„...und deshalb bist du ein Elch!“ - Stephan Pfluger
„...und deshalb bist du ein Elch!“ - Stephan Pfluger
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"Das kenne ich nicht, habe ich nicht gelesen, kann also nicht s<strong>ein</strong>, denn er ist <strong>ein</strong>fach<br />
<strong>ein</strong> guter Mensch"), oder den Inhalt auch so bewerten wie er, v.a. wenn es um das<br />
Thema Juden (dass sich die Juden vor Hitler in Demut verneigen müssen), dann wird<br />
es schon sehr schwierig, über was man spricht: über Worte, Ansätze, Personen.<br />
Dieses Phänomen m<strong>ein</strong>e ich auch in Ihrem Brief zu erkennen: "Ein Kollege mailt mir<br />
<strong>ein</strong>ige Internetadressen, in denen ich Aussagen von Dir lese ... Mich w<strong>und</strong>ert sehr,<br />
dass Sie - bis zu dem Zeitpunkt des Briefes - diese Inhalte nicht kannten, obwohl<br />
diese Quellen z.T. ja schon 2001 erschienen sind. Mich w<strong>und</strong>ert, dass Sie diese<br />
Inhalte quasi erst auf den Hinweis <strong>ein</strong>es Kollegen wirklich lesen <strong>und</strong> es jetzt offensichtlich<br />
im übertragenen Sinne erst so ,lesen' , wie Sie das in Ihrem Brief beschrieben<br />
<strong>und</strong> bewertet haben. Ich frage mich dabei (<strong>und</strong> das ist <strong>ein</strong>e ehrliche Frage!): Wie<br />
kommt es dazu, dass Sie die Texte früher offensichtlich auch anders gelesen haben?<br />
Haben Sie sich verändert oder haben sich die Texte im Laufe der Zeit verändert?<br />
Oder haben Sie sich <strong>ein</strong>fach mehr mit der Person Hellinger als mit s<strong>ein</strong>en Texten<br />
beschäftigt? Oder hat sich mit Ihrem Einstellungswandel auch <strong>ein</strong> anderer Blick auf<br />
die Texte ergeben? Wie erklären Sie sich das selbst - als Person <strong>und</strong> als Wissenschaftler?<br />
Sie sehen, ich bin an vielen Stellen noch unklar <strong>und</strong> ringe darum, die Situation<br />
besser zu verstehen, es gelingt mir aber nur teilweise. Das liegt auch daran, weil<br />
solche Aus<strong>ein</strong>andersetzungen leider oft <strong>ein</strong>en Stil entwickeln, der sehr aggressiv ist<br />
<strong>und</strong> in Richtung Rechtfertigung' oder Rechthaben' geht, worum es mir aber hier in<br />
m<strong>ein</strong>en Fragen an Sie nicht geht. Hier geht es mir vor allem um die Frage, zu<br />
verstehen, was ich wirklich nicht kapiere: Wie sind die oben beschriebenen<br />
Wahrnehmungen zu erklären? Oder täusche ich mich in m<strong>ein</strong>en Wahrnehmungen?<br />
Daher bitte ich Sie sehr um <strong>ein</strong>e Antwort - ob schriftlich oder mündlich.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Antwort AvS<br />
Per Mail 3.7.04:<br />
Liebe Frau ...,<br />
herzlichen Dank für Ihr unterstützendes Schreiben zu m<strong>ein</strong>em "Hellinger-Brief". Wer<br />
weiß, ob ich gewagt hätte, ihn zu schreiben, wenn ich gewusst hätte, wie viel Resonanz<br />
er auslöst. Ich bekomme täglich etwa 1-3 Briefe, Mails oder Anrufe, davon die<br />
meisten positiv - <strong>und</strong> auch die skeptischen sind sehr differenziert <strong>und</strong> bedenkenswert.<br />
Ihre konkrete Frage kann ich leicht beantworten: ich habe ganz zu Beginn Hellinger<br />
gern gelesen ("Finden, was wirkt" zum Beispiel), allerdings s<strong>ein</strong>e Schriften nie als<br />
Angebot zu <strong>ein</strong>er wiss. Aus<strong>ein</strong>andersetzung gesehen. Ich habe m<strong>ein</strong> letztes, für mich<br />
sehr positiv verlaufenes Seminar 1993 bei ihm gemacht <strong>und</strong> 1995 die "Großveranstaltung"<br />
in Bremen, von der ich mich in m<strong>ein</strong>em Brief distanzierte. In den letzten<br />
Jahren fand ich Bücher von ihm nicht mehr erträglich <strong>und</strong> die über s<strong>ein</strong>e Aufstellungsarbeit<br />
langweilig (ohne persönliche Beteiligung all die Bewegungen von Kästchen<br />
nachzuvollziehen...). Ich habe daher, wenn die heftige negative Kritik kam, mich<br />
auf m<strong>ein</strong>e persönlichen Erfahrungen bezogen <strong>und</strong> versucht, die Kritik zu relativieren -<br />
<strong>und</strong> wenn die Leute überschwänglich lobhudelten (da gab es auch unter den Studenten<br />
<strong>ein</strong>ige), versucht zu mäßigen. Ich hatte Bert für mich als <strong>ein</strong>en m<strong>ein</strong>er vielen Lehrer<br />
(Sie kennen sicher Orlinskys Modell der Therapeutensozialisation: "Learning from<br />
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