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VORWORT VOn HAns-GERT PöTTERInG MäRZ 2004

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Jean<br />

Monnet<br />

Seiner Botschaft wohnt die Kraft einfacher Ideen inne. Anstatt sich auf der Suche<br />

vorwort<br />

nach den Verantwortlichkeiten für eine grauenvolle Auseinandersetzung<br />

aufzureiben, müssen die Staaten ihre Kräfte vereinigen, um Europa zu einem freien<br />

und prosperierenden Gebilde zu machen. Das Erfordernis der heutigen Zeit ist die<br />

Zusammenführung der Volkswirtschaften, die Fusion der Interessen und die<br />

Anpassung der Produktionskräfte in einer von Wettbewerb und Fortschritt<br />

beherrschten Welt. Die Botschaft Jean Monnets geht jedoch noch sehr viel weiter:<br />

ean Monnet / MENSCHEN VEREINIGEN<br />

2J<br />

von Hans-Gert Pöttering,<br />

Vorsitzender der EVP-ED-Fraktion im Europäischen Parlament<br />

Das europäische Aufbauwerk ist ein beispielloses Unterfangen, dessen Ziel es ist,<br />

einen friedlichen Handlungsrahmen für Menschen zu bilden, die über lange Zeit<br />

durch Vorurteile, welche rasch zu einem Konfliktfaktor wurden, getrennt waren.<br />

Heute hat die Suche nach dem gemeinsamen Interesse Argwohn oder Rivalität in<br />

den Hintergrund gedrängt. Seit mehr als fünfzig Jahren leben die Europäer in<br />

Frieden, und dank eines sehr schnellen Wirtschaftswachstums konnten sie ihre<br />

durch den Krieg zerstörten Länder wieder aufbauen und einen<br />

Modernisierungsprozess in Gang setzen. Der Beitrag Jean Monnets während dieser<br />

Phase der Wiedererstehung unseres Kontinents war entscheidend. Er hat seine<br />

Erfahrung als Mann der Tat und Organisator ohne jegliche Diskriminierung in den<br />

Dienst der siegreichen und der besiegten Staaten gestellt. Er hat sie davon<br />

überzeugt, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu setzen, um Europa auf<br />

Sie ist politischer Natur, denn sie geht gegen den Kern der nationalen<br />

Hoheitsgewalten an. Diese, so der Tenor seiner Ausführungen, seien überholt, wenn<br />

sie es den europäischen Völkern in der Ära der Großmächte nicht mehr<br />

ermöglichten, im Rhythmus ihrer Zeit zu leben. Angesichts der Herausforderungen<br />

der Globalisierung bliebe den Ländern des alten Kontinents nur noch die Wahl<br />

zwischen der Marginalisierung oder dem Zusammenschluss.<br />

Die Union, so behauptete er kaum fünf Jahre nach Kriegsende, könne nur aus einer<br />

neuen Entscheidung dahingehend entstehen, die gemeinsamen Interessen durch<br />

demokratische und effiziente Institutionen verwalten zu lassen. Diese Institutionen<br />

dürften nicht miteinander konkurrieren oder die nationalen Institutionen ersetzen,<br />

sondern sie müssten zu diesen komplementäre Beziehungen herstellen und in<br />

Bereichen tätig werden, in denen nationales Handeln sich als unangemessen und<br />

vergeblich erweist, wie z.B. beim Welthandel, bei der Währung, der Sicherheit, der<br />

Rolle und dem Einfluss Europas in einer sich tiefgreifend verändernden Welt.<br />

ean Monnet / MENSCHEN VEREINIGEN<br />

3J<br />

einer neuen Grundlage voranzubringen.<br />

Heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, haben diese Grundsätze nichts von ihrer<br />

”<br />

Lasst uns unsere Anstrengungen bündeln,<br />

stellen wir uns auf die neue Situation der Welt ein”<br />

Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil, ihre Gültigkeit erscheint offenkundig, da gerade<br />

die Entwicklung der Welt die Europäer veranlassen müsste, den Weg der Einheit zu<br />

wählen, um die neuen Herausforderungen anzunehmen: neue Technologien,<br />

Währungsinstabilität, Bevölkerungsexplosion in den Ländern der Dritten Welt,<br />

internationaler Terrorismus und Umweltschutz. Die Anforderungen, denen sich die<br />

Europäer unmittelbar nach dem Krieg gegenüber sahen, und diejenigen, welche die<br />

jungen Generationen heutzutage erwarten, sind sicherlich nicht vergleichbar.

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