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Nanofasern und Nanoröhrchen - Max-Planck-Institut für ...

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Bausteine aus Polymeren<br />

fasern <strong>und</strong><br />

röhrchen<br />

ROLAND DERSCH | ANDREAS GREINER |<br />

MARTIN STEINHART | JOACHIM H. WENDORFF<br />

Beim Übergang von makroskopischen Objekten zu solchen<br />

mit Abmessungen im Nanometer-Bereich nimmt das Verhältnis<br />

von Oberfläche zu Volumen beziehungsweise zur Masse<br />

sehr stark zu. Bei organischen Fasern <strong>und</strong> Filmen können<br />

Oberflächen/Massen-Verhältnisse von vielen 100 m 2 /g erreicht<br />

werden, die bei Anwendungen in den Bereichen Adsorption,<br />

Aktivfilterung <strong>und</strong> heterogene Katalyse entscheidende<br />

Vorteile bieten, da die Effizienz derartiger Prozesse von der<br />

Größe der zur Verfügung stehenden Oberfläche abhängt.<br />

Abb. Mesenchymale Stammzellen wachsen auf Polylaktid-<br />

<strong>Nanofasern</strong> (ausgerüstet mit Calciumcarbonat), ein<br />

erster Schritt in Richtung auf das Züchten von Knochen [13].<br />

Eindimensional: Fasern, Stäbe, Röhren<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong>, Nanostäbe <strong>und</strong> <strong>Nanofasern</strong> kommen in<br />

Richtung ihrer Längsachse, also in einer Dimension, über den<br />

nanoskaligen Bereich hinaus, während ihre Abmessungen<br />

in radialer Richtung nanoskalig sind. Das bekannteste Beispiel<br />

hier<strong>für</strong> sind die Kohlenstoff-<strong>Nanoröhrchen</strong> [5].<br />

Durch maßgeschneiderte Wände können <strong>Nanoröhrchen</strong><br />

zum Aufbau kompartimentierter Systeme dienen,<br />

also abgegrenzter Systeme mit definierter Gestalt, Größe<br />

<strong>und</strong> speziellen Funktionen. Diese sind unter anderem in<br />

der Biologie oder Medizin von Interesse, etwa <strong>für</strong> den Transport<br />

<strong>und</strong> die gezielte Freisetzung von Medikamenten. Die<br />

Abmessungen der Röhrchen können dabei im Größenbereich<br />

von einzelnen Viren, Vesikeln oder auch Enzymen<br />

liegen.<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nanofasern</strong> besitzen jedoch eine Fülle<br />

weiterer potentieller Anwendungen etwa als Separationsoder<br />

Speichermedien <strong>für</strong> Gase, Flüssigkeiten oder Partikelsuspensionen,<br />

als Bauelement von Nanoperistaltikpumpen,<br />

Nanopipetten <strong>und</strong> Nanoreagenzgläsern (Stichwort Labor<br />

auf dem Chip), in der Osmose bzw. inversen Osmose <strong>für</strong><br />

Trennung <strong>und</strong> Reinigung, als Lichtleiter, in der Rastersondenmikroskopie,<br />

in der Mikroelektronik (Nanoschaltkreise,<br />

Nanokabel, Nanokondensatoren), zur Isolierung von Bekleidung<br />

sowie zur mechanischen Verstärkung von Superleichtbauelementen.<br />

Spannende Effekte können erwartet<br />

werden, wenn die nanoskaligen Röhrchen selbst als Vorlagen<br />

(Template) <strong>für</strong> die Erzeugung neuer Strukturen dienen.<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong>: Zwei Prinzipien<br />

zur Herstellung<br />

Zur Herstellung von <strong>Nanoröhrchen</strong> werden zwei Konzepte<br />

verfolgt [6,7]: Selbstorganisation sowie die Verwendung<br />

von Templaten. Bei der Selbstorganisation werden<br />

die chemischen Bauteile so funktionalisiert, dass sie sich<br />

über spezifische Wechselwirkungen wie Wasserstoffbrückenbindungen<br />

oder Charge-Transfer-Wechselwirkungen<br />

spontan in einer vorbestimmten Weise zu Nanoobjekten<br />

vereinen. Ein Beispiel ist die spontane Selbstaufwicklung<br />

von dünnen Filmen zu einer Röhre. Über Selbstorganisation<br />

konnten Röhrchen aus Kohlenstoff, Bornitrid sowie<br />

aus Polypeptiden <strong>und</strong> Lipiden erhalten werden.<br />

Template sind Schablonen <strong>für</strong> die Ausbildung von Nanoobjekten,<br />

ganz analog zu Backformen <strong>für</strong> die Herstellung<br />

von Plätzchen. Die Polymerisation innerhalb der Poren von<br />

porösen Materialien ist ein bekanntes Beispiel <strong>für</strong> ein Templatverfahren<br />

[7]. Die Polymerisation startet dabei an den<br />

Wänden der Poren, <strong>und</strong> über die Reaktionsbedingungen<br />

wird die Dicke der Wände eingestellt. In einer zweiten<br />

Stufe kann das Templat entfernt werden.<br />

Es reicht jedoch nicht aus, nur die Abmessungen einfacher<br />

Objekte wie Stäbe, Fasern oder Röhren herabzusetzen.<br />

Vielmehr müssen sie <strong>für</strong> Anwendungen häufig ein Mindestmaß<br />

an Komplexität aufweisen, d.h. aus mehreren<br />

Schichten aufgebaut sein oder eine spezifische Phasenmorphologie<br />

oder Oberflächentopologie besitzen. Es kann<br />

auch erforderlich sein, bestimmte Funktionsmaterialien zu<br />

26 © 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim DOI: 10.1002/ciuz.200400321 Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 26 – 35<br />

|


POLYMERFASERN<br />

| NANOTECHNOLOGIE<br />

kombinieren. Je nach angestrebter Anwendung können solche<br />

Strukturen aus Kunststoffen, Metallen, Keramiken oder<br />

Gläsern aufgebaut <strong>und</strong> ihre Architektur einfach (kompakte<br />

Faser, Hohlfaser) oder komplex (Multischichtaufbau aus<br />

unterschiedlichen Materialien) sein.<br />

Benötigt werden somit Herstellungsmethoden <strong>für</strong> eindimensionale<br />

Nanostrukturen, die es ermöglichen<br />

– nanostrukturierte Systeme <strong>für</strong> eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Materialien zu realisieren,<br />

–komplexe Architekturen zu erzeugen, z.B. nanoskalige<br />

Gradientenstrukturen,<br />

–komplexe Topologien zu erzeugen, um beispielsweise<br />

spezifische Absorption zu erreichen oder zu vermeiden,<br />

– Funktionen in Nanoobjekte zu integrieren,<br />

– unterschiedliche Texturen (parallel, als Filz,<br />

als Gewebe) zu erzeugen,<br />

– eine Integration in größere Systeme vornehmen zu<br />

können,<br />

– möglichst hohe Umsätze zu erreichen.<br />

Zugeschnitten auf diese Anforderungen wurden in<br />

jüngster Zeit, aufbauend auf der Verwendung organischer<br />

Polymere, eine Reihe von Verfahren entwickelt, die die Herstellung<br />

nanostrukturierter Funktionseinheiten wie Fasern,<br />

Stäbe, Röhrchen <strong>und</strong> Kabel mit hoher Komplexität aus den<br />

unterschiedlichsten Materialien (anorganische Gläser, Metalle,<br />

synthetische <strong>und</strong> natürliche Polymere) erlauben. Auch<br />

IN DER AKTUELLEN DISKUSSION<br />

|<br />

Nanowissenschaft <strong>und</strong> Nanotechnologie werden derzeit nicht nur unter Wissenschaftlern<br />

heiß diskutiert [1]. Dieses Thema fasziniert, ruft aber auch unterschwellige Ängste<br />

hervor. Der Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> dürfte sein, dass Nanoobjekte so unvorstellbar klein sind, dass<br />

man sie weder mit dem Auge noch mit dem Lichtmikroskop erkennen kann. Vermehrt<br />

treten Personen <strong>und</strong> Organisationen auf, die vor der Nanotechnologie im Allgemeinen<br />

warnen. Diese Sorgen müssen von den Wissenschaftlern ernst genommen <strong>und</strong><br />

glaubwürdig diskutiert werden, auch hinsichtlich toxikologischer Fragen, will man nicht<br />

ähnliche Akzeptanz-Probleme wie bei der Gentechnologie bekommen [2].<br />

Jedoch werden auch die großen Chancen gesehen, welche die Nanowissenschaft eröffnet.<br />

Von dem Nobelpreisträger Heinrich Rohrer stammt folgender, anlässlich der Eröffnung<br />

der Messe Nanofair 2003 in der Schweiz getätigte Ausspruch:<br />

„Die Nanotechnologie wird unser Leben in nicht geringerem Maße revolutionieren, als es<br />

die Mikroelektronik im vergangenen halben Jahrh<strong>und</strong>ert getan hat. Nur die, die sich jetzt<br />

engagieren, werden diejenigen sein, die die Zukunft gestalten. Lasst uns die Gelegenheit<br />

ergreifen.“<br />

Gegenwärtig werden hohe Summen in die Weiterentwicklung der Nanotechnologie<br />

investiert, wobei nicht nur Länder wie USA, Europa oder Japan, sondern auch China,<br />

Südkorea <strong>und</strong> Australien eine bedeutende Rolle spielen. Die Markterwartungen <strong>für</strong> die<br />

nächsten Jahre liegen im Bereich vieler 100 Milliarden bis hin zu Billionen US-Dollar.<br />

Dabei werden segensreiche Fortschritte nicht nur bei der Veredelung von unterschiedlichsten<br />

Oberflächen erwartet, sondern beispielsweise auch in der Umwelttechnik, Optik<br />

oder Medizin [3].<br />

EINE QUERSCHNITTSTECHNOLOGIE<br />

Die Reduktion der Abmessungen von Objekten in den Bereich von Nanometern ist ein<br />

faszinierender <strong>und</strong> universeller Ansatz zur Erzeugung neuer Eigenschaften <strong>und</strong> Funktionen<br />

bei unverändertem chemischen Aufbau des Materials. Die Nanotechnologie ist daher<br />

eine Querschnittstechnologie, mit Auswirkungen auf so unterschiedliche Gebiete wie die<br />

Medizin oder Pharmazie, die Elektronik, Optik, Sensorik, Informationstechnologie <strong>und</strong><br />

die Katalyse.<br />

Die makroskopische Welt wird durch die klassische Physik beschrieben, die mikroskopische<br />

Welt einzelner Atome <strong>und</strong> Moleküle durch die Quantenchemie. Die Anzahl der<br />

Atome oder Moleküle, die das Nanoobjekt bilden, verringert sich dabei von einer Größenordnung<br />

von 10 21 <strong>für</strong> makroskopische Systeme auf bis zu einige 100. In diesem mesoskopischen<br />

Größenbereich (Abbildung 1) treten neuartige physikalische Phänomene auf.<br />

Dies hat eine Fülle von Konsequenzen, die bei Materialien wie Halbleitern oder Metallen<br />

besonders ausgeprägt sind: Bei Halbleiter-Nanopartikeln treten Quanteneffekte auf, die<br />

sich in stark veränderten elektronischen <strong>und</strong> optischen Eigenschaften widerspiegeln [4].<br />

Man spricht von Quantentrögen (zweidimensionale Strukturen, dünne Filme), Quantendrähten<br />

(eindimensionale Strukturen) oder Quantenpunkten (nulldimensionale Strukturen).<br />

Mit den Quantenpunkten <strong>und</strong> ihren möglichen Anwendungen beschäftigt sich der<br />

Aufsatz von Prof. Schmid in diesem Heft.<br />

Dieser Beitrag befasst sich vorrangig mit synthetischen Polymeren. Wegen der im<br />

Vergleich beispielsweise zu anorganischen Halbleitern wesentlich größeren Lokalisierung<br />

der Elektronen an einzelnen Atomen darf man hier keine ausgeprägten Quanteneffekte<br />

erwarten. Da<strong>für</strong> treten bei organischen Materialien beim Übergang von makroskopischen<br />

Objekten zu solchen mit Abmessungen im Nanometer-Bereich andere interessante<br />

Veränderungen auf: So nimmt bei Fasern <strong>und</strong> Filmen das Verhältnis von Oberfläche zu<br />

Volumen sehr stark zu. Oberflächen/Massen-Verhältnisse von vielen 100 m 2 /g, wie sie<br />

mit nanostrukturierten Materialien problemlos erreicht werden können, haben <strong>für</strong><br />

Anwendungen in den Bereichen Adsorption, Aktivfilterung <strong>und</strong> heterogene Katalyse<br />

entscheidende Vorteile, da die Effizienz derartiger Prozesse von der Größe der zur Verfügung<br />

stehenden Oberfläche abhängt.<br />

|<br />

Abb. 1 Nanotechnologie findet am Übergang von der makroskopischen<br />

zur mikroskopischen Welt statt, im mesoskopischen<br />

Bereich. Dieser ist sowohl über eine zunehmende<br />

Miniaturisierung (Top-down) als auch über Konstruktionen<br />

ausgehend von einzelnen Molekülen (Bottom-up) zugänglich.<br />

Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 26 – 35 www.chiuz.de © 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim<br />

| 27


a) Ein Tropfen<br />

einer Polymerlösung<br />

oder Polymerschmelze<br />

wird<br />

im elektrischen<br />

Feld deformiert, es<br />

bildet sich ein<br />

Flüssigkeitsstrahl<br />

(Jet) aus, der in<br />

Richtung auf die<br />

Gegenelektrode<br />

beschleunigt wird;<br />

b) Laborapparatur.<br />

ABB. 2<br />

| ELEKTROSPINNEN<br />

a)<br />

b)<br />

Abb. 3 Elektrogesponnene<br />

Fasern.<br />

a) Ungeordneter<br />

Filz aus Polyacrylnitril,<br />

b) Parallele<br />

Anordnung von<br />

Polyethylenoxidfasern<br />

erzeugt<br />

über spezielle<br />

rahmenförmige<br />

Elektroden.<br />

>> Abb. 4<br />

a) Polyamid 6-<br />

<strong>Nanofasern</strong> <strong>und</strong><br />

b) Elektronenbeugungsdiagramm<br />

an den Fasern. Die<br />

ungleichmäßige<br />

Verteilung der<br />

Beugungsintensität<br />

signalisiert<br />

eine hohe Orientierung<br />

der Kristalle<br />

entlang der<br />

Faserrichtung.<br />

Materialkombinationen <strong>und</strong> Hybridsysteme sind realisierbar.<br />

Das Polymermaterial wirkt dabei in vielen Fällen als<br />

strukturgebende Komponente <strong>und</strong> wird in einem späteren<br />

Schritt wieder entfernt.<br />

<strong>Nanofasern</strong> über Elektrospinnen [8]<br />

<strong>Nanofasern</strong> sind von großem Interesse <strong>für</strong> eine Vielzahl von<br />

Anwendungen. Dazu zählen in Analogie zur Faserverstärkung<br />

die Nanoverstärkung von Polymeren, Tissue Engineering,<br />

d.h. die Nachzüchtung von menschlichen Geweben<br />

wie Haut bis hin zu Knochen <strong>und</strong> menschlichen Organen,<br />

spezielle Filter <strong>und</strong> Schutzkleidung z.B. gegen biologische<br />

Kampfstoffe sowie die Verwendung als Template <strong>für</strong> die<br />

Herstellung von unendlich langen <strong>Nanoröhrchen</strong> [9].<br />

Ziel ist die Erzeugung von Fasern aus organischen Materialien<br />

(Dielektrika), vorzugsweise aus Polymeren, mit Abmessungen<br />

bis herab zu einigen Nanometern. Diese lassen<br />

sich mit den konventionellen technischen Verfahren wie<br />

Extrusion (die Schmelze oder Lösung wird durch enge Düsen<br />

gepumpt) oder Meltblowing (die Schmelze wird durch<br />

enge Düsen gepumpt <strong>und</strong> einem starken Luftstrahl ausgesetzt)<br />

nicht erzielen, wohl aber mit dem Elektrospinnverfahren.<br />

Dieses ist zwar schon seit vielen Jahrzehnten bekannt,<br />

geriet zwischenzeitlich aber in Vergessenheit [8].<br />

Die Nanofaserbildung erfolgt dabei mittels einer hohen<br />

elektrischen Spannung, angelegt zwischen einer Düse <strong>und</strong><br />

einer Gegenelektrode (Abbildung 2). Das zu verspinnende<br />

Material liegt als Schmelze oder Lösung vor <strong>und</strong> wird durch<br />

die Düse transportiert. Das elektrische Feld verformt über<br />

induzierte Ladungen den aus der Düse austretenden Tropfen<br />

<strong>und</strong> bewirkt den Austritt eines feinen Materiestrahls.<br />

Dieser wird bei genügend hohen Feldern sehr komplexen<br />

Deformationen in Form von Biegeinstabilitäten (sogenannte<br />

Whipping Modes) unterworfen, kräftig gedehnt, orien-<br />

3 a) 3 b) 4 a) 4 b)<br />

28 © 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.chiuz.de Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 26 – 35<br />

|


POLYMERFASERN<br />

| NANOTECHNOLOGIE<br />

tiert <strong>und</strong> in Richtung auf die Gegenelektrode beschleunigt.<br />

Der Materialstrom wird schließlich auf einem Substrat, das<br />

sich über der Gegenelektrode befindet (Glas, Metall, Papier),<br />

in Form feinster Fasern abgeschieden. Während des Spinnvorgangs<br />

verdunstet das Lösungsmittel, beziehungsweise<br />

die Schmelze erkaltet.<br />

Abgeschieden werden die Fasern mit einer Geschwindigkeit<br />

von vielen Metern pro Sek<strong>und</strong>e. Sie sind nahezu unendlich<br />

lang <strong>und</strong> bilden ein sehr feines Gespinst (Abbildung<br />

3). Über die Spinnparameter lassen sich die Durchmesser<br />

der Fasern in einem weiten Bereich bis zu einigen Nanometern<br />

herab einstellen. Dabei lassen sich auf dem Substrat<br />

großflächige Faseranordnungen mit Ausdehnungen in den<br />

Quadratmeter-Bereich abscheiden. Das Verfahren eignet<br />

sich <strong>für</strong> so unterschiedliche natürliche <strong>und</strong> synthetische Polymere<br />

wie Polyamid, Polycarbonat, Polymethylmethacrylat,<br />

Polynorbornen, Polyvinylidenfluorid, Cellulose, Polylactid,<br />

Blockcopolymere <strong>und</strong> Polymerlegierungen. Voraussetzung<br />

ist eine auf das jeweilige Material abgestimmte Einstellung<br />

der Spinnparameter. Wichtig sind z.B. das Elektrodenmaterial,<br />

die Elektrodenform <strong>und</strong> –anordnung, die Gegenwart<br />

von Hilfs- <strong>und</strong> Steuerelektroden, die Viskosität, die Oberflächenspannung<br />

<strong>und</strong> die Leitfähigkeit der zu verspinnenden<br />

Flüssigkeit.<br />

Für viele Anwendungen wie die der mechanischen Verstärkung<br />

ist es wichtig, dass es während des Elektrospinnens<br />

zu einer zumindest partiellen Orientierung der Kettenmoleküle<br />

in den Fasern (Abbildung 4) kommt. Dies ist<br />

durch Elektronenbeugung nachweisbar [10]. Die erhaltenen<br />

Orientierungen entsprechen durchaus denen kommerzieller,<br />

makroskopischer Fasern, die durch Schmelzextrusion<br />

<strong>und</strong> anschließende Verstreckung hergestellt wurden.<br />

5 6<br />

Funktionalisierte Fasern<br />

Werden <strong>Nanofasern</strong> mit einer strukturierten Oberfläche versehen,<br />

ändert sich beispielsweise das Benetzungs- <strong>und</strong> Adsorptionsverhalten<br />

oder das Verhältnis von Oberfläche zu<br />

Volumen. Ferner finden oberflächenmodifizierte Fasern Anwendungen<br />

als Template <strong>für</strong> innenstrukturierte Röhrchen<br />

(s.u.). Zur Erzeugung solcher Oberflächenstrukturen wird<br />

eine während des Elektrospinnens einsetzende Phasenseparation<br />

genutzt [11]. Hier<strong>für</strong> kann man Polymerlösungen<br />

verwenden, die bei der schnellen Verdunstung des Lösungsmittels<br />

während der Bildung <strong>und</strong> Verstreckung des Materiestrahls<br />

entmischen. Dies führt zu einer bestimmten Phasenmorphologie<br />

<strong>und</strong> schließlich zu einer entsprechenden<br />

Strukturierung der Fasern (Abbildung 5).<br />

Ein zweiter Weg ist die Verwendung von ternären<br />

Systemen aus zwei inkompatiblen Polymeren <strong>und</strong> einem<br />

Lösungsmittel. Bei der Fasererzeugung tritt wiederum eine<br />

Entmischung ein, <strong>und</strong> es bilden sich Bereiche, die vorwiegend<br />

aus einem der beiden Polymere bestehen. Solche Kompositfasern<br />

sind <strong>für</strong> sich allein genommen bereits interessant,<br />

weil sie die Eigenschaften der reinen Materialien, aus<br />

denen sie bestehen, in vorteilhafter Weise kombinieren können.<br />

Entfernt man selektiv eine der beiden Komponenten,<br />

entstehen wiederum Fasern mit spezifischen Oberflächenstrukturen.<br />

Mittels des Elektrospinnens lassen sich auch Zusätze<br />

wie Farbstoffe, Pigmente oder Nanopartikel in die Faserarchitektur<br />

integrieren (Abbildung 6). Kolloidale Metallteilchen<br />

z. B. können über eine Reduktion von Metallsalzen<br />

eingebaut werden. Als Reduktionsmittel werden unter anderem<br />

Alkohole, Ether <strong>und</strong> Ethylendiamintetraessigsäure<br />

(EDTA) verwendet. Ein anderer Weg sieht die Herstellung<br />

von Metallkolloiden durch Photolyse vor; eine solche kolloidhaltige<br />

Lösung lässt sich zu Fasern verspinnen, in denen<br />

die Metallkolloide fein verteilt sind.<br />

Ein großer Vorteil des Elektrospinnens ist die Möglichkeit,<br />

auch Wasser als Lösungsmittel verwenden zu können.<br />

So lassen sich wasserlösliche Polymere wie Polyvinylalkohol,<br />

Polyvinylpyrrolidon <strong>und</strong> Polyethylenoxid, aber auch<br />

wasserlösliche biologische Systeme verarbeiten.<br />

Co-Elektrospinnen von Kern-Schale [12]<br />

In jüngster Zeit ist es gelungen, das Elektrospinnverfahren<br />

so zu modifizieren, dass Kern-Mantel-Strukturen direkt beim<br />

Spinnen entstehen. Verwendet werden hier<strong>für</strong> konzentrisch<br />

angeordnete Düsen, durch die unabhängig voneinander unterschiedliche<br />

Lösungen gepumpt werden (Abbildung 7a).<br />

Durch geschickte Wahl der Randbedingungen lassen sich<br />

die Materieströme laminar halten, so dass keine Durchmischung<br />

erfolgt (Abbildung 7b).<br />

Anwendungen von <strong>Nanofasern</strong><br />

Eine der Hauptanwendungen liegt gegenwärtig im Bereich<br />

der Filterung. Zu diesem Zweck kombiniert man konventionelle<br />

Filtermatten mit Faserdurchmessern im Mikrome-<br />

Die Anzahl an<br />

Veröffentlichungen<br />

zum Elektrospinnen<br />

nimmt gegenwärtig<br />

sprunghaft zu <strong>und</strong><br />

gleiches gilt <strong>für</strong> die<br />

vorgeschlagenen<br />

Anwendungen. In<br />

Europa gibt es<br />

bisher nur wenige<br />

Einrichtungen, die<br />

sich mit diesem<br />

Thema befassen,<br />

ganz im Gegensatz<br />

zu den USA.<br />


Abb. 7 a) Prinzip:<br />

Zwei verschiedene<br />

Materialien<br />

werden durch eine<br />

Anordnung zweier<br />

konzentrischer<br />

Kapillaren versponnen,<br />

b) Kern-<br />

Mantel-Fasern<br />

hergestellt durch<br />

Co-Elektrospinnen.<br />

(Kern: Polydodecylthiophen,<br />

Mantel: Polyethylenoxid).<br />

Abb. 8 Ummantelte<br />

Polylaktid-<br />

<strong>Nanofasern</strong> mit<br />

Palladium/Rhodium-Nanopartikeln;<br />

der Einschub<br />

zeigt, dass die<br />

Partikel nicht<br />

aggregiert sind,<br />

b) Halterung der<br />

<strong>Nanofasern</strong> <strong>für</strong> die<br />

Reaktion, c) Reaktion,<br />

die mit den<br />

in a) <strong>und</strong> b) gezeigten<br />

<strong>Nanofasern</strong><br />

durchgeführt<br />

wurde.<br />

terbereich mit Lagen aus <strong>Nanofasern</strong>. Erreicht wird dabei<br />

eine wesentliche Steigerung der Effektivität <strong>und</strong> der Einsatzdauer,<br />

ohne dass der Druckverlust beim Durchströmen<br />

des Filters wesentlich ansteigt. Die Poren des Filtermaterials<br />

setzen sich nicht so schnell zu, durch eine Gegenströmung<br />

wird eine sehr effektive Abreinigung des Filters<br />

erzielt.<br />

Ein weiteres Anwendungsgebiet betrifft die Katalyse<br />

<strong>und</strong> zwar sowohl die heterogene als auch die homogene.<br />

Katalytische Verfahren lassen sich durch gute Abtrennbarkeit<br />

des Katalysators vereinfachen. Generell sind heterogene<br />

Katalysatoren deutlich einfacher abzutrennen als homogene,<br />

jedoch ist die Aktivität der homogenen in der Regel<br />

erheblich höher. Hier soll nur die heterogene Katalyse<br />

betrachtet werden. Die <strong>für</strong> die geringere Effektivität meist<br />

verantwortliche kleinere Oberfläche heterogener Katalysatoren<br />

kann durch den Übergang in den Nanomaßstab stark<br />

vergrößert werden. Als Trägermaterial muss zur optimalen<br />

Verteilung eine ebenfalls nanostrukturierte Umgebung gef<strong>und</strong>en<br />

werden. Elektrogesponnene <strong>Nanofasern</strong> aus Polymeren<br />

weisen hier<strong>für</strong> herausragende Eigenschaften auf.<br />

Durch Elektrospinnen können sehr lange, auch orientierte<br />

Fasern gewonnen werden, in die schon beim Herstellungsprozess<br />

der Katalysator eingebracht wird. Die sehr große<br />

Oberfläche im Verhältnis zum Volumen der Fasern <strong>und</strong> geringe<br />

Diffusionswege bringen den Katalysator optimal mit<br />

den Edukten zusammen (Abbildung 8).<br />

Die große Vielfalt an verspinnbaren<br />

Polymeren bringt gute Möglichkeiten<br />

<strong>für</strong> die Anpassung an das je-<br />

|<br />

ABB. 8<br />

weils benötigte Katalysator-Lösungsmittelsystem<br />

mit sich. Durch Beschich-<br />

c)<br />

tung der Fasern mit Filmen aus Polyparaxylylen<br />

im Nanometerbereich<br />

kann der Einsatzspielraum stark erweitert<br />

werden. Dieser Membrankunststoff<br />

ist in <strong>für</strong> Katalysereaktionen relevanten Lösungsmitteln<br />

unlöslich.<br />

Im medizinischen Bereich kristallisiert sich als Anwendung<br />

das Tissue Engineering heraus, die Nachzüchtung<br />

von durch Unfall oder Krankheit beschädigtem Gewebe,<br />

z.B. Haut, Knorpel, Knochen, ja bis hin zu ganzen Organen.<br />

Der Gr<strong>und</strong>gedanke ist, durch ein bioabbaubares Templat<br />

die erwünschte Form vorzugeben, Zellen auf dem Templat<br />

anzusiedeln <strong>und</strong> dann ein Zellenwachstum zu stimulieren.<br />

Fasern mit nanoskaligen Abmessungen scheinen die Ansiedlung<br />

<strong>und</strong> die Proliferation von Zellen zu begünstigen.<br />

Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass die <strong>für</strong> eine<br />

Züchtung verwendeten mesenchymalen Stammzellen faserartige<br />

Substrate mit Faserdurchmessern von einigen 100<br />

nm bevorzugen. Abbildung 9 zeigt als Beispiel das Wachstum<br />

von mesenchymalen Stammzellen auf einem Substrat<br />

mit dem Ziel des Züchtens von Knochen (vgl. auch S. 26).<br />

Polylactid ist bioabbaubar <strong>und</strong> zersetzt sich im Verlauf des<br />

Knochenaufbaus.<br />

Eine weitere Anwendung ist die W<strong>und</strong>behandlung,<br />

da ein direkt auf die W<strong>und</strong>e gesponnenes nanostrukturiertes<br />

Gewebe Bakterien ausschließt, Schorfbildung reduziert<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls Medikamente lokal kontrolliert abgeben<br />

kann (Abbildung 10). Im Kosmetikbereich ist die Verwendung<br />

von Nanofasergespinsten als Hautmaske zur lokalen<br />

Wirkstoffapplikation angedacht. Viele weitere Anwen-<br />

UMMANTELTE POLYLAKTID-NANOFASERN<br />

ABB. 7<br />

| CO-ELEKTROSPINNEN<br />

a) b) b)<br />

a)<br />

30 © 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.chiuz.de Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 26 – 35<br />

|


POLYMERFASERN<br />

| NANOTECHNOLOGIE<br />

dungen in der Medizin werden gegenwärtig intensiv erforscht.<br />

Insbesondere in den USA steht die Entwicklung<br />

von Schutzkleidung gegen chemische <strong>und</strong> biologische<br />

Kampfmittel im Brennpunkt des Interesses: Nanofaser-Gewebe,<br />

ausgerüstet mit Enzymen oder allgemein mit Katalysatoren,<br />

die gefährliche Stoffe herausfiltern <strong>und</strong> unschädlich<br />

machen, werden intensiv untersucht.<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> aus Polymeren<br />

Die Herstellung wohldefinierter <strong>Nanoröhrchen</strong> mit spezifischen,<br />

unter Umständen komplexen Wandarchitekturen aus<br />

organischen Polymeren sowie anderen Funktionsmaterialien<br />

<strong>und</strong> Materialkombinationen ist nach wie vor eine wissenschaftliche<br />

Herausforderung. Im Folgenden werden zwei<br />

auf der Verwendung von Templaten basierende Verfahren<br />

vorgestellt, die sich in idealer Weise ergänzen. Mit ihnen gelingt<br />

es, die Durchmesser von Polymer-<strong>Nanoröhrchen</strong> innerhalb<br />

eines mehrere Größenordnungen umfassenden Bereichs<br />

frei wählen zu können. Komplex aufgebaute Röhrchenwände<br />

lassen sich realisieren, <strong>und</strong> die Röhrchen können<br />

in definierter Weise in Überstrukturen angeordnet<br />

werden. Sowohl Membranen aus parallel angeordneten<br />

Röhrchen mit definierten Achsenverhältnissen als auch<br />

großflächige <strong>und</strong> mechanisch stabile stoffartige Gewebe<br />

sind zugänglich. Das eine Verfahren, der TUFT-Prozess, beruht<br />

auf der Beschichtung von Templatfasern [9,14]. Das<br />

zweite Verfahren stützt sich auf die Benetzung von porösen<br />

Templaten [15-17]. In beiden Fällen kann das Templat nach<br />

der Röhrchenbildung selektiv entfernt werden.<br />

Das TUFT-Verfahren<br />

(Tubes by Fiber Templates): Röhrchen über Fasertemplate<br />

Abbaubare oder selektiv lösliche Polymerfasern mit<br />

Durchmessern von weniger als 10 nm bis zu einigen Mikrometern,<br />

die durch Elektrospinnen sehr kontrolliert herstellbar<br />

sind, können mit einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

Wandmaterialien beschichtet werden. Diese wiederum<br />

bleiben nach dem Entfernen der Templatfasern erhalten<br />

<strong>und</strong> lassen sich weiter funktionalisieren. (Abbildung 11).<br />

Alle Schritte eignen sich im Prinzip <strong>für</strong> einen industriellen<br />

Prozess.<br />

Der erste Schritt des Verfahrens ist die Herstellung der<br />

Templatfasern, die die Form, den Querschnitt <strong>und</strong> die Oberflächenstruktur<br />

auf der Innenseite der späteren Röhre vorgeben.<br />

Dies geschieht vorzugsweise mittels Elektrospinnen. male Stammzellen<br />

Abb. 9 Mesenchy-<br />

Im zweiten Schritt wird das Mantelmaterial des zu erzeugenden<br />

Röhrchens auf die Templatfasern aufgebracht. Hierlaktid-<strong>Nanofasern</strong><br />

wachsen auf Poly-<br />

(ausgerüstet mit<br />

zu eignen sich bekannte Verfahren wie Tauch-, Aufschleuder-<br />

<strong>und</strong> Sprühmethoden. Sehr vorteilhaft kann eine Be-<br />

ein erster Schritt<br />

Calciumcarbonat),<br />

schichtung aus der Gasphase (Chemical Vapor Deposition) in Richtung auf<br />

sein, weil sie im allgemeinen in sehr definierter Weise verläuft,<br />

die Oberflächentopologie der Templatfasern sehr Knochen [13].<br />

das Züchten von<br />

genau reproduziert, <strong>und</strong> Verunreinigungen wie etwa Lösungsmittel<br />

vermieden werden. Die Beschichtung mit dem<br />

Polymeren Polyparaxylylen (PPX) beispielsweise geschieht<br />

über die Pyrolyse des Ausgangsstoffes [2,2]-Paracylophan,<br />

dem Transport des gebildeten flüchtigen Monomeren über<br />

die Gasphase <strong>und</strong> dessen Abscheidung auf der Faser unter<br />

sehr milden Bedingungen, gefolgt von einer spontan einsetzenden<br />

Polymerisation (Abbildung 12).<br />

Schließlich wird die Templatfaser selektiv entfernt. Dies<br />

geschieht durch Pyrolyse, wenn sich der Kunststoff, aus<br />

dem die Templatfaser besteht, bei hohen Temperaturen<br />

leicht in flüchtige Gr<strong>und</strong>bausteine zersetzt. Tempern bei<br />

250 o C führt beispielsweise zum vollständigen Abbau von<br />

Polylactid. Polyamide oder Polyethylenoxid lassen sich mit<br />

einem Lösungsmittel selektiv extrahieren. Ein biologischer<br />

Abbau kann ebenfalls zum Ziel führen. Abbildung 13 zeigt<br />

Polymerröhrchen, die mit dem TUFT-Verfahren hergestellt<br />

wurden.<br />

Die so erhaltenen <strong>Nanoröhrchen</strong> lassen sich weiter<br />

funktionalisieren. An der Innen- oder Außenwand können<br />

chemisch selektiv funktionelle Gruppen eingeführt wer-<br />

ABB. 11<br />

| TUFT-VERFAHREN<br />


ABB. 12<br />

|<br />

BESCHICHTUNG DURCH PYROLYSE<br />

somit praktisch beliebige Kompositstrukturen präparierbar<br />

sein sollten.<br />

Prinzip der Beschichtung<br />

mit<br />

Polyparaxylylen<br />

(PPX) durch Pyrolyse<br />

des Ausgangstoffes<br />

[2,2]-<br />

Paracylophan.<br />

Abb. 13 Feinstes<br />

Polymerröhrchen,<br />

hergestellt<br />

nach dem TUFT-<br />

Verfahren.<br />

> Abb. 14 <strong>Nanoröhrchen</strong><br />

aus<br />

Titandioxid (a,b)<br />

<strong>und</strong> Chrom (c).<br />

den. In die Wände lassen sich farbige Pigmente oder Nanopartikel<br />

einbauen, die die elektrische Leitfähigkeit oder<br />

die magnetischen Eigenschaften modifizieren. Wenn die<br />

Oberfläche der Röhrchen Noppen oder Poren aufweist, ermöglicht<br />

dies die Kontrolle des Benetzungsverhaltens oder<br />

des Materietransportes durch die Röhrchenwände. Auf den<br />

Templatfasern lassen sich neben Polymeren auch Metalle<br />

oder anorganische Gläser abscheiden (Abbildung 14). So<br />

wurden bereits Röhrchen aus Aluminium, Palladium, Platin,<br />

Titandioxid <strong>und</strong> Glas erzeugt. Die Dimensionierung <strong>und</strong><br />

Strukturierung der Röhrchen wird durch die Templatfasern<br />

eingestellt.<br />

Durch sequentielle Beschichtung der Templatfasern, etwa<br />

durch sukzessive Bedampfungsschritte, lassen sich komplexere<br />

Multischichtröhrchen aus den unterschiedlichsten<br />

Materialkombinationen herstellen. Beispielsweise sind Hohlfasern<br />

mit einer inneren Metallwand <strong>und</strong> einer äußeren Polymerwand<br />

zugänglich [9]. Um Nanokabel zu erhalten, werden<br />

Polymere, die metallorganische Verbindungen wie Palladiumacetat<br />

enthalten, zu <strong>Nanofasern</strong> versponnen <strong>und</strong> beschichtet.<br />

Die Temperung bei höheren Temperaturen bewirkt<br />

in einem Schritt sowohl die Bildung von Metallnanopartikeln<br />

durch Zersetzung der metallorganischen Spezies<br />

als auch das selektive Entfernen der Templatfaser (Abbildung<br />

15). Die TUFT- Methode ist noch sehr ausbaufähig, da<br />

im Prinzip alles auf allem abgeschieden werden kann <strong>und</strong><br />

Mesoporöse Template<br />

Der größte Vorteil des sehr flexibel einsetzbaren TUFT-Verfahrens<br />

ist die technologisch äußerst bedeutsame Möglichkeit,<br />

großflächige <strong>Nanoröhrchen</strong>gewebe herzustellen.<br />

Trotzdem ist es nicht <strong>für</strong> alle Problemstellungen geeignet.<br />

Will man <strong>Nanoröhrchen</strong> als Bauteile mit spezifischen elektronischen<br />

<strong>und</strong> photonischen Eigenschaften in miniaturisierte<br />

Funktionseinheiten integrieren, müssen sie genau definierte<br />

Durchmesser <strong>und</strong> Längen besitzen. Für andere Anwendungen,<br />

etwa in den Bereichen Katalyse <strong>und</strong> Photovoltaik,<br />

wäre es vorteilhaft, sie genau parallel in den Poren<br />

einer sie fixierenden Membran auszurichten. Dies lässt sich<br />

mit einem von C.R. Martin eingeführten Verfahren erreichen:<br />

der Templat-Synthese [7]. Die <strong>Nanoröhrchen</strong> werden<br />

dabei in den Poren eines nanoporösen Materials synthetisiert.<br />

Die Poren wirken als Schablone <strong>und</strong> die Röhrchen<br />

sind deren Repliken. Diese Methode kann dazu verwendet<br />

werden, poröse Membranen zu funktionalisieren. Werden<br />

die Porenwände mit geeigneten Materialien beschichtet,<br />

können diese als Batterien oder chemisch hochspezifische<br />

Filter dienen.<br />

Die Templat-Methode besitzt den großen Vorteil, dass<br />

die Schablonen aus Materialien hergestellt werden können,<br />

die leicht nanostrukturierbar sind. Die Abmessungen der Poren<br />

können nahezu frei gewählt werden. Mesoporöse Strukturen<br />

mit Porendurchmessern zwischen zwei <strong>und</strong> 50 Nanometern<br />

sowie makroporöse Strukturen mit Porendurchmessern<br />

zwischen 50 Nanometern <strong>und</strong> wenigen Tausendstel<br />

Millimetern sind durch Selbstorganisationsprozesse zugänglich.<br />

Auch lithographische Methoden können zur Erzeugung<br />

der Poren mit Durchmessern herab bis zu wenigen<br />

100 Nanometern eingesetzt werden, wobei diese Poren<br />

dann besonders regelmäßig angeordnet sind. Ein Beispiel<br />

hier<strong>für</strong> ist die in Abbildung 16 abgebildete Struktur aus<br />

porösem Aluminiumoxid, die durch elektrochemisches<br />

Ätzen in ein mittels Nanoimprint-Lithographie vorstrukturiertes<br />

Aluminiumsubstrat erhalten wurde [18]. Das Templat<br />

kann auch selektiv entfernt werden, so dass die dann<br />

freien <strong>Nanoröhrchen</strong> in Pulverform vorliegen.<br />

32 © 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.chiuz.de Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 26 – 35<br />

|


POLYMERFASERN<br />

| NANOTECHNOLOGIE<br />

Benetzung poröser Template [15-17]<br />

Eine wichtige Erweiterung des bis dato <strong>für</strong> die Präparation<br />

von <strong>Nanoröhrchen</strong> zur Verfügung stehenden Methodenspektrums<br />

ist die Kombination der Templat-Methode mit<br />

einem universellen physikalischen Phänomen: Benetzung.<br />

Bestehen die Wände der Templatporen aus einem Material,<br />

das eine hohe Oberflächenenergie aufweist, so benetzen<br />

alle Flüssigkeiten, die eine niedrigere Oberflächenenergie<br />

besitzen, die Porenwand vollständig (Abbildung 17). Im<br />

Falle niedrigviskoser Flüssigkeiten wie Wasser findet sehr<br />

schnell eine komplette Befüllung des Porenvolumens statt.<br />

Etwas anderes beobachtet man, wenn die Flüssigkeit Polymere<br />

enthält, wenn es sich bei ihr also um eine Polymerschmelze<br />

oder -lösung handelt. Dann bildet sich sehr schnell<br />

auf den Porenwänden zunächst ein wenige Nanometer bis<br />

wenige zehn Nanometer dünner Film, eine anschließende<br />

komplette schnelle Befüllung erfolgt nicht. Das Polymer<br />

wird nach der Benetzung der Porenwände zur Erstarrung<br />

gebracht, etwa indem man es abkühlt, oder indem man ein<br />

Lösungsmittel verdampfen lässt. Dabei verglast das Polymer,<br />

oder es wird durch Kristallisation fest. Das Ergebnis sind Polymer-<strong>Nanoröhrchen</strong><br />

in den Poren der Templatstruktur.<br />

Der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die schnelle Ausbildung des Filmes auf<br />

den Porenwänden sind die starken Adhäsionskräfte, die<br />

zwischen Flüssigkeit <strong>und</strong> Wand wirken. Diese werden sozusagen<br />

neutralisiert, <strong>und</strong> das Befüllen des restlichen Porenvolumens<br />

erfolgt aufgr<strong>und</strong> des Wachstums von Instabilitäten<br />

im Film wesentlich langsamer.<br />

Diese Methode ist so universell, dass sie sich auf alle Polymere<br />

anwenden lässt, die irgendwie, sei es durch Lösen<br />

oder Schmelzen, in Form einer Flüssigkeit verarbeitet werden<br />

können. Abbildung 18 zeigt beispielsweise rasterelektronenmikroskopische<br />

Aufnahmen von Polystyrol-<strong>Nanoröhrchen</strong>.<br />

Erstmals konnten auch <strong>Nanoröhrchen</strong> aus Hochleistungspolymeren<br />

wie Polyetheretherketon, <strong>und</strong> vor allem<br />

Polytetrafluorethylen (PTFE, Teflon ® ) hergestellt werden,<br />

die sich durch eine herausragende chemische Resistenz <strong>und</strong><br />

eine außergewöhnliche Hitzebeständigkeit auszeichnen.<br />

PTFE mit ultrahohem Molekulargewicht (10 6 –10 7 g/mol)<br />

besitzt eine so hohe Schmelzeviskosität, dass es im Gegensatz<br />

zu den meisten anderen Polymeren nicht viskos fließt.<br />

PTFE-Formteile werden daher produziert, indem man<br />

kleine PTFE-Kügelchen zusammensintern lässt. Presst man<br />

PTFE auf ein auf etwa 400° erhitztes Templat, kommen die<br />

PTFE-Ketten allerdings so nahe an dessen Oberfläche, dass<br />

die den Benetzungsprozess treibenden intermolekularen<br />

Kräfte zwischen Oberfläche <strong>und</strong> PTFE-Ketten wirksam werden,<br />

<strong>und</strong> die PTFE-Ketten sich in die Poren hinein bewegen.<br />

Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Benetzung<br />

der Porenwand aufgr<strong>und</strong> von Oberflächendiffusion <strong>und</strong><br />

nicht aufgr<strong>und</strong> eines viskosen Fließprozesses erfolgt. Viskoses<br />

Fließen kann jedoch den Transport der Polymermoleküle<br />

in die Nähe der Templatoberfläche begünstigen.<br />

Die Polymermoleküle kriechen zunächst wie Schnecken<br />

in die Poren. Dabei liegen sie meist flach auf der Porenwand.<br />

Da das flüssige Reservoir, aus dem sie stammen, in<br />

erster Näherung als unendlich, die zu benetzende Porenoberfläche<br />

als endlich betrachtet werden kann, finden Relaxationsprozesse<br />

statt. Die Moleküle nehmen dann eine<br />

entropisch <strong>und</strong> enthalpisch günstigere Konformation ein.<br />

Röntgenbeugungsuntersuchungen an in den Templaten orientierten<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> aus Polyvinylidenfluorid [17] ergaben,<br />

dass die Struktur der Röhrchenwände erheblich von<br />

den Herstellungsparametern abhängt: Benetzt man mit<br />

Schmelzen, sind die Wände in hohem Maße kristallin, benetzt<br />

man hingegen mit bestimmten Lösungen dieses Polymers,<br />

sind die Wände der erhaltenen <strong>Nanoröhrchen</strong> praktisch<br />

amorph.<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> mit komplexer Morphologie<br />

Die Templatbenetzung ermöglicht die Herstellung von<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> mit speziellen Eigenschaften oder einem<br />

komplexem Aufbau. Beispiele sind Röhrchen aus ferroelektrischen<br />

Oxiden wie Bleizirkonattitanat (PZT) (PbZr 0.52<br />


Abb. 18 <strong>Nanoröhrchen</strong><br />

aus<br />

Polystyrol, hergestellt<br />

durch die<br />

Benetzung des<br />

Templates <strong>und</strong><br />

dessen anschließende<br />

selektive<br />

Entfernung.<br />

> Abb. 19 Poröse<br />

Palladiumröhrchen.<br />

Ti 0.48 O 3 ) oder Bariumtitanat (BaTiO 3 ), zugänglich durch<br />

Benetzen poröser Template mit Vorläuferpolymeren, die die<br />

Metallkationen in stöchiometrischen Mengen enthalten<br />

[19]. Sie weisen piezoelektrisches Verhalten auf, d.h., sie ändern<br />

ihre Abmessungen in Abhängigkeit von einem angelegten<br />

äußeren elektrischen Feld. Derartige Röhrchen können<br />

in Form hochgeordneter Anordnungen (Arrays) mit einer<br />

Fläche im Quadratzentimeterbereich hergestellt werden.<br />

Die Verfügbarkeit von Arrays solcher Mikro- <strong>und</strong> Nano-Stellglieder<br />

ist eine Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> die Realisierung mikro<strong>und</strong><br />

nanoelektromechanischer Systeme,<br />

die in den nächsten Jahrzehnten<br />

aller Voraussicht nach viele<br />

Technologien revolutionieren<br />

werden.<br />

Eine Variante der Benetzungsmethode<br />

verwendet polymerhaltige<br />

Mischungen, die auch erhebliche Anteile anorganischer<br />

oder organometallischer Stoffe enthalten können. Dies können<br />

mit dem Polymer mischbare oder mit diesem in einem<br />

gemeinsamen Lösungsmittel lösbare Vorläuferverbindungen<br />

<strong>für</strong> Metalle, Metalloxide oder Halbleiter sein. Das Polymere<br />

dient entweder allein als Trägermaterial <strong>für</strong> den Benetzungsprozess<br />

<strong>und</strong> wird danach selektiv entfernt, oder es<br />

übernimmt in den so erhaltenen Kompositröhrchen eine<br />

bestimmte Funktion. Beim Abkühlen nach einer Benetzung<br />

aus der Schmelze oder durch das Verdampfen des gemeinsamen<br />

Lösungsmittels bei einer Benetzung mit einer Lösung<br />

kann eine Entmischung einsetzen. Einige Bereiche der<br />

Röhrchenwand bestehen dann nur aus dem Polymer, andere<br />

nur aus der Vorläuferverbindung. Tempert man die<br />

Kompositröhrchen bei Temperaturen, bei denen die<br />

Röhrchenwand flüssig ist, findet eine Ostwald-Reifung statt.<br />

Die ursprünglich große innere Grenzfläche zwischen den<br />

Bereichen unterschiedlicher stofflicher Zusammensetzung<br />

wird dadurch kleiner, <strong>und</strong> die Struktur raut auf. Dieser<br />

Prozess wird durch die begrenzende Geometrie der Röhrchenwände<br />

<strong>und</strong> durch die Grenzflächenenergien an der<br />

inneren <strong>und</strong> äußeren Mantelfläche erheblich beeinflusst.<br />

Da man die Reifung jederzeit durch Abkühlen einfrieren<br />

kann, ist die Wandstruktur gezielt einstellbar.<br />

Für viele Anwendungen könnte diese Möglichkeit erhebliche<br />

Bedeutung bekommen: Möchte man die Röhrchen<br />

etwa in Leuchtdioden oder Photovoltaik-Zellen einsetzen,<br />

ERST KOMPLEXE NANOSTRUKTUREN<br />

ERMÖGLICHEN DAS SPEKTRUM<br />

AN ANWENDUNGEN, DAS DER<br />

TECHNOLOGIE ZUGETRAUT WIRD.<br />

könnte eine Feinstruktur in den Wänden, die den Diffusionslängen<br />

der Exzitonen beziehungsweise der generierten<br />

Ladungen angepasst ist, die Effizienz dieser Bauteile entscheidend<br />

steigern. Verwendet man <strong>für</strong> den Benetzungsprozess<br />

Vorläuferverbindungen <strong>für</strong> Palladium <strong>und</strong> Platin sowie<br />

geeignete Polymere wie Polylactid, lassen sich durch<br />

einfaches Erhitzen <strong>Nanoröhrchen</strong> aus diesen Metallen herstellen,<br />

deren Wände eine spezifische Rauhigkeit oder Porosität<br />

besitzen (Abbildung 19). Sie sind <strong>für</strong> Anwendungen in<br />

der Katalyse oder <strong>für</strong> Brennstoffzellen<br />

geeignet.<br />

Mit dieser Methode lassen sich<br />

natürlich auch die Porenwände<br />

poröser Membranen mit diesen<br />

Metallen beschichten, so dass man<br />

Hybridsysteme erhält, die Milliarden<br />

von Kavitäten oder Kapillaren<br />

besitzen, die als Mikroreaktoren<br />

dienen können. Für diese Lab-on-a-chip-Technologie könnten<br />

sich völlig neue Möglichkeiten eröffnen.<br />

<strong>Nanoröhrchen</strong> mit einer Kern-Schale-Morphologie lassen<br />

sich durch sukzessive Benetzungsschritte herstellen,<br />

wenn wie im Falle der Palladium- <strong>und</strong> Platin-Röhrchen die<br />

Wände der direkt nach dem Benetzen erhaltenen Kompositröhrchen<br />

chemisch so umgewandelt werden, dass sie<br />

wiederum aus einem Material mit hoher Oberflächenenergie<br />

bestehen. Die Dichte der schweren, zu Sedimentation<br />

<strong>und</strong> Agglomeration neigenden Metallröhrchen kann durch<br />

eine leichtere Polymerfüllung verringert werden, so dass<br />

die erhaltenen Kompositröhrchen gut dispergierbar sind,<br />

etwa in Reaktionsmischungen, in denen sie als fein verteilte<br />

heterogene Katalysatoren fungieren sollen. Ein Polystyrolkern<br />

wird z.B. von einer Palladiumhülle ummantelt.<br />

Auch andere Mehrschichtsysteme sind so zugänglich.<br />

Eine weitere Modifikation der Benetzungsmethode erlaubt<br />

es, leuchtende Nanokristallite, Halbleiter-Quantenpunkte,<br />

in die Wände der <strong>Nanoröhrchen</strong> zu integrieren.<br />

Dazu wird eine Suspension der Quantenpunkte mit einer<br />

Polymerlösung gemischt <strong>und</strong> auf ein poröses Templat<br />

getropft. Das Resultat sind leuchtende <strong>Nanoröhrchen</strong> [20].<br />

So könnten Lichtemitter kontrolliert in hochgeordnete Porenstrukturen,<br />

die zweidimensionale photonische Kristalle<br />

sind, eingebracht <strong>und</strong> neuartige nanophotonische Hybridmaterialien<br />

hergestellt werden.<br />

Schlagworte<br />

<strong>Nanofasern</strong>, <strong>Nanoröhrchen</strong>, Polymere, Elektrospinnen,<br />

Templatverfahren<br />

Zusammenfassung<br />

Als Querschnittstechnologie befruchtet die Nanotechnologie<br />

ein breites Spektrum von Anwendungsfeldern, das sich von<br />

der Optoelektronik über die Umwelttechnik, die Chemietechnik,<br />

die Sensorik, die Biotechnologie bis zur Medizin <strong>und</strong><br />

Pharmazie hinzieht. <strong>Nanoröhrchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nanofasern</strong> stellen in<br />

diesen Bereichen eine vielseitige Plattform dar. Zu ihrer Her-<br />

34 © 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.chiuz.de Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 26 – 35<br />

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POLYMERFASERN<br />

| NANOTECHNOLOGIE<br />

stellung <strong>und</strong> weiteren Funktionalisierung wurden eine Reihe<br />

von speziellen Verfahren wie das Elektrospinnen <strong>und</strong> das Templatverfahren<br />

auf der Basis von <strong>Nanofasern</strong> <strong>und</strong> mesoporösen<br />

Materialien entwickelt. Sie erlauben die Präparation der Nanoobjekte<br />

aus Polymeren, Metallen, Keramiken, Gläsern <strong>und</strong><br />

Materialkombinationen. Die Integration solcher Objekte in<br />

größere Bauteile ist die nächste Herausforderung.<br />

Summary<br />

The nanotechnology, a cross-sectional technology par excellence,<br />

stimulates a broad spectrum of fields of applications extending<br />

from optoelectronics, sensorics, ecology, chemistry<br />

and biotechnology to medicine and pharmacy. Nanofibers<br />

and nanotubes are a highly versatile platform for such applications.<br />

To produce these nanoobjects a set of novel preparation<br />

techniques such as electrospinning and specific<br />

template approaches based on nanofibers and mesoporous<br />

substrates has been developed. Nanofibers and nanotubes<br />

consisting of polymers, metals, ceramics, glasses or combinations<br />

of such materials have thus become accessible. The<br />

integration of such nanoobjects in larger devices is the next<br />

challenge<br />

Literatur<br />

[1] M. Crichton, „Prey“, Harper Collins Publ. Inc. New York 2002.<br />

[2] H.F. Krug, Nachrichten aus der Chemie 2003, 51, 1241.<br />

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[19] J. Choi, K. Nielsch, M. Reiche, R. B. Wehrspohn, and U. Gösele, J. Vac.<br />

Sci. Techn. 2003, B 21, 763.<br />

[20] S. Richter, M. Steinhart, N. Gaponik, A. Eychmüller, H. Hofmeister,<br />

R.B. Wehrspohn, J.H. Wendorff, A. Rogach, M. Zacharias, Chem.<br />

Mater., eingereicht.<br />

Die Autoren<br />

Roland Dersch studierte Chemie in Marburg <strong>und</strong><br />

Edinburgh <strong>und</strong> beendete 2001 seine Diplomarbeit<br />

über die Herstellung komplex strukturierter Fasern<br />

durch Elektrospinnen. Seit 2001 promoviert er bei<br />

Prof. Wendorff am Fachbereich Chemie der Philipps-<br />

Universität Marburg mit einer Arbeit über Strukturen<br />

<strong>und</strong> Eigenschaften von <strong>Nanofasern</strong> aus Polymeren.<br />

Andreas Greiner studierte Chemie in Marburg <strong>und</strong><br />

promovierte dort 1988. Nach einem einjährigem<br />

Postdoc bei D. Pearson <strong>und</strong> H.-W. Schmidt in Santa<br />

Barbara, Kalifornien, erfolgte 1995 die Habilitation<br />

in Makromolekularer Chemie an der Universität<br />

Marburg. 1999 folgte er einem Ruf auf eine C3-Professur<br />

<strong>für</strong> Makromolekulare <strong>und</strong> Organische Chemie<br />

an die Universität Mainz. 2000 nahm er einen Ruf<br />

der Universität Marburg an. A. Greiner leitet seit<br />

1999 gemeinsam mit W. Heitz <strong>und</strong> J. H. Wendorff<br />

das TransMIT-Zentrum <strong>für</strong> Kunststoff-Forschung <strong>und</strong><br />

Nanotechnologie an der Universität Marburg. Seine<br />

Forschungsinteressen: klassische Monomer- <strong>und</strong><br />

Polymersynthese, Synthese von Funktionspolymeren,<br />

Nanowissenschaften <strong>und</strong> Nanotechnologie,<br />

Anwendung von Polymeren in Optik, Elektronik,<br />

Medizin etc. Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der<br />

Nanotechnologie erhielt er 2000 den Arthur K.<br />

Doolittle Preis der American Chemical Society <strong>und</strong><br />

war 2002 Steinhofer Lecturer der Universität<br />

Freiburg.<br />

Martin Steinhart studierte Chemie in Hamburg <strong>und</strong><br />

Marburg <strong>und</strong> fertigte seine Diplomarbeit in der Arbeitsgruppe<br />

von J. H. Wendorff an der Universität<br />

Marburg an. Im Verlauf der Doktorarbeit entwickelte<br />

er ein Verfahren zur Herstellung von <strong>Nanoröhrchen</strong><br />

durch Benetzung poröser Template. Seit 2003<br />

ist er Gruppenleiter in der Abteilung Gösele am <strong>Max</strong>-<br />

<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Mikrostrukturphysik, Halle. Seine<br />

Forschungsinteressen: komplexe eindimensionale<br />

Nanostrukturen <strong>und</strong> hierarchische Nanosysteme.<br />

Joachim H. Wendorff studierte Physik an der Universität<br />

Marburg <strong>und</strong> ging nach der Promotion als<br />

Postdoc zu Prof. F. P. Price an die University of Massachusetts,<br />

Amherst. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Universität Mainz<br />

war er zwischen 1976 <strong>und</strong> 1991 Leiter der Abteilung<br />

Physik am Deutschen Kunststoff-<strong>Institut</strong> Darmstadt.<br />

J. H. Wendorff habilitierte 1982 bei Prof. E. W.<br />

Fischer in Mainz. Er ist seit 1991 Inhaber eines Lehrstuhls<br />

<strong>für</strong> Physikalische Chemie an der Philipps-<br />

Universität Marburg. 2000/2001 war er European<br />

Visiting Professor am Key Centre for Polymer<br />

Colloids an der University of Sydney, Australien.<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Prof. Dr. J. H. Wendorff,<br />

Fachbereich Chemie<br />

Hans-Meerwein-Straße<br />

Philipps-Universität<br />

D-35032 Marburg<br />

Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 26 – 35 www.chiuz.de © 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim<br />

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