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Das Bild des Anderen - Katholische Kirche (Schweiz)

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fliesst selbstverständlich mit ein. Die hier gegebene und eher skizzierte als ausgeführte<br />

Interpretation beruht auf der Annahme, dass jede konkrete Aussage über ihre<br />

unmittelbare Bedeutung hinaus auf einen allgemeineren Sachverhalt hinweist, den<br />

wir aus eigener Erfahrung schon kennengelernt haben. <strong>Das</strong> Wort der Schrift beleuchtet<br />

ihn dann aber neu, sodass wir ihn zureichender verstehen.<br />

2.2 Heiligen<br />

<strong>Das</strong> Verb weist auf den göttlichen <strong>Anderen</strong>, der einen Teil meiner Zeit beansprucht.<br />

Meine Zeit aber ist mein Leben, weil Zeit und Leben koextensiv sind und zusammenfallen.<br />

Ich bin nicht ausschliesslicher Meister meiner Zeit und daher meines<br />

Lebens. Der göttliche Andere darf einen Zins von ihr nehmen, und ich muss ihn<br />

geben.<br />

Sabbat möchte ich im Sinne <strong>des</strong> alten deutschen Wortes nehmen: „feiern“, die<br />

Arbeit ruhen lassen. <strong>Das</strong> ist ja die älteste Bedeutung <strong>des</strong> Sabbats, dass er religionsgeschichtlich<br />

gesprochen ein Tabu-Tag ist, der für Arbeit und auch für das Feuer-<br />

Anzünden (Ex 35,3) gesperrt ist.<br />

Was verbindet bei<strong>des</strong>? <strong>Das</strong> Gemeinsame am Arbeiten und Feuermachen ist das<br />

Transformieren der Welt. Die Welt kehrt am Sabbattag an ihren Ausgangspunkt<br />

zurück, bevor der Schöpfer sie in die Verwaltung der Menschen gehen liess. Er ist<br />

restitutio in integrum oder vielleicht besser: restitutio originis. Der Ursprung ragt<br />

in das Treiben der Zeit hinein und stellt es ab, und wir müssen uns ihm unterwerfen<br />

und überlassen. Die Heiligung <strong>des</strong> Sabbattages verbindet uns wieder mit den Ursprüngen,<br />

von denen wir herkommen und die wir vergessen würden, wäre da nicht<br />

die uns auferlegte Pause. <strong>Das</strong> Kontemplative im Sinne der Besinnung auf unsere<br />

Herkunft und unser Verdankt-Sein liegt als Absicht in der Heiligung der Zeit. Unser<br />

Ursprung, der von uns verschieden ist, ist hier das Andere.<br />

2.3 Arbeiten, Werk<br />

„Arbeiten, Werk“ bedeuten Produktivität und Gewinn. <strong>Das</strong> Andere, die Welt ist<br />

mehr als der Nutzen, der sich aus ihr ziehen lässt. Ihr Sinn erschöpft sich nicht in<br />

ihrer Nutzbarkeit.<br />

Ten Commandments in Recent Research (Studies in Biblical Theol., 2nd Series, 2; London: SCM Press,<br />

1967); Sch. Ben-Chorin, Die Tafeln <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. <strong>Das</strong> Zehnwort vom Sinai (Tübingen: Mohr, 1979);<br />

F. Crüsemann, Bewahrung der Freiheit. <strong>Das</strong> Thema <strong>des</strong> Dekalogs in sozialgeschichtlicher Perspektive<br />

(Kaiser Traktate, 78; München: Kaiser Verl., 1983); B.-Z. Segal, Hrsg., The Ten Commandments in<br />

History and Tradition (Publications of the Perry Foundation for Biblical Research: The Hebrew University<br />

of Jerusalem; Jerusalem: Magnes Press, 1990); D. N. Freedman, The Nine Commandments. Uncovering<br />

the Hidden Pattern of Crime and Punishment in the Hebrew Bible (New York: Doubleday,<br />

2000).<br />

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