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Chocolat - Waldorf-Ideen-Pool

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1. Szene (Beichtstuhl, <strong>Chocolat</strong>erie auf „Markt“)<br />

Père Henri, Vianne, Anouk, Armande Voizin, evtl. Chor<br />

Als Intro spielt die Manouche-Band, dann eventuell ein französischer Choral.<br />

Der Chor geht ab und Père Henri spricht neben dem Beichtstuhl zum Publikum.<br />

Henri (kindlich-pathetisch): Liebe Gemeinde. Die Zeit des Fastens ist herangekommen. Dies ist<br />

selbstverständlich eine Zeit der Enthaltsamkeit. Hoffentlich auch eine Zeit des Nachdenkens. Aber<br />

vor allem soll es für uns eine Zeit … eine Zeit aufrichtiger Reue sein. Es ist eine Zeit, in der man sich<br />

erheben und Stellung beziehen soll. Es ist keine Zeit, allein zu sein. Denn wir sind nicht allein. Denn<br />

Jesus Christus ist bei uns. Es ist eine Zeit, die Jesus Christus gehört. Wenn ihr über etwas nachdenkt,<br />

so kennt er eure Gedanken. Und wenn ihr euch enthaltet, so weiß er, wessen ihr euch enthaltet. Und<br />

wenn ihr wirkliche Reue zeigt, dann weiß er, wofür ihr Vergebung erfleht. Doch er sieht auch alles<br />

Unrechte, Unzüchtige, Unanständige, was ihr tut und denkt und empfindet. An diesem<br />

Aschermittwoch im Jahre des Herrn 1959, in unserem kleinen Städtchen Lansquenet-sous-Tannes …<br />

Licht wechselt von der Seiten- zur Hauptbühne. Die <strong>Chocolat</strong>erie steht auf „Markt“. Das Mobiliar der<br />

<strong>Chocolat</strong>erie ist mit schmutzigen, unordentlich übergeworfenen Tüchern verhängt.<br />

Vor der <strong>Chocolat</strong>erie sitzt Anouk. Rechts neben ihr steht die Urne der Großmutter. Etwas entfernt zwei<br />

Koffer. Im Laden sind Vianne und Armande zu sehen, die (lautlos) über die Miete verhandeln. Anouk<br />

spricht zum Publikum. (In der Schülervorstellung sagt sie „ihr“ statt „Sie“)<br />

Anouk: Hallo! Ich bin Anouk! Und das hier (sie zeigt neben sich auf die Seite, an der nicht die Urne<br />

steht) ist Pantoufle. Können Sie ihn sehen? (sie streichelt den Kopf der unsichtbaren Gestalt)<br />

Pantoufle ist ein Känguruh. (Traurig, streichelt das Bein.) Er hat ein verletztes Bein. (Flüstert laut mit<br />

vorgehaltener Hand zu Panoufle) Pantoufle, sag den Leuten guten Tag! (Lächelt zum Publikum) Haben<br />

Sie es gehört?<br />

(Sollte im Publikum jemand „nein“ sagen: Pantoufle, du musst lauter reden! … Haben Sie es jetzt<br />

gehört? Falls wieder ein Nein kommt: Er kann einfach nicht lauter. Falls ja: na siehst du, es geht doch.)<br />

Und das hier (sie zeigt auf die Urne) ist Grandmère, meine Großmutter. (Verdreht die Augen)<br />

Natürlich nur die Asche von Grandmère. Pantoufle, Grandmère, Maman und ich kommen gerade aus<br />

Andalusien. Davor haben wir in Rom gelebt. Und davor in Wien. Und davor in New York. Und davor in<br />

Padua. Und davor (pustet erschöpft), ach ich weiß nicht mehr. Jetzt sind wir jedenfalls hier. Und<br />

Maman spricht da drin gerade mit dieser Madame Voizin über die Miete für den Laden und die<br />

Wohnung da drüber …<br />

Armande Voizin kommt aus dem Laden, Vianne folgt ihr.<br />

Armande (streng): Und dass Sie mir den Laden ja in Ordnung halten! (ab)<br />

Vianne: Natürlich, Madame Voizin.<br />

Anouk: Maman, Pantoufle will wissen, wie lange wir dieses Mal hier bleiben.<br />

Vianne: Sag ihm, er braucht sich keine Sorgen zu machen.<br />

Anouk (flüstert zu Pantoufle): Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. (laut zu Vianne) Maman,<br />

erzählst du mir heute zum Schlafengehen die Geschichte von Grandmère und Grandpère?<br />

Vianne nimmt die Koffer und geht in die Türe oder den Durchgang links neben der <strong>Chocolat</strong>erie.<br />

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