie<br />
müssen mobil und flexibel sein. Ich<br />
denke da beispielsweise an Tablets,<br />
die hervorragend auch für geschäftliche<br />
Zwecke eingesetzt werden können.<br />
Auch webbasierte Programme<br />
sind eine Möglichkeit.<br />
Sie sprechen webbasierte Programme<br />
an. Was bringen diese konkret?<br />
n Der Vorteil dieser Online-Anwendungen<br />
ist, dass sie ohne grosse Vorkenntnisse<br />
angewendet und extrem<br />
schnell angepasst werden können.<br />
Beispielsweise können damit Marketing-Massnahmen<br />
online umgesetzt<br />
werden – viel schneller, als wenn<br />
man einen Flyer produzieren lassen<br />
muss. Mittlerweile gibt es für ganz<br />
verschiedene Bereiche solche Programme,<br />
zum Beispiel auch für Buchhaltung<br />
oder Projektplanung. Viele<br />
dieser Programme sind speziell auf<br />
die Bedürfnisse von kleinen und mittleren<br />
Unternehmen ausgerichtet.<br />
Gerade in einem kleineren Unternehmen<br />
übernehmen Mitarbeitende<br />
oft Aufgaben ausserhalb ihres<br />
Kompetenzbereiches. Wie können<br />
solche Mitarbeitende etwas entlastet<br />
werden?<br />
n Indem die Infrastruktur reibungslos<br />
funktioniert. Die Kommunikations-<br />
und IT-Infrastruktur wird vermehrt<br />
zur Grundvoraussetzung für<br />
ein erfolgreich funktionierendes Unternehmen<br />
– und zwar nicht nur im<br />
Dienstleistungssektor. Die richtige Infrastruktur<br />
kann viele Arbeiten vereinfachen<br />
und die Prozesse optimieren.<br />
Denken Sie zum Beispiel an ein<br />
Team, das von mehreren Standorten<br />
aus arbeitet. Damit die Zusammenarbeit<br />
auch über die Distanz problemlos<br />
funktioniert, braucht es beispielsweise<br />
einen synchronisierten<br />
Kalender oder eine Datenablage, auf<br />
die alle zugreifen können.<br />
Können Sie ein Beispiel nennen?<br />
n In einem Architekturbüro arbeiten<br />
fünf Mitarbeitende an einem Umbau.<br />
Sie sind darauf angewiesen, gleichzeitig<br />
und von verschiedenen Orten<br />
her Pläne anschauen und bearbeiten<br />
zu können. Mit einem externen Speicher<br />
können alle Mitarbeitenden von<br />
überall her auf die Skizzen zugreifen<br />
und die vom Kunden gewünschten<br />
Änderungen ausführen. So geht keine<br />
Zeit durch Abstimmung verloren,<br />
und alle sind immer aktuell informiert.<br />
Blicken wir noch in die Zukunft:<br />
Wie sollte sich ein Unternehmen<br />
für die Zukunft rüsten?<br />
n Die KMU-Landschaft Schweiz ist<br />
so heterogen, dass es nicht ein Patentrezept<br />
für alle Unternehmer gibt.<br />
Aber die erwähnten Trends gilt es in<br />
der Wahl der Infrastruktur sicher zu<br />
berücksichtigen. In Zukunft werden<br />
wir noch viel mehr onlinebasiert arbeiten.<br />
Dies können die erwähnten<br />
webbasierten Programme sein, aber<br />
auch Speicherplatz, den man online<br />
über die sogenannte Cloud bezieht.<br />
Bevor ein Unternehmen Investitionen<br />
tätigt, sollte man sich deshalb<br />
beraten lassen, in welchem Bereich<br />
diese wirklich Sinn machen. So investiert<br />
man gleich am richtigen Ort<br />
und ist optimal für die Zukunft gerüstet.