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Thema<br />

DIETer keucher (ste<strong>in</strong>)<br />

Licht <strong>in</strong>s Dunkel br<strong>in</strong>gen<br />

Mittlerweile wird bereits die zweite Auflage gedruckt – das Buch des Tüb<strong>in</strong>ger<br />

Pastors Jobst Bittner „Die Decke des Schweigens“ hat schon vielen Menschen <strong>in</strong> ganz<br />

Deutschland geholfen, wichtige Zusammenhänge <strong>in</strong> ihren Familiengeschichten zu<br />

erkennen und sich von e<strong>in</strong>er belastenden Vergangenheit zu befreien. Dieter Keucher<br />

hat das Buch für Sie gelesen und empfiehlt es als „Pflichtlektüre“ weiter.<br />

Ich las das Buch von Jobst Bittner „Die Decke des<br />

Schweigens“ bis spät <strong>in</strong> die Nacht auf e<strong>in</strong>mal durch, weil<br />

ich sehr schnell spürte, dass es e<strong>in</strong>e tiefgreifende Relevanz<br />

besitzt. E<strong>in</strong>ige Abschnitte las ich später wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> und<br />

nahm mir gezielt Zeit zum Nachdenken. Seitdem habe ich das<br />

Buch schon manches Mal mit dem H<strong>in</strong>weis „Pflichtlektüre“<br />

weiter empfohlen.<br />

Der messianisch-jüdische Theologieprofessor Dr. Michael<br />

Brown, den ich im Zusammenhang <strong>der</strong> Erweckung von Pensacola<br />

kennenlernte, nennt Jobst Bittner im Vorwort „e<strong>in</strong>en<br />

geistlichen Pionier mit solidem theologischen Fundament.“<br />

Der Autor erläutert die Intention des Buches mit folgenden<br />

Worten: „Ich möchte versuchen, e<strong>in</strong> Phänomen zu beschreiben,<br />

das zwar unterschiedliche H<strong>in</strong>tergründe und Ursachen<br />

hat, aber dennoch für die Folgegenerationen <strong>der</strong> deutschen<br />

Kriegsgeneration und <strong>der</strong> Holocaustgeneration gleichermaßen<br />

gilt. Die Nachkommen bei<strong>der</strong> Generationen entdecken<br />

nur langsam, wie sehr sie die Bürde ihrer Familiengeschichte<br />

mit sich getragen haben. Allmählich lernen sie, darüber zu<br />

sprechen und sorgen dafür, dass die Geschichte ihrer Familie<br />

ans Licht kommt und bearbeitet werden kann.“ (S.25/26)<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Verwurzelung und persönlichen<br />

Identität durchzieht das Buch auf vielen Seiten. Der<br />

Inhalt hat e<strong>in</strong>e signifikante seelsorgerliche Bedeutung. Das<br />

Phänomen e<strong>in</strong>er „Decke des Schweigens“, die über zurückliegenden<br />

Geschehnissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie gebreitet wird, begegnet<br />

mir oft <strong>in</strong> Seelsorgegesprächen. Der eventuelle Schlüssel<br />

für wirksame Schritte <strong>der</strong> Hilfe bleibt dabei oft verborgen.<br />

Missbrauch, okkulte Verstrickungen und an<strong>der</strong>e negative Ereignisse<br />

können hier e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

E<strong>in</strong> eigenes, und noch lange nicht aufgearbeitetes Kapitel<br />

stellt die ostdeutsche Geschichte mit den Aktivitäten des<br />

Staatssicherheitsdienstes dar, dessen Machenschaften bis <strong>in</strong><br />

den westlichen Teil Deutschlands h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichten. Verwun<strong>der</strong>t<br />

entdeckte mancher beim Nachforschen über se<strong>in</strong>e Vorfahren<br />

e<strong>in</strong>e „Verfärbung“ von braun zu rot. So bezeichnet e<strong>in</strong><br />

Zeitungsartikel aus dem Jahre 1937 Chemnitz „als die Hitler<br />

am treuesten ergebene Stadt“ und <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR-Zeit wurde<br />

das <strong>in</strong> Karl-Marx-Stadt umbenannte Chemnitz dann zur politischen<br />

Vorzeigestadt des SED-Regimes!<br />

Jobst Bittner berichtet im ersten Kapitel se<strong>in</strong>es Buches<br />

von <strong>der</strong> gründlichen Recherche zur Geschichte Tüb<strong>in</strong>gens<br />

und den geistlichen Schritten, die se<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> zur Aufarbeitung<br />

<strong>der</strong> Geschichte ihrer Stadt g<strong>in</strong>g. Dort wurde bereits<br />

1933 e<strong>in</strong> „ Ausschuss gegen jüdische Gräuelpropaganda“ gegründet<br />

und die Hochschule wurde zum ideologischen Wegbereiter<br />

<strong>der</strong> Endlösung <strong>der</strong> Judenfrage.<br />

Die Frage, warum die geistliche Kraft <strong>der</strong> Kirche so stark geschwunden<br />

ist und wor<strong>in</strong> die geistlichen Ursachen <strong>der</strong> „Decke<br />

des Schweigens“ liegen, beantwortet Bittner mit <strong>der</strong> endgültigen<br />

Trennung <strong>der</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> von ihren jüdischen Wurzeln<br />

und <strong>der</strong> Ger<strong>in</strong>gschätzung des Wirkens des Heiligen Geistes.<br />

„Trotz starken griechischen E<strong>in</strong>flusses und zahlreicher Angriffe<br />

und Attacken blieb die jüdische Prägung <strong>der</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong><br />

bis <strong>in</strong>s 4. Jahrhun<strong>der</strong>t n. Chr. ungebrochen. Offensichtlich<br />

hatte sie dadurch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Autorität.“ (S. 63). Auf<br />

Seite 64 f<strong>in</strong>det sich folgende These: „Das Christentum des 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Geist<br />

se<strong>in</strong>er Zeit nur Vollmacht und Autorität haben, wenn es se<strong>in</strong><br />

jüdisches Erbe wie<strong>der</strong> neu entdeckt.“<br />

E<strong>in</strong> weiterer Grund von Autoritätsverlust <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche<br />

war nach Me<strong>in</strong>ung des Autors <strong>der</strong> zunehmende hellenistische<br />

E<strong>in</strong>fluss und das Aufkommen <strong>der</strong> Ersatztheologie. Die Auswirkungen<br />

<strong>der</strong> „Decke des Schweigens“ erläutert Bittner mit<br />

vielen Beispielen und Veranschaulichungen anhand e<strong>in</strong>es<br />

Gangs durch die Bibel im Blick auf Städte, Nationen, <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n,<br />

Ehen, Familien, Vorfahren und das persönliche<br />

Leben und beschließt das dritte Kapitel mit seelsorgerlichen<br />

Ratschlägen.<br />

Nun kommt er <strong>in</strong> den beiden folgenden Kapiteln zu den<br />

schweigenden Generationen <strong>der</strong> Opfer und Täter und den<br />

nachfolgenden Generationen. Die erschütternden Erlebnisse<br />

und tief bewegende Lebensverän<strong>der</strong>ungen durch das Aufdecken<br />

<strong>der</strong> „Decke des Schweigens“ berühren den Leser und for<strong>der</strong>n<br />

zum persönlichen Innehalten auf. Man muss sie e<strong>in</strong>fach<br />

selbst lesen. In die Darlegungen fließen erhellende Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> neueren psychologischen Forschungen über generationenübergreifende<br />

Auswirkungen schwerer Erlebnisse e<strong>in</strong>. Sie ermöglichen<br />

durch entsprechende H<strong>in</strong>weise e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Weiterarbeit<br />

an den Themen für den <strong>in</strong>teressierten Leser.<br />

Zwei Zitate lassen das <strong>in</strong>nere Engagement des Autors beson<strong>der</strong>s<br />

deutlich werden: „Die meisten Familien <strong>in</strong> Deutschland<br />

leben bis heute unter e<strong>in</strong>em Schatten <strong>der</strong> Vergangenheit.<br />

Wie die German Angst sche<strong>in</strong>t das Schweigen zu ihrem<br />

Erbe zu gehören, das sie bis heute nicht los geworden s<strong>in</strong>d.<br />

(S.151/152).“ ... „Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> Väter<br />

nicht ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt, ist ernsthaft gefährdet, <strong>in</strong> den ausgetretenen<br />

und sündigen Wegen se<strong>in</strong>er Vorfahren weiterzulaufen.“<br />

(S.200). Schritte zur Aufarbeitung, zu Buße und<br />

Bekenntnis, die Kapitel 7 entfaltet, s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Hoffnung<br />

getragen, dass das persönliche Leben, Familien und <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n<br />

„aus ihrem Schlaf aufwachen“ und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Gebetsh<strong>in</strong>gabe<br />

kommen.<br />

Das abschließende Kapitel berichtet von den „Märschen<br />

des Lebens“ auf den Strecken <strong>der</strong> Todesmärsche, auf denen<br />

zum Kriegsende 250.000 Häftl<strong>in</strong>ge <strong>der</strong> Konzentrationslager<br />

umkamen. Diese Todesmärsche geschahen vor den Augen <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit. Das Zeugnis e<strong>in</strong>er Überlebenden, Rose Price,<br />

lesen wir auf Seite 263: „Me<strong>in</strong> Herz war durch me<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> den Konzentrationslagern so verschlossen und hart<br />

geworden, dass ich, seit ich <strong>in</strong> Dachau war, nie wie<strong>der</strong> gewe<strong>in</strong>t<br />

habe ... Ich sah vor me<strong>in</strong>en Augen, wie me<strong>in</strong> Herz <strong>in</strong> sechs<br />

Millionen Stücke zerbrach und von <strong>der</strong> liebevollen Hand Jeschuas<br />

wie<strong>der</strong> zusammengefügt und geheilt wurde.“<br />

Ich hoffe sehr, dass viele das Buch von Jobst Bittner lesen<br />

und auf diesem Wege viel Segen <strong>in</strong> das Leben von Familien<br />

und <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n durch die Güte Gottes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> kommt. Das<br />

wird auch Auswirkungen <strong>in</strong> unser Land h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> haben.<br />

Dieter Keucher war von 2004 bis 2011 Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> GGE Deutschland. Zuvor<br />

war er Pfarrer <strong>der</strong> Lutherkirche <strong>in</strong> Chemnitz. Er ist verheiratet mit Dorothea und<br />

lebt <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Sachsen.<br />

Jobst Bittner:<br />

Die Decke des Schweigens.<br />

TOS-Verlag, Tüb<strong>in</strong>gen 2011<br />

ISBN 978-3981244175<br />

320 Seiten, € 16,95.<br />

Erhältlich im Buchhandel o<strong>der</strong> über die extra<br />

e<strong>in</strong>gerichtete Webseite zum Buch:<br />

www.diedeckedesschweigens.de<br />

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