Nanofasern und Nanoröhrchen - Max-Planck-Institut für ...
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POLYMERFASERN<br />
| NANOTECHNOLOGIE<br />
dungen in der Medizin werden gegenwärtig intensiv erforscht.<br />
Insbesondere in den USA steht die Entwicklung<br />
von Schutzkleidung gegen chemische <strong>und</strong> biologische<br />
Kampfmittel im Brennpunkt des Interesses: Nanofaser-Gewebe,<br />
ausgerüstet mit Enzymen oder allgemein mit Katalysatoren,<br />
die gefährliche Stoffe herausfiltern <strong>und</strong> unschädlich<br />
machen, werden intensiv untersucht.<br />
<strong>Nanoröhrchen</strong> aus Polymeren<br />
Die Herstellung wohldefinierter <strong>Nanoröhrchen</strong> mit spezifischen,<br />
unter Umständen komplexen Wandarchitekturen aus<br />
organischen Polymeren sowie anderen Funktionsmaterialien<br />
<strong>und</strong> Materialkombinationen ist nach wie vor eine wissenschaftliche<br />
Herausforderung. Im Folgenden werden zwei<br />
auf der Verwendung von Templaten basierende Verfahren<br />
vorgestellt, die sich in idealer Weise ergänzen. Mit ihnen gelingt<br />
es, die Durchmesser von Polymer-<strong>Nanoröhrchen</strong> innerhalb<br />
eines mehrere Größenordnungen umfassenden Bereichs<br />
frei wählen zu können. Komplex aufgebaute Röhrchenwände<br />
lassen sich realisieren, <strong>und</strong> die Röhrchen können<br />
in definierter Weise in Überstrukturen angeordnet<br />
werden. Sowohl Membranen aus parallel angeordneten<br />
Röhrchen mit definierten Achsenverhältnissen als auch<br />
großflächige <strong>und</strong> mechanisch stabile stoffartige Gewebe<br />
sind zugänglich. Das eine Verfahren, der TUFT-Prozess, beruht<br />
auf der Beschichtung von Templatfasern [9,14]. Das<br />
zweite Verfahren stützt sich auf die Benetzung von porösen<br />
Templaten [15-17]. In beiden Fällen kann das Templat nach<br />
der Röhrchenbildung selektiv entfernt werden.<br />
Das TUFT-Verfahren<br />
(Tubes by Fiber Templates): Röhrchen über Fasertemplate<br />
Abbaubare oder selektiv lösliche Polymerfasern mit<br />
Durchmessern von weniger als 10 nm bis zu einigen Mikrometern,<br />
die durch Elektrospinnen sehr kontrolliert herstellbar<br />
sind, können mit einer Vielzahl unterschiedlicher<br />
Wandmaterialien beschichtet werden. Diese wiederum<br />
bleiben nach dem Entfernen der Templatfasern erhalten<br />
<strong>und</strong> lassen sich weiter funktionalisieren. (Abbildung 11).<br />
Alle Schritte eignen sich im Prinzip <strong>für</strong> einen industriellen<br />
Prozess.<br />
Der erste Schritt des Verfahrens ist die Herstellung der<br />
Templatfasern, die die Form, den Querschnitt <strong>und</strong> die Oberflächenstruktur<br />
auf der Innenseite der späteren Röhre vorgeben.<br />
Dies geschieht vorzugsweise mittels Elektrospinnen. male Stammzellen<br />
Abb. 9 Mesenchy-<br />
Im zweiten Schritt wird das Mantelmaterial des zu erzeugenden<br />
Röhrchens auf die Templatfasern aufgebracht. Hierlaktid-<strong>Nanofasern</strong><br />
wachsen auf Poly-<br />
(ausgerüstet mit<br />
zu eignen sich bekannte Verfahren wie Tauch-, Aufschleuder-<br />
<strong>und</strong> Sprühmethoden. Sehr vorteilhaft kann eine Be-<br />
ein erster Schritt<br />
Calciumcarbonat),<br />
schichtung aus der Gasphase (Chemical Vapor Deposition) in Richtung auf<br />
sein, weil sie im allgemeinen in sehr definierter Weise verläuft,<br />
die Oberflächentopologie der Templatfasern sehr Knochen [13].<br />
das Züchten von<br />
genau reproduziert, <strong>und</strong> Verunreinigungen wie etwa Lösungsmittel<br />
vermieden werden. Die Beschichtung mit dem<br />
Polymeren Polyparaxylylen (PPX) beispielsweise geschieht<br />
über die Pyrolyse des Ausgangsstoffes [2,2]-Paracylophan,<br />
dem Transport des gebildeten flüchtigen Monomeren über<br />
die Gasphase <strong>und</strong> dessen Abscheidung auf der Faser unter<br />
sehr milden Bedingungen, gefolgt von einer spontan einsetzenden<br />
Polymerisation (Abbildung 12).<br />
Schließlich wird die Templatfaser selektiv entfernt. Dies<br />
geschieht durch Pyrolyse, wenn sich der Kunststoff, aus<br />
dem die Templatfaser besteht, bei hohen Temperaturen<br />
leicht in flüchtige Gr<strong>und</strong>bausteine zersetzt. Tempern bei<br />
250 o C führt beispielsweise zum vollständigen Abbau von<br />
Polylactid. Polyamide oder Polyethylenoxid lassen sich mit<br />
einem Lösungsmittel selektiv extrahieren. Ein biologischer<br />
Abbau kann ebenfalls zum Ziel führen. Abbildung 13 zeigt<br />
Polymerröhrchen, die mit dem TUFT-Verfahren hergestellt<br />
wurden.<br />
Die so erhaltenen <strong>Nanoröhrchen</strong> lassen sich weiter<br />
funktionalisieren. An der Innen- oder Außenwand können<br />
chemisch selektiv funktionelle Gruppen eingeführt wer-<br />
ABB. 11<br />
| TUFT-VERFAHREN<br />