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Tafel 5: Zitieren in einem wissenschaftlichen Text<br />
POLITISCHE IMPLIKATIONEN EINER „UNPOLITISCHEN“ ORGANISATION 117<br />
______________________________________________________________<br />
Aber auch der IGNM-Mitbegründer und Schriftsteller des Anbruch, Paul<br />
Stefan, forderte vor der Prager Veranstaltung zu einer unmissverständlichen<br />
Manifestation auf. Die Gesellschaft müsse die<br />
„politischen Tendenzen der von der Reichskulturkammer abhängigen Gegenorganisation<br />
[‚Ständiger Rat’] blosslegen. [...] Sie müsste auch erklären, dass sie Künstler,<br />
die sich nicht scheuen, bei Veranstaltungen einer rassistisch-reaktionären Organisation<br />
mitzutun, bei ihren eigenen <strong>Musik</strong>festen nicht mehr aufführt. Die IGNM wird in Prag<br />
Farbe bekennen müssen.“ 29<br />
Dent und einige Mitstreiter konnten einen solch konkreten Text zwar verhindern,<br />
aber für IGNM-Verhältnisse war auch die (über Nachrichtenagenturen<br />
verbreitete) abgeschwächte Fassung eine kleine Sensation:<br />
„Die Delegiertenversammlung der IGNM fasste in Prag am 5. September 1935 folgende<br />
Resolution: Pflege der zeitgenössischen <strong>Musik</strong> bedeutet für die IGNM die<br />
Pflege, den Schutz des Lebendigen. Unsere Arbeit und unsere Hilfe gilt zunächst dem<br />
Künstler, der, mitten in eine fast naturgemäss feindselige Umwelt gestellt, nun doch<br />
seine ihm auferlegte Arbeit des Schaffens leisten muss. Darum beharren wir auf der<br />
unbedingten Sicherheit des freien Schaffens für den Künstler. An der Schwelle des<br />
vierzehnten Jahres ihres Bestehens legt die IGNM Wert darauf, an die<br />
Grundprinzipien zu erinnern, welche die Gesellschaft seit ihrer Gründung beherrschen.<br />
Sie ist und bleibt offen allen Künstlern ohne Unterschied der Nationalität,<br />
Rasse und Konfession, vorausgesetzt, dass ihre künstlerische Arbeit der Idee der<br />
Gesellschaft entspricht.“ 30<br />
Diese Resolution war also die erste – wenn auch sehr verschleierte –<br />
bewusste politische Stellungsnahme der IGNM; zugleich ein entschiedenes<br />
Bekenntnis zu einer von rassistischen und nationalistischen Tendenzen<br />
freien Internationalität; weiter eine Absage an den Nationalsozialismus,<br />
besser: an die von ihm verfolgte Kulturpolitik; endlich die erfreuliche Abkehr<br />
von einer eskapistischen Haltung, sich nur mit <strong>Musik</strong> beschäftigen zu<br />
wollen (Dent 1923: „mit den Komponisten [...] hat die internationale<br />
Gesellschaft nichts zu tun“ 31 ), und die Bejahung der Aufgabe, die Interessen<br />
der bedrohten <strong>Musik</strong>erinnen und <strong>Musik</strong>er wahrzunehmen. Die IGNM<br />
Anton Haefeli, „Politische Implikationen<br />
einer ‚unpolitischen’ Organisation.<br />
Die Internationale Gesellschaft<br />
für Neue <strong>Musik</strong> zwischen 1933 und<br />
1939“, in: Chris Walton und Antonio<br />
Baldassarre (Hg.), <strong>Musik</strong> im Exil. Die<br />
Schweiz und das Ausland 1918-1945,<br />
Bern 2005, S. 117<br />
29 Paul Stefan, „Zum Internationalen <strong>Musik</strong>fest“, in: Die Stunde 1. September 1935<br />
30 Zitiert nach Anton Haefeli, IGNM. Ihre Geschichte von 1922 bis zur Gegenwart, Zürich<br />
1982, S. 671-672; eine gelegentlich recht freie Übersetzung des auf S. 197 im gleichen<br />
Buch abgedruckten Originals.<br />
31 Edward Dent, „Ziele der IGNM“, in: Auftakt 3 (1923), S. 108<br />
Typographisch möglichst viel Lesekomfort bieten: In einem wissenschaftlichen Text werden Zitate mit Anführungs- und<br />
Schlusszeichen gekennzeichnet, längere Zitate können mit einem eingerückten Textblock abgehoben werden. Um<br />
den Lesefluss nicht allzu sehr zu stören, werden die hochgestellten Ziffern als Verweise auf die Fussnoten wenn immer<br />
möglich nach einer syntaktischen Einheit (Satz- oder Nebensatzende) angebracht.<br />
Die Fussnote selbst steht am Ende der Seite oder am Schluss des Textes: Sie bringt in konsequent schematisierter Form<br />
den Nachweis der zitierten Quelle, kann aber auch weiterführende Ausführungen enthalten, die den Argumentationszusammenhang<br />
im Haupttext stören würden. Meist werden sie durch einen kleineren Schrifttyp vom Haupttext<br />
abgehoben.<br />
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