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„...und deshalb bist du ein Elch!“ - Stephan Pfluger

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Frage: <strong>„</strong>Also, ähnlich wie wenn <strong>ein</strong> Mörder in der Familie ist, der jemanden in der<br />

Familie umgebracht hat. Auch die gehören zusammen <strong>und</strong> auch die gehören zu<br />

uns.<strong>“</strong><br />

Hellinger: <strong>„</strong>Genau. Man kann auch ihn nicht ausklammern.<strong>“</strong><br />

Frage: <strong>„</strong>Und wie ist es, wenn wir uns dann zurückziehen?<strong>“</strong><br />

Hellinger: <strong>„</strong>Das geht bei Hitler nicht. Wir müssen ihn aufnehmen.<strong>“</strong><br />

Sie schreiben weiter von Ihrer Enttäuschung, dass Ihren israelischer Fre<strong>und</strong> das<br />

Aufstellungsvideo über die Arbeit mit Holocaustopfer empört hat. Auch das sch<strong>ein</strong>t<br />

mir als <strong>ein</strong>e Art abschließendes Urteil über diese Arbeit von Hellinger unangemessen.<br />

Ich war als <strong>ein</strong>er der wenigen nichtjüdischen Teilnehmer in Tel Aviv dabei als<br />

Hellinger dort s<strong>ein</strong> erstes Aufstellungsseminare <strong>du</strong>rchführte. Die Spannung war<br />

gewaltig, als <strong>ein</strong> Deutscher, der noch dazu als Soldat im Dritten Reich mitgekämpft<br />

hat, nach Israel kommt <strong>und</strong> sich dort der deutschen Schuld <strong>du</strong>rch Aufstellung der<br />

Täter <strong>und</strong> Opfer des Holocaust stellte. Ich finde diesen Mut <strong>und</strong> diesen Einsatz<br />

enorm, sich Hitler auch auf diese Weise zu stellen. Übrigens: Hellinger wurde auch<br />

<strong>ein</strong> zweites Mal wieder dort hin <strong>ein</strong>geladen. Irgendwann später wurde dann in Tel<br />

Aviv mit der ersten Ausbil<strong>du</strong>ngsgruppe zum Aufstellen dort angefangen.<br />

Ihr Vorwurf an Bert Hellinger, der systemischen Therapie <strong>und</strong> der Psychotherapie zu<br />

schaden, fällt mit Ihrem Brief m<strong>ein</strong>er Ansicht nach auch auf Sie zurück.<br />

Zum Schluss: Da es so aussieht, als ob Ihnen lat<strong>ein</strong>ische Zitate am Herzen liegen:<br />

<strong>„</strong>Audiatur et altera pars<strong>“</strong>, (Die andere Seite soll ebenfalls gehört<strong>“</strong> werden) <strong>ein</strong> Gr<strong>und</strong>satz<br />

aus der Rechtsprechung bei <strong>ein</strong>er Anklage <strong>und</strong> Verurteilung. Als Therapeut <strong>und</strong><br />

Systemiker wissen Sie um die Relativität der jeweiligen Aussagen <strong>und</strong> Behauptungen.<br />

Wenn Sie <strong>ein</strong>en derartigen Bruch in die Öffentlichkeit bringen, wäre es m<strong>ein</strong>em<br />

Verständnis nach angemessen, sich nicht nur auf irgendwelche Internet-Zitate zu<br />

stützen, sondern genau zu recherchieren oder sogar mit dem Betreffenden vorher <strong>ein</strong><br />

klärendes Gespräch zu führen.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> kollegialen Grüßen<br />

Antwort AvS:<br />

Sehr geehrter Herr....,<br />

herzlichen Dank für Ihr Schreiben, das mich betroffen machte - gerade angesichts<br />

der ansonsten überwältigend positiven Resonanz auf m<strong>ein</strong>en Brief an Bert, die ich<br />

allenthalben rückgemeldet bekomme ("Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen" -<br />

<strong>ein</strong> Brief, der gerade heute als Fax <strong>ein</strong>traf). Es kommen täglich 1-3 Briefe, Mails,<br />

Telefonate, mündliche Rückmel<strong>du</strong>ngen - aber natürlich ist es leichter, zuzustimmen,<br />

als sich differenziert kritisch zu äußern, wie Sie es getan haben.<br />

Sie haben natürlich Recht, ich hätte besser recherchieren müssen - dass das <strong>ein</strong>e<br />

Zitat gar nicht von Bert stammt, habe ich nun auch erfahren. Im Nachhin<strong>ein</strong> denke<br />

ich, dass es nicht so klug war, in m<strong>ein</strong>em Brief so sehr auf den "Tropfen" zu fokussieren,<br />

der "das Faß zum Überlaufen" brachte - das war nämlich besagte Internetseite.<br />

Andererseits hat gerade sie mir die nötige Energie zu m<strong>ein</strong>em Schritt gegeben,<br />

den ich sonst vielleicht weiter vor mir hergeschoben hätte.<br />

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