Die Darstellung der sozialen Schichten in Diderots "Jacques le ...

ezeichnet, jedoch Jacques die Position innehat. Nun, da die
Verhältnisse geklärt sind, scheint der Knecht seine untergeordnete
Rolle anzunehmen, der Herr hat wieder mehr Autorität. Diderot zeigt
in dieser Haltung der beiden Protagonisten, dass das Ende der Reise
lediglich eine "retour à l'ordre social" ist. 35 Auf der letzten Seite des
Romans offenbart der Erzähler, dass Jacques glücklich verheiratet
und der Pförtner eines Schlosses ist. So außergewöhnlich dieser
Diener auch gewesen ist und so sehr er auch eher Herr seines
maître gewesen war als umgekehrt, er bleibt in seinem Stand – an
der sozialen Ordnung hat sich nichts geändert. Dennoch ist er
während der gesamten Reise seinem Herrn überlegen. Zwar ist
dieser ein Anhänger der Willensfreiheit und der Meinung, dass "jeder
durch sein eigenes Tun den Ereignissen eine keineswegs
vorhergesehene oder vorhersehbare Wendung zu geben
vermöchte" 36 , doch von dieser Erkenntnis macht er zu keinem
Zeitpunkt Gebrauch. Der schicksalsgläubige Jacques dagegen ist
der festen Überzeugung, dass es "im Himmel [...] eine gewaltige
Rolle [gibt], und auf der seien alle künftigen Taten und Schicksale
eines jeden Menschen sorgfältig aufgeschrieben." 37 Dennoch bleibt
er energisch, entschlossen und tatbereit und hilft dem Lauf der
Fatalität sozusagen etwas nach. 38 Ganz bewusst stellt Diderot den
Herrn in seiner scheinbaren Freiheit als dahinlebend dar und
polemisiert damit gegen das kirchliche Dogma einer kirchlichen
Weltlenkung. 39 Darauf soll im nachfolgenden Kapitel näher
eingegangen werden.
Mit der offensichtlichen Überlegenheit des Dieners macht der Autor
deutlich, dass soziale Hierarchien keinesfalls auf einer natürlichen
Überlegenheit basieren, sondern die Geburt den sozialen Stand
festlegt. Trotzdem bestimmt dieser nicht über Verhaltens- und
Denkweisen des Individuums. An Jacques' Beispiel sieht man, dass
34 Didier (1998), S. 78
35 Didier (1998), S. 79
36 Mayer (1955), S. 229
37 Ibid.
38 Ibid.
39 Ibid.
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