Übersicht: Verfassungsbeschwerde - Begründetheit (Freiheitsrechte ...
Übersicht: Verfassungsbeschwerde - Begründetheit (Freiheitsrechte ...
Übersicht: Verfassungsbeschwerde - Begründetheit (Freiheitsrechte ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
PÜ Grundrechte SS 2009<br />
Prof. Dr. Möstl<br />
<strong>Übersicht</strong>: <strong>Verfassungsbeschwerde</strong> - <strong>Begründetheit</strong> (<strong>Freiheitsrechte</strong>)<br />
(Art. 93 I Nr. 4a GG, §§ 13 Nr. 8a, 90 ff. BVerfGG)<br />
Obersatz: Die <strong>Verfassungsbeschwerde</strong> ist begründet, wenn der Beschwerdeführer durch den<br />
von ihm angegriffenen Akt in seinen Grundrechten oder grundrechtsgleichen Rechten verletzt<br />
ist, Art. 93 I Nr. 4a GG.<br />
I. Schutzbereich (Beachte: die Eröffnung des Schutzbereichs bedeutet noch nicht, dass das<br />
Verhalten des Beschwerdeführers auch tatsächlich erlaubt ist)<br />
1. Persönlicher Schutzbereich<br />
Kann der Beschwerdeführer überhaupt Träger des Grundrechts sein?<br />
2. Sachlicher Schutzbereich<br />
Jedes Grundrecht regelt ein bestimmtes Schutzgut. Dieses gilt es hier herauszuarbeiten.<br />
Das Verhalten, in dem sich der Beschwerdeführer beeinträchtigt fühlt, müsste in den<br />
Schutzbereich des Grundrechts fallen.<br />
II. Eingriff<br />
Stellt der vom Beschwerdeführer angegriffene Akt der öffentlichen Gewalt einen Eingriff<br />
in den Schutzbereich dar?<br />
Eingriff:<br />
− Klassischer Eingriffsbegriff: Zweckgerichteter, unmittelbarer und rechtsförmiger<br />
Befehl 1 .<br />
− Moderner Eingriffsbegriff: auch faktische und mittelbare Beeinträchtigungen, die<br />
durch dem Staat zurechenbare Maßnahmen verursacht werden, stellen einen Eingriff<br />
dar. Ausgenommen sind bloße Bagatellen 2 .<br />
III. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung (Verfassungsmäßigkeit des Eingriffs)<br />
1. Schranke (d. h.: lässt das Grundrecht überhaupt eine Einschränkung/Begrenzung zu?)<br />
− Grundrechte ohne Gesetzesvorbehalt (GG sieht keine Eingriffsmöglichkeit in das<br />
Grundrecht vor)<br />
− Grundrechte mit qualifiziertem Gesetzesvorbehalt (an die Einschränkung werden<br />
von der Verfassung ausdrücklich bestimmte VSS gestellt, z. B.: Art. 14 III 1 GG)<br />
1 Pieroth/Schlink, Grundrechte Rn. 239<br />
2 Pieroth/Schlink, Grundrechte Rn. 240
PÜ Grundrechte 2<br />
SS 2009<br />
Prof. Dr. Möstl<br />
− Grundrechte mit einfachem Gesetzesvorbehalt (Eingriff muss durch oder auf<br />
Grund eines Gesetzes erfolgen. An das beschränkende Gesetz werden keine<br />
bestimmten Anforderungen gestellt.)<br />
2. Formelle Verfassungsmäßigkeit des einschränkenden Gesetzes<br />
(Zuständigkeit, Verfahren, Form)<br />
3. Materielle Verfassungsmäßigkeit des einschränkenden Gesetzes<br />
(Schranken-Schranken = Grenzen der Einschränkbarkeit des betroffenen Grundrechts<br />
beachtet)<br />
a) Besondere Anforderungen<br />
(z. B.: bei Grundrechten mit qualifiziertem Gesetzesvorbehalt:<br />
Genügt das Gesetz den Qualifikationsmerkmalen?)<br />
b) Allgemeine Anforderungen:<br />
aa) Verhältnismäßigkeit des Gesetzes<br />
(1) Legitimer Zweck<br />
(2) Geeignetheit<br />
(3) Erforderlichkeit<br />
(4) Angemessenheit<br />
bb) Zitiergebot, Art. 19 I 2 GG<br />
cc) Verbot einschränkender Einzelfallgesetze, Ar. 19 I 1 GG<br />
dd) Wesensgehaltsgarantie, Art. 19 II GG<br />
ee) Bestimmtheitsgrundsatz<br />
4. Zwischenergebnis: Das einschränkende Gesetz ist/ist nicht verfassungsgemäß.<br />
IV. Verfassungsmäßigkeit der Anwendung des einschränkenden Gesetzes im Einzelfall<br />
1. Beachtung der Voraussetzungen der Rechtsgrundlage<br />
2. Verhältnismäßigkeit der konkreten Maßnahme<br />
a) Legitimer Zweck<br />
b) Geeignetheit<br />
c) Erforderlichkeit<br />
d) Angemessenheit<br />
C. Ergebnis