Gemeinsames - Pfarrei Heitenried
Gemeinsames - Pfarrei Heitenried
Gemeinsames - Pfarrei Heitenried
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Thema<br />
wurden die ersten Samen gestreut,<br />
die zur heutigen Notfallseelsorge<br />
herangewachsen sind.<br />
Pfarrer und Pfarrerinnen beider<br />
Konfessionen verpflichteten sich,<br />
für solche Menschen auf Abruf<br />
präsent zu sein.<br />
In Windeseile verbreitete sich<br />
diese Idee von Deutschland<br />
her auch in Österreich und der<br />
Schweiz. Inzwischen ist die Notfallseelsorge<br />
eine anerkannte<br />
Hilfsorganisa-tion, die sich nicht<br />
nur aus Geistlichen, sondern auch<br />
aus vielen Laien zusammensetzt.<br />
Sie alle sind ausgebildet, Menschen in schwierigen<br />
Situationen zu begleiten. Was sie alle eint, ist nicht<br />
nur der Wille zur Hilfe am Menschen, sondern auch<br />
ihr gemeinsames Wissen im Umgang mit Menschen<br />
in Ausnahmesituationen und mit Menschen anderer<br />
Religionsgemeinschaften.<br />
Aufgaben eines Notfallseelsorgers<br />
Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen sind Menschen,<br />
die den Umgang mit Menschen gewohnt sind<br />
und die ein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen<br />
in besonderen Situationen haben.<br />
Anhand eines Beispiels von einem Einsatz möchte<br />
ich das weit gefächerte Wissen eines NFS (Notfallseelsorgers/-seelsorgerin)<br />
aufzeigen:<br />
Seit einer Woche trägt Herr Immerda seinen Pager<br />
(elektronisches Notrufgerät) auf sich und geht seiner<br />
gewohnten Arbeit nach. Da, um 10 Uhr Morgens<br />
pfeift sein Pager. Herr Immerda nimmt den Notruf<br />
entgegen und meldet sich bei der Nr. 144. Das Fräulein<br />
am Telefon sagt, dass sein Einsatz in Nordschaben<br />
von der Ambulanz verlangt wird. Es gehe um<br />
den Tod eines Kindes. Herr Immerda sagt, dass er in<br />
10 Minuten vor Ort ist und macht sich auf den Weg.<br />
Beim Eintreffen am Unfallort meldet er sich beim<br />
Ambulanzchef, der ihn kurz über die Situation orientiert:<br />
„Die Mutter sitzt in der Stube, ist kaum ansprechbar.<br />
Ihr Mann ist im Garten und raucht eine<br />
Zigarette nach der anderen und in nächster Zeit<br />
werden die Grosseltern noch dazukommen.“<br />
Die Ambulanz<br />
kümmert sich<br />
um die Verletzten,<br />
was<br />
geschieht mit<br />
den Zurückgebliebenen?<br />
Eine<br />
der Grundaufgaben<br />
der NFS.<br />
beantworten hat. Doch er versucht der Mutter klar<br />
zu machen, dass sie keine Schuld trifft, was die Mutter<br />
für einen Augenblick aufatmen lässt.<br />
Herr Immerda geht nun zum Vater in den Garten.<br />
Auch bei ihm kommt die Frage: „Warum? Da soll es<br />
noch einen gerechten Gott geben!“ Eine Frage, die<br />
in solchen Augenblicken immer wieder kommt und<br />
die, das weiss Herr Immerda auch, in diesem Augenblick<br />
nicht zu beantworten ist. So sagt er dem Vater<br />
auch, dass er in einem späteren Zeitpunkt ihm diese<br />
Frage zu beantworten versuche. (Er tat es dann bei<br />
einem Nachgespräch, das Herr Sorgenvoll mit ihm<br />
gewünscht hatte.)<br />
Zwei Menschen wurden in ihrem Leben erschüttert<br />
und jeder versucht, alleine damit fertig zu werden.<br />
Herr Immerda versucht nach einiger Zeit, die beiden<br />
Menschen zusammenzubringen, so dass sie sich, mit<br />
seiner Hilfe, gegenseitig die jetzt nötige Nähe geben<br />
können.<br />
Beim Eintreffen der Grosseltern, kommen die Emotionen<br />
nochmals hoch und dies ist der Augenblick, in<br />
dem Herr Immerda ein Symbol auf den Tisch stellt:<br />
eine kleine Kerze mit einer Sonne darauf. Still entzündet<br />
er sie und versucht der Familie eine Hilfe zu<br />
geben, um den ersten Schritt zu wagen. Er erklärt ihnen,<br />
dass gerade dieses Licht der Familie zeigen will,<br />
dass aus jeder Dunkelheit ein Licht herausführen will.<br />
Keine leichte Aufgabe für Herrn Immerda. Zuerst<br />
geht er zur Mutter und stellt sich vor und sagt ihr<br />
nur: „Frau Sorgenvoll, ich bin der NFS Immerda und<br />
ich bin einfach nur für euch da und begleite euch<br />
in dieser schweren Stunde. Frau Sorgenvoll sieht<br />
ihn an und stellt die Frage: „Was habe ich falsch gemacht?“<br />
Keine leichte Frage, die Herr Immerda zu<br />
13