Gesundheitszustand von wohnungslosen Menschen ... - neunerHAUS
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<strong>Gesundheitszustand</strong> <strong>von</strong> <strong>wohnungslosen</strong> <strong>Menschen</strong><br />
und deren Zugang(sbarrieren) zum Gesundheitssystem<br />
eingeschra¨nkte<br />
Repra¨sentativita¨t fu¨r<br />
Wohnungslosigkeit<br />
kann zu besserem oder<br />
schlechterem Bild v.<br />
Gesundheit fu¨hren<br />
Querschnittstudien fu¨r<br />
manche<br />
Krankheitsbilder<br />
limitiert<br />
verschiedene, oft nicht<br />
validierte<br />
Erhebungsinstrumente<br />
eingeschra¨nkte<br />
Vergleiche zwischen<br />
Gruppen<br />
ungenaue<br />
Pra¨valenzdefinition<br />
empirische Basis bei<br />
Barrierestudien oft<br />
unstrukturiertes<br />
Erfahrungswissen<br />
Ergebnisse fu¨r diverse<br />
Formen <strong>von</strong><br />
Wohnungslosigkeit<br />
gu¨ltig<br />
jedoch sehr heterogene<br />
Zusammensetzung<br />
Durch die angewandten Methoden bei der Auswahl der StudienteilnehmerInnen<br />
ist die Repräsentativität in vielen Studien eingeschränkt und ein<br />
Verzerrungspotenzial durch den sogenannten Selektionsbias gegeben. Beispielsweise<br />
könnten gerade jene, die sich an der Untersuchung nicht beteiligten,<br />
einen schlechteren <strong>Gesundheitszustand</strong> aufweisen, als die StudienteilnehmerInnen,<br />
wodurch ein besserer <strong>Gesundheitszustand</strong> konstatiert<br />
wird, als dies tatsächlich der Fall ist. Umgekehrt kann die Auswahl der<br />
StudienteilnehmerInnen bei in Spitälern oder Ordinationen durchgeführten<br />
Fallserien einen schlechteren <strong>Gesundheitszustand</strong> suggerieren, als in der<br />
Realität der Fall, da nur jene, die wegen Erkrankung eine Behandlung nachfragten,<br />
beschrieben wurden, der <strong>Gesundheitszustand</strong> in der Grundgesamtheit<br />
aller <strong>wohnungslosen</strong> Persoonen aber unbekannt bleibt. In diesem Zusammenhang<br />
ist nicht zuletzt zu erwähnen, dass in vielen Studien der Prozess<br />
<strong>von</strong> der Auswahl der StudienteilnehmerInnen bis zum endgültigen<br />
Sample ungenau beschrieben wird, sodass zum Beispiel nicht klar ist, inwieweit<br />
sich die tatsächliche Stichprobe <strong>von</strong> allen in Frage kommenden Personen<br />
unterscheidet.<br />
Querschnittstudien, die bei der Evaluierung des <strong>Gesundheitszustand</strong>s am<br />
häufigsten zum Einsatz kamen, haben außerdem den Nachteil, dass sie<br />
Krankheiten mit rezidivierendem oder saisonalem Verlauf durch den einmaligen<br />
Messzeitpunkt unvollständig erfassen. Außerdem wird bei Krankheiten,<br />
die häufig bzw. rasch zum Tod führen, das Ergebnis verzerrt, da nur<br />
Überlebende als Krankheitsfälle in Erscheinung treten (Survival Bias).<br />
Limitierend ist überdies die Verwendung <strong>von</strong> sehr unterschiedlichen Erhebungsinstrumenten<br />
und –methoden zu Krankheitsdiagnosen, gesundheitsbezogener<br />
Lebensqualität und <strong>Gesundheitszustand</strong>. Dies ist umso problematischer,<br />
wenn die Validität dieser Instrumente entweder gar nicht geprüft<br />
wurde oder nicht beschrieben wurde, was auch in der österreichischen<br />
Überblicksstudie der Fall ist [16]. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen,<br />
dass bei Prävalenzvergleichen zwischen <strong>wohnungslosen</strong> Personen und<br />
Kontrollgruppen oft nicht dieselbe Erhebungsmethode zum Einsatz kam,<br />
sondern Vergleichswerte aus Sekundärdaten entnommen wurden.<br />
Ein weiterer einschränkender Faktor ist, dass bei Prävalenzstudien nicht<br />
immer eindeutig hervorgeht, welche Prävalenz (Punktprävalenz, Lebenszeitprävalenz<br />
etc.) gemessen wurde. In diesen Fällen können die Häufigkeiten<br />
nicht genau definiert werden.<br />
Bei der Darstellung der Zugangsbarrieren ist neben der prinzipiell eingeschränkten<br />
Übertragbarkeit <strong>von</strong> Ergebnissen anderer Länder auf Österreich<br />
zusätzlich limitierend, dass die empirische Basis, auf der die Zugangsbarrieren<br />
in den identifizierten Quellen beschrieben wurden, vielfach ungenau beschrieben<br />
wurde. Die Information stammt häufig <strong>von</strong> unstrukturiert gesammelten<br />
ExpertInnenerfahrungen und weniger aus gut geplanten Befragungen<br />
der <strong>wohnungslosen</strong> Personen oder der ExpertInnen.<br />
Bei der Auswahl der Studien wurde keine Einschränkung hinsichtlich der<br />
Definition <strong>von</strong> Wohnungslosigkeit vorgenommen. Dem Vorteil einer sehr<br />
umfassenden Betrachtung <strong>von</strong> Wohnungslosigkeit steht der Nachteil gegenüber,<br />
dass keine Aussage für bestimmte Formen <strong>von</strong> Wohnungslosigkeit getroffen<br />
werden kann, zumal eine detaillierte Auswertung nach Subgruppen<br />
<strong>von</strong> Wohnungslosigkeit den Rahmen der Studie gesprengt hätte. Faktum<br />
bleibt daher, dass es sich bei den dargestellten StudienteilnehmerInnen um<br />
eine sehr heterogene Gruppe handelt, die sich nach Alter, Geschlecht, Nationalität,<br />
Biografie, Status etc. deutlich unterscheidet.<br />
64 LBI-HTA | 2012