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VORWORT VOn HAns-GERT PöTTERInG MäRZ 2004

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Jean<br />

Monnet<br />

20<br />

Jean Monnet / MENSCHEN VEREINIGEN<br />

Hat er die Zurückhaltung der Nationalstaaten angesichts dessen, was nicht als Verlust,<br />

sondern als Quelle der Bereicherung erscheinen sollte, unterschätzt? Er räumt ein, daß<br />

es "noch lange Zeit des Nachweises bedürfen wird, daß die Souveränität zugrunde geht,<br />

wenn sie in Formen der Vergangenheit eingegossen wird. Damit sie lebendig bleibt,<br />

muß sie mit wachsendem Handlungsrahmen in einen größeren Raum übergehen, wo<br />

sie mit anderen, der gleichen Entwicklung verschriebenen Souveränitäten verschmilzt.<br />

Keine Souveränität geht dabei verloren, alle finden sich im Gegenteil gestärkt wieder."<br />

Diese Botschaft beginnt sich heute in den verschiedenen Bewußtseinsniveaus der<br />

europäischen Führer und der europäischen Öffentlichkeit zu verwurzeln. Sie ist der<br />

Leitfaden des europäischen Einigungsprozesses und wird den Verantwortlichen für<br />

die Geschicke Europas nach und nach zum Dogma.<br />

Resolution der in Luxemburg am 1. und 2. April 1976 zum<br />

Europäischen Rat versammelten Staats- bzw. Regierungschefs<br />

Die Idee eines gemeinschaftlichen Europa, inzwischen mehr als 25 Jahre alt, ist heute zu<br />

einem beträchtlichen Teil verwirklicht, während die Hoffnungen auf Vertiefung der<br />

Perspektiven einer europäischen Einheit sich präzisieren.<br />

Die positive Bilanz, die man am Ende dieser ersten Etappe und am Vorabend neuer<br />

Fortschritte zu einer politischen Einigung ziehen kann, verdanken wir größtenteils der<br />

Kühnheit und Weitsichtigkeit einer Handvoll Männer. Unter ihnen hat Jean Monnet eine<br />

Hauptrolle gespielt, sei es als Inspirator des Schumanplans, als erster Präsident der<br />

Hohen Behörde oder als Begründer des Aktionskomitees für die Vereinigten Staaten von<br />

Europa. In diesen verschiedenen Positionen hat Jean Monnet stets gegen die Trägheit der<br />

politischen und ökonomischen Strukturen Europas gekämpft, um ein neuartiges<br />

Verhältnis zwischen den europäischen Staaten zu schaffen, die faktisch vorhandenen<br />

zwischenstaatlichen Solidaritäten hervorzuheben und institutionell zu verankern.<br />

Als Realist, der er war, ging Monnet stets von den ökonomischen Interessen aus, ohne<br />

dabei aber jemals sein visionäres Ziel einer weitergespannten, alle Bereiche umfassenden<br />

Verständigung unter den Menschen und Völkern Europas aus den Augen zu verlieren.<br />

Mag dieses Ziel im wechselhaften Verlauf des europäischen Aufbaus zuweilen auch außer<br />

Sicht geraten sein, es wurde gleichwohl nie widerrufen. Heute mehr denn je müßte es uns<br />

als Anleitung dienen, um uns über unsere alltäglichen Regierungsaufgaben zu erheben,<br />

so daß diese ihr wahres Profil und ihren Zusammenhang erhalten.<br />

21<br />

Jean Monnet / MENSCHEN VEREINIGEN<br />

Jean Monnet hat sich vor kurzem erst aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.<br />

Nachdem er den besten Teil seiner Kraft der europäischen Sache gewidmet hat, verdient<br />

er es, daß Europa ihm eine besondere Geste der Dankbarkeit und Bewunderung zollt.<br />

Darum haben die in Luxemburg zum Europäischen Rat versammelten Staats- bzw.<br />

Regierungschefs der Gemeinschaft beschlossen, ihm den Titel "Ehrenbürger Europas"<br />

zu verleihen.

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