hat das kf gefordert, es sei - Schweizerischer Gewerbeverband sgv
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14. SEPTEMBER 2012<br />
AZA 3001 Bern<br />
Die Uhr tickt: Nur noch bis zum<br />
4. Oktober <strong>hat</strong> der Schweizerische<br />
<strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> Zeit, 50 000<br />
gültige Unterschriften für <strong>das</strong> Referendum<br />
gegen die missratene Revision<br />
d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> zu<br />
sammeln – und zu beglaubigen. Der<br />
<strong>sgv</strong> erhält dafür breite Unterstützung<br />
aus Wirtschaft und Politik. Im Folgenden<br />
erklären Exponenten aus der<br />
nationalen Politik, von kantonalen<br />
Gewerbeverbänden und Branchenorganisationen,<br />
w<strong>es</strong>halb sie ihre<br />
Mitglieder auffordern, <strong>es</strong> ihnen<br />
gleichzutun und <strong>das</strong> Referendum<br />
jetzt sofort zu unterschreiben.<br />
«Aus Angst gekuscht»<br />
Thomas de<br />
Courten, Nationalrat<br />
SVP ⁄ BL<br />
«Die Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong><br />
ist völlig missraten. Die Eigentumsrechte<br />
der Bürgerinnen und<br />
Bürger werden im revidierten RPG-<br />
Regime durch staatliche Willkür<br />
massiv verletzt. Die Rückzonungspflicht<br />
für Bauzonen führt zu faktischen<br />
Enteignungen, die nicht kompensiert<br />
werden können, ohne <strong>das</strong>s<br />
Steuern, Abgaben und Gebühren<br />
massiv erhöht werden. Mit Überbauungsverpflichtungen<br />
werden einer<strong>sei</strong>ts<br />
Inv<strong>es</strong>toren vertrieben und<br />
ander<strong>sei</strong>ts Kantone und Gemeinden<br />
bevormundet. Und mit der Mehrwertabgabe<br />
soll eine neue Steuer eingeführt<br />
werden, um marode Staatshaushalte<br />
über die Ertrags<strong>sei</strong>te zu<br />
sanieren, statt endlich Bürokratie<br />
und Vorschriftendschungel einzudämmen.<br />
Das Parlament <strong>hat</strong> aus<br />
Angst vor der Landschaftsinitiative<br />
gekuscht und gepfuscht. Doch Angst<br />
war noch nie ein guter Ratgeber<br />
für eine sinnvolle G<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>revision.<br />
D<strong>es</strong>halb sage ich Nein zur RPG-Revision.»<br />
Christian<br />
Wasserfallen,<br />
Nationalrat FPD⁄<br />
BE und Vizepräsident<br />
FDP<br />
Schweiz<br />
«Ein Millionenschaden droht»<br />
«Wer sich gegen die nicht umsetzbare<br />
Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong><br />
stemmt, steht für funktionierende<br />
Massnahmen gegen die Zersiedelung<br />
ein und sagt Nein zu einer<br />
Hans M. Richle,<br />
Präsident<br />
Kantonaler<br />
<strong>Gewerbeverband</strong><br />
St. Gallen<br />
«Lieber bernfern und praxisnah»<br />
«Da Raumplanung grundsätzlich Sache<br />
der Kantone ist, wehre ich mich<br />
als Kantonsrat und Architekt gegen<br />
di<strong>es</strong>e Einmischung von Bern. Darum:<br />
bernfern und praxisnah!»<br />
Michael Gehrken,<br />
Direktor<br />
<strong>Schweizerischer</strong><br />
Nutzfahrzeugverband<br />
ASTAG<br />
«Eigentumsrechte eing<strong>es</strong>chränkt»<br />
«Mit der missratenen Revision d<strong>es</strong><br />
Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> würden verfassungsmässige<br />
Eigentumsrechte<br />
massiv eing<strong>es</strong>chränkt: Sei di<strong>es</strong> mit<br />
der geplanten Rückzonungspflicht<br />
oder mit der vorg<strong>es</strong>ehenen Verpflichtung<br />
zur Zwangsüberbauung<br />
von Grundstücken innert b<strong>es</strong>timmter<br />
Fristen. Private Landeigentümer, vor<br />
allem aber die KMU, werden mit solchen<br />
bodenrechtlich mehr als fragwürdigen<br />
und eigentumsfeindlichen<br />
Zwangsmassnahmen massiv in ih-<br />
Andrea R.<br />
Trümpy,<br />
Präsidentin<br />
Gewerbe<br />
verband<br />
Kanton Glarus<br />
«Für <strong>das</strong> Gewerbe inakzeptabel»<br />
«Die Notwendigkeit einer Raumplanung<br />
ist unb<strong>es</strong>tritten. Sie soll der<br />
sinnvollen Entwicklung dienen, di<strong>es</strong>e<br />
aber nicht verhindern. Genau<br />
aber <strong>das</strong> tut die ‹abverheite› Vorlage<br />
d<strong>es</strong> Parlaments. Mit dem Schock der<br />
Zeitwohnungsinitiative im Nacken<br />
ist <strong>es</strong> gelungen, die Landschaftsinitiative<br />
links zu überholen – unglaublich!<br />
Dass eine neuerliche<br />
Welle an Regulierungen, Vorschriften<br />
und Zwangsmassnahmen dem<br />
ang<strong>es</strong>trebten Ziel d<strong>es</strong> Bürokratieabbaus<br />
diametral entgegensteht, <strong>sei</strong><br />
hier nur am Rande vermerkt. Für<br />
<strong>das</strong> Gewerbe und die g<strong>es</strong>amte Wirtschaft<br />
ist <strong>das</strong> vorliegende G<strong>es</strong>etz in-<br />
Karl Fisch,<br />
Präsident<br />
Kantonal<br />
Schwyzerischer<br />
Gewerbe verband<br />
Nr. 19 – 129. Jahrgang<br />
DARUM UNTERSCHREIBEN WIR – Weitere Exponenten aus Wirtschaft und Politik nennen hier ihre Gründe, w<strong>es</strong>halb sie <strong>das</strong> Referendum<br />
d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong> gegen die missratene Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> (RPG) unterstützen. Die Schlussphase der Sammlung läuft.<br />
Unterschreiben auch Sie!<br />
Boden-Planwirtschaft mit neuen Abgaben.<br />
Das RPG wird dauerhaft zum<br />
Millionenschaden für den Steuerzahler:<br />
Für mind<strong>es</strong>tens 20 Prozent<br />
d<strong>es</strong> Planungsmehrwert<strong>es</strong> bei Einzonungen<br />
muss eine Abgabe entrichtet<br />
werden, um Auszonungen zu 100<br />
Prozent zu entschädigen. Di<strong>es</strong>e<br />
Planwirtschaft generiert also im<br />
Grundsatz fünfmal weniger Einnahmen<br />
als Ausgaben.<br />
Das RPG ist hochgradig ungerecht:<br />
All jene, die bisher haushälterisch<br />
mit dem Boden umgegangen sind<br />
und massvoll eingezont haben, müssen<br />
nun zugunsten jener eine Abgabe<br />
entrichten, die grosse Baulandr<strong>es</strong>erven<br />
angehäuft haben.<br />
Das RPG benachteiligt den ländlichen<br />
Raum: Ländliche Gemeinden<br />
werden gezwungen, zugunsten der<br />
Städte zwecks Siedlungsverdichtung<br />
in den Agglomerationen auf ihr Bauland<br />
zu verzichten. Das RPG diktiert<br />
allen Kantonen von oben herab ein<br />
gleich<strong>es</strong> System: Was in der Raumplanung<br />
für Stadtkantone wie Basel-<br />
Stadt und Genf geeignet ist, muss<br />
aber für Graubünden oder Uri noch<br />
lange nicht richtig <strong>sei</strong>n.»<br />
Firmenfahrzeuge im Fokus:<br />
Seiten 13 – 17<br />
Im Einsatz gegen die missratene Revision d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>: <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat Jean-François Rime<br />
sammelt Unterschriften vor dem Bund<strong>es</strong>haus.<br />
ren Grundrechten tangiert und in ihrer<br />
Handlungsfreiheit eing<strong>es</strong>chränkt<br />
(Stichwort: strategische Landr<strong>es</strong>erven).<br />
Letztlich können solche dirigistischen<br />
Massnahmen nur zu einer<br />
weiteren Verteuerung der Bodenpreise<br />
führen. D<strong>es</strong>halb engagiere ich<br />
mich für <strong>das</strong> Referendum gegen <strong>das</strong><br />
RPG. Landschaftsschutz und Raumplanung<br />
ja – aber nicht auf Kosten<br />
der Eigentumsrechte!»<br />
akzeptabel, <strong>das</strong> Referendum ist<br />
darum Pflicht und wird von uns<br />
bedingungslos unterstützt.»<br />
«Teurere Liegenschaftspreise»<br />
«Das Referendum gegen <strong>das</strong> revidierte<br />
Raumplanungsg<strong>es</strong>etz ist<br />
zwingend nötig, weil <strong>das</strong> Parlament<br />
aus Angst vor der Landschaftsinitiative<br />
<strong>das</strong> linke Vorhaben noch<br />
links überholt <strong>hat</strong>. Für mich ist die<br />
Eigentumsfreiheit ein zentraler<br />
Punkt – und somit steht die Rückzonungspflicht<br />
total falsch im<br />
Raum. Selbst für Randregionen sind<br />
solche Massnahmen für die nötige<br />
Entwicklung ein Nachteil. Mit der<br />
Mehrwertabschöpfung werden neue<br />
Steuern generiert. Die Folgen davon<br />
sind teurere Liegenschaftspreise,<br />
was einen direkten Einfluss auf <strong>das</strong><br />
Bauen und die Mieten haben wird.<br />
Wir vom Gewerbe haben uns immer<br />
klar gegen mehr Bürokratie ausg<strong>es</strong>prochen;<br />
mit dem revidierten RPG<br />
entstehen zwangsläufig mehr administrative<br />
Aufwendungen. Die Kantone<br />
sollen selber entscheiden können,<br />
wie ihre Richtpläne für eine<br />
wirtschaftliche Entwicklung von<br />
morgen aussehen sollen. Darum unterstützte<br />
ich mit voller Überzeugung<br />
<strong>das</strong> Referendum gegen <strong>das</strong><br />
RPG, welch<strong>es</strong> in di<strong>es</strong>er Form ein<br />
klarer Rückschritt ist.»<br />
Dieter Spi<strong>es</strong>s,<br />
Präsident<br />
<strong>Schweizerischer</strong><br />
Schuhhändler<br />
Verband<br />
«Das letzte Wort dem Volk»<br />
«Einmal mehr <strong>hat</strong> <strong>das</strong> Parlament eine<br />
Vorlage ausgearbeitet, welche für Unternehmen<br />
inakzeptable Auswirkungen<br />
hätte. Wie <strong>das</strong> Parlament in letzter<br />
Zeit vermehrt bewi<strong>es</strong>en <strong>hat</strong>, sind<br />
die aus Bund<strong>es</strong>bern stammenden<br />
Vorlagen zunehmend überladen und<br />
ohne Weitsicht zustande gekommen.<br />
Gegen di<strong>es</strong>e Mogelpackung, welche<br />
für unzählige Betriebe und Firmen<br />
neue und höhere Steuern, Gebühren<br />
und Abgaben zur Folge hätte, wehre<br />
ich mich mit Überzeugung. Di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />
Referendum ist nötig, damit eigentumsfeindliche<br />
Eingriffe verhindert<br />
werden können. Das Stimmvolk, der<br />
Souverän soll zum Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<br />
<strong>das</strong> letzte Wort haben.»<br />
LINK<br />
www.rpg-revision-nein.ch<br />
www.facebook.com ∕neinrevrpg<br />
Redaktion: Telefon 031 380 14 14 – Fax 031 380 14 15 Internet: www.<strong>sgv</strong>-usam.ch – E-Mail: info@<strong>sgv</strong>-usam.ch Inserate: Telefon 031 387 22 11
2<br />
DIESE WOCHE<br />
HANS-ULRICH BIGLER – «Das Netzwerk d<strong>es</strong> <strong>Gewerbeverband</strong>s funktioniert gut», stellt der <strong>sgv</strong>-<br />
Direktor im Endspurt fürs Referendum gegen die missratene RPG-Revision f<strong>es</strong>t.<br />
«Jede Unterschrift zählt»<br />
Gewerbezeitung: In weniger als<br />
drei Wochen muss <strong>das</strong> Referendum<br />
gegen <strong>das</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<br />
«im Kasten <strong>sei</strong>n»: Wie läuft<br />
die Sammlung?<br />
n Hans-Ulrich Bigler: Es <strong>hat</strong> sich als<br />
schwierig erwi<strong>es</strong>en, <strong>das</strong>s der Beginn<br />
der Sammelfrist mitten in die Sommerpause<br />
gefallen ist. Dadurch wurde<br />
die effektiv nutzbare Zeit für die<br />
Sammlung deutlich verkürzt. Nach<br />
den Sommerferien läuft die Sammlung<br />
nun aber auf Hochtouren und<br />
wir dürfen f<strong>es</strong>tstellen: Wir sind auf<br />
Kurs. Und in di<strong>es</strong>en Tagen beginnt<br />
der Endspurt.<br />
Bringt der <strong>sgv</strong> die nötigen Unterschriften<br />
zusammen – können Sie<br />
uns Zahlen nennen?<br />
n Wie g<strong>es</strong>agt, wir sind auf Kurs. Seit<br />
wenigen Wochen läuft nun auch die<br />
Beglaubigung der Unterschriften<br />
durch die Gemeinden. Ein Teil der<br />
Sammelarbeit erfolgt dabei dezentral<br />
in den Regionen. Die <strong>sgv</strong>-G<strong>es</strong>chäftsstelle<br />
<strong>hat</strong> unsere Mitglieder in den<br />
Kantonen direkt ang<strong>es</strong>chrieben und<br />
um Unterstützung gebeten. Und zusammen<br />
mit meinen Kollegen von<br />
der G<strong>es</strong>chäftsstelle haben wir an verschiedenen<br />
M<strong>es</strong>sen <strong>das</strong> G<strong>es</strong>präch mit<br />
der Bevölkerung g<strong>es</strong>ucht und dort<br />
auch persönlich Unterschriften fürs<br />
Referendum g<strong>es</strong>ammelt.<br />
Auch Sie haben sich an die «Front»<br />
begeben und an mehreren grossen<br />
Publikumsanlässen Unterschriften<br />
fürs RPG-Referendum g<strong>es</strong>ammelt.<br />
Wie haben die Leute reagiert?<br />
n Wir wurden teilweise mit kritischen<br />
Äusserungen zur Situation der Raumplanung<br />
in der Schweiz konfrontiert.<br />
Oft wurden ein vermehrt<strong>es</strong> Bauen in<br />
die Höhe sowie eine weitere Verdichtung<br />
d<strong>es</strong> Bauens <strong>gefordert</strong> – zwei Begehren,<br />
die der <strong>sgv</strong> vollumfänglich unterstützt.<br />
Es war aber auch eine ganz<br />
deutliche Tendenz f<strong>es</strong>tzustellen, sich<br />
gegen die Zentralisierung der Raumplanung<br />
und die damit verbundene<br />
Verschiebung der Kompetenzen weg<br />
von den Kantonen und Gemeinden<br />
hin zum Bund zur Wehr zu setzen.<br />
Das Thema «Raumplanung» ist ja<br />
nun nicht gerade «sexy»: Wie<br />
erklären Sie den Stimmberechtigten,<br />
warum ihre Unterschrift wichtig ist?<br />
n Die missratene Revision d<strong>es</strong><br />
Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> bedeutet ei-<br />
ANZEIGE<br />
nen massiven Eingriff in die Eigentumsfreiheit<br />
der Bürgerinnen und<br />
Bürger. Sie bringt eine inakzeptable<br />
Kompetenzverschiebung zum Bund<br />
und eine deutliche finanzielle Mehrbelastung,<br />
was zu höheren Bodenpreisen<br />
und dadurch zu höheren<br />
Wohnungsmieten führen wird. Di<strong>es</strong>e<br />
Argumente haben eine Mehrheit<br />
überzeugt.<br />
«DER BEGINN INMITTEN<br />
DES SOMMERS WAR<br />
SCHWIERIG – NUN ABER<br />
SIND WIR AUF KURS.»<br />
Warum unterschreiben die einen<br />
– und warum lassens andere<br />
bleiben? Gibt <strong>es</strong> Missverständnisse,<br />
die noch auszuräumen sind?<br />
n Ein<strong>es</strong> ist wichtig zu wissen: Der <strong>sgv</strong><br />
ist selbstverständlich nicht gegen die<br />
Raumplanung an sich – im Gegenteil:<br />
Verdichtet<strong>es</strong> Bauen und Bauen in die<br />
PRIVATE UND FIRMEN SAMMELN UNTERSCHRIFTEN FÜRS RPG-REFERENDUM<br />
Viel Eigeninitiative und ein<br />
gross<strong>es</strong> Durchhaltevermögen:<br />
Di<strong>es</strong> zeichnet bekanntlich<br />
g<strong>es</strong>tandene KMU-Unternehmer<br />
aus. So auch Richard P. Lutz<br />
(Bild), der vom zürcherischen<br />
Neerach aus ein global tätig<strong>es</strong><br />
Consulting-Unternehmen führt. RPL<br />
Consulting bietet u.a. Ist-Analysen mit<br />
Schwerpunkt Finanzen, Management<br />
und Personal sowie Unterstützung bei<br />
strategischen Veränderungsproz<strong>es</strong>sen.<br />
Bei <strong>sei</strong>nen – ausserdienstlichen – Analy-<br />
Harte Knochenarbeit<br />
an der «Front»:<br />
<strong>sgv</strong>-Direktor Hans-<br />
Ulrich Bigler (l.)<br />
beim Sammeln von<br />
Unterschriften fürs<br />
RPG-Referendum an<br />
der Baum<strong>es</strong>se Zürich.<br />
Höhe ist wie schon erwähnt ein Gebot<br />
der Stunde. Wir wehren uns jedoch<br />
aus den genannten Gründen gegen<br />
die vorliegende, völlig missratene<br />
RPG-Revision. Wenn unsere Argumente<br />
den Menschen klar vor Augen<br />
geführt werden, dann unterschreibt<br />
eine Mehrheit <strong>das</strong> Referendum ohne<br />
zu zögern. Anderer<strong>sei</strong>ts ist auch deutlich<br />
zum Ausdruck gekommen, <strong>das</strong>s<br />
jene Leute nicht unterschreiben, welche<br />
die Lösung aller Probleme durch<br />
den Staat erwarten. Bürgerinnen und<br />
Bürger mit einer solchen Haltung aber<br />
dürften ein<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> bitter enttäuscht<br />
werden.<br />
Der <strong>sgv</strong> erhält bei der Sammlung<br />
Unterstützung durch die Kantone.<br />
Sind Sie damit zufrieden?<br />
n Insg<strong>es</strong>amt funktioniert <strong>das</strong> Netzwerk<br />
zwischen den kantonalen Gewerbeverbänden<br />
und dem <strong>sgv</strong> b<strong>es</strong>tens<br />
und die Kantone – wie übrigens<br />
auch viele Branchenverbände – unterstützen<br />
<strong>das</strong> Referendum nach<br />
sen <strong>hat</strong> Lutz mit kritischem<br />
Auge f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt: Die Revision<br />
d<strong>es</strong> Raumplanungsg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong> ist<br />
völlig missraten. Aus di<strong>es</strong>er<br />
Überzeugung heraus wurde der<br />
KMU-Unternehmer aktiv und<br />
li<strong>es</strong>s dabei nichts unversucht.<br />
Er sammelte in <strong>sei</strong>nem beruflichen und<br />
privaten Umfeld nicht bloss Dutzende<br />
von Unterschriften für <strong>das</strong> Referendum,<br />
nein: Lutz li<strong>es</strong>s di<strong>es</strong>e auch gleich noch<br />
beglaubigen, bevor er sie dem <strong>sgv</strong><br />
zustellte. Merci, Monsieur – und Cha-<br />
Kräften. Selbstverständlich<br />
ist dort, wo eine direkte<br />
Betroffenheit b<strong>es</strong>teht,<br />
auch eine überdurchschnittlicheSammelaktivität<br />
f<strong>es</strong>tzustellen.<br />
Bis am 4. Oktober müssen<br />
50 000 Unterschriften<br />
beglaubigt <strong>sei</strong>n. Wie können<br />
kantonale und Berufsverbände,<br />
aber auch Einzelpersonen den <strong>sgv</strong><br />
jetzt noch unterstützen, damit <strong>das</strong><br />
Ziel schli<strong>es</strong>slich erreicht wird?<br />
«UNTERSCHREIBEN SIE<br />
NOCH HEUTE – DAMIT<br />
DAS VOLK DAS LETZTE<br />
WORT HAT.»<br />
n Ein<strong>es</strong> ist klar: Jede einzelne Unterschrift<br />
zählt. Unsere Mitgliedsorganisationen,<br />
aber auch Einzelpersonen<br />
oder Firmen können uns unterstützen,<br />
indem sie ihr direkt<strong>es</strong> Umfeld<br />
dazu bringen, <strong>das</strong> Referendum<br />
unverzüglich zu unterschreiben.<br />
D<strong>es</strong>halb auch mein Aufruf an die<br />
L<strong>es</strong>erinnen und L<strong>es</strong>er der Schweizerischen<br />
Gewerbezeitung: Unterschreiben<br />
Sie die der heutigen sgz<br />
beigelegte Unterschriftenkarte gleich<br />
jetzt und senden Sie sie uns unverzüglich<br />
zurück. So können auch Sie<br />
dazu beitragen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Schweizer<br />
Volk <strong>das</strong> letzte Wort <strong>hat</strong> und über<br />
die Konsequenzen di<strong>es</strong>er missratenen<br />
G<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>vorlage abstimmen<br />
kann. Interview: Gerhard Enggist<br />
LINK<br />
www.rpg-revision-nein.ch<br />
Grosse Unterstützung aus allen Land<strong>es</strong>teilen<br />
peau! Mögen andere Ihrem Beispiel<br />
folgen.<br />
Und <strong>das</strong> tun sie! Kurz vor Redaktionsschluss<br />
erreichte uns folgende, höchst<br />
erfreuliche Meldung: Die in der Baustoffbranche<br />
tätige Bringhen AG aus Visp/VS<br />
sammelte mehr als 900 Unterschriften<br />
und li<strong>es</strong>s sie, sortiert nach politischen<br />
Gemeinden, dem <strong>sgv</strong> zukommen – in der<br />
Hoffnung, «<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Referendum zu<br />
Stande kommt», wie Bringhen-Group CFO<br />
Gerhard Bieler schreibt. Auch hier:<br />
Chapeau, Monsieur! Exemple à suivre! En<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
DIE MEINUNG<br />
Henrique Schneider,<br />
R<strong>es</strong>sortleiter <strong>sgv</strong><br />
Berufsbildung stärken<br />
«Lass mal gut <strong>sei</strong>n mit der Frankenstärke – was<br />
mich plagt, ist der Fachkräftemangel», sagte kürzlich<br />
der Präsident ein<strong>es</strong> Gewerbevereins zu mir.<br />
Was er damit aussagen wollte, <strong>hat</strong> viel tiefere<br />
Implikationen, als <strong>es</strong> auf den ersten Blick scheint.<br />
Um <strong>es</strong> vorweg zu b<strong>es</strong>tätigen: Der Mangel an spezialisierten<br />
Handwerkern und Technikern ist für<br />
viele eine Herausforderung; die Knappheit an<br />
«Meister-Handwerkern» ein echt<strong>es</strong> Problem.<br />
Doch warum ist di<strong>es</strong> so? Laut verschiedenen<br />
Studien kommen in der Schweiz etwa<br />
ein Drittel der Produktinnovationen direkt<br />
von den Mitarbeitenden. Di<strong>es</strong> wiederum setzt eine<br />
hohe Produkt- und Fachkompetenz der Praktiker<br />
voraus. Es bedingt nicht nur, <strong>das</strong>s man sich<br />
mit dem eigenen Produkt auskennt, <strong>es</strong> braucht<br />
auch Know-how, di<strong>es</strong><strong>es</strong> zu verändern. Und bekanntlich<br />
bedeutet Know-how «wissen wie», bezeichnet<br />
also praxisorientiert<strong>es</strong> Wissen und die<br />
Fähigkeit, di<strong>es</strong><strong>es</strong> Wissen in die Tat umzusetzen.<br />
Auch eine kürzlich von der Fachhochschule<br />
Fribourg publizierte Studie über Innovation<br />
b<strong>es</strong>tätigt di<strong>es</strong><strong>es</strong> Bild. Die Schweizer<br />
Wirtschaft wächst nicht wegen Effizienzgewinnen<br />
und komplett neuen Erfindungen, sondern<br />
vor allem wegen der Weiterentwicklung<br />
und Verb<strong>es</strong>serung von Produkten. Di<strong>es</strong>er kontinuierliche<br />
Innovationsproz<strong>es</strong>s ist <strong>es</strong>, der die<br />
Nischenstrategie unserer Unternehmen erfolgreich<br />
macht und die hohe Ertragslage trotz anhaltender<br />
Krise sichert.<br />
Die gute Nachricht ist: Niemand zweifelt di<strong>es</strong>e<br />
Zusammenhänge an. Die schlechte: Oft wird an<br />
di<strong>es</strong>en Umständen vorbeipolitisiert und die rein<br />
theoretische Forschung überproportional gefördert.<br />
Ein konkret<strong>es</strong> Beispiel dazu? Statt gute<br />
Voraussetzungen für die berufliche Weiterbildung<br />
zu schaffen, entschied sich <strong>das</strong> Parlament<br />
dazu, die Universitäten übermässig zu fördern.<br />
Das ist nach Ansicht d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong> keine gute Idee.<br />
Denn einer<strong>sei</strong>ts wird damit ein Zeichen gegen<br />
die dringend benötigten Meister-Handwerker<br />
g<strong>es</strong>etzt. Anderer<strong>sei</strong>ts wird ein akademisch<strong>es</strong><br />
Proletariat ausgebildet, <strong>das</strong> zwar über viel<br />
theoretisch<strong>es</strong> Wissen verfügt, di<strong>es</strong><strong>es</strong> aber nicht<br />
anwenden kann. Spät<strong>es</strong>tens wenn junge Akademiker<br />
von schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs<br />
leben müssen, wird klar, in welch prekären<br />
beruflichen Verhältnissen sie stecken.<br />
Eine gute Wirtschaftspolitik schafft und verb<strong>es</strong>sert<br />
die Voraussetzungen für die einzigartige<br />
Positionierung der Schweiz im globalen<br />
Wettbewerb. Di<strong>es</strong>e b<strong>es</strong>teht heute – und sie<br />
geht weitgehend auf unser praxisnah<strong>es</strong> Bildungssystem<br />
zurück. Der erfolgreiche Umgang mit den<br />
künftigen Au<strong>sei</strong>nandersetzungen wird uns nur<br />
gelingen, wenn wir auf unser stärkst<strong>es</strong> Pferd setzen,<br />
die Innovation. Und ohne eine starke Berufsbildung<br />
gibts eben keine Innovation.
4<br />
GEWERBE AKTUELL<br />
MOBILITÄT – Wenn der Wettbewerb im Schweizer Fahrzeughandel funktioniert, profitieren vor<br />
allem die Autokäuferinnen und Autokäufer. Die Garagisten hingegen geraten unter Druck.<br />
Der Markt bewegt sich<br />
Ein vom Autogewerbeverband der<br />
Schweiz (AGVS) in Auftrag gegeben<strong>es</strong><br />
neu<strong>es</strong> Gutachten der Zürcher<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
(ZHAW) kommt zum Ergebnis,<br />
<strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Weko-Regelwerk<br />
unmittelbar auf die Portemonnai<strong>es</strong><br />
der Schweizerinnen und Schweizer<br />
auswirkt: 110 Millionen Franken haben<br />
die Autofahrerinnen und Autofahrer<br />
<strong>sei</strong>t 2005 dank der KFZ-Bekanntmachung<br />
der Wettbewerbskommission<br />
(Weko) g<strong>es</strong>part. «Unser<br />
Gutachten zeigt, <strong>das</strong>s von der KFZ-<br />
Bekanntmachung die Konsumentinnen<br />
und Konsumenten stark profitierten»,<br />
sagte ZHAW-Experte Patrick<br />
Krauskopf anlässlich der Präsentation<br />
der Studie. Die Erkenntnis ist<br />
nicht neu: Zwei früher vom AGVS<br />
präsentierte Gutachten <strong>hat</strong>ten gezeigt,<br />
<strong>das</strong>s die KFZ-Bekanntmachung<br />
den Wettbewerb unter den Garagisten<br />
und Werkstätten fördert.<br />
Schmerzgrenze ist überschritten<br />
AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli<br />
erklärte, der Wettbewerb habe zu<br />
einem starken Zerfall der Margen<br />
geführt, und <strong>das</strong> Neuwageng<strong>es</strong>chäft<br />
<strong>sei</strong> für die Garagisten heute teilweise<br />
defizitär. Die Schmerzgrenze <strong>sei</strong><br />
überschritten und weitere Preissenkungen<br />
zulasten der Garagisten<br />
müssen g<strong>es</strong>toppt werden. «Die Entwicklung<br />
führt sonst zu Strukturveränderungen<br />
und längerfristig zu<br />
auch für die Konsumenten nachteiligen<br />
Konzentrationen im Handel»,<br />
hielt Wernli f<strong>es</strong>t.<br />
Am 16. Juli 2012 <strong>hat</strong>te die Weko<br />
entschieden, die KFZ-Bekanntmachung<br />
vorläufig unverändert beizu-<br />
behalten. Sie enthält wettbewerbsrechtliche<br />
B<strong>es</strong>timmungen über die<br />
Beziehung zwischen Auto-Importeuren<br />
und -Händlern beziehungsweise<br />
Garagisten. Der Entscheid <strong>hat</strong> massgeblichen<br />
Einfluss auf die Verträge,<br />
welche die Importeure mit den<br />
Händlern abschli<strong>es</strong>sen. Die Kraftfahrzeug-Regeln<br />
gelten neu bis 2015.<br />
Damit können Händler nach wie vor<br />
mehrere Marken führen und Zweigstellen<br />
aufmachen. Vor willkürlichen<br />
Vertragskündigungen schützt die<br />
zweijährige Kündigungsfrist. Für<br />
Wernli ist die Angelegenheit damit<br />
IMPRESSUM Herausgeber/Verlag: <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong><br />
Schwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 Bern – Tel. 031 380 14 14<br />
Fax 031 380 14 15 – verlag@<strong>sgv</strong>-usam.ch – www.<strong>sgv</strong>-usam.ch<br />
Herausgeber: Hans-Ulrich Bigler, Direktor – Verlagsleiter: Urs Wyler<br />
nicht vom Tisch: «Wir werden den<br />
Markt weiterhin genau beobachten<br />
und Verstösse gegen die KFZ-Bekanntmachung<br />
verfolgen. Wir sind<br />
überzeugt, <strong>das</strong>s auch nach 2015 die<br />
Schweiz mit den b<strong>es</strong>tehenden Wettbewerbsregeln<br />
am b<strong>es</strong>ten fahren<br />
wird.»<br />
Die EU ist kein Vorbild<br />
Die EU-Kommission <strong>hat</strong> vor zwei Jahren<br />
entschieden, die bisherige Kontrolle<br />
über Vertriebsverträge von<br />
Neuwagen aufzugeben. Seitdem können<br />
europäische Autohersteller die<br />
Vertragsbeziehungen zu Händlern<br />
und Garagisten ganz frei g<strong>es</strong>talten.<br />
Di<strong>es</strong> sorgt in kleineren EU-Mitgliedstaaten<br />
ohne eigene Autoproduktion<br />
für dramatische Situationen: So werden<br />
etwa in Österreich die weggefallenen<br />
EU-Regeln neu in <strong>das</strong> nationale<br />
Recht gerettet. Für Urs Wernli war<br />
di<strong>es</strong>e Entwicklung nicht akzeptabel.<br />
«Wir haben in der Schweiz bereits<br />
vor drei bis vier Jahren angefangen,<br />
Massnahmen zu ergreifen, damit die<br />
Weko nicht leichtgläubig der EU folgt<br />
und bewährte Spielregeln über Bord<br />
wirft.» Gst<br />
GRUNDBILDUNG – Not macht erfinderisch: der Schweizer Fleisch Fachverband SFF und die<br />
Plattform www.die-Lehrstelle.ch sind eine Partnerschaft eingegangen.<br />
Das Internet erleichtert die Nachwuchssuche<br />
Not macht erfinderisch: Die Fleischbranche sucht Lehrlinge im Internet.<br />
Di<strong>es</strong>e Tatsache schleckt keine Geiss<br />
weg: Die Schweizer Metzger haben<br />
schon <strong>sei</strong>t Jahren Mühe, genügend<br />
Nachwuchs zu finden. Denn immer<br />
noch leidet <strong>das</strong> Image di<strong>es</strong>er wichtigen<br />
Branche unter dem «Schlachthaus-Syndrom».<br />
Di<strong>es</strong>, obwohl die überwältigende<br />
Mehrheit der Lernenden mit dem<br />
eigentlichen Töten der Tiere überhaupt<br />
nicht befasst ist und in Verarbeitung<br />
Es braucht faire Regeln: Grenzenloser Wettbewerb wäre für <strong>das</strong> Garagengewerbe ruinös, was auch die Kundschaft<br />
schli<strong>es</strong>slich zu spüren bekäme.<br />
sowie Verkauf tätig ist. Die Kombination<br />
aus Unkenntnis und Vorurteilen<br />
erweist sich als enorm nachteilig.<br />
Vier Grundbildungen<br />
Entsprechend sucht der Branchenverband<br />
SFF nach neuen Mitteln und Wegen,<br />
um Lehrlinge zu gewinnen. Der<br />
SFF ist als g<strong>es</strong>amtschweizerischer Verband<br />
für alle Fragen rund um die<br />
Fleischwirtschaft zuständig und zugleich<br />
auch die zentrale Anlauf- und<br />
Kontaktstelle für die Aus- und Weiterbildung.<br />
Um die offenen Lehrstellen<br />
für die Grundbildung zum Fleisch -<br />
fach mann/-frau, zum Fleischfachassistent/-in,<br />
zum Detailhandels fachmann/-frau<br />
oder zum Detailhandelsassistent/-in<br />
noch b<strong>es</strong>ser bekannt zu<br />
machen, <strong>hat</strong> der SFF mit dem Lehrstellenportal<br />
www.die-Lehrstelle.ch<br />
eine Partnerschaft abg<strong>es</strong>chlossen.<br />
Alle Lehrbetriebe der Fleischwirtschaft<br />
können ab sofort zu einem<br />
Spezialpreis ihre offenen Lehrstellen<br />
auf der innovativen Lehrstellenplattform<br />
ausschreiben. Und<br />
ANZEIGE<br />
di<strong>es</strong> zum Spe z ialpreis<br />
von 190 Franken (statt<br />
270) pro inserierter<br />
Lehrstelle. Die Ausschreibung<br />
bleibt während<br />
ein<strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong> online,<br />
bzw. bis die Lehrstelle<br />
b<strong>es</strong>etzt ist.<br />
Social Media und<br />
Smartphone<br />
Dank der Nutzung der<br />
neusten Technologien<br />
spricht <strong>das</strong> Portal viele<br />
Jugendliche an. Sie er-<br />
fahren dank Twitter, Facebook und<br />
Youtube von den neu eingetragenen<br />
Stellen der Fleischindustrie sowie anderer<br />
Branchen und können die entsprechenden<br />
Lehrstellenangebote<br />
auf dem Portal anschauen und sich<br />
bewerben. Selbstverständlich ist die<br />
Website Smartphone-tauglich und<br />
für die Jugendlichen jederzeit unterwegs<br />
erreichbar. Bereits heute <strong>hat</strong><br />
<strong>das</strong> Lehrstellen-Portal auf www.facebook.com<br />
/ dieLehrstelle über<br />
850 Fans – Tendenz steigend. Mi<br />
LINK<br />
www.die-Lehrstelle.ch<br />
Redaktion:<br />
Patrick M. Lucca, Chefredaktor; Gerhard Enggist, Stv. Chefredaktor;<br />
Corinne Remund, Redaktorin<br />
redaktion@<strong>sgv</strong>-usam.ch, Tel. 031 380 14 14<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
Haustechnik-GAV verlängert<br />
Da weder die Arbeitgeber noch die Arbeitnehmer<br />
den GAV der Gebäudetechnik vom 1. Januar 2010<br />
gekündigt haben, läuft di<strong>es</strong>er ein Jahr weiter, also<br />
bis Ende 2013. Di<strong>es</strong> <strong>hat</strong> zur Folge, <strong>das</strong>s der<br />
jährliche Ferienanspruch der GAV-Unterstellten<br />
vom 20. bis 35. Altersjahr 2013 um einen Tag auf<br />
neu 25 Tage erhöht wird.<br />
Glarner Solidarität<br />
«Ja zur Schweiz – Hier kaufe ich ein.» ist der Titel,<br />
der <strong>sei</strong>t di<strong>es</strong>em Frühjahr laufenden Kampagne<br />
d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong>. Ziel der Aktion ist <strong>es</strong>, die Schweizer<br />
Konsumentinnen und Konsumenten für den Einkauf<br />
im eigenen Land zu sensibilisieren. Denn<br />
gerade in der aktuellen Wirtschaftslage mit tiefem<br />
Eurokurs nimmt der Einkaufstourismus im benachbarten<br />
Auslqand massiv zu. Dabei leidet<br />
nicht nur <strong>das</strong> heimische Gewerbe durch di<strong>es</strong>en<br />
Abfluss von Milliarden, auch Arbeitsplätze und<br />
Lehrstellen werden gefährdet. Das will auch <strong>das</strong><br />
Glarner Gewerbe vermeiden – und tut etwas dagegen.<br />
«Zwar ist <strong>das</strong> Problem bei uns glücklicherweise<br />
nicht so akut wie in anderen Regionen,<br />
dennoch wollen wir ein Signal setzen», betont die<br />
Präsidentin d<strong>es</strong> <strong>Gewerbeverband</strong><strong>es</strong> d<strong>es</strong> Kantons<br />
Glarus (GVG), Andrea R. Trümpy. So <strong>hat</strong> der GVG<br />
eine Aktion organisiert, in deren Rahmen die vom<br />
<strong>sgv</strong> zur Verfügung g<strong>es</strong>tellten roten Einkaufstaschen<br />
an die Detailhändler verteilt wurden. Das<br />
Echo aus Kreisen der Mitglieder und der Kundschaft<br />
war sehr positiv. Andrea R. Trümpy: «Wir<br />
wollten die Leute für die Thematik sensibilisieren,<br />
und <strong>das</strong> ist uns vielfach gelungen.»<br />
LINK<br />
www.in-der-schweiz-gekauft.ch<br />
Glarner Werbung für <strong>das</strong> Schweizer Gewerbe:<br />
Andrea R. Trümpy (links) und Jost Trümpy vom<br />
GVG übergeben Daniela Huber, G<strong>es</strong>chäftsführerin<br />
der Firma Bamert Früchte und Gemüse, die<br />
roten Einkaufstaschen.<br />
KORRIGENDUM<br />
In ihrer Ausgabe vom 31. August <strong>hat</strong> die Gewerbezeitung<br />
versehentlich gemeldet, <strong>das</strong>s die ständerätliche<br />
Wirtschaftskommission (WAK-S) an<br />
ihrer letzten Sitzung in der Frage der Auftragsvergabe<br />
an Subunternehmer w<strong>es</strong>entliche Verschärfungen<br />
der bisherigen Regelung b<strong>es</strong>chlossen<br />
habe. Tatsächlich sprach sich <strong>das</strong> Gremium<br />
für die von <strong>sgv</strong> und Schweiz. Baumeisterverband<br />
unterstützte Minimalvariante aus. Neu sollen<br />
also zwischen dem Erstunternehmer und dem<br />
ersten Subunternehmer sowie bei jeder Weitergabe<br />
d<strong>es</strong> Auftrags die Abmachungen über minimale<br />
Arbeitsbedingungen und Löhne schriftlich<br />
statt mündlich getroffen werden. Damit trägt<br />
jeder Auftragnehmer die Verantwortung für die<br />
Einhaltung der Vorschriften.<br />
Anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –<br />
Tel. 031 387 22 11 – service.be@publimag.ch – Leitung: Alfred Blaser<br />
Herstellung: St. Galler Tagblatt AG – Auflage: 106 601 Exemplare (WEMF-<br />
Beglaubigung 2011). Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen
6<br />
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WIRTSCHAFT&POLITIK<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
GRAFISCHE BRANCHE – Zunehmende ausländische Konkurrenz und der überharte Franken bereiten den Schweizer Druckern Kopfzerbrechen.<br />
Thomas Gsponer, Direktor d<strong>es</strong> Branchenverband<strong>es</strong> Viscom, spricht offen von Krise und setzt auf Swissn<strong>es</strong>s.<br />
«Jetzt geht <strong>es</strong> ums nackte Überleben»<br />
Die Viscom-Spitze wagt ang<strong>es</strong>ichts der kritischen<br />
Lage der Branche den Hosenlupf mit den Gewerkschaften:<br />
Präsident Peter Edelmann (links) und<br />
Direktor Thomas Gsponer.<br />
Gewerbezeitung: Trifft <strong>es</strong> zu, <strong>das</strong>s<br />
die grafische Branche in der grössten<br />
Krise <strong>sei</strong>t der Nachkriegszeit<br />
steckt?<br />
n Thomas Gsponer: Branchenspezialisten<br />
pflegten schon vor Jahren zu<br />
sagen, die grösste Stärke d<strong>es</strong> Schweizer<br />
Druckereigewerb<strong>es</strong> <strong>sei</strong> <strong>sei</strong>ne Fähigkeit,<br />
mit der permanenten Krise<br />
fertig zu werden. Allerdings zeigen<br />
die aktuellen Zahlen, <strong>das</strong>s die Situation<br />
heute so schlimm ist wie noch<br />
nie in den letzten zehn Jahren. Der<br />
überharte Franken <strong>hat</strong> in vielen Branchen<br />
der Schweizer Wirtschaft negative<br />
Auswirkungen, in der grafischen<br />
Industrie ging und geht <strong>es</strong> hingegen<br />
ums nackte Überleben. Wir konnten<br />
jahrelang die B<strong>es</strong>chäftigung bei etwa<br />
30 000 Mitarbeitenden halten, jetzt<br />
geht sie massiv zurück.<br />
Eine derart verheerende Analyse ist<br />
entweder neu, oder sie wurde von<br />
der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.<br />
n Die einzelnen Fakten sind bekannt,<br />
<strong>das</strong> G<strong>es</strong>amtbild leider weniger. Viscom<br />
<strong>hat</strong> bereits im August 2011 die<br />
Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage<br />
kommuniziert, wonach 85 Prozent<br />
der der grafischen Unternehmen<br />
unter der Euroschwäche zu leiden<br />
<strong>hat</strong>ten. Es machte niemandem Eindruck,<br />
<strong>das</strong>s 2011 die Bruttowertschöpfung<br />
der grafischen Branche um 4 Prozent<br />
zurückging, während <strong>das</strong> Bruttoinlandprodukt<br />
BIP um 0,7 Prozent<br />
zulegte. Die negative Entwicklung<br />
setzt sich 2012 fort. Im ersten Quartal<br />
schrumpfte die grafische Branche um<br />
dramatische 7,3 Prozent, <strong>das</strong> BIP hingegen<br />
wuchs um 2 Prozent. Und trotzdem<br />
werden in den Medien und im<br />
Bund<strong>es</strong>rat die ganze Zeit vor allem<br />
die Exportprobleme der Maschinenindustrie<br />
beklagt.<br />
«DIE WÄHRUNGS<br />
PROBLEMATIK HAT EIN<br />
BESTEHENDES PROBLEM<br />
NOCH AKZENTUIERT.»<br />
Das stille Leiden Ihrer Branche <strong>hat</strong><br />
dennoch einen Namen: Swissprinters.<br />
n Das kann man wirklich so sagen!<br />
Allerdings wurde die Krise bei Swissprinters,<br />
mit gegen 1000 Mitarbeitenden<br />
bis vor kurzem <strong>das</strong> grösste<br />
Unternehmen der grafischen Industrie<br />
der Schweiz, kaum beachtet. In<br />
der Deutschschweiz schloss die Firma<br />
bereits Ende 2011 ihre beiden Rollenoffset-Standorte<br />
in St. Gallen und<br />
Zürich. Im waadtländischen Renens<br />
konnten nach langen Verhandlungen<br />
Ende August di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong> schli<strong>es</strong>slich<br />
69 Jobs gerettet werden. Die Mitarbeitenden<br />
müssen aber auf Grund<br />
der schwierigen Situation Lohnkürzungen<br />
von 15 Prozent hinnehmen.<br />
Gehören solche Fälle nicht zur<br />
logischen Strukturbereinigung in<br />
einer Branche, die viele Überkapazitäten<br />
aufgebaut <strong>hat</strong>?<br />
n Strukturbereinigungen im Druckbereich<br />
sind an der Tag<strong>es</strong>ordnung, weil<br />
sie eine unmittelbare Folge d<strong>es</strong> technischen<br />
Fortschritts sind. In kaum ei-<br />
ner anderen Branche führen Inv<strong>es</strong>titionen<br />
in Produktionslagen so schnell<br />
zu höherem Output wie in der grafischen<br />
Industrie. Bei Swiss printers<br />
handelt <strong>es</strong> übrigens um ein absolut<strong>es</strong><br />
Vorzeigeunternehmen, <strong>das</strong> im Markt<br />
glänzend positioniert und technologisch<br />
auf dem letzten Stand war.<br />
Ist <strong>es</strong> nicht zu einfach, die Schuld<br />
allein bei der EuroSchwäche zu<br />
suchen?<br />
n Das tun wir auch nicht. Die Währungsproblematik<br />
<strong>hat</strong> ein b<strong>es</strong>tehend<strong>es</strong><br />
Problem noch akzentuiert, also <strong>das</strong><br />
Fass zum Überlaufen gebracht. Der<br />
Druck der ausländischen Mitwerber<br />
wurde in den letzten Jahren laufend<br />
grösser, der harte Franken führte zu<br />
ri<strong>es</strong>igen Einbrüchen bei den Exporten,<br />
während die Importe verführerisch<br />
günstig wurden. Erschwerend kommt<br />
hinzu, <strong>das</strong>s die neuen Trends in der<br />
elektronischen Kommunikation voll<br />
durchschlagen und <strong>das</strong> Bedürfnis nach<br />
Druckerzeugnissen aller Art kleiner<br />
wird. Da erstaunt <strong>es</strong> nicht, <strong>das</strong>s auch<br />
die traditionellen Kundenbindungen<br />
leiden und der Markt noch weiter<br />
schrumpft. Wobei erstaunlicherweise<br />
die kleinen, lokal tätigen Drucker noch<br />
am b<strong>es</strong>ten davonkommen.<br />
Wer sind die grössten Konkurrenten?<br />
n In der Druckvorstufe sitzen sie in<br />
praktisch allen hochindustrialisierten<br />
Ländern. Das kennen wir etwa von<br />
den Callcenters zur Genüge. Im Print<br />
sind die schärfsten Rivalen in Süddeutschland,<br />
Vorarlberg und Norditalien<br />
zu finden, im Kommen ist aber<br />
auch Belgien.<br />
«IM ERSTEN QUARTAL<br />
2012 SCHRUMPFTE DIE<br />
BRANCHE UM DRAMATI<br />
SCHE 7,3 PROZENT.»<br />
Kann man da überhaupt noch<br />
Gegensteuer geben?<br />
n Ich bin überzeugt, <strong>das</strong>s wir eine<br />
Chance haben – und die heisst Swiss-<br />
n<strong>es</strong>s. Der Preis ist zwar enorm wichtig,<br />
doch <strong>es</strong> zählen auch ökologische und<br />
soziale Kriterien. Viscom entwickelte<br />
als einer der ersten Branchenverbände<br />
ein Nachhaltigkeitslabel. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> erhalten<br />
Unternehmen, die den G<strong>es</strong>amtarbeitsvertag<br />
r<strong>es</strong>pektieren, Lernende ausbilden<br />
sowie naturgerecht und qualitativ<br />
hochstehend produzieren. Nachhaltige<br />
Unternehmen können sich<br />
gegenüber der ausländischen Konkurrenz<br />
profilieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
unter Beweis stellen. Erste<br />
Erfolge gibt <strong>es</strong> bereits, so unterstützen<br />
die Einkaufsstellen d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong> di<strong>es</strong>e<br />
Nachhaltigkeitstrategie. Auch unsere<br />
Kampagne «Printed in Switzerland»<br />
sti<strong>es</strong>s auf ein sehr positiv<strong>es</strong> Echo.<br />
Ist Ihre Bekenntnis zum Print nicht<br />
reiner Zweckoptimismus?<br />
n In einem multimedialen Umfeld wird<br />
Print immer eine Rolle spielen. Es kann<br />
als Treiber, als Herzstück oder als Teil<br />
einer Kampagne fungieren. Unsere<br />
Branche wird – wie in früheren Jahren<br />
– unter dem internationalen Druck<br />
nicht untergehen, sondern noch innovativer<br />
und produktiver werden.<br />
Welche Rolle fällt dabei Viscom zu?<br />
n Unser Verband wird zweifellos in<br />
erster Linie den Kampf für noch b<strong>es</strong>sere<br />
Rahmenbedingungen fortsetzen.<br />
ABFUHR BEIM BUNDESRAT<br />
In einem Brief an den Bund<strong>es</strong>rat <strong>hat</strong> die<br />
Viscom 2011 vom Bund<strong>es</strong>rat ein<br />
Hilfspaket zugunsten der bedrängten<br />
Branche <strong>gefordert</strong>. Sie schlug fünf<br />
Massnahmen vor: Reduktion d<strong>es</strong><br />
Mehrwertsteuersatz<strong>es</strong> auf sämtlichen<br />
Druckerzeugnissen, Reduktion der<br />
Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber,<br />
Deklarationspflicht für Druckerzeugnisse,<br />
nachhaltige B<strong>es</strong>chaffungspolitik<br />
und mehr Mittel für die Berufsbildung.<br />
Doch der erhoffte Beistand blieb<br />
aus: «Ausser einem Antwortschreiben<br />
von Bund<strong>es</strong>rat Schneider-Ammann, in<br />
Und wir müssen in Sachen Berufsbildung<br />
und Imagepflege beharrlich den<br />
bisherigen Kurs fortsetzen.<br />
Heute gibt <strong>es</strong> noch rund 1800<br />
grafische Unternehmen. Wie viele<br />
werden überleben?<br />
n Wir schätzen, <strong>das</strong>s sich die Entwicklung<br />
bei etwa 1000 einpendelt.<br />
Damit hätten wir eine mit den Niederlanden<br />
und Österreich vergleichbare<br />
Betriebsdichte. Es ist extrem<br />
wichtig, <strong>das</strong>s die Branche eine Zukunft<br />
<strong>hat</strong>, weil sonst der Nachwuchs<br />
ausbleiben würde.<br />
«IN EINEM MULTIME<br />
DIALEN UMFELD WIRD<br />
PRINT IMMER EINE<br />
ROLLE SPIELEN.»<br />
Wie sieht <strong>es</strong> mit der Rekrutierung<br />
von Lernenden aus?<br />
n Unsere Berufsbilder sind modern<br />
und attraktiv, dazu kommen exzellente<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten. Heute<br />
haben wir rund 1800 Lehrverhältnisse.<br />
Di<strong>es</strong>e Zahl dürfte leicht zurückgehen,<br />
ich bin jedoch zuversichtlich,<br />
<strong>das</strong>s wir auch künftig genügend junge<br />
Leute für uns gewinnen können.<br />
Interview: Patrick M. Lucca<br />
Mehr als Verständnis gab <strong>es</strong> nicht...<br />
welchem er <strong>sei</strong>n Verständnis für unsere<br />
schwierige Situation ausdrückte,<br />
passierte gar nichts», sagt Peter Edelmann<br />
nicht ohne eine gewisse Bitterkeit.<br />
Zweifellos habe die grafische<br />
Industrie nicht <strong>das</strong> gleiche Gewicht wie<br />
beispielsweise die MEM-Industrie. «Aber<br />
die Branche, welche mit 20 000 B<strong>es</strong>chäftigten<br />
einen Bruttoumsatz von<br />
rund vier Milliarden Franken erwirtschaftet,<br />
wird leider zu oft unterschätzt, was<br />
<strong>es</strong> uns erschwert, die nötige Aufmerksamkeit<br />
für unsere Anliegen zu erlangen»,<br />
bedauert der Viscom-Präsident. Lu
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 WIRTSCHAFT&POLITIK 7<br />
NEUER GESAMTARBEITSVERTRAG – Die di<strong>es</strong>jährige Lohnrunde dürfte stürmisch verlaufen. Speziell die jetzt anlaufenden Verhandlungen<br />
über den neuen GAV im grafischen Gewerbe dürften b<strong>es</strong>onders «heiss» werden.<br />
Wird die Sozialpartnerschaft halten?<br />
ANZEIGE<br />
Die Gewerkschaften streben in di<strong>es</strong>em<br />
Herbst pauschale Lohnerhöhungen<br />
zwischen 1,5 und 2,5 Prozent<br />
an. Der kriselnden grafischen Branche<br />
signalisieren sie allerdings Kompromissbereitschaft,<br />
bis hin zu einer<br />
Nullrunde. Der Arbeitgeberverband<br />
Viscom will nichts davon hören – er<br />
fordert einen spürbaren Abbau. Präsident<br />
Peter Edelmann: «In aussergewöhnlichen<br />
Zeiten braucht <strong>es</strong> aussergewöhnliche<br />
Massnahmen. Unsere<br />
Branche befindet sich in einer<br />
wirklich kritischen Lage, da sind Kostensenkungen<br />
absolut unerlässlich.»<br />
Entsprechend steigt Viscom in die am<br />
kommenden 20. September beginnenden<br />
GAV-Verhandlungen mit harten<br />
Positionen ein: Angepeilt werden<br />
längere Arbeitszeiten, gekürzte Zulagen<br />
und der Verzicht auf detailliert<br />
fixierte Minimallöhne (vgl. Kasten).<br />
Das Beispiel der Swissprinters in Renens,<br />
bzw. die dort vorgenommene<br />
15-prozentige Lohnkürzung, wird am<br />
Verhandlungstisch präsent <strong>sei</strong>n.<br />
Ohne Abstriche geht <strong>es</strong> nicht<br />
Edelmann spricht Klartext: «Die Gewerkschaften<br />
verlangen primär die<br />
Erneuerung d<strong>es</strong> aktuellen GAV ohne<br />
Abstriche. Di<strong>es</strong> mit dem Argument,<br />
damit zur ‹Beruhigung der Lage› –<br />
gemeint ist <strong>das</strong> ang<strong>es</strong>chlagene Image<br />
der Branche – beizutragen. Das zeigt<br />
mir, <strong>das</strong>s unsere Verhandlungspart-<br />
Die Kehr<strong>sei</strong>te der Innovation im<br />
Druckbereich: Mit jeder modernen<br />
Maschine werden die Kapazitäten<br />
massiv aufg<strong>es</strong>tockt …<br />
ner nicht begriffen haben, <strong>das</strong>s die<br />
Branche nur eine Chance <strong>hat</strong>, die<br />
wirtschaftlichen Schwierigkeiten in<br />
den Griff zu bekommen, wenn der<br />
Handlungsspielraum für die Unternehmungen<br />
grösser wird und die<br />
Konkurrenzfähigkeit im Vergleich<br />
zum Ausland verb<strong>es</strong>sert werden<br />
kann. Das geht nicht ohne Abstriche<br />
an den Leistungen im heutigen GAV.<br />
Nur so kann vermieden werden,<br />
<strong>das</strong>s weitere Arbeitsplätze abgebaut<br />
werden.»<br />
Den Zürcher Oberländer Verleger<br />
und Drucker beeindruckt <strong>es</strong> nicht,<br />
<strong>das</strong>s die Viscom mit ihren drei «Abbau-Forderungen»<br />
ein neu<strong>es</strong> Kapitel<br />
in der G<strong>es</strong>chichte der Sozialpartnerschaft<br />
schreibt. «Die grafische Industrie<br />
kann auf eine sehr lange, bewährte<br />
Sozialpartnerschaft zurückblicken.<br />
Bis Ende d<strong>es</strong> letzten Jahrhunderts<br />
war die Ausgangslage<br />
jeweils so, <strong>das</strong>s die Arbeitgeber den<br />
Forderungen der Arbeitnehmerverbände<br />
sehr weit entgegenkamen.<br />
Di<strong>es</strong> war dank der guten wirtschaftlichen<br />
Lage der Branche auch möglich.<br />
So galt der grafische GAV sehr<br />
lange als der fortschrittlichste im<br />
ganzen Land, unter anderem dank<br />
der hohen Löhne, der 40-Stunden-<br />
Woche, welche bereits in den<br />
1980er-Jahren eingeführt wurde,<br />
und den hohen Nacht- und Schichtzuschlägen.»<br />
Jetzt, wo die Branche<br />
mit grossen Problemen zu kämpfen<br />
<strong>hat</strong>, würden die Arbeitgeber von den<br />
Gewerkschaften die Einsicht erwarten,<br />
<strong>das</strong>s «am allzu kostspieligen<br />
GAV Abstriche gemacht werden<br />
müssen – di<strong>es</strong> in erster Linie im Inter<strong>es</strong>se<br />
der Arbeitnehmenden.»<br />
Hoffen auf die Vernunft<br />
Für Edelmann sind Konz<strong>es</strong>sionen<br />
der Gegen<strong>sei</strong>te – und der Verzicht<br />
auf Streiks und Blockaden – unerlässlich:<br />
«Wenn die Gewerkschaften<br />
an der Weiterführung der Sozialpartnerschaft<br />
inter<strong>es</strong>siert sind, müs-<br />
sen sie Verhandlungsbereitschaft<br />
zeigen. Wenn gleich zu Beginn<br />
Kampfmassnahmen angedroht würden,<br />
so wäre <strong>das</strong> mit Sicherheit keine<br />
gute Ausgangslage für erfolgreiche<br />
Verhandlungen.» Der <strong>sei</strong>t 2001<br />
amtierende Viscom-Präsident geht<br />
davon aus, <strong>das</strong>s die Vernunft obsiegen<br />
und die Verhandlungen zu einer<br />
Einigung führen würden. «Die Erfahrung<br />
lehrt uns, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> bei einem<br />
Streik in jedem Fall nur Verlierer<br />
gibt. Sollte <strong>es</strong> trotzdem so weit kommen,<br />
dann kann Viscom auf einen<br />
GAV-VERHANDLUNGEN 2012<br />
Die Viscom <strong>hat</strong> bereits im Vorfeld der<br />
GAV-Verhandlungen ihre Karten auf<br />
den Tisch gelegt. Primär müsse im<br />
neuen Vertrag der unternehmerische<br />
Handlungsspielraum g<strong>es</strong>tärkt werden,<br />
zumal sich Finanz- und Ertragskraft je<br />
nach Unternehmen stark unterscheiden.<br />
Auf eine detaillierte Fixierung der<br />
Minimallöhne wäre zu verzichten. Der<br />
Verband spricht sich gegen eine<br />
generelle Erhöhung der Minimallöhne<br />
von 200 Franken pro Monat aus, die<br />
von den Gewerkschaften <strong>gefordert</strong><br />
wird.<br />
Viscom verlangt ausserdem die Abkehr<br />
von der 40-Stunden-Woche und eine<br />
Erhöhung auf 42 Stunden. (was einer<br />
gut dotierten Schutzfonds zurückgreifen.»<br />
Ob <strong>es</strong> nach einer eventuellen Einigung<br />
zu einer Allgemein-Verbindlichkeitserklärung<br />
reichen wird, dürfte<br />
sich erst entscheiden, wenn <strong>das</strong> Verhandlungsr<strong>es</strong>ultat<br />
f<strong>es</strong>tsteht. Edelmann<br />
ist aber schon jetzt überzeugt,<br />
<strong>das</strong>s «die Verlängerung d<strong>es</strong> aktuellen<br />
GAV, wie <strong>es</strong> die Gewerkschaften fordern,<br />
in jedem Fall nicht für die Beantragung<br />
der Allgemeinverbindlichkeit<br />
genügen würde.»<br />
Patrick M. Lucca<br />
Harte Forderungen der Viscom<br />
effektiven Lohnsenkung um fünf Prozent<br />
gleichkommt). Begründung: Die 40-Stunden-Woche<br />
bedrohe <strong>das</strong> Wachstum und<br />
die B<strong>es</strong>chäftigung. Die im Rahmen der<br />
letzten GAV-Verhandlungen fixierten<br />
Eckwerte für die Jahr<strong>es</strong>arbeitszeit<br />
erwi<strong>es</strong>en sich als zu rigide und müssen<br />
analog zu anderen Branchen aufgebrochen<br />
werden. Die Jahr<strong>es</strong>arbeitszeit<br />
müsse wie in anderen Branchen flexibler<br />
g<strong>es</strong>taltet werden. Auch die Abgeltungen<br />
für die Nacht- und Schichtarbeit von<br />
70 Prozent <strong>sei</strong> im nationalen Branchenvergleich<br />
und internationalen Benchmark<br />
nicht zu halten. Viscom fordert<br />
d<strong>es</strong>halb die Senkung der Zuschläge auf<br />
25 Prozent. Lu
8<br />
WIRTSCHAFT&POLITIK<br />
HANS RUDOLF GYSIN – Abschied nach 44 Jahren: Der frühere Nationalrat machte die Wirtschaftskammer<br />
Baselland zum «schlagkräftigsten kantonalen KMU-Verband der Schweiz».<br />
«Er überwand Grenzen»<br />
Grosser Bahnhof am vergangenen<br />
Dienstag in der St. Jakobshalle in Münchenstein:<br />
Rund 800 geladene Gäste,<br />
darunter Bund<strong>es</strong>rat Johann Schneider-<br />
Ammann, nahmen am «Tag der Wirtschaft»<br />
der Wirtschaftskammer Baselland<br />
teil. Erst wenige Tage zuvor, auf<br />
Anfang September, <strong>hat</strong>te dort die<br />
Stabsübergabe stattgefunden: Der<br />
neue Direktor Christoph Buser übernahm<br />
<strong>das</strong> Zepter von alt Nationalrat<br />
Hans Rudolf Gysin, der die G<strong>es</strong>chicke<br />
der Wirtschaftskammer während<br />
mehr als 44 Jahren geleitet <strong>hat</strong>te.<br />
Der «Tag der Wirtschaft» bot denn<br />
auch – übrigens auf den Tag genau<br />
125 Jahre nach der Gründung d<strong>es</strong><br />
Kantonalen Gewerbevereins, der Vorgängerorganisation<br />
der heutigen<br />
Wirtschaftskammer – einen würdigen<br />
Rahmen für die Verabschiedung<br />
Gysins. Der langjährige Direktor habe,<br />
so Wirtschaftskammer-Präsident<br />
Andreas Schneider, die Organisation<br />
während mehr als vier Jahrzehnten<br />
«zu dem gemacht, was sie heute ist:<br />
Der schlagkräftigste kantonale KMU-<br />
Verband der Schweiz.» Und Christoph<br />
Buser ergänzte: «Hansruedi Gysin<br />
<strong>hat</strong> mir ein gut eing<strong>es</strong>pielt<strong>es</strong> Team<br />
überlassen. Die Wirtschaftskammer<br />
ist eine b<strong>es</strong>tens aufg<strong>es</strong>tellte Organisation,<br />
die Mitgliederzahl steigt.» Als<br />
Gysins Nachfolger werde er bisweilen<br />
als «Mann mit dem schweren<br />
Los» bezeichnet, so Buser weiter.<br />
PASSIVRAUCHEN – Eine breite Allianz aus Gewerbe und Wirtschaft lehnt die Initiative «Schutz vor<br />
Passivrauchen» als Zwängerei ab und empfiehlt, am 23. September ein Nein in die Urne zu legen.<br />
«Intolerant und eher stillos»<br />
Arbeitsplätze riskieren und gleichzeitig<br />
die Rahmenbedingungen weiter<br />
verschlechtern? Sicher nicht, finden<br />
Wirtschaft und Gewerbe sagen<br />
darum entschieden Nein zur «Zwängerei»<br />
der Lungenliga. Eine Annahme<br />
der Initiative «Schutz vor Passivrauchen»<br />
würde die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
für <strong>das</strong> Gastgewerbe<br />
und zahlreiche weitere Branchen<br />
nach nur zwei Jahren bereits wieder<br />
auf den Kopf stellen, finden Vertreter<br />
d<strong>es</strong> Schweizerischen <strong>Gewerbeverband</strong>s<br />
<strong>sgv</strong>, von GastroSuisse, hotelleri<strong>es</strong>uisse,<br />
economi<strong>es</strong>uisse und<br />
der IG Freiheit. Gemeinsam traten<br />
sie an die Öffentlichkeit und sprachen<br />
sich für ein Nein zur radikalen<br />
Lungenliga-Initiative aus, über die<br />
am kommenden 23. September ab-<br />
Doch di<strong>es</strong>e Einschätzung teile er vor<br />
dem g<strong>es</strong>childerten Hintergrund nicht:<br />
«Schwer ist für mich anders.»<br />
«Allerhöchste Anerkennung»<br />
Der heute 71-jährige Gysin <strong>hat</strong>te <strong>das</strong><br />
Sekretariat d<strong>es</strong> damaligen Kantonalen<br />
<strong>Gewerbeverband</strong>s am 1. November<br />
1968 übernommen. Das Jahr<strong>es</strong>budget<br />
von 60 000 Franken musste<br />
reichen, um nicht nur Gysins Lohn<br />
und jenen einer Teilzeitsektetärin,<br />
sondern ausserdem auch die Büromiete<br />
und sämtliche Verbandsaktivitäten<br />
zu bezahlen. Mit unermüdlichem<br />
Einsatz <strong>hat</strong> der begnadete Strippenzieher<br />
Gysin die Wirtschaftskam-<br />
g<strong>es</strong>timmt wird. Auch der Schweizerische<br />
Arbeitgeberverband, der<br />
Schweizerische Bauernverband, der<br />
Brauerei-Verband, der Schweizer Casino-Verband<br />
sowie der Bäcker-Konditorenmeister-Verband<br />
haben die<br />
Nein-Parole gefasst.<br />
Die Rechtssicherheit wäre in Frage<br />
g<strong>es</strong>tellt und umfangreiche Inv<strong>es</strong>titionen<br />
gingen verloren, sind die Wirtschaftsorganisationen<br />
überzeugt. Die<br />
Folge wären weitere Umsatzrückgänge<br />
und der Verlust von Arbeitsplätzen.<br />
Bedingungen nicht verschlechtern<br />
Im Mai 2010 ist <strong>das</strong> Bund<strong>es</strong>g<strong>es</strong>etz<br />
zum Schutz vor Passivrauchen in<br />
Kraft getreten. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> G<strong>es</strong>etz <strong>sei</strong> ein<br />
breit abg<strong>es</strong>tützter Kompromiss, welcher<br />
auf die Anliegen der Nichtrau-<br />
Es droht <strong>das</strong> totale Rauchverbot: Geht <strong>es</strong> nach den Initianten der Volksinitiative,<br />
droht in allen Innenräumen, in denen gearbeitet wird – demnach auch in<br />
den Fahrerkabinen von Lastwagen –, <strong>das</strong> Rauchen verboten zu werden. Die<br />
Polizei <strong>hat</strong> ja schli<strong>es</strong>slisch nichts B<strong>es</strong>ser<strong>es</strong> zu tun ...<br />
mer zu einer Organisation aufgebaut,<br />
ohne deren Unterstützung im Baselland<br />
heute kaum etwas geht. In den<br />
Büros der Wirtschaftskammer in Li<strong>es</strong>tal<br />
arbeiten 70 Personen, inklusive<br />
Lernende. Die Kammer betreut 10 000<br />
Mitglieder in rund 100 Sektionen.<br />
Grund genug auch für die Land<strong>es</strong>regierung,<br />
dem grossen Basel bieter die<br />
Ehre zu erweisen. «Di<strong>es</strong>er Erfolg», so<br />
Wirtschaftsminister Johann Schneider-<br />
Ammann, «ist in erster Linie dem<br />
unternehmerischen Denken und<br />
Handeln von Hansruedi Gysin zu<br />
verdanken.» Sein «Parteifreund und<br />
früherer Fraktionskollege» <strong>sei</strong> nie ein<br />
Verwalter gew<strong>es</strong>en, sondern ein «vir-<br />
cher, aber auch auf die Bedürfnisse<br />
der Raucher Rücksicht nehme. Die<br />
Lösung habe sich bewährt, finden die<br />
Gegner der Passivrauchen-Initiative.<br />
Doch schon drei Wochen nach Annahme<br />
d<strong>es</strong> neuen Passivrauchg<strong>es</strong>etz<strong>es</strong><br />
reichte die Lungenliga eine neue<br />
Initiative ein, welche ein radikal<strong>es</strong><br />
Rauchverbot anstrebt. Bei einer Annahme<br />
der Vorlage würden die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen für R<strong>es</strong>taurants,<br />
Hotels und weitere Unternehmen<br />
nach nur zwei Jahren wieder<br />
total auf den Kopf g<strong>es</strong>tellt, so die<br />
Gegner. Die Lungenliga-Initiative<br />
würde die Rahmenbedingungen<br />
nicht nur für <strong>das</strong> Gastgewerbe, sondern<br />
für <strong>das</strong> Gewerbe insg<strong>es</strong>amt verschlechtern.<br />
Nach Schätzungen von<br />
GastroSuisse würde die Initiative alleine<br />
im Gastgewerbe rund 10 000<br />
Arbeitsplätze gefährden. Das Rauchverbot<br />
würde sich zudem negativ auf<br />
die Getränkebranche und weitere Zulieferer<br />
auswirken.<br />
Schädlich fürs Gewerbe<br />
«Die Lungenliga-Initiative verlangt<br />
nichts weniger, als <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Rauchen<br />
in allen Räumen verboten wird,<br />
die ‹öffentlich zugänglich› sind»,<br />
sagte <strong>sgv</strong>-Präsident Nationalrat Jean-<br />
François Rime vor den Medien in<br />
Zürich. Im Klartext: «Auch unbediente<br />
Fumoirs würden verboten.<br />
Der Lungenliga wäre di<strong>es</strong> zweifellos<br />
am liebsten.» Die Initiative <strong>sei</strong> primär<br />
d<strong>es</strong>wegen lanciert worden, weil<br />
die Initianten auch die heute geltenden<br />
Ausnahmemöglichkeiten b<strong>es</strong>eitigen<br />
wollten. «Sie wollen eine<br />
schweizweit einheitliche Lösung»,<br />
so Rime. Es gehe am 23. September<br />
Rudolf Gysin,<br />
e. Nationalrat<br />
und abtretender<br />
Direktor der Wirtschaftskammer<br />
Baselland (links,<br />
mit <strong>sgv</strong>-Krawatte),<br />
mit Bund<strong>es</strong>rat<br />
Johann Schneider-<br />
Ammann.<br />
tuoser Netzwerker und Motivator»,<br />
der «ohne Scheuklappen oder ideologische<br />
Verblendungen» ans Werk<br />
gegangen <strong>sei</strong> und dabei Grenzen überwunden<br />
habe. «Die R<strong>es</strong>ultate sprechen<br />
für sich», so der Wirtschaftsminister,<br />
<strong>sei</strong> <strong>es</strong> in der Berufsbildung, bei den<br />
Massnahmen gegen Lohn- und Preisdumping<br />
oder bei der Scheinselbständigkeit:<br />
«Di<strong>es</strong><strong>es</strong> jahrzehntelange Engagement<br />
verdient allerhöchste Anerkennung.»<br />
En/pd<br />
LINKS<br />
www.tag-der-wirtschaft.ch<br />
www.kmu.org<br />
darum, «di<strong>es</strong>e zunehmende staatliche<br />
Einmischung in unseren Lebensalltag<br />
zu bremsen» und eine unnötige<br />
Bevormundung der Bürger abzulehnen.<br />
«Das Vorpr<strong>es</strong>chen der Initianten<br />
nur drei Wochen nach dem<br />
parlamentarischen Kompromiss ist<br />
intolerant und lässt jede Kompromissbereitschaft<br />
vermissen», sagte<br />
der Gewerbepräsident weiter. «Und<br />
<strong>es</strong> zeugt nicht unbedingt von gutem<br />
Stil.»<br />
Gemäss der Initiative dürfte in allen<br />
Innenräumen, die als Arbeitsplatz<br />
dienen – also z.B. auch in Einzelbüros,<br />
Fahrerkabinen in Lastwagen etc.<br />
–, nicht mehr geraucht werden. Die<br />
Lungenliga b<strong>es</strong>treite zwar, <strong>das</strong>s alle<br />
Einzelbüros betroffen <strong>sei</strong>en. Doch<br />
auch der Bund<strong>es</strong>rat habe b<strong>es</strong>tätigt,<br />
<strong>das</strong>s der Initiativtext alle Einzelarbeitsplätze<br />
erfasse.<br />
Selbstb<strong>es</strong>timmung hochhalten<br />
GastroSuisse-Präsident Klaus Künzli<br />
warnte «vor einer Bewegung, die den<br />
Menschen jen<strong>sei</strong>ts von wirtschaftlicher<br />
Notwendigkeit, politischer Vernunft<br />
und liberaler Tradition zwar<br />
noch nicht ihr Denken aufzwingt,<br />
aber ihr Handeln». Heute zu sagen<br />
«Wehret den Anfängen» <strong>sei</strong> zu spät,<br />
so Künzli weiter. «Aber sich zu wehren<br />
für Selbstb<strong>es</strong>timmung und Eigenverantwortung,<br />
einzustehen für<br />
liberale Grundwerte, die di<strong>es</strong><strong>es</strong> Land<br />
erfolgreich und starkgemacht haben,<br />
hinzuweisen auf gefährliche Tendenzen,<br />
muss erlaubt <strong>sei</strong>n.»<br />
LINK<br />
www.vernuenftig-bleiben.ch<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
NACHLESE<br />
Bürokratische Bieridee<br />
Die Stadtzürcher Liegenschaftsverwaltung sorgt<br />
für Unmut bei den rund 30 Pächtern der städtischen<br />
Lokale, die auch die nächsten drei Jahre<br />
vorab Biere von den Carlsberg-Töchtern Feldschlössschen<br />
und Hürlimann ausschenken<br />
müssen. Wer sich nicht daranhält, riskiert eine<br />
Geldstrafe und im Wiederholungsfall die Auflösung<br />
d<strong>es</strong> Mietvertrags. Freude herrscht einzig<br />
bei Carlsberg, d<strong>es</strong>sen Liefervertrag für die beiden<br />
Marken ohne öffentliche Ausschreibung<br />
zu Stende kam, obwohl die Stadt dazu verpflichtet<br />
wäre. Feldschlösschen ist übrigens der<br />
teuerste Lieferant.<br />
Sauer aufg<strong>es</strong>tossen ist der Deal auch dem <strong>Gewerbeverband</strong><br />
der Stadt Zürich (GVZ). Präsident<br />
Richard W. Späh: «Die Pächter sind gezwungen,<br />
ein überteuert<strong>es</strong> Produkt zu kaufen, und spülen<br />
unfreiwillig Zehntausende von Franken in die<br />
Stadtkasse. Die günstigeren lokalen Biere sind<br />
von der Stadt nicht erwünscht und führen mit<br />
drei Prozent Marktanteil eine kleine Randexistenz.»<br />
Späh zürnt nicht nur wegen d<strong>es</strong> Geld<strong>es</strong>,<br />
sondern auch wegen der arroganten Nichtbeachtung<br />
von gewerblichen Inter<strong>es</strong>sen. «Wir haben<br />
<strong>das</strong> ungute Gefühl, <strong>das</strong>s der Stadtrat <strong>das</strong><br />
Gewerbe nicht versteht und <strong>das</strong> Volk nicht hört.»<br />
Zudem widerspreche der Bierentscheid in krasser<br />
Weise dem KMU-Artikel, den <strong>das</strong> Volk am<br />
17. Juni mit 86,2 Prozent angenommen <strong>hat</strong> und<br />
<strong>das</strong> die Förderung vom gewerblichen Getrieben<br />
bezweckt.<br />
Die Schweiz ist spitze!<br />
Da soll noch jemand sagen, unser Land verfalle<br />
in Trägheit: Die Schweiz belegt im Competitiven<strong>es</strong>s<br />
Report d<strong>es</strong> World Economic Forum<br />
(WEF) auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr den ersten Rang. Sie<br />
gewinnt somit <strong>das</strong> pr<strong>es</strong>tigereiche «Barometer<br />
der Konkurrenzfähigkeit» zum vierten Mal in<br />
Folge. Die Superplatzierung verdanken wir gemäss<br />
den Autoren der Studie einem anhaltend<br />
hohen Niveau an Innovation, einem äusserst<br />
effizienten Arbeitsmarkt und der hochstehenden<br />
Qualität d<strong>es</strong> Wirtschaftssektors im Allgemeinen.<br />
Lob gibt <strong>es</strong> erneut auch für die Qualität<br />
d<strong>es</strong> Forschungsstandorts und d<strong>es</strong>sen enge<br />
Zusammenarbeit mit der Unternehmenswelt,<br />
die ihrer<strong>sei</strong>ts beträchtliche Inv<strong>es</strong>titionen in den<br />
Bereichen Forschung und Neuentwicklungen<br />
tätigt, wie die WEF-Ökonomin Margareta Drzeniek<br />
Hanouz erklärt. Um den hohen Standard<br />
halten zu können, wird nach Einschätzung d<strong>es</strong><br />
WEF allerdings ein Ausbau d<strong>es</strong> Hochschulw<strong>es</strong>ens<br />
nötig <strong>sei</strong>n.<br />
Auf dem 2. Platz liegt wie im Vorjahr Singapur<br />
vor Finnland, <strong>das</strong> vom 4. auf den 3. Platz avancierte.<br />
Es folgen Schweden und Holland, Deutschland<br />
konnte sich auf Rang 6 behaupten. Die USA<br />
sind weiter auf Rang 7 zurückgefallen. Frankreich<br />
findet man an 21. Stelle; die Euro-Sorgenkinder<br />
Portugal und Griechenland auf Platz 49<br />
bzw. 96. China bleibt mit Rang 29 <strong>das</strong> kompetitivste<br />
Land unter den grossen Schwellenländern.<br />
Brasilien, Indien und Russland folgen auf den<br />
Rängen 48, 59 und 67. Als äusserst erfreulich<br />
vermerkt WEF die Tatsache, <strong>das</strong>s sich Spanien<br />
auf Platz 36 halten und Italien sogar von Rang<br />
43 auf 42 vorrücken konnte. «Viele Indikatoren<br />
deuten an, <strong>das</strong>s sich die Lage in den beiden Ländern<br />
stabilisiert und die Reformanstrengungen<br />
erste konkrete Ergebnisse zeitigen», kommentierte<br />
Drzeniek Hanouz.<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Innovationsscheck<br />
Das im Jahr 2011 von der Kommission für Technologie<br />
und Innovation (KTI ) neu eingeführte,<br />
reguläre Förderinstrument «Innovationsscheck»<br />
wird aufgrund der grossen Nachfrage von<br />
Seiten der KMU weitergeführt. Die KTI <strong>hat</strong> am<br />
10. September 2012 eine vierte, thematisch offene<br />
Serie von Innovationsschecks lanciert.<br />
G<strong>es</strong>uche im Bereich der Energieeffizienz, Energi<strong>es</strong>ysteme<br />
und der Energiebereitstellung sind<br />
b<strong>es</strong>onders willkommen. Die g<strong>es</strong>amte Fördersumme<br />
beträgt eine Million, die maximale Fördersumme<br />
pro Scheck 7500 Franken. Die Eingabefrist<br />
dauert bis zum 14. Dezember. Auf der<br />
Homepage der KTI wird je nach G<strong>es</strong>uch<strong>sei</strong>ngang<br />
und mind<strong>es</strong>tens wöchentlich der aktuelle Stand<br />
der eingegangenen G<strong>es</strong>uche und der vergebenen<br />
Innovationsschecks angezeigt.<br />
LINK<br />
www.kti.admin.ch
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 WIRTSCHAFT&POLITIK 9<br />
SGV-PAROLEN<br />
Einmal Nein, einmal Ja<br />
Der Schweizerische <strong>Gewerbeverband</strong> <strong>sgv</strong> <strong>hat</strong><br />
<strong>sei</strong>ne Parolen für die Abstimmungen vom<br />
23. September 2012 gefasst. Die Gewerbekammer,<br />
<strong>das</strong> «Parlament» d<strong>es</strong> grössten Wirtschaftsdachverbands<br />
der Schweiz lehnt die Initiative<br />
«Schutz vor Passivrauchen» ab und sagt Ja zur<br />
Initiative «Sicher<strong>es</strong> Wohnen im Alter». Mangels<br />
Gewerberelevanz fasste die Kammer keine<br />
Parole zum Bund<strong>es</strong>b<strong>es</strong>chluss über die Musi<strong>kf</strong>örderung.<br />
Die Gewerbekammer <strong>hat</strong>te ihre Parole zur als<br />
Zwängerei empfundenen Volksinitiative «Schutz<br />
vor Passivrauchen» bereits anlässlich ihrer Mai-<br />
Sitzung b<strong>es</strong>chlossen (die sgz berichtete). Nach<br />
Ansicht vieler Mitgliedsverbände ist die Initiative<br />
schädlich fürs Gewerbe und gefährdet Arbeitsplätze<br />
– und zwar weit über den Gastro-<br />
Bereich hinaus. Die Ja-Parole für die Volksinitiative<br />
«Sicher<strong>es</strong> Wohnen im Alter» war vom<br />
<strong>sgv</strong>-Vorstand, g<strong>es</strong>tützt auf die <strong>sgv</strong>-Strategie<br />
2010–2014, beantragt worden. En<br />
«Bagatell-Regelung» für<br />
erstmalige Verstösse<br />
Erst wenige Tage im Amt, kann Christoph Buser,<br />
der neue Direktor der Wirtschaftskammer<br />
Baselland (vgl. S. 8), bereits einen Erfolg verbuchen.<br />
Zusammen mit der Handwerkskammer<br />
Freiburg (D) und den Kontrollorganen d<strong>es</strong><br />
Ausbaugewerb<strong>es</strong> wurde eine KMU-taugliche<br />
Lösung gefunden für «erstmalige Kleinverstösse<br />
bis zu 1000 Franken im Kanton Baselland».<br />
Sind solche Verstösse erstmals und «ohne jede<br />
Absicht» begangen worden, so werden sie ohne<br />
Konventionalstrafe und mit einer blossen<br />
Verwarnung abgetan. Buser zeigte sich in einem<br />
gemeinsamen Communiqué mit der deutschen<br />
Seite mit der einvernehmlich erwirkten<br />
Lösung für die KMU «zufrieden». En<br />
ANZEIGE<br />
AGRARPOLITIK 2014–2017 – Der <strong>sgv</strong> setzt sich energisch dafür ein, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Parlament für gleich<br />
lange Spi<strong>es</strong>se zwischen Gewerbe und Landwirtschaft b<strong>es</strong>orgt ist.<br />
Produktion <strong>hat</strong> Vorrang<br />
Nächsten Mittwoch, 19. September,<br />
behandelt der Nationalrat als Erstrat<br />
die «AP 2014–2017». Die vorberatende<br />
Kommission <strong>hat</strong>te nicht weniger<br />
als 134 Anträge zu behandeln; damit<br />
ist eine Monsterdebatte im Plenum<br />
vorprogrammiert.<br />
Nebenerwerb reduzieren<br />
Hauptaufgabe der Landwirtschaft ist<br />
immer noch die Erzeugung von qualitativ<br />
hochwertigen Agrarprodukten.<br />
Dazu kommen gemäss Verfassungsauftrag<br />
die Erhaltung der natürlichen<br />
Lebensgrundlagen und die<br />
Pflege der Kulturlandschaft sowie<br />
die dezentrale B<strong>es</strong>iedlung d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong>.<br />
Leider wurde <strong>das</strong> Kerng<strong>es</strong>chäft<br />
in der letzten Zeit zunehmend vernachlässigt,<br />
und die Landwirtschaft<br />
suchte ihr Heil mehr und mehr in<br />
x-beliebigen Nebenerwerbstätigkeiten,<br />
um ein angem<strong>es</strong>sen<strong>es</strong> Einkommen<br />
erzielen zu können. Es gilt nun,<br />
mit der AP 2014–2017 di<strong>es</strong>en Trend<br />
zur Verzettelung zu brechen. Die<br />
Bauern müssen wieder in der Lage<br />
<strong>sei</strong>n, ihr Auskommen vorwiegend<br />
oder ausschli<strong>es</strong>slich in ihrem Kerng<strong>es</strong>chäft<br />
zu erwirtschaften. Auch die<br />
übertriebene Fokussierung auf Ökologie<br />
ist abzulehnen; damit wird die<br />
Produktion verteuert, und der bürokratische<br />
Aufwand der Bauern steigt<br />
ins Unerm<strong>es</strong>sliche.<br />
Strukturwandel nicht behindern<br />
Zur Stärkung d<strong>es</strong> Kerng<strong>es</strong>chäft<strong>es</strong> sind<br />
neben einem Abbau der kostentreibenden<br />
Bürokratie die staatlichen Anreize<br />
so auszug<strong>es</strong>talten, <strong>das</strong>s der<br />
Strukturwandel nicht allzu stark abgebremst<br />
wird. Heute ist er eindeutig<br />
zu langsam: Der Abstand zur europäischen<br />
Landwirtschaft wird noch<br />
grösser, die Wettbewerbsfähigkeit d<strong>es</strong><br />
Agrarsektors sinkt. D<strong>es</strong>halb ist <strong>es</strong><br />
nicht richtig, <strong>das</strong>s ein grosser Teil der<br />
Direktzahlungen weiterhin unabhängig<br />
von konkreten ökonomischen<br />
Leistungen ausbezahlt und namentlich<br />
die Versorgungssicherheitsbeträge<br />
weiter aufg<strong>es</strong>tockt werden. Dabei<br />
ist stärker zwischen der Berg- und der<br />
Tal-Landwirtschaft zu differenzieren;<br />
Letztere kann durchaus stärker dem<br />
Wettbewerb ausg<strong>es</strong>etzt werden.<br />
Gewerbe nicht benachteiligen<br />
Falls die Bauern auf dem raumplanerisch<br />
g<strong>es</strong>chützten (und billigen!) Landwirtschaftsland<br />
Tätigkeiten ausüben,<br />
die <strong>das</strong> Gewerbe konkurrenzieren,<br />
muss di<strong>es</strong> zu gleichen Bedingungen<br />
erfolgen wie in der KMU-Wirtschaft.<br />
Das bedeutet Verzicht auf staatliche<br />
Unterstützungsmassnahmen, <strong>es</strong> <strong>sei</strong><br />
denn, die im Wettbewerb stehenden<br />
Gewerbebetriebe wären damit einverstanden.<br />
Das Landwirtschaftsg<strong>es</strong>etz<br />
<strong>hat</strong> sich daher grundsätzlich auf <strong>das</strong><br />
Kerng<strong>es</strong>chäft der Bauern zu b<strong>es</strong>chränken<br />
und ist nicht auf x-beliebige weitere,<br />
in Konkurrenz zur KMU-Wirtschaft<br />
stehende Aktivitäten auszuweiten<br />
– nach dem Motto: «Schuster, bleib<br />
bei deinen Leisten!» <strong>sgv</strong>-Vorstandsmitglied<br />
Nationalrätin Sylvia Flückiger-<br />
Bäni wird beim Artikel 2 einen neuen<br />
entsprechenden Antrag einbringen.<br />
Gleichzeitig werden gewerbenahe Parlamentarier<br />
den von bäuerlicher Seite<br />
vorg<strong>es</strong>chlagenen Einbezug von landwirtschaftsnahen<br />
Tätigkeiten unter<br />
<strong>das</strong> Landwirtschaftsg<strong>es</strong>etz bekämpfen.<br />
Für gerechte Fleischeinfuhren<br />
Dank den Vorstössen d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong>-Präsidenten,<br />
Nationalrat Jean-François<br />
Rime, ist <strong>es</strong> bereits gelungen, den Be-<br />
Die Bauern<br />
müssen wieder<br />
in der Lage <strong>sei</strong>n,<br />
ihr Auskommen<br />
in ihrem Kerng<strong>es</strong>chäft<br />
zu<br />
erwirtschaften.<br />
griff der Wettbewerbsneutralität zwischen<br />
Landwirtschaft und Gewerbe<br />
in Artikel 89a so zu verb<strong>es</strong>sern, <strong>das</strong>s<br />
er den Bedürfnissen der KMU weitgehend<br />
entgegenkommt. Um <strong>es</strong> nochmals<br />
mit aller Deutlichkeit zu betonen:<br />
Der <strong>sgv</strong> <strong>hat</strong> nichts gegen<br />
paralandwirtschaftliche Tätigkeiten<br />
der Bauern einzuwenden – sofern sie<br />
zu den gleichen Bedingungen wie für<br />
<strong>das</strong> Gewerbe erfolgen und von den<br />
betroffenen Gewerbebetrieben keine<br />
Einsprachen erhoben werden. Auch<br />
bei der Einfuhrregelung für Fleisch<br />
<strong>hat</strong> der <strong>sgv</strong> <strong>das</strong> Heu auf der gleichen<br />
Bühne wie die Bauern: Er bekämpft<br />
<strong>das</strong> ungerechte Versteigerungssystem.<br />
Rudolf Horber, <strong>sgv</strong>-R<strong>es</strong>sortleiter<br />
Landwirtschaft
10<br />
ENERGIE&UMWELT<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
PATRICK HOFER-NOSER – Dem Präsidenten von Cleantech Switzerland ist <strong>es</strong> ein Anliegen, Schweizer KMU mit Produkten und<br />
Dienstleistungen im Bereich «saubere Technologien» den Export ins Ausland ermöglichen zu können.<br />
«Chance für die Exportwirtschaft»<br />
Gewerbezeitung: Ihr Verband<br />
Cleantech Switzerland und der<br />
Wirtschaftsdachverband Swisscleantech<br />
haben einen ähnlichen<br />
Namen und werden oft miteinander<br />
verwechselt. Wie unterscheiden<br />
sie sich?<br />
n Patrick Hofer-Noser: Cleantech<br />
Switzerland ist die offizielle Exportplattform.<br />
Konkret heisst <strong>das</strong>, wir<br />
helfen Schweizer Firmen, die ein<br />
speziell<strong>es</strong> Angebot, Produkt oder<br />
eine Dienstleistung im Cleantechbereich<br />
exportieren wollen, sich im<br />
Ausland zu vernetzen, Aufträge zu<br />
bekommen und dort rasch Umsatz<br />
zu generieren. Via unser Aussennetz<br />
(Botschaften, Swiss Busin<strong>es</strong>s Hubs,<br />
Osec usw.) und in Kooperation mit<br />
Schweizer Partnerunternehmungen<br />
akquirieren wir Projekte und Informationen<br />
in den Zielländern. Wir<br />
sind der «Verein der Verbände» und<br />
verfolgen somit keine politischen<br />
Aktivitäten, sondern sind ausschli<strong>es</strong>slich<br />
auf den Export fokussiert.<br />
Im Gegensatz dazu ist Swisscleantech<br />
politisch positioniert und<br />
b<strong>es</strong>chäftigt sich hauptsächlich mit<br />
politischen Themen (Vernehmlassungen,<br />
Lobbying usw.).<br />
«WIR KÖNNEN ALS<br />
EXPORTPLATTFORM<br />
EINGREIFEN UND DAS<br />
IMAGE DER SCHWEIZ<br />
STÄRKEN!»<br />
Warum braucht <strong>es</strong> überhaupt<br />
Cleantech Switzerland?<br />
n Die Schweiz ist heute im Ausland<br />
bekannt für ihre Stärken im Bereich<br />
Finanzdienstleistungen, Chemie,<br />
Tourismus und für gewisse Produkte<br />
aus der Nahrungsmittelindustrie.<br />
Wir haben ein schön<strong>es</strong> Land mit<br />
sauberen Gewässern, einem effizienten<br />
Abfallkonzept usw. Das ist<br />
nur möglich dank Firmen, die ihre<br />
Kompetenzen im Bereich saubere<br />
Technologien entsprechend in unserem<br />
Land umsetzen. Dazu gehört<br />
unter anderem auch eine optimale<br />
Nutzung der Energien. Zudem sind<br />
wir Weltmeister im Recyclen. Allerdings<br />
sind di<strong>es</strong>e technologischen<br />
und innovativen Kompetenzen der<br />
Schweizer Industrie und KMU im<br />
Bereich Cleantech im Ausland wenig<br />
bekannt. Hier können wir als<br />
Exportplattform eingreifen und di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />
Image der Schweiz stärken, indem<br />
wir den Schweizer Cleantech-<br />
Firmen den Auftritt unter einer gemeinsamen<br />
Dachmarke ermögli-<br />
ZUR PERSON<br />
Patrick Hofer-Noser ist <strong>sei</strong>t 2010<br />
Chief Technology Officer (CTO) und<br />
Mitglied der Gruppenleitung der<br />
Meyer Burger Technology AG in Thun<br />
und <strong>sei</strong>t 2011 Präsident von Cleantech<br />
Switzerland. Als ausgewi<strong>es</strong>ener<br />
Technologieexperte mit einer breiten<br />
Vernetzung im Energie- und Cleantechbereich<br />
fokussiert er sich als<br />
Verantwortlicher Renewable Energy<br />
Systems auf die wichtigen zukünftigen<br />
Entwicklungen in der Energieversorgung<br />
im In- und Ausland und<br />
integriert die führenden Produkte der<br />
Meyer-Burger-Gruppe. In <strong>sei</strong>ner<br />
Mandatsfunktion als Präsident von<br />
Cleantech Switzerland setzt er sich<br />
gleichzeitig verstärkt für die Exportförderung<br />
für Schweizer KMU im<br />
Cleantechbereich ein.<br />
chen und gezielte Busin<strong>es</strong>sgelegenheiten<br />
den Unternehmen zukommen<br />
lassen.<br />
Wie viele Unternehmen und<br />
Branchenverbände sind unter<br />
di<strong>es</strong>er Dachmarke vereint?<br />
n Bisher ist <strong>es</strong> uns gelungen, 16 Mitgliederverbände<br />
und 340 Firmen auf<br />
unserem Portal zu registrieren. Das<br />
sind Unternehmen aus den Bereichen<br />
Luft und Umwelt, Energieproduktion,<br />
Energieeffizienz, Energietransport<br />
und -speicherung, Mobilität, Recyling<br />
und Abfall, Altlastensanierung, Wasser<br />
und Abwasser. Grösstenteils handelt<br />
sich dabei um Spezialfirmen.<br />
«IN DEN WACHSTUM-<br />
STARKEN LÄNDERN IST<br />
EIN GROSSES BEDÜRFNIS<br />
NACH SAUBEREN TECH-<br />
NOLOGIEN.»<br />
Wi<strong>es</strong>o ist die Rolle von Cleantech<br />
Switzerland als Vermittlerin so<br />
wichtig?<br />
n Die Schweiz <strong>hat</strong> heute im EU-<br />
Raum einen Exportanteil von 60<br />
Prozent. Aufgrund der Krise im EU-<br />
Raum wachsen die Märkte in den<br />
BRICS- Ländern (Brasilien, Russland,<br />
Indien, China und Südafrika).<br />
In di<strong>es</strong>en wachstumsstarken Ländern<br />
ist ein gross<strong>es</strong> Bedürfnis nach<br />
«sauberen Technologien» vorhanden.<br />
So bieten di<strong>es</strong>e Märkte grosse<br />
Chancen, aber auch Tücken für die<br />
exportwilligen Cleantech-KMU. Als<br />
Vermittlerin haben wir dort unter<br />
anderem Unter-nehmer mit eigenen<br />
Erfahrungen im Cleantechbereich<br />
vor Ort, welche die lokalen Gegebenheiten<br />
in einem b<strong>es</strong>timmten<br />
Marktsegment kennen. So wird der<br />
Markteintritt für Schweizer Firmen<br />
vereinfacht. Die lokale Firma wird<br />
mit dem betreffenden Unternehmen<br />
im Ausland zusammengebracht.<br />
Ganz nach dem Motto «Unternehmen<br />
für Unternehmen» bieten wir<br />
so massg<strong>es</strong>chneiderte Lösungen an.<br />
Durch unseren «Verein der Verbände»<br />
erhalten die KMU zusätzlich zu<br />
den klassischen Verbandsdienstleistungen<br />
so quasi einen verlängerten<br />
Arm ins Ausland.<br />
Was sind die Erfolgsfaktoren,<br />
damit der Export g<strong>es</strong>teigert werden<br />
kann?<br />
n Wichtig ist, <strong>das</strong>s der Wille und die<br />
Begeisterung vorhanden ist, sich mit<br />
dem Exportland und d<strong>es</strong>sen Mentalität<br />
und Kultur au<strong>sei</strong>nanderzusetzen.<br />
Die Beziehung zwischen der<br />
Schweizer Firma und dem Exportland<br />
beziehungsweise dem Schweizer<br />
Unternehmen und dem Unternehmen<br />
vor Ort muss gepflegt werden,<br />
um so eine Vertrauensbasis zu<br />
erhalten. D<strong>es</strong>halb muss der G<strong>es</strong>chäftsführer<br />
oft vor Ort <strong>sei</strong>n, um<br />
sich mit den lokalen Gegebenheiten<br />
vertraut zu machen und <strong>das</strong> Netzwerk<br />
zu vertiefen.<br />
«EXPORTWILLIGE FIR-<br />
MEN KÖNNEN SICH AUF<br />
UNSERER PLATTFORM<br />
REGISTIEREN.»<br />
Cleantech Switzerland ist als<br />
Verein der Verbände organisiert<br />
und bündelt so die Schweizer<br />
CleantechIndustrie. Welche Rolle<br />
spielen dabei die KMU?<br />
Patrick Hofer-Noser wünscht sich, <strong>das</strong>s noch mehr KMU die Exportplattform Cleantech Switzerland nutzen und ihre Produkte<br />
sowie Dienstleistungen im Bereich «saubere Technologien» im Ausland vermarkten können.<br />
n Die w<strong>es</strong>entliche Rolle! Unsere<br />
M<strong>es</strong>sgrösse ist <strong>das</strong> Umsatzwachstum<br />
di<strong>es</strong>er KMU. Exportwillige Firmen<br />
können sich auf unserer Plattform<br />
registrieren und ganz wichtig ihre<br />
spezifischen Bedürfnisse für einen<br />
spezifischen Markt in unserer Onlinedatenbank<br />
Cleantech Cube eintragen.<br />
Die Registration im Cleantech<br />
Cube ist für Schweizer Unternehmen<br />
kostenlos (siehe Link).<br />
Das Gewerbe denkt pragmatisch:<br />
Welche Vorteile ergeben sich für<br />
die KMU aus der Registrierung im<br />
Cleantech Cube?<br />
n Das hängt davon ab, ob eine Firma<br />
die Voraussetzungen für den Export<br />
erfüllt und wie detailliert <strong>das</strong> Produkt<br />
oder die Dienstleistung der b<strong>es</strong>agten<br />
Firma b<strong>es</strong>chrieben ist. Grundsätzlich<br />
gilt: Je genauer der B<strong>es</strong>chrieb<br />
der Produkte und Dienst-leistungen<br />
ist, d<strong>es</strong>to effizienter die Hilfe<br />
der Unternehmen vor Ort. Will beispielsweise<br />
eine Firma nach China<br />
exportieren, so muss einer<strong>sei</strong>ts der<br />
G<strong>es</strong>chäftsführer sich für di<strong>es</strong><strong>es</strong> Land<br />
und die Kultur begeistern und auch<br />
regelmässig in di<strong>es</strong>em Land vor Ort<br />
<strong>sei</strong>n, anderer<strong>sei</strong>ts muss die Firma<br />
bereit <strong>sei</strong>n, R<strong>es</strong>sourcen für den<br />
Marktaufbau bereitzustellen und ein<br />
konkurrenzfähig<strong>es</strong> Produkt für di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />
Land anzubieten. Natürlich muss<br />
eine Nachfrage b<strong>es</strong>tehen. Sind di<strong>es</strong>e<br />
zentralen Voraussetzungen erfüllt,<br />
können wir di<strong>es</strong>e Angaben über unser<br />
Portal den Botschaften als Report<br />
zur Verfügung stellen und di<strong>es</strong>e Firma<br />
gezielt mit Projektpartnern und<br />
Unternehmern in China vernetzen.<br />
Cleantech Cube wurde in di<strong>es</strong>em August<br />
den jeweiligen Schweizer Botschaften<br />
vorg<strong>es</strong>tellt.<br />
«WIR SIND LAUT STUDI-<br />
EN WELTMEISTER IN DER<br />
INNOVATION!»<br />
Wie sensibilisiert sind Schweizer<br />
KMU bezüglich «sauberer Technologien»?<br />
n Wir sind sicher Weltmeister in der<br />
Innovation. Viele für uns selbstverständliche<br />
Technologien können international<br />
einig<strong>es</strong> bewirken. Be-züglich<br />
Umwelttechnologien <strong>hat</strong> die<br />
Schweiz beispielsweise eine lange<br />
Tradition. Di<strong>es</strong> ist darauf zurückzuführen,<br />
<strong>das</strong>s unsere geografischen<br />
Verhältnisse sowie unsere R<strong>es</strong>sourcen<br />
b<strong>es</strong>chränkt sind und wir daher<br />
früh gelernt haben, unsere Umwelt<br />
zu schonen und zu pflegen. Nachhaltigkeit<br />
ist daher stark in der<br />
Schweizer Bevölkerung verwurzelt.<br />
Im Gewerb<strong>es</strong>ektor allgemein und bei<br />
den KMU im Speziellen ist <strong>das</strong> Bewusst<strong>sei</strong>n<br />
für «saubere Technologien»<br />
sicherlich vorhanden; zu einem grossen<br />
Prozentsatz setzen sich auch Firmen,<br />
deren Kerng<strong>es</strong>chäft nicht «saubere<br />
Technologien» sind, damit au<strong>sei</strong>nander<br />
und achten darauf, möglichst<br />
umwelteffizient und -schonend<br />
zu produzieren. Kurz g<strong>es</strong>agt: Es gibt<br />
viele innovative Firmen, die spannende<br />
Lösungen im Bereich Cleantech<br />
anbieten.<br />
Die Schweiz möchte bis 2020<br />
führend in der CleantechProduktion<br />
werden. Ist <strong>das</strong> machbar?<br />
n Wir können nicht überall führend<br />
werden. Aber in speziell ausgerichteten<br />
Märkten erreichen wir mit<br />
unseren Produkten Spitzenplätze.<br />
Wir sind dort stark, wo unsere<br />
Firmen stark sind.<br />
Interview: Corinne Remund<br />
LINK<br />
Weitere Informationen sowie die Registration<br />
im Cleantech Cube für<br />
Schweizer Unternehmen unter<br />
www.cleantech-switzerland.com<br />
DIE MITGLIEDER<br />
n AEE – Agentur für Erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz<br />
n Cleantech Fribourg<br />
n CleantechAlps<br />
n energie-cluster.ch<br />
n Fondation The Ark<br />
n i-net innovation networks<br />
n NewtecClub<br />
n Öbu – Netzwerk für nachhaltig<strong>es</strong><br />
Wirtschaften,<br />
n Osec<br />
n SIA – Schweizer Ingenieur- und<br />
Architekturverein<br />
n SVGW – <strong>Schweizerischer</strong> Verein d<strong>es</strong><br />
Gas- und Wasserfa-ch<strong>es</strong><br />
n SVUT – <strong>Schweizerischer</strong> Verband<br />
für Umwelttechnik<br />
n Swissmen<br />
n Swissolar<br />
n TVS – Textilverband Schweiz
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 KMU-PORTRÄT 11<br />
ERNST MEIER AG – Der Zürcher Oberländer Familienbetrieb <strong>hat</strong> sich den Traum ein<strong>es</strong> topmodernen Gartencenters erfüllt. Nur die<br />
Parkplatzsituation bereitet Sorgen.<br />
Erfolgreich im Oberland verwurzelt<br />
ANZEIGE<br />
Erwin Meier-Honegger ist <strong>sei</strong>t Anfang<br />
2012 – gemeinsam mit <strong>sei</strong>ner Schw<strong>es</strong>ter<br />
Bettina – Co-G<strong>es</strong>chäftsführer d<strong>es</strong><br />
Familien-KMU.<br />
Für kaum einen zweiten Familientrieb<br />
stimmt die KMU-Durchhalteparole<br />
«Konkurrenz belebt <strong>das</strong> G<strong>es</strong>chäft»<br />
so sehr wie für die Ernst Meier<br />
AG. Als die Zürcher Oberländer<br />
Gartenspezialisten im Dezember<br />
2004 in einem NZZ-Inserat entdeckten,<br />
<strong>das</strong>s ein deutscher Gartendiscounter<br />
in der Schweiz auf Standortsuche<br />
war, wurde ihr Ehrgeiz geweckt.<br />
«Wir mussten uns der Frage<br />
stellen, ob wir mit unserem 1964 eröffneten<br />
Gartencenter noch in jedem<br />
Punkt wettbewerbsfähig wären, falls<br />
die deutsche Billigstkonkurrenz den<br />
Markteintritt wirklich wagen würde»,<br />
erinnert sich der heutige Co-G<strong>es</strong>chäftsführer<br />
Erwin Meier-Honegger.<br />
«Mein Vater Erwin Meier-Albrecht,<br />
der damals an der Firmenspitze stand<br />
und noch heute mit 70 Jahren tatkräftig<br />
im Betrieb mithilft, erkannte<br />
gemeinsam mit den weiteren Familienmitgliedern,<br />
<strong>das</strong>s mit Blick auf die<br />
Zukunft bei der Infrastruktur grosser<br />
Nachholbedarf b<strong>es</strong>tand», erzählt er.<br />
So <strong>sei</strong>en beispielsweise die engen<br />
Fusspfade in den Gewächshäusern<br />
nicht auf eine so hohe Kundenzahl<br />
angelegt worden, w<strong>es</strong>halb sich immer<br />
mehr ein Gefühl der Enge eing<strong>es</strong>tellt<br />
habe. Auch die Gebäudehüllen<br />
entsprachen nicht mehr den energetischen<br />
Anforderungen. Zudem <strong>sei</strong><br />
der Standort in Tann, einem Dorfteil<br />
der Zürcher Oberländer Gemeinde<br />
Dürnten, längst nicht mehr optimal<br />
gew<strong>es</strong>en: Hatte sich <strong>das</strong> KMU einst<br />
am Dorfrand niedergelassen, verkaufte<br />
<strong>es</strong> <strong>sei</strong>ne Pflanzen und Gartenartikel<br />
infolge der Siedlungsentwicklung<br />
mittlerweile mitten in einem Wohnquartier.<br />
Die Verkehrsinfrastruktur<br />
entsprach nicht den Bedürfnissen,<br />
und an einen notwendigen Gartencenter-Ausbau<br />
war erst recht nicht<br />
zu denken.<br />
Für die Familie Meier war di<strong>es</strong> jedoch<br />
kein Grund, der deutschen<br />
Konkurrenz die Marktführerschaft<br />
zu überlassen: «Wir sagten uns:<br />
Wenn <strong>es</strong> ausländischen Firmen gelingt,<br />
in der Schweiz einen idealen<br />
Standort für ein Gartencenter zu finden,<br />
sollte di<strong>es</strong> doch auch für ein<br />
<strong>sei</strong>t über 100 Jahren in der Region<br />
verwurzelt<strong>es</strong> Familienunternehmen<br />
kein Problem <strong>sei</strong>n», erzählt Erwin<br />
Meier-Honegger.<br />
Nach drei Tagen entschieden,<br />
nach sieben Jahren eröffnet<br />
G<strong>es</strong>agt, getan: Die Gartenspezialisten<br />
wurden noch in der gleichen Woche<br />
fündig, und zwar in der eigenen Gemeinde<br />
Dürnten. «In der Gewerbezone<br />
Lättenmoos stand direkt an der<br />
Autobahn ein 37 000 Quadratmeter<br />
gross<strong>es</strong> Grundstück zum Verkauf,<br />
doch mussten wir uns innert dreier<br />
Tage entscheiden», erklärt Erwin<br />
Meier-Honegger. Die Ernst Meier AG<br />
ging <strong>das</strong> Wagnis ein, obwohl die<br />
Gemeinde an b<strong>es</strong>agtem Standort explizit<br />
kein Detailhandelsunternehmen<br />
vorsah. «Gemeinde und Bevölkerung<br />
sicherten uns jedoch ihre Unterstützung<br />
zu», sagt er.<br />
Auf den schnellen Land-Deal folgte<br />
eine langatmige Planungs- und Bewilligungsphase.<br />
«Bis die Baubewilligung<br />
nach mehreren Verzögerungen<br />
endlich vorlag, brauchten wir viel<br />
Geduld», erinnert sich Meier-Honegger.<br />
Da war die Stimmung aber bereits<br />
durch eine neue G<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>schikane<br />
getrübt: die Parkplatzbewirtschaftung.<br />
Vor Einkauf bereits bezahlen<br />
«Leider kennt <strong>das</strong> G<strong>es</strong>etz keine Spezialregelung<br />
für Gartencenter, w<strong>es</strong>halb<br />
wir vom Kanton Zürich wie ein<br />
Detailhändler eing<strong>es</strong>tuft worden<br />
sind und auf unserem Parkplatz<br />
Parkuhren aufstellen mussten», bedauert<br />
Erwin Meier-Honegger. «Dabei<br />
erwirtschaften wir niemals so<br />
viel Umsatz pro Quadratmeter wie<br />
ein Detailhändler, bei annähernd<br />
1000 Franken pro Quadratmeter und<br />
Jahr sprechen wir in unserer Bran-<br />
che schon von einem Erfolgsjahr»,<br />
erklärt er. Dennoch: 50 Rappen kostet<br />
am neuen Standort jeder noch so<br />
kurze B<strong>es</strong>uch, für jede weitere Stunde<br />
bezahlen die Kundinnen und<br />
Kunden einen Franken. Aus Sicht<br />
der Firma vor allem ein «psychologisch<strong>es</strong><br />
Ärgernis». «Leider dürfen<br />
wir unseren Kunden den Betrag<br />
nicht rückvergüten, will doch der<br />
G<strong>es</strong>etzgeber die Kundschaft vom B<strong>es</strong>uch<br />
mit dem Auto abschrecken»,<br />
so Meier-Honegger.<br />
Schöner, grüner, einladender<br />
Nach fünf Jahren Planung, zwei Jahren<br />
Bauzeit und zwei Monaten Umzug<br />
<strong>hat</strong> <strong>das</strong> neue Gartencenter Meier<br />
am 1. März 2011 <strong>sei</strong>ne Tore geöff-net.<br />
Zugleich wurde die Mitarbeiterzahl<br />
leicht erhöht: Statt wie zuvor 140,<br />
arbeiten neu 160 Gartenexpertinnen<br />
und -experten für die Ernst Meier AG,<br />
80 davon im lichtdurchfluteten Ladeng<strong>es</strong>chäft.<br />
Der Umzug <strong>hat</strong> sich gelohnt: Trotz<br />
gleich grosser Verkaufsfläche und<br />
praktisch unverändertem Sortiment<br />
– insg<strong>es</strong>amt <strong>hat</strong> die Ernst Meier AG<br />
60 000 unterschiedliche Pflanzen<br />
und Artikel im Angebot – wirkt <strong>das</strong><br />
neue Gartencenter schöner, grüner<br />
und einladender. «In der innovativ<br />
g<strong>es</strong>talteten Verkaufsanlage mit einem<br />
Innen- und einem Aussenbereich,<br />
Genussgärten, Gewächshäusern,<br />
Blumenladen und überdachten<br />
Hauptwegen im Freiland, wird der<br />
Garteneinkauf zum Erlebnis», ist der<br />
G<strong>es</strong>chäftsführer überzeugt. Abgerundet<br />
wird <strong>das</strong> Angebot durch<br />
Pflanzenschutzberatung, Kundendienst,<br />
Beratungs- und B<strong>es</strong>prechungsbüros<br />
und die Kinderbetreuung<br />
«Meiers Spielgarten». «Unser<br />
Gartencenter soll eine Wohlfühloase<br />
<strong>sei</strong>n, in der man fernab der Stadthektik<br />
auch ein paar Stunden verweilen<br />
darf», betont er. D<strong>es</strong>halb setze<br />
man auch wie am alten Standort<br />
auf ein Gastronomieangebot, <strong>das</strong><br />
man mit mehreren Konferenzräumen<br />
ergänzt <strong>hat</strong>, die bis zu 300 Personen<br />
Platz bieten. «Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Angebot<br />
wird bereits rege genutzt», so Meier-<br />
Honegger.<br />
Wetter- statt Wirtschaftssorgen<br />
Das Konzept geht auf. Der Umsatz<br />
liegt, leicht höher als am alten Standort,<br />
bei rund 20 Millionen Franken.<br />
Sorgen wegen der Wirtschaftslage<br />
oder d<strong>es</strong> Einkaufstourismus kennt<br />
man in Dürnten nicht, wie auch Erwin<br />
Meier-Albrecht, langjähriger Firmenpatron<br />
und Vater d<strong>es</strong> heutigen<br />
G<strong>es</strong>chäftsführerg<strong>es</strong>panns erklärt: «Unsere<br />
Branche ist nach wie vor krisenr<strong>es</strong>istent.<br />
Die Kunden verzichten auch<br />
dann nicht auf ihre Gartenidylle,<br />
wenn die Wirtschaftslage ang<strong>es</strong>pannt<br />
ist», erklärt er. «Umso mehr sind wir<br />
vom Wetter abhängig: Kaltwetterperioden<br />
wirken sich umgehend auf unseren<br />
Umsatz aus», sagt der mittlerweile<br />
70-jährige Pflanzenspezialist.<br />
Insb<strong>es</strong>ondere im Frühling <strong>sei</strong>en warme<br />
Temperaturen – 2012 war in di<strong>es</strong>er<br />
Hinsicht ideal – wichtig: Zwei Drittel<br />
ihr<strong>es</strong> Umsatz<strong>es</strong> erwirtschaftet die Erwin<br />
Meier AG von Mitte März bis Ende<br />
Mai. Geld, <strong>das</strong> fortlaufend in den<br />
Betrieb inv<strong>es</strong>tiert wird.<br />
Bereits steht <strong>das</strong> nächste Bauprojekt<br />
an: Die im Ortsteil Tann verbliebene<br />
Produktionsstätte soll in den kommenden<br />
Jahren umfassend saniert<br />
werden. Schli<strong>es</strong>slich soll die Ernst<br />
Meier AG auch in Zukunft in jeder<br />
Hinsicht mit einer optimalen Infrastruktur<br />
auftrumpfen können. Die<br />
deutsche Konkurrenz, die sich damals<br />
mit dem «NZZ-Inserat» um den<br />
Markteintritt bemühte, arbeitet jetzt<br />
mit einem Schweizer Grossverteiler<br />
zusammen. Die Ernst Meier AG ist<br />
gewappnet.<br />
Matthias Engel<br />
LINK<br />
www.meier-ag.ch
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FIRMENFAHRZEUGE 13<br />
FIRMENFLOTTEN – Eine Autoflotte muss viele Ansprüche erfüllen. Heute wird vermehrt auf verbrauchsarme und umweltfreundliche<br />
Fahrzeuge geachtet. Bei der Finanzierung halten sich Leasing und Barzahlung praktisch die Waage.<br />
Visitenkarte einer Unternehmung<br />
Je nach Importeur gilt eine unterschiedliche<br />
Anzahl Fahrzeuge als<br />
«Flotte» und wird mit den entsprechenden<br />
Spezialisten von der Zentrale<br />
aus definiert. Als Faustregel mag<br />
gelten, <strong>das</strong>s ab etwa fünf Strassen-<br />
Fahrzeugen, die auf die gleiche Firma<br />
eingelöst sind, von einer Flotte g<strong>es</strong>prochen<br />
wird. Dabei spielt <strong>es</strong> keine Rolle,<br />
von wem di<strong>es</strong>e Fahrzeuge geliefert<br />
wurden oder ob <strong>es</strong> sich um unterschiedliche<br />
Fahrzeugtypen handelt.<br />
Denn grundsätzlich eignet sich jed<strong>es</strong><br />
Automobil auch als Flottenfahrzeug.<br />
Kommt dazu, <strong>das</strong>s der Dienstwagen<br />
d<strong>es</strong> Chefs, die Kombis der Aussendienstler<br />
und die Transporter der Service-<br />
und Montageequipen meist sowi<strong>es</strong>o<br />
nicht vom gleichen Typ sind.<br />
Für die Firmen ist <strong>es</strong> von Vorteil, die<br />
Mobilität ihrer Mitarbeiter mit nur einem<br />
Ansprechpartner zu regeln.<br />
Durch eine enge Partnerschaft können<br />
zudem die Abwicklung der Fahrzeugübernahme,<br />
Werkstattb<strong>es</strong>uche und<br />
viel<strong>es</strong> mehr vereinfacht werden.<br />
Die Hälfte mit Rabatt<br />
Praktisch jeder Autoimporteur – mind<strong>es</strong>tens<br />
dann, wenn er auch Kombiwagen<br />
und Transporter im Angebot<br />
<strong>hat</strong> – führt eine mehr oder weniger<br />
grosse Abteilung für die Betreuung<br />
von Flottenkunden. Nach ersten Abklärungen<br />
beim Händler vor Ort führt<br />
der Weg d<strong>es</strong> Kunden bald einmal<br />
dorthin, um alle Aspekte der Flottenb<strong>es</strong>chaffung<br />
oder -erneuerung zu klären.<br />
L<strong>es</strong>en Sie dazu auch die beiden<br />
Interviews mit den Leitern der Flotten-Verkaufsabteilung<br />
bei AMAG<br />
(Audi, Seat, Skoda; VW und VW<br />
Nutzfahrzeuge, Seite 14) sowie bei<br />
Volvo (Seite 15).<br />
Schwere Flotte: Natürlich gehören auch die schweren Nutzfahrzeuge zum Flottenb<strong>es</strong>tand. Denn<br />
auch Transporteure achten auf eine schöne Visitenkarte.<br />
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Vorbildlich: Der Aussendienst von local.ch fährt mit di<strong>es</strong>en 35 weissen Toyota Auris Hybrid zu den Kunden. Mit der umweltfreundlichen Technik wird ein positiv<strong>es</strong><br />
Image geweckt.<br />
Firmenfahrzeuge machen in der<br />
Schweiz zwischen 20 und 75 Prozent<br />
aller immatrikulierten Autos ein<strong>es</strong><br />
Anbieters aus. Im Mittel werden<br />
damit rund 50 Prozent aller Fahrzeuge<br />
mit Flottenrabatt abg<strong>es</strong>etzt. Wer<br />
an di<strong>es</strong>em lukrativen und punkto<br />
Marktanteil äusserst relevanten G<strong>es</strong>chäft<br />
nicht teilnimmt, isst härter<strong>es</strong><br />
Brot oder ist kaum daran inter<strong>es</strong>siert,<br />
so etwa die Importeure von Sportwagen<br />
oder Luxusfahrzeugen.<br />
Verbrauch immer wichtiger<br />
Heute achten selbstverständlich auch<br />
Gewerbebetriebe darauf, <strong>das</strong>s ihre<br />
Fahrzeuge möglichst wenig Treibstoff<br />
verbrauchen und damit weniger CO2<br />
ausstossen. Das kann einer<strong>sei</strong>ts<br />
durch die Anschaffung verbrauchsgünstiger<br />
Modelle erfolgen, anderer<strong>sei</strong>ts<br />
durch die Weiterbildung der<br />
Fahrer mittels Teilnahme an einem<br />
Spritspartraining beim Driving Center<br />
Schweiz oder beim TCS. Noch<br />
b<strong>es</strong>ser ist <strong>es</strong>, wenn beid<strong>es</strong> angewendet<br />
wird, denn im Schnitt fahren die<br />
Absolventen ein<strong>es</strong> solchen Kurs<strong>es</strong> an-<br />
schli<strong>es</strong>send rund zehn Prozent sparsamer.<br />
Und <strong>das</strong> freut dann auch den<br />
Buchhalter.<br />
Betriebe, die ihren Mitarbeitenden<br />
nicht einen b<strong>es</strong>timmten Fahrzeugtyp<br />
in die Hand geben, sondern ihnen<br />
einen Budgetrahmen zur Verfügung<br />
stellen, schreiben zunehmend ein<br />
Maximum an CO2-Emissionen vor.<br />
Denn <strong>es</strong> gibt in allen Segmenten<br />
Fahrzeuge, die in di<strong>es</strong>er Beziehung<br />
b<strong>es</strong>ser abschneiden als andere. Der<br />
Nutzer <strong>hat</strong> im vorgegebenen Rahmen<br />
immer noch die Freiheit, sich<br />
für einen Kombi, einen Minivan oder<br />
gar ein SUV oder Crossover zu entscheiden.<br />
«Es ist Sache der einzelnen Unternehmen,<br />
ihre Policy betreffend Effizienzkategorien<br />
f<strong>es</strong>tzulegen», sagt<br />
dazu Andreas Burgener, Direktor der<br />
Vereinigung Schweizer Automobil-<br />
Importeure auto-schweiz. «Zu di<strong>es</strong>em<br />
Zweck existiert <strong>das</strong> Instrument der<br />
Energieetikette.»<br />
Und gerade weil die Fahrzeugflotte<br />
einen wichtigen Beitrag zur Visitenkarte<br />
und damit auch zum Image ei-<br />
n<strong>es</strong> Betrieb<strong>es</strong> leistet, ist nebst der<br />
Emissionsfrage auch darauf zu achten,<br />
<strong>das</strong>s die Fahrzeuge immer in optisch<br />
einwandfreiem Zustand zirkulieren,<br />
d.h. sauber und ohne Beulen<br />
oder Schrammen.<br />
Barzahlung oder Leasing?<br />
Steht eine Neuanschaffung ins Haus,<br />
so lohnt <strong>es</strong> sich auch, die Finanzierungsart<br />
vorgängig zu klären. Wird<br />
<strong>das</strong> Fahrzeug bar bezahlt, können<br />
unter Umständen zusätzliche Rabattprozente<br />
den Kauf noch attraktiver<br />
machen. Auf der andern Seite<br />
kann <strong>das</strong> Geld anderswo vielleicht<br />
b<strong>es</strong>ser angelegt oder in R<strong>es</strong>erve gehalten<br />
werden, wenn ein günstig<strong>es</strong><br />
Leasingangebot vorliegt. Dazu sind<br />
in jedem Fall mehrere Offerten einzuholen.<br />
Die prof<strong>es</strong>sionellen Leasinganbieter<br />
– häufig Tochterg<strong>es</strong>ellschaften<br />
renommierter Banken – und die<br />
Angebote der Finanzierungsspezialisten<br />
bei den Importeuren garantieren<br />
eine prof<strong>es</strong>sionelle Beratung,<br />
Abwicklung und Bedienung.<br />
Roland Hofer
14<br />
FIRMENFAHRZEUGE<br />
AMAG CORPORATE FLEET SALES – Lorenz Heer, Leiter B2B, zum Ablauf d<strong>es</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäfts in der Schweiz.<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
«Flotte G<strong>es</strong>chäfte – Tag für Tag»<br />
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Als grösster Importeur mit dichtem<br />
Händlernetz setzt die AMAG auch am<br />
meisten Flottenfahrzeuge ab. Direktor<br />
Lorenz Heer, Leiter B2B (Corporate<br />
Fleet Sal<strong>es</strong> und VW-Nutzfahrzeuge)<br />
erklärt im sgz-Interview, wie <strong>das</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäft<br />
in der Schweiz abläuft.<br />
Gewerbezeitung: Wie gross ist der<br />
Anteil der Fahrzeuge, die über <strong>das</strong><br />
Flotteng<strong>es</strong>chäft ausgeliefert werden?<br />
n Lorenz Heer: Die AMAG verkauft,<br />
je nach Marke und Fahrzeugklasse,<br />
zwischen 20 und 50 Prozent der Neuwagen<br />
an Firmenkunden.<br />
Welche Modelle stehen dabei im<br />
Vordergrund?<br />
n Für den Einsatz als Aussendienst-<br />
und Servicefahrzeuge sind Kombi-<br />
Fahrzeuge, wie zum Beispiel der VW<br />
Passat Variant, der Skoda Octavia<br />
Combi, der Audi A4 Avant oder der<br />
Seat Exeo ST sehr beliebt. Für Management<br />
und Kader stehen gehobene<br />
Modelle von Audi (A6 Avant, A5<br />
Sportback), aber auch VW (Touareg)<br />
und Skoda (Superb) im Vordergrund.<br />
Daneben werden je nach Einsatzzweck<br />
vermehrt auch Vans (etwa VW<br />
Touran, VW Sharan oder Seat Alhambra)<br />
sowie verbrauchsarme Modelle<br />
eing<strong>es</strong>etzt. Als Firmenwagen erfreuen<br />
sich auch SUVs vom Schlage ein<strong>es</strong><br />
VW Tiguan, Audi Q3, Audi Q5 oder<br />
Skoda Yeti einer grossen Nachfrage.<br />
Zudem gehören die leichten Nutz-<br />
Fast täglich werden mehrere VW, Skoda, Audi, Seat oder VW Nutzfahrzeuge<br />
von Firmen übernommen.<br />
fahrzeuge von Volkswagen, wie Caddy,<br />
T5 und Crafter, zu den beliebt<strong>es</strong>ten<br />
Flottenfahrzeugen.<br />
Wie hoch ist der Anteil an Di<strong>es</strong>elmodellen<br />
und Allradfahrzeugen?<br />
n Während beim G<strong>es</strong>amtabsatz rund<br />
ein Drittel aller Fahrzeuge mit Di<strong>es</strong>elmotor<br />
ausgerüstet ist, ist der Anteil bei<br />
Firmenfahrzeugen – vor allem bei Aussendienst-<br />
und Servicefahrzeugen mit<br />
hohen Kilometerleistungen – w<strong>es</strong>entlich<br />
höher. Bei den Flotten werden etwas<br />
mehr als ein Drittel der Fahrzeuge<br />
mit Allradantrieb ausgeliefert.<br />
Wie hoch ist der Anteil an Eco-<br />
Modellen?<br />
n Die ökologische, aber auch ökonomische<br />
Sensibilität von Firmenkun-<br />
den steigt stetig. Damit einher geht<br />
eine verstärkte Nachfrage nach verbrauchsarmen<br />
Fahrzeugen. Bereits<br />
heute <strong>hat</strong> die AMAG über 200 Modellvarianten<br />
mit einem CO2-Ausstoss<br />
von weniger als 130 g/km im Angebot.<br />
Wie sollen Gewerbebetriebe vorgehen,<br />
wenn sie eine Fahrzeugflotte<br />
anschaffen möchten?<br />
n Jede Markenvertretung steht als<br />
Ansprechpartner für lokale Gewerbebetriebe<br />
zur Verfügung. Je nach<br />
Kundenbedürfnis können Spezialisten<br />
für eine umfassende Beratung<br />
hinzugezogen werden. Bei nationalen<br />
und internationalen Unternehmen<br />
mit einem grösseren Fuhrpark<br />
an verschiedenen Standorten stehen<br />
die Key Account Manager der AMAG<br />
als kompetente Ansprechpartner zur<br />
Verfügung. So können massg<strong>es</strong>chneiderte<br />
Flottenlösungen zeitnah realisiert<br />
werden.<br />
Ab welcher Anzahl Fahrzeuge und<br />
welchem Modellmix wird bei<br />
Ihnen von einer Flotte g<strong>es</strong>prochen?<br />
n Als Flottenb<strong>es</strong>itzer gelten all jene<br />
Firmen, auf deren Name mind<strong>es</strong>tens<br />
vier Strassen-Motorfahrzeuge (egal<br />
welcher Marke) in der Schweiz oder<br />
dem Fürstentum Liechtenstein eingelöst<br />
sind. Daneben gibt <strong>es</strong> verschiedene<br />
Kundensegmente wie zum Beispiel<br />
Taxiunternehmen, Fahrschulen<br />
oder die Polizei, welche wir ebenfalls<br />
als Flottenkunden betrachten.<br />
Flottenkunden erhalten bei der<br />
AMAG je nach Abnahmevolumen<br />
und Wagenparkgrösse Sonderkonditionen.<br />
Di<strong>es</strong>e werden für jeden Kunden<br />
individuell berechnet und sind<br />
für alle AMAG-Marken gültig. Neben<br />
di<strong>es</strong>en speziellen Konditionen profitieren<br />
Firmenkunden bei der AMAG<br />
vom grössten Modellangebot und<br />
vom dicht<strong>es</strong>ten Garagennetz.<br />
Welche Zusatzdienstleistungen<br />
bietet Ihr Unternehmen?<br />
n Die AMAG sucht stets nach einer<br />
optimalen Lösung, die perfekt auf die<br />
individuellen Bedürfnisse der Kundinnen<br />
und Kunden zug<strong>es</strong>chnitten<br />
ist. Di<strong>es</strong> kann Kauf oder Leasing <strong>sei</strong>n.<br />
Generell ist ein Trend in Richtung<br />
Lorenz Heer leitet die Abteilung für<br />
Flottenkunden bei der AMAG. Sie ist<br />
eine der erfolgreichsten Firmen auf<br />
di<strong>es</strong>em Gebiet.<br />
«Nutzen vor kaufen» spürbar. Der<br />
Leasinganteil liegt bereits heute bei<br />
über 50 Prozent. Die AMAG bietet<br />
über die eigene Leasingg<strong>es</strong>ellschaft<br />
AMAG Leasing AG nicht nur die Finanzierung,<br />
sondern <strong>das</strong> g<strong>es</strong>amte<br />
Management der Fahrzeugflotte an.<br />
Sämtliche Flottenmanagement-<br />
Dienstleistungen können in einen<br />
Leasingvertrag integriert werden.<br />
Ein Leasing mit zusätzlichen Dienstleistungen<br />
kann für den Inter<strong>es</strong>senten<br />
Vorteile im Hinblick auf die Liquidität,<br />
<strong>das</strong> planbare monatliche Budget und<br />
den deutlich reduzierten Verwaltungsaufwand<br />
für den Fahrzeugparkverantwortlichen<br />
mit sich bringen.<br />
Interview: Roland Hofer
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FIRMENFAHRZEUGE 15<br />
VOLVO AUTOMOBILE SCHWEIZ – Fleet Sal<strong>es</strong> Manager Mauro Zanello über den Flotten-Verkauf.<br />
«Flexibilität ist unsere Spezialität»<br />
So sieht <strong>es</strong> aus, wenn eine Unternehmung auf einen Schlag Dutzende von Volvos übernimmt.<br />
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Volvo Automobile Schweiz betreut<br />
Flottenkunden sowohl über <strong>das</strong> Händlernetz<br />
wie auch über die Zentrale in<br />
Zürich. Drei Personen kümmern sich<br />
ausschli<strong>es</strong>slich um di<strong>es</strong>e Sparte. Die<br />
Gewerbezeitung sprach mit Mauro Zanello,<br />
dem Fleet Sal<strong>es</strong> Manager, darüber,<br />
wie Flottenbetreiber zu den Fahrzeugen<br />
aus Schweden kommen.<br />
Gewerbezeitung: Wie gross ist die<br />
Bedeutung der Flottenfahrzeuge<br />
für Volvo?<br />
n Mauro Zanello: Es handelt sich für<br />
uns um ein sehr wichtig<strong>es</strong> G<strong>es</strong>chäft,<br />
denn heute werden bereits zwischen<br />
65 und 70 Prozent aller Volvos mit<br />
Flottenkonditionen ausgeliefert. Wir<br />
sind in verschiedenen Branchen überdurchschnittlich<br />
gut vertreten. Etwa<br />
in der Energiewirtschaft oder im Bau-<br />
gewerbe, aber auch bei Banken, Chemie<br />
und Versicherungen. Die meisten<br />
Fahrzeuge in di<strong>es</strong>en Branchen werden<br />
bar gekauft.<br />
Die Bedeutung d<strong>es</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäfts<br />
<strong>hat</strong> in den vergangenen Jahren stetig<br />
zugenommen. Dabei spielen die Argumente<br />
Sicherheit und Image <strong>sei</strong>t<br />
jeher eine wichtige Rolle. Neu dazugekommen<br />
ist die äussere Ästhetik,<br />
<strong>das</strong> D<strong>es</strong>ign der Modelle.<br />
Welche Kunden werden direkt von<br />
der Zentrale aus betreut?<br />
n In der Regel ist der Händler der<br />
Ansprechpartner für Gewerbebetriebe.<br />
Wir sprechen einzig überregionale<br />
Grossunternehmen direkt an.<br />
Dazu gehören die Armee oder die<br />
Bund<strong>es</strong>verwaltung auf der einen und<br />
internationale Firmen mit mehreren<br />
Standorten in der Schweiz auf der<br />
andern Seite.<br />
Wie ist der Modellmix in den<br />
Flotten?<br />
n Im Vordergrund stehen die Modellreihen<br />
S/V60 und V70, wobei die modernen<br />
Kombis b<strong>es</strong>onders g<strong>es</strong>chätzt<br />
werden. Aber auch für den neuen<br />
Kompaktwagen Volvo V40 b<strong>es</strong>teht ein<br />
gross<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se als Firmenfahrzeug.<br />
Welchen Anteil erreichen Di<strong>es</strong>elmodelle<br />
und Allradfahrzeuge?<br />
n Weil Volvo auf den erwähnten Modellreihen<br />
mehrere Selbstzündervarianten<br />
(D2, D3, D4 und D5) anbietet,<br />
liegt die Quote bei rund 70 Prozent.<br />
Je nach Einsatzart und Kundenpräferenz<br />
ist die bevorzugte Wahl natürlich<br />
unterschiedlich. Wegen der b<strong>es</strong>onderen<br />
Topografie und dem Klima<br />
stellen viele Firmen in der Schweiz<br />
sicher, <strong>das</strong>s ihre Mitarbeiter jederzeit<br />
alle Orte anfahren können. Darum ist<br />
der Anteil an Allradfahrzeugen der<br />
Reihen 60 und 70 erheblich.<br />
Volvo bietet auch b<strong>es</strong>onders ökologische<br />
Fahrzeuge an. Wie reagieren<br />
die Flottenkunden darauf?<br />
n Wir stellen f<strong>es</strong>t, <strong>das</strong>s die Modelle<br />
mit Stopp-Start-Automatik immer<br />
mehr gefragt sind. Deren Motor stellt<br />
an Ampeln und wenn <strong>das</strong> Auto steht<br />
selbständig ab. Und auch neue Technologien<br />
wie Hybrid finden sehr gu-<br />
Mauro Zanello weiss genau, warum<br />
Gewerbler gerne Volvo fahren. Sein<br />
Rezept heisst: Flexibilität in allen Bereichen<br />
d<strong>es</strong> Flotteng<strong>es</strong>chäft<strong>es</strong>.<br />
ten Anklang. So ist die für 2012 (Modelljahr<br />
2013) vorg<strong>es</strong>ehene Produktion<br />
d<strong>es</strong> neuen Volvo V60 Plug-in-Hybrid<br />
bereits ausverkauft. Seine Technik<br />
ist faszinierend, denn ein 215 PS starker<br />
D5-Di<strong>es</strong>elmotor an der Vorderachse<br />
wird von einem drehmomentstarken<br />
Elektromotor, der die Hinterräder<br />
antreibt, unterstützt. Arbeiten beide<br />
Motoren, ergibt sich automatisch Allradantrieb.<br />
Eine Ortschaft kann rein<br />
elektrisch durchfahren werden – lautlos<br />
und emissionsfrei.<br />
Wie sollen Gewerbler vorgehen,<br />
die von Volvo eine Offerte<br />
möchten?<br />
n In der Regel sprechen die Händler<br />
vor Ort die Gewerbebetriebe an. Wir<br />
empfehlen ihnen, nach Branchen<br />
aufgeteilt vorzugehen, also beispielsweise<br />
alle Bauunternehmungen<br />
oder alle Elektriker gemeinsam<br />
anzugehen. So können die Argumente,<br />
welche für die entsprechende<br />
Zielgruppe definiert sind, detaillierter<br />
an die potenziellen Kunden<br />
gebracht werden.<br />
Ab welcher Anzahl Fahrzeuge und<br />
welchem Modellmix sprechen Sie<br />
von einer Flotte?<br />
n Wer sechs oder mehr Fahrzeuge<br />
betreibt, gilt bei uns als Flottenkunde.<br />
Damit sind wir auch für Gewerbebetriebe<br />
b<strong>es</strong>tens gerüstet. Dabei<br />
kann der Mix unter verschiedenen<br />
Volvo-Modellen beliebig <strong>sei</strong>n.<br />
Welche Zusatzdienstleistungen<br />
bieten Sie den Firmen?<br />
n Für inter<strong>es</strong>sierte Unternehmungen<br />
halten wir T<strong>es</strong>twagen aus allen Modellreihen<br />
bereit, die während mehrerer<br />
Tage gefahren werden können.<br />
Wird eine einheitliche B<strong>es</strong>chriftung<br />
oder eine Spezialfarbe gewünscht,<br />
haben wir entsprechende Partner zur<br />
Hand, welche di<strong>es</strong>e Aufgabe übernehmen.<br />
Zudem gehen wir auf jeden<br />
Kundenwunsch flexibel ein und zeigen<br />
auch Finanzierungslösungen auf.<br />
Schon in Kürze werden wir beispielsweise<br />
auch ein hau<strong>sei</strong>gen<strong>es</strong> Full-Service-Leasing<br />
anbieten.<br />
Interview: Roland Hofer
16<br />
WERBUNG<br />
DIE MEDIA-AGENTUR<br />
Ein Dienstleister<br />
für die KMU<br />
Media-Agenturen haben im Schweizer<br />
Werbemarkt grossen Einfluss: Vom<br />
Bruttowerbevolumen (2011: 4,6 Mrd.<br />
CHF, Quelle: Media Focus) wird mehr<br />
als 60% von Media-Agenturen eingekauft.<br />
Nebst preislichen Vorteilen geni<strong>es</strong>st<br />
der Agenturkunde weitere Vorteile,<br />
von der griffigen Mediastrategie<br />
über die wirksame Streuplanung, bis<br />
hin zum Controlling und zur gebündelten<br />
Abrechnung – hier kommt prof<strong>es</strong>sionell<strong>es</strong><br />
und routiniert<strong>es</strong> Handling<br />
zum tragen. Unproduktive und zeitraubende<br />
Tätigkeiten entfallen weitgehend<br />
für den Agenturkunden.<br />
Top Ten der Schweizer<br />
M edia-Agenturen 2010<br />
Die m&m media agentur wurde 1982<br />
gegründet – heute rangiert die m&m<br />
media group unter den Top Ten Mediaagenturen<br />
in der Schweiz. Sie ist <strong>das</strong><br />
grösste unabhängige Agenturunternehmen<br />
auf dem Schweizer Markt.<br />
Die Zusammenarbeit mit einer Media-Agentur<br />
fängt beim Kennenlern-<br />
g<strong>es</strong>präch an – man b<strong>es</strong>pricht und<br />
entwickelt miteinander <strong>das</strong> Mediabriefing.<br />
Darin finden sich die planungsrelevanten<br />
Informationen über<br />
Marktstellung d<strong>es</strong> Produkts, der<br />
kostenloser Wiederholung bis zu signifikanten<br />
Rabatten – einforderte. Unsere<br />
Agentur wurde damals auch mit<br />
«Reklamationsmanagement» charakterisiert.<br />
Und die Werbeagenturen?<br />
n Natürlich machten die Agenturchefs<br />
zunächst die «Faust im Sack»<br />
– <strong>es</strong> kam in der Branche jedoch<br />
schnell zu einer «natürlichen Arbeitsteilung».<br />
Auch bekannte Namen der<br />
Szene wie Advico, Farner, Wirz<br />
mussten sich mehr oder weniger leise<br />
von ihrem Anspruch verabschieden,<br />
Full Service zu bieten. Die Mediaplanung<br />
wurde ja immer komplexer.<br />
Medialeiter, Mediaplaner entstanden<br />
als neue Berufsbilder. Das<br />
Beurteilen ein<strong>es</strong> richtigen Mediamix<br />
wurde beinahe zur Wissenschaft. Ein<br />
Dienstleistung, die anzusprechenden<br />
Zielgruppensegmente, Einzelheiten<br />
zum taktisch gewünschten zeitlichen<br />
Einsatz, Vorstellungen zum Mediamix,<br />
zur geografischen Ausdehnung<br />
der Kampagne mit Schwerpunkten<br />
sowie der Budgetrahmen.<br />
In der Folge nimmt die Agentur mit<br />
geeigneten sekundärstatistischen Daten<br />
und IT-Tools eine Markt- und Zielgruppenanalyse<br />
vor. Aus Erkenntnissen<br />
daraus entsteht eine erste Skizze<br />
der zu empfehlenden Vorgehensweise.<br />
Nun wird die Mediastrategie definiert<br />
und der Mediaplan wird gerechnet.<br />
Der Kunde gibt nun «grün<strong>es</strong> Licht» und<br />
die Agentur kann nach vorgängigen<br />
Endverhandlungen mit den Media-Anbietern<br />
<strong>das</strong> Media Buying vornehmen.<br />
Der an der Kampagne beteiligten Kreativagentur<br />
geht der Produktionsplan<br />
zu. Darin sind die Werbemittel, die<br />
Formate, die Anliefertermine und<br />
-adr<strong>es</strong>sen u.a. aufgeführt.<br />
Die meist laufenden Leistungs- und<br />
Erscheinungskontrollen bilden den Abschluss<br />
der Kampagne. Die Agenturmandate<br />
der m&m media group in<br />
Interview mit dem Agenturgründer und Pionier<br />
Vor 30 Jahren haben Sie die m&m<br />
media agentur gegründet. Was<br />
trieb Sie dazu?<br />
n Wolfgang Mecklenburg: Als Verlagsleiter<br />
der «Weltwoche» und später<br />
als Direktor d<strong>es</strong> Jean-Frey-Verlags <strong>hat</strong>te<br />
ich – auch aufgrund mein<strong>es</strong> Wissens,<br />
<strong>das</strong> ich als Product Manager bei<br />
Unilever Lintas erwerben konnte –<br />
bereits ein für damals modern<strong>es</strong> Anzeigenmarketing<br />
und -Know-how aufgebaut.<br />
Jeder Verlag, der etwas auf<br />
sich hielt, wollte di<strong>es</strong>e Art der Dienstleistung<br />
unbedingt exklusiv für sich<br />
haben. Die Idee d<strong>es</strong> «Seitenwechsels»<br />
entstand in G<strong>es</strong>prächen mit Dr. Beat<br />
Curti. Er ermunterte mich, Werbung<br />
treibenden Firmen <strong>das</strong> anzubieten,<br />
was kreativ orientierte Werbeagenturen<br />
zuwenig oder «mit Links erledigten»:<br />
strategische Mediaplanung, objektive<br />
Streupläne, die zu den Marketingzielen<br />
passten. Dazu Einkaufsverhandlungen,<br />
Disposition, Controlling,<br />
Abrechnung, Reklamationen, Statistiken<br />
…<br />
Wie kam die Idee bei den Verlagsunternehmen,<br />
den Vermarktern an?<br />
n Man war, höflich g<strong>es</strong>agt, zunächst<br />
wenig erbaut über mein Vorhaben.<br />
Meine analytische Vorgehensweise<br />
führte zu Transparenz in der Preisg<strong>es</strong>taltung<br />
und ärgerte die Medienanbieter,<br />
<strong>das</strong>s nunmehr verstärkt leistungsbezogene<br />
Bringschuld <strong>gefordert</strong> war.<br />
Auch waren gewisse Kreise verärgert,<br />
<strong>das</strong>s ich mit meinem rasch wachsenden<br />
Team jede Anzeige nachmass und<br />
mit Mängelrügen bei Nichteinhalten<br />
von Platzierungen oder bei groben<br />
Qualitätsfehlern im Druck für unsere<br />
Kunden zusätzliche Leistungen – von<br />
Wolfgang Mecklenburg<br />
Firmengründer, Unternehmensleiter<br />
verlässlicher Überblick ist heutzutage<br />
nur noch mit prof<strong>es</strong>sionellen Instrumenten,<br />
mit ausgereiften und praxiserprobten<br />
IT-Lösungen möglich.<br />
Und wovon kam die Wertschöpfung<br />
der neuen G<strong>es</strong>chäftsidee?<br />
n Unseren Kunden berechneten wir<br />
Agenturhonorare von zwei bis drei<br />
Prozent. Schon damals konnten wir<br />
ihnen aufzeigen, welche geldwerten<br />
Vorteile in Zusammenarbeit mit einer<br />
Mediaagentur herausschauten. Eine<br />
di<strong>es</strong>bezüglich wichtige Gleisstellung<br />
für die ganze Branche war die Einführung<br />
der Konzernrabattierung, die<br />
von unserer Agentur gewissermassen<br />
in den Markt gedrückt wurde.<br />
Haben Sie Ihre G<strong>es</strong>chäftsidee auch<br />
ins Ausland bringen können?<br />
n Wissen Sie, mein G<strong>es</strong>chäftsmodell<br />
lässt sich nicht schützen. Zunächst<br />
entstanden gleichzeitig oder wenig<br />
später in der Schweiz weitere Mediaagenturen.<br />
Aber auch im benachbarten<br />
Deutschland und in anderen Ländern<br />
Europas tauchten erste Agenturdienstleister<br />
di<strong>es</strong>er Art auf.<br />
Ende der 80er und Anfang 90er Jahre<br />
gründeten internationale Mediaagentur-Gruppen<br />
erste Niederlassungen<br />
auch in der Schweiz.<br />
Wir gingen den umgekehrten Weg<br />
und gründeten eigene G<strong>es</strong>ellschaften<br />
in Deutschland, in Paris, später in<br />
Ungarn, erwarben in Holland eine<br />
Agentur und gingen Kooperationen<br />
ein mit Agenturen in Österreich und<br />
in Belgien. Daher unser Ruf, wir <strong>sei</strong>en<br />
die einzige Mediaagenturgruppe<br />
mit Hauptsitz in der Schweiz und mit<br />
Niederlassungen im Ausland.<br />
Europa reichen vom Automobilmarkt<br />
über Hausgeräte, Detailhandel, Fachmärkte,<br />
Textileinzelhandel, Banken<br />
und Versicherungen bis Kunst & Kultur.<br />
Die m&m media group ist auch im europäischen<br />
Ausland tätig – durch die<br />
Beteiligung an Mediakeys verfügt die<br />
Gruppe über einen Netzwerkhub nach<br />
Übersee.<br />
Zwei Kompetenzzentren<br />
Ausgelöst durch spezifische Kundenbedürfnisse,<br />
aber auch durch die notwendige<br />
Spezialisierung, sind in der<br />
m&m media group zwei Kompetenzzentren<br />
entstanden: Mit dem mediamanager<br />
entstand 2008 <strong>das</strong> agentureigene<br />
IT-g<strong>es</strong>tützte Tool für Handelsmarketing.<br />
Parallel dazu stieg die Agenturgruppe<br />
mit m&m interactive media in die<br />
Domäne der Online- und Interactive<br />
Media ein.<br />
Der mediamanager entstand für die<br />
Automobilbranche – der Importeur<br />
störte sich daran, <strong>das</strong>s er für die individuelle<br />
Händlerwerbung wenig bis<br />
keine Kontrollmöglichkeit <strong>hat</strong>te, <strong>sei</strong>ne<br />
Corporate Identity oder <strong>sei</strong>n Corporate<br />
D<strong>es</strong>ign durchzusetzen. Die Vielzahl<br />
der verschiedenen Werbeauftritte der<br />
Vertrags-Garagen und -Werkstätten<br />
li<strong>es</strong>s einen roten Faden vermissen.<br />
Überdi<strong>es</strong> li<strong>es</strong>sen sich die Mitteleinsätze<br />
weder koordinieren noch verfolgen<br />
noch aufzeichnen.<br />
Mit dem mediamanager steht nun<br />
ein Instrument zur Verfügung, <strong>das</strong> mit<br />
all di<strong>es</strong>en Defiziten aufräumte. Und<br />
erst noch geldwerte Vorteile mit sich<br />
brachte, da die individuellen Händler-<br />
Werbeeinsätze zusammengeführt<br />
werden können, was zu höherer Rabattierung<br />
führte. Technisch wird <strong>das</strong><br />
Instrument über eine passwortg<strong>es</strong>chützte<br />
Online-Plattform betrieben.<br />
Inzwischen profitieren weitere Branchen<br />
und Kunden vom mediamanager:<br />
Nebst Toyota, Subaru, Mitsubishi,<br />
Lexus, Jaguar, Land Rover, Hyundai<br />
und Volkswagen wickeln auch<br />
Miele und Velux Handelsmarketing-<br />
Aktivitäten darüber. Auf der Plattform<br />
sind jährlich über 30 000 elektronische<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
Fabio De Maria<br />
Leiter mediamanager<br />
Vorlagen abrufbar. Und über 7000 Inserate<br />
werden pro Jahr via mediamanager<br />
disponiert und abgerechnet.<br />
Das Onlineportal verfügt über vier<br />
Module: Web2Print, Shop & Downloads,<br />
Reporting, Kommunikation.<br />
Robert Letsch<br />
Leiter m&m interactive media<br />
m&m interactive media wurde 2007<br />
als Dienstleistungsabteilung ins<br />
L eben gerufen. Damit wurde dem<br />
wachsenden Bedürfnis b<strong>es</strong>tehender<br />
und neuer Kunden engegengekommen,<br />
die ‹neuen Medien› wie webbasierte<br />
Werbeformen, Mobile, S ocial<br />
Media usf. im Sinne allumfassender<br />
crossmedialer Kommunikationsmassnahmen<br />
abdecken zu können.<br />
In der Zwischenzeit ist ein<strong>es</strong> der<br />
Hauptmerkmale di<strong>es</strong><strong>es</strong> Sektors, <strong>das</strong>s<br />
sich die Technologien und die daraus<br />
r<strong>es</strong>ultierenden Angebote immer<br />
wieder verändern – einige sind auch<br />
wieder verschwunden.<br />
Mit dem Kompetenzzentrum m&m<br />
interactive media leben wir den<br />
A nspruch, auf der «Media-Überholspur»<br />
zu leben – gleichzeitig werden<br />
hier Strategien, Planungen, die<br />
P reisverhandlungen, <strong>das</strong> Mediabuying<br />
vorgenommen – einfach mit<br />
e twas anderen ‹Spielregeln› als bei<br />
den ‹Offlinemedien›. Gerade bei d en<br />
Onlinemedien ist – dank eigenem<br />
Adserver – ein b<strong>es</strong>onders effizient<strong>es</strong><br />
Optimieren und auch Controlling der<br />
Kampagnen möglich.<br />
Luigi G. Baretella<br />
G<strong>es</strong>chäftsführer m&m media agentur<br />
KONTAKTADRESSE<br />
m&m media agentur ag<br />
Industri<strong>es</strong>trasse 54<br />
8152 Glattbrugg<br />
Telefon 044 809 9111<br />
www.mm-media.ch<br />
Das Tag<strong>es</strong>g<strong>es</strong>chäft von Media-Agenturen ist die Erstellung von Mediaplänen. Das<br />
heisst, sie sprechen Empfehlungen über notwendige Werbeinv<strong>es</strong>titionen aus sowie<br />
über die zeitlich und geographisch optimale Platzierung von Anzeigen, Radio- und<br />
Fernsehspots und anderer Werbeformate. Je nach Projekt steht dabei zu Beginn eine<br />
Zielgruppen- und Wettbewerbsanalyse, um <strong>das</strong> optimale Werbeumfeld zu ermitteln.<br />
Weiter wird der Mediamix, die Aufteilung der Werbemassnahmen auf verschiedene<br />
Werbeträger ermittelt. Media-Agenturen wickeln auch die Anzeigenbuchung ab. Sie<br />
verhandeln mit Werbeträgern über Preise, Leistungen, Rabatte, Sonderkonditionen und<br />
buchen für den Kunden bei den Medien ein (Mediabuying). Traditionell steht den<br />
Mediaagenturen die BK (Beraterkommission) zu (5–15% vom Anzeigennetto), di<strong>es</strong>e<br />
wird an den Kunden weitergegeben. Die Mediaagentur berechnet ihren Kunden ein<br />
Honorar, <strong>das</strong> tiefer ausfällt als die Summe aller Einsparungen.
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FINANZEN 17<br />
FLOTTENMANAGEMENT – Viele Schweizer KMU benötigen Motorfahrzeuge zur Ausführung ihrer G<strong>es</strong>chäftstätigkeit. Unternehmen,<br />
die ihre Fahrzeuge nicht aus Eigenmitteln finanzieren, sondern leasen, bezahlen nur noch für die Nutzung.<br />
Mobil bleiben und die<br />
Liquidität schonen<br />
Firmenfahrzeuge für Aussendienstmitarbeiter,<br />
Lieferwagen für den<br />
Transport von Material, Kleinbusse<br />
für die Beförderung von Personen<br />
oder repräsentative Personenwagen:<br />
Für Schweizer KMU aus den unter-<br />
schiedlichsten Branchen sind Motorfahrzeuge<br />
ein unverzichtbar<strong>es</strong><br />
Arbeitsinstrument. Wer Fahrzeuge<br />
jedoch selber finanziert, bindet Liquidität,<br />
die möglicherweise weit<br />
sinnvoller eing<strong>es</strong>etzt werden könn-<br />
«Wir schätzen die<br />
Transparenz»<br />
Die in den Bereichen Bauspenglerei,<br />
Blechbearbeitung und Gartenbau tätige<br />
Schoop-Gruppe aus Baden-Dättwil<br />
setzt für mehr als die Hälfte der<br />
70 Fahrzeuge ihrer Flotte auf eine<br />
Leasingfinanzierung der Credit<br />
S uisse. Finanzchef Tobias Knecht<br />
schätzt dabei vor allem die transparenten<br />
Kosten und die für g<strong>es</strong>chäftsnähere<br />
Inv<strong>es</strong>ti tionen freig<strong>es</strong>etzten<br />
Eigenmittel.<br />
Herr Knecht, in welchen Bereichen<br />
ist die SchoopGruppe tätig?<br />
n Tobias Knecht: Schoop wurde 1955<br />
als Bauspenglerei gegründet und<br />
1985 mit einer Gartenbauabteilung<br />
ergänzt. Mit rund 160 Mitarbeitenden<br />
– davon 25 Lernenden – bieten wir<br />
Architekten, Planern, Bauherren oder<br />
Liegenschaftenverwaltungen möglichst<br />
viele Arbeitsgattungen im Baunebengewerbe<br />
sowie die Herstellung<br />
von Spenglerhalbfabrikaten bequem<br />
aus einer Hand an.<br />
Wie zentral ist die Mobilität für<br />
<strong>das</strong> Unternehmen?<br />
n Die Mobilität ist ein Schlüsselfaktor,<br />
damit wir unsere Aufträge ausführen<br />
können, da wir Mitarbeitende<br />
und Material zu den Baustellen transportieren<br />
müssen. Zu di<strong>es</strong>em Zweck<br />
verfügen wir über rund 70 b<strong>es</strong>chriftete<br />
Firmenfahrzeuge – darunter etwa<br />
50 Lieferwagen für den Materialtransport.<br />
Warum haben Sie sich<br />
für eine Leasingfinanzierung<br />
entschieden?<br />
n Im Jahr 2005 stand eine grössere Ersatzb<strong>es</strong>chaffung<br />
von rund 20 Fahrzeugen<br />
unserer Flotte an. Gleichzeitig<br />
mussten wir aber auch Inv<strong>es</strong>titionen<br />
in den Maschinenpark tätigen. D<strong>es</strong>halb<br />
haben wir uns für ein Fahrzeugleasing<br />
entschieden und di<strong>es</strong>e Finanzierungsvariante<br />
für unsere Flotte <strong>sei</strong>ther stetig<br />
ausgebaut. Aktuell finanzieren wir<br />
über 30 Fahrzeuge auf di<strong>es</strong>e Weise.<br />
Tobias Knecht, Leiter Verwaltung und Finanzen, Schoop + Co. AG.<br />
te – etwa für die B<strong>es</strong>chäftigung von<br />
Fachkräften oder die Entwicklung<br />
von neuen Produkten oder Dienstleistungen.<br />
Eine Alternative zur Eigenfinanzierung<br />
stellt <strong>das</strong> Fahrzeugleasing<br />
dar. Das Eigentum am ge-<br />
Welche Vorteile bringt Ihnen di<strong>es</strong>e<br />
Lösung?<br />
n Wichtig ist die Kostenstransparenz.<br />
So wissen wir über die g<strong>es</strong>amte Leasingdauer<br />
hinweg immer, wie viel<br />
uns <strong>das</strong> Fahrzeug pro Monat kostet.<br />
Hinzu kommt, <strong>das</strong>s wir unsere Eigenmittel<br />
nicht für den Erwerb von<br />
Fahrzeugen einsetzen müssen. Bei<br />
mehreren Dutzend Lieferwagen sind<br />
<strong>das</strong> hohe Beträge, die so für Inv<strong>es</strong>titionen<br />
ins Kerng<strong>es</strong>chäft freig<strong>es</strong>etzt<br />
werden.<br />
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit<br />
mit der Credit Suisse?<br />
n Ich empfinde sie als sehr gut. Vor<br />
allem die Rahmenlimite ist ein<br />
nützlich<strong>es</strong> Instrument. Die Abwicklung<br />
ein<strong>es</strong> Fahrzeugkaufs mit verschiedenen<br />
Garagisten g<strong>es</strong>taltet<br />
sich schnell und unkompliziert. So<br />
kommen wir rasch zu denjenigen<br />
Fahrzeugen, die wir für unser G<strong>es</strong>chäft<br />
brauchen.<br />
leasten Fahrzeug verbleibt beim<br />
Leasinggeber – beispielsweise einer<br />
Bank. D<strong>es</strong>halb sind in der Regel keine<br />
weiteren Sicherheiten notwendig.<br />
Das Unternehmen bezahlt lediglich<br />
eine während der g<strong>es</strong>amten<br />
Laufzeit fixe Gebühr für die Nutzung.<br />
Neben der Schonung der eigenen<br />
Liquidität <strong>hat</strong> di<strong>es</strong> vor allem<br />
auch transparente und budgetierbare<br />
Kosten zur Folge.<br />
Rahmenlimite oder Einzelleasingvertrag<br />
Für eine Leasingfinanzierung kommt<br />
nahezu jeder Fahrzeugtyp in Frage<br />
– vom verbrauchsarmen Kleinwagen<br />
bis zum LKW. In Abhängigkeit von<br />
Alter, Kilometerstand und Laufzeit<br />
können auch Occasionen geleast werden.<br />
Die Credit Suisse verfügt über<br />
umfassende Dienstleistungen, die ein<br />
Leasing einfach und unkompliziert<br />
g<strong>es</strong>talten. Firmenkunden der Bank<br />
können mit ihrem Berater eine Rahmenlimite<br />
für die künftige B<strong>es</strong>chaffung<br />
von Fahrzeugen vereinbaren.<br />
Werden die Fahrzeuge benötigt, kann<br />
der Unternehmer di<strong>es</strong>e im Garagenbetrieb<br />
<strong>sei</strong>ner Wahl erwerben. Der<br />
Kaufpreis wird von der Bank beglichen.<br />
Unternehmen ohne Rahmenlimite<br />
können unbürokratisch einen<br />
Einzelleasingvertrag beantragen.<br />
Die Höhe der Leasingrate<br />
mitb<strong>es</strong>timmen<br />
Angeboten werden sowohl die Voll-<br />
als auch die Teilamortisation der<br />
Fahrzeuge. Im ersten Fall entspricht<br />
der Kaufpreis der Höhe d<strong>es</strong> Leasingvertrags.<br />
Bei einem Personenwagen<br />
im Wert von 60 000 Franken ergibt<br />
di<strong>es</strong> bei einer Laufzeit von fünf Jahren<br />
eine monatliche Amortisation<br />
von rund 1000 Franken. Die Kilometerzahl<br />
ist unb<strong>es</strong>chränkt, und <strong>das</strong><br />
Unternehmen ist vollkommen frei in<br />
der Nutzung d<strong>es</strong> Fahrzeugs. Bei der<br />
Teilamortisation wird lediglich ein<br />
Teil d<strong>es</strong> Kaufpreis<strong>es</strong> amortisiert, da<br />
sich der Garagist zur Garantie ein<strong>es</strong><br />
R<strong>es</strong>twerts abhängig von Kilometerzahl<br />
und Laufzeit verpflichtet. Bei<br />
obengenanntem Preisbeispiel, einem<br />
garantierten R<strong>es</strong>twert von 20 000<br />
Franken und einer Laufzeit von fünf<br />
Jahren würde der monatliche Amortisationsteil<br />
rund 650 Franken betragen.<br />
Dem Vorteil der tieferen monatlichen<br />
Belastung steht hier jedoch<br />
die aufgrund der Kilometerb<strong>es</strong>chränkung<br />
limitierte Nutzung gegenüber.<br />
Eine Teilamortisation empfiehlt sich<br />
somit in erster Linie für Unternehmen,<br />
die eine klare Vorstellung vom<br />
Einsatzzweck d<strong>es</strong> Fahrzeugs haben<br />
und ihren Cashflow so wenig wie<br />
möglich belasten wollen.<br />
IHRE VORTEILE<br />
In der Praxis entspricht die zu zahlende<br />
monatliche Rate der Summe<br />
d<strong>es</strong> Amortisationsteils und d<strong>es</strong> Zins<strong>es</strong>.<br />
Weil die Zinsen sich auf einem<br />
historischen Tiefstand befinden, können<br />
derzeit sehr günstige Finanzierungen<br />
angeboten werden – übrigens<br />
nicht nur für Fahrzeuge, sondern<br />
auch für weitere Inv<strong>es</strong>titionsgüter<br />
wie etwa Maschinen oder für Immobilien.<br />
Komplett<strong>es</strong> Flottenmanagement<br />
Ein Fahrzeugleasing kann für einen<br />
einzelnen Firmenwagen oder eine<br />
ganze Flotte abg<strong>es</strong>chlossen werden.<br />
Ab einer Flottengrösse von rund<br />
20 Fahrzeugen empfiehlt sich eine<br />
Flottenmanagement-Lösung. Dabei<br />
kümmern sich die Experten der<br />
C redit Suisse neben der Finanzierung<br />
auch um die komplette Bewirtschaftung<br />
der Flotte über den<br />
g anzen Lebenszyklus – von der<br />
E valuation der Fahrzeuge über die<br />
B<strong>es</strong>chaffung, den Betrieb und <strong>das</strong><br />
Schadenmanagement bis zum Wiederverkauf.<br />
Eine solche Lösung setzt<br />
im Unternehmen zusätzlich auch<br />
personelle R<strong>es</strong>sourcen frei, da sich<br />
die Finanzabteilung nicht mehr um<br />
die Verbuchung aller Transaktionen<br />
wie Serviceleistungen, Tankvorgänge,<br />
Versicherungsleistungen oder<br />
Steuern kümmern muss. Als spezialisierter<br />
externer Anbieter kann die<br />
Credit Suisse Fleet Management AG<br />
di<strong>es</strong>e Aufgaben prof<strong>es</strong>sionell und<br />
kosteneffizient bewältigen. Firmenkunden<br />
profitieren ausserdem von<br />
Skaleneffekten, etwa in der Form<br />
von attraktiven Preisen oder Rabatten<br />
beim Einkauf.<br />
Mehrere gute Gründe<br />
Für eine Zusammenarbeit mit der<br />
Credit Suisse gibt <strong>es</strong> unter dem Strich<br />
mehrere gute Gründe. Zum einen ist<br />
die Bank in der Schweiz Marktführerin<br />
für Leasing. Im Gegensatz zu<br />
den an Garagen ang<strong>es</strong>chlossenen<br />
Leasingg<strong>es</strong>ellschaften ist <strong>das</strong> Institut<br />
auch vollkommen unabhängig von<br />
einzelnen Fahrzeugherstellern. Neben<br />
der Finanzierung und dem kompletten<br />
Flottenmanagement kann die<br />
Bank zudem auch individuelle Lösungen<br />
für die g<strong>es</strong>amte Inv<strong>es</strong>titionspalette<br />
aus einer Hand anbieten.<br />
Schli<strong>es</strong>slich ist die Credit Suisse mit<br />
ihrem dichten Filialnetz in der ganzen<br />
Schweiz präsent, wodurch eine<br />
persönliche Betreuung stets gewährleistet<br />
ist.<br />
Christian Rigassi,<br />
Leiter Inv<strong>es</strong>titionsgüterleasing<br />
Schweiz, Credit Suisse AG<br />
n Prof<strong>es</strong>sionell<strong>es</strong> Kosten- und Risikomanagement durch unsere Spezialisten<br />
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BERUFSBILDUNG<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
SCHUHLÖFFEL 2012 – Der Schweizerische Schuhhändler-Verband SSV zeichnete 22 junge Berufsleute für ihre guten Leistungen<br />
aus – ein beachtenswerter Prüfungsjahrgang mit hervorragenden Leistungen.<br />
Zur beruflichen Elite gehören<br />
Mitten im malerischen Emmental,<br />
umgeben von Hügeln, Tälern und<br />
Bauernhöfen, fand die 41. Verleihung<br />
d<strong>es</strong> Goldenen und Silbernen Schuhlöffels<br />
statt. Dabei ehrte die Schweizer<br />
Schuhbranche 22 Lernende, welche<br />
ihre zwei- und dreijährige Grundausbildung<br />
mit der Note 5,3 oder b<strong>es</strong>ser<br />
abg<strong>es</strong>chlossen <strong>hat</strong>ten. Wie <strong>es</strong> <strong>sei</strong>t<br />
rund 25 Jahren Tradition ist, führt der<br />
Schweizerische Schuhhändler-Verband<br />
(SSV) di<strong>es</strong>e Feier jed<strong>es</strong> Jahr an<br />
einem anderen Ort in einem würdigen<br />
Rahmen durch. Auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Mal wurden<br />
die 21 Damen und ein Herr mit<br />
einem spannenden Programm verwöhnt:<br />
Per Car gings nach Siehen ins<br />
Herz d<strong>es</strong> Emmentals. Im Rössliwagen<br />
wurden die jungen Berufsleute danach<br />
auf den Knubel geführt, wo sie<br />
ein fein<strong>es</strong> Drei-Gänge-Menü, gekocht<br />
vom «Hirschen»-Team Eggiwil, erwartete.<br />
Die Gäste wurden in den extra<br />
aufgebauten Gourmettempel vom urchigen<br />
G<strong>es</strong>angstrio Trionettli, <strong>das</strong> mit<br />
<strong>sei</strong>nen lüpfigen Liedern für die musikalische<br />
Würze an di<strong>es</strong>em Nachmittag<br />
sorgte, willkommen geheissen.<br />
Das hügelige Emmental eigne sich<br />
b<strong>es</strong>tens für di<strong>es</strong>e Verleihung, begrüsste<br />
Dieter Spi<strong>es</strong>s, Präsident d<strong>es</strong> SSV,<br />
die 22 Berufsleute und ihre Berufsbildnerinnen<br />
und Angehörigen. Denn<br />
der Hügel stehe symbolisch für den<br />
Gipfel, den die jungen Berufsleute mit<br />
ihrer ausgezeichneten Leistung erreicht<br />
hätten. Die Grundbildung <strong>sei</strong><br />
abwechslungsreich, manchmal sogar<br />
Isabella Keller <strong>hat</strong> <strong>das</strong><br />
Rezept zu einer erfolgreichen<br />
Karriere selbst ausprobiert.<br />
steinig gew<strong>es</strong>en, genauso wie die Wege<br />
in den Tälern d<strong>es</strong> Emmentals. Die<br />
Bauernhöfe verglich er mit dem Lehrbetrieb<br />
und der Berufsfachschule, wo<br />
sich die Lernenden stärken und orientieren<br />
konnten. «Sie dürfen auf ihre<br />
herausragenden Leistungen stolz<br />
<strong>sei</strong>n. Fleiss, Ausdauer und Freude<br />
während der Grundausbildung haben<br />
sich gelohnt. Sie stehen heute oben<br />
auf dem Hügel und können Ihre Zukunft<br />
aktiv mitg<strong>es</strong>talten. Tun Sie di<strong>es</strong><br />
aber auch», lobte Spi<strong>es</strong>s die zukünftigen<br />
Schuhfachfrauen beziehungsweise<br />
den Schuhfachmann.<br />
RANGLISTE<br />
Goldener Schuhlöffel:<br />
Detailhandelsfachleute<br />
Note 5,9: Noémie Chaboudez (Vögele<br />
Sho<strong>es</strong>), La Chaux-de-Fonds.<br />
Note 5,8: Heidi Bürki (Schuhhaus<br />
Walder AG), Thun<br />
Note 5,6: Claire-Elise Wyss (Dosenbach-Ochsner<br />
AG), Arvy.<br />
Note 5,5: Yolanda Matti (Vögele<br />
Sho<strong>es</strong>), Steinhausen.<br />
Note 5,4: Mimoza B<strong>es</strong>hiraj (Bata<br />
Schuh AG), Grancia, Arben Rekanovic<br />
(Schuhhaus Walder AG), Zürich.<br />
Note 5,3: Melanie Brunner (Schuhhaus<br />
Walder AG), Arbon; Eliane Epp (Tschümperlin<br />
Schuhe), Altdorf; Deborah Gander<br />
(Schuhhaus Romang), Gstaad; Joana<br />
Gasser (Dosenbach-Ochsner AG), Basel;<br />
Manuela Giger (Schuhhaus Walder AG),<br />
Luzern; Dünya Kiliç (Schuhhaus Emch),<br />
Gute Fachkräfte sind g<strong>es</strong>ucht<br />
Den Zentralpräsidenten freute <strong>es</strong> b<strong>es</strong>onders,<br />
<strong>das</strong>s er im Vergleich zum letzten<br />
Jahr wieder mehr Lernenden einen<br />
Goldenen oder Silbernen Schuhlöffel<br />
überreichen durfte. Bei einem Vergleich<br />
<strong>sei</strong>t der Einführung der Grundbildung<br />
2005 <strong>sei</strong> der Prüfungsjahrgang<br />
2012 beachtenswert. «Wir stellen allgemein<br />
f<strong>es</strong>t, <strong>das</strong>s die Lernenden wieder<br />
mit mehr Elan und Wille ins Be-<br />
Deitingen; Carissa Kistler (Schuhhaus<br />
K<strong>es</strong>sler), Siebnen; Amanda Lobsiger<br />
(Vögele Sho<strong>es</strong>), Emmenbrücke; Miriam<br />
Montanari (Schuh & Orthopädie Lerch),<br />
Olten; Ramona Schürch (Schuhaus<br />
Imgrüth), Luzern; Jsabella Weber (Schuhhaus<br />
Imgrüth AG), Luzern; Vildana Zukic<br />
(Tiefenbacher AG), Reinach; Daniela<br />
Zurbuchen (Botty Schuhe), Weinfelden.<br />
Silberner Schuhlöffel:<br />
Detailhandelsassistentinnen<br />
Note 5,6: Severine Gisin (Spi<strong>es</strong>s<br />
Schuhe Freizeit Lif<strong>es</strong>tyle), Gelterkinden<br />
Note 5,5: Stefanie Ristori (Fricker<br />
Sho<strong>es</strong>), Chur.<br />
Note 5,4: Sandra Blaser (Vögele<br />
Sho<strong>es</strong>), Laufen.<br />
Note 5,3: Elvira Murati (Bata Schuh<br />
AG), Thun.
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 BERUFSBILDUNG 19<br />
21 Damen und ein Herr konnten mitten im Herzen d<strong>es</strong> Emmentals ihre verdienten Lorbeeren in Form ein<strong>es</strong> Goldenen oder Silbernen<br />
Schuhlöffels entgegennehmen.<br />
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rufsleben einsteigen und grosse Leistungsbereitschaft<br />
und Inter<strong>es</strong>se zeigen»,<br />
so Spi<strong>es</strong>s. Der Schweizerische<br />
Schuhhändler-Verband unternehme<br />
all<strong>es</strong>, damit di<strong>es</strong>er Beruf attraktiv und<br />
zukunftsorientiert bleibe.<br />
Isabella Keller jedenfalls bereute <strong>es</strong><br />
nicht, di<strong>es</strong>en schönen Beruf ergriffen<br />
zu haben. Die ehemalige Empfängerin<br />
d<strong>es</strong> Goldenen Schuhlöffels wurde<br />
di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr als sogenannter «Special<br />
Gu<strong>es</strong>t» eingeladen. Die junge Berufsfrau<br />
erzählte eindrücklich von ihren<br />
Erfahrungen nach der Grundbildung<br />
und skizzierte weitere mögliche Karrierenschritte<br />
auf. Detailhandelsspezialistin,<br />
Filialleiterin in einem Grossunternehmen,<br />
Expertin und Chefexpertin<br />
beim SSV und schli<strong>es</strong>slich<br />
Einkaufsassistentin im Bereich Kinder-<br />
und Sportschuhe – so g<strong>es</strong>taltet<br />
sich der bisherige Werdegang der jungen<br />
Berufsfrau, die sich momentan<br />
zur Detailhandelsmanagerin ausbilden<br />
lässt. «Die Weiterbildung ist für<br />
mich eine permanente Aufgabe, die<br />
zum Erfolg führt. Zudem sind gute<br />
Fachkräfte g<strong>es</strong>ucht», strich sie hervor<br />
und gab ihren Berufskolleginnen<br />
und -kollegen noch ein ganz speziel-<br />
l<strong>es</strong> Rezept mit auf den Berufsweg:<br />
«Nehmen Sie eine g<strong>es</strong>unde Portion<br />
Engagement, einen Kaffeelöffel Motivation<br />
und eine M<strong>es</strong>serspitze<br />
Durchhaltewillen, und ihre Zukunft<br />
ist mit Sicherheit gebacken.»<br />
Insg<strong>es</strong>amt 374 Kandidatinnen<br />
und Kandidaten<br />
Max Blattner, Präsident der Berufsbildungskommission<br />
d<strong>es</strong> SSV, machte<br />
bei <strong>sei</strong>ner Rede einen kurzen Abstecher<br />
in die heutige Schuhkultur<br />
und schlug dabei den Bogen von der<br />
Fussbekleidung in der ganzen Welt<br />
bis zur Grundbildung, die dauernd<br />
verb<strong>es</strong>sert werde und sich zu einer<br />
praxisnahen Grundbildung entwickelt<br />
habe. Insg<strong>es</strong>amt haben di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />
Jahr 374 Kandidatinnen und Kandidaten<br />
die 2-jährige und 3-jährige<br />
Grundbildung abg<strong>es</strong>chlossen. Von<br />
95 Detailhandels-Assistentinnen und<br />
6 Detailhandels-Assistenten haben<br />
vier Kandidatinnen die Note 5,3 und<br />
b<strong>es</strong>ser erreicht und erhalten den Silbernen<br />
Schuhlöffel. Von 279 Detailhandelsfachfrauen<br />
und 12 Detailhandelsfachmännern<br />
haben 18 Kandidatinnen<br />
und ein Kandidat die No-<br />
te 5,3 und b<strong>es</strong>ser erreicht und sich<br />
somit den Goldenen Schuhlöffel verdient.<br />
Schweizer Meisterin aus<br />
der Romandie<br />
Die di<strong>es</strong>jährige Schweizer Meisterin<br />
der Detailhandels-Fachleute kommt<br />
aus der Romandie. Noémie Chaboudez<br />
von Vögele Sho<strong>es</strong> aus La Chauxde-Fonds<br />
<strong>hat</strong> die hervorragende Note<br />
von 5,9 erzielt. Bei den Detailhandels-Assistentinnen<br />
erzielte Severine<br />
Gisin von Spi<strong>es</strong>s Schuhe Freizeit Lif<strong>es</strong>tyle<br />
aus Gelterkinden (eine Lernende<br />
aus dem G<strong>es</strong>chäft d<strong>es</strong> Zentralpräsidenten)<br />
die Note 5,6. Beide Frauen<br />
scheinen <strong>das</strong> Berufsrezept von Isabella<br />
Keller begriffen zu haben und<br />
möchten <strong>es</strong> künftig auch umsetzen.<br />
Das Lernen <strong>hat</strong> beiden einfach gefallen,<br />
dennoch waren sie überrascht<br />
über di<strong>es</strong>e B<strong>es</strong>tleistung, die ihnen<br />
neben einem Goldenen bzw. Silbernen<br />
Schuhlöffel auch viel Mut und<br />
Selbstbewusst<strong>sei</strong>n einbringt. «Ich habe<br />
schon eine Grundbildung abgebrochen,<br />
di<strong>es</strong><strong>es</strong> Mal musste <strong>es</strong> klappen.<br />
Künftig will ich mich noch weiterbilden»,<br />
so Severine Gisin. Auch<br />
SSV-Präsident Dieter Spi<strong>es</strong>s freute sich über den beachtenswerten Prüfungsjahrgang<br />
2012.<br />
für Arben Rekanovic vom Schuhhaus<br />
Walder in Zürich, der als einziger<br />
Mann ausgezeichnet wurde, ist Weiterbildung<br />
ang<strong>es</strong>agt: «Di<strong>es</strong> ist eine<br />
gute Basis, um mich in der Modebranche<br />
weiterzuentwickeln.»<br />
Die mit viel Liebe zum Detail g<strong>es</strong>taltete<br />
Verleihung ging nicht wie geplant<br />
DAS KURZE INTERVIEW:<br />
Mit Dieter Spi<strong>es</strong>s, Zentralpräsident<br />
d<strong>es</strong> Schweizerischen Schuhhändler-<br />
Verband<strong>es</strong> SSV:<br />
Gewerbezeitung: Was ist die grösste<br />
Herausforderung für den Schweizerischen<br />
Schuhhändler-Verband?<br />
n Dieter Spi<strong>es</strong>s: Eine grosse Herausforderung<br />
ist sicher, <strong>das</strong>s der Handel<br />
rechtzeitig die richtige Ware zum<br />
richtigen Preis geliefert bekommt.<br />
Di<strong>es</strong> ist aufgrund der Thematik<br />
d<strong>es</strong> starken Frankens nicht immer<br />
einfach.<br />
Wie beliebt ist der Beruf der Schuhhändlerin<br />
bei den Schulabgängerinnen<br />
und Schulabgängern?<br />
auf dem Aussichtspunkt mitten im<br />
Grünen, sondern unter den schützenden<br />
Regenschirmen über die Bühne.<br />
Doch di<strong>es</strong> tat ihr keinen Abbruch.<br />
Freud<strong>es</strong>trahlen nahmen die Kandidatinnen<br />
und der Kandidat ihre Auszeichnung<br />
mit Blumenstrauss in<br />
Empfang. Corinne Remund<br />
n Dank unseren permanenten Anstrengungen,<br />
di<strong>es</strong>en Beruf attraktiv zu<br />
g<strong>es</strong>talten, haben wir immer genügend<br />
Lernende.<br />
Wie sieht eine zeitgerechte Grundbildung<br />
aus?<br />
n Wir haben eine solide 3-jährige<br />
Grundbildung, wobei wir <strong>das</strong> Augenmerk<br />
verstärkt auf die Fachkompetenz<br />
richten. Sehr bewährt haben sich die<br />
überbetrieblichen Kurse in Eggiwil, welche<br />
in Form ein<strong>es</strong> Internatsbetrieb<strong>es</strong><br />
abgehalten werden. Dabei kommen<br />
auch die sozialen Aspekte zum Zug<br />
und die Lernenden tauschen sich aus,<br />
können sich vernetzen und gegen<strong>sei</strong>tig<br />
fördern.<br />
Interview: CR
20<br />
FINANZEN<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
ÜBERNATIONALE STRUKTUREN – Unser Land als föderalistischer Bund<strong>es</strong>staat einzelner Kantone wird gern als Modell für eine politische<br />
– und damit auch fiskalische – Union in der Eurozone oder gar der g<strong>es</strong>amten EU angepri<strong>es</strong>en. Realität oder Hirng<strong>es</strong>pinst?<br />
Die Schweiz als Modell für Europa?<br />
Die Schweiz ist ein stark dezentralisierter<br />
Bund<strong>es</strong>staat, der zahlreiche Regierungsfunktionen<br />
an die Kantone<br />
und Gemeinden delegiert bzw. in deren<br />
Verantwortungsbereich belassen<br />
<strong>hat</strong>. Die Kantone sind für Bildung,<br />
Transport, Energieversorgung und Polizeiw<strong>es</strong>en<br />
weitgehend selbst verantwortlich.<br />
Die damit einhergehenden<br />
Infrastrukturinv<strong>es</strong>titionen und Unterhaltskosten<br />
fallen ebenfalls in hohem<br />
Mass in die Verantwortung der Kantone<br />
oder Gemeinden. Deren funktionale<br />
Bedeutung ist auch an ihrer<br />
wichtigen Rolle für die Finanzen der<br />
öffentlichen Hand abl<strong>es</strong>bar. So belaufen<br />
sich die Einnahmen der Kantone<br />
auf rund 13 Prozent d<strong>es</strong> Bruttoinlandprodukts<br />
(BIP), jene der Gemeinden<br />
auf rund sieben Prozent. Die Einnahmen<br />
d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong> entsprechen lediglich<br />
etwas mehr als 10 Prozent d<strong>es</strong> BIP.<br />
Unter Berücksichtigung der Sozialversicherung<strong>sei</strong>nnahmen<br />
(ein bund<strong>es</strong>staatlich<strong>es</strong><br />
Programm, <strong>das</strong> von den<br />
Kantonen verwaltet wird), die sich<br />
auf rund 9 Prozent d<strong>es</strong> BIP belaufen,<br />
betragen die bund<strong>es</strong>staatlichen Einnahmen<br />
allerdings rund die Hälfte<br />
aller Einnahmen der öffentlichen<br />
Hand. Im Vergleich dazu entspricht<br />
der aktuelle EU-Haushalt nur gerade<br />
einem Prozent d<strong>es</strong> BIP der Union.<br />
Kleiner Ausgleichmechanismus<br />
Obschon die Schweiz <strong>sei</strong>t der Annahme<br />
der ersten Bund<strong>es</strong>verfassung von<br />
1848 ein geeinter Staat ist, scheint<br />
die Solidarität zwischen den einzelnen<br />
Kantonen bemerkenswert limitiert<br />
zu <strong>sei</strong>n. Mit dem Finanzausgleich<br />
b<strong>es</strong>teht zwar ein formeller<br />
Ausgleichmechanismus, der die<br />
«strukturellen Unterschiede» zwischen<br />
den Kantonen glätten soll.<br />
2012 werden acht von 26 Kantonen<br />
Netto-Beitragszahler. Allerdings belaufen<br />
sich solche horizontalen<br />
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Transfers nur gerade auf 0.3 Prozent<br />
d<strong>es</strong> BIP bzw. 1,6 Milliarden Franken!<br />
Obwohl der aktuelle Finanzausgleich<br />
damit betragsmässig äusserst b<strong>es</strong>cheiden<br />
ist, erforderte <strong>sei</strong>ne Umsetzung<br />
rund 15 Jahre. Das System wurde<br />
2008 eingeführt, 17 Jahre nach<br />
dem Beginn der Reform. Kurz g<strong>es</strong>agt:<br />
Die Mitglieder d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>staats<br />
Schweiz machen sich untereinander<br />
keine G<strong>es</strong>chenke.<br />
Darüber hinaus ist der Steuerwettbewerb<br />
zwischen den Kantonen ziemlich<br />
intensiv. Er kommt in der Behandlung<br />
der Privathaushalte und<br />
der Unternehmen zum Ausdruck. Die<br />
Einkommenssteuer-Grenzsätze für<br />
ein Ehepaar mit einem Einkommen<br />
von 100 000 Franken reichen von<br />
rund 18 Prozent im Kanton Zug bis<br />
zu rund 34 Prozent im Kanton Genf.<br />
Die Gemeind<strong>es</strong>teuern variieren ebenfalls<br />
substanziell. Die Kantone stehen<br />
auch hinsichtlich der Unternehmenssteuern<br />
und der Erbschaftssteuern<br />
sowie spezieller Steuerpauschalen<br />
für wohlhabende Ausländer miteinander<br />
in Konkurrenz.<br />
Der Fall Leukerbad<br />
Rund 50 Prozent der Schulden der<br />
öffentlichen Hand gehen auf <strong>das</strong><br />
Der Fortb<strong>es</strong>tand d<strong>es</strong> Euros hängt von Reformen ab, die von den Politikern in Brüssel und den Finanzexperten der Europäischen<br />
Zentralbank in Fran<strong>kf</strong>urt (Bild) umg<strong>es</strong>etzt werden. Dabei könnte die Schweiz durchaus als Vorbild dienen.<br />
Konto d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>staats, während<br />
die Kantone und Gemeinden für jeweils<br />
rund 25 Prozent verantwortlich<br />
zeichnen. Der Umfang der kantonalen<br />
Schulden ist zwar ziemlich<br />
b<strong>es</strong>chränkt, auf g<strong>es</strong>amtstaatli-<br />
cher Ebene gibt <strong>es</strong> aber (trotzdem)<br />
keine expliziten Garantien für<br />
Schulden auf kantonaler oder lokaler<br />
Regierungsebene. Weder die Verfassung<br />
noch <strong>das</strong> G<strong>es</strong>etz sehen eine<br />
derartige Garantie für Verbindlichkeiten<br />
vor.<br />
Ind<strong>es</strong>sen ist bisher noch nie ein<br />
Kanton Konkurs gegangen, w<strong>es</strong>halb<br />
<strong>es</strong> keinen Präzedenzfall für die etwaige<br />
Anwendung einer Nichtbeistandsklausel<br />
(«no bailout») gibt.<br />
Allerdings legt der Konkurs der Gemeinde<br />
Leukerbad im Jahr 1998 den<br />
Schluss nahe, <strong>das</strong>s kein Beistand<br />
geleistet würde. Als di<strong>es</strong>e Gemeinde<br />
ihrem Schuldendienst nicht mehr<br />
nachkommen konnte, urteilte <strong>das</strong><br />
Bund<strong>es</strong>gericht, <strong>das</strong>s der Kanton in<br />
keiner Weise für die von Leukerbad<br />
angehäuften Schulden verantwortlich<br />
<strong>sei</strong>. Auf di<strong>es</strong>er Basis liegt der<br />
Schluss nahe, <strong>das</strong>s der Bund sehr<br />
wahrscheinlich nicht für Kantonsschulden<br />
haftbar wäre.<br />
Subventionen fli<strong>es</strong>sen<br />
Ang<strong>es</strong>ichts der scheinbar kaum<br />
existierenden Solidarität und d<strong>es</strong><br />
intensiven Steuerwettbewerbs zwischen<br />
den Kantonen mag die F<strong>es</strong>tstellung,<br />
<strong>das</strong>s die Transfermechanismen<br />
auf bund<strong>es</strong>staatlicher Ebene<br />
in der Schweiz dennoch ziemlich<br />
hoch entwickelt sind, etwas erstaunen.<br />
Doch <strong>das</strong> bereits erwähnte<br />
Ausgleichssystem zwischen den<br />
Kantonen umfasst auch «vertikale»<br />
Transfers, also Zahlungen vom Bund<br />
an die Kantone. Hierzu gehören beispielsweise<br />
die Subventionen an die<br />
Landwirtschaft. Zusammen mit den<br />
horizontalen Transferzahlungen sollen<br />
di<strong>es</strong>e die Unterschiede zwischen<br />
strukturell starken Kantonen mit höherem<br />
Einnahmenpotenzial und<br />
strukturell schwachen Kantonen<br />
glätten. 2010 beliefen sich die Agrarsubventionen<br />
auf fast 2,9 Milliarden<br />
Franken (0.5 Prozent d<strong>es</strong><br />
BIP). Doch selbst wenn man «horizontale»<br />
und «vertikale» Transfers<br />
aufaddiert, entsprechen sie höchstens<br />
1,5 Prozent d<strong>es</strong> BIP.<br />
Sozialwerke brauchen Geld<br />
Wichtiger noch als Agrarzahlungen<br />
sind möglicherweise Transfers für<br />
zentral finanzierte Sozialversicherungssysteme,<br />
die Zahlungen an arbeitslose,<br />
ältere, kranke oder invalide<br />
Menschen garantieren. Die Sozialwerke<br />
sollten grundsätzlich mit<br />
Beiträgen der Arbeitnehmer und<br />
Unternehmen finanziert werden,<br />
doch Fehlbeträge werden mit allgemeinen<br />
Steuereinnahmen durch<br />
den Bund<strong>es</strong>staat oder die Kantone<br />
gedeckt. 2011 schulterte die Zentralregierung<br />
beispielsweise 40 Pro-<br />
«VORBILD SCHWEIZ»<br />
Mögliche Lehren für die Eurozone<br />
n Die Solidarität zwischen den<br />
Mitgliedern einer auch schon lange<br />
b<strong>es</strong>tehenden Fiskalunion kann sehr<br />
b<strong>es</strong>chränkt <strong>sei</strong>n. Zwischenstaatliche<br />
Transfers können, wie der Fall der<br />
Schweizer Kantone zeigt, relativ zum<br />
BIP extrem klein <strong>sei</strong>n. Die Vereinbarung<br />
solcher Zahlungen erfordert<br />
ind<strong>es</strong> jahrelange Verhandlungen.<br />
n Breiter angelegte Transfersysteme auf<br />
nationaler Ebene scheinen ausser im<br />
Fall einer politischen Union, in der<br />
politische Parteien die Inter<strong>es</strong>sen von<br />
Inter<strong>es</strong>sensgruppen (wie Arbeitnehmenden<br />
oder Rentnern oder Pensionierten)<br />
über <strong>das</strong> g<strong>es</strong>amte Gebiet der Union<br />
hinweg vertreten, ziemlich unwahrscheinlich.<br />
Ein derartig<strong>es</strong> System würde<br />
zudem ein unionweit<strong>es</strong> B<strong>es</strong>teuerungssystem<br />
erfordern. Auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> ist ohne<br />
eine politische Union kaum denkbar.<br />
n Eine gegen<strong>sei</strong>tige Schuldengarantie<br />
zwischen den Mitgliedstaaten ist in<br />
einer föderalistischen Fiskalunion<br />
unwahrscheinlich (ihre Nichtgewährung<br />
kann teilweise zur Haushaltsdisziplin<br />
beitragen). Di<strong>es</strong> weckt Zweifel<br />
hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit<br />
der vorg<strong>es</strong>chlagenen Einführung von<br />
Eurobonds in der Eurozone und<br />
impliziert zudem, <strong>das</strong>s hoch verschuldeten<br />
Ländern in der Eurozone auch<br />
künftig nur sehr widerwillig Unterstützung<br />
geboten werden wird.<br />
Zahlungsausfälle sind damit nicht<br />
auszuschli<strong>es</strong>sen.<br />
n Sozialstaaten brauchen wirksame<br />
fiskalische Disziplinierungsmechanismen.<br />
Weder der Markt noch die<br />
demokratische Kontrolle reichen<br />
hierfür aus. In der Verfassung verankerte<br />
Schuldenbremsen scheinen<br />
zent der G<strong>es</strong>amtzahlungen an Arbeitslose.<br />
Mit 920 Millionen beliefen<br />
sich di<strong>es</strong>e Zahlungen ind<strong>es</strong> immer<br />
noch auf weniger als 0.2<br />
Prozent d<strong>es</strong> BIP.<br />
Teure Krankenversicherung<br />
Ähnlich sieht <strong>es</strong> auch beim nationale<br />
Pensions- und Krankenkassensystem<br />
aus. Die Beitragssätze für Erster<strong>es</strong><br />
sind im Bund<strong>es</strong>g<strong>es</strong>etz f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>chrieben.<br />
In Letzterem gibt <strong>es</strong> aufgrund<br />
der halbprivaten Natur der<br />
Krankenversicherung gewisse Unterschiede.<br />
Da aber die Palette der G<strong>es</strong>undheitsleistungen,<br />
die von der<br />
Grundversicherung abgedeckt werden<br />
müssen, auf bund<strong>es</strong>staatlicher<br />
Ebene f<strong>es</strong>tgelegt wird, wird effektiv<br />
auch über die Höhe der Zahlungen<br />
auf nationaler Ebene entschieden.<br />
Der Beitrag der Bund<strong>es</strong>regierung zur<br />
Krankenversicherung belief sich 2010<br />
auf rund zwei Milliarden Franken,<br />
während die übrigen zwei Milliarden<br />
durch die Kantone beig<strong>es</strong>teuert wurden,<br />
zwischen denen selbst allerdings<br />
keine Ausgleichszahlungen abgewickelt<br />
werden. Wie in anderen<br />
Ländern – insb<strong>es</strong>ondere den USA –<br />
sind die steigenden Subventionen für<br />
die (steigenden) Krankenversicherungsbeiträge<br />
ein entscheidender<br />
Faktor für die Zunahme der Staatsausgaben.<br />
Bei der staatlichen Altersvorsorge<br />
halten sich die Einnahmen<br />
und Zahlungen zurzeit zwar die Waage,<br />
allerdings dürften die Defizite infolge<br />
demografischer Faktoren unweigerlich<br />
zunehmen, wenn nicht<br />
<strong>das</strong> Pensionsalter angehoben oder<br />
die Leistungen reduziert werden.<br />
Einnahmequelle Mehrwertsteuer<br />
Ang<strong>es</strong>ichts der vertikalen Transfers<br />
und der steigenden Aufwendung für<br />
Sozialversicherungen, erstaunt <strong>es</strong><br />
nicht, <strong>das</strong>s der Bund beträchtliche<br />
R<strong>es</strong>sourcen benötigt. Seit ihrer Einführung<br />
im Jahr 1995 ist die Mehrwertsteuer<br />
(MWSt) die wichtigste<br />
Finanzierungsquelle d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>. Sie<br />
zeichnet für ein Drittel der Steuereinnahmen<br />
verantwortlich. Prognostizierte<br />
Defizite in der Invalidenversicherung<br />
(IV) wurden ab Januar<br />
2011 über eine vorübergehende Erhöhung<br />
der MWSt finanziert. Sollten<br />
andere Sozialversicherungen in Finanzierungsschwierigkeitengeraten,<br />
könnte di<strong>es</strong>er Weg erneut b<strong>es</strong>chritten<br />
werden. Im Gegensatz zur<br />
EU ist die MWSt in der Schweiz allerdings<br />
in allen Kantonen gleich<br />
wirksam, aber die Politiker werden<br />
versuchen, gewisse Programme davon<br />
zu befreien. Selbst die sparsame<br />
Schweiz <strong>hat</strong> noch wenige unpopuläre<br />
Reformen in Angriff genommen, um<br />
ihre Sozialversicherungen auf eine<br />
solide, langfristig nachhaltige Basis zu<br />
stellen.<br />
n Die zentrale Beaufsichtigung und<br />
Kontrolle der Banken, um <strong>das</strong> Engagement<br />
d<strong>es</strong> öffentlichen Sektors gegenüber<br />
Bilanzrisiken zu b<strong>es</strong>chränken,<br />
scheint ein zentraler Aspekt für die<br />
Wahrung der fiskalischen und wirtschaftlichen<br />
Stabilität. Die Rettung<br />
systemrelevanter Banken ist selbst<br />
bei fehlender politischer Union<br />
wahrscheinlich. Es ist daher verständlich,<br />
<strong>das</strong>s sich die Länder der Eurozone<br />
nun auf di<strong>es</strong>en Bereich konzentrieren.<br />
MB ⁄ OA
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FINANZEN 21<br />
Die Schweizerische Nationalbank kann durchaus in die Rolle der «Retterin» schlüpfen, tut di<strong>es</strong> aber nur im äussersten Notfall.<br />
hoch und nach wie vor deutlich<br />
niedriger. Neben der MWSt erhebt<br />
der Bund Einkommenssteuern (28,5<br />
Prozent der Steuereinnahmen 2010)<br />
sowie weitere Konsum- und Kapitalertragssteuern<br />
(etwa auf Benzin und<br />
Tabak sowie Verrechnungssteuer).<br />
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Die EU verfügt bisher bekanntermassen<br />
nicht über ein zentral<strong>es</strong> B<strong>es</strong>teuerungssystem.<br />
Nationale Inter<strong>es</strong>sen<br />
Ist di<strong>es</strong>e Art von Transfermechanismen<br />
in der EU vorstellbar? Die Antwort<br />
ist wahrscheinlich nein. In<br />
«marxistischer» Terminologie g<strong>es</strong>prochen<br />
sind die diversen Sozialversicherungssysteme<br />
<strong>das</strong> R<strong>es</strong>ultat von<br />
Au<strong>sei</strong>nandersetzungen zwischen «Arbeit»<br />
und «Kapital» in den letzten<br />
hundert oder mehr Jahren. In der<br />
Schweiz wie auch in anderen Industrieländern<br />
entwickelten sich die entsprechenden<br />
Inter<strong>es</strong>sensgruppen und<br />
die politischen Parteien, die deren<br />
Anliegen vertraten, ausnahmslos im<br />
Kontext nationaler politischer Systeme.<br />
Es scheint eher unwahrscheinlich,<br />
<strong>das</strong>s sich sogar in der eng integrierten<br />
EU derartige Inter<strong>es</strong>sensgruppen<br />
grenzüberschreitend bilden<br />
würden. Ein Beispiel: Gewerkschaften<br />
würden sich tendenziell wohl<br />
eher auf die Seite ihrer nationalen<br />
Industrievertreter schlagen, wenn <strong>es</strong><br />
darum geht, die Stellung der «heimischen»<br />
Unternehmen gegen die internationale<br />
Konkurrenz zu verteidigen.<br />
Dementsprechend war länderübergreifenden<br />
Gewerkschaften nur<br />
selten Erfolg b<strong>es</strong>chieden. Es scheint<br />
auch unwahrscheinlich, <strong>das</strong>s sich Inter<strong>es</strong>sensgruppen,<br />
wie z.B. Pensionierte,<br />
auf internationaler Ebene zusammenschli<strong>es</strong>sen<br />
würden. Daher<br />
sind Systeme zur Umverteilung von<br />
Einkommen bisher fast ausnahmslos<br />
nationaler Natur. Zu di<strong>es</strong>er Regel gibt<br />
<strong>es</strong> nur wenige Ausnahmen. In der EU<br />
ist eine davon die Gemeinsame<br />
Agrarpolitik (GAP), in deren Rahmen<br />
die europäischen Konsumenten einen<br />
Einkommensausgleich zwischen diversen<br />
nationalen Agrarsektoren finanzieren.<br />
Konsumenten scheinen<br />
eine zu breit g<strong>es</strong>treute Lobby zu <strong>sei</strong>n,<br />
als <strong>das</strong>s sie den vereinten Lobbying-<br />
Anstrengungen nationaler Agrarbranchen<br />
und ihrer politischen Vertreter<br />
entgegentreten könnten.<br />
Kontrollen und Schuldenbremse<br />
Wohlfahrtsstaatliche Transfermechanismen<br />
führen in der Regel zu Defi-<br />
ziten, weil <strong>es</strong> für Politiker viel einfacher<br />
ist, ihre Popularität mit Zahlungen<br />
an ihre Wählenden statt mit der<br />
Erhöhung derer Steuern zu steigern.<br />
Wie diszipliniert die Schweiz also ihre<br />
Fiskalpolitik? Mit Blick auf die<br />
Kantone und Gemeinden könnte ei-<br />
ner der Faktoren effektiv in den fehlenden<br />
staatlichen Garantien b<strong>es</strong>tehen<br />
– genau so, wie die Nichtbeistandsklausel<br />
in der Eurozone die<br />
Regierungen der Mitgliedländer hätte<br />
disziplinieren sollen. Doch di<strong>es</strong><br />
scheint auch in der Schweiz nicht<br />
auszureichen, w<strong>es</strong>halb weitere Kon-<br />
Die meisten Kantonalbanken erfreuen sich nach wie vor einer vollumfänglichen Staatsgarantie.<br />
trollen in <strong>das</strong> System integriert wurden.<br />
In Bezug auf die vorstehend b<strong>es</strong>chriebenen<br />
Ausgleichszahlungen<br />
sind die Kantone keinen spezifischen<br />
g<strong>es</strong>etzlichen Anforderungen zur Korrektur<br />
von Defiziten unterworfen. Es<br />
wurden jedoch Hindernisse eingebaut:<br />
Die Transfers basieren nämlich<br />
nicht auf den tatsächlichen Einnahmen<br />
(oder Ausgaben) der Kantone,<br />
sondern auf ihren potenziellen Einnahmen.<br />
Mit anderen Worten: Wenn<br />
ein Kanton die Steuern zugunsten<br />
<strong>sei</strong>ner Bürger senken würde, erhielte<br />
er keine höheren Ausgleichszahlungen<br />
zur Kompensation der tieferen<br />
Einnahmen, weil <strong>das</strong> Einnahmenpotenzial<br />
unverändert bliebe.<br />
Schwer abbaubare Defizite<br />
Trotz derartiger Mechanismen, die<br />
zur Haushaltsdisziplin anhalten sollen,<br />
haben die meisten Kantone die<br />
eine oder andere Form einer «goldenen<br />
Regel» oder «Schuldenbremse»<br />
eingeführt, die bei übermässigen Defiziten<br />
automatische Ausgabenkürzungen<br />
auslöst. 2003 wurde di<strong>es</strong>er<br />
Mechanismus nach einem entsprechenden<br />
Referendum auch auf Bund<strong>es</strong>ebene<br />
eingeführt. Gemäss goldener<br />
Regel müssen sich die Ausgaben<br />
und Einnahmen der Bund<strong>es</strong>regierung<br />
über einen ganzen Konjunkturzyklus<br />
hinweg die Waage halten,<br />
d.h. Defizite, die während Wirtschaftsabschwüngen<br />
oder Rez<strong>es</strong>sionen<br />
anfallen, müssen in Phasen<br />
mit expandierender Wirtschaft wieder<br />
kompensiert werden. Allerdings<br />
gilt die Schuldenbremse nicht für die<br />
Sozial- und Krankenversicherungsausgaben.<br />
Die Schuldenbremse <strong>hat</strong><br />
die Staatsausgaben und damit die<br />
Verschuldung tatsächlich b<strong>es</strong>chränkt,<br />
aber die «ausserbilanziellen»<br />
Sozialversicherungsausgaben<br />
sind wieder g<strong>es</strong>tiegen, nachdem Ende<br />
der 1990er-Jahre einmalige Massnahmen<br />
zur Schuldenreduktion ergriffen<br />
worden waren. Es werden<br />
unpopuläre Reformen erforderlich<br />
<strong>sei</strong>n, um den Aufwärtstrend di<strong>es</strong>er<br />
Schulden zu brechen.<br />
Hilft die direkte Demokratie?<br />
Einige Bewunderer der Schweiz sind<br />
der Ansicht, <strong>das</strong>s die direktdemokratische<br />
Kontrolle der öffentlichen Finanzen<br />
letztlich der Schlüssel zur<br />
Wahrung der Haushaltsdisziplin ist.<br />
Es ist tatsächlich so, <strong>das</strong>s für substanzielle<br />
Änderungen der Bund<strong>es</strong>steuerg<strong>es</strong>etze<br />
ein Referendum erforderlich<br />
ist. Di<strong>es</strong> ist wahrscheinlich einer der<br />
Gründe für die nach wie vor vergleichsweise<br />
tiefen B<strong>es</strong>teuerungsniveaus<br />
in der Schweiz. Niedrigere Steuereinnahmen<br />
b<strong>es</strong>chränken tendenziell<br />
die Ausgaben. Ein (fakultativ<strong>es</strong>) Re-<br />
ferendum wird auch bei umfassenden<br />
Ausgabeentscheidungen durchgeführt,<br />
und zwar sowohl auf bund<strong>es</strong>staatlicher<br />
als auch auf kantonaler<br />
Ebene. Allerdings hegen wir gewisse<br />
Zweifel, ob die direkte Demokratie<br />
wirklich so wirksam ist: Während gewisse<br />
nationale Referenden, z.B. jen<strong>es</strong><br />
über die staatliche Schuldenbremse<br />
oder jen<strong>es</strong> über eine r<strong>es</strong>triktivere Arbeitslosenversicherung,<br />
tatsächlich eine<br />
grössere Haushaltsdisziplin auferlegten,<br />
war di<strong>es</strong> bei anderen nicht der<br />
Fall. Insb<strong>es</strong>ondere Vorschläge zur B<strong>es</strong>chränkung<br />
der AHV, um den prognostizierten<br />
Defiziten entgegenzuhalten,<br />
wurden verworfen – genauso wie<br />
Vorschläge, die G<strong>es</strong>undheitskosten zu<br />
b<strong>es</strong>chränken oder Unternehmenspensionskassen<br />
auf eine solidere Basis zu<br />
stellen. Grosse Stimmbürgergruppen<br />
votieren gegen die Haushaltsdisziplin,<br />
wenn sie ihre eigenen Inter<strong>es</strong>sen bedroht<br />
sehen – selbst in einer direkten<br />
Demokratie.<br />
Kantonsschulden zählen kaum<br />
Wir haben bereits f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt, <strong>das</strong>s<br />
ein Schweizer Kanton, der <strong>sei</strong>nen<br />
Schuldendienst nicht mehr leisten<br />
kann, wahrscheinlich nicht mit Beistand<br />
rechnen könnte. Ein Grund<br />
hierfür ist, <strong>das</strong>s ein solcher Zahlungsausfall<br />
voraussichtlich keine<br />
«systemischen» Folgen hätte, weil<br />
der absolute Umfang der Kantonsschulden<br />
relativ gering ist. Genf <strong>hat</strong><br />
mit Abstand die höchsten Bruttoschulden<br />
aller Schweizer Kantone.<br />
Doch mit 13,6 Milliarden Franken<br />
(Stand 2010) entsprachen di<strong>es</strong>e immer<br />
noch nur 22 Prozent der Einnahmen<br />
der Eidgenossenschaft oder<br />
2,3 Prozent d<strong>es</strong> helvetischen BIP.<br />
Darüber hinaus befinden sich derartige<br />
Verbindlichkeiten mehrheitlich<br />
in der Hand privater und institutioneller<br />
Inv<strong>es</strong>toren, welche die<br />
Abschreiber wahrscheinlich verkraften<br />
könnten. Im Vergleich dazu belaufen<br />
sich die Bruttoschulden Spaniens<br />
und Italiens auf 7,8 Prozent<br />
und 20,2 Prozent d<strong>es</strong> g<strong>es</strong>amten BIP<br />
der Eurozone. Sowohl die Belastung<br />
ein<strong>es</strong> potenziellen Garantiegebers<br />
als auch die Auswirkungen einer potenziellen<br />
Umschuldung hätten damit<br />
ganz andere Dimensionen.<br />
Nothilfe für Banken<br />
Im Gegensatz dazu würden finanzielle<br />
Probleme im Schweizer Banksektor<br />
eher eine Intervention auf nationaler<br />
Ebene nach sich ziehen – genau<br />
so, wie di<strong>es</strong> zurzeit in der UBS<br />
durch den Bund<strong>es</strong>rat und die Nationalbank<br />
(SNB) im Jahr 2008 untermauert<br />
di<strong>es</strong>e Einschätzung. Obwohl<br />
die Bankbilanzen nun robuster sind,<br />
könnte eine erneute und einschneidende<br />
globale Finanzkrise wiederum<br />
ähnliche Massnahmen notwendig<br />
machen, wenn dadurch die Stabilität<br />
der Volkswirtschaft insg<strong>es</strong>amt in Frage<br />
g<strong>es</strong>tellt wäre. Es scheint auch<br />
wahrscheinlich, <strong>das</strong>s ein drohender<br />
Konkurs einer grösseren Kantonalbank<br />
eine nationale Antwort erfordern<br />
würde. Die meisten Kantonalbanken<br />
erfreuen sich nach wie vor<br />
einer vollumfänglichen Staatsgarantie.<br />
Das G<strong>es</strong>amtrisiko der öffentlichen<br />
Hand gegenüber di<strong>es</strong>en Banken belief<br />
sich per Ende 2011 auf 390 Milliarden<br />
Franken oder 66 Prozent d<strong>es</strong><br />
BIP. Wenn eine oder mehrere der<br />
grösseren Kantonalbanken in Schieflage<br />
gerieten, würde die finanzielle<br />
Schlagkraft der Kantone wohl nicht<br />
zu deren Rettung ausreichen, so<strong>das</strong>s<br />
Unterstützung durch den Bund und<br />
die SNB auch hier erforderlich wäre.<br />
Di<strong>es</strong> legt den Schluss nahe, <strong>das</strong>s eine<br />
Bankunion – d.h. eine zentrale Aufsichts-<br />
und Abwicklungsbehörde sowie<br />
ein zentraler Kreditgeber der letzten<br />
Instanz – für die Stabilität einer<br />
Währungsunion (und einer Fiskalunion)<br />
von grosser Bedeutung ist,<br />
und zwar selbst in einem stark föderalistischen<br />
System.<br />
Maxime Botteron &<br />
Olivier Adler, CS
22<br />
SERVICE<br />
ENERGIEEFFIZIENZ – In gewerblichen Wäschereien lässt sich sehr viel Strom einsparen. Effiziente<br />
Wassererwärmung, Wärmepumpen-Tumbler und Abwärmenutzung machen <strong>das</strong> möglich.<br />
Die saubere Art zu sparen<br />
Ob Gewerbe- und Industriebetriebe,<br />
Hotels, Wäschereien oder Heime: Je<br />
nach Betriebsgrösse fallen hier Tag für<br />
Tag Berge von verschmutzter Wäsche<br />
an. Im Auftrag d<strong>es</strong> Hochbauamts der<br />
Stadt Zürich <strong>hat</strong> Jürg Nipkow von der<br />
Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz<br />
(S.A.F.E.) untersucht, wie<br />
sich die Energieeffizienz von konventionellen<br />
Wasch- und Trocknungsverfahren<br />
erhöhen lässt. Am Anfang<br />
stand dabei die folgende Frage: Wie<br />
viel Energie wird in einer Wäscherei<br />
wofür verbraucht? S.A.F.E.-Experte<br />
Nipkow analysierte die typische Energiebilanz<br />
einer Wäscherei mit 50 Tonnen<br />
Trockenwäsche pro Jahr: Vom<br />
g<strong>es</strong>amten Energieverbrauch von<br />
45 000 Kilowattstunden entfallen 15<br />
Prozent aufs Waschen und zwei Drittel<br />
aufs Trocknen in ausschli<strong>es</strong>slich<br />
elektrisch betriebenen Tumblern. Der<br />
R<strong>es</strong>t von knapp 20 Prozent verteilt<br />
sich auf andere betriebsbedingte Verbraucher<br />
wie Lüftungsventilatoren<br />
oder Raumheizung.<br />
Stromverbrauch halbieren<br />
Das Trocknen der Wäsche braucht<br />
also mit Abstand am meisten Energie<br />
– und zwar in Form von Strom.<br />
Hier liegt denn auch <strong>das</strong> grösste Einsparpotenzial.<br />
Herkömmliche Tumbler<br />
erhitzen mittels einer Elektroheizung<br />
ang<strong>es</strong>augte Zuluft auf über<br />
100°C. Die so getrocknete Luft wird<br />
in die Wäschetrommel geblasen, wo<br />
sie die Feuchte der Wäsche aufnimmt,<br />
auf gut 40°C abkühlt und<br />
über einen Abluftkanal ins Freie geblasen<br />
wird. Di<strong>es</strong>e ungenutzte Energie<br />
machen sich sogenannte Wärmepumpen-Tumbler<br />
zunutze: Die<br />
feuchtwarme Luft aus der Wäschetrommel<br />
wird einer Wärmepumpe<br />
zugeführt, dort entfeuchtet und wieder<br />
zum Trocknen genutzt. In di<strong>es</strong>em<br />
Kreislauf bleibt ein Grossteil der<br />
Energie für den Trocknungsproz<strong>es</strong>s<br />
erhalten. Dabei reichen w<strong>es</strong>entlich<br />
tiefere Temperaturen von 60 bis 65°C<br />
aus. Dadurch wird <strong>das</strong> Gewebe weniger<br />
beansprucht. Der Trocknungsproz<strong>es</strong>s<br />
dauert allerdings je nach Gerät<br />
etwas länger. Dafür kommen weitere<br />
Vorteile hinzu: Dank d<strong>es</strong> g<strong>es</strong>chlossenen<br />
Luftkreislaufs brauchen<br />
Wärmepumpen-Tumbler keine Abluftkanäle,<br />
sie belästigen Nachbarn<br />
weder mit Gerüchen noch mit Lärm,<br />
hinterlassen keine Feuchtigkeitsschäden<br />
an der Fassade, verursachen keine<br />
Brände und keine Zugluft in der<br />
Wäscherei.<br />
Wärmepumpe ist wirksam<br />
Im Vergleich zu herkömmlichen Tumblern<br />
wird der Stromverbrauch mit<br />
Wärmepumpen-Tumblern mehr als<br />
halbiert. Das zeigen die Berechnungen<br />
der Stromspar-Website www.topten.ch<br />
(vgl. Kästchen). Bei einem Fassungsvermögen<br />
von 13 bis 16 Kilogramm<br />
und einer Trocknungsleistung<br />
von 20 000 Kilogramm Wäsche pro<br />
SPARHITPARADE<br />
Tipps für Effizienz<br />
Die Stromspar-Website www.topten.ch<br />
listet nicht nur die effizient<strong>es</strong>ten<br />
Geräte für Haushalt, Büro, Unterhaltung<br />
und Haustechnik. Effiziente<br />
Wärmepumpen-Tumbler für die<br />
gewerbliche Nutzung sind hier<br />
ebenso leicht zu finden wie stromsparende<br />
Minergie-Leuchten oder die<br />
effizient<strong>es</strong>ten gewerblichen Kühl- und<br />
Gefriergeräte.<br />
In Grosswäschereien sind grosse Energi<strong>es</strong>parpotenziale vorhanden – man muss nur <strong>das</strong> moderne Know-how konsequent<br />
anwenden...<br />
Jahr r<strong>es</strong>ultieren für einen Wärmepumpen-Tumbler<br />
Stromkosten von 800 bis<br />
950 Franken. Über die Gerätelebensdauer<br />
von 15 Jahren ergibt <strong>das</strong> 12 000<br />
bis 14 000 Franken. Bei einem herkömmlichen<br />
Abluft-Tumbler, der ausschli<strong>es</strong>slich<br />
elektrisch betrieben wird,<br />
liegen die Stromkosten pro Jahr bei<br />
rund 2000 Franken – über 15 Jahre<br />
gerechnet also bei 30 000 Franken.<br />
Auch Abwärme ist nutzbar<br />
Hohe Energieeinsparungen lassen sich<br />
auch ohne Wärmepumpen-Tumbler<br />
erzielen. Eine innovative Lösung realisierte<br />
die SBB-Wäscherei in Zürich-<br />
Altstetten bereits im Jahr 2006. Damals<br />
waren grosse Wärmepumpen-<br />
Tumbler für die gewerbliche Nutzung<br />
noch nicht verfügbar. Statt die erhebliche<br />
Abwärme der fünf grossen Wäschetrockner<br />
ins Freie zu blasen, wird<br />
sie in den Abluftkanälen g<strong>es</strong>ammelt<br />
und erwärmt anschli<strong>es</strong>send Wasser in<br />
einem Boiler auf 45 bis 55°C. Di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />
Warmwasser wird dann den Waschmaschinen<br />
zugeführt. Da bei Waschmaschinen<br />
je nach Programm 60 bis<br />
85 Prozent d<strong>es</strong> Energieverbrauchs auf<br />
die Wassererwärmung entfallen, reduziert<br />
di<strong>es</strong>e Abwärmenutzung den<br />
Energieverbrauch beim Waschen erheblich.<br />
«Das ist aus energetischer<br />
Sicht eine inter<strong>es</strong>sante Lösung», erklärt<br />
Jürg Nipkow, «wenn auch nur<br />
die zweitb<strong>es</strong>te nach dem Einsatz von<br />
Wärmepumpen-Trocknern.»<br />
Lohnender Warmwasseranschluss<br />
Der S.A.F.E.-Experte weist in <strong>sei</strong>ner<br />
Untersuchung noch auf weitere wichtige<br />
Effizienzmassnahmen hin: Neben<br />
dem Waschen mit möglichst tiefen<br />
Wassertemperaturen steckt ein bedeutend<strong>es</strong><br />
Potenzial im Einsatz von erneuerbaren<br />
Energien zur Erwärmung<br />
d<strong>es</strong> Waschwassers. Mit einem solchen<br />
Warmwasseranschluss kann der Verbrauch<br />
von Strom oder fossiler Energie<br />
für <strong>das</strong> Waschen um bis zu<br />
70 Prozent reduziert werden. Nipkow<br />
plädiert selbst bei der Wassererwärmung<br />
durch Öl- oder Gasfeuerungen<br />
für die Prüfung d<strong>es</strong> Warmwasseranschluss<strong>es</strong>:<br />
«Das ist oft wirtschaftlich,<br />
und Sonnenkollektoren können später<br />
nachgerüstet werden.»<br />
Auch die Wärme aus abgepumpter<br />
Waschlauge kann zurückgewonnen<br />
und für die nächsten Waschgänge<br />
nutzbar gemacht werden. Di<strong>es</strong> erhöht<br />
die Effizienz zusätzlich. Solche<br />
Wärmerückgewinnungsmodule werden<br />
von Waschmaschinenherstellern<br />
als fertig<strong>es</strong> System angeboten. Für<br />
die Höhe d<strong>es</strong> Stromverbrauchs im<br />
Tumbler ist schli<strong>es</strong>slich auch die<br />
R<strong>es</strong>tfeuchte der Wäsche nach dem<br />
Waschgang relevant: Je weniger Was-<br />
ser der Wäsche im Tumbler entzogen<br />
werden muss, d<strong>es</strong>to tiefer ist der<br />
Stromverbrauch. Wichtig ist d<strong>es</strong>halb<br />
eine gute Schleuderwirkung der<br />
Waschmaschine. «Die Entwässerung<br />
ANZEIGE<br />
durch Schleudern braucht pro Kilogramm<br />
Wasser etwa hundertmal weniger<br />
Strom als im herkömmlichen<br />
Tumbler», erklärt Jürg Nipkow.<br />
Armin Braunwalder<br />
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012<br />
BÜCHERTISCH<br />
Rezepte aus der Praxis<br />
Praxisorientierte Rezepte für die Unternehmensführung<br />
bietet <strong>das</strong> Buch «Controlling für Manager<br />
und Unternehmer». Das Werk zeichnet sich<br />
sowohl durch den Inhalt wie auch vom Konzept<br />
her aus. Im ersten Teil d<strong>es</strong> 200-<strong>sei</strong>tigen Buch<strong>es</strong><br />
wird der ganze Stoff in hochkonzentrierter Form<br />
so präsentiert, <strong>das</strong>s er in drei Stunden gel<strong>es</strong>en<br />
werden kann. Dabei wird neben dem Aufbau<br />
ein<strong>es</strong> Controlling-Konzept<strong>es</strong> vor allem auch die<br />
menschliche Komponente beleuchtet. Im zweiten<br />
Teil werden spezifische Begriffe vertieft erklärt.<br />
Im dritten Teil sind fünf Fallstudien darg<strong>es</strong>tellt,<br />
wobei vor allem der Fall ein<strong>es</strong> KMU<br />
b<strong>es</strong>ticht, welch<strong>es</strong> vor 14 Jahren vor der Liquidation<br />
stand. Dank aufgebauten Controlling-<br />
Instrumenten, welche im Buch mit echten Zahlen<br />
darg<strong>es</strong>tellt werden, gelang <strong>es</strong>, die Schwachstellen<br />
zu ergründen und entsprechend auszumerzen.<br />
Heute steht <strong>das</strong> Unternehmen sehr erfolgreich<br />
da, <strong>hat</strong> die Mitarbeiterzahl auf 40<br />
verdoppelt, zahlt Dividende und <strong>hat</strong> keine Nettoschulden<br />
mehr.<br />
Diverse Führungskräfte aus der Schweizer Wirtschaft<br />
empfehlen die Lektüre, so auch Urs Kaufmann,<br />
CEO Huber + Suhner AG: «Das Buch b<strong>es</strong>ticht<br />
durch die kurze, praxisorientierte und<br />
gleichzeitig ganzheitliche Darstellung d<strong>es</strong> für<br />
Führungskräfte so wichtigen Themas Controlling.»<br />
n Bruno Röösli ⁄ Markus Speck ⁄Andreas Wolfisberg:<br />
Controlling für Manager und Unternehmer.<br />
Controlling als Steuerungs- und Führungsinstrument<br />
– einfach und verständlich. Versus Verlag,<br />
Zürich, ISBN 978-3-03909-207-9; Fr. 34.90.
Schweizerische Gewerbezeitung – 14. September 2012 FORUM 23<br />
ECHO DER WOCHE<br />
Staatlich organisierter<br />
Dauer-Diebstahl<br />
Zur Volksabstimmung über die Initiative «Sicher<strong>es</strong><br />
Wohnen im Alter» vom 23. September.<br />
Im Jahr 1934 wurde die Eigenmietwert-Steuer<br />
(EMWS) als befristete Krisenabgabe eingeführt,<br />
und zwar durch die damaligen FDP-Bund<strong>es</strong>räte.<br />
Befristete Steuern werden bekanntlich, auch<br />
wenn der Grund dafür nicht mehr vorhanden<br />
ist, durch irgendwelche anderen ersetzt und vielfach<br />
aus unsinnigen Gründen weitergeführt – die<br />
staatliche Geldgier geht unvermindert weiter. So<br />
existiert auch die EMWS noch heute. Und di<strong>es</strong><br />
aus einem einzigen Grund: bei den Wohneigentümern<br />
zusätzliche Steuern zu generieren.<br />
Die Schweiz ist der einzige Staat der Welt, der<br />
di<strong>es</strong>e EMWS von allen Wohneigentümern abzockt.<br />
In di<strong>es</strong>em Sinne ist di<strong>es</strong>e Steuer nichts<br />
ander<strong>es</strong> als ein staatlich organisierter Dauer-<br />
Diebstahl. Und damit können wir am 23. September<br />
mit einem Ja zur Initiative «Sicher<strong>es</strong><br />
Wohnen im Alter» Schluss machen.<br />
Rolf Baumann, Hausen am Albis / ZH<br />
KLARSTELLUNG<br />
Viele Vorteile dank<br />
Zellulosedämmung<br />
«Warmer Mantel fürs Haus», sgz vom 17. August.<br />
In Ihrem Artikel über Wärmedämmungen<br />
schreiben Sie: «Wer die Ökovariante wählt, greift<br />
tiefer in die Tasche.» Zur «Ökovariante» zählen<br />
Sie auch Zellulosefasern. Di<strong>es</strong>e Aussage ist falsch.<br />
Dass ein Bauherr für eine Zellulosedämmung<br />
pauschal tiefer in die Taschen greifen muss, ist<br />
nicht korrekt. Die Firma isofloc AG offeriert<br />
Dämmlösungen, welche <strong>das</strong> b<strong>es</strong>te Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
auf dem Dämmstoffmarkt vorweisen<br />
können. Gerade in der energetischen Sanierung<br />
von Dächern bietet die Zellulosedämmung<br />
unschlagbare Montagevorteile, welche sich<br />
positiv auf die Kosten auswirken. Beim Einsatz<br />
von konventionellen Dämmsystemen muss oftmals<br />
die funktionstüchtige Dachhaut geöffnet,<br />
die Dämmung eingelegt und <strong>das</strong> vorher intakte<br />
Dach wieder neu aufgebaut werden. Nicht so mit<br />
Zellulosefasern! Di<strong>es</strong>e können von aussen eingeblasen<br />
werden; der Transport d<strong>es</strong> Materials<br />
über die Fassade, auch über viele Stockwerke,<br />
und die automatische Verteilung selbst in weit<br />
entfernte und g<strong>es</strong>chlossene Hohlräume garantieren<br />
eine schnelle und kostenschonende Montage.<br />
Zellulosefasern können dank ihrer Eigenschaften<br />
durch den Einblasvorgang verdichtet werden, so<br />
ergibt sich eine lückenlose Dämmschicht. Oftmals<br />
übertrifft die homogene Zellulosedämmung<br />
dank d<strong>es</strong> hohlraumfreien Anschuss<strong>es</strong> sogar die<br />
Qualität einer Dämmung mit Platten.<br />
Eveline Grünenfelder,<br />
isofloc Gruppe, Bütschwil/SG<br />
MARKTPLATZ<br />
ZU VERKAUFEN<br />
TRIBÜNE<br />
Den Goodwill nicht verspielen<br />
Auf den 1. Oktober tritt <strong>das</strong> neue Postg<strong>es</strong>etz<br />
wie auch die Postverordnung in<br />
Kraft. Einige der Forderungen d<strong>es</strong> <strong>kf</strong><br />
sind erfüllt und werden ausdrücklich begrüsst:<br />
Listenpreise und allgemeinen G<strong>es</strong>chäftsbedingungen<br />
(AGB) müssen veröffentlicht<br />
werden, auf die Möglichkeit, die Schlichtungsstelle<br />
anzurufen, muss hingewi<strong>es</strong>en und<br />
<strong>es</strong> muss darauf aufmerksam gemacht werden,<br />
<strong>das</strong>s die Weitergabe von Adr<strong>es</strong>sdaten<br />
ohne Kostenfolge für die betroffene Person<br />
oder Unternehmen verweigert werden kann<br />
bzw. die Weitergabe an Dritte ausdrücklich<br />
bewilligt werden muss. Di<strong>es</strong>e Informationen<br />
müssen einfach – elektronisch oder in Papierform<br />
– und unentgeltlich angeboten werden.<br />
In <strong>sei</strong>ner Stellungnahme <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>kf</strong> <strong>gefordert</strong>,<br />
<strong>das</strong>s, da heute die wenigsten da arbeiten, wo<br />
sie wohnen und die Öffnungszeiten der Poststellen<br />
di<strong>es</strong>em Umstand kaum Rechnung tragen,<br />
auch der Samstag als Werk und Aufgabetag<br />
gelten soll. Di<strong>es</strong>em Anliegen wurde nicht<br />
entsprochen. Damit trifft die Antwort auf einen<br />
am Samstag erhaltenen oder abgeholten Brief<br />
auch mit APost früh<strong>es</strong>tens am Dienstag beim<br />
Adr<strong>es</strong>saten ein, da Briefkasten an Samstagen<br />
– wenn überhaupt – nur bis 11 Uhr und am<br />
Sonntag oft gar nicht geleert werden.<br />
Franziska Tro<strong>es</strong>ch-Schnyder*<br />
über die Preispolitik<br />
der Post.<br />
Weiter <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>kf</strong> <strong>gefordert</strong>, <strong>es</strong> <strong>sei</strong><br />
sicherzustellen, <strong>das</strong>s zusätzliche<br />
Dienstleistungen, welche kaum von<br />
der Grundversorgung zu trennen sind, zu<br />
moderaten Kosten angeboten werden. Im<br />
Kapitel 3 «Grundversorgung» ist aufgeführt,<br />
Noch geni<strong>es</strong>st die Post viel Goodwill bei der Bevölkerung. Doch sie läuft Gefahr, di<strong>es</strong>en zu verspielen,<br />
findet die Präsidentin d<strong>es</strong> Konsumentenforums.<br />
PERSONENWAGEN<br />
IT/TELEKOMMUNIKATION<br />
ZU KAUFEN GESUCHT<br />
<strong>das</strong>s die Post Dienste wie Nachsendungen,<br />
Umleitungen und Rückbehalte anbietet. Auch<br />
der G<strong>es</strong>etzgeber ist demnach der Meinung,<br />
<strong>das</strong>s di<strong>es</strong>e zur Grundversorgung und damit<br />
zum Monopolbereich der Post gehören. Bekanntlich<br />
<strong>hat</strong> die Post per 1. April eine Anpassung<br />
der Preise für di<strong>es</strong>e Dienstleistungen<br />
vorgenommen. Bisher kostenlos erbrachte<br />
Leistungen sind neu kostenpflichtig, bisherige<br />
Tarife werden zum Teil massiv erhöht. Nachsendeaufträge<br />
– ob bei Wohnungswechsel<br />
oder vorübergehend ins Feriendomizil – und<br />
Rückbehalte für die erste erwachsene Person<br />
im Haushalt verteuern sich um 30 bis 50<br />
Prozent und mehr, für jede weitere erwachsene<br />
Person wird neu ein Zuschlag erhoben.<br />
Aufträge, welche am Schalter aufgegeben<br />
werden, sind deutlich teurer als elektronisch<br />
übermittelte.<br />
Sicher, bei der Aufgabe am Schalter ist Beratung<br />
möglich. Trotzdem liegt die Vermutung<br />
nahe, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> der Post darum geht, zusätzliche<br />
Adr<strong>es</strong>sdaten – Mailadr<strong>es</strong>sen – zu erhalten.<br />
Dank di<strong>es</strong>em «Mehrwert» steigt auch der<br />
Preis beim Datenverkauf. D<strong>es</strong>to wichtiger<br />
d<strong>es</strong>halb, <strong>das</strong>s für die Weitergabe von Adr<strong>es</strong>sdaten<br />
an Dritte neu die Einwilligung der<br />
Kunden einzuholen ist.<br />
Keine teuren Vollmachten<br />
Eine Prot<strong>es</strong>twelle ausgelöst <strong>hat</strong>, <strong>das</strong>s für die<br />
Hinterlegung von Vollmachten zur Abholung<br />
avisierter Postsendungen – bisher zum Nulltarif<br />
– für die ersten 12 Monate 36 Franken am<br />
Schalter, 24 Franken im Internet und für die<br />
Folgejahre jährlich 24 Franken erhoben werden.<br />
Noch kaum je sind beim <strong>kf</strong> derart viele<br />
Prot<strong>es</strong>te eingegangen. Nun <strong>hat</strong> die Post reagiert:<br />
Die gelegentliche Bevollmächtigung<br />
wird ab 2013 kostenlos möglich <strong>sei</strong>n. Begründet<br />
wird der Tarif damit, <strong>das</strong>s Vollmachten<br />
neu an jedem Schalter – jede Mutation am<br />
Schalter kostet 12 Franken – oder per Internet<br />
eröffnet oder gelöscht werden können und der<br />
Kunde jederzeit den aktuellen, vollständigen<br />
Überblick habe, wer in <strong>sei</strong>nem Namen avisierte<br />
Sendungen abholen könne, weil alle<br />
Vollmachten elektronisch erfasst und zentral<br />
verwaltet würden. Ist <strong>das</strong> nötig? Sind nicht<br />
Private wie Unternehmen eigenverantwortlich<br />
in der Lage, den Überblick zu haben, wer<br />
bevollmächtigt ist, in <strong>sei</strong>nem Namen Postsendungen<br />
abzuholen?<br />
Ebenso wenig einzusehen ist, w<strong>es</strong>halb<br />
zur Abholung von Briefen und Paketen<br />
ein derartiger Aufwand nötig ist, da<br />
Grundlage zum Bezug einer Sendung in<br />
jedem Fall die Abholung<strong>sei</strong>nladung bildet.<br />
Da müsste doch ein einfach<strong>es</strong> Schreiben:<br />
«Ich, so und so, bevollmächtige tel et tel,<br />
meine Sendungen abzuholen.» Eine solche<br />
Vollmacht ist zusammen mit der Abholung<strong>sei</strong>nladung<br />
und allenfalls einem persönlichen<br />
Ausweis am Schalter vorzulegen. Das müsste<br />
genügen.<br />
Die Post geni<strong>es</strong>st bei der Bevölkerung nach<br />
wie vor einen hohen Goodwill. Mit derartigen<br />
nicht nachvollziehbaren Preiserhöhungen und<br />
bürokratischem, als Schikane empfundenem<br />
Mehraufwand läuft sie Gefahr, di<strong>es</strong>en Goodwill<br />
zu verspielen.<br />
*Franziska Tro<strong>es</strong>ch-Schnyder ist Präsidentin d<strong>es</strong> Konsumentenforums<br />
<strong>kf</strong><br />
LINK<br />
www.konsum.ch<br />
P.S. Auf <strong>das</strong> Problem «Gemischtwarenladen<br />
Post», welch<strong>es</strong> für viele Konsumenten ein<br />
stet<strong>es</strong> Ärgernis darstellt, hier auch noch einzugehen,<br />
würde den Rahmen der vorliegenden<br />
Kolumne sprengen. Es wird jedoch Thema<br />
einer nächsten <strong>kf</strong>Kolumnen <strong>sei</strong>n.<br />
Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder;<br />
di<strong>es</strong>e muss sich nicht mit jener d<strong>es</strong> <strong>sgv</strong> decken.