05.01.2013 Aufrufe

hat das kf gefordert, es sei - Schweizerischer Gewerbeverband sgv

hat das kf gefordert, es sei - Schweizerischer Gewerbeverband sgv

hat das kf gefordert, es sei - Schweizerischer Gewerbeverband sgv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14. SEPTEMBER 2012<br />

AZA 3001 Bern<br />

Die Uhr tickt: Nur noch bis zum<br />

4. Oktober <strong>hat</strong> der Schweizerische<br />

<strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> Zeit, 50 000<br />

gültige Unterschriften für <strong>das</strong> Referendum<br />

gegen die missratene Revision<br />

d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> zu<br />

sammeln – und zu beglaubigen. Der<br />

<strong>sgv</strong> erhält dafür breite Unterstützung<br />

aus Wirtschaft und Politik. Im Folgenden<br />

erklären Exponenten aus der<br />

nationalen Politik, von kantonalen<br />

Gewerbeverbänden und Branchenorganisationen,<br />

w<strong>es</strong>halb sie ihre<br />

Mitglieder auffordern, <strong>es</strong> ihnen<br />

gleichzutun und <strong>das</strong> Referendum<br />

jetzt sofort zu unterschreiben.<br />

«Aus Angst gekuscht»<br />

Thomas de<br />

Courten, Nationalrat<br />

SVP ⁄ BL<br />

«Die Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong><br />

ist völlig missraten. Die Eigentumsrechte<br />

der Bürgerinnen und<br />

Bürger werden im revidierten RPG-<br />

Regime durch staatliche Willkür<br />

massiv verletzt. Die Rückzonungspflicht<br />

für Bauzonen führt zu faktischen<br />

Enteignungen, die nicht kompensiert<br />

werden können, ohne <strong>das</strong>s<br />

Steuern, Abgaben und Gebühren<br />

massiv erhöht werden. Mit Überbauungsverpflichtungen<br />

werden einer<strong>sei</strong>ts<br />

Inv<strong>es</strong>toren vertrieben und<br />

ander<strong>sei</strong>ts Kantone und Gemeinden<br />

bevormundet. Und mit der Mehrwertabgabe<br />

soll eine neue Steuer eingeführt<br />

werden, um marode Staatshaushalte<br />

über die Ertrags<strong>sei</strong>te zu<br />

sanieren, statt endlich Bürokratie<br />

und Vorschriftendschungel einzudämmen.<br />

Das Parlament <strong>hat</strong> aus<br />

Angst vor der Landschaftsinitiative<br />

gekuscht und gepfuscht. Doch Angst<br />

war noch nie ein guter Ratgeber<br />

für eine sinnvolle G<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>revision.<br />

D<strong>es</strong>halb sage ich Nein zur RPG-Revision.»<br />

Christian<br />

Wasserfallen,<br />

Nationalrat FPD⁄<br />

BE und Vizepräsident<br />

FDP<br />

Schweiz<br />

«Ein Millionenschaden droht»<br />

«Wer sich gegen die nicht umsetzbare<br />

Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong><br />

stemmt, steht für funktionierende<br />

Massnahmen gegen die Zersiedelung<br />

ein und sagt Nein zu einer<br />

Hans M. Richle,<br />

Präsident<br />

Kantonaler<br />

<strong>Gewerbeverband</strong><br />

St. Gallen<br />

«Lieber bernfern und praxisnah»<br />

«Da Raumplanung grundsätzlich Sache<br />

der Kantone ist, wehre ich mich<br />

als Kantonsrat und Architekt gegen<br />

di<strong>es</strong>e Einmischung von Bern. Darum:<br />

bernfern und praxisnah!»<br />

Michael Gehrken,<br />

Direktor<br />

<strong>Schweizerischer</strong><br />

Nutzfahrzeugverband<br />

ASTAG<br />

«Eigentumsrechte eing<strong>es</strong>chränkt»<br />

«Mit der missratenen Revision d<strong>es</strong><br />

Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> würden verfassungsmässige<br />

Eigentumsrechte<br />

massiv eing<strong>es</strong>chränkt: Sei di<strong>es</strong> mit<br />

der geplanten Rückzonungspflicht<br />

oder mit der vorg<strong>es</strong>ehenen Verpflichtung<br />

zur Zwangsüberbauung<br />

von Grundstücken innert b<strong>es</strong>timmter<br />

Fristen. Private Landeigentümer, vor<br />

allem aber die KMU, werden mit solchen<br />

bodenrechtlich mehr als fragwürdigen<br />

und eigentumsfeindlichen<br />

Zwangsmassnahmen massiv in ih-<br />

Andrea R.<br />

Trümpy,<br />

Präsidentin<br />

Gewerbe­<br />

verband<br />

Kanton Glarus<br />

«Für <strong>das</strong> Gewerbe inakzeptabel»<br />

«Die Notwendigkeit einer Raumplanung<br />

ist unb<strong>es</strong>tritten. Sie soll der<br />

sinnvollen Entwicklung dienen, di<strong>es</strong>e<br />

aber nicht verhindern. Genau<br />

aber <strong>das</strong> tut die ‹abverheite› Vorlage<br />

d<strong>es</strong> Parlaments. Mit dem Schock der<br />

Zeitwohnungsinitiative im Nacken<br />

ist <strong>es</strong> gelungen, die Landschaftsinitiative<br />

links zu überholen – unglaublich!<br />

Dass eine neuerliche<br />

Welle an Regulierungen, Vorschriften<br />

und Zwangsmassnahmen dem<br />

ang<strong>es</strong>trebten Ziel d<strong>es</strong> Bürokratieabbaus<br />

diametral entgegensteht, <strong>sei</strong><br />

hier nur am Rande vermerkt. Für<br />

<strong>das</strong> Gewerbe und die g<strong>es</strong>amte Wirtschaft<br />

ist <strong>das</strong> vorliegende G<strong>es</strong>etz in-<br />

Karl Fisch,<br />

Präsident<br />

Kantonal<br />

Schwyzerischer<br />

Gewerbe verband<br />

Nr. 19 – 129. Jahrgang<br />

DARUM UNTERSCHREIBEN WIR – Weitere Exponenten aus Wirtschaft und Politik nennen hier ihre Gründe, w<strong>es</strong>halb sie <strong>das</strong> Referendum<br />

d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong> gegen die missratene Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> (RPG) unterstützen. Die Schlussphase der Sammlung läuft.<br />

Unterschreiben auch Sie!<br />

Boden-Planwirtschaft mit neuen Abgaben.<br />

Das RPG wird dauerhaft zum<br />

Millionenschaden für den Steuerzahler:<br />

Für mind<strong>es</strong>tens 20 Prozent<br />

d<strong>es</strong> Planungsmehrwert<strong>es</strong> bei Einzonungen<br />

muss eine Abgabe entrichtet<br />

werden, um Auszonungen zu 100<br />

Prozent zu entschädigen. Di<strong>es</strong>e<br />

Planwirtschaft generiert also im<br />

Grundsatz fünfmal weniger Einnahmen<br />

als Ausgaben.<br />

Das RPG ist hochgradig ungerecht:<br />

All jene, die bisher haushälterisch<br />

mit dem Boden umgegangen sind<br />

und massvoll eingezont haben, müssen<br />

nun zugunsten jener eine Abgabe<br />

entrichten, die grosse Baulandr<strong>es</strong>erven<br />

angehäuft haben.<br />

Das RPG benachteiligt den ländlichen<br />

Raum: Ländliche Gemeinden<br />

werden gezwungen, zugunsten der<br />

Städte zwecks Siedlungsverdichtung<br />

in den Agglomerationen auf ihr Bauland<br />

zu verzichten. Das RPG diktiert<br />

allen Kantonen von oben herab ein<br />

gleich<strong>es</strong> System: Was in der Raumplanung<br />

für Stadtkantone wie Basel-<br />

Stadt und Genf geeignet ist, muss<br />

aber für Graubünden oder Uri noch<br />

lange nicht richtig <strong>sei</strong>n.»<br />

Firmenfahrzeuge im Fokus:<br />

Seiten 13 – 17<br />

Im Einsatz gegen die missratene Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>: <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat Jean-François Rime<br />

sammelt Unterschriften vor dem Bund<strong>es</strong>haus.<br />

ren Grundrechten tangiert und in ihrer<br />

Handlungsfreiheit eing<strong>es</strong>chränkt<br />

(Stichwort: strategische Landr<strong>es</strong>erven).<br />

Letztlich können solche dirigistischen<br />

Massnahmen nur zu einer<br />

weiteren Verteuerung der Bodenpreise<br />

führen. D<strong>es</strong>halb engagiere ich<br />

mich für <strong>das</strong> Referendum gegen <strong>das</strong><br />

RPG. Landschaftsschutz und Raumplanung<br />

ja – aber nicht auf Kosten<br />

der Eigentumsrechte!»<br />

akzeptabel, <strong>das</strong> Referendum ist<br />

darum Pflicht und wird von uns<br />

bedingungslos unterstützt.»<br />

«Teurere Liegenschaftspreise»<br />

«Das Referendum gegen <strong>das</strong> revidierte<br />

Raumplanungsg<strong>es</strong>etz ist<br />

zwingend nötig, weil <strong>das</strong> Parlament<br />

aus Angst vor der Landschaftsinitiative<br />

<strong>das</strong> linke Vorhaben noch<br />

links überholt <strong>hat</strong>. Für mich ist die<br />

Eigentumsfreiheit ein zentraler<br />

Punkt – und somit steht die Rückzonungspflicht<br />

total falsch im<br />

Raum. Selbst für Randregionen sind<br />

solche Massnahmen für die nötige<br />

Entwicklung ein Nachteil. Mit der<br />

Mehrwertabschöpfung werden neue<br />

Steuern generiert. Die Folgen davon<br />

sind teurere Liegenschaftspreise,<br />

was einen direkten Einfluss auf <strong>das</strong><br />

Bauen und die Mieten haben wird.<br />

Wir vom Gewerbe haben uns immer<br />

klar gegen mehr Bürokratie ausg<strong>es</strong>prochen;<br />

mit dem revidierten RPG<br />

entstehen zwangsläufig mehr administrative<br />

Aufwendungen. Die Kantone<br />

sollen selber entscheiden können,<br />

wie ihre Richtpläne für eine<br />

wirtschaftliche Entwicklung von<br />

morgen aussehen sollen. Darum unterstützte<br />

ich mit voller Überzeugung<br />

<strong>das</strong> Referendum gegen <strong>das</strong><br />

RPG, welch<strong>es</strong> in di<strong>es</strong>er Form ein<br />

klarer Rückschritt ist.»<br />

Dieter Spi<strong>es</strong>s,<br />

Präsident<br />

<strong>Schweizerischer</strong><br />

Schuhhändler­<br />

Verband<br />

«Das letzte Wort dem Volk»<br />

«Einmal mehr <strong>hat</strong> <strong>das</strong> Parlament eine<br />

Vorlage ausgearbeitet, welche für Unternehmen<br />

inakzeptable Auswirkungen<br />

hätte. Wie <strong>das</strong> Parlament in letzter<br />

Zeit vermehrt bewi<strong>es</strong>en <strong>hat</strong>, sind<br />

die aus Bund<strong>es</strong>bern stammenden<br />

Vorlagen zunehmend überladen und<br />

ohne Weitsicht zustande gekommen.<br />

Gegen di<strong>es</strong>e Mogelpackung, welche<br />

für unzählige Betriebe und Firmen<br />

neue und höhere Steuern, Gebühren<br />

und Abgaben zur Folge hätte, wehre<br />

ich mich mit Überzeugung. Di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

Referendum ist nötig, damit eigentumsfeindliche<br />

Eingriffe verhindert<br />

werden können. Das Stimmvolk, der<br />

Souverän soll zum Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<br />

<strong>das</strong> letzte Wort haben.»<br />

LINK<br />

www.rpg-revision-nein.ch<br />

www.facebook.com ∕neinrevrpg<br />

Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 15 Internet: www.<strong>sgv</strong>-usam.ch – E-Mail: info@<strong>sgv</strong>-usam.ch Inserate: Telefon 031 387 22 11


2<br />

DIESE WOCHE<br />

HANS-ULRICH BIGLER – «Das Netzwerk d<strong>es</strong> <strong>Gewerbeverband</strong>s funktioniert gut», stellt der <strong>sgv</strong>-<br />

Direktor im Endspurt fürs Referendum gegen die missratene RPG-Revision f<strong>es</strong>t.<br />

«Jede Unterschrift zählt»<br />

Gewerbezeitung: In weniger als<br />

drei Wochen muss <strong>das</strong> Referendum<br />

gegen <strong>das</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<br />

«im Kasten <strong>sei</strong>n»: Wie läuft<br />

die Sammlung?<br />

n Hans-Ulrich Bigler: Es <strong>hat</strong> sich als<br />

schwierig erwi<strong>es</strong>en, <strong>das</strong>s der Beginn<br />

der Sammelfrist mitten in die Sommerpause<br />

gefallen ist. Dadurch wurde<br />

die effektiv nutzbare Zeit für die<br />

Sammlung deutlich verkürzt. Nach<br />

den Sommerferien läuft die Sammlung<br />

nun aber auf Hochtouren und<br />

wir dürfen f<strong>es</strong>tstellen: Wir sind auf<br />

Kurs. Und in di<strong>es</strong>en Tagen beginnt<br />

der Endspurt.<br />

Bringt der <strong>sgv</strong> die nötigen Unterschriften<br />

zusammen – können Sie<br />

uns Zahlen nennen?<br />

n Wie g<strong>es</strong>agt, wir sind auf Kurs. Seit<br />

wenigen Wochen läuft nun auch die<br />

Beglaubigung der Unterschriften<br />

durch die Gemeinden. Ein Teil der<br />

Sammelarbeit erfolgt dabei dezentral<br />

in den Regionen. Die <strong>sgv</strong>-G<strong>es</strong>chäftsstelle<br />

<strong>hat</strong> unsere Mitglieder in den<br />

Kantonen direkt ang<strong>es</strong>chrieben und<br />

um Unterstützung gebeten. Und zusammen<br />

mit meinen Kollegen von<br />

der G<strong>es</strong>chäftsstelle haben wir an verschiedenen<br />

M<strong>es</strong>sen <strong>das</strong> G<strong>es</strong>präch mit<br />

der Bevölkerung g<strong>es</strong>ucht und dort<br />

auch persönlich Unterschriften fürs<br />

Referendum g<strong>es</strong>ammelt.<br />

Auch Sie haben sich an die «Front»<br />

begeben und an mehreren grossen<br />

Publikumsanlässen Unterschriften<br />

fürs RPG-Referendum g<strong>es</strong>ammelt.<br />

Wie haben die Leute reagiert?<br />

n Wir wurden teilweise mit kritischen<br />

Äusserungen zur Situation der Raumplanung<br />

in der Schweiz konfrontiert.<br />

Oft wurden ein vermehrt<strong>es</strong> Bauen in<br />

die Höhe sowie eine weitere Verdichtung<br />

d<strong>es</strong> Bauens <strong>gefordert</strong> – zwei Begehren,<br />

die der <strong>sgv</strong> vollumfänglich unterstützt.<br />

Es war aber auch eine ganz<br />

deutliche Tendenz f<strong>es</strong>tzustellen, sich<br />

gegen die Zentralisierung der Raumplanung<br />

und die damit verbundene<br />

Verschiebung der Kompetenzen weg<br />

von den Kantonen und Gemeinden<br />

hin zum Bund zur Wehr zu setzen.<br />

Das Thema «Raumplanung» ist ja<br />

nun nicht gerade «sexy»: Wie<br />

erklären Sie den Stimmberechtigten,<br />

warum ihre Unterschrift wichtig ist?<br />

n Die missratene Revision d<strong>es</strong><br />

Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> bedeutet ei-<br />

ANZEIGE<br />

nen massiven Eingriff in die Eigentumsfreiheit<br />

der Bürgerinnen und<br />

Bürger. Sie bringt eine inakzeptable<br />

Kompetenzverschiebung zum Bund<br />

und eine deutliche finanzielle Mehrbelastung,<br />

was zu höheren Bodenpreisen<br />

und dadurch zu höheren<br />

Wohnungsmieten führen wird. Di<strong>es</strong>e<br />

Argumente haben eine Mehrheit<br />

überzeugt.<br />

«DER BEGINN INMITTEN<br />

DES SOMMERS WAR<br />

SCHWIERIG – NUN ABER<br />

SIND WIR AUF KURS.»<br />

Warum unterschreiben die einen<br />

– und warum lassens andere<br />

bleiben? Gibt <strong>es</strong> Missverständnisse,<br />

die noch auszuräumen sind?<br />

n Ein<strong>es</strong> ist wichtig zu wissen: Der <strong>sgv</strong><br />

ist selbstverständlich nicht gegen die<br />

Raumplanung an sich – im Gegenteil:<br />

Verdichtet<strong>es</strong> Bauen und Bauen in die<br />

PRIVATE UND FIRMEN SAMMELN UNTERSCHRIFTEN FÜRS RPG-REFERENDUM<br />

Viel Eigeninitiative und ein<br />

gross<strong>es</strong> Durchhaltevermögen:<br />

Di<strong>es</strong> zeichnet bekanntlich<br />

g<strong>es</strong>tandene KMU-Unternehmer<br />

aus. So auch Richard P. Lutz<br />

(Bild), der vom zürcherischen<br />

Neerach aus ein global tätig<strong>es</strong><br />

Consulting-Unternehmen führt. RPL<br />

Consulting bietet u.a. Ist-Analysen mit<br />

Schwerpunkt Finanzen, Management<br />

und Personal sowie Unterstützung bei<br />

strategischen Veränderungsproz<strong>es</strong>sen.<br />

Bei <strong>sei</strong>nen – ausserdienstlichen – Analy-<br />

Harte Knochenarbeit<br />

an der «Front»:<br />

<strong>sgv</strong>-Direktor Hans-<br />

Ulrich Bigler (l.)<br />

beim Sammeln von<br />

Unterschriften fürs<br />

RPG-Referendum an<br />

der Baum<strong>es</strong>se Zürich.<br />

Höhe ist wie schon erwähnt ein Gebot<br />

der Stunde. Wir wehren uns jedoch<br />

aus den genannten Gründen gegen<br />

die vorliegende, völlig missratene<br />

RPG-Revision. Wenn unsere Argumente<br />

den Menschen klar vor Augen<br />

geführt werden, dann unterschreibt<br />

eine Mehrheit <strong>das</strong> Referendum ohne<br />

zu zögern. Anderer<strong>sei</strong>ts ist auch deutlich<br />

zum Ausdruck gekommen, <strong>das</strong>s<br />

jene Leute nicht unterschreiben, welche<br />

die Lösung aller Probleme durch<br />

den Staat erwarten. Bürgerinnen und<br />

Bürger mit einer solchen Haltung aber<br />

dürften ein<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> bitter enttäuscht<br />

werden.<br />

Der <strong>sgv</strong> erhält bei der Sammlung<br />

Unterstützung durch die Kantone.<br />

Sind Sie damit zufrieden?<br />

n Insg<strong>es</strong>amt funktioniert <strong>das</strong> Netzwerk<br />

zwischen den kantonalen Gewerbeverbänden<br />

und dem <strong>sgv</strong> b<strong>es</strong>tens<br />

und die Kantone – wie übrigens<br />

auch viele Branchenverbände – unterstützen<br />

<strong>das</strong> Referendum nach<br />

sen <strong>hat</strong> Lutz mit kritischem<br />

Auge f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt: Die Revision<br />

d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> ist<br />

völlig missraten. Aus di<strong>es</strong>er<br />

Überzeugung heraus wurde der<br />

KMU-Unternehmer aktiv und<br />

li<strong>es</strong>s dabei nichts unversucht.<br />

Er sammelte in <strong>sei</strong>nem beruflichen und<br />

privaten Umfeld nicht bloss Dutzende<br />

von Unterschriften für <strong>das</strong> Referendum,<br />

nein: Lutz li<strong>es</strong>s di<strong>es</strong>e auch gleich noch<br />

beglaubigen, bevor er sie dem <strong>sgv</strong><br />

zustellte. Merci, Monsieur – und Cha-<br />

Kräften. Selbstverständlich<br />

ist dort, wo eine direkte<br />

Betroffenheit b<strong>es</strong>teht,<br />

auch eine überdurchschnittlicheSammelaktivität<br />

f<strong>es</strong>tzustellen.<br />

Bis am 4. Oktober müssen<br />

50 000 Unterschriften<br />

beglaubigt <strong>sei</strong>n. Wie können<br />

kantonale und Berufsverbände,<br />

aber auch Einzelpersonen den <strong>sgv</strong><br />

jetzt noch unterstützen, damit <strong>das</strong><br />

Ziel schli<strong>es</strong>slich erreicht wird?<br />

«UNTERSCHREIBEN SIE<br />

NOCH HEUTE – DAMIT<br />

DAS VOLK DAS LETZTE<br />

WORT HAT.»<br />

n Ein<strong>es</strong> ist klar: Jede einzelne Unterschrift<br />

zählt. Unsere Mitgliedsorganisationen,<br />

aber auch Einzelpersonen<br />

oder Firmen können uns unterstützen,<br />

indem sie ihr direkt<strong>es</strong> Umfeld<br />

dazu bringen, <strong>das</strong> Referendum<br />

unverzüglich zu unterschreiben.<br />

D<strong>es</strong>halb auch mein Aufruf an die<br />

L<strong>es</strong>erinnen und L<strong>es</strong>er der Schweizerischen<br />

Gewerbezeitung: Unterschreiben<br />

Sie die der heutigen sgz<br />

beigelegte Unterschriftenkarte gleich<br />

jetzt und senden Sie sie uns unverzüglich<br />

zurück. So können auch Sie<br />

dazu beitragen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Schweizer<br />

Volk <strong>das</strong> letzte Wort <strong>hat</strong> und über<br />

die Konsequenzen di<strong>es</strong>er missratenen<br />

G<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>vorlage abstimmen<br />

kann. Interview: Gerhard Enggist<br />

LINK<br />

www.rpg-revision-nein.ch<br />

Grosse Unterstützung aus allen Land<strong>es</strong>teilen<br />

peau! Mögen andere Ihrem Beispiel<br />

folgen.<br />

Und <strong>das</strong> tun sie! Kurz vor Redaktionsschluss<br />

erreichte uns folgende, höchst<br />

erfreuliche Meldung: Die in der Baustoffbranche<br />

tätige Bringhen AG aus Visp/VS<br />

sammelte mehr als 900 Unterschriften<br />

und li<strong>es</strong>s sie, sortiert nach politischen<br />

Gemeinden, dem <strong>sgv</strong> zukommen – in der<br />

Hoffnung, «<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Referendum zu<br />

Stande kommt», wie Bringhen-Group CFO<br />

Gerhard Bieler schreibt. Auch hier:<br />

Chapeau, Monsieur! Exemple à suivre! En<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

DIE MEINUNG<br />

Henrique Schneider,<br />

R<strong>es</strong>sortleiter <strong>sgv</strong><br />

Berufsbildung stärken<br />

«Lass mal gut <strong>sei</strong>n mit der Frankenstärke – was<br />

mich plagt, ist der Fachkräftemangel», sagte kürzlich<br />

der Präsident ein<strong>es</strong> Gewerbevereins zu mir.<br />

Was er damit aussagen wollte, <strong>hat</strong> viel tiefere<br />

Implikationen, als <strong>es</strong> auf den ersten Blick scheint.<br />

Um <strong>es</strong> vorweg zu b<strong>es</strong>tätigen: Der Mangel an spezialisierten<br />

Handwerkern und Technikern ist für<br />

viele eine Herausforderung; die Knappheit an<br />

«Meister-Handwerkern» ein echt<strong>es</strong> Problem.<br />

Doch warum ist di<strong>es</strong> so? Laut verschiedenen<br />

Studien kommen in der Schweiz etwa<br />

ein Drittel der Produktinnovationen direkt<br />

von den Mitarbeitenden. Di<strong>es</strong> wiederum setzt eine<br />

hohe Produkt- und Fachkompetenz der Praktiker<br />

voraus. Es bedingt nicht nur, <strong>das</strong>s man sich<br />

mit dem eigenen Produkt auskennt, <strong>es</strong> braucht<br />

auch Know-how, di<strong>es</strong><strong>es</strong> zu verändern. Und bekanntlich<br />

bedeutet Know-how «wissen wie», bezeichnet<br />

also praxisorientiert<strong>es</strong> Wissen und die<br />

Fähigkeit, di<strong>es</strong><strong>es</strong> Wissen in die Tat umzusetzen.<br />

Auch eine kürzlich von der Fachhochschule<br />

Fribourg publizierte Studie über Innovation<br />

b<strong>es</strong>tätigt di<strong>es</strong><strong>es</strong> Bild. Die Schweizer<br />

Wirtschaft wächst nicht wegen Effizienzgewinnen<br />

und komplett neuen Erfindungen, sondern<br />

vor allem wegen der Weiterentwicklung<br />

und Verb<strong>es</strong>serung von Produkten. Di<strong>es</strong>er kontinuierliche<br />

Innovationsproz<strong>es</strong>s ist <strong>es</strong>, der die<br />

Nischenstrategie unserer Unternehmen erfolgreich<br />

macht und die hohe Ertragslage trotz anhaltender<br />

Krise sichert.<br />

Die gute Nachricht ist: Niemand zweifelt di<strong>es</strong>e<br />

Zusammenhänge an. Die schlechte: Oft wird an<br />

di<strong>es</strong>en Umständen vorbeipolitisiert und die rein<br />

theoretische Forschung überproportional gefördert.<br />

Ein konkret<strong>es</strong> Beispiel dazu? Statt gute<br />

Voraussetzungen für die berufliche Weiterbildung<br />

zu schaffen, entschied sich <strong>das</strong> Parlament<br />

dazu, die Universitäten übermässig zu fördern.<br />

Das ist nach Ansicht d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong> keine gute Idee.<br />

Denn einer<strong>sei</strong>ts wird damit ein Zeichen gegen<br />

die dringend benötigten Meister-Handwerker<br />

g<strong>es</strong>etzt. Anderer<strong>sei</strong>ts wird ein akademisch<strong>es</strong><br />

Proletariat ausgebildet, <strong>das</strong> zwar über viel<br />

theoretisch<strong>es</strong> Wissen verfügt, di<strong>es</strong><strong>es</strong> aber nicht<br />

anwenden kann. Spät<strong>es</strong>tens wenn junge Akademiker<br />

von schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs<br />

leben müssen, wird klar, in welch prekären<br />

beruflichen Verhältnissen sie stecken.<br />

Eine gute Wirtschaftspolitik schafft und verb<strong>es</strong>sert<br />

die Voraussetzungen für die einzigartige<br />

Positionierung der Schweiz im globalen<br />

Wettbewerb. Di<strong>es</strong>e b<strong>es</strong>teht heute – und sie<br />

geht weitgehend auf unser praxisnah<strong>es</strong> Bildungssystem<br />

zurück. Der erfolgreiche Umgang mit den<br />

künftigen Au<strong>sei</strong>nandersetzungen wird uns nur<br />

gelingen, wenn wir auf unser stärkst<strong>es</strong> Pferd setzen,<br />

die Innovation. Und ohne eine starke Berufsbildung<br />

gibts eben keine Innovation.


4<br />

GEWERBE AKTUELL<br />

MOBILITÄT – Wenn der Wettbewerb im Schweizer Fahrzeughandel funktioniert, profitieren vor<br />

allem die Autokäuferinnen und Autokäufer. Die Garagisten hingegen geraten unter Druck.<br />

Der Markt bewegt sich<br />

Ein vom Autogewerbeverband der<br />

Schweiz (AGVS) in Auftrag gegeben<strong>es</strong><br />

neu<strong>es</strong> Gutachten der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

(ZHAW) kommt zum Ergebnis,<br />

<strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Weko-Regelwerk<br />

unmittelbar auf die Portemonnai<strong>es</strong><br />

der Schweizerinnen und Schweizer<br />

auswirkt: 110 Millionen Franken haben<br />

die Autofahrerinnen und Autofahrer<br />

<strong>sei</strong>t 2005 dank der KFZ-Bekanntmachung<br />

der Wettbewerbskommission<br />

(Weko) g<strong>es</strong>part. «Unser<br />

Gutachten zeigt, <strong>das</strong>s von der KFZ-<br />

Bekanntmachung die Konsumentinnen<br />

und Konsumenten stark profitierten»,<br />

sagte ZHAW-Experte Patrick<br />

Krauskopf anlässlich der Präsentation<br />

der Studie. Die Erkenntnis ist<br />

nicht neu: Zwei früher vom AGVS<br />

präsentierte Gutachten <strong>hat</strong>ten gezeigt,<br />

<strong>das</strong>s die KFZ-Bekanntmachung<br />

den Wettbewerb unter den Garagisten<br />

und Werkstätten fördert.<br />

Schmerzgrenze ist überschritten<br />

AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli<br />

erklärte, der Wettbewerb habe zu<br />

einem starken Zerfall der Margen<br />

geführt, und <strong>das</strong> Neuwageng<strong>es</strong>chäft<br />

<strong>sei</strong> für die Garagisten heute teilweise<br />

defizitär. Die Schmerzgrenze <strong>sei</strong><br />

überschritten und weitere Preissenkungen<br />

zulasten der Garagisten<br />

müssen g<strong>es</strong>toppt werden. «Die Entwicklung<br />

führt sonst zu Strukturveränderungen<br />

und längerfristig zu<br />

auch für die Konsumenten nachteiligen<br />

Konzentrationen im Handel»,<br />

hielt Wernli f<strong>es</strong>t.<br />

Am 16. Juli 2012 <strong>hat</strong>te die Weko<br />

entschieden, die KFZ-Bekanntmachung<br />

vorläufig unverändert beizu-<br />

behalten. Sie enthält wettbewerbsrechtliche<br />

B<strong>es</strong>timmungen über die<br />

Beziehung zwischen Auto-Importeuren<br />

und -Händlern beziehungsweise<br />

Garagisten. Der Entscheid <strong>hat</strong> massgeblichen<br />

Einfluss auf die Verträge,<br />

welche die Importeure mit den<br />

Händlern abschli<strong>es</strong>sen. Die Kraftfahrzeug-Regeln<br />

gelten neu bis 2015.<br />

Damit können Händler nach wie vor<br />

mehrere Marken führen und Zweigstellen<br />

aufmachen. Vor willkürlichen<br />

Vertragskündigungen schützt die<br />

zweijährige Kündigungsfrist. Für<br />

Wernli ist die Angelegenheit damit<br />

IMPRESSUM Herausgeber/Verlag: <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong><br />

Schwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 Bern – Tel. 031 380 14 14<br />

Fax 031 380 14 15 – verlag@<strong>sgv</strong>-usam.ch – www.<strong>sgv</strong>-usam.ch<br />

Herausgeber: Hans-Ulrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler<br />

nicht vom Tisch: «Wir werden den<br />

Markt weiterhin genau beobachten<br />

und Verstösse gegen die KFZ-Bekanntmachung<br />

verfolgen. Wir sind<br />

überzeugt, <strong>das</strong>s auch nach 2015 die<br />

Schweiz mit den b<strong>es</strong>tehenden Wettbewerbsregeln<br />

am b<strong>es</strong>ten fahren<br />

wird.»<br />

Die EU ist kein Vorbild<br />

Die EU-Kommission <strong>hat</strong> vor zwei Jahren<br />

entschieden, die bisherige Kontrolle<br />

über Vertriebsverträge von<br />

Neuwagen aufzugeben. Seitdem können<br />

europäische Autohersteller die<br />

Vertragsbeziehungen zu Händlern<br />

und Garagisten ganz frei g<strong>es</strong>talten.<br />

Di<strong>es</strong> sorgt in kleineren EU-Mitgliedstaaten<br />

ohne eigene Autoproduktion<br />

für dramatische Situationen: So werden<br />

etwa in Österreich die weggefallenen<br />

EU-Regeln neu in <strong>das</strong> nationale<br />

Recht gerettet. Für Urs Wernli war<br />

di<strong>es</strong>e Entwicklung nicht akzeptabel.<br />

«Wir haben in der Schweiz bereits<br />

vor drei bis vier Jahren angefangen,<br />

Massnahmen zu ergreifen, damit die<br />

Weko nicht leichtgläubig der EU folgt<br />

und bewährte Spielregeln über Bord<br />

wirft.» Gst<br />

GRUNDBILDUNG – Not macht erfinderisch: der Schweizer Fleisch Fachverband SFF und die<br />

Plattform www.die-Lehrstelle.ch sind eine Partnerschaft eingegangen.<br />

Das Internet erleichtert die Nachwuchssuche<br />

Not macht erfinderisch: Die Fleischbranche sucht Lehrlinge im Internet.<br />

Di<strong>es</strong>e Tatsache schleckt keine Geiss<br />

weg: Die Schweizer Metzger haben<br />

schon <strong>sei</strong>t Jahren Mühe, genügend<br />

Nachwuchs zu finden. Denn immer<br />

noch leidet <strong>das</strong> Image di<strong>es</strong>er wichtigen<br />

Branche unter dem «Schlachthaus-Syndrom».<br />

Di<strong>es</strong>, obwohl die überwältigende<br />

Mehrheit der Lernenden mit dem<br />

eigentlichen Töten der Tiere überhaupt<br />

nicht befasst ist und in Verarbeitung<br />

Es braucht faire Regeln: Grenzenloser Wettbewerb wäre für <strong>das</strong> Garagengewerbe ruinös, was auch die Kundschaft<br />

schli<strong>es</strong>slich zu spüren bekäme.<br />

sowie Verkauf tätig ist. Die Kombination<br />

aus Unkenntnis und Vorurteilen<br />

erweist sich als enorm nachteilig.<br />

Vier Grundbildungen<br />

Entsprechend sucht der Branchenverband<br />

SFF nach neuen Mitteln und Wegen,<br />

um Lehrlinge zu gewinnen. Der<br />

SFF ist als g<strong>es</strong>amtschweizerischer Verband<br />

für alle Fragen rund um die<br />

Fleischwirtschaft zuständig und zugleich<br />

auch die zentrale Anlauf- und<br />

Kontaktstelle für die Aus- und Weiterbildung.<br />

Um die offenen Lehrstellen<br />

für die Grundbildung zum Fleisch -<br />

fach mann/-frau, zum Fleischfachassistent/-in,<br />

zum Detailhandels fachmann/-frau<br />

oder zum Detailhandelsassistent/-in<br />

noch b<strong>es</strong>ser bekannt zu<br />

machen, <strong>hat</strong> der SFF mit dem Lehrstellenportal<br />

www.die-Lehrstelle.ch<br />

eine Partnerschaft abg<strong>es</strong>chlossen.<br />

Alle Lehrbetriebe der Fleischwirtschaft<br />

können ab sofort zu einem<br />

Spezialpreis ihre offenen Lehrstellen<br />

auf der innovativen Lehrstellenplattform<br />

ausschreiben. Und<br />

ANZEIGE<br />

di<strong>es</strong> zum Spe z ialpreis<br />

von 190 Franken (statt<br />

270) pro inserierter<br />

Lehrstelle. Die Ausschreibung<br />

bleibt während<br />

ein<strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong> online,<br />

bzw. bis die Lehrstelle<br />

b<strong>es</strong>etzt ist.<br />

Social Media und<br />

Smartphone<br />

Dank der Nutzung der<br />

neusten Technologien<br />

spricht <strong>das</strong> Portal viele<br />

Jugendliche an. Sie er-<br />

fahren dank Twitter, Facebook und<br />

Youtube von den neu eingetragenen<br />

Stellen der Fleischindustrie sowie anderer<br />

Branchen und können die entsprechenden<br />

Lehrstellenangebote<br />

auf dem Portal anschauen und sich<br />

bewerben. Selbstverständlich ist die<br />

Website Smartphone-tauglich und<br />

für die Jugendlichen jederzeit unterwegs<br />

erreichbar. Bereits heute <strong>hat</strong><br />

<strong>das</strong> Lehrstellen-Portal auf www.facebook.com<br />

/ dieLehrstelle über<br />

850 Fans – Tendenz steigend. Mi<br />

LINK<br />

www.die-Lehrstelle.ch<br />

Redaktion:<br />

Patrick M. Lucca, Chefredaktor; Gerhard Enggist, Stv. Chefredaktor;<br />

Corinne Remund, Redaktorin<br />

redaktion@<strong>sgv</strong>-usam.ch, Tel. 031 380 14 14<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

AUS DEN VERBÄNDEN<br />

Haustechnik-GAV verlängert<br />

Da weder die Arbeitgeber noch die Arbeitnehmer<br />

den GAV der Gebäudetechnik vom 1. Januar 2010<br />

gekündigt haben, läuft di<strong>es</strong>er ein Jahr weiter, also<br />

bis Ende 2013. Di<strong>es</strong> <strong>hat</strong> zur Folge, <strong>das</strong>s der<br />

jährliche Ferienanspruch der GAV-Unterstellten<br />

vom 20. bis 35. Altersjahr 2013 um einen Tag auf<br />

neu 25 Tage erhöht wird.<br />

Glarner Solidarität<br />

«Ja zur Schweiz – Hier kaufe ich ein.» ist der Titel,<br />

der <strong>sei</strong>t di<strong>es</strong>em Frühjahr laufenden Kampagne<br />

d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong>. Ziel der Aktion ist <strong>es</strong>, die Schweizer<br />

Konsumentinnen und Konsumenten für den Einkauf<br />

im eigenen Land zu sensibilisieren. Denn<br />

gerade in der aktuellen Wirtschaftslage mit tiefem<br />

Eurokurs nimmt der Einkaufstourismus im benachbarten<br />

Auslqand massiv zu. Dabei leidet<br />

nicht nur <strong>das</strong> heimische Gewerbe durch di<strong>es</strong>en<br />

Abfluss von Milliarden, auch Arbeitsplätze und<br />

Lehrstellen werden gefährdet. Das will auch <strong>das</strong><br />

Glarner Gewerbe vermeiden – und tut etwas dagegen.<br />

«Zwar ist <strong>das</strong> Problem bei uns glücklicherweise<br />

nicht so akut wie in anderen Regionen,<br />

dennoch wollen wir ein Signal setzen», betont die<br />

Präsidentin d<strong>es</strong> <strong>Gewerbeverband</strong><strong>es</strong> d<strong>es</strong> Kantons<br />

Glarus (GVG), Andrea R. Trümpy. So <strong>hat</strong> der GVG<br />

eine Aktion organisiert, in deren Rahmen die vom<br />

<strong>sgv</strong> zur Verfügung g<strong>es</strong>tellten roten Einkaufstaschen<br />

an die Detailhändler verteilt wurden. Das<br />

Echo aus Kreisen der Mitglieder und der Kundschaft<br />

war sehr positiv. Andrea R. Trümpy: «Wir<br />

wollten die Leute für die Thematik sensibilisieren,<br />

und <strong>das</strong> ist uns vielfach gelungen.»<br />

LINK<br />

www.in-der-schweiz-gekauft.ch<br />

Glarner Werbung für <strong>das</strong> Schweizer Gewerbe:<br />

Andrea R. Trümpy (links) und Jost Trümpy vom<br />

GVG übergeben Daniela Huber, G<strong>es</strong>chäftsführerin<br />

der Firma Bamert Früchte und Gemüse, die<br />

roten Einkaufstaschen.<br />

KORRIGENDUM<br />

In ihrer Ausgabe vom 31. August <strong>hat</strong> die Gewerbezeitung<br />

versehentlich gemeldet, <strong>das</strong>s die ständerätliche<br />

Wirtschaftskommission (WAK-S) an<br />

ihrer letzten Sitzung in der Frage der Auftragsvergabe<br />

an Subunternehmer w<strong>es</strong>entliche Verschärfungen<br />

der bisherigen Regelung b<strong>es</strong>chlossen<br />

habe. Tatsächlich sprach sich <strong>das</strong> Gremium<br />

für die von <strong>sgv</strong> und Schweiz. Baumeisterverband<br />

unterstützte Minimalvariante aus. Neu sollen<br />

also zwischen dem Erstunternehmer und dem<br />

ersten Subunternehmer sowie bei jeder Weitergabe<br />

d<strong>es</strong> Auftrags die Abmachungen über minimale<br />

Arbeitsbedingungen und Löhne schriftlich<br />

statt mündlich getroffen werden. Damit trägt<br />

jeder Auftragnehmer die Verantwortung für die<br />

Einhaltung der Vorschriften.<br />

Anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –<br />

Tel. 031 387 22 11 – service.be@publimag.ch – Leitung: Alfred Blaser<br />

Herstellung: St. Galler Tagblatt AG – Auflage: 106 601 Exemplare (WEMF-<br />

Beglaubigung 2011). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen


6<br />

ANZEIGE<br />

WIRTSCHAFT&POLITIK<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

GRAFISCHE BRANCHE – Zunehmende ausländische Konkurrenz und der überharte Franken bereiten den Schweizer Druckern Kopfzerbrechen.<br />

Thomas Gsponer, Direktor d<strong>es</strong> Branchenverband<strong>es</strong> Viscom, spricht offen von Krise und setzt auf Swissn<strong>es</strong>s.<br />

«Jetzt geht <strong>es</strong> ums nackte Überleben»<br />

Die Viscom-Spitze wagt ang<strong>es</strong>ichts der kritischen<br />

Lage der Branche den Hosenlupf mit den Gewerkschaften:<br />

Präsident Peter Edelmann (links) und<br />

Direktor Thomas Gsponer.<br />

Gewerbezeitung: Trifft <strong>es</strong> zu, <strong>das</strong>s<br />

die grafische Branche in der grössten<br />

Krise <strong>sei</strong>t der Nachkriegszeit<br />

steckt?<br />

n Thomas Gsponer: Branchenspezialisten<br />

pflegten schon vor Jahren zu<br />

sagen, die grösste Stärke d<strong>es</strong> Schweizer<br />

Druckereigewerb<strong>es</strong> <strong>sei</strong> <strong>sei</strong>ne Fähigkeit,<br />

mit der permanenten Krise<br />

fertig zu werden. Allerdings zeigen<br />

die aktuellen Zahlen, <strong>das</strong>s die Situation<br />

heute so schlimm ist wie noch<br />

nie in den letzten zehn Jahren. Der<br />

überharte Franken <strong>hat</strong> in vielen Branchen<br />

der Schweizer Wirtschaft negative<br />

Auswirkungen, in der grafischen<br />

Industrie ging und geht <strong>es</strong> hingegen<br />

ums nackte Überleben. Wir konnten<br />

jahrelang die B<strong>es</strong>chäftigung bei etwa<br />

30 000 Mitarbeitenden halten, jetzt<br />

geht sie massiv zurück.<br />

Eine derart verheerende Analyse ist<br />

entweder neu, oder sie wurde von<br />

der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.<br />

n Die einzelnen Fakten sind bekannt,<br />

<strong>das</strong> G<strong>es</strong>amtbild leider weniger. Viscom<br />

<strong>hat</strong> bereits im August 2011 die<br />

Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage<br />

kommuniziert, wonach 85 Prozent<br />

der der grafischen Unternehmen<br />

unter der Euroschwäche zu leiden<br />

<strong>hat</strong>ten. Es machte niemandem Eindruck,<br />

<strong>das</strong>s 2011 die Bruttowertschöpfung<br />

der grafischen Branche um 4 Prozent<br />

zurückging, während <strong>das</strong> Bruttoinlandprodukt<br />

BIP um 0,7 Prozent<br />

zulegte. Die negative Entwicklung<br />

setzt sich 2012 fort. Im ersten Quartal<br />

schrumpfte die grafische Branche um<br />

dramatische 7,3 Prozent, <strong>das</strong> BIP hingegen<br />

wuchs um 2 Prozent. Und trotzdem<br />

werden in den Medien und im<br />

Bund<strong>es</strong>rat die ganze Zeit vor allem<br />

die Exportprobleme der Maschinenindustrie<br />

beklagt.<br />

«DIE WÄHRUNGS­<br />

PROBLEMATIK HAT EIN<br />

BESTEHENDES PROBLEM<br />

NOCH AKZENTUIERT.»<br />

Das stille Leiden Ihrer Branche <strong>hat</strong><br />

dennoch einen Namen: Swissprinters.<br />

n Das kann man wirklich so sagen!<br />

Allerdings wurde die Krise bei Swissprinters,<br />

mit gegen 1000 Mitarbeitenden<br />

bis vor kurzem <strong>das</strong> grösste<br />

Unternehmen der grafischen Industrie<br />

der Schweiz, kaum beachtet. In<br />

der Deutschschweiz schloss die Firma<br />

bereits Ende 2011 ihre beiden Rollenoffset-Standorte<br />

in St. Gallen und<br />

Zürich. Im waadtländischen Renens<br />

konnten nach langen Verhandlungen<br />

Ende August di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong> schli<strong>es</strong>slich<br />

69 Jobs gerettet werden. Die Mitarbeitenden<br />

müssen aber auf Grund<br />

der schwierigen Situation Lohnkürzungen<br />

von 15 Prozent hinnehmen.<br />

Gehören solche Fälle nicht zur<br />

logischen Strukturbereinigung in<br />

einer Branche, die viele Überkapazitäten<br />

aufgebaut <strong>hat</strong>?<br />

n Strukturbereinigungen im Druckbereich<br />

sind an der Tag<strong>es</strong>ordnung, weil<br />

sie eine unmittelbare Folge d<strong>es</strong> technischen<br />

Fortschritts sind. In kaum ei-<br />

ner anderen Branche führen Inv<strong>es</strong>titionen<br />

in Produktionslagen so schnell<br />

zu höherem Output wie in der grafischen<br />

Industrie. Bei Swiss printers<br />

handelt <strong>es</strong> übrigens um ein absolut<strong>es</strong><br />

Vorzeigeunternehmen, <strong>das</strong> im Markt<br />

glänzend positioniert und technologisch<br />

auf dem letzten Stand war.<br />

Ist <strong>es</strong> nicht zu einfach, die Schuld<br />

allein bei der Euro­Schwäche zu<br />

suchen?<br />

n Das tun wir auch nicht. Die Währungsproblematik<br />

<strong>hat</strong> ein b<strong>es</strong>tehend<strong>es</strong><br />

Problem noch akzentuiert, also <strong>das</strong><br />

Fass zum Überlaufen gebracht. Der<br />

Druck der ausländischen Mitwerber<br />

wurde in den letzten Jahren laufend<br />

grösser, der harte Franken führte zu<br />

ri<strong>es</strong>igen Einbrüchen bei den Exporten,<br />

während die Importe verführerisch<br />

günstig wurden. Erschwerend kommt<br />

hinzu, <strong>das</strong>s die neuen Trends in der<br />

elektronischen Kommunikation voll<br />

durchschlagen und <strong>das</strong> Bedürfnis nach<br />

Druckerzeugnissen aller Art kleiner<br />

wird. Da erstaunt <strong>es</strong> nicht, <strong>das</strong>s auch<br />

die traditionellen Kundenbindungen<br />

leiden und der Markt noch weiter<br />

schrumpft. Wobei erstaunlicherweise<br />

die kleinen, lokal tätigen Drucker noch<br />

am b<strong>es</strong>ten davonkommen.<br />

Wer sind die grössten Konkurrenten?<br />

n In der Druckvorstufe sitzen sie in<br />

praktisch allen hochindustrialisierten<br />

Ländern. Das kennen wir etwa von<br />

den Callcenters zur Genüge. Im Print<br />

sind die schärfsten Rivalen in Süddeutschland,<br />

Vorarlberg und Norditalien<br />

zu finden, im Kommen ist aber<br />

auch Belgien.<br />

«IM ERSTEN QUARTAL<br />

2012 SCHRUMPFTE DIE<br />

BRANCHE UM DRAMATI­<br />

SCHE 7,3 PROZENT.»<br />

Kann man da überhaupt noch<br />

Gegensteuer geben?<br />

n Ich bin überzeugt, <strong>das</strong>s wir eine<br />

Chance haben – und die heisst Swiss-<br />

n<strong>es</strong>s. Der Preis ist zwar enorm wichtig,<br />

doch <strong>es</strong> zählen auch ökologische und<br />

soziale Kriterien. Viscom entwickelte<br />

als einer der ersten Branchenverbände<br />

ein Nachhaltigkeitslabel. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> erhalten<br />

Unternehmen, die den G<strong>es</strong>amtarbeitsvertag<br />

r<strong>es</strong>pektieren, Lernende ausbilden<br />

sowie naturgerecht und qualitativ<br />

hochstehend produzieren. Nachhaltige<br />

Unternehmen können sich<br />

gegenüber der ausländischen Konkurrenz<br />

profilieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

unter Beweis stellen. Erste<br />

Erfolge gibt <strong>es</strong> bereits, so unterstützen<br />

die Einkaufsstellen d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong> di<strong>es</strong>e<br />

Nachhaltigkeitstrategie. Auch unsere<br />

Kampagne «Printed in Switzerland»<br />

sti<strong>es</strong>s auf ein sehr positiv<strong>es</strong> Echo.<br />

Ist Ihre Bekenntnis zum Print nicht<br />

reiner Zweckoptimismus?<br />

n In einem multimedialen Umfeld wird<br />

Print immer eine Rolle spielen. Es kann<br />

als Treiber, als Herzstück oder als Teil<br />

einer Kampagne fungieren. Unsere<br />

Branche wird – wie in früheren Jahren<br />

– unter dem internationalen Druck<br />

nicht untergehen, sondern noch innovativer<br />

und produktiver werden.<br />

Welche Rolle fällt dabei Viscom zu?<br />

n Unser Verband wird zweifellos in<br />

erster Linie den Kampf für noch b<strong>es</strong>sere<br />

Rahmenbedingungen fortsetzen.<br />

ABFUHR BEIM BUNDESRAT<br />

In einem Brief an den Bund<strong>es</strong>rat <strong>hat</strong> die<br />

Viscom 2011 vom Bund<strong>es</strong>rat ein<br />

Hilfspaket zugunsten der bedrängten<br />

Branche <strong>gefordert</strong>. Sie schlug fünf<br />

Massnahmen vor: Reduktion d<strong>es</strong><br />

Mehrwertsteuersatz<strong>es</strong> auf sämtlichen<br />

Druckerzeugnissen, Reduktion der<br />

Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber,<br />

Deklarationspflicht für Druckerzeugnisse,<br />

nachhaltige B<strong>es</strong>chaffungspolitik<br />

und mehr Mittel für die Berufsbildung.<br />

Doch der erhoffte Beistand blieb<br />

aus: «Ausser einem Antwortschreiben<br />

von Bund<strong>es</strong>rat Schneider-Ammann, in<br />

Und wir müssen in Sachen Berufsbildung<br />

und Imagepflege beharrlich den<br />

bisherigen Kurs fortsetzen.<br />

Heute gibt <strong>es</strong> noch rund 1800<br />

grafische Unternehmen. Wie viele<br />

werden überleben?<br />

n Wir schätzen, <strong>das</strong>s sich die Entwicklung<br />

bei etwa 1000 einpendelt.<br />

Damit hätten wir eine mit den Niederlanden<br />

und Österreich vergleichbare<br />

Betriebsdichte. Es ist extrem<br />

wichtig, <strong>das</strong>s die Branche eine Zukunft<br />

<strong>hat</strong>, weil sonst der Nachwuchs<br />

ausbleiben würde.<br />

«IN EINEM MULTIME­<br />

DIALEN UMFELD WIRD<br />

PRINT IMMER EINE<br />

ROLLE SPIELEN.»<br />

Wie sieht <strong>es</strong> mit der Rekrutierung<br />

von Lernenden aus?<br />

n Unsere Berufsbilder sind modern<br />

und attraktiv, dazu kommen exzellente<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten. Heute<br />

haben wir rund 1800 Lehrverhältnisse.<br />

Di<strong>es</strong>e Zahl dürfte leicht zurückgehen,<br />

ich bin jedoch zuversichtlich,<br />

<strong>das</strong>s wir auch künftig genügend junge<br />

Leute für uns gewinnen können.<br />

Interview: Patrick M. Lucca<br />

Mehr als Verständnis gab <strong>es</strong> nicht...<br />

welchem er <strong>sei</strong>n Verständnis für unsere<br />

schwierige Situation ausdrückte,<br />

passierte gar nichts», sagt Peter Edelmann<br />

nicht ohne eine gewisse Bitterkeit.<br />

Zweifellos habe die grafische<br />

Industrie nicht <strong>das</strong> gleiche Gewicht wie<br />

beispielsweise die MEM-Industrie. «Aber<br />

die Branche, welche mit 20 000 B<strong>es</strong>chäftigten<br />

einen Bruttoumsatz von<br />

rund vier Milliarden Franken erwirtschaftet,<br />

wird leider zu oft unterschätzt, was<br />

<strong>es</strong> uns erschwert, die nötige Aufmerksamkeit<br />

für unsere Anliegen zu erlangen»,<br />

bedauert der Viscom-Präsident. Lu


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 WIRTSCHAFT&POLITIK 7<br />

NEUER GESAMTARBEITSVERTRAG – Die di<strong>es</strong>jährige Lohnrunde dürfte stürmisch verlaufen. Speziell die jetzt anlaufenden Verhandlungen<br />

über den neuen GAV im grafischen Gewerbe dürften b<strong>es</strong>onders «heiss» werden.<br />

Wird die Sozialpartnerschaft halten?<br />

ANZEIGE<br />

Die Gewerkschaften streben in di<strong>es</strong>em<br />

Herbst pauschale Lohnerhöhungen<br />

zwischen 1,5 und 2,5 Prozent<br />

an. Der kriselnden grafischen Branche<br />

signalisieren sie allerdings Kompromissbereitschaft,<br />

bis hin zu einer<br />

Nullrunde. Der Arbeitgeberverband<br />

Viscom will nichts davon hören – er<br />

fordert einen spürbaren Abbau. Präsident<br />

Peter Edelmann: «In aussergewöhnlichen<br />

Zeiten braucht <strong>es</strong> aussergewöhnliche<br />

Massnahmen. Unsere<br />

Branche befindet sich in einer<br />

wirklich kritischen Lage, da sind Kostensenkungen<br />

absolut unerlässlich.»<br />

Entsprechend steigt Viscom in die am<br />

kommenden 20. September beginnenden<br />

GAV-Verhandlungen mit harten<br />

Positionen ein: Angepeilt werden<br />

längere Arbeitszeiten, gekürzte Zulagen<br />

und der Verzicht auf detailliert<br />

fixierte Minimallöhne (vgl. Kasten).<br />

Das Beispiel der Swissprinters in Renens,<br />

bzw. die dort vorgenommene<br />

15-prozentige Lohnkürzung, wird am<br />

Verhandlungstisch präsent <strong>sei</strong>n.<br />

Ohne Abstriche geht <strong>es</strong> nicht<br />

Edelmann spricht Klartext: «Die Gewerkschaften<br />

verlangen primär die<br />

Erneuerung d<strong>es</strong> aktuellen GAV ohne<br />

Abstriche. Di<strong>es</strong> mit dem Argument,<br />

damit zur ‹Beruhigung der Lage› –<br />

gemeint ist <strong>das</strong> ang<strong>es</strong>chlagene Image<br />

der Branche – beizutragen. Das zeigt<br />

mir, <strong>das</strong>s unsere Verhandlungspart-<br />

Die Kehr<strong>sei</strong>te der Innovation im<br />

Druckbereich: Mit jeder modernen<br />

Maschine werden die Kapazitäten<br />

massiv aufg<strong>es</strong>tockt …<br />

ner nicht begriffen haben, <strong>das</strong>s die<br />

Branche nur eine Chance <strong>hat</strong>, die<br />

wirtschaftlichen Schwierigkeiten in<br />

den Griff zu bekommen, wenn der<br />

Handlungsspielraum für die Unternehmungen<br />

grösser wird und die<br />

Konkurrenzfähigkeit im Vergleich<br />

zum Ausland verb<strong>es</strong>sert werden<br />

kann. Das geht nicht ohne Abstriche<br />

an den Leistungen im heutigen GAV.<br />

Nur so kann vermieden werden,<br />

<strong>das</strong>s weitere Arbeitsplätze abgebaut<br />

werden.»<br />

Den Zürcher Oberländer Verleger<br />

und Drucker beeindruckt <strong>es</strong> nicht,<br />

<strong>das</strong>s die Viscom mit ihren drei «Abbau-Forderungen»<br />

ein neu<strong>es</strong> Kapitel<br />

in der G<strong>es</strong>chichte der Sozialpartnerschaft<br />

schreibt. «Die grafische Industrie<br />

kann auf eine sehr lange, bewährte<br />

Sozialpartnerschaft zurückblicken.<br />

Bis Ende d<strong>es</strong> letzten Jahrhunderts<br />

war die Ausgangslage<br />

jeweils so, <strong>das</strong>s die Arbeitgeber den<br />

Forderungen der Arbeitnehmerverbände<br />

sehr weit entgegenkamen.<br />

Di<strong>es</strong> war dank der guten wirtschaftlichen<br />

Lage der Branche auch möglich.<br />

So galt der grafische GAV sehr<br />

lange als der fortschrittlichste im<br />

ganzen Land, unter anderem dank<br />

der hohen Löhne, der 40-Stunden-<br />

Woche, welche bereits in den<br />

1980er-Jahren eingeführt wurde,<br />

und den hohen Nacht- und Schichtzuschlägen.»<br />

Jetzt, wo die Branche<br />

mit grossen Problemen zu kämpfen<br />

<strong>hat</strong>, würden die Arbeitgeber von den<br />

Gewerkschaften die Einsicht erwarten,<br />

<strong>das</strong>s «am allzu kostspieligen<br />

GAV Abstriche gemacht werden<br />

müssen – di<strong>es</strong> in erster Linie im Inter<strong>es</strong>se<br />

der Arbeitnehmenden.»<br />

Hoffen auf die Vernunft<br />

Für Edelmann sind Konz<strong>es</strong>sionen<br />

der Gegen<strong>sei</strong>te – und der Verzicht<br />

auf Streiks und Blockaden – unerlässlich:<br />

«Wenn die Gewerkschaften<br />

an der Weiterführung der Sozialpartnerschaft<br />

inter<strong>es</strong>siert sind, müs-<br />

sen sie Verhandlungsbereitschaft<br />

zeigen. Wenn gleich zu Beginn<br />

Kampfmassnahmen angedroht würden,<br />

so wäre <strong>das</strong> mit Sicherheit keine<br />

gute Ausgangslage für erfolgreiche<br />

Verhandlungen.» Der <strong>sei</strong>t 2001<br />

amtierende Viscom-Präsident geht<br />

davon aus, <strong>das</strong>s die Vernunft obsiegen<br />

und die Verhandlungen zu einer<br />

Einigung führen würden. «Die Erfahrung<br />

lehrt uns, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> bei einem<br />

Streik in jedem Fall nur Verlierer<br />

gibt. Sollte <strong>es</strong> trotzdem so weit kommen,<br />

dann kann Viscom auf einen<br />

GAV-VERHANDLUNGEN 2012<br />

Die Viscom <strong>hat</strong> bereits im Vorfeld der<br />

GAV-Verhandlungen ihre Karten auf<br />

den Tisch gelegt. Primär müsse im<br />

neuen Vertrag der unternehmerische<br />

Handlungsspielraum g<strong>es</strong>tärkt werden,<br />

zumal sich Finanz- und Ertragskraft je<br />

nach Unternehmen stark unterscheiden.<br />

Auf eine detaillierte Fixierung der<br />

Minimallöhne wäre zu verzichten. Der<br />

Verband spricht sich gegen eine<br />

generelle Erhöhung der Minimallöhne<br />

von 200 Franken pro Monat aus, die<br />

von den Gewerkschaften <strong>gefordert</strong><br />

wird.<br />

Viscom verlangt ausserdem die Abkehr<br />

von der 40-Stunden-Woche und eine<br />

Erhöhung auf 42 Stunden. (was einer<br />

gut dotierten Schutzfonds zurückgreifen.»<br />

Ob <strong>es</strong> nach einer eventuellen Einigung<br />

zu einer Allgemein-Verbindlichkeitserklärung<br />

reichen wird, dürfte<br />

sich erst entscheiden, wenn <strong>das</strong> Verhandlungsr<strong>es</strong>ultat<br />

f<strong>es</strong>tsteht. Edelmann<br />

ist aber schon jetzt überzeugt,<br />

<strong>das</strong>s «die Verlängerung d<strong>es</strong> aktuellen<br />

GAV, wie <strong>es</strong> die Gewerkschaften fordern,<br />

in jedem Fall nicht für die Beantragung<br />

der Allgemeinverbindlichkeit<br />

genügen würde.»<br />

Patrick M. Lucca<br />

Harte Forderungen der Viscom<br />

effektiven Lohnsenkung um fünf Prozent<br />

gleichkommt). Begründung: Die 40-Stunden-Woche<br />

bedrohe <strong>das</strong> Wachstum und<br />

die B<strong>es</strong>chäftigung. Die im Rahmen der<br />

letzten GAV-Verhandlungen fixierten<br />

Eckwerte für die Jahr<strong>es</strong>arbeitszeit<br />

erwi<strong>es</strong>en sich als zu rigide und müssen<br />

analog zu anderen Branchen aufgebrochen<br />

werden. Die Jahr<strong>es</strong>arbeitszeit<br />

müsse wie in anderen Branchen flexibler<br />

g<strong>es</strong>taltet werden. Auch die Abgeltungen<br />

für die Nacht- und Schichtarbeit von<br />

70 Prozent <strong>sei</strong> im nationalen Branchenvergleich<br />

und internationalen Benchmark<br />

nicht zu halten. Viscom fordert<br />

d<strong>es</strong>halb die Senkung der Zuschläge auf<br />

25 Prozent. Lu


8<br />

WIRTSCHAFT&POLITIK<br />

HANS RUDOLF GYSIN – Abschied nach 44 Jahren: Der frühere Nationalrat machte die Wirtschaftskammer<br />

Baselland zum «schlagkräftigsten kantonalen KMU-Verband der Schweiz».<br />

«Er überwand Grenzen»<br />

Grosser Bahnhof am vergangenen<br />

Dienstag in der St. Jakobshalle in Münchenstein:<br />

Rund 800 geladene Gäste,<br />

darunter Bund<strong>es</strong>rat Johann Schneider-<br />

Ammann, nahmen am «Tag der Wirtschaft»<br />

der Wirtschaftskammer Baselland<br />

teil. Erst wenige Tage zuvor, auf<br />

Anfang September, <strong>hat</strong>te dort die<br />

Stabsübergabe stattgefunden: Der<br />

neue Direktor Christoph Buser übernahm<br />

<strong>das</strong> Zepter von alt Nationalrat<br />

Hans Rudolf Gysin, der die G<strong>es</strong>chicke<br />

der Wirtschaftskammer während<br />

mehr als 44 Jahren geleitet <strong>hat</strong>te.<br />

Der «Tag der Wirtschaft» bot denn<br />

auch – übrigens auf den Tag genau<br />

125 Jahre nach der Gründung d<strong>es</strong><br />

Kantonalen Gewerbevereins, der Vorgängerorganisation<br />

der heutigen<br />

Wirtschaftskammer – einen würdigen<br />

Rahmen für die Verabschiedung<br />

Gysins. Der langjährige Direktor habe,<br />

so Wirtschaftskammer-Präsident<br />

Andreas Schneider, die Organisation<br />

während mehr als vier Jahrzehnten<br />

«zu dem gemacht, was sie heute ist:<br />

Der schlagkräftigste kantonale KMU-<br />

Verband der Schweiz.» Und Christoph<br />

Buser ergänzte: «Hansruedi Gysin<br />

<strong>hat</strong> mir ein gut eing<strong>es</strong>pielt<strong>es</strong> Team<br />

überlassen. Die Wirtschaftskammer<br />

ist eine b<strong>es</strong>tens aufg<strong>es</strong>tellte Organisation,<br />

die Mitgliederzahl steigt.» Als<br />

Gysins Nachfolger werde er bisweilen<br />

als «Mann mit dem schweren<br />

Los» bezeichnet, so Buser weiter.<br />

PASSIVRAUCHEN – Eine breite Allianz aus Gewerbe und Wirtschaft lehnt die Initiative «Schutz vor<br />

Passivrauchen» als Zwängerei ab und empfiehlt, am 23. September ein Nein in die Urne zu legen.<br />

«Intolerant und eher stillos»<br />

Arbeitsplätze riskieren und gleichzeitig<br />

die Rahmenbedingungen weiter<br />

verschlechtern? Sicher nicht, finden<br />

Wirtschaft und Gewerbe sagen<br />

darum entschieden Nein zur «Zwängerei»<br />

der Lungenliga. Eine Annahme<br />

der Initiative «Schutz vor Passivrauchen»<br />

würde die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

für <strong>das</strong> Gastgewerbe<br />

und zahlreiche weitere Branchen<br />

nach nur zwei Jahren bereits wieder<br />

auf den Kopf stellen, finden Vertreter<br />

d<strong>es</strong> Schweizerischen <strong>Gewerbeverband</strong>s<br />

<strong>sgv</strong>, von GastroSuisse, hotelleri<strong>es</strong>uisse,<br />

economi<strong>es</strong>uisse und<br />

der IG Freiheit. Gemeinsam traten<br />

sie an die Öffentlichkeit und sprachen<br />

sich für ein Nein zur radikalen<br />

Lungenliga-Initiative aus, über die<br />

am kommenden 23. September ab-<br />

Doch di<strong>es</strong>e Einschätzung teile er vor<br />

dem g<strong>es</strong>childerten Hintergrund nicht:<br />

«Schwer ist für mich anders.»<br />

«Allerhöchste Anerkennung»<br />

Der heute 71-jährige Gysin <strong>hat</strong>te <strong>das</strong><br />

Sekretariat d<strong>es</strong> damaligen Kantonalen<br />

<strong>Gewerbeverband</strong>s am 1. November<br />

1968 übernommen. Das Jahr<strong>es</strong>budget<br />

von 60 000 Franken musste<br />

reichen, um nicht nur Gysins Lohn<br />

und jenen einer Teilzeitsektetärin,<br />

sondern ausserdem auch die Büromiete<br />

und sämtliche Verbandsaktivitäten<br />

zu bezahlen. Mit unermüdlichem<br />

Einsatz <strong>hat</strong> der begnadete Strippenzieher<br />

Gysin die Wirtschaftskam-<br />

g<strong>es</strong>timmt wird. Auch der Schweizerische<br />

Arbeitgeberverband, der<br />

Schweizerische Bauernverband, der<br />

Brauerei-Verband, der Schweizer Casino-Verband<br />

sowie der Bäcker-Konditorenmeister-Verband<br />

haben die<br />

Nein-Parole gefasst.<br />

Die Rechtssicherheit wäre in Frage<br />

g<strong>es</strong>tellt und umfangreiche Inv<strong>es</strong>titionen<br />

gingen verloren, sind die Wirtschaftsorganisationen<br />

überzeugt. Die<br />

Folge wären weitere Umsatzrückgänge<br />

und der Verlust von Arbeitsplätzen.<br />

Bedingungen nicht verschlechtern<br />

Im Mai 2010 ist <strong>das</strong> Bund<strong>es</strong>g<strong>es</strong>etz<br />

zum Schutz vor Passivrauchen in<br />

Kraft getreten. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> G<strong>es</strong>etz <strong>sei</strong> ein<br />

breit abg<strong>es</strong>tützter Kompromiss, welcher<br />

auf die Anliegen der Nichtrau-<br />

Es droht <strong>das</strong> totale Rauchverbot: Geht <strong>es</strong> nach den Initianten der Volksinitiative,<br />

droht in allen Innenräumen, in denen gearbeitet wird – demnach auch in<br />

den Fahrerkabinen von Lastwagen –, <strong>das</strong> Rauchen verboten zu werden. Die<br />

Polizei <strong>hat</strong> ja schli<strong>es</strong>slisch nichts B<strong>es</strong>ser<strong>es</strong> zu tun ...<br />

mer zu einer Organisation aufgebaut,<br />

ohne deren Unterstützung im Baselland<br />

heute kaum etwas geht. In den<br />

Büros der Wirtschaftskammer in Li<strong>es</strong>tal<br />

arbeiten 70 Personen, inklusive<br />

Lernende. Die Kammer betreut 10 000<br />

Mitglieder in rund 100 Sektionen.<br />

Grund genug auch für die Land<strong>es</strong>regierung,<br />

dem grossen Basel bieter die<br />

Ehre zu erweisen. «Di<strong>es</strong>er Erfolg», so<br />

Wirtschaftsminister Johann Schneider-<br />

Ammann, «ist in erster Linie dem<br />

unternehmerischen Denken und<br />

Handeln von Hansruedi Gysin zu<br />

verdanken.» Sein «Parteifreund und<br />

früherer Fraktionskollege» <strong>sei</strong> nie ein<br />

Verwalter gew<strong>es</strong>en, sondern ein «vir-<br />

cher, aber auch auf die Bedürfnisse<br />

der Raucher Rücksicht nehme. Die<br />

Lösung habe sich bewährt, finden die<br />

Gegner der Passivrauchen-Initiative.<br />

Doch schon drei Wochen nach Annahme<br />

d<strong>es</strong> neuen Passivrauchg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong><br />

reichte die Lungenliga eine neue<br />

Initiative ein, welche ein radikal<strong>es</strong><br />

Rauchverbot anstrebt. Bei einer Annahme<br />

der Vorlage würden die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen für R<strong>es</strong>taurants,<br />

Hotels und weitere Unternehmen<br />

nach nur zwei Jahren wieder<br />

total auf den Kopf g<strong>es</strong>tellt, so die<br />

Gegner. Die Lungenliga-Initiative<br />

würde die Rahmenbedingungen<br />

nicht nur für <strong>das</strong> Gastgewerbe, sondern<br />

für <strong>das</strong> Gewerbe insg<strong>es</strong>amt verschlechtern.<br />

Nach Schätzungen von<br />

GastroSuisse würde die Initiative alleine<br />

im Gastgewerbe rund 10 000<br />

Arbeitsplätze gefährden. Das Rauchverbot<br />

würde sich zudem negativ auf<br />

die Getränkebranche und weitere Zulieferer<br />

auswirken.<br />

Schädlich fürs Gewerbe<br />

«Die Lungenliga-Initiative verlangt<br />

nichts weniger, als <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Rauchen<br />

in allen Räumen verboten wird,<br />

die ‹öffentlich zugänglich› sind»,<br />

sagte <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat Jean-<br />

François Rime vor den Medien in<br />

Zürich. Im Klartext: «Auch unbediente<br />

Fumoirs würden verboten.<br />

Der Lungenliga wäre di<strong>es</strong> zweifellos<br />

am liebsten.» Die Initiative <strong>sei</strong> primär<br />

d<strong>es</strong>wegen lanciert worden, weil<br />

die Initianten auch die heute geltenden<br />

Ausnahmemöglichkeiten b<strong>es</strong>eitigen<br />

wollten. «Sie wollen eine<br />

schweizweit einheitliche Lösung»,<br />

so Rime. Es gehe am 23. September<br />

Rudolf Gysin,<br />

e. Nationalrat<br />

und abtretender<br />

Direktor der Wirtschaftskammer<br />

Baselland (links,<br />

mit <strong>sgv</strong>-Krawatte),<br />

mit Bund<strong>es</strong>rat<br />

Johann Schneider-<br />

Ammann.<br />

tuoser Netzwerker und Motivator»,<br />

der «ohne Scheuklappen oder ideologische<br />

Verblendungen» ans Werk<br />

gegangen <strong>sei</strong> und dabei Grenzen überwunden<br />

habe. «Die R<strong>es</strong>ultate sprechen<br />

für sich», so der Wirtschaftsminister,<br />

<strong>sei</strong> <strong>es</strong> in der Berufsbildung, bei den<br />

Massnahmen gegen Lohn- und Preisdumping<br />

oder bei der Scheinselbständigkeit:<br />

«Di<strong>es</strong><strong>es</strong> jahrzehntelange Engagement<br />

verdient allerhöchste Anerkennung.»<br />

En/pd<br />

LINKS<br />

www.tag-der-wirtschaft.ch<br />

www.kmu.org<br />

darum, «di<strong>es</strong>e zunehmende staatliche<br />

Einmischung in unseren Lebensalltag<br />

zu bremsen» und eine unnötige<br />

Bevormundung der Bürger abzulehnen.<br />

«Das Vorpr<strong>es</strong>chen der Initianten<br />

nur drei Wochen nach dem<br />

parlamentarischen Kompromiss ist<br />

intolerant und lässt jede Kompromissbereitschaft<br />

vermissen», sagte<br />

der Gewerbepräsident weiter. «Und<br />

<strong>es</strong> zeugt nicht unbedingt von gutem<br />

Stil.»<br />

Gemäss der Initiative dürfte in allen<br />

Innenräumen, die als Arbeitsplatz<br />

dienen – also z.B. auch in Einzelbüros,<br />

Fahrerkabinen in Lastwagen etc.<br />

–, nicht mehr geraucht werden. Die<br />

Lungenliga b<strong>es</strong>treite zwar, <strong>das</strong>s alle<br />

Einzelbüros betroffen <strong>sei</strong>en. Doch<br />

auch der Bund<strong>es</strong>rat habe b<strong>es</strong>tätigt,<br />

<strong>das</strong>s der Initiativtext alle Einzelarbeitsplätze<br />

erfasse.<br />

Selbstb<strong>es</strong>timmung hochhalten<br />

GastroSuisse-Präsident Klaus Künzli<br />

warnte «vor einer Bewegung, die den<br />

Menschen jen<strong>sei</strong>ts von wirtschaftlicher<br />

Notwendigkeit, politischer Vernunft<br />

und liberaler Tradition zwar<br />

noch nicht ihr Denken aufzwingt,<br />

aber ihr Handeln». Heute zu sagen<br />

«Wehret den Anfängen» <strong>sei</strong> zu spät,<br />

so Künzli weiter. «Aber sich zu wehren<br />

für Selbstb<strong>es</strong>timmung und Eigenverantwortung,<br />

einzustehen für<br />

liberale Grundwerte, die di<strong>es</strong><strong>es</strong> Land<br />

erfolgreich und starkgemacht haben,<br />

hinzuweisen auf gefährliche Tendenzen,<br />

muss erlaubt <strong>sei</strong>n.»<br />

LINK<br />

www.vernuenftig-bleiben.ch<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

NACHLESE<br />

Bürokratische Bieridee<br />

Die Stadtzürcher Liegenschaftsverwaltung sorgt<br />

für Unmut bei den rund 30 Pächtern der städtischen<br />

Lokale, die auch die nächsten drei Jahre<br />

vorab Biere von den Carlsberg-Töchtern Feldschlössschen<br />

und Hürlimann ausschenken<br />

müssen. Wer sich nicht daranhält, riskiert eine<br />

Geldstrafe und im Wiederholungsfall die Auflösung<br />

d<strong>es</strong> Mietvertrags. Freude herrscht einzig<br />

bei Carlsberg, d<strong>es</strong>sen Liefervertrag für die beiden<br />

Marken ohne öffentliche Ausschreibung<br />

zu Stende kam, obwohl die Stadt dazu verpflichtet<br />

wäre. Feldschlösschen ist übrigens der<br />

teuerste Lieferant.<br />

Sauer aufg<strong>es</strong>tossen ist der Deal auch dem <strong>Gewerbeverband</strong><br />

der Stadt Zürich (GVZ). Präsident<br />

Richard W. Späh: «Die Pächter sind gezwungen,<br />

ein überteuert<strong>es</strong> Produkt zu kaufen, und spülen<br />

unfreiwillig Zehntausende von Franken in die<br />

Stadtkasse. Die günstigeren lokalen Biere sind<br />

von der Stadt nicht erwünscht und führen mit<br />

drei Prozent Marktanteil eine kleine Randexistenz.»<br />

Späh zürnt nicht nur wegen d<strong>es</strong> Geld<strong>es</strong>,<br />

sondern auch wegen der arroganten Nichtbeachtung<br />

von gewerblichen Inter<strong>es</strong>sen. «Wir haben<br />

<strong>das</strong> ungute Gefühl, <strong>das</strong>s der Stadtrat <strong>das</strong><br />

Gewerbe nicht versteht und <strong>das</strong> Volk nicht hört.»<br />

Zudem widerspreche der Bierentscheid in krasser<br />

Weise dem KMU-Artikel, den <strong>das</strong> Volk am<br />

17. Juni mit 86,2 Prozent angenommen <strong>hat</strong> und<br />

<strong>das</strong> die Förderung vom gewerblichen Getrieben<br />

bezweckt.<br />

Die Schweiz ist spitze!<br />

Da soll noch jemand sagen, unser Land verfalle<br />

in Trägheit: Die Schweiz belegt im Competitiven<strong>es</strong>s<br />

Report d<strong>es</strong> World Economic Forum<br />

(WEF) auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr den ersten Rang. Sie<br />

gewinnt somit <strong>das</strong> pr<strong>es</strong>tigereiche «Barometer<br />

der Konkurrenzfähigkeit» zum vierten Mal in<br />

Folge. Die Superplatzierung verdanken wir gemäss<br />

den Autoren der Studie einem anhaltend<br />

hohen Niveau an Innovation, einem äusserst<br />

effizienten Arbeitsmarkt und der hochstehenden<br />

Qualität d<strong>es</strong> Wirtschaftssektors im Allgemeinen.<br />

Lob gibt <strong>es</strong> erneut auch für die Qualität<br />

d<strong>es</strong> Forschungsstandorts und d<strong>es</strong>sen enge<br />

Zusammenarbeit mit der Unternehmenswelt,<br />

die ihrer<strong>sei</strong>ts beträchtliche Inv<strong>es</strong>titionen in den<br />

Bereichen Forschung und Neuentwicklungen<br />

tätigt, wie die WEF-Ökonomin Margareta Drzeniek<br />

Hanouz erklärt. Um den hohen Standard<br />

halten zu können, wird nach Einschätzung d<strong>es</strong><br />

WEF allerdings ein Ausbau d<strong>es</strong> Hochschulw<strong>es</strong>ens<br />

nötig <strong>sei</strong>n.<br />

Auf dem 2. Platz liegt wie im Vorjahr Singapur<br />

vor Finnland, <strong>das</strong> vom 4. auf den 3. Platz avancierte.<br />

Es folgen Schweden und Holland, Deutschland<br />

konnte sich auf Rang 6 behaupten. Die USA<br />

sind weiter auf Rang 7 zurückgefallen. Frankreich<br />

findet man an 21. Stelle; die Euro-Sorgenkinder<br />

Portugal und Griechenland auf Platz 49<br />

bzw. 96. China bleibt mit Rang 29 <strong>das</strong> kompetitivste<br />

Land unter den grossen Schwellenländern.<br />

Brasilien, Indien und Russland folgen auf den<br />

Rängen 48, 59 und 67. Als äusserst erfreulich<br />

vermerkt WEF die Tatsache, <strong>das</strong>s sich Spanien<br />

auf Platz 36 halten und Italien sogar von Rang<br />

43 auf 42 vorrücken konnte. «Viele Indikatoren<br />

deuten an, <strong>das</strong>s sich die Lage in den beiden Ländern<br />

stabilisiert und die Reformanstrengungen<br />

erste konkrete Ergebnisse zeitigen», kommentierte<br />

Drzeniek Hanouz.<br />

GUT ZU WISSEN<br />

Innovationsscheck<br />

Das im Jahr 2011 von der Kommission für Technologie<br />

und Innovation (KTI ) neu eingeführte,<br />

reguläre Förderinstrument «Innovationsscheck»<br />

wird aufgrund der grossen Nachfrage von<br />

Seiten der KMU weitergeführt. Die KTI <strong>hat</strong> am<br />

10. September 2012 eine vierte, thematisch offene<br />

Serie von Innovationsschecks lanciert.<br />

G<strong>es</strong>uche im Bereich der Energieeffizienz, Energi<strong>es</strong>ysteme<br />

und der Energiebereitstellung sind<br />

b<strong>es</strong>onders willkommen. Die g<strong>es</strong>amte Fördersumme<br />

beträgt eine Million, die maximale Fördersumme<br />

pro Scheck 7500 Franken. Die Eingabefrist<br />

dauert bis zum 14. Dezember. Auf der<br />

Homepage der KTI wird je nach G<strong>es</strong>uch<strong>sei</strong>ngang<br />

und mind<strong>es</strong>tens wöchentlich der aktuelle Stand<br />

der eingegangenen G<strong>es</strong>uche und der vergebenen<br />

Innovationsschecks angezeigt.<br />

LINK<br />

www.kti.admin.ch


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 WIRTSCHAFT&POLITIK 9<br />

SGV-PAROLEN<br />

Einmal Nein, einmal Ja<br />

Der Schweizerische <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> <strong>hat</strong><br />

<strong>sei</strong>ne Parolen für die Abstimmungen vom<br />

23. September 2012 gefasst. Die Gewerbekammer,<br />

<strong>das</strong> «Parlament» d<strong>es</strong> grössten Wirtschaftsdachverbands<br />

der Schweiz lehnt die Initiative<br />

«Schutz vor Passivrauchen» ab und sagt Ja zur<br />

Initiative «Sicher<strong>es</strong> Wohnen im Alter». Mangels<br />

Gewerberelevanz fasste die Kammer keine<br />

Parole zum Bund<strong>es</strong>b<strong>es</strong>chluss über die Musi<strong>kf</strong>örderung.<br />

Die Gewerbekammer <strong>hat</strong>te ihre Parole zur als<br />

Zwängerei empfundenen Volksinitiative «Schutz<br />

vor Passivrauchen» bereits anlässlich ihrer Mai-<br />

Sitzung b<strong>es</strong>chlossen (die sgz berichtete). Nach<br />

Ansicht vieler Mitgliedsverbände ist die Initiative<br />

schädlich fürs Gewerbe und gefährdet Arbeitsplätze<br />

– und zwar weit über den Gastro-<br />

Bereich hinaus. Die Ja-Parole für die Volksinitiative<br />

«Sicher<strong>es</strong> Wohnen im Alter» war vom<br />

<strong>sgv</strong>-Vorstand, g<strong>es</strong>tützt auf die <strong>sgv</strong>-Strategie<br />

2010–2014, beantragt worden. En<br />

«Bagatell-Regelung» für<br />

erstmalige Verstösse<br />

Erst wenige Tage im Amt, kann Christoph Buser,<br />

der neue Direktor der Wirtschaftskammer<br />

Baselland (vgl. S. 8), bereits einen Erfolg verbuchen.<br />

Zusammen mit der Handwerkskammer<br />

Freiburg (D) und den Kontrollorganen d<strong>es</strong><br />

Ausbaugewerb<strong>es</strong> wurde eine KMU-taugliche<br />

Lösung gefunden für «erstmalige Kleinverstösse<br />

bis zu 1000 Franken im Kanton Baselland».<br />

Sind solche Verstösse erstmals und «ohne jede<br />

Absicht» begangen worden, so werden sie ohne<br />

Konventionalstrafe und mit einer blossen<br />

Verwarnung abgetan. Buser zeigte sich in einem<br />

gemeinsamen Communiqué mit der deutschen<br />

Seite mit der einvernehmlich erwirkten<br />

Lösung für die KMU «zufrieden». En<br />

ANZEIGE<br />

AGRARPOLITIK 2014–2017 – Der <strong>sgv</strong> setzt sich energisch dafür ein, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Parlament für gleich<br />

lange Spi<strong>es</strong>se zwischen Gewerbe und Landwirtschaft b<strong>es</strong>orgt ist.<br />

Produktion <strong>hat</strong> Vorrang<br />

Nächsten Mittwoch, 19. September,<br />

behandelt der Nationalrat als Erstrat<br />

die «AP 2014–2017». Die vorberatende<br />

Kommission <strong>hat</strong>te nicht weniger<br />

als 134 Anträge zu behandeln; damit<br />

ist eine Monsterdebatte im Plenum<br />

vorprogrammiert.<br />

Nebenerwerb reduzieren<br />

Hauptaufgabe der Landwirtschaft ist<br />

immer noch die Erzeugung von qualitativ<br />

hochwertigen Agrarprodukten.<br />

Dazu kommen gemäss Verfassungsauftrag<br />

die Erhaltung der natürlichen<br />

Lebensgrundlagen und die<br />

Pflege der Kulturlandschaft sowie<br />

die dezentrale B<strong>es</strong>iedlung d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong>.<br />

Leider wurde <strong>das</strong> Kerng<strong>es</strong>chäft<br />

in der letzten Zeit zunehmend vernachlässigt,<br />

und die Landwirtschaft<br />

suchte ihr Heil mehr und mehr in<br />

x-beliebigen Nebenerwerbstätigkeiten,<br />

um ein angem<strong>es</strong>sen<strong>es</strong> Einkommen<br />

erzielen zu können. Es gilt nun,<br />

mit der AP 2014–2017 di<strong>es</strong>en Trend<br />

zur Verzettelung zu brechen. Die<br />

Bauern müssen wieder in der Lage<br />

<strong>sei</strong>n, ihr Auskommen vorwiegend<br />

oder ausschli<strong>es</strong>slich in ihrem Kerng<strong>es</strong>chäft<br />

zu erwirtschaften. Auch die<br />

übertriebene Fokussierung auf Ökologie<br />

ist abzulehnen; damit wird die<br />

Produktion verteuert, und der bürokratische<br />

Aufwand der Bauern steigt<br />

ins Unerm<strong>es</strong>sliche.<br />

Strukturwandel nicht behindern<br />

Zur Stärkung d<strong>es</strong> Kerng<strong>es</strong>chäft<strong>es</strong> sind<br />

neben einem Abbau der kostentreibenden<br />

Bürokratie die staatlichen Anreize<br />

so auszug<strong>es</strong>talten, <strong>das</strong>s der<br />

Strukturwandel nicht allzu stark abgebremst<br />

wird. Heute ist er eindeutig<br />

zu langsam: Der Abstand zur europäischen<br />

Landwirtschaft wird noch<br />

grösser, die Wettbewerbsfähigkeit d<strong>es</strong><br />

Agrarsektors sinkt. D<strong>es</strong>halb ist <strong>es</strong><br />

nicht richtig, <strong>das</strong>s ein grosser Teil der<br />

Direktzahlungen weiterhin unabhängig<br />

von konkreten ökonomischen<br />

Leistungen ausbezahlt und namentlich<br />

die Versorgungssicherheitsbeträge<br />

weiter aufg<strong>es</strong>tockt werden. Dabei<br />

ist stärker zwischen der Berg- und der<br />

Tal-Landwirtschaft zu differenzieren;<br />

Letztere kann durchaus stärker dem<br />

Wettbewerb ausg<strong>es</strong>etzt werden.<br />

Gewerbe nicht benachteiligen<br />

Falls die Bauern auf dem raumplanerisch<br />

g<strong>es</strong>chützten (und billigen!) Landwirtschaftsland<br />

Tätigkeiten ausüben,<br />

die <strong>das</strong> Gewerbe konkurrenzieren,<br />

muss di<strong>es</strong> zu gleichen Bedingungen<br />

erfolgen wie in der KMU-Wirtschaft.<br />

Das bedeutet Verzicht auf staatliche<br />

Unterstützungsmassnahmen, <strong>es</strong> <strong>sei</strong><br />

denn, die im Wettbewerb stehenden<br />

Gewerbebetriebe wären damit einverstanden.<br />

Das Landwirtschaftsg<strong>es</strong>etz<br />

<strong>hat</strong> sich daher grundsätzlich auf <strong>das</strong><br />

Kerng<strong>es</strong>chäft der Bauern zu b<strong>es</strong>chränken<br />

und ist nicht auf x-beliebige weitere,<br />

in Konkurrenz zur KMU-Wirtschaft<br />

stehende Aktivitäten auszuweiten<br />

– nach dem Motto: «Schuster, bleib<br />

bei deinen Leisten!» <strong>sgv</strong>-Vorstandsmitglied<br />

Nationalrätin Sylvia Flückiger-<br />

Bäni wird beim Artikel 2 einen neuen<br />

entsprechenden Antrag einbringen.<br />

Gleichzeitig werden gewerbenahe Parlamentarier<br />

den von bäuerlicher Seite<br />

vorg<strong>es</strong>chlagenen Einbezug von landwirtschaftsnahen<br />

Tätigkeiten unter<br />

<strong>das</strong> Landwirtschaftsg<strong>es</strong>etz bekämpfen.<br />

Für gerechte Fleischeinfuhren<br />

Dank den Vorstössen d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong>-Präsidenten,<br />

Nationalrat Jean-François<br />

Rime, ist <strong>es</strong> bereits gelungen, den Be-<br />

Die Bauern<br />

müssen wieder<br />

in der Lage <strong>sei</strong>n,<br />

ihr Auskommen<br />

in ihrem Kerng<strong>es</strong>chäft<br />

zu<br />

erwirtschaften.<br />

griff der Wettbewerbsneutralität zwischen<br />

Landwirtschaft und Gewerbe<br />

in Artikel 89a so zu verb<strong>es</strong>sern, <strong>das</strong>s<br />

er den Bedürfnissen der KMU weitgehend<br />

entgegenkommt. Um <strong>es</strong> nochmals<br />

mit aller Deutlichkeit zu betonen:<br />

Der <strong>sgv</strong> <strong>hat</strong> nichts gegen<br />

paralandwirtschaftliche Tätigkeiten<br />

der Bauern einzuwenden – sofern sie<br />

zu den gleichen Bedingungen wie für<br />

<strong>das</strong> Gewerbe erfolgen und von den<br />

betroffenen Gewerbebetrieben keine<br />

Einsprachen erhoben werden. Auch<br />

bei der Einfuhrregelung für Fleisch<br />

<strong>hat</strong> der <strong>sgv</strong> <strong>das</strong> Heu auf der gleichen<br />

Bühne wie die Bauern: Er bekämpft<br />

<strong>das</strong> ungerechte Versteigerungssystem.<br />

Rudolf Horber, <strong>sgv</strong>-R<strong>es</strong>sortleiter<br />

Landwirtschaft


10<br />

ENERGIE&UMWELT<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

PATRICK HOFER-NOSER – Dem Präsidenten von Cleantech Switzerland ist <strong>es</strong> ein Anliegen, Schweizer KMU mit Produkten und<br />

Dienstleistungen im Bereich «saubere Technologien» den Export ins Ausland ermöglichen zu können.<br />

«Chance für die Exportwirtschaft»<br />

Gewerbezeitung: Ihr Verband<br />

Cleantech Switzerland und der<br />

Wirtschaftsdachverband Swisscleantech<br />

haben einen ähnlichen<br />

Namen und werden oft miteinander<br />

verwechselt. Wie unterscheiden<br />

sie sich?<br />

n Patrick Hofer-Noser: Cleantech<br />

Switzerland ist die offizielle Exportplattform.<br />

Konkret heisst <strong>das</strong>, wir<br />

helfen Schweizer Firmen, die ein<br />

speziell<strong>es</strong> Angebot, Produkt oder<br />

eine Dienstleistung im Cleantechbereich<br />

exportieren wollen, sich im<br />

Ausland zu vernetzen, Aufträge zu<br />

bekommen und dort rasch Umsatz<br />

zu generieren. Via unser Aussennetz<br />

(Botschaften, Swiss Busin<strong>es</strong>s Hubs,<br />

Osec usw.) und in Kooperation mit<br />

Schweizer Partnerunternehmungen<br />

akquirieren wir Projekte und Informationen<br />

in den Zielländern. Wir<br />

sind der «Verein der Verbände» und<br />

verfolgen somit keine politischen<br />

Aktivitäten, sondern sind ausschli<strong>es</strong>slich<br />

auf den Export fokussiert.<br />

Im Gegensatz dazu ist Swisscleantech<br />

politisch positioniert und<br />

b<strong>es</strong>chäftigt sich hauptsächlich mit<br />

politischen Themen (Vernehmlassungen,<br />

Lobbying usw.).<br />

«WIR KÖNNEN ALS<br />

EXPORTPLATTFORM<br />

EINGREIFEN UND DAS<br />

IMAGE DER SCHWEIZ<br />

STÄRKEN!»<br />

Warum braucht <strong>es</strong> überhaupt<br />

Cleantech Switzerland?<br />

n Die Schweiz ist heute im Ausland<br />

bekannt für ihre Stärken im Bereich<br />

Finanzdienstleistungen, Chemie,<br />

Tourismus und für gewisse Produkte<br />

aus der Nahrungsmittelindustrie.<br />

Wir haben ein schön<strong>es</strong> Land mit<br />

sauberen Gewässern, einem effizienten<br />

Abfallkonzept usw. Das ist<br />

nur möglich dank Firmen, die ihre<br />

Kompetenzen im Bereich saubere<br />

Technologien entsprechend in unserem<br />

Land umsetzen. Dazu gehört<br />

unter anderem auch eine optimale<br />

Nutzung der Energien. Zudem sind<br />

wir Weltmeister im Recyclen. Allerdings<br />

sind di<strong>es</strong>e technologischen<br />

und innovativen Kompetenzen der<br />

Schweizer Industrie und KMU im<br />

Bereich Cleantech im Ausland wenig<br />

bekannt. Hier können wir als<br />

Exportplattform eingreifen und di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

Image der Schweiz stärken, indem<br />

wir den Schweizer Cleantech-<br />

Firmen den Auftritt unter einer gemeinsamen<br />

Dachmarke ermögli-<br />

ZUR PERSON<br />

Patrick Hofer-Noser ist <strong>sei</strong>t 2010<br />

Chief Technology Officer (CTO) und<br />

Mitglied der Gruppenleitung der<br />

Meyer Burger Technology AG in Thun<br />

und <strong>sei</strong>t 2011 Präsident von Cleantech<br />

Switzerland. Als ausgewi<strong>es</strong>ener<br />

Technologieexperte mit einer breiten<br />

Vernetzung im Energie- und Cleantechbereich<br />

fokussiert er sich als<br />

Verantwortlicher Renewable Energy<br />

Systems auf die wichtigen zukünftigen<br />

Entwicklungen in der Energieversorgung<br />

im In- und Ausland und<br />

integriert die führenden Produkte der<br />

Meyer-Burger-Gruppe. In <strong>sei</strong>ner<br />

Mandatsfunktion als Präsident von<br />

Cleantech Switzerland setzt er sich<br />

gleichzeitig verstärkt für die Exportförderung<br />

für Schweizer KMU im<br />

Cleantechbereich ein.<br />

chen und gezielte Busin<strong>es</strong>sgelegenheiten<br />

den Unternehmen zukommen<br />

lassen.<br />

Wie viele Unternehmen und<br />

Branchenverbände sind unter<br />

di<strong>es</strong>er Dachmarke vereint?<br />

n Bisher ist <strong>es</strong> uns gelungen, 16 Mitgliederverbände<br />

und 340 Firmen auf<br />

unserem Portal zu registrieren. Das<br />

sind Unternehmen aus den Bereichen<br />

Luft und Umwelt, Energieproduktion,<br />

Energieeffizienz, Energietransport<br />

und -speicherung, Mobilität, Recyling<br />

und Abfall, Altlastensanierung, Wasser<br />

und Abwasser. Grösstenteils handelt<br />

sich dabei um Spezialfirmen.<br />

«IN DEN WACHSTUM-<br />

STARKEN LÄNDERN IST<br />

EIN GROSSES BEDÜRFNIS<br />

NACH SAUBEREN TECH-<br />

NOLOGIEN.»<br />

Wi<strong>es</strong>o ist die Rolle von Cleantech<br />

Switzerland als Vermittlerin so<br />

wichtig?<br />

n Die Schweiz <strong>hat</strong> heute im EU-<br />

Raum einen Exportanteil von 60<br />

Prozent. Aufgrund der Krise im EU-<br />

Raum wachsen die Märkte in den<br />

BRICS- Ländern (Brasilien, Russland,<br />

Indien, China und Südafrika).<br />

In di<strong>es</strong>en wachstumsstarken Ländern<br />

ist ein gross<strong>es</strong> Bedürfnis nach<br />

«sauberen Technologien» vorhanden.<br />

So bieten di<strong>es</strong>e Märkte grosse<br />

Chancen, aber auch Tücken für die<br />

exportwilligen Cleantech-KMU. Als<br />

Vermittlerin haben wir dort unter<br />

anderem Unter-nehmer mit eigenen<br />

Erfahrungen im Cleantechbereich<br />

vor Ort, welche die lokalen Gegebenheiten<br />

in einem b<strong>es</strong>timmten<br />

Marktsegment kennen. So wird der<br />

Markteintritt für Schweizer Firmen<br />

vereinfacht. Die lokale Firma wird<br />

mit dem betreffenden Unternehmen<br />

im Ausland zusammengebracht.<br />

Ganz nach dem Motto «Unternehmen<br />

für Unternehmen» bieten wir<br />

so massg<strong>es</strong>chneiderte Lösungen an.<br />

Durch unseren «Verein der Verbände»<br />

erhalten die KMU zusätzlich zu<br />

den klassischen Verbandsdienstleistungen<br />

so quasi einen verlängerten<br />

Arm ins Ausland.<br />

Was sind die Erfolgsfaktoren,<br />

damit der Export g<strong>es</strong>teigert werden<br />

kann?<br />

n Wichtig ist, <strong>das</strong>s der Wille und die<br />

Begeisterung vorhanden ist, sich mit<br />

dem Exportland und d<strong>es</strong>sen Mentalität<br />

und Kultur au<strong>sei</strong>nanderzusetzen.<br />

Die Beziehung zwischen der<br />

Schweizer Firma und dem Exportland<br />

beziehungsweise dem Schweizer<br />

Unternehmen und dem Unternehmen<br />

vor Ort muss gepflegt werden,<br />

um so eine Vertrauensbasis zu<br />

erhalten. D<strong>es</strong>halb muss der G<strong>es</strong>chäftsführer<br />

oft vor Ort <strong>sei</strong>n, um<br />

sich mit den lokalen Gegebenheiten<br />

vertraut zu machen und <strong>das</strong> Netzwerk<br />

zu vertiefen.<br />

«EXPORTWILLIGE FIR-<br />

MEN KÖNNEN SICH AUF<br />

UNSERER PLATTFORM<br />

REGISTIEREN.»<br />

Cleantech Switzerland ist als<br />

Verein der Verbände organisiert<br />

und bündelt so die Schweizer<br />

Cleantech­Industrie. Welche Rolle<br />

spielen dabei die KMU?<br />

Patrick Hofer-Noser wünscht sich, <strong>das</strong>s noch mehr KMU die Exportplattform Cleantech Switzerland nutzen und ihre Produkte<br />

sowie Dienstleistungen im Bereich «saubere Technologien» im Ausland vermarkten können.<br />

n Die w<strong>es</strong>entliche Rolle! Unsere<br />

M<strong>es</strong>sgrösse ist <strong>das</strong> Umsatzwachstum<br />

di<strong>es</strong>er KMU. Exportwillige Firmen<br />

können sich auf unserer Plattform<br />

registrieren und ganz wichtig ihre<br />

spezifischen Bedürfnisse für einen<br />

spezifischen Markt in unserer Onlinedatenbank<br />

Cleantech Cube eintragen.<br />

Die Registration im Cleantech<br />

Cube ist für Schweizer Unternehmen<br />

kostenlos (siehe Link).<br />

Das Gewerbe denkt pragmatisch:<br />

Welche Vorteile ergeben sich für<br />

die KMU aus der Registrierung im<br />

Cleantech Cube?<br />

n Das hängt davon ab, ob eine Firma<br />

die Voraussetzungen für den Export<br />

erfüllt und wie detailliert <strong>das</strong> Produkt<br />

oder die Dienstleistung der b<strong>es</strong>agten<br />

Firma b<strong>es</strong>chrieben ist. Grundsätzlich<br />

gilt: Je genauer der B<strong>es</strong>chrieb<br />

der Produkte und Dienst-leistungen<br />

ist, d<strong>es</strong>to effizienter die Hilfe<br />

der Unternehmen vor Ort. Will beispielsweise<br />

eine Firma nach China<br />

exportieren, so muss einer<strong>sei</strong>ts der<br />

G<strong>es</strong>chäftsführer sich für di<strong>es</strong><strong>es</strong> Land<br />

und die Kultur begeistern und auch<br />

regelmässig in di<strong>es</strong>em Land vor Ort<br />

<strong>sei</strong>n, anderer<strong>sei</strong>ts muss die Firma<br />

bereit <strong>sei</strong>n, R<strong>es</strong>sourcen für den<br />

Marktaufbau bereitzustellen und ein<br />

konkurrenzfähig<strong>es</strong> Produkt für di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

Land anzubieten. Natürlich muss<br />

eine Nachfrage b<strong>es</strong>tehen. Sind di<strong>es</strong>e<br />

zentralen Voraussetzungen erfüllt,<br />

können wir di<strong>es</strong>e Angaben über unser<br />

Portal den Botschaften als Report<br />

zur Verfügung stellen und di<strong>es</strong>e Firma<br />

gezielt mit Projektpartnern und<br />

Unternehmern in China vernetzen.<br />

Cleantech Cube wurde in di<strong>es</strong>em August<br />

den jeweiligen Schweizer Botschaften<br />

vorg<strong>es</strong>tellt.<br />

«WIR SIND LAUT STUDI-<br />

EN WELTMEISTER IN DER<br />

INNOVATION!»<br />

Wie sensibilisiert sind Schweizer<br />

KMU bezüglich «sauberer Technologien»?<br />

n Wir sind sicher Weltmeister in der<br />

Innovation. Viele für uns selbstverständliche<br />

Technologien können international<br />

einig<strong>es</strong> bewirken. Be-züglich<br />

Umwelttechnologien <strong>hat</strong> die<br />

Schweiz beispielsweise eine lange<br />

Tradition. Di<strong>es</strong> ist darauf zurückzuführen,<br />

<strong>das</strong>s unsere geografischen<br />

Verhältnisse sowie unsere R<strong>es</strong>sourcen<br />

b<strong>es</strong>chränkt sind und wir daher<br />

früh gelernt haben, unsere Umwelt<br />

zu schonen und zu pflegen. Nachhaltigkeit<br />

ist daher stark in der<br />

Schweizer Bevölkerung verwurzelt.<br />

Im Gewerb<strong>es</strong>ektor allgemein und bei<br />

den KMU im Speziellen ist <strong>das</strong> Bewusst<strong>sei</strong>n<br />

für «saubere Technologien»<br />

sicherlich vorhanden; zu einem grossen<br />

Prozentsatz setzen sich auch Firmen,<br />

deren Kerng<strong>es</strong>chäft nicht «saubere<br />

Technologien» sind, damit au<strong>sei</strong>nander<br />

und achten darauf, möglichst<br />

umwelteffizient und -schonend<br />

zu produzieren. Kurz g<strong>es</strong>agt: Es gibt<br />

viele innovative Firmen, die spannende<br />

Lösungen im Bereich Cleantech<br />

anbieten.<br />

Die Schweiz möchte bis 2020<br />

führend in der Cleantech­Produktion<br />

werden. Ist <strong>das</strong> machbar?<br />

n Wir können nicht überall führend<br />

werden. Aber in speziell ausgerichteten<br />

Märkten erreichen wir mit<br />

unseren Produkten Spitzenplätze.<br />

Wir sind dort stark, wo unsere<br />

Firmen stark sind.<br />

Interview: Corinne Remund<br />

LINK<br />

Weitere Informationen sowie die Registration<br />

im Cleantech Cube für<br />

Schweizer Unternehmen unter<br />

www.cleantech-switzerland.com<br />

DIE MITGLIEDER<br />

n AEE – Agentur für Erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz<br />

n Cleantech Fribourg<br />

n CleantechAlps<br />

n energie-cluster.ch<br />

n Fondation The Ark<br />

n i-net innovation networks<br />

n NewtecClub<br />

n Öbu – Netzwerk für nachhaltig<strong>es</strong><br />

Wirtschaften,<br />

n Osec<br />

n SIA – Schweizer Ingenieur- und<br />

Architekturverein<br />

n SVGW – <strong>Schweizerischer</strong> Verein d<strong>es</strong><br />

Gas- und Wasserfa-ch<strong>es</strong><br />

n SVUT – <strong>Schweizerischer</strong> Verband<br />

für Umwelttechnik<br />

n Swissmen<br />

n Swissolar<br />

n TVS – Textilverband Schweiz


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 KMU-PORTRÄT 11<br />

ERNST MEIER AG – Der Zürcher Oberländer Familienbetrieb <strong>hat</strong> sich den Traum ein<strong>es</strong> topmodernen Gartencenters erfüllt. Nur die<br />

Parkplatzsituation bereitet Sorgen.<br />

Erfolgreich im Oberland verwurzelt<br />

ANZEIGE<br />

Erwin Meier-Honegger ist <strong>sei</strong>t Anfang<br />

2012 – gemeinsam mit <strong>sei</strong>ner Schw<strong>es</strong>ter<br />

Bettina – Co-G<strong>es</strong>chäftsführer d<strong>es</strong><br />

Familien-KMU.<br />

Für kaum einen zweiten Familientrieb<br />

stimmt die KMU-Durchhalteparole<br />

«Konkurrenz belebt <strong>das</strong> G<strong>es</strong>chäft»<br />

so sehr wie für die Ernst Meier<br />

AG. Als die Zürcher Oberländer<br />

Gartenspezialisten im Dezember<br />

2004 in einem NZZ-Inserat entdeckten,<br />

<strong>das</strong>s ein deutscher Gartendiscounter<br />

in der Schweiz auf Standortsuche<br />

war, wurde ihr Ehrgeiz geweckt.<br />

«Wir mussten uns der Frage<br />

stellen, ob wir mit unserem 1964 eröffneten<br />

Gartencenter noch in jedem<br />

Punkt wettbewerbsfähig wären, falls<br />

die deutsche Billigstkonkurrenz den<br />

Markteintritt wirklich wagen würde»,<br />

erinnert sich der heutige Co-G<strong>es</strong>chäftsführer<br />

Erwin Meier-Honegger.<br />

«Mein Vater Erwin Meier-Albrecht,<br />

der damals an der Firmenspitze stand<br />

und noch heute mit 70 Jahren tatkräftig<br />

im Betrieb mithilft, erkannte<br />

gemeinsam mit den weiteren Familienmitgliedern,<br />

<strong>das</strong>s mit Blick auf die<br />

Zukunft bei der Infrastruktur grosser<br />

Nachholbedarf b<strong>es</strong>tand», erzählt er.<br />

So <strong>sei</strong>en beispielsweise die engen<br />

Fusspfade in den Gewächshäusern<br />

nicht auf eine so hohe Kundenzahl<br />

angelegt worden, w<strong>es</strong>halb sich immer<br />

mehr ein Gefühl der Enge eing<strong>es</strong>tellt<br />

habe. Auch die Gebäudehüllen<br />

entsprachen nicht mehr den energetischen<br />

Anforderungen. Zudem <strong>sei</strong><br />

der Standort in Tann, einem Dorfteil<br />

der Zürcher Oberländer Gemeinde<br />

Dürnten, längst nicht mehr optimal<br />

gew<strong>es</strong>en: Hatte sich <strong>das</strong> KMU einst<br />

am Dorfrand niedergelassen, verkaufte<br />

<strong>es</strong> <strong>sei</strong>ne Pflanzen und Gartenartikel<br />

infolge der Siedlungsentwicklung<br />

mittlerweile mitten in einem Wohnquartier.<br />

Die Verkehrsinfrastruktur<br />

entsprach nicht den Bedürfnissen,<br />

und an einen notwendigen Gartencenter-Ausbau<br />

war erst recht nicht<br />

zu denken.<br />

Für die Familie Meier war di<strong>es</strong> jedoch<br />

kein Grund, der deutschen<br />

Konkurrenz die Marktführerschaft<br />

zu überlassen: «Wir sagten uns:<br />

Wenn <strong>es</strong> ausländischen Firmen gelingt,<br />

in der Schweiz einen idealen<br />

Standort für ein Gartencenter zu finden,<br />

sollte di<strong>es</strong> doch auch für ein<br />

<strong>sei</strong>t über 100 Jahren in der Region<br />

verwurzelt<strong>es</strong> Familienunternehmen<br />

kein Problem <strong>sei</strong>n», erzählt Erwin<br />

Meier-Honegger.<br />

Nach drei Tagen entschieden,<br />

nach sieben Jahren eröffnet<br />

G<strong>es</strong>agt, getan: Die Gartenspezialisten<br />

wurden noch in der gleichen Woche<br />

fündig, und zwar in der eigenen Gemeinde<br />

Dürnten. «In der Gewerbezone<br />

Lättenmoos stand direkt an der<br />

Autobahn ein 37 000 Quadratmeter<br />

gross<strong>es</strong> Grundstück zum Verkauf,<br />

doch mussten wir uns innert dreier<br />

Tage entscheiden», erklärt Erwin<br />

Meier-Honegger. Die Ernst Meier AG<br />

ging <strong>das</strong> Wagnis ein, obwohl die<br />

Gemeinde an b<strong>es</strong>agtem Standort explizit<br />

kein Detailhandelsunternehmen<br />

vorsah. «Gemeinde und Bevölkerung<br />

sicherten uns jedoch ihre Unterstützung<br />

zu», sagt er.<br />

Auf den schnellen Land-Deal folgte<br />

eine langatmige Planungs- und Bewilligungsphase.<br />

«Bis die Baubewilligung<br />

nach mehreren Verzögerungen<br />

endlich vorlag, brauchten wir viel<br />

Geduld», erinnert sich Meier-Honegger.<br />

Da war die Stimmung aber bereits<br />

durch eine neue G<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>schikane<br />

getrübt: die Parkplatzbewirtschaftung.<br />

Vor Einkauf bereits bezahlen<br />

«Leider kennt <strong>das</strong> G<strong>es</strong>etz keine Spezialregelung<br />

für Gartencenter, w<strong>es</strong>halb<br />

wir vom Kanton Zürich wie ein<br />

Detailhändler eing<strong>es</strong>tuft worden<br />

sind und auf unserem Parkplatz<br />

Parkuhren aufstellen mussten», bedauert<br />

Erwin Meier-Honegger. «Dabei<br />

erwirtschaften wir niemals so<br />

viel Umsatz pro Quadratmeter wie<br />

ein Detailhändler, bei annähernd<br />

1000 Franken pro Quadratmeter und<br />

Jahr sprechen wir in unserer Bran-<br />

che schon von einem Erfolgsjahr»,<br />

erklärt er. Dennoch: 50 Rappen kostet<br />

am neuen Standort jeder noch so<br />

kurze B<strong>es</strong>uch, für jede weitere Stunde<br />

bezahlen die Kundinnen und<br />

Kunden einen Franken. Aus Sicht<br />

der Firma vor allem ein «psychologisch<strong>es</strong><br />

Ärgernis». «Leider dürfen<br />

wir unseren Kunden den Betrag<br />

nicht rückvergüten, will doch der<br />

G<strong>es</strong>etzgeber die Kundschaft vom B<strong>es</strong>uch<br />

mit dem Auto abschrecken»,<br />

so Meier-Honegger.<br />

Schöner, grüner, einladender<br />

Nach fünf Jahren Planung, zwei Jahren<br />

Bauzeit und zwei Monaten Umzug<br />

<strong>hat</strong> <strong>das</strong> neue Gartencenter Meier<br />

am 1. März 2011 <strong>sei</strong>ne Tore geöff-net.<br />

Zugleich wurde die Mitarbeiterzahl<br />

leicht erhöht: Statt wie zuvor 140,<br />

arbeiten neu 160 Gartenexpertinnen<br />

und -experten für die Ernst Meier AG,<br />

80 davon im lichtdurchfluteten Ladeng<strong>es</strong>chäft.<br />

Der Umzug <strong>hat</strong> sich gelohnt: Trotz<br />

gleich grosser Verkaufsfläche und<br />

praktisch unverändertem Sortiment<br />

– insg<strong>es</strong>amt <strong>hat</strong> die Ernst Meier AG<br />

60 000 unterschiedliche Pflanzen<br />

und Artikel im Angebot – wirkt <strong>das</strong><br />

neue Gartencenter schöner, grüner<br />

und einladender. «In der innovativ<br />

g<strong>es</strong>talteten Verkaufsanlage mit einem<br />

Innen- und einem Aussenbereich,<br />

Genussgärten, Gewächshäusern,<br />

Blumenladen und überdachten<br />

Hauptwegen im Freiland, wird der<br />

Garteneinkauf zum Erlebnis», ist der<br />

G<strong>es</strong>chäftsführer überzeugt. Abgerundet<br />

wird <strong>das</strong> Angebot durch<br />

Pflanzenschutzberatung, Kundendienst,<br />

Beratungs- und B<strong>es</strong>prechungsbüros<br />

und die Kinderbetreuung<br />

«Meiers Spielgarten». «Unser<br />

Gartencenter soll eine Wohlfühloase<br />

<strong>sei</strong>n, in der man fernab der Stadthektik<br />

auch ein paar Stunden verweilen<br />

darf», betont er. D<strong>es</strong>halb setze<br />

man auch wie am alten Standort<br />

auf ein Gastronomieangebot, <strong>das</strong><br />

man mit mehreren Konferenzräumen<br />

ergänzt <strong>hat</strong>, die bis zu 300 Personen<br />

Platz bieten. «Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Angebot<br />

wird bereits rege genutzt», so Meier-<br />

Honegger.<br />

Wetter- statt Wirtschaftssorgen<br />

Das Konzept geht auf. Der Umsatz<br />

liegt, leicht höher als am alten Standort,<br />

bei rund 20 Millionen Franken.<br />

Sorgen wegen der Wirtschaftslage<br />

oder d<strong>es</strong> Einkaufstourismus kennt<br />

man in Dürnten nicht, wie auch Erwin<br />

Meier-Albrecht, langjähriger Firmenpatron<br />

und Vater d<strong>es</strong> heutigen<br />

G<strong>es</strong>chäftsführerg<strong>es</strong>panns erklärt: «Unsere<br />

Branche ist nach wie vor krisenr<strong>es</strong>istent.<br />

Die Kunden verzichten auch<br />

dann nicht auf ihre Gartenidylle,<br />

wenn die Wirtschaftslage ang<strong>es</strong>pannt<br />

ist», erklärt er. «Umso mehr sind wir<br />

vom Wetter abhängig: Kaltwetterperioden<br />

wirken sich umgehend auf unseren<br />

Umsatz aus», sagt der mittlerweile<br />

70-jährige Pflanzenspezialist.<br />

Insb<strong>es</strong>ondere im Frühling <strong>sei</strong>en warme<br />

Temperaturen – 2012 war in di<strong>es</strong>er<br />

Hinsicht ideal – wichtig: Zwei Drittel<br />

ihr<strong>es</strong> Umsatz<strong>es</strong> erwirtschaftet die Erwin<br />

Meier AG von Mitte März bis Ende<br />

Mai. Geld, <strong>das</strong> fortlaufend in den<br />

Betrieb inv<strong>es</strong>tiert wird.<br />

Bereits steht <strong>das</strong> nächste Bauprojekt<br />

an: Die im Ortsteil Tann verbliebene<br />

Produktionsstätte soll in den kommenden<br />

Jahren umfassend saniert<br />

werden. Schli<strong>es</strong>slich soll die Ernst<br />

Meier AG auch in Zukunft in jeder<br />

Hinsicht mit einer optimalen Infrastruktur<br />

auftrumpfen können. Die<br />

deutsche Konkurrenz, die sich damals<br />

mit dem «NZZ-Inserat» um den<br />

Markteintritt bemühte, arbeitet jetzt<br />

mit einem Schweizer Grossverteiler<br />

zusammen. Die Ernst Meier AG ist<br />

gewappnet.<br />

Matthias Engel<br />

LINK<br />

www.meier-ag.ch


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FIRMENFAHRZEUGE 13<br />

FIRMENFLOTTEN – Eine Autoflotte muss viele Ansprüche erfüllen. Heute wird vermehrt auf verbrauchsarme und umweltfreundliche<br />

Fahrzeuge geachtet. Bei der Finanzierung halten sich Leasing und Barzahlung praktisch die Waage.<br />

Visitenkarte einer Unternehmung<br />

Je nach Importeur gilt eine unterschiedliche<br />

Anzahl Fahrzeuge als<br />

«Flotte» und wird mit den entsprechenden<br />

Spezialisten von der Zentrale<br />

aus definiert. Als Faustregel mag<br />

gelten, <strong>das</strong>s ab etwa fünf Strassen-<br />

Fahrzeugen, die auf die gleiche Firma<br />

eingelöst sind, von einer Flotte g<strong>es</strong>prochen<br />

wird. Dabei spielt <strong>es</strong> keine Rolle,<br />

von wem di<strong>es</strong>e Fahrzeuge geliefert<br />

wurden oder ob <strong>es</strong> sich um unterschiedliche<br />

Fahrzeugtypen handelt.<br />

Denn grundsätzlich eignet sich jed<strong>es</strong><br />

Automobil auch als Flottenfahrzeug.<br />

Kommt dazu, <strong>das</strong>s der Dienstwagen<br />

d<strong>es</strong> Chefs, die Kombis der Aussendienstler<br />

und die Transporter der Service-<br />

und Montageequipen meist sowi<strong>es</strong>o<br />

nicht vom gleichen Typ sind.<br />

Für die Firmen ist <strong>es</strong> von Vorteil, die<br />

Mobilität ihrer Mitarbeiter mit nur einem<br />

Ansprechpartner zu regeln.<br />

Durch eine enge Partnerschaft können<br />

zudem die Abwicklung der Fahrzeugübernahme,<br />

Werkstattb<strong>es</strong>uche und<br />

viel<strong>es</strong> mehr vereinfacht werden.<br />

Die Hälfte mit Rabatt<br />

Praktisch jeder Autoimporteur – mind<strong>es</strong>tens<br />

dann, wenn er auch Kombiwagen<br />

und Transporter im Angebot<br />

<strong>hat</strong> – führt eine mehr oder weniger<br />

grosse Abteilung für die Betreuung<br />

von Flottenkunden. Nach ersten Abklärungen<br />

beim Händler vor Ort führt<br />

der Weg d<strong>es</strong> Kunden bald einmal<br />

dorthin, um alle Aspekte der Flottenb<strong>es</strong>chaffung<br />

oder -erneuerung zu klären.<br />

L<strong>es</strong>en Sie dazu auch die beiden<br />

Interviews mit den Leitern der Flotten-Verkaufsabteilung<br />

bei AMAG<br />

(Audi, Seat, Skoda; VW und VW<br />

Nutzfahrzeuge, Seite 14) sowie bei<br />

Volvo (Seite 15).<br />

Schwere Flotte: Natürlich gehören auch die schweren Nutzfahrzeuge zum Flottenb<strong>es</strong>tand. Denn<br />

auch Transporteure achten auf eine schöne Visitenkarte.<br />

ANZEIGE<br />

Vorbildlich: Der Aussendienst von local.ch fährt mit di<strong>es</strong>en 35 weissen Toyota Auris Hybrid zu den Kunden. Mit der umweltfreundlichen Technik wird ein positiv<strong>es</strong><br />

Image geweckt.<br />

Firmenfahrzeuge machen in der<br />

Schweiz zwischen 20 und 75 Prozent<br />

aller immatrikulierten Autos ein<strong>es</strong><br />

Anbieters aus. Im Mittel werden<br />

damit rund 50 Prozent aller Fahrzeuge<br />

mit Flottenrabatt abg<strong>es</strong>etzt. Wer<br />

an di<strong>es</strong>em lukrativen und punkto<br />

Marktanteil äusserst relevanten G<strong>es</strong>chäft<br />

nicht teilnimmt, isst härter<strong>es</strong><br />

Brot oder ist kaum daran inter<strong>es</strong>siert,<br />

so etwa die Importeure von Sportwagen<br />

oder Luxusfahrzeugen.<br />

Verbrauch immer wichtiger<br />

Heute achten selbstverständlich auch<br />

Gewerbebetriebe darauf, <strong>das</strong>s ihre<br />

Fahrzeuge möglichst wenig Treibstoff<br />

verbrauchen und damit weniger CO2<br />

ausstossen. Das kann einer<strong>sei</strong>ts<br />

durch die Anschaffung verbrauchsgünstiger<br />

Modelle erfolgen, anderer<strong>sei</strong>ts<br />

durch die Weiterbildung der<br />

Fahrer mittels Teilnahme an einem<br />

Spritspartraining beim Driving Center<br />

Schweiz oder beim TCS. Noch<br />

b<strong>es</strong>ser ist <strong>es</strong>, wenn beid<strong>es</strong> angewendet<br />

wird, denn im Schnitt fahren die<br />

Absolventen ein<strong>es</strong> solchen Kurs<strong>es</strong> an-<br />

schli<strong>es</strong>send rund zehn Prozent sparsamer.<br />

Und <strong>das</strong> freut dann auch den<br />

Buchhalter.<br />

Betriebe, die ihren Mitarbeitenden<br />

nicht einen b<strong>es</strong>timmten Fahrzeugtyp<br />

in die Hand geben, sondern ihnen<br />

einen Budgetrahmen zur Verfügung<br />

stellen, schreiben zunehmend ein<br />

Maximum an CO2-Emissionen vor.<br />

Denn <strong>es</strong> gibt in allen Segmenten<br />

Fahrzeuge, die in di<strong>es</strong>er Beziehung<br />

b<strong>es</strong>ser abschneiden als andere. Der<br />

Nutzer <strong>hat</strong> im vorgegebenen Rahmen<br />

immer noch die Freiheit, sich<br />

für einen Kombi, einen Minivan oder<br />

gar ein SUV oder Crossover zu entscheiden.<br />

«Es ist Sache der einzelnen Unternehmen,<br />

ihre Policy betreffend Effizienzkategorien<br />

f<strong>es</strong>tzulegen», sagt<br />

dazu Andreas Burgener, Direktor der<br />

Vereinigung Schweizer Automobil-<br />

Importeure auto-schweiz. «Zu di<strong>es</strong>em<br />

Zweck existiert <strong>das</strong> Instrument der<br />

Energieetikette.»<br />

Und gerade weil die Fahrzeugflotte<br />

einen wichtigen Beitrag zur Visitenkarte<br />

und damit auch zum Image ei-<br />

n<strong>es</strong> Betrieb<strong>es</strong> leistet, ist nebst der<br />

Emissionsfrage auch darauf zu achten,<br />

<strong>das</strong>s die Fahrzeuge immer in optisch<br />

einwandfreiem Zustand zirkulieren,<br />

d.h. sauber und ohne Beulen<br />

oder Schrammen.<br />

Barzahlung oder Leasing?<br />

Steht eine Neuanschaffung ins Haus,<br />

so lohnt <strong>es</strong> sich auch, die Finanzierungsart<br />

vorgängig zu klären. Wird<br />

<strong>das</strong> Fahrzeug bar bezahlt, können<br />

unter Umständen zusätzliche Rabattprozente<br />

den Kauf noch attraktiver<br />

machen. Auf der andern Seite<br />

kann <strong>das</strong> Geld anderswo vielleicht<br />

b<strong>es</strong>ser angelegt oder in R<strong>es</strong>erve gehalten<br />

werden, wenn ein günstig<strong>es</strong><br />

Leasingangebot vorliegt. Dazu sind<br />

in jedem Fall mehrere Offerten einzuholen.<br />

Die prof<strong>es</strong>sionellen Leasinganbieter<br />

– häufig Tochterg<strong>es</strong>ellschaften<br />

renommierter Banken – und die<br />

Angebote der Finanzierungsspezialisten<br />

bei den Importeuren garantieren<br />

eine prof<strong>es</strong>sionelle Beratung,<br />

Abwicklung und Bedienung.<br />

Roland Hofer


14<br />

FIRMENFAHRZEUGE<br />

AMAG CORPORATE FLEET SALES – Lorenz Heer, Leiter B2B, zum Ablauf d<strong>es</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäfts in der Schweiz.<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

«Flotte G<strong>es</strong>chäfte – Tag für Tag»<br />

ANZEIGE<br />

Als grösster Importeur mit dichtem<br />

Händlernetz setzt die AMAG auch am<br />

meisten Flottenfahrzeuge ab. Direktor<br />

Lorenz Heer, Leiter B2B (Corporate<br />

Fleet Sal<strong>es</strong> und VW-Nutzfahrzeuge)<br />

erklärt im sgz-Interview, wie <strong>das</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäft<br />

in der Schweiz abläuft.<br />

Gewerbezeitung: Wie gross ist der<br />

Anteil der Fahrzeuge, die über <strong>das</strong><br />

Flotteng<strong>es</strong>chäft ausgeliefert werden?<br />

n Lorenz Heer: Die AMAG verkauft,<br />

je nach Marke und Fahrzeugklasse,<br />

zwischen 20 und 50 Prozent der Neuwagen<br />

an Firmenkunden.<br />

Welche Modelle stehen dabei im<br />

Vordergrund?<br />

n Für den Einsatz als Aussendienst-<br />

und Servicefahrzeuge sind Kombi-<br />

Fahrzeuge, wie zum Beispiel der VW<br />

Passat Variant, der Skoda Octavia<br />

Combi, der Audi A4 Avant oder der<br />

Seat Exeo ST sehr beliebt. Für Management<br />

und Kader stehen gehobene<br />

Modelle von Audi (A6 Avant, A5<br />

Sportback), aber auch VW (Touareg)<br />

und Skoda (Superb) im Vordergrund.<br />

Daneben werden je nach Einsatzzweck<br />

vermehrt auch Vans (etwa VW<br />

Touran, VW Sharan oder Seat Alhambra)<br />

sowie verbrauchsarme Modelle<br />

eing<strong>es</strong>etzt. Als Firmenwagen erfreuen<br />

sich auch SUVs vom Schlage ein<strong>es</strong><br />

VW Tiguan, Audi Q3, Audi Q5 oder<br />

Skoda Yeti einer grossen Nachfrage.<br />

Zudem gehören die leichten Nutz-<br />

Fast täglich werden mehrere VW, Skoda, Audi, Seat oder VW Nutzfahrzeuge<br />

von Firmen übernommen.<br />

fahrzeuge von Volkswagen, wie Caddy,<br />

T5 und Crafter, zu den beliebt<strong>es</strong>ten<br />

Flottenfahrzeugen.<br />

Wie hoch ist der Anteil an Di<strong>es</strong>elmodellen<br />

und Allradfahrzeugen?<br />

n Während beim G<strong>es</strong>amtabsatz rund<br />

ein Drittel aller Fahrzeuge mit Di<strong>es</strong>elmotor<br />

ausgerüstet ist, ist der Anteil bei<br />

Firmenfahrzeugen – vor allem bei Aussendienst-<br />

und Servicefahrzeugen mit<br />

hohen Kilometerleistungen – w<strong>es</strong>entlich<br />

höher. Bei den Flotten werden etwas<br />

mehr als ein Drittel der Fahrzeuge<br />

mit Allradantrieb ausgeliefert.<br />

Wie hoch ist der Anteil an Eco-<br />

Modellen?<br />

n Die ökologische, aber auch ökonomische<br />

Sensibilität von Firmenkun-<br />

den steigt stetig. Damit einher geht<br />

eine verstärkte Nachfrage nach verbrauchsarmen<br />

Fahrzeugen. Bereits<br />

heute <strong>hat</strong> die AMAG über 200 Modellvarianten<br />

mit einem CO2-Ausstoss<br />

von weniger als 130 g/km im Angebot.<br />

Wie sollen Gewerbebetriebe vorgehen,<br />

wenn sie eine Fahrzeugflotte<br />

anschaffen möchten?<br />

n Jede Markenvertretung steht als<br />

Ansprechpartner für lokale Gewerbebetriebe<br />

zur Verfügung. Je nach<br />

Kundenbedürfnis können Spezialisten<br />

für eine umfassende Beratung<br />

hinzugezogen werden. Bei nationalen<br />

und internationalen Unternehmen<br />

mit einem grösseren Fuhrpark<br />

an verschiedenen Standorten stehen<br />

die Key Account Manager der AMAG<br />

als kompetente Ansprechpartner zur<br />

Verfügung. So können massg<strong>es</strong>chneiderte<br />

Flottenlösungen zeitnah realisiert<br />

werden.<br />

Ab welcher Anzahl Fahrzeuge und<br />

welchem Modellmix wird bei<br />

Ihnen von einer Flotte g<strong>es</strong>prochen?<br />

n Als Flottenb<strong>es</strong>itzer gelten all jene<br />

Firmen, auf deren Name mind<strong>es</strong>tens<br />

vier Strassen-Motorfahrzeuge (egal<br />

welcher Marke) in der Schweiz oder<br />

dem Fürstentum Liechtenstein eingelöst<br />

sind. Daneben gibt <strong>es</strong> verschiedene<br />

Kundensegmente wie zum Beispiel<br />

Taxiunternehmen, Fahrschulen<br />

oder die Polizei, welche wir ebenfalls<br />

als Flottenkunden betrachten.<br />

Flottenkunden erhalten bei der<br />

AMAG je nach Abnahmevolumen<br />

und Wagenparkgrösse Sonderkonditionen.<br />

Di<strong>es</strong>e werden für jeden Kunden<br />

individuell berechnet und sind<br />

für alle AMAG-Marken gültig. Neben<br />

di<strong>es</strong>en speziellen Konditionen profitieren<br />

Firmenkunden bei der AMAG<br />

vom grössten Modellangebot und<br />

vom dicht<strong>es</strong>ten Garagennetz.<br />

Welche Zusatzdienstleistungen<br />

bietet Ihr Unternehmen?<br />

n Die AMAG sucht stets nach einer<br />

optimalen Lösung, die perfekt auf die<br />

individuellen Bedürfnisse der Kundinnen<br />

und Kunden zug<strong>es</strong>chnitten<br />

ist. Di<strong>es</strong> kann Kauf oder Leasing <strong>sei</strong>n.<br />

Generell ist ein Trend in Richtung<br />

Lorenz Heer leitet die Abteilung für<br />

Flottenkunden bei der AMAG. Sie ist<br />

eine der erfolgreichsten Firmen auf<br />

di<strong>es</strong>em Gebiet.<br />

«Nutzen vor kaufen» spürbar. Der<br />

Leasinganteil liegt bereits heute bei<br />

über 50 Prozent. Die AMAG bietet<br />

über die eigene Leasingg<strong>es</strong>ellschaft<br />

AMAG Leasing AG nicht nur die Finanzierung,<br />

sondern <strong>das</strong> g<strong>es</strong>amte<br />

Management der Fahrzeugflotte an.<br />

Sämtliche Flottenmanagement-<br />

Dienstleistungen können in einen<br />

Leasingvertrag integriert werden.<br />

Ein Leasing mit zusätzlichen Dienstleistungen<br />

kann für den Inter<strong>es</strong>senten<br />

Vorteile im Hinblick auf die Liquidität,<br />

<strong>das</strong> planbare monatliche Budget und<br />

den deutlich reduzierten Verwaltungsaufwand<br />

für den Fahrzeugparkverantwortlichen<br />

mit sich bringen.<br />

Interview: Roland Hofer


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FIRMENFAHRZEUGE 15<br />

VOLVO AUTOMOBILE SCHWEIZ – Fleet Sal<strong>es</strong> Manager Mauro Zanello über den Flotten-Verkauf.<br />

«Flexibilität ist unsere Spezialität»<br />

So sieht <strong>es</strong> aus, wenn eine Unternehmung auf einen Schlag Dutzende von Volvos übernimmt.<br />

ANZEIGE<br />

Volvo Automobile Schweiz betreut<br />

Flottenkunden sowohl über <strong>das</strong> Händlernetz<br />

wie auch über die Zentrale in<br />

Zürich. Drei Personen kümmern sich<br />

ausschli<strong>es</strong>slich um di<strong>es</strong>e Sparte. Die<br />

Gewerbezeitung sprach mit Mauro Zanello,<br />

dem Fleet Sal<strong>es</strong> Manager, darüber,<br />

wie Flottenbetreiber zu den Fahrzeugen<br />

aus Schweden kommen.<br />

Gewerbezeitung: Wie gross ist die<br />

Bedeutung der Flottenfahrzeuge<br />

für Volvo?<br />

n Mauro Zanello: Es handelt sich für<br />

uns um ein sehr wichtig<strong>es</strong> G<strong>es</strong>chäft,<br />

denn heute werden bereits zwischen<br />

65 und 70 Prozent aller Volvos mit<br />

Flottenkonditionen ausgeliefert. Wir<br />

sind in verschiedenen Branchen überdurchschnittlich<br />

gut vertreten. Etwa<br />

in der Energiewirtschaft oder im Bau-<br />

gewerbe, aber auch bei Banken, Chemie<br />

und Versicherungen. Die meisten<br />

Fahrzeuge in di<strong>es</strong>en Branchen werden<br />

bar gekauft.<br />

Die Bedeutung d<strong>es</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäfts<br />

<strong>hat</strong> in den vergangenen Jahren stetig<br />

zugenommen. Dabei spielen die Argumente<br />

Sicherheit und Image <strong>sei</strong>t<br />

jeher eine wichtige Rolle. Neu dazugekommen<br />

ist die äussere Ästhetik,<br />

<strong>das</strong> D<strong>es</strong>ign der Modelle.<br />

Welche Kunden werden direkt von<br />

der Zentrale aus betreut?<br />

n In der Regel ist der Händler der<br />

Ansprechpartner für Gewerbebetriebe.<br />

Wir sprechen einzig überregionale<br />

Grossunternehmen direkt an.<br />

Dazu gehören die Armee oder die<br />

Bund<strong>es</strong>verwaltung auf der einen und<br />

internationale Firmen mit mehreren<br />

Standorten in der Schweiz auf der<br />

andern Seite.<br />

Wie ist der Modellmix in den<br />

Flotten?<br />

n Im Vordergrund stehen die Modellreihen<br />

S/V60 und V70, wobei die modernen<br />

Kombis b<strong>es</strong>onders g<strong>es</strong>chätzt<br />

werden. Aber auch für den neuen<br />

Kompaktwagen Volvo V40 b<strong>es</strong>teht ein<br />

gross<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se als Firmenfahrzeug.<br />

Welchen Anteil erreichen Di<strong>es</strong>elmodelle<br />

und Allradfahrzeuge?<br />

n Weil Volvo auf den erwähnten Modellreihen<br />

mehrere Selbstzündervarianten<br />

(D2, D3, D4 und D5) anbietet,<br />

liegt die Quote bei rund 70 Prozent.<br />

Je nach Einsatzart und Kundenpräferenz<br />

ist die bevorzugte Wahl natürlich<br />

unterschiedlich. Wegen der b<strong>es</strong>onderen<br />

Topografie und dem Klima<br />

stellen viele Firmen in der Schweiz<br />

sicher, <strong>das</strong>s ihre Mitarbeiter jederzeit<br />

alle Orte anfahren können. Darum ist<br />

der Anteil an Allradfahrzeugen der<br />

Reihen 60 und 70 erheblich.<br />

Volvo bietet auch b<strong>es</strong>onders ökologische<br />

Fahrzeuge an. Wie reagieren<br />

die Flottenkunden darauf?<br />

n Wir stellen f<strong>es</strong>t, <strong>das</strong>s die Modelle<br />

mit Stopp-Start-Automatik immer<br />

mehr gefragt sind. Deren Motor stellt<br />

an Ampeln und wenn <strong>das</strong> Auto steht<br />

selbständig ab. Und auch neue Technologien<br />

wie Hybrid finden sehr gu-<br />

Mauro Zanello weiss genau, warum<br />

Gewerbler gerne Volvo fahren. Sein<br />

Rezept heisst: Flexibilität in allen Bereichen<br />

d<strong>es</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäft<strong>es</strong>.<br />

ten Anklang. So ist die für 2012 (Modelljahr<br />

2013) vorg<strong>es</strong>ehene Produktion<br />

d<strong>es</strong> neuen Volvo V60 Plug-in-Hybrid<br />

bereits ausverkauft. Seine Technik<br />

ist faszinierend, denn ein 215 PS starker<br />

D5-Di<strong>es</strong>elmotor an der Vorderachse<br />

wird von einem drehmomentstarken<br />

Elektromotor, der die Hinterräder<br />

antreibt, unterstützt. Arbeiten beide<br />

Motoren, ergibt sich automatisch Allradantrieb.<br />

Eine Ortschaft kann rein<br />

elektrisch durchfahren werden – lautlos<br />

und emissionsfrei.<br />

Wie sollen Gewerbler vorgehen,<br />

die von Volvo eine Offerte<br />

möchten?<br />

n In der Regel sprechen die Händler<br />

vor Ort die Gewerbebetriebe an. Wir<br />

empfehlen ihnen, nach Branchen<br />

aufgeteilt vorzugehen, also beispielsweise<br />

alle Bauunternehmungen<br />

oder alle Elektriker gemeinsam<br />

anzugehen. So können die Argumente,<br />

welche für die entsprechende<br />

Zielgruppe definiert sind, detaillierter<br />

an die potenziellen Kunden<br />

gebracht werden.<br />

Ab welcher Anzahl Fahrzeuge und<br />

welchem Modellmix sprechen Sie<br />

von einer Flotte?<br />

n Wer sechs oder mehr Fahrzeuge<br />

betreibt, gilt bei uns als Flottenkunde.<br />

Damit sind wir auch für Gewerbebetriebe<br />

b<strong>es</strong>tens gerüstet. Dabei<br />

kann der Mix unter verschiedenen<br />

Volvo-Modellen beliebig <strong>sei</strong>n.<br />

Welche Zusatzdienstleistungen<br />

bieten Sie den Firmen?<br />

n Für inter<strong>es</strong>sierte Unternehmungen<br />

halten wir T<strong>es</strong>twagen aus allen Modellreihen<br />

bereit, die während mehrerer<br />

Tage gefahren werden können.<br />

Wird eine einheitliche B<strong>es</strong>chriftung<br />

oder eine Spezialfarbe gewünscht,<br />

haben wir entsprechende Partner zur<br />

Hand, welche di<strong>es</strong>e Aufgabe übernehmen.<br />

Zudem gehen wir auf jeden<br />

Kundenwunsch flexibel ein und zeigen<br />

auch Finanzierungslösungen auf.<br />

Schon in Kürze werden wir beispielsweise<br />

auch ein hau<strong>sei</strong>gen<strong>es</strong> Full-Service-Leasing<br />

anbieten.<br />

Interview: Roland Hofer


16<br />

WERBUNG<br />

DIE MEDIA-AGENTUR<br />

Ein Dienstleister<br />

für die KMU<br />

Media-Agenturen haben im Schweizer<br />

Werbemarkt grossen Einfluss: Vom<br />

Bruttowerbevolumen (2011: 4,6 Mrd.<br />

CHF, Quelle: Media Focus) wird mehr<br />

als 60% von Media-Agenturen eingekauft.<br />

Nebst preislichen Vorteilen geni<strong>es</strong>st<br />

der Agenturkunde weitere Vorteile,<br />

von der griffigen Mediastrategie<br />

über die wirksame Streuplanung, bis<br />

hin zum Controlling und zur gebündelten<br />

Abrechnung – hier kommt prof<strong>es</strong>sionell<strong>es</strong><br />

und routiniert<strong>es</strong> Handling<br />

zum tragen. Unproduktive und zeitraubende<br />

Tätigkeiten entfallen weitgehend<br />

für den Agenturkunden.<br />

Top Ten der Schweizer<br />

M edia-Agenturen 2010<br />

Die m&m media agentur wurde 1982<br />

gegründet – heute rangiert die m&m<br />

media group unter den Top Ten Mediaagenturen<br />

in der Schweiz. Sie ist <strong>das</strong><br />

grösste unabhängige Agenturunternehmen<br />

auf dem Schweizer Markt.<br />

Die Zusammenarbeit mit einer Media-Agentur<br />

fängt beim Kennenlern-<br />

g<strong>es</strong>präch an – man b<strong>es</strong>pricht und<br />

entwickelt miteinander <strong>das</strong> Mediabriefing.<br />

Darin finden sich die planungsrelevanten<br />

Informationen über<br />

Marktstellung d<strong>es</strong> Produkts, der<br />

kostenloser Wiederholung bis zu signifikanten<br />

Rabatten – einforderte. Unsere<br />

Agentur wurde damals auch mit<br />

«Reklamationsmanagement» charakterisiert.<br />

Und die Werbeagenturen?<br />

n Natürlich machten die Agenturchefs<br />

zunächst die «Faust im Sack»<br />

– <strong>es</strong> kam in der Branche jedoch<br />

schnell zu einer «natürlichen Arbeitsteilung».<br />

Auch bekannte Namen der<br />

Szene wie Advico, Farner, Wirz<br />

mussten sich mehr oder weniger leise<br />

von ihrem Anspruch verabschieden,<br />

Full Service zu bieten. Die Mediaplanung<br />

wurde ja immer komplexer.<br />

Medialeiter, Mediaplaner entstanden<br />

als neue Berufsbilder. Das<br />

Beurteilen ein<strong>es</strong> richtigen Mediamix<br />

wurde beinahe zur Wissenschaft. Ein<br />

Dienstleistung, die anzusprechenden<br />

Zielgruppensegmente, Einzelheiten<br />

zum taktisch gewünschten zeitlichen<br />

Einsatz, Vorstellungen zum Mediamix,<br />

zur geografischen Ausdehnung<br />

der Kampagne mit Schwerpunkten<br />

sowie der Budgetrahmen.<br />

In der Folge nimmt die Agentur mit<br />

geeigneten sekundärstatistischen Daten<br />

und IT-Tools eine Markt- und Zielgruppenanalyse<br />

vor. Aus Erkenntnissen<br />

daraus entsteht eine erste Skizze<br />

der zu empfehlenden Vorgehensweise.<br />

Nun wird die Mediastrategie definiert<br />

und der Mediaplan wird gerechnet.<br />

Der Kunde gibt nun «grün<strong>es</strong> Licht» und<br />

die Agentur kann nach vorgängigen<br />

Endverhandlungen mit den Media-Anbietern<br />

<strong>das</strong> Media Buying vornehmen.<br />

Der an der Kampagne beteiligten Kreativagentur<br />

geht der Produktionsplan<br />

zu. Darin sind die Werbemittel, die<br />

Formate, die Anliefertermine und<br />

-adr<strong>es</strong>sen u.a. aufgeführt.<br />

Die meist laufenden Leistungs- und<br />

Erscheinungskontrollen bilden den Abschluss<br />

der Kampagne. Die Agenturmandate<br />

der m&m media group in<br />

Interview mit dem Agenturgründer und Pionier<br />

Vor 30 Jahren haben Sie die m&m<br />

media agentur gegründet. Was<br />

trieb Sie dazu?<br />

n Wolfgang Mecklenburg: Als Verlagsleiter<br />

der «Weltwoche» und später<br />

als Direktor d<strong>es</strong> Jean-Frey-Verlags <strong>hat</strong>te<br />

ich – auch aufgrund mein<strong>es</strong> Wissens,<br />

<strong>das</strong> ich als Product Manager bei<br />

Unilever Lintas erwerben konnte –<br />

bereits ein für damals modern<strong>es</strong> Anzeigenmarketing<br />

und -Know-how aufgebaut.<br />

Jeder Verlag, der etwas auf<br />

sich hielt, wollte di<strong>es</strong>e Art der Dienstleistung<br />

unbedingt exklusiv für sich<br />

haben. Die Idee d<strong>es</strong> «Seitenwechsels»<br />

entstand in G<strong>es</strong>prächen mit Dr. Beat<br />

Curti. Er ermunterte mich, Werbung<br />

treibenden Firmen <strong>das</strong> anzubieten,<br />

was kreativ orientierte Werbeagenturen<br />

zuwenig oder «mit Links erledigten»:<br />

strategische Mediaplanung, objektive<br />

Streupläne, die zu den Marketingzielen<br />

passten. Dazu Einkaufsverhandlungen,<br />

Disposition, Controlling,<br />

Abrechnung, Reklamationen, Statistiken<br />

…<br />

Wie kam die Idee bei den Verlagsunternehmen,<br />

den Vermarktern an?<br />

n Man war, höflich g<strong>es</strong>agt, zunächst<br />

wenig erbaut über mein Vorhaben.<br />

Meine analytische Vorgehensweise<br />

führte zu Transparenz in der Preisg<strong>es</strong>taltung<br />

und ärgerte die Medienanbieter,<br />

<strong>das</strong>s nunmehr verstärkt leistungsbezogene<br />

Bringschuld <strong>gefordert</strong> war.<br />

Auch waren gewisse Kreise verärgert,<br />

<strong>das</strong>s ich mit meinem rasch wachsenden<br />

Team jede Anzeige nachmass und<br />

mit Mängelrügen bei Nichteinhalten<br />

von Platzierungen oder bei groben<br />

Qualitätsfehlern im Druck für unsere<br />

Kunden zusätzliche Leistungen – von<br />

Wolfgang Mecklenburg<br />

Firmengründer, Unternehmensleiter<br />

verlässlicher Überblick ist heutzutage<br />

nur noch mit prof<strong>es</strong>sionellen Instrumenten,<br />

mit ausgereiften und praxiserprobten<br />

IT-Lösungen möglich.<br />

Und wovon kam die Wertschöpfung<br />

der neuen G<strong>es</strong>chäftsidee?<br />

n Unseren Kunden berechneten wir<br />

Agenturhonorare von zwei bis drei<br />

Prozent. Schon damals konnten wir<br />

ihnen aufzeigen, welche geldwerten<br />

Vorteile in Zusammenarbeit mit einer<br />

Mediaagentur herausschauten. Eine<br />

di<strong>es</strong>bezüglich wichtige Gleisstellung<br />

für die ganze Branche war die Einführung<br />

der Konzernrabattierung, die<br />

von unserer Agentur gewissermassen<br />

in den Markt gedrückt wurde.<br />

Haben Sie Ihre G<strong>es</strong>chäftsidee auch<br />

ins Ausland bringen können?<br />

n Wissen Sie, mein G<strong>es</strong>chäftsmodell<br />

lässt sich nicht schützen. Zunächst<br />

entstanden gleichzeitig oder wenig<br />

später in der Schweiz weitere Mediaagenturen.<br />

Aber auch im benachbarten<br />

Deutschland und in anderen Ländern<br />

Europas tauchten erste Agenturdienstleister<br />

di<strong>es</strong>er Art auf.<br />

Ende der 80er und Anfang 90er Jahre<br />

gründeten internationale Mediaagentur-Gruppen<br />

erste Niederlassungen<br />

auch in der Schweiz.<br />

Wir gingen den umgekehrten Weg<br />

und gründeten eigene G<strong>es</strong>ellschaften<br />

in Deutschland, in Paris, später in<br />

Ungarn, erwarben in Holland eine<br />

Agentur und gingen Kooperationen<br />

ein mit Agenturen in Österreich und<br />

in Belgien. Daher unser Ruf, wir <strong>sei</strong>en<br />

die einzige Mediaagenturgruppe<br />

mit Hauptsitz in der Schweiz und mit<br />

Niederlassungen im Ausland.<br />

Europa reichen vom Automobilmarkt<br />

über Hausgeräte, Detailhandel, Fachmärkte,<br />

Textileinzelhandel, Banken<br />

und Versicherungen bis Kunst & Kultur.<br />

Die m&m media group ist auch im europäischen<br />

Ausland tätig – durch die<br />

Beteiligung an Mediakeys verfügt die<br />

Gruppe über einen Netzwerkhub nach<br />

Übersee.<br />

Zwei Kompetenzzentren<br />

Ausgelöst durch spezifische Kundenbedürfnisse,<br />

aber auch durch die notwendige<br />

Spezialisierung, sind in der<br />

m&m media group zwei Kompetenzzentren<br />

entstanden: Mit dem mediamanager<br />

entstand 2008 <strong>das</strong> agentureigene<br />

IT-g<strong>es</strong>tützte Tool für Handelsmarketing.<br />

Parallel dazu stieg die Agenturgruppe<br />

mit m&m interactive media in die<br />

Domäne der Online- und Interactive<br />

Media ein.<br />

Der mediamanager entstand für die<br />

Automobilbranche – der Importeur<br />

störte sich daran, <strong>das</strong>s er für die individuelle<br />

Händlerwerbung wenig bis<br />

keine Kontrollmöglichkeit <strong>hat</strong>te, <strong>sei</strong>ne<br />

Corporate Identity oder <strong>sei</strong>n Corporate<br />

D<strong>es</strong>ign durchzusetzen. Die Vielzahl<br />

der verschiedenen Werbeauftritte der<br />

Vertrags-Garagen und -Werkstätten<br />

li<strong>es</strong>s einen roten Faden vermissen.<br />

Überdi<strong>es</strong> li<strong>es</strong>sen sich die Mitteleinsätze<br />

weder koordinieren noch verfolgen<br />

noch aufzeichnen.<br />

Mit dem mediamanager steht nun<br />

ein Instrument zur Verfügung, <strong>das</strong> mit<br />

all di<strong>es</strong>en Defiziten aufräumte. Und<br />

erst noch geldwerte Vorteile mit sich<br />

brachte, da die individuellen Händler-<br />

Werbeeinsätze zusammengeführt<br />

werden können, was zu höherer Rabattierung<br />

führte. Technisch wird <strong>das</strong><br />

Instrument über eine passwortg<strong>es</strong>chützte<br />

Online-Plattform betrieben.<br />

Inzwischen profitieren weitere Branchen<br />

und Kunden vom mediamanager:<br />

Nebst Toyota, Subaru, Mitsubishi,<br />

Lexus, Jaguar, Land Rover, Hyundai<br />

und Volkswagen wickeln auch<br />

Miele und Velux Handelsmarketing-<br />

Aktivitäten darüber. Auf der Plattform<br />

sind jährlich über 30 000 elektronische<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

Fabio De Maria<br />

Leiter mediamanager<br />

Vorlagen abrufbar. Und über 7000 Inserate<br />

werden pro Jahr via mediamanager<br />

disponiert und abgerechnet.<br />

Das Onlineportal verfügt über vier<br />

Module: Web2Print, Shop & Downloads,<br />

Reporting, Kommunikation.<br />

Robert Letsch<br />

Leiter m&m interactive media<br />

m&m interactive media wurde 2007<br />

als Dienstleistungsabteilung ins<br />

L eben gerufen. Damit wurde dem<br />

wachsenden Bedürfnis b<strong>es</strong>tehender<br />

und neuer Kunden engegengekommen,<br />

die ‹neuen Medien› wie webbasierte<br />

Werbeformen, Mobile, S ocial<br />

Media usf. im Sinne allumfassender<br />

crossmedialer Kommunikationsmassnahmen<br />

abdecken zu können.<br />

In der Zwischenzeit ist ein<strong>es</strong> der<br />

Hauptmerkmale di<strong>es</strong><strong>es</strong> Sektors, <strong>das</strong>s<br />

sich die Technologien und die daraus<br />

r<strong>es</strong>ultierenden Angebote immer<br />

wieder verändern – einige sind auch<br />

wieder verschwunden.<br />

Mit dem Kompetenzzentrum m&m<br />

interactive media leben wir den<br />

A nspruch, auf der «Media-Überholspur»<br />

zu leben – gleichzeitig werden<br />

hier Strategien, Planungen, die<br />

P reisverhandlungen, <strong>das</strong> Mediabuying<br />

vorgenommen – einfach mit<br />

e twas anderen ‹Spielregeln› als bei<br />

den ‹Offlinemedien›. Gerade bei d en<br />

Onlinemedien ist – dank eigenem<br />

Adserver – ein b<strong>es</strong>onders effizient<strong>es</strong><br />

Optimieren und auch Controlling der<br />

Kampagnen möglich.<br />

Luigi G. Baretella<br />

G<strong>es</strong>chäftsführer m&m media agentur<br />

KONTAKTADRESSE<br />

m&m media agentur ag<br />

Industri<strong>es</strong>trasse 54<br />

8152 Glattbrugg<br />

Telefon 044 809 9111<br />

www.mm-media.ch<br />

Das Tag<strong>es</strong>g<strong>es</strong>chäft von Media-Agenturen ist die Erstellung von Mediaplänen. Das<br />

heisst, sie sprechen Empfehlungen über notwendige Werbeinv<strong>es</strong>titionen aus sowie<br />

über die zeitlich und geographisch optimale Platzierung von Anzeigen, Radio- und<br />

Fernsehspots und anderer Werbeformate. Je nach Projekt steht dabei zu Beginn eine<br />

Zielgruppen- und Wettbewerbsanalyse, um <strong>das</strong> optimale Werbeumfeld zu ermitteln.<br />

Weiter wird der Mediamix, die Aufteilung der Werbemassnahmen auf verschiedene<br />

Werbeträger ermittelt. Media-Agenturen wickeln auch die Anzeigenbuchung ab. Sie<br />

verhandeln mit Werbeträgern über Preise, Leistungen, Rabatte, Sonderkonditionen und<br />

buchen für den Kunden bei den Medien ein (Mediabuying). Traditionell steht den<br />

Mediaagenturen die BK (Beraterkommission) zu (5–15% vom Anzeigennetto), di<strong>es</strong>e<br />

wird an den Kunden weitergegeben. Die Mediaagentur berechnet ihren Kunden ein<br />

Honorar, <strong>das</strong> tiefer ausfällt als die Summe aller Einsparungen.


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FINANZEN 17<br />

FLOTTENMANAGEMENT – Viele Schweizer KMU benötigen Motorfahrzeuge zur Ausführung ihrer G<strong>es</strong>chäftstätigkeit. Unternehmen,<br />

die ihre Fahrzeuge nicht aus Eigenmitteln finanzieren, sondern leasen, bezahlen nur noch für die Nutzung.<br />

Mobil bleiben und die<br />

Liquidität schonen<br />

Firmenfahrzeuge für Aussendienstmitarbeiter,<br />

Lieferwagen für den<br />

Transport von Material, Kleinbusse<br />

für die Beförderung von Personen<br />

oder repräsentative Personenwagen:<br />

Für Schweizer KMU aus den unter-<br />

schiedlichsten Branchen sind Motorfahrzeuge<br />

ein unverzichtbar<strong>es</strong><br />

Arbeitsinstrument. Wer Fahrzeuge<br />

jedoch selber finanziert, bindet Liquidität,<br />

die möglicherweise weit<br />

sinnvoller eing<strong>es</strong>etzt werden könn-<br />

«Wir schätzen die<br />

Transparenz»<br />

Die in den Bereichen Bauspenglerei,<br />

Blechbearbeitung und Gartenbau tätige<br />

Schoop-Gruppe aus Baden-Dättwil<br />

setzt für mehr als die Hälfte der<br />

70 Fahrzeuge ihrer Flotte auf eine<br />

Leasingfinanzierung der Credit<br />

S uisse. Finanzchef Tobias Knecht<br />

schätzt dabei vor allem die transparenten<br />

Kosten und die für g<strong>es</strong>chäftsnähere<br />

Inv<strong>es</strong>ti tionen freig<strong>es</strong>etzten<br />

Eigenmittel.<br />

Herr Knecht, in welchen Bereichen<br />

ist die Schoop­Gruppe tätig?<br />

n Tobias Knecht: Schoop wurde 1955<br />

als Bauspenglerei gegründet und<br />

1985 mit einer Gartenbauabteilung<br />

ergänzt. Mit rund 160 Mitarbeitenden<br />

– davon 25 Lernenden – bieten wir<br />

Architekten, Planern, Bauherren oder<br />

Liegenschaftenverwaltungen möglichst<br />

viele Arbeitsgattungen im Baunebengewerbe<br />

sowie die Herstellung<br />

von Spenglerhalbfabrikaten bequem<br />

aus einer Hand an.<br />

Wie zentral ist die Mobilität für<br />

<strong>das</strong> Unternehmen?<br />

n Die Mobilität ist ein Schlüsselfaktor,<br />

damit wir unsere Aufträge ausführen<br />

können, da wir Mitarbeitende<br />

und Material zu den Baustellen transportieren<br />

müssen. Zu di<strong>es</strong>em Zweck<br />

verfügen wir über rund 70 b<strong>es</strong>chriftete<br />

Firmenfahrzeuge – darunter etwa<br />

50 Lieferwagen für den Materialtransport.<br />

Warum haben Sie sich<br />

für eine Leasingfinanzierung<br />

entschieden?<br />

n Im Jahr 2005 stand eine grössere Ersatzb<strong>es</strong>chaffung<br />

von rund 20 Fahrzeugen<br />

unserer Flotte an. Gleichzeitig<br />

mussten wir aber auch Inv<strong>es</strong>titionen<br />

in den Maschinenpark tätigen. D<strong>es</strong>halb<br />

haben wir uns für ein Fahrzeugleasing<br />

entschieden und di<strong>es</strong>e Finanzierungsvariante<br />

für unsere Flotte <strong>sei</strong>ther stetig<br />

ausgebaut. Aktuell finanzieren wir<br />

über 30 Fahrzeuge auf di<strong>es</strong>e Weise.<br />

Tobias Knecht, Leiter Verwaltung und Finanzen, Schoop + Co. AG.<br />

te – etwa für die B<strong>es</strong>chäftigung von<br />

Fachkräften oder die Entwicklung<br />

von neuen Produkten oder Dienstleistungen.<br />

Eine Alternative zur Eigenfinanzierung<br />

stellt <strong>das</strong> Fahrzeugleasing<br />

dar. Das Eigentum am ge-<br />

Welche Vorteile bringt Ihnen di<strong>es</strong>e<br />

Lösung?<br />

n Wichtig ist die Kostenstransparenz.<br />

So wissen wir über die g<strong>es</strong>amte Leasingdauer<br />

hinweg immer, wie viel<br />

uns <strong>das</strong> Fahrzeug pro Monat kostet.<br />

Hinzu kommt, <strong>das</strong>s wir unsere Eigenmittel<br />

nicht für den Erwerb von<br />

Fahrzeugen einsetzen müssen. Bei<br />

mehreren Dutzend Lieferwagen sind<br />

<strong>das</strong> hohe Beträge, die so für Inv<strong>es</strong>titionen<br />

ins Kerng<strong>es</strong>chäft freig<strong>es</strong>etzt<br />

werden.<br />

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit<br />

mit der Credit Suisse?<br />

n Ich empfinde sie als sehr gut. Vor<br />

allem die Rahmenlimite ist ein<br />

nützlich<strong>es</strong> Instrument. Die Abwicklung<br />

ein<strong>es</strong> Fahrzeugkaufs mit verschiedenen<br />

Garagisten g<strong>es</strong>taltet<br />

sich schnell und unkompliziert. So<br />

kommen wir rasch zu denjenigen<br />

Fahrzeugen, die wir für unser G<strong>es</strong>chäft<br />

brauchen.<br />

leasten Fahrzeug verbleibt beim<br />

Leasinggeber – beispielsweise einer<br />

Bank. D<strong>es</strong>halb sind in der Regel keine<br />

weiteren Sicherheiten notwendig.<br />

Das Unternehmen bezahlt lediglich<br />

eine während der g<strong>es</strong>amten<br />

Laufzeit fixe Gebühr für die Nutzung.<br />

Neben der Schonung der eigenen<br />

Liquidität <strong>hat</strong> di<strong>es</strong> vor allem<br />

auch transparente und budgetierbare<br />

Kosten zur Folge.<br />

Rahmenlimite oder Einzelleasingvertrag<br />

Für eine Leasingfinanzierung kommt<br />

nahezu jeder Fahrzeugtyp in Frage<br />

– vom verbrauchsarmen Kleinwagen<br />

bis zum LKW. In Abhängigkeit von<br />

Alter, Kilometerstand und Laufzeit<br />

können auch Occasionen geleast werden.<br />

Die Credit Suisse verfügt über<br />

umfassende Dienstleistungen, die ein<br />

Leasing einfach und unkompliziert<br />

g<strong>es</strong>talten. Firmenkunden der Bank<br />

können mit ihrem Berater eine Rahmenlimite<br />

für die künftige B<strong>es</strong>chaffung<br />

von Fahrzeugen vereinbaren.<br />

Werden die Fahrzeuge benötigt, kann<br />

der Unternehmer di<strong>es</strong>e im Garagenbetrieb<br />

<strong>sei</strong>ner Wahl erwerben. Der<br />

Kaufpreis wird von der Bank beglichen.<br />

Unternehmen ohne Rahmenlimite<br />

können unbürokratisch einen<br />

Einzelleasingvertrag beantragen.<br />

Die Höhe der Leasingrate<br />

mitb<strong>es</strong>timmen<br />

Angeboten werden sowohl die Voll-<br />

als auch die Teilamortisation der<br />

Fahrzeuge. Im ersten Fall entspricht<br />

der Kaufpreis der Höhe d<strong>es</strong> Leasingvertrags.<br />

Bei einem Personenwagen<br />

im Wert von 60 000 Franken ergibt<br />

di<strong>es</strong> bei einer Laufzeit von fünf Jahren<br />

eine monatliche Amortisation<br />

von rund 1000 Franken. Die Kilometerzahl<br />

ist unb<strong>es</strong>chränkt, und <strong>das</strong><br />

Unternehmen ist vollkommen frei in<br />

der Nutzung d<strong>es</strong> Fahrzeugs. Bei der<br />

Teilamortisation wird lediglich ein<br />

Teil d<strong>es</strong> Kaufpreis<strong>es</strong> amortisiert, da<br />

sich der Garagist zur Garantie ein<strong>es</strong><br />

R<strong>es</strong>twerts abhängig von Kilometerzahl<br />

und Laufzeit verpflichtet. Bei<br />

obengenanntem Preisbeispiel, einem<br />

garantierten R<strong>es</strong>twert von 20 000<br />

Franken und einer Laufzeit von fünf<br />

Jahren würde der monatliche Amortisationsteil<br />

rund 650 Franken betragen.<br />

Dem Vorteil der tieferen monatlichen<br />

Belastung steht hier jedoch<br />

die aufgrund der Kilometerb<strong>es</strong>chränkung<br />

limitierte Nutzung gegenüber.<br />

Eine Teilamortisation empfiehlt sich<br />

somit in erster Linie für Unternehmen,<br />

die eine klare Vorstellung vom<br />

Einsatzzweck d<strong>es</strong> Fahrzeugs haben<br />

und ihren Cashflow so wenig wie<br />

möglich belasten wollen.<br />

IHRE VORTEILE<br />

In der Praxis entspricht die zu zahlende<br />

monatliche Rate der Summe<br />

d<strong>es</strong> Amortisationsteils und d<strong>es</strong> Zins<strong>es</strong>.<br />

Weil die Zinsen sich auf einem<br />

historischen Tiefstand befinden, können<br />

derzeit sehr günstige Finanzierungen<br />

angeboten werden – übrigens<br />

nicht nur für Fahrzeuge, sondern<br />

auch für weitere Inv<strong>es</strong>titionsgüter<br />

wie etwa Maschinen oder für Immobilien.<br />

Komplett<strong>es</strong> Flottenmanagement<br />

Ein Fahrzeugleasing kann für einen<br />

einzelnen Firmenwagen oder eine<br />

ganze Flotte abg<strong>es</strong>chlossen werden.<br />

Ab einer Flottengrösse von rund<br />

20 Fahrzeugen empfiehlt sich eine<br />

Flottenmanagement-Lösung. Dabei<br />

kümmern sich die Experten der<br />

C redit Suisse neben der Finanzierung<br />

auch um die komplette Bewirtschaftung<br />

der Flotte über den<br />

g anzen Lebenszyklus – von der<br />

E valuation der Fahrzeuge über die<br />

B<strong>es</strong>chaffung, den Betrieb und <strong>das</strong><br />

Schadenmanagement bis zum Wiederverkauf.<br />

Eine solche Lösung setzt<br />

im Unternehmen zusätzlich auch<br />

personelle R<strong>es</strong>sourcen frei, da sich<br />

die Finanzabteilung nicht mehr um<br />

die Verbuchung aller Transaktionen<br />

wie Serviceleistungen, Tankvorgänge,<br />

Versicherungsleistungen oder<br />

Steuern kümmern muss. Als spezialisierter<br />

externer Anbieter kann die<br />

Credit Suisse Fleet Management AG<br />

di<strong>es</strong>e Aufgaben prof<strong>es</strong>sionell und<br />

kosteneffizient bewältigen. Firmenkunden<br />

profitieren ausserdem von<br />

Skaleneffekten, etwa in der Form<br />

von attraktiven Preisen oder Rabatten<br />

beim Einkauf.<br />

Mehrere gute Gründe<br />

Für eine Zusammenarbeit mit der<br />

Credit Suisse gibt <strong>es</strong> unter dem Strich<br />

mehrere gute Gründe. Zum einen ist<br />

die Bank in der Schweiz Marktführerin<br />

für Leasing. Im Gegensatz zu<br />

den an Garagen ang<strong>es</strong>chlossenen<br />

Leasingg<strong>es</strong>ellschaften ist <strong>das</strong> Institut<br />

auch vollkommen unabhängig von<br />

einzelnen Fahrzeugherstellern. Neben<br />

der Finanzierung und dem kompletten<br />

Flottenmanagement kann die<br />

Bank zudem auch individuelle Lösungen<br />

für die g<strong>es</strong>amte Inv<strong>es</strong>titionspalette<br />

aus einer Hand anbieten.<br />

Schli<strong>es</strong>slich ist die Credit Suisse mit<br />

ihrem dichten Filialnetz in der ganzen<br />

Schweiz präsent, wodurch eine<br />

persönliche Betreuung stets gewährleistet<br />

ist.<br />

Christian Rigassi,<br />

Leiter Inv<strong>es</strong>titionsgüterleasing<br />

Schweiz, Credit Suisse AG<br />

n Prof<strong>es</strong>sionell<strong>es</strong> Kosten- und Risikomanagement durch unsere Spezialisten<br />

senkt Ihre Betriebs kosten, entlastet Ihre Administration und unterstützt Sie<br />

bei Ihrer Fahrzeugwahl.<br />

n Mehr Effizienz, Transparenz und optimierte Kommunikation beim Firmenfahrzeugkauf.<br />

Erfahren Sie mehr und b<strong>es</strong>tellen Sie unser Leasing-Dossier via:<br />

inbox.marketing@credit-suisse.com<br />

oder informieren Sie sich im Internet unter:<br />

LINK<br />

www.credit-suisse.com⁄leasing<br />

www.credit-suisse.com⁄fleetmanagement


18<br />

ANZEIGE<br />

BERUFSBILDUNG<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

SCHUHLÖFFEL 2012 – Der Schweizerische Schuhhändler-Verband SSV zeichnete 22 junge Berufsleute für ihre guten Leistungen<br />

aus – ein beachtenswerter Prüfungsjahrgang mit hervorragenden Leistungen.<br />

Zur beruflichen Elite gehören<br />

Mitten im malerischen Emmental,<br />

umgeben von Hügeln, Tälern und<br />

Bauernhöfen, fand die 41. Verleihung<br />

d<strong>es</strong> Goldenen und Silbernen Schuhlöffels<br />

statt. Dabei ehrte die Schweizer<br />

Schuhbranche 22 Lernende, welche<br />

ihre zwei- und dreijährige Grundausbildung<br />

mit der Note 5,3 oder b<strong>es</strong>ser<br />

abg<strong>es</strong>chlossen <strong>hat</strong>ten. Wie <strong>es</strong> <strong>sei</strong>t<br />

rund 25 Jahren Tradition ist, führt der<br />

Schweizerische Schuhhändler-Verband<br />

(SSV) di<strong>es</strong>e Feier jed<strong>es</strong> Jahr an<br />

einem anderen Ort in einem würdigen<br />

Rahmen durch. Auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Mal wurden<br />

die 21 Damen und ein Herr mit<br />

einem spannenden Programm verwöhnt:<br />

Per Car gings nach Siehen ins<br />

Herz d<strong>es</strong> Emmentals. Im Rössliwagen<br />

wurden die jungen Berufsleute danach<br />

auf den Knubel geführt, wo sie<br />

ein fein<strong>es</strong> Drei-Gänge-Menü, gekocht<br />

vom «Hirschen»-Team Eggiwil, erwartete.<br />

Die Gäste wurden in den extra<br />

aufgebauten Gourmettempel vom urchigen<br />

G<strong>es</strong>angstrio Trionettli, <strong>das</strong> mit<br />

<strong>sei</strong>nen lüpfigen Liedern für die musikalische<br />

Würze an di<strong>es</strong>em Nachmittag<br />

sorgte, willkommen geheissen.<br />

Das hügelige Emmental eigne sich<br />

b<strong>es</strong>tens für di<strong>es</strong>e Verleihung, begrüsste<br />

Dieter Spi<strong>es</strong>s, Präsident d<strong>es</strong> SSV,<br />

die 22 Berufsleute und ihre Berufsbildnerinnen<br />

und Angehörigen. Denn<br />

der Hügel stehe symbolisch für den<br />

Gipfel, den die jungen Berufsleute mit<br />

ihrer ausgezeichneten Leistung erreicht<br />

hätten. Die Grundbildung <strong>sei</strong><br />

abwechslungsreich, manchmal sogar<br />

Isabella Keller <strong>hat</strong> <strong>das</strong><br />

Rezept zu einer erfolgreichen<br />

Karriere selbst ausprobiert.<br />

steinig gew<strong>es</strong>en, genauso wie die Wege<br />

in den Tälern d<strong>es</strong> Emmentals. Die<br />

Bauernhöfe verglich er mit dem Lehrbetrieb<br />

und der Berufsfachschule, wo<br />

sich die Lernenden stärken und orientieren<br />

konnten. «Sie dürfen auf ihre<br />

herausragenden Leistungen stolz<br />

<strong>sei</strong>n. Fleiss, Ausdauer und Freude<br />

während der Grundausbildung haben<br />

sich gelohnt. Sie stehen heute oben<br />

auf dem Hügel und können Ihre Zukunft<br />

aktiv mitg<strong>es</strong>talten. Tun Sie di<strong>es</strong><br />

aber auch», lobte Spi<strong>es</strong>s die zukünftigen<br />

Schuhfachfrauen beziehungsweise<br />

den Schuhfachmann.<br />

RANGLISTE<br />

Goldener Schuhlöffel:<br />

Detailhandelsfachleute<br />

Note 5,9: Noémie Chaboudez (Vögele<br />

Sho<strong>es</strong>), La Chaux-de-Fonds.<br />

Note 5,8: Heidi Bürki (Schuhhaus<br />

Walder AG), Thun<br />

Note 5,6: Claire-Elise Wyss (Dosenbach-Ochsner<br />

AG), Arvy.<br />

Note 5,5: Yolanda Matti (Vögele<br />

Sho<strong>es</strong>), Steinhausen.<br />

Note 5,4: Mimoza B<strong>es</strong>hiraj (Bata<br />

Schuh AG), Grancia, Arben Rekanovic<br />

(Schuhhaus Walder AG), Zürich.<br />

Note 5,3: Melanie Brunner (Schuhhaus<br />

Walder AG), Arbon; Eliane Epp (Tschümperlin<br />

Schuhe), Altdorf; Deborah Gander<br />

(Schuhhaus Romang), Gstaad; Joana<br />

Gasser (Dosenbach-Ochsner AG), Basel;<br />

Manuela Giger (Schuhhaus Walder AG),<br />

Luzern; Dünya Kiliç (Schuhhaus Emch),<br />

Gute Fachkräfte sind g<strong>es</strong>ucht<br />

Den Zentralpräsidenten freute <strong>es</strong> b<strong>es</strong>onders,<br />

<strong>das</strong>s er im Vergleich zum letzten<br />

Jahr wieder mehr Lernenden einen<br />

Goldenen oder Silbernen Schuhlöffel<br />

überreichen durfte. Bei einem Vergleich<br />

<strong>sei</strong>t der Einführung der Grundbildung<br />

2005 <strong>sei</strong> der Prüfungsjahrgang<br />

2012 beachtenswert. «Wir stellen allgemein<br />

f<strong>es</strong>t, <strong>das</strong>s die Lernenden wieder<br />

mit mehr Elan und Wille ins Be-<br />

Deitingen; Carissa Kistler (Schuhhaus<br />

K<strong>es</strong>sler), Siebnen; Amanda Lobsiger<br />

(Vögele Sho<strong>es</strong>), Emmenbrücke; Miriam<br />

Montanari (Schuh & Orthopädie Lerch),<br />

Olten; Ramona Schürch (Schuhaus<br />

Imgrüth), Luzern; Jsabella Weber (Schuhhaus<br />

Imgrüth AG), Luzern; Vildana Zukic<br />

(Tiefenbacher AG), Reinach; Daniela<br />

Zurbuchen (Botty Schuhe), Weinfelden.<br />

Silberner Schuhlöffel:<br />

Detailhandelsassistentinnen<br />

Note 5,6: Severine Gisin (Spi<strong>es</strong>s<br />

Schuhe Freizeit Lif<strong>es</strong>tyle), Gelterkinden<br />

Note 5,5: Stefanie Ristori (Fricker<br />

Sho<strong>es</strong>), Chur.<br />

Note 5,4: Sandra Blaser (Vögele<br />

Sho<strong>es</strong>), Laufen.<br />

Note 5,3: Elvira Murati (Bata Schuh<br />

AG), Thun.


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 BERUFSBILDUNG 19<br />

21 Damen und ein Herr konnten mitten im Herzen d<strong>es</strong> Emmentals ihre verdienten Lorbeeren in Form ein<strong>es</strong> Goldenen oder Silbernen<br />

Schuhlöffels entgegennehmen.<br />

ANZEIGE<br />

rufsleben einsteigen und grosse Leistungsbereitschaft<br />

und Inter<strong>es</strong>se zeigen»,<br />

so Spi<strong>es</strong>s. Der Schweizerische<br />

Schuhhändler-Verband unternehme<br />

all<strong>es</strong>, damit di<strong>es</strong>er Beruf attraktiv und<br />

zukunftsorientiert bleibe.<br />

Isabella Keller jedenfalls bereute <strong>es</strong><br />

nicht, di<strong>es</strong>en schönen Beruf ergriffen<br />

zu haben. Die ehemalige Empfängerin<br />

d<strong>es</strong> Goldenen Schuhlöffels wurde<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr als sogenannter «Special<br />

Gu<strong>es</strong>t» eingeladen. Die junge Berufsfrau<br />

erzählte eindrücklich von ihren<br />

Erfahrungen nach der Grundbildung<br />

und skizzierte weitere mögliche Karrierenschritte<br />

auf. Detailhandelsspezialistin,<br />

Filialleiterin in einem Grossunternehmen,<br />

Expertin und Chefexpertin<br />

beim SSV und schli<strong>es</strong>slich<br />

Einkaufsassistentin im Bereich Kinder-<br />

und Sportschuhe – so g<strong>es</strong>taltet<br />

sich der bisherige Werdegang der jungen<br />

Berufsfrau, die sich momentan<br />

zur Detailhandelsmanagerin ausbilden<br />

lässt. «Die Weiterbildung ist für<br />

mich eine permanente Aufgabe, die<br />

zum Erfolg führt. Zudem sind gute<br />

Fachkräfte g<strong>es</strong>ucht», strich sie hervor<br />

und gab ihren Berufskolleginnen<br />

und -kollegen noch ein ganz speziel-<br />

l<strong>es</strong> Rezept mit auf den Berufsweg:<br />

«Nehmen Sie eine g<strong>es</strong>unde Portion<br />

Engagement, einen Kaffeelöffel Motivation<br />

und eine M<strong>es</strong>serspitze<br />

Durchhaltewillen, und ihre Zukunft<br />

ist mit Sicherheit gebacken.»<br />

Insg<strong>es</strong>amt 374 Kandidatinnen<br />

und Kandidaten<br />

Max Blattner, Präsident der Berufsbildungskommission<br />

d<strong>es</strong> SSV, machte<br />

bei <strong>sei</strong>ner Rede einen kurzen Abstecher<br />

in die heutige Schuhkultur<br />

und schlug dabei den Bogen von der<br />

Fussbekleidung in der ganzen Welt<br />

bis zur Grundbildung, die dauernd<br />

verb<strong>es</strong>sert werde und sich zu einer<br />

praxisnahen Grundbildung entwickelt<br />

habe. Insg<strong>es</strong>amt haben di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

Jahr 374 Kandidatinnen und Kandidaten<br />

die 2-jährige und 3-jährige<br />

Grundbildung abg<strong>es</strong>chlossen. Von<br />

95 Detailhandels-Assistentinnen und<br />

6 Detailhandels-Assistenten haben<br />

vier Kandidatinnen die Note 5,3 und<br />

b<strong>es</strong>ser erreicht und erhalten den Silbernen<br />

Schuhlöffel. Von 279 Detailhandelsfachfrauen<br />

und 12 Detailhandelsfachmännern<br />

haben 18 Kandidatinnen<br />

und ein Kandidat die No-<br />

te 5,3 und b<strong>es</strong>ser erreicht und sich<br />

somit den Goldenen Schuhlöffel verdient.<br />

Schweizer Meisterin aus<br />

der Romandie<br />

Die di<strong>es</strong>jährige Schweizer Meisterin<br />

der Detailhandels-Fachleute kommt<br />

aus der Romandie. Noémie Chaboudez<br />

von Vögele Sho<strong>es</strong> aus La Chauxde-Fonds<br />

<strong>hat</strong> die hervorragende Note<br />

von 5,9 erzielt. Bei den Detailhandels-Assistentinnen<br />

erzielte Severine<br />

Gisin von Spi<strong>es</strong>s Schuhe Freizeit Lif<strong>es</strong>tyle<br />

aus Gelterkinden (eine Lernende<br />

aus dem G<strong>es</strong>chäft d<strong>es</strong> Zentralpräsidenten)<br />

die Note 5,6. Beide Frauen<br />

scheinen <strong>das</strong> Berufsrezept von Isabella<br />

Keller begriffen zu haben und<br />

möchten <strong>es</strong> künftig auch umsetzen.<br />

Das Lernen <strong>hat</strong> beiden einfach gefallen,<br />

dennoch waren sie überrascht<br />

über di<strong>es</strong>e B<strong>es</strong>tleistung, die ihnen<br />

neben einem Goldenen bzw. Silbernen<br />

Schuhlöffel auch viel Mut und<br />

Selbstbewusst<strong>sei</strong>n einbringt. «Ich habe<br />

schon eine Grundbildung abgebrochen,<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> Mal musste <strong>es</strong> klappen.<br />

Künftig will ich mich noch weiterbilden»,<br />

so Severine Gisin. Auch<br />

SSV-Präsident Dieter Spi<strong>es</strong>s freute sich über den beachtenswerten Prüfungsjahrgang<br />

2012.<br />

für Arben Rekanovic vom Schuhhaus<br />

Walder in Zürich, der als einziger<br />

Mann ausgezeichnet wurde, ist Weiterbildung<br />

ang<strong>es</strong>agt: «Di<strong>es</strong> ist eine<br />

gute Basis, um mich in der Modebranche<br />

weiterzuentwickeln.»<br />

Die mit viel Liebe zum Detail g<strong>es</strong>taltete<br />

Verleihung ging nicht wie geplant<br />

DAS KURZE INTERVIEW:<br />

Mit Dieter Spi<strong>es</strong>s, Zentralpräsident<br />

d<strong>es</strong> Schweizerischen Schuhhändler-<br />

Verband<strong>es</strong> SSV:<br />

Gewerbezeitung: Was ist die grösste<br />

Herausforderung für den Schweizerischen<br />

Schuhhändler-Verband?<br />

n Dieter Spi<strong>es</strong>s: Eine grosse Herausforderung<br />

ist sicher, <strong>das</strong>s der Handel<br />

rechtzeitig die richtige Ware zum<br />

richtigen Preis geliefert bekommt.<br />

Di<strong>es</strong> ist aufgrund der Thematik<br />

d<strong>es</strong> starken Frankens nicht immer<br />

einfach.<br />

Wie beliebt ist der Beruf der Schuhhändlerin<br />

bei den Schulabgängerinnen<br />

und Schulabgängern?<br />

auf dem Aussichtspunkt mitten im<br />

Grünen, sondern unter den schützenden<br />

Regenschirmen über die Bühne.<br />

Doch di<strong>es</strong> tat ihr keinen Abbruch.<br />

Freud<strong>es</strong>trahlen nahmen die Kandidatinnen<br />

und der Kandidat ihre Auszeichnung<br />

mit Blumenstrauss in<br />

Empfang. Corinne Remund<br />

n Dank unseren permanenten Anstrengungen,<br />

di<strong>es</strong>en Beruf attraktiv zu<br />

g<strong>es</strong>talten, haben wir immer genügend<br />

Lernende.<br />

Wie sieht eine zeitgerechte Grundbildung<br />

aus?<br />

n Wir haben eine solide 3-jährige<br />

Grundbildung, wobei wir <strong>das</strong> Augenmerk<br />

verstärkt auf die Fachkompetenz<br />

richten. Sehr bewährt haben sich die<br />

überbetrieblichen Kurse in Eggiwil, welche<br />

in Form ein<strong>es</strong> Internatsbetrieb<strong>es</strong><br />

abgehalten werden. Dabei kommen<br />

auch die sozialen Aspekte zum Zug<br />

und die Lernenden tauschen sich aus,<br />

können sich vernetzen und gegen<strong>sei</strong>tig<br />

fördern.<br />

Interview: CR


20<br />

FINANZEN<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

ÜBERNATIONALE STRUKTUREN – Unser Land als föderalistischer Bund<strong>es</strong>staat einzelner Kantone wird gern als Modell für eine politische<br />

– und damit auch fiskalische – Union in der Eurozone oder gar der g<strong>es</strong>amten EU angepri<strong>es</strong>en. Realität oder Hirng<strong>es</strong>pinst?<br />

Die Schweiz als Modell für Europa?<br />

Die Schweiz ist ein stark dezentralisierter<br />

Bund<strong>es</strong>staat, der zahlreiche Regierungsfunktionen<br />

an die Kantone<br />

und Gemeinden delegiert bzw. in deren<br />

Verantwortungsbereich belassen<br />

<strong>hat</strong>. Die Kantone sind für Bildung,<br />

Transport, Energieversorgung und Polizeiw<strong>es</strong>en<br />

weitgehend selbst verantwortlich.<br />

Die damit einhergehenden<br />

Infrastrukturinv<strong>es</strong>titionen und Unterhaltskosten<br />

fallen ebenfalls in hohem<br />

Mass in die Verantwortung der Kantone<br />

oder Gemeinden. Deren funktionale<br />

Bedeutung ist auch an ihrer<br />

wichtigen Rolle für die Finanzen der<br />

öffentlichen Hand abl<strong>es</strong>bar. So belaufen<br />

sich die Einnahmen der Kantone<br />

auf rund 13 Prozent d<strong>es</strong> Bruttoinlandprodukts<br />

(BIP), jene der Gemeinden<br />

auf rund sieben Prozent. Die Einnahmen<br />

d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong> entsprechen lediglich<br />

etwas mehr als 10 Prozent d<strong>es</strong> BIP.<br />

Unter Berücksichtigung der Sozialversicherung<strong>sei</strong>nnahmen<br />

(ein bund<strong>es</strong>staatlich<strong>es</strong><br />

Programm, <strong>das</strong> von den<br />

Kantonen verwaltet wird), die sich<br />

auf rund 9 Prozent d<strong>es</strong> BIP belaufen,<br />

betragen die bund<strong>es</strong>staatlichen Einnahmen<br />

allerdings rund die Hälfte<br />

aller Einnahmen der öffentlichen<br />

Hand. Im Vergleich dazu entspricht<br />

der aktuelle EU-Haushalt nur gerade<br />

einem Prozent d<strong>es</strong> BIP der Union.<br />

Kleiner Ausgleichmechanismus<br />

Obschon die Schweiz <strong>sei</strong>t der Annahme<br />

der ersten Bund<strong>es</strong>verfassung von<br />

1848 ein geeinter Staat ist, scheint<br />

die Solidarität zwischen den einzelnen<br />

Kantonen bemerkenswert limitiert<br />

zu <strong>sei</strong>n. Mit dem Finanzausgleich<br />

b<strong>es</strong>teht zwar ein formeller<br />

Ausgleichmechanismus, der die<br />

«strukturellen Unterschiede» zwischen<br />

den Kantonen glätten soll.<br />

2012 werden acht von 26 Kantonen<br />

Netto-Beitragszahler. Allerdings belaufen<br />

sich solche horizontalen<br />

ANZEIGE<br />

Transfers nur gerade auf 0.3 Prozent<br />

d<strong>es</strong> BIP bzw. 1,6 Milliarden Franken!<br />

Obwohl der aktuelle Finanzausgleich<br />

damit betragsmässig äusserst b<strong>es</strong>cheiden<br />

ist, erforderte <strong>sei</strong>ne Umsetzung<br />

rund 15 Jahre. Das System wurde<br />

2008 eingeführt, 17 Jahre nach<br />

dem Beginn der Reform. Kurz g<strong>es</strong>agt:<br />

Die Mitglieder d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>staats<br />

Schweiz machen sich untereinander<br />

keine G<strong>es</strong>chenke.<br />

Darüber hinaus ist der Steuerwettbewerb<br />

zwischen den Kantonen ziemlich<br />

intensiv. Er kommt in der Behandlung<br />

der Privathaushalte und<br />

der Unternehmen zum Ausdruck. Die<br />

Einkommenssteuer-Grenzsätze für<br />

ein Ehepaar mit einem Einkommen<br />

von 100 000 Franken reichen von<br />

rund 18 Prozent im Kanton Zug bis<br />

zu rund 34 Prozent im Kanton Genf.<br />

Die Gemeind<strong>es</strong>teuern variieren ebenfalls<br />

substanziell. Die Kantone stehen<br />

auch hinsichtlich der Unternehmenssteuern<br />

und der Erbschaftssteuern<br />

sowie spezieller Steuerpauschalen<br />

für wohlhabende Ausländer miteinander<br />

in Konkurrenz.<br />

Der Fall Leukerbad<br />

Rund 50 Prozent der Schulden der<br />

öffentlichen Hand gehen auf <strong>das</strong><br />

Der Fortb<strong>es</strong>tand d<strong>es</strong> Euros hängt von Reformen ab, die von den Politikern in Brüssel und den Finanzexperten der Europäischen<br />

Zentralbank in Fran<strong>kf</strong>urt (Bild) umg<strong>es</strong>etzt werden. Dabei könnte die Schweiz durchaus als Vorbild dienen.<br />

Konto d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>staats, während<br />

die Kantone und Gemeinden für jeweils<br />

rund 25 Prozent verantwortlich<br />

zeichnen. Der Umfang der kantonalen<br />

Schulden ist zwar ziemlich<br />

b<strong>es</strong>chränkt, auf g<strong>es</strong>amtstaatli-<br />

cher Ebene gibt <strong>es</strong> aber (trotzdem)<br />

keine expliziten Garantien für<br />

Schulden auf kantonaler oder lokaler<br />

Regierungsebene. Weder die Verfassung<br />

noch <strong>das</strong> G<strong>es</strong>etz sehen eine<br />

derartige Garantie für Verbindlichkeiten<br />

vor.<br />

Ind<strong>es</strong>sen ist bisher noch nie ein<br />

Kanton Konkurs gegangen, w<strong>es</strong>halb<br />

<strong>es</strong> keinen Präzedenzfall für die etwaige<br />

Anwendung einer Nichtbeistandsklausel<br />

(«no bailout») gibt.<br />

Allerdings legt der Konkurs der Gemeinde<br />

Leukerbad im Jahr 1998 den<br />

Schluss nahe, <strong>das</strong>s kein Beistand<br />

geleistet würde. Als di<strong>es</strong>e Gemeinde<br />

ihrem Schuldendienst nicht mehr<br />

nachkommen konnte, urteilte <strong>das</strong><br />

Bund<strong>es</strong>gericht, <strong>das</strong>s der Kanton in<br />

keiner Weise für die von Leukerbad<br />

angehäuften Schulden verantwortlich<br />

<strong>sei</strong>. Auf di<strong>es</strong>er Basis liegt der<br />

Schluss nahe, <strong>das</strong>s der Bund sehr<br />

wahrscheinlich nicht für Kantonsschulden<br />

haftbar wäre.<br />

Subventionen fli<strong>es</strong>sen<br />

Ang<strong>es</strong>ichts der scheinbar kaum<br />

existierenden Solidarität und d<strong>es</strong><br />

intensiven Steuerwettbewerbs zwischen<br />

den Kantonen mag die F<strong>es</strong>tstellung,<br />

<strong>das</strong>s die Transfermechanismen<br />

auf bund<strong>es</strong>staatlicher Ebene<br />

in der Schweiz dennoch ziemlich<br />

hoch entwickelt sind, etwas erstaunen.<br />

Doch <strong>das</strong> bereits erwähnte<br />

Ausgleichssystem zwischen den<br />

Kantonen umfasst auch «vertikale»<br />

Transfers, also Zahlungen vom Bund<br />

an die Kantone. Hierzu gehören beispielsweise<br />

die Subventionen an die<br />

Landwirtschaft. Zusammen mit den<br />

horizontalen Transferzahlungen sollen<br />

di<strong>es</strong>e die Unterschiede zwischen<br />

strukturell starken Kantonen mit höherem<br />

Einnahmenpotenzial und<br />

strukturell schwachen Kantonen<br />

glätten. 2010 beliefen sich die Agrarsubventionen<br />

auf fast 2,9 Milliarden<br />

Franken (0.5 Prozent d<strong>es</strong><br />

BIP). Doch selbst wenn man «horizontale»<br />

und «vertikale» Transfers<br />

aufaddiert, entsprechen sie höchstens<br />

1,5 Prozent d<strong>es</strong> BIP.<br />

Sozialwerke brauchen Geld<br />

Wichtiger noch als Agrarzahlungen<br />

sind möglicherweise Transfers für<br />

zentral finanzierte Sozialversicherungssysteme,<br />

die Zahlungen an arbeitslose,<br />

ältere, kranke oder invalide<br />

Menschen garantieren. Die Sozialwerke<br />

sollten grundsätzlich mit<br />

Beiträgen der Arbeitnehmer und<br />

Unternehmen finanziert werden,<br />

doch Fehlbeträge werden mit allgemeinen<br />

Steuereinnahmen durch<br />

den Bund<strong>es</strong>staat oder die Kantone<br />

gedeckt. 2011 schulterte die Zentralregierung<br />

beispielsweise 40 Pro-<br />

«VORBILD SCHWEIZ»<br />

Mögliche Lehren für die Eurozone<br />

n Die Solidarität zwischen den<br />

Mitgliedern einer auch schon lange<br />

b<strong>es</strong>tehenden Fiskalunion kann sehr<br />

b<strong>es</strong>chränkt <strong>sei</strong>n. Zwischenstaatliche<br />

Transfers können, wie der Fall der<br />

Schweizer Kantone zeigt, relativ zum<br />

BIP extrem klein <strong>sei</strong>n. Die Vereinbarung<br />

solcher Zahlungen erfordert<br />

ind<strong>es</strong> jahrelange Verhandlungen.<br />

n Breiter angelegte Transfersysteme auf<br />

nationaler Ebene scheinen ausser im<br />

Fall einer politischen Union, in der<br />

politische Parteien die Inter<strong>es</strong>sen von<br />

Inter<strong>es</strong>sensgruppen (wie Arbeitnehmenden<br />

oder Rentnern oder Pensionierten)<br />

über <strong>das</strong> g<strong>es</strong>amte Gebiet der Union<br />

hinweg vertreten, ziemlich unwahrscheinlich.<br />

Ein derartig<strong>es</strong> System würde<br />

zudem ein unionweit<strong>es</strong> B<strong>es</strong>teuerungssystem<br />

erfordern. Auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> ist ohne<br />

eine politische Union kaum denkbar.<br />

n Eine gegen<strong>sei</strong>tige Schuldengarantie<br />

zwischen den Mitgliedstaaten ist in<br />

einer föderalistischen Fiskalunion<br />

unwahrscheinlich (ihre Nichtgewährung<br />

kann teilweise zur Haushaltsdisziplin<br />

beitragen). Di<strong>es</strong> weckt Zweifel<br />

hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit<br />

der vorg<strong>es</strong>chlagenen Einführung von<br />

Eurobonds in der Eurozone und<br />

impliziert zudem, <strong>das</strong>s hoch verschuldeten<br />

Ländern in der Eurozone auch<br />

künftig nur sehr widerwillig Unterstützung<br />

geboten werden wird.<br />

Zahlungsausfälle sind damit nicht<br />

auszuschli<strong>es</strong>sen.<br />

n Sozialstaaten brauchen wirksame<br />

fiskalische Disziplinierungsmechanismen.<br />

Weder der Markt noch die<br />

demokratische Kontrolle reichen<br />

hierfür aus. In der Verfassung verankerte<br />

Schuldenbremsen scheinen<br />

zent der G<strong>es</strong>amtzahlungen an Arbeitslose.<br />

Mit 920 Millionen beliefen<br />

sich di<strong>es</strong>e Zahlungen ind<strong>es</strong> immer<br />

noch auf weniger als 0.2<br />

Prozent d<strong>es</strong> BIP.<br />

Teure Krankenversicherung<br />

Ähnlich sieht <strong>es</strong> auch beim nationale<br />

Pensions- und Krankenkassensystem<br />

aus. Die Beitragssätze für Erster<strong>es</strong><br />

sind im Bund<strong>es</strong>g<strong>es</strong>etz f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>chrieben.<br />

In Letzterem gibt <strong>es</strong> aufgrund<br />

der halbprivaten Natur der<br />

Krankenversicherung gewisse Unterschiede.<br />

Da aber die Palette der G<strong>es</strong>undheitsleistungen,<br />

die von der<br />

Grundversicherung abgedeckt werden<br />

müssen, auf bund<strong>es</strong>staatlicher<br />

Ebene f<strong>es</strong>tgelegt wird, wird effektiv<br />

auch über die Höhe der Zahlungen<br />

auf nationaler Ebene entschieden.<br />

Der Beitrag der Bund<strong>es</strong>regierung zur<br />

Krankenversicherung belief sich 2010<br />

auf rund zwei Milliarden Franken,<br />

während die übrigen zwei Milliarden<br />

durch die Kantone beig<strong>es</strong>teuert wurden,<br />

zwischen denen selbst allerdings<br />

keine Ausgleichszahlungen abgewickelt<br />

werden. Wie in anderen<br />

Ländern – insb<strong>es</strong>ondere den USA –<br />

sind die steigenden Subventionen für<br />

die (steigenden) Krankenversicherungsbeiträge<br />

ein entscheidender<br />

Faktor für die Zunahme der Staatsausgaben.<br />

Bei der staatlichen Altersvorsorge<br />

halten sich die Einnahmen<br />

und Zahlungen zurzeit zwar die Waage,<br />

allerdings dürften die Defizite infolge<br />

demografischer Faktoren unweigerlich<br />

zunehmen, wenn nicht<br />

<strong>das</strong> Pensionsalter angehoben oder<br />

die Leistungen reduziert werden.<br />

Einnahmequelle Mehrwertsteuer<br />

Ang<strong>es</strong>ichts der vertikalen Transfers<br />

und der steigenden Aufwendung für<br />

Sozialversicherungen, erstaunt <strong>es</strong><br />

nicht, <strong>das</strong>s der Bund beträchtliche<br />

R<strong>es</strong>sourcen benötigt. Seit ihrer Einführung<br />

im Jahr 1995 ist die Mehrwertsteuer<br />

(MWSt) die wichtigste<br />

Finanzierungsquelle d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>. Sie<br />

zeichnet für ein Drittel der Steuereinnahmen<br />

verantwortlich. Prognostizierte<br />

Defizite in der Invalidenversicherung<br />

(IV) wurden ab Januar<br />

2011 über eine vorübergehende Erhöhung<br />

der MWSt finanziert. Sollten<br />

andere Sozialversicherungen in Finanzierungsschwierigkeitengeraten,<br />

könnte di<strong>es</strong>er Weg erneut b<strong>es</strong>chritten<br />

werden. Im Gegensatz zur<br />

EU ist die MWSt in der Schweiz allerdings<br />

in allen Kantonen gleich<br />

wirksam, aber die Politiker werden<br />

versuchen, gewisse Programme davon<br />

zu befreien. Selbst die sparsame<br />

Schweiz <strong>hat</strong> noch wenige unpopuläre<br />

Reformen in Angriff genommen, um<br />

ihre Sozialversicherungen auf eine<br />

solide, langfristig nachhaltige Basis zu<br />

stellen.<br />

n Die zentrale Beaufsichtigung und<br />

Kontrolle der Banken, um <strong>das</strong> Engagement<br />

d<strong>es</strong> öffentlichen Sektors gegenüber<br />

Bilanzrisiken zu b<strong>es</strong>chränken,<br />

scheint ein zentraler Aspekt für die<br />

Wahrung der fiskalischen und wirtschaftlichen<br />

Stabilität. Die Rettung<br />

systemrelevanter Banken ist selbst<br />

bei fehlender politischer Union<br />

wahrscheinlich. Es ist daher verständlich,<br />

<strong>das</strong>s sich die Länder der Eurozone<br />

nun auf di<strong>es</strong>en Bereich konzentrieren.<br />

MB ⁄ OA


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FINANZEN 21<br />

Die Schweizerische Nationalbank kann durchaus in die Rolle der «Retterin» schlüpfen, tut di<strong>es</strong> aber nur im äussersten Notfall.<br />

hoch und nach wie vor deutlich<br />

niedriger. Neben der MWSt erhebt<br />

der Bund Einkommenssteuern (28,5<br />

Prozent der Steuereinnahmen 2010)<br />

sowie weitere Konsum- und Kapitalertragssteuern<br />

(etwa auf Benzin und<br />

Tabak sowie Verrechnungssteuer).<br />

ANZEIGE<br />

Die EU verfügt bisher bekanntermassen<br />

nicht über ein zentral<strong>es</strong> B<strong>es</strong>teuerungssystem.<br />

Nationale Inter<strong>es</strong>sen<br />

Ist di<strong>es</strong>e Art von Transfermechanismen<br />

in der EU vorstellbar? Die Antwort<br />

ist wahrscheinlich nein. In<br />

«marxistischer» Terminologie g<strong>es</strong>prochen<br />

sind die diversen Sozialversicherungssysteme<br />

<strong>das</strong> R<strong>es</strong>ultat von<br />

Au<strong>sei</strong>nandersetzungen zwischen «Arbeit»<br />

und «Kapital» in den letzten<br />

hundert oder mehr Jahren. In der<br />

Schweiz wie auch in anderen Industrieländern<br />

entwickelten sich die entsprechenden<br />

Inter<strong>es</strong>sensgruppen und<br />

die politischen Parteien, die deren<br />

Anliegen vertraten, ausnahmslos im<br />

Kontext nationaler politischer Systeme.<br />

Es scheint eher unwahrscheinlich,<br />

<strong>das</strong>s sich sogar in der eng integrierten<br />

EU derartige Inter<strong>es</strong>sensgruppen<br />

grenzüberschreitend bilden<br />

würden. Ein Beispiel: Gewerkschaften<br />

würden sich tendenziell wohl<br />

eher auf die Seite ihrer nationalen<br />

Industrievertreter schlagen, wenn <strong>es</strong><br />

darum geht, die Stellung der «heimischen»<br />

Unternehmen gegen die internationale<br />

Konkurrenz zu verteidigen.<br />

Dementsprechend war länderübergreifenden<br />

Gewerkschaften nur<br />

selten Erfolg b<strong>es</strong>chieden. Es scheint<br />

auch unwahrscheinlich, <strong>das</strong>s sich Inter<strong>es</strong>sensgruppen,<br />

wie z.B. Pensionierte,<br />

auf internationaler Ebene zusammenschli<strong>es</strong>sen<br />

würden. Daher<br />

sind Systeme zur Umverteilung von<br />

Einkommen bisher fast ausnahmslos<br />

nationaler Natur. Zu di<strong>es</strong>er Regel gibt<br />

<strong>es</strong> nur wenige Ausnahmen. In der EU<br />

ist eine davon die Gemeinsame<br />

Agrarpolitik (GAP), in deren Rahmen<br />

die europäischen Konsumenten einen<br />

Einkommensausgleich zwischen diversen<br />

nationalen Agrarsektoren finanzieren.<br />

Konsumenten scheinen<br />

eine zu breit g<strong>es</strong>treute Lobby zu <strong>sei</strong>n,<br />

als <strong>das</strong>s sie den vereinten Lobbying-<br />

Anstrengungen nationaler Agrarbranchen<br />

und ihrer politischen Vertreter<br />

entgegentreten könnten.<br />

Kontrollen und Schuldenbremse<br />

Wohlfahrtsstaatliche Transfermechanismen<br />

führen in der Regel zu Defi-<br />

ziten, weil <strong>es</strong> für Politiker viel einfacher<br />

ist, ihre Popularität mit Zahlungen<br />

an ihre Wählenden statt mit der<br />

Erhöhung derer Steuern zu steigern.<br />

Wie diszipliniert die Schweiz also ihre<br />

Fiskalpolitik? Mit Blick auf die<br />

Kantone und Gemeinden könnte ei-<br />

ner der Faktoren effektiv in den fehlenden<br />

staatlichen Garantien b<strong>es</strong>tehen<br />

– genau so, wie die Nichtbeistandsklausel<br />

in der Eurozone die<br />

Regierungen der Mitgliedländer hätte<br />

disziplinieren sollen. Doch di<strong>es</strong><br />

scheint auch in der Schweiz nicht<br />

auszureichen, w<strong>es</strong>halb weitere Kon-<br />

Die meisten Kantonalbanken erfreuen sich nach wie vor einer vollumfänglichen Staatsgarantie.<br />

trollen in <strong>das</strong> System integriert wurden.<br />

In Bezug auf die vorstehend b<strong>es</strong>chriebenen<br />

Ausgleichszahlungen<br />

sind die Kantone keinen spezifischen<br />

g<strong>es</strong>etzlichen Anforderungen zur Korrektur<br />

von Defiziten unterworfen. Es<br />

wurden jedoch Hindernisse eingebaut:<br />

Die Transfers basieren nämlich<br />

nicht auf den tatsächlichen Einnahmen<br />

(oder Ausgaben) der Kantone,<br />

sondern auf ihren potenziellen Einnahmen.<br />

Mit anderen Worten: Wenn<br />

ein Kanton die Steuern zugunsten<br />

<strong>sei</strong>ner Bürger senken würde, erhielte<br />

er keine höheren Ausgleichszahlungen<br />

zur Kompensation der tieferen<br />

Einnahmen, weil <strong>das</strong> Einnahmenpotenzial<br />

unverändert bliebe.<br />

Schwer abbaubare Defizite<br />

Trotz derartiger Mechanismen, die<br />

zur Haushaltsdisziplin anhalten sollen,<br />

haben die meisten Kantone die<br />

eine oder andere Form einer «goldenen<br />

Regel» oder «Schuldenbremse»<br />

eingeführt, die bei übermässigen Defiziten<br />

automatische Ausgabenkürzungen<br />

auslöst. 2003 wurde di<strong>es</strong>er<br />

Mechanismus nach einem entsprechenden<br />

Referendum auch auf Bund<strong>es</strong>ebene<br />

eingeführt. Gemäss goldener<br />

Regel müssen sich die Ausgaben<br />

und Einnahmen der Bund<strong>es</strong>regierung<br />

über einen ganzen Konjunkturzyklus<br />

hinweg die Waage halten,<br />

d.h. Defizite, die während Wirtschaftsabschwüngen<br />

oder Rez<strong>es</strong>sionen<br />

anfallen, müssen in Phasen<br />

mit expandierender Wirtschaft wieder<br />

kompensiert werden. Allerdings<br />

gilt die Schuldenbremse nicht für die<br />

Sozial- und Krankenversicherungsausgaben.<br />

Die Schuldenbremse <strong>hat</strong><br />

die Staatsausgaben und damit die<br />

Verschuldung tatsächlich b<strong>es</strong>chränkt,<br />

aber die «ausserbilanziellen»<br />

Sozialversicherungsausgaben<br />

sind wieder g<strong>es</strong>tiegen, nachdem Ende<br />

der 1990er-Jahre einmalige Massnahmen<br />

zur Schuldenreduktion ergriffen<br />

worden waren. Es werden<br />

unpopuläre Reformen erforderlich<br />

<strong>sei</strong>n, um den Aufwärtstrend di<strong>es</strong>er<br />

Schulden zu brechen.<br />

Hilft die direkte Demokratie?<br />

Einige Bewunderer der Schweiz sind<br />

der Ansicht, <strong>das</strong>s die direktdemokratische<br />

Kontrolle der öffentlichen Finanzen<br />

letztlich der Schlüssel zur<br />

Wahrung der Haushaltsdisziplin ist.<br />

Es ist tatsächlich so, <strong>das</strong>s für substanzielle<br />

Änderungen der Bund<strong>es</strong>steuerg<strong>es</strong>etze<br />

ein Referendum erforderlich<br />

ist. Di<strong>es</strong> ist wahrscheinlich einer der<br />

Gründe für die nach wie vor vergleichsweise<br />

tiefen B<strong>es</strong>teuerungsniveaus<br />

in der Schweiz. Niedrigere Steuereinnahmen<br />

b<strong>es</strong>chränken tendenziell<br />

die Ausgaben. Ein (fakultativ<strong>es</strong>) Re-<br />

ferendum wird auch bei umfassenden<br />

Ausgabeentscheidungen durchgeführt,<br />

und zwar sowohl auf bund<strong>es</strong>staatlicher<br />

als auch auf kantonaler<br />

Ebene. Allerdings hegen wir gewisse<br />

Zweifel, ob die direkte Demokratie<br />

wirklich so wirksam ist: Während gewisse<br />

nationale Referenden, z.B. jen<strong>es</strong><br />

über die staatliche Schuldenbremse<br />

oder jen<strong>es</strong> über eine r<strong>es</strong>triktivere Arbeitslosenversicherung,<br />

tatsächlich eine<br />

grössere Haushaltsdisziplin auferlegten,<br />

war di<strong>es</strong> bei anderen nicht der<br />

Fall. Insb<strong>es</strong>ondere Vorschläge zur B<strong>es</strong>chränkung<br />

der AHV, um den prognostizierten<br />

Defiziten entgegenzuhalten,<br />

wurden verworfen – genauso wie<br />

Vorschläge, die G<strong>es</strong>undheitskosten zu<br />

b<strong>es</strong>chränken oder Unternehmenspensionskassen<br />

auf eine solidere Basis zu<br />

stellen. Grosse Stimmbürgergruppen<br />

votieren gegen die Haushaltsdisziplin,<br />

wenn sie ihre eigenen Inter<strong>es</strong>sen bedroht<br />

sehen – selbst in einer direkten<br />

Demokratie.<br />

Kantonsschulden zählen kaum<br />

Wir haben bereits f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt, <strong>das</strong>s<br />

ein Schweizer Kanton, der <strong>sei</strong>nen<br />

Schuldendienst nicht mehr leisten<br />

kann, wahrscheinlich nicht mit Beistand<br />

rechnen könnte. Ein Grund<br />

hierfür ist, <strong>das</strong>s ein solcher Zahlungsausfall<br />

voraussichtlich keine<br />

«systemischen» Folgen hätte, weil<br />

der absolute Umfang der Kantonsschulden<br />

relativ gering ist. Genf <strong>hat</strong><br />

mit Abstand die höchsten Bruttoschulden<br />

aller Schweizer Kantone.<br />

Doch mit 13,6 Milliarden Franken<br />

(Stand 2010) entsprachen di<strong>es</strong>e immer<br />

noch nur 22 Prozent der Einnahmen<br />

der Eidgenossenschaft oder<br />

2,3 Prozent d<strong>es</strong> helvetischen BIP.<br />

Darüber hinaus befinden sich derartige<br />

Verbindlichkeiten mehrheitlich<br />

in der Hand privater und institutioneller<br />

Inv<strong>es</strong>toren, welche die<br />

Abschreiber wahrscheinlich verkraften<br />

könnten. Im Vergleich dazu belaufen<br />

sich die Bruttoschulden Spaniens<br />

und Italiens auf 7,8 Prozent<br />

und 20,2 Prozent d<strong>es</strong> g<strong>es</strong>amten BIP<br />

der Eurozone. Sowohl die Belastung<br />

ein<strong>es</strong> potenziellen Garantiegebers<br />

als auch die Auswirkungen einer potenziellen<br />

Umschuldung hätten damit<br />

ganz andere Dimensionen.<br />

Nothilfe für Banken<br />

Im Gegensatz dazu würden finanzielle<br />

Probleme im Schweizer Banksektor<br />

eher eine Intervention auf nationaler<br />

Ebene nach sich ziehen – genau<br />

so, wie di<strong>es</strong> zurzeit in der UBS<br />

durch den Bund<strong>es</strong>rat und die Nationalbank<br />

(SNB) im Jahr 2008 untermauert<br />

di<strong>es</strong>e Einschätzung. Obwohl<br />

die Bankbilanzen nun robuster sind,<br />

könnte eine erneute und einschneidende<br />

globale Finanzkrise wiederum<br />

ähnliche Massnahmen notwendig<br />

machen, wenn dadurch die Stabilität<br />

der Volkswirtschaft insg<strong>es</strong>amt in Frage<br />

g<strong>es</strong>tellt wäre. Es scheint auch<br />

wahrscheinlich, <strong>das</strong>s ein drohender<br />

Konkurs einer grösseren Kantonalbank<br />

eine nationale Antwort erfordern<br />

würde. Die meisten Kantonalbanken<br />

erfreuen sich nach wie vor<br />

einer vollumfänglichen Staatsgarantie.<br />

Das G<strong>es</strong>amtrisiko der öffentlichen<br />

Hand gegenüber di<strong>es</strong>en Banken belief<br />

sich per Ende 2011 auf 390 Milliarden<br />

Franken oder 66 Prozent d<strong>es</strong><br />

BIP. Wenn eine oder mehrere der<br />

grösseren Kantonalbanken in Schieflage<br />

gerieten, würde die finanzielle<br />

Schlagkraft der Kantone wohl nicht<br />

zu deren Rettung ausreichen, so<strong>das</strong>s<br />

Unterstützung durch den Bund und<br />

die SNB auch hier erforderlich wäre.<br />

Di<strong>es</strong> legt den Schluss nahe, <strong>das</strong>s eine<br />

Bankunion – d.h. eine zentrale Aufsichts-<br />

und Abwicklungsbehörde sowie<br />

ein zentraler Kreditgeber der letzten<br />

Instanz – für die Stabilität einer<br />

Währungsunion (und einer Fiskalunion)<br />

von grosser Bedeutung ist,<br />

und zwar selbst in einem stark föderalistischen<br />

System.<br />

Maxime Botteron &<br />

Olivier Adler, CS


22<br />

SERVICE<br />

ENERGIEEFFIZIENZ – In gewerblichen Wäschereien lässt sich sehr viel Strom einsparen. Effiziente<br />

Wassererwärmung, Wärmepumpen-Tumbler und Abwärmenutzung machen <strong>das</strong> möglich.<br />

Die saubere Art zu sparen<br />

Ob Gewerbe- und Industriebetriebe,<br />

Hotels, Wäschereien oder Heime: Je<br />

nach Betriebsgrösse fallen hier Tag für<br />

Tag Berge von verschmutzter Wäsche<br />

an. Im Auftrag d<strong>es</strong> Hochbauamts der<br />

Stadt Zürich <strong>hat</strong> Jürg Nipkow von der<br />

Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz<br />

(S.A.F.E.) untersucht, wie<br />

sich die Energieeffizienz von konventionellen<br />

Wasch- und Trocknungsverfahren<br />

erhöhen lässt. Am Anfang<br />

stand dabei die folgende Frage: Wie<br />

viel Energie wird in einer Wäscherei<br />

wofür verbraucht? S.A.F.E.-Experte<br />

Nipkow analysierte die typische Energiebilanz<br />

einer Wäscherei mit 50 Tonnen<br />

Trockenwäsche pro Jahr: Vom<br />

g<strong>es</strong>amten Energieverbrauch von<br />

45 000 Kilowattstunden entfallen 15<br />

Prozent aufs Waschen und zwei Drittel<br />

aufs Trocknen in ausschli<strong>es</strong>slich<br />

elektrisch betriebenen Tumblern. Der<br />

R<strong>es</strong>t von knapp 20 Prozent verteilt<br />

sich auf andere betriebsbedingte Verbraucher<br />

wie Lüftungsventilatoren<br />

oder Raumheizung.<br />

Stromverbrauch halbieren<br />

Das Trocknen der Wäsche braucht<br />

also mit Abstand am meisten Energie<br />

– und zwar in Form von Strom.<br />

Hier liegt denn auch <strong>das</strong> grösste Einsparpotenzial.<br />

Herkömmliche Tumbler<br />

erhitzen mittels einer Elektroheizung<br />

ang<strong>es</strong>augte Zuluft auf über<br />

100°C. Die so getrocknete Luft wird<br />

in die Wäschetrommel geblasen, wo<br />

sie die Feuchte der Wäsche aufnimmt,<br />

auf gut 40°C abkühlt und<br />

über einen Abluftkanal ins Freie geblasen<br />

wird. Di<strong>es</strong>e ungenutzte Energie<br />

machen sich sogenannte Wärmepumpen-Tumbler<br />

zunutze: Die<br />

feuchtwarme Luft aus der Wäschetrommel<br />

wird einer Wärmepumpe<br />

zugeführt, dort entfeuchtet und wieder<br />

zum Trocknen genutzt. In di<strong>es</strong>em<br />

Kreislauf bleibt ein Grossteil der<br />

Energie für den Trocknungsproz<strong>es</strong>s<br />

erhalten. Dabei reichen w<strong>es</strong>entlich<br />

tiefere Temperaturen von 60 bis 65°C<br />

aus. Dadurch wird <strong>das</strong> Gewebe weniger<br />

beansprucht. Der Trocknungsproz<strong>es</strong>s<br />

dauert allerdings je nach Gerät<br />

etwas länger. Dafür kommen weitere<br />

Vorteile hinzu: Dank d<strong>es</strong> g<strong>es</strong>chlossenen<br />

Luftkreislaufs brauchen<br />

Wärmepumpen-Tumbler keine Abluftkanäle,<br />

sie belästigen Nachbarn<br />

weder mit Gerüchen noch mit Lärm,<br />

hinterlassen keine Feuchtigkeitsschäden<br />

an der Fassade, verursachen keine<br />

Brände und keine Zugluft in der<br />

Wäscherei.<br />

Wärmepumpe ist wirksam<br />

Im Vergleich zu herkömmlichen Tumblern<br />

wird der Stromverbrauch mit<br />

Wärmepumpen-Tumblern mehr als<br />

halbiert. Das zeigen die Berechnungen<br />

der Stromspar-Website www.topten.ch<br />

(vgl. Kästchen). Bei einem Fassungsvermögen<br />

von 13 bis 16 Kilogramm<br />

und einer Trocknungsleistung<br />

von 20 000 Kilogramm Wäsche pro<br />

SPARHITPARADE<br />

Tipps für Effizienz<br />

Die Stromspar-Website www.topten.ch<br />

listet nicht nur die effizient<strong>es</strong>ten<br />

Geräte für Haushalt, Büro, Unterhaltung<br />

und Haustechnik. Effiziente<br />

Wärmepumpen-Tumbler für die<br />

gewerbliche Nutzung sind hier<br />

ebenso leicht zu finden wie stromsparende<br />

Minergie-Leuchten oder die<br />

effizient<strong>es</strong>ten gewerblichen Kühl- und<br />

Gefriergeräte.<br />

In Grosswäschereien sind grosse Energi<strong>es</strong>parpotenziale vorhanden – man muss nur <strong>das</strong> moderne Know-how konsequent<br />

anwenden...<br />

Jahr r<strong>es</strong>ultieren für einen Wärmepumpen-Tumbler<br />

Stromkosten von 800 bis<br />

950 Franken. Über die Gerätelebensdauer<br />

von 15 Jahren ergibt <strong>das</strong> 12 000<br />

bis 14 000 Franken. Bei einem herkömmlichen<br />

Abluft-Tumbler, der ausschli<strong>es</strong>slich<br />

elektrisch betrieben wird,<br />

liegen die Stromkosten pro Jahr bei<br />

rund 2000 Franken – über 15 Jahre<br />

gerechnet also bei 30 000 Franken.<br />

Auch Abwärme ist nutzbar<br />

Hohe Energieeinsparungen lassen sich<br />

auch ohne Wärmepumpen-Tumbler<br />

erzielen. Eine innovative Lösung realisierte<br />

die SBB-Wäscherei in Zürich-<br />

Altstetten bereits im Jahr 2006. Damals<br />

waren grosse Wärmepumpen-<br />

Tumbler für die gewerbliche Nutzung<br />

noch nicht verfügbar. Statt die erhebliche<br />

Abwärme der fünf grossen Wäschetrockner<br />

ins Freie zu blasen, wird<br />

sie in den Abluftkanälen g<strong>es</strong>ammelt<br />

und erwärmt anschli<strong>es</strong>send Wasser in<br />

einem Boiler auf 45 bis 55°C. Di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

Warmwasser wird dann den Waschmaschinen<br />

zugeführt. Da bei Waschmaschinen<br />

je nach Programm 60 bis<br />

85 Prozent d<strong>es</strong> Energieverbrauchs auf<br />

die Wassererwärmung entfallen, reduziert<br />

di<strong>es</strong>e Abwärmenutzung den<br />

Energieverbrauch beim Waschen erheblich.<br />

«Das ist aus energetischer<br />

Sicht eine inter<strong>es</strong>sante Lösung», erklärt<br />

Jürg Nipkow, «wenn auch nur<br />

die zweitb<strong>es</strong>te nach dem Einsatz von<br />

Wärmepumpen-Trocknern.»<br />

Lohnender Warmwasseranschluss<br />

Der S.A.F.E.-Experte weist in <strong>sei</strong>ner<br />

Untersuchung noch auf weitere wichtige<br />

Effizienzmassnahmen hin: Neben<br />

dem Waschen mit möglichst tiefen<br />

Wassertemperaturen steckt ein bedeutend<strong>es</strong><br />

Potenzial im Einsatz von erneuerbaren<br />

Energien zur Erwärmung<br />

d<strong>es</strong> Waschwassers. Mit einem solchen<br />

Warmwasseranschluss kann der Verbrauch<br />

von Strom oder fossiler Energie<br />

für <strong>das</strong> Waschen um bis zu<br />

70 Prozent reduziert werden. Nipkow<br />

plädiert selbst bei der Wassererwärmung<br />

durch Öl- oder Gasfeuerungen<br />

für die Prüfung d<strong>es</strong> Warmwasseranschluss<strong>es</strong>:<br />

«Das ist oft wirtschaftlich,<br />

und Sonnenkollektoren können später<br />

nachgerüstet werden.»<br />

Auch die Wärme aus abgepumpter<br />

Waschlauge kann zurückgewonnen<br />

und für die nächsten Waschgänge<br />

nutzbar gemacht werden. Di<strong>es</strong> erhöht<br />

die Effizienz zusätzlich. Solche<br />

Wärmerückgewinnungsmodule werden<br />

von Waschmaschinenherstellern<br />

als fertig<strong>es</strong> System angeboten. Für<br />

die Höhe d<strong>es</strong> Stromverbrauchs im<br />

Tumbler ist schli<strong>es</strong>slich auch die<br />

R<strong>es</strong>tfeuchte der Wäsche nach dem<br />

Waschgang relevant: Je weniger Was-<br />

ser der Wäsche im Tumbler entzogen<br />

werden muss, d<strong>es</strong>to tiefer ist der<br />

Stromverbrauch. Wichtig ist d<strong>es</strong>halb<br />

eine gute Schleuderwirkung der<br />

Waschmaschine. «Die Entwässerung<br />

ANZEIGE<br />

durch Schleudern braucht pro Kilogramm<br />

Wasser etwa hundertmal weniger<br />

Strom als im herkömmlichen<br />

Tumbler», erklärt Jürg Nipkow.<br />

Armin Braunwalder<br />

Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />

BÜCHERTISCH<br />

Rezepte aus der Praxis<br />

Praxisorientierte Rezepte für die Unternehmensführung<br />

bietet <strong>das</strong> Buch «Controlling für Manager<br />

und Unternehmer». Das Werk zeichnet sich<br />

sowohl durch den Inhalt wie auch vom Konzept<br />

her aus. Im ersten Teil d<strong>es</strong> 200-<strong>sei</strong>tigen Buch<strong>es</strong><br />

wird der ganze Stoff in hochkonzentrierter Form<br />

so präsentiert, <strong>das</strong>s er in drei Stunden gel<strong>es</strong>en<br />

werden kann. Dabei wird neben dem Aufbau<br />

ein<strong>es</strong> Controlling-Konzept<strong>es</strong> vor allem auch die<br />

menschliche Komponente beleuchtet. Im zweiten<br />

Teil werden spezifische Begriffe vertieft erklärt.<br />

Im dritten Teil sind fünf Fallstudien darg<strong>es</strong>tellt,<br />

wobei vor allem der Fall ein<strong>es</strong> KMU<br />

b<strong>es</strong>ticht, welch<strong>es</strong> vor 14 Jahren vor der Liquidation<br />

stand. Dank aufgebauten Controlling-<br />

Instrumenten, welche im Buch mit echten Zahlen<br />

darg<strong>es</strong>tellt werden, gelang <strong>es</strong>, die Schwachstellen<br />

zu ergründen und entsprechend auszumerzen.<br />

Heute steht <strong>das</strong> Unternehmen sehr erfolgreich<br />

da, <strong>hat</strong> die Mitarbeiterzahl auf 40<br />

verdoppelt, zahlt Dividende und <strong>hat</strong> keine Nettoschulden<br />

mehr.<br />

Diverse Führungskräfte aus der Schweizer Wirtschaft<br />

empfehlen die Lektüre, so auch Urs Kaufmann,<br />

CEO Huber + Suhner AG: «Das Buch b<strong>es</strong>ticht<br />

durch die kurze, praxisorientierte und<br />

gleichzeitig ganzheitliche Darstellung d<strong>es</strong> für<br />

Führungskräfte so wichtigen Themas Controlling.»<br />

n Bruno Röösli ⁄ Markus Speck ⁄Andreas Wolfisberg:<br />

Controlling für Manager und Unternehmer.<br />

Controlling als Steuerungs- und Führungsinstrument<br />

– einfach und verständlich. Versus Verlag,<br />

Zürich, ISBN 978-3-03909-207-9; Fr. 34.90.


Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FORUM 23<br />

ECHO DER WOCHE<br />

Staatlich organisierter<br />

Dauer-Diebstahl<br />

Zur Volksabstimmung über die Initiative «Sicher<strong>es</strong><br />

Wohnen im Alter» vom 23. September.<br />

Im Jahr 1934 wurde die Eigenmietwert-Steuer<br />

(EMWS) als befristete Krisenabgabe eingeführt,<br />

und zwar durch die damaligen FDP-Bund<strong>es</strong>räte.<br />

Befristete Steuern werden bekanntlich, auch<br />

wenn der Grund dafür nicht mehr vorhanden<br />

ist, durch irgendwelche anderen ersetzt und vielfach<br />

aus unsinnigen Gründen weitergeführt – die<br />

staatliche Geldgier geht unvermindert weiter. So<br />

existiert auch die EMWS noch heute. Und di<strong>es</strong><br />

aus einem einzigen Grund: bei den Wohneigentümern<br />

zusätzliche Steuern zu generieren.<br />

Die Schweiz ist der einzige Staat der Welt, der<br />

di<strong>es</strong>e EMWS von allen Wohneigentümern abzockt.<br />

In di<strong>es</strong>em Sinne ist di<strong>es</strong>e Steuer nichts<br />

ander<strong>es</strong> als ein staatlich organisierter Dauer-<br />

Diebstahl. Und damit können wir am 23. September<br />

mit einem Ja zur Initiative «Sicher<strong>es</strong><br />

Wohnen im Alter» Schluss machen.<br />

Rolf Baumann, Hausen am Albis / ZH<br />

KLARSTELLUNG<br />

Viele Vorteile dank<br />

Zellulosedämmung<br />

«Warmer Mantel fürs Haus», sgz vom 17. August.<br />

In Ihrem Artikel über Wärmedämmungen<br />

schreiben Sie: «Wer die Ökovariante wählt, greift<br />

tiefer in die Tasche.» Zur «Ökovariante» zählen<br />

Sie auch Zellulosefasern. Di<strong>es</strong>e Aussage ist falsch.<br />

Dass ein Bauherr für eine Zellulosedämmung<br />

pauschal tiefer in die Taschen greifen muss, ist<br />

nicht korrekt. Die Firma isofloc AG offeriert<br />

Dämmlösungen, welche <strong>das</strong> b<strong>es</strong>te Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

auf dem Dämmstoffmarkt vorweisen<br />

können. Gerade in der energetischen Sanierung<br />

von Dächern bietet die Zellulosedämmung<br />

unschlagbare Montagevorteile, welche sich<br />

positiv auf die Kosten auswirken. Beim Einsatz<br />

von konventionellen Dämmsystemen muss oftmals<br />

die funktionstüchtige Dachhaut geöffnet,<br />

die Dämmung eingelegt und <strong>das</strong> vorher intakte<br />

Dach wieder neu aufgebaut werden. Nicht so mit<br />

Zellulosefasern! Di<strong>es</strong>e können von aussen eingeblasen<br />

werden; der Transport d<strong>es</strong> Materials<br />

über die Fassade, auch über viele Stockwerke,<br />

und die automatische Verteilung selbst in weit<br />

entfernte und g<strong>es</strong>chlossene Hohlräume garantieren<br />

eine schnelle und kostenschonende Montage.<br />

Zellulosefasern können dank ihrer Eigenschaften<br />

durch den Einblasvorgang verdichtet werden, so<br />

ergibt sich eine lückenlose Dämmschicht. Oftmals<br />

übertrifft die homogene Zellulosedämmung<br />

dank d<strong>es</strong> hohlraumfreien Anschuss<strong>es</strong> sogar die<br />

Qualität einer Dämmung mit Platten.<br />

Eveline Grünenfelder,<br />

isofloc Gruppe, Bütschwil/SG<br />

MARKTPLATZ<br />

ZU VERKAUFEN<br />

TRIBÜNE<br />

Den Goodwill nicht verspielen<br />

Auf den 1. Oktober tritt <strong>das</strong> neue Postg<strong>es</strong>etz<br />

wie auch die Postverordnung in<br />

Kraft. Einige der Forderungen d<strong>es</strong> <strong>kf</strong><br />

sind erfüllt und werden ausdrücklich begrüsst:<br />

Listenpreise und allgemeinen G<strong>es</strong>chäftsbedingungen<br />

(AGB) müssen veröffentlicht<br />

werden, auf die Möglichkeit, die Schlichtungsstelle<br />

anzurufen, muss hingewi<strong>es</strong>en und<br />

<strong>es</strong> muss darauf aufmerksam gemacht werden,<br />

<strong>das</strong>s die Weitergabe von Adr<strong>es</strong>sdaten<br />

ohne Kostenfolge für die betroffene Person<br />

oder Unternehmen verweigert werden kann<br />

bzw. die Weitergabe an Dritte ausdrücklich<br />

bewilligt werden muss. Di<strong>es</strong>e Informationen<br />

müssen einfach – elektronisch oder in Papierform<br />

– und unentgeltlich angeboten werden.<br />

In <strong>sei</strong>ner Stellungnahme <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>kf</strong> <strong>gefordert</strong>,<br />

<strong>das</strong>s, da heute die wenigsten da arbeiten, wo<br />

sie wohnen und die Öffnungszeiten der Poststellen<br />

di<strong>es</strong>em Umstand kaum Rechnung tragen,<br />

auch der Samstag als Werk­ und Aufgabetag<br />

gelten soll. Di<strong>es</strong>em Anliegen wurde nicht<br />

entsprochen. Damit trifft die Antwort auf einen<br />

am Samstag erhaltenen oder abgeholten Brief<br />

auch mit A­Post früh<strong>es</strong>tens am Dienstag beim<br />

Adr<strong>es</strong>saten ein, da Briefkasten an Samstagen<br />

– wenn überhaupt – nur bis 11 Uhr und am<br />

Sonntag oft gar nicht geleert werden.<br />

Franziska Tro<strong>es</strong>ch-Schnyder*<br />

über die Preispolitik<br />

der Post.<br />

Weiter <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>kf</strong> <strong>gefordert</strong>, <strong>es</strong> <strong>sei</strong><br />

sicherzustellen, <strong>das</strong>s zusätzliche<br />

Dienstleistungen, welche kaum von<br />

der Grundversorgung zu trennen sind, zu<br />

moderaten Kosten angeboten werden. Im<br />

Kapitel 3 «Grundversorgung» ist aufgeführt,<br />

Noch geni<strong>es</strong>st die Post viel Goodwill bei der Bevölkerung. Doch sie läuft Gefahr, di<strong>es</strong>en zu verspielen,<br />

findet die Präsidentin d<strong>es</strong> Konsumentenforums.<br />

PERSONENWAGEN<br />

IT/TELEKOMMUNIKATION<br />

ZU KAUFEN GESUCHT<br />

<strong>das</strong>s die Post Dienste wie Nachsendungen,<br />

Umleitungen und Rückbehalte anbietet. Auch<br />

der G<strong>es</strong>etzgeber ist demnach der Meinung,<br />

<strong>das</strong>s di<strong>es</strong>e zur Grundversorgung und damit<br />

zum Monopolbereich der Post gehören. Bekanntlich<br />

<strong>hat</strong> die Post per 1. April eine Anpassung<br />

der Preise für di<strong>es</strong>e Dienstleistungen<br />

vorgenommen. Bisher kostenlos erbrachte<br />

Leistungen sind neu kostenpflichtig, bisherige<br />

Tarife werden zum Teil massiv erhöht. Nachsendeaufträge<br />

– ob bei Wohnungswechsel<br />

oder vorübergehend ins Feriendomizil – und<br />

Rückbehalte für die erste erwachsene Person<br />

im Haushalt verteuern sich um 30 bis 50<br />

Prozent und mehr, für jede weitere erwachsene<br />

Person wird neu ein Zuschlag erhoben.<br />

Aufträge, welche am Schalter aufgegeben<br />

werden, sind deutlich teurer als elektronisch<br />

übermittelte.<br />

Sicher, bei der Aufgabe am Schalter ist Beratung<br />

möglich. Trotzdem liegt die Vermutung<br />

nahe, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> der Post darum geht, zusätzliche<br />

Adr<strong>es</strong>sdaten – Mailadr<strong>es</strong>sen – zu erhalten.<br />

Dank di<strong>es</strong>em «Mehrwert» steigt auch der<br />

Preis beim Datenverkauf. D<strong>es</strong>to wichtiger<br />

d<strong>es</strong>halb, <strong>das</strong>s für die Weitergabe von Adr<strong>es</strong>sdaten<br />

an Dritte neu die Einwilligung der<br />

Kunden einzuholen ist.<br />

Keine teuren Vollmachten<br />

Eine Prot<strong>es</strong>twelle ausgelöst <strong>hat</strong>, <strong>das</strong>s für die<br />

Hinterlegung von Vollmachten zur Abholung<br />

avisierter Postsendungen – bisher zum Nulltarif<br />

– für die ersten 12 Monate 36 Franken am<br />

Schalter, 24 Franken im Internet und für die<br />

Folgejahre jährlich 24 Franken erhoben werden.<br />

Noch kaum je sind beim <strong>kf</strong> derart viele<br />

Prot<strong>es</strong>te eingegangen. Nun <strong>hat</strong> die Post reagiert:<br />

Die gelegentliche Bevollmächtigung<br />

wird ab 2013 kostenlos möglich <strong>sei</strong>n. Begründet<br />

wird der Tarif damit, <strong>das</strong>s Vollmachten<br />

neu an jedem Schalter – jede Mutation am<br />

Schalter kostet 12 Franken – oder per Internet<br />

eröffnet oder gelöscht werden können und der<br />

Kunde jederzeit den aktuellen, vollständigen<br />

Überblick habe, wer in <strong>sei</strong>nem Namen avisierte<br />

Sendungen abholen könne, weil alle<br />

Vollmachten elektronisch erfasst und zentral<br />

verwaltet würden. Ist <strong>das</strong> nötig? Sind nicht<br />

Private wie Unternehmen eigenverantwortlich<br />

in der Lage, den Überblick zu haben, wer<br />

bevollmächtigt ist, in <strong>sei</strong>nem Namen Postsendungen<br />

abzuholen?<br />

Ebenso wenig einzusehen ist, w<strong>es</strong>halb<br />

zur Abholung von Briefen und Paketen<br />

ein derartiger Aufwand nötig ist, da<br />

Grundlage zum Bezug einer Sendung in<br />

jedem Fall die Abholung<strong>sei</strong>nladung bildet.<br />

Da müsste doch ein einfach<strong>es</strong> Schreiben:<br />

«Ich, so und so, bevollmächtige tel et tel,<br />

meine Sendungen abzuholen.» Eine solche<br />

Vollmacht ist zusammen mit der Abholung<strong>sei</strong>nladung<br />

und allenfalls einem persönlichen<br />

Ausweis am Schalter vorzulegen. Das müsste<br />

genügen.<br />

Die Post geni<strong>es</strong>st bei der Bevölkerung nach<br />

wie vor einen hohen Goodwill. Mit derartigen<br />

nicht nachvollziehbaren Preiserhöhungen und<br />

bürokratischem, als Schikane empfundenem<br />

Mehraufwand läuft sie Gefahr, di<strong>es</strong>en Goodwill<br />

zu verspielen.<br />

*Franziska Tro<strong>es</strong>ch-Schnyder ist Präsidentin d<strong>es</strong> Konsumentenforums<br />

<strong>kf</strong><br />

LINK<br />

www.konsum.ch<br />

P.S. Auf <strong>das</strong> Problem «Gemischtwarenladen<br />

Post», welch<strong>es</strong> für viele Konsumenten ein<br />

stet<strong>es</strong> Ärgernis darstellt, hier auch noch einzugehen,<br />

würde den Rahmen der vorliegenden<br />

Kolumne sprengen. Es wird jedoch Thema<br />

einer nächsten <strong>kf</strong>­Kolumnen <strong>sei</strong>n.<br />

Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;<br />

di<strong>es</strong>e muss sich nicht mit jener d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong> decken.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!